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Seite 8. Die Botlschaft von Gouverneur Johnson. Interessanter Ueberblick über die gegenwärtige Lage des Staates. Empfehlung für Sicherung einer glinzenden Zukunft. Zum dritten Male ist es meine Bflicht, wie es mein Recht ist, der Pegislatur meine Ansichten über sol— he Angelegenheiten kundzutun, wel he nach meinem Dafürhalten die Be—- völkerung im allgemeinen betreffen und dazu angetan sein mögen, die Wohtfahrt Aller zu fördern. Unsere Verfassung besagt, daß die Negierung zum Nutzen und zum Schutze des Volkes besteht. Die Re— gierung gewährleistet diese Wohltaten auch dem gesamten Volke, das einen Teil der Regierung bildet, und es ist Ihre und meine Pflicht, darauf zu achten, daß jedweder Bürger dieses Staates hinsichtlich jedes ihm durch die Verfassung garantierten Rechtes geschützt wird. Bei dem Erlasse von Gesetzen sollte nur eine einzige Regel gelten, und diese Regel heißt: gleiches Recht für Alle. Und ich weiß, daß Sie sich in Ih— ren Handlungsweisen von dem Grun— dsatze leiten lassen werden, allen Be— wohnern und allen Landesteilen ge genüber gerecht zu verfahren. Zum Glücke für uns alle hat die letzte Legislatur solch' gute Arbeit verrichtet, daß die nun vorliegenden Probleme nicht so zahlreich sind, wie in früheren Jahren. Diejenigen Probleme aber, welche wir zu lösen haben, sind nicht minder wichtig, und sie bedürfen daher der besten Ueber— legung und Willenskraft derer, wel— he in offizieller Eigenschaft mit den Geschäften des Staates in Verbin— dung stehen. Die Finanzen. Wir haben viele Ursache, uns zu der allgemeinen Prosperität der Be— völkerung und der ausgezeichneten Lage der Dinge im Staate zu be— glückwünschen. Ein Blick auf die Finanzen des Staates bestätigt dies vollauf. Aus dem Berichte des Staats— Auditors geht hervor, daß in den bei—- den letztvergangenen Jahren den fol— genden Staatsfonds nachstehend ver— Litnete Summen hinzugefügt wur— Permanenter Schulfonds, $1,885, 248.79:; Permanenter Universitäts— fonds, 824,959. 25; Fonds für In—- land- Verbesserungen, $16,185.85; Fonds für Sumpfländereien, 8331, 099.97. Der allgemeine Schulfonds hatte am 31. JZuli 1908 die erfreuliche Höhe von F 19,709,383.91 erreicht und beläuft sich nun auf nahezu $20,- 000,000. In diesem besonderen Punkte stehen wir an der Spitze sämtlicher Staaten. Von Jahr zu Jahr nimmt dieser Fonds zu, und die Zeit wird kommen, wenn er bei rich— tiger Ausnutzung unserer Hilfsquel— len, wie Minen, Waldungen ete., die Summe von hundert Millionen Dol— lars übersteigen wird. Der permanente Universitäts— Fonds beziffert sich insgesamt auf $1,413,817.35, der Fonds für In— landverbesserungen hat 82,939 671.62 zu verzeichnen, und der Sumpfland-Fonds verfügt über $1,243,272.35. Einnahmen und Ausgaben. Der Berechnung des Staats-Audi tors gemäß werden sich die Einnah— men des Staates im Jahre 1909 auf 88,265,690.67 belaufen, denen Aus— lagen in der Höhe von 87,735,916.86 gegenüberstehen werden. Für das Jahr 1910 sind die Ein künfte auf 86,940,000 und die Aus— lagen auf 6,425,800 abgeschätzt, und in 1911 werden die Einnahmen vor— aussichtlich 37,040,000 und die Ko— sten des Haushaltes 86,808,800 be— tragen. Um für diese großen Einkünfte und entsprechend bedeutenden Auslagen richtig Sorge zu tragen, ist große Vorsicht geboten. Durch Klugheit und Sparsamkeit sollten Ihre Maß— nahmen gekennzeichnet sein, aber es sollte nicht eine an Geiz grenzende Sparsamkeit obwalten. Bei der Fürsorge für unsere un— glücklichen Mitmenschen, bei der För—- derung und Entwickelung unserer Hilfsquellen, ja, bei der ganzen Hand— habung der Staatsgeschäfte, sollten wir zwar sparsam sein, aber nichts— destoweniger jede Sache von einem Standpunkte aus betrachten, der eine solch' weite Aussicht gestaltet, wie der Staat selbst. Wunderbare Entwickelung. Mit dem Jahre 1908 ist das erste halbe Jahrhundert von Minnesota's Geschichte zum Abschlusse gekommen, eine Periode bedeutungsvollen Fort schrittes. Aus einer Handvoll von Territo-- rial-Pionieren ist eine 2,200,000 Köpfe starke Bevölkerung geworden; hinsichtlich des Flächenraumes stehen wir unter den Bundesstaaten an zehn—- ter Stelle; vermögen unseres Reich tums, der laut Census 83, 343,000,000 oder $1,728 per Kopf beträgt, nehmen wir die neunte Stelle ein. Obwohl nur die Hälfte unseres Ackerlandes bebaut ist, so muß man uns doch schon unter den Ackerbau treibenden Staaten den vierten Platz einräumen, und unsere 200,000 Farmer bebauen nahezu 25,000,000 Aeres welche zusammen mit den Gebäulich— keiten, dem Viehbestand und den Ma— schinerien, einen Wert von 81,000, 000,000 repräsentieren und in dem soeben zum Abschlusse gelangten JFahre Erträgnisse im Werte von 3250,000,000, oder mehr als 8100 für jedes lebende menschliche Wesen innerhalb unserer Domäne, hervor— brachten. Als bedeutendster Brot- und Butterstaat der Welt liefert Minnesota ein Faß sfeinen Mehls und fünf Pfund bester „Crea— mery“-Butter für jede amerikanische Familie und noch ein beträchtliches Quantum für den Export. Unsere Weizenernte und Mehlfabriktion sind seit Jahren die bedeutendsten in der Welt, und die Cooperativ-Molkereien unserer Farmer, heute 800 an Zahl mit einem Erträgnis von 100,000— 000 Pfund, haben im Verlaufe der letztverflossenen zwanzig Jahre auf nationalen und internationalen Aus— stellungen mehr Preise davongetra gen, als irgend ein anderer Staat oder eine andere Nation. Nahezu die Hälfte der Gesamt— summe der öffentlichen Einkünfte, des Staates sowohl als der Gemeinden findet in Minnesota für die öffentlichen Schunlen Verwendung. Die sich auf 450,000 Köpfe belau— fende Zahl der eingeschriebenen Schü— ler ist größer als die gesamte Schüler—- zahl von Maine, Vermont, New Hampshire und Rhode Jlsland, wäh— rend die Staatsuniversität von Min— nesota mit 4,500 Studenten die viert— größte Anstalt ihrer Art in den Ver— einigten Staaten ist. Minnesota besitzt den größten per manenten Schul- und Universitäts fonds in der Welt. Das nördliche Minnesota. Wie bedeutend auch Minnesota's Aufschwung in den verflossenen fünf— zig Jahren sein mochte, so kann in dem bevorstehenden neuen Zeitalter der inneren und industriellen Ent—- wickelung doch noch Größeres bewerk— stelligt werden, und zwar durch die Bebauung und Entwickelung des nördlichen Minnesotas, der inter— essantesten, fruchtbarsten und ein— träglichsten GCegend Amerikas, welche bis jetzt nicht kultiviert wurde. Die— ser Landstrich von 55,000 Quadrat meilen enthält 2,000,000 Aeres Re— gierungsland für Heimstätten, etwa ein gleich großes Areal von Schul— ländereien, welche zu leichten Kauf— bedingungen veräußert werden, und ferner 15,000,000 Acres unbebauten Bodens, die ebenfalls unter günstigen Bedingungen erlangt werden können. Zwei Drittel dieser nördlichen Domä— ne sind bewaldet; im westlichen Teile befindet sich das größte Centrum für Weizenbau, und der nordöstliche Teil ist der bedeutendste Eisenerz-Produ— zent der Welt. Wir stehen nun im Begriffe, in ein neues industrielles Zeitalter ein zutreten, in welchem unser Reichtum aus natürlichen Hilfsquellen durch Minnesota'er Arbeiter und auf Min— nesota'er Boden in Bedarfsartite. aller Art aus Eisen und Stahl ver—- wandelt werden wird; Eisen- und Stahlwerke, Säge- und Getreidemüh— len, Papierfabriken und sonstige In—- dustrien werden infolge des reichen Rohmaterials im nördlichen Minne— sota in Aufschwung kommen, zumal sich dortseltst außerdein noch hinrei chende versügbare Wasserkraft befin— det, die nur von der Wasserkraft des Niagara-Distrikts übertroffen wird. Ein großes Hindernis für Minne— sota's höchste industrielle Entwicke lung war bisher der Mangel an Koh— len. Doch dieses Hindernis ist nun beseitigt, erstens durch die billigen Transportraten für Kohlen auf dem Wasserwege, und zweitens durch die neueren Errungenschasten betreffs weiter Uebertragung der elektrischen Kraft. Wenn auch Minnesota bis jetzt zum Nutzen von Kapital und Ar— beit im Osten Eisenerz im Werte von 3600,000,000 verschickte, so ruht doch in seinen drei Eisen-Ranges noch eine Nenge Erz, das von bedeutend höhe— cem Werte ist, als das in den letzten 256 Jahren versandte. Und die Be— irbeitung dieses Metalls, welche zu den logischen Gewißheiten der näch— ten Zukunft zu rechnen ist, bedeutet ne der wichtigsten Umwälzungen des FJahrhunderts auf dem Gebiete des vestlichen Fortschrittes der Industrie. Schon jetzt haben 600,000 fleißige and energische Leute, darunter 90,- „Der Nordstern,“ Donnerstag, den 7. Januar, 1909. 000 Fariner und 100,000 Arbeliler diesen nördlichen Distrikt zu ihren beständigen Wohnorte auserkoren; 18 Eisenbahnen, Minen, Mühlen, Holzlager, 270 Molkereien, 300 Staats. und Nationalbanken und hunderte von vortrefflichen öffentli chen Schulen befinden sich dortselbst im Betriebe. Wenn wir aber diese Fortschritte mit den noch vorhande— nen Hilfsquellen vergleichen, so dür fen wir das nördliche Minnesota ge trost als eine unbenutzte, reiche Mine bezeichnen, die der Tatkraft und des Unternehmungsgeistes, der Tüchtig— keit und der Fürsorge der jetzigen und zukünftigen Bevölkerung unseres Staates harrt. Bei solch' glänzenden Möglichkei— ten sollte durch liberale Zuwendungen für Schulen, Landstraßen und Brü— cken, Trockenlegung der Ländereien, Ermutigung zur Niederlassung, ver— nünftige Besteuerung, strenge Ge— sundheitsmaßregeln etc. sofort alles aufgeboten werden, um die Entwicke lung dieser Domäne herbeizuführen. Drainierung. Die Drainierungsfrage bedarf mehr wie je zuvor Ihrer eingehenden Erwägung. Bedeutende Fortschritte waren in den letztvergangenen zwei Fahren zu verzeichnen. Dank der weisen und generösen Maßnahmen der beiden letzten Legislaturen wur— den in diesem Zeitraume mehr Mei len von Staatsgräben angelegt, mehr Wasser von den Sumpfländereien ab— geleitet und mehr Land aufgenom— men, als in all' den früheren Jahren in der Geschichte des Staates. Im Einklang mit dem Drainie rungsgesetze hat die Kommission den Bau von 16 Staatsgräben angeord— net; für fünf weitere Gräben wurden die Vermessungen vorgenommen. Die 16 Gräben werden annähernd 8295, 457.73 kosten; hiervon entfallen auf den Staat $152,782.59; der Restbe— trag wird durch Besteuerung von Privatländereien von den respektiven Counties, in welchen die Gräben sich befinden, getragen. Von den Staats— ländereien erlangen 177,400 Aeres und von den Privatländereien 163,- 000 Aeres Vorteil daraus; der ge— samte Nutzen wird auf $341,300 ver— anschlagt. Es bedarf keines weiteren Argu— mentes, um den Nachweis zu erbrin— gen, daß der Staat auf dem in dieser Hinsicht eingeschlagenen Wege fort—- fahren sollte. Ich befürworte daher für Drainie rungszwecke liberale Bewilligungen, welche sich jedoch auf mehrere Jahre, etwa sechs, acht oder 10 Jahre, er— strecken, damit größere Arbeiten ohne Unterbrechung ausgeführt werden können. Einwanderung. Zweifelsohne werden der Legisla— tur Vorlagen unterbreitet, durch wel— che um große Zuwendungen für die Einwanderungs- Kommission ersucht werden. Es ist die Absicht, diese Sum— men dazu zu verwenden, um die Be— völkerung der Vereinigten Staaten und fremder Länder auf die Vorteile Minnesota's als Ackerbaustaat auf merksam zu machen. Wir bedauern alle den Umstand, daß die Farmerbe— völkerung nicht in dem Maße sich gehoben hat, wie dies bei den gün— stigen Bodenverhältnissen hätte er— wartet werden können. Die bisheri— gen Erfolge der von der letzten Legis— latur geschaffenen Einwanderungs— Kommission haben aber gezeigt, daß die Arbeiten der Behörde ihren Zweck erfüllten, und daher ist man auch allenthalben zu der Ansicht gelangt, daß eine weitere liberale Bewilligung für Einwanderungszwecke gut ange— legt sein würde. Besteuerung. Keine Frage, welche der Legisla— tur zur Erwägung vorliegt, ist von allgemeinerem und bleibenderem In teresse für das Volk als die Steuer—- frage. Wo immer eine Regierung be— steht, müssen Mittel zur Bestreitung eer Regierungskosten beschafft wer—- en. Es wird zuvörderst zugestanden, daß Steuern in der Weise auferlegt werden, daß sie im entsprechenden Verhältnisse zu dem daraus erwach—- senden Nutzen und der Zahlungsfä— higkeit der Besteuerten stehen; ferner wird zugegeben, daß diese Verhält— disse heutzutage nicht vorherrschend sind, sondern, im Gegenteil, die Steuerlast zu oft von Denjenigen ge— tragen wird, welche sie kaum zu tra— gen imstande sind. Wohl wissend, daß für die öffent— lichen Bedürfnisse Gelder aufgebracht werden müssen, soll es unser Bestre ben sein, die Besteuerung derart ein— zurichten, daß alle besitzenden Klassen zur gerechten und nur zur gerechten Stenerleistung herbeigezogen werden. Unter der bestehenden Verfassung wird beabsichtigt, alles Besitztum zu seinem vollen Geldeswerte abzu schätzen. Diese Bestimmungen haben wir aber nicht befolgt, und es ist nun allgemeine Gewohnheit geworden, di Abschätzung nur zu einem gewissen. Prozentsatz vorzunehmen. DEFECTIVE PAGE Ein bedeutungsvoller Vorschlag in dieser Hinsicht betrifft die Einfüh— rung des County-Assessor-Systems on Stelle der Township- und Stadt-- Assessoren. Dadurch könnten viele Uebelstände beseitigt werden, zumal wenn sich der Termin der Beamten auf vier Jahre erstrecken würde. Diese County-Assessoren sollten unter Auf— jicht der staatlichen Steuerkommission stehen, so daß allgemein geltende Maßregeln durchgesührt werden könn— ten. Besondere Aufmerksamkeit sollte die Legislatur der Besteuerung von Eisenerz und der Eisenbahnen wid— men. Ueber die zu befolgende Me— thode hinsichtlich des Eisenerzes werde ich der Legislatur eine Spezialbot— schaft zugehen lassen. Die Gesetze sollten dahin abgeän— dert werden, daß die Eisenbahnen ge— halten werden, ihre Steuern halb— jährlich zu entrichten. Die Cisenbahnen. Die Legislatur sollte sich eingehend mit der Ueberwachung der öffentlichen Korporationen und besonders der Re—- gulierung der Cisenbahnen und Fest setzung gleichmäßiger Raten in diesem Staate befassen. Die sogenannte Zweicents-Fahr— rate, welche nun seit einem Jahre und acht Monaten besteht, ist erwiesener— maßen hoch genug und keine Ursache ist vorhanden, warum der Staat nicht auf der Durchführung derselben als Maximalrate bestehen sollte. Das Bundesobergericht, die höchste Instanz in diesen Fällen, hat entschie den, daß die vorgeschriebenen Strafen zu hoch seien und im Widerspruche zu der Bundesverfassung stünden. Ent— sprechende Gesetzesmaßnahmen sollten erlassen werden, um diesen Fehler zu beseitigen. Als Beamte des Staates besteht keine Feindschaft zwischen uns und den großen Korporationen. Es wäre ein Verbrechen, ihre nützliche Betäti— gung zu beeinträchtigen, aber es ist nichtsdestoweniger unsere Pflicht, die gewaltige Macht der Korporationen in gewissen Grenzen zu halten, so daß jeder Bürger die ihm gebührende und gerechte Berücksichtigung findet. Erziehungswesen. Ein wirklicher Fortschritt auf dem Gebiete des Schulwesens kennzeichnet die letztverflossenen zwei Jahre. Die Schultermine wurden etwas verlängert, die Lehrer erlangten Ge— haltserhöhung, und die Zahl der Abiturienten in den Hoch- und Nor— malschulen und „Colleges“ hat zuge— nommen. Diese Bessergestaltung der Verhält— nisse ist nach meinem Ermessen in hohem Grade dem erfolgreich durchge— führten System der Zusammenkünfte der Schulbeamten zuzuschreiben. Es liegt im Interesse von hun— derttausenden von Schülern in unse— ren Landschulen, daß Männer und Frauen mit den besten erzieherischen Eigenschaften mit der Leitung unserer Landschulen betraut werden. Die Zeit ist gekommen, in der seitens der Lehrkräfte, mit Einschluß der Super— intendenten, ein bestimmter Befähi— gungsnachweis erbracht werden sollte. Diese Befähigung soll sirh aber nicht allein auf die Lehrgegenstände be— schränken, sondern sich auch auf päda— gogische Kenntnisse erstrecken. Um für den Lehrerstand fähige junge Leute heranzuziehen, dürfte es angebracht sein, ein den Verhältnissen des Staates angepaßtes Gesetz über Festsetzung eines Minimalsalärs zu erlassen, wie solche Gesetze in Massa chusetts, Indiana und anderen fort— schrittlichen Staaten der Union be— stehen. Dadurch würde auch eine gewisse Stabilität in der Lehrerschaft herbeigeführt werden, zumal wenn Schulbehörden das Recht erhalten, gute Lehrkräste sich auf längere Zeit perioden zu sichern. Allenthalben begünstigt man die Ftablierung einer beschränkten Anzahl en Ackerbauschulen. (Eine von dem Sprecher der letzten Legislatur, dem Deutschamerikaner Lawrence Johnson, eingebrachte Vor lage hat die St. Pauler „Volkszei tung“ s. Zt. warm befürwortet, und sie hofft, daß der Senat dem Ent— wurfe in diesem Jahre seine Zustim mung geben wird. Anmerkung der Nedaktion.) Manche Pläne wurden in dieser Hinsicht unterbreitet, und der meist anerkannte geht dahin, daß diese Schulen gemeinsam vom Staate und den resp. Counties, in welchen sie sich befinden, unterhalten werden sollen. Versicherungswese. In der letzten Legislatursitzung wurden unsere Versicherungsgesetze in solchem Maße umgeändert, daß sie, nach meiner Ansicht, nun den besten derartigen Gesetzesbestimmungen ir— gend eines Staates ebenbürtig zur Seite gestellt werden können. Wenige Empfehlungen sind auf diesem Gebiete zu machen. Wir ha— ben in diesem Staate allgemein gül— tige Bestimmungen für Feuer- und Lebensversicherungs-Policen, und so zufrieden ist die Bewölkerung mit die sen Maßregeln, daß gleiche Bestim mungen auch für die Unfall-Versiche rungen eingeführt werden sollten. Arbeiter-G.sehgebung. Bei dieser Gelegenheit möchte ich allen Ernstes meine schon früher ge— machten Vorschläge hinsichtlich eines Gegenstandes wiederholen, der nach meinem Dafürhalten von der größten Wichtigkeit für alle Klassen der Ar— beiterschaft dieses Staates ist und der sich auf die allgemeine Gesetzeslehre bon der Unverantwortlichkeit des Ar— beitgebers einem Angestellten gegen über bei Unfällen, welche durch die Nachlässigkeit eines Mitarbeiters ver— schuldet wurden, bezieht. Es scheint mir, daß die Zeit ge— kommen ist, wann diese bisher gül— tige Bestimmung (Fellow Servant Rule) in allen Industriezweigen auf gehoben und die Industriellen selbst gehalten werden sollen, die Verant wortung für Unfälle zu sibernehmen, anstatt diese dem armen, unglücklichen Arbeitsmann aufzuladen, der vielfach nicht imstande ist, für sich und die von ihm abhängige Familie eine Unfall— versicherung aufrecht zu erhalten. Im Eisenbahnbetriebe ist diese Un verantwortlichkeits - Bestimmung seit langem abgeschafft und sie sollte auch in allen anderen größeren Geschäfts— unternehmungen abgeschafft werden. Freier Arbei'sachweis. Durch Vermittelung der freien Ar— beitsnachweis-Bureaus in St. Paul, Minneapolis und Duluth erhielten bis zum 1. August 1908 insgesamt 36,473 Personen Beschäftigung, und die Kosten des Staates beliefen sich durchschnittlich auf 40 Cents pro Person. Vielfach laufen Klagen ein über Schwindeleien seitens der privaten Arbeits-Agenturen. Zur Verhinde— rung solcher Betrügereien sollten wei— tere Maßregeln getroffen werden, um die hilfslosen Stellensuchenden vor Verlusten zu beschützen. doldatenheim. Mehr als vierzig Jahre sind seit dem Bürgerkriege verflossen. In die— sem gewaltigen Hampf haben Männer ihr Leben auf's Spiel gesetzt für die Erhaltung der Union. Die Ueber— lebenden verdienen die Dankbarkeit des Vaterlandes und der Bürger schaft. Die Bundesregierung hat viel für die Veteranen getan, und auch unser Staat versuchte, durch die Er—- richtung eines Soldatenheims seine Schuld den Veteranen gegenüber ab— zutragen. Die Verwaltung des Heims war zufriedenstellend; aber neue Hospitalbequemlichkeiten und für die Abteilung der Frauen und Witwen sollte ein neuer Anbau errich— tet werden; auch sind bessere Schutz vorrichtungen gegen Feuersgefahr notwendig. Staatszuchthaus. Im Staatszuchthause kommen die besten Reformmethoden zur Anwen— dung. Die Fabrikanlage für Herstellung von Ernteschnur hat von Jahr zu Jahr zugenommen und der Farmer— bevölkerung ist dadurch großer Nutzen erwachsen. ; ; Auf Grund eines neuen Gesetzes ist auch eine Fabrik zur Herstellung von Erntemaschinen eingerichtet worden. Im vergangenen Jahre wurden ein Binder und eine Mähmaschine dort selbst hergestellt, und die Behörden sind davon überzeugt, daß die Fabri— kate zufriedenstellend sind. Bei Beschäftigung sämtlicher Ge— fangenen wäre es den Berechnungen zufolge möglich, durch die beiden Fa— bribanlagen einen Jahresprofit in der Höhe von $300,000 zu erzielen. Für die vollständige Ausstattung dieser Anlagen sollten daher anstands. los die nötigen Mittel zur Verfügung gestellt werden. Zur Ausführung der Pläne muß ein neues Zuchthaus so rasch wie mög—- lich erbaut werden. Die Gelder hier für könnten durch Verausgabung von Zertifikaten beschafft werden, welche in einigen Jahren durch die Einkünf te der Fabriken selbst eingelöst werden könnten. HNahrungsmittel-Department. Molkereibetrieb ist einer der wich tigsten Industriezweige in Minne-- sota. Große Fortschritte sind auf diesem Gebiete aufzuweisen. In den Molkereien wurden im Jahre 1907 insgesamt 87,044,817 Pfund Butter hergestellt, und den Milchlieferanten wurden 818,912,042.59 ausbezahlt. Unsere Molkereiprodukte haben einer Wert von $40,000,000. Die Nahrungsmittelgesetze wurden strikt und gerecht durchgeführt. Die „Liquor“-Gesetze setzen keinen „Standard“ für Reinheit fest. Es sollte bestimmt werden, daß an den Gebinden Etiketten angebracht wer—- den, welche genau den Käufer über die Qualität der Waren unterrichte» Vieh-Sanitätsbehörde. 2 ———— Die staatliche Viehbehörde hat gute 7 Dienste geleistet. 22 Ansprüche von Viehzüchtern im Be. trage von 827,298.68 für krantkes 2 Vieh, welches auf Anordnung des Staates getötet wurde, konnten jedoch- ʒ am 1. August 1908 wegen Mangels an Geldern nicht beglichen werden. Die Behörde verlangt zur Durchfüh- rung ihrer Arbeit um Bestreitung der Ansprüche eine Extrabewilligung von 350,000 und eine bestimmte jährliche Zuwendung im Betrage von $60,000. O ffentliche Korporatioun. 2 —— —— Minnesota hat bis jetzt nicht die - 4 Frage bezüglich staatlicher Regulie- ung von Straßenbahnen, Telephon— ; und Telegraph-Kompanien und Elek— 27 trischlicht - Gesellschaften ete. aufge nommen. Und dost ist diese Sache von ebenso großer Wichtigkeit, wie die Kontrolle über Eisenbahnen und Lagerhäuser. Ein Gesetz, ähnlich demjenigen von Wisconsin, zur Ueberwachung der : öffentlichen Korporationen sollte ein- geführt werden. ; Primärwah!-Gesetz. Zweifelsohne sind einige Modifi— kationen in unserem Primärwahl-Ge— setz notwendig. Das Prinzip ist aber richtig, und so jsehr bin ich hiervon überzeugt, daß ich Sie ernstlich er— suche, die Bestimmungen auf sämt— liche wählbaren Staatsbeamten aus zudehnen. Staats-Universität. KHeine einzige Anstalt im Staate kommt hinsichtlich ihrer Wichtigkeit der Staatsuniversität gleich. Da Er— ziehung in erster Hinsicht eine gute Bürgerschaft bedingt, so ist dieses Institut, welches die Spitze unseres Erziehungssystems bildet, unser Stolz. Mit der gewaltigen Entwickelung dieser Anstalt sind auch die Betriebs kosten gestiegen, und die leitende Be hörde steht fortwährend einem schwie— rigen Finanzproblem gegenüber. Diese finanzielle Ungewißheit sollte beseitigt werden, und zu diesem Be— hufe wird empfohlen, an Stelle der bisherigen 23/100 Mill-Steuer eine 14 Mill-Steuer einzuführen. Sanität. Die Wichtigkeit des öffentlichen Sanitätswesens wird immer allge meiner anerkannt. In Minnesota sollten ganz beson ders Anstrengungen zur Bekämpfung der Lungenschwindsucht und Unter drückung von Typhus gemacht wer den. Größere Aufmerksamkeit ist Ein— richtung von Schulgebäuden hinsicht lich Lichts und Ventilation zu wid men, und Schulräume in Erdgeschos-- sen sollten entschieden verboten wer den. Zweckdienliche Maßnahmen zur Unterdrückung der Tollwut sollten seitens der Legislatur getroffen wer den. Gemeinsames Ziel. Wir leben in einem der größten Gemeinwesen der amerikanischen Union, gegen welches wir große Ver pflichtungen haben. Je höher die Entwickelung und Prosperität des Staates steigt, desto größer wird die Verantwortung und Arbeitsleistung der gesetzgebenden und ausführender Organe des Staates. Was auch immer unsere persön lichen und politischen Ueberzeugungen und Ideen sein mögen; unsere Pflich ten und Absichten, dessen bin ich sicher, können nur dahin zielen, die höchsten öffentlichen Interessen unseres Ge-- meinwesens zu schützen und zu foör dern. Eine und dieselbe Bevölkernng hat uns für unsere Stellungen anserko—- ren, um der einer gemeinsamen Sache zun dienen; und daher ist unsere Mis sion ein nund dieselbe, nämlich mit unseren besten Kräften innerhalb der Grenzen der Verfassung dem Staate als Gesamtheit zu dienen, wie wir uns hierzu eidlich verpflichtet haben. Was immer unsere besondere Ver pflichtung gegen Parteien, Klassen und Gruppen erscheinen mag, diese Pflichten verschwinden und werden tatsächlich und vor dem Gewissen auf gehoben durch die eine Verpflichtung dem Gemeinwohl des Staates Minne sota zu dienen. Es gibt sicherlich kei ne Verpflichtung gegen eine Partei, eine Klasse oder eine Gruppe, die gleichwertig wäre mit unserer eidlich eingegangenen Pflicht gegen den Staat als Ganzes, der alle Parteien, Klassen und Sektionen umfaßt. Wenn wir unsere höchste Pflicht gegen die Gesamtheit erfüllt haben, dann haben wir auch unseren Ver pflichtungen gegen jeden einzelnen Teil Genüge geleistet. ẽ A 1 1 x “ —— 14 1 3 Ax s ¡