Zweiter EhetL
Sommerzeit.
int will's int 'Sinti allmählich Abend
werden,
Uitb Silberduft steigt and den Grüll
dcn auf,
Int
Spätlicht blinkt des Kirchthuruis
gold'ner Knauf.
Und sanft verhallt das Glockenspiel
der Heer den.
vitn Westen schlimmem gold'ne
Strahlenbrücken,
Und durch die sornnierliche Feierruh'
Zieh'n nun die Schnitter ihren Hüt
teil zu.
tb' und lu'ftauOt, die Sensen
iibcr'm Rücken.
iMmitbcn ruht die gold'ne Last der
Garben,
Im Winde 'dnuimmt ein Hauch
Wenn wir daher als katholische El
tern am Schulanfang, wieder ein
mal ein kurzes Halt machen, um in
treuer Sorge um unsere Lieblinge
Ausschau zu halten nach einem Insti
tut, das sie unterweisen soll in den
verschiedenen Gebieten nützlichen Wis
sens, dann kann und darf es für
uns kein anderes Motto geben als:
Für mein Kind eine katholische Schu
le. Es hat Zeiten gegeben in unse
rem Lande, in denen die Unerläßlich
feit eigener unabhängiger Schulen
nicht allerwärts in katholischen Krei
sen das zu erwartende Verständniß
fand. Langsam, aber stetig nahm die
zumeist von einsichtigen und weitblick
enden deutschen Männern mit aller
Entschiedenheit verfochtene Anschau
ung, daß die Rettung der Jugend die
Religionsschule fordere, ihren siegrei
chen Lauf durch die katholischen Ge
meinden. Und wo einmal die klare
Erkenntniß in die Herzen eingedrun
gen waren, da waren keine Mühen,
keine Opfer zu groß, dem weisen Ge
danken die weise That folgen zu las
sen. Nie wird die Geschichte dem
abtretenden Geschlechte und seinem
edlen Vorgänger es vergessen können,
welche unschätzbaren Dienste sie zu
nächst der katholischen Kirche, dann
aber auch dem neuen Vaterlande, in
seltener Uneigennützigfeit und Hoch
herzigkeit erwiesen haben. Die von
ihnen gepflanzten goldenen Samen
körner haben sich aufgethan und be
ginnen schon, eine herrliche Blüthen
Pracht zu entfalten und schöne, edle
Früchte zur Reise zu bringen.
An uns ist es, diese Früchte durch
unablässige Pflege zu vermehren und,
wo nothwendig neuen Samen zu
streuen, indem wir unsere Kinder den
bestehenden katholischen Schulen zu
führen und fye nöthigen Bausteine zu
neuen Schulen herbeischaffen. Das
bringt auch für uns neue und manch
mal recht schwere Opfer mit sich. Aber
wir wollen doch an Edelsinn und
Opfermuth unseren Vorfahren nicht
nachstehen. Und dann um welchen
Preis bringen wir die Opfer! Es
steht das Beste, das Höchste, was hier
auf dieser Erde dem Menschen gege
ben, auf dem Spiele: Die hl. Reli
gion. Wer wollte da zögernd und
zweifelnd zur Seite stehen und seine
Kinder Gefahr aussetzen, daß sie ei
^NNWWß'WWN
39. Jahrgang
Von
reifemßorit,
Und in den Wolfen taucht das schmale
Horn
Mondes auf und schimmert bern-
TV«
steinfarben.
Der Tag versinkt in lichte Purpur
schleier,
Und auf der Schöpfung reinem Hoch
altar
Bringt die Natur sich selbst zum Op
fer dar
Und rüstet sich zur stillen Sabbath
feier.
Schulanfang
Das Zeitenrad bewegt sich unauf
haltsam vorwärts. Kaum daß wir
uns dessen so recht bewußt werden, ei
leu die Jahre an uns vorüber. Nur
ab und zu greifen wir etwas tiefer
und gedankenvoller in ihren einförmi
gen Lauf hinein, um uns wieder et
was mehr auf uns selbst zu besinnen
und einen schärferen Blick vor uns in
die verschleierte Zukunft zu werfen.
Wer weiß, was in diesem dunkeln
Brachfelde alles für uns verborgen
liegt? Niemand kann es uns sagen.
Und doch sind wir durchaus nicht
ohne Einfluß gelassen auf die Gestal
tung des Bildes, das sich in kommen
den Jahren dort uns darbieten wird.
Vor allem sind wir im Besitze des er
sten und notwendigsten Mittels, das
und segensreicher Früchte den Aus
schlag gibt: Unserer hl. Religion. Sie
ist die erwärmende Sonne, die uns
durch ihre leuchtende Kraft den Weg
durch das vor uns liegende Chaos
bahnen hilft und uns dem sicheren
Erfolg entgegenführt.
nes so hoben Gutes verlustig gehen
oder daß ihnen seine lieblichsten
Schönheiten verborgen bleiben! Ei
nem der bestbekannten Bischöfe des
Landes ist diese Gefahr so groß er
schienen, daß er es für nöthig hielt,
dieser Tage einen eigenen Hirten
brief an Klerus und Volk seiner Diö
zese zu richten und darin alle aufzu
fordern, mit vereinter Kraft der sich
immer mehr über das Land ausbrei
tenden,verderbenbringenden Fluth der
Frreligiösität durch ideelle und mate
rielle Unterstützung der katholischen
Schule einen machtvollen Tamm ent
gegenzusetzen. Als nothwendige Fol
ge der Religionslosigkeit nehme auch
die Unmoral zusehends überhand, und
auch dagegen sei wiederum der beste
Sckmtz die katholische Schule mit ih
rem religiösen Unterricht.
Die Beachtung dieser Frage stellt
sich also als strenge Pflicht der katho
lischen Eltern dar, und nicht nur, wo
es sich um den Besuch der Pfarrschule
handelt, sondern auch bei der Aus
wahl der Unterrichtsinstitute höherer
Ordnung, der Hochschulen und Col
leges. -Gerade in den Jahren, da
der heranwachsendeKnabe und das auf
blühende Mädchen die ersten merkba
ren Schritte in das Leben zu machen
beginn, da dem erwachenden Verstän
de in rascher Folge ungezählte Räth
sel- Aufgaben zur Lösung sich darbie
ten und da auf den noch ungestählten
Willen voll allen Seiten manchmal
schier übermächtige Versuchungen ein
stürmen, tliut es der jungen Seele
am meisten noth, daß um sie her ein
schirmender Schutzwall aufgerichtet
werde. Und den gibt ihr die religiöse
Unterweisung. Darum auch hier die
Parole: Katholisches Lehrinstitut.
Nativisten ins Stamm
buch.
Den Fremdenhassern und Einwan
derungsgegnern hat Charles W.
Eliot, der frühere Präsident der Har
vard Universität, eine schlageyde Wi
derlegung ihrer vetz-„Argumente"
geliefert. Die Nativisten behaupten
bekanntlich, an der Ueberfüllung un
serer Irrenhäuser sei einzig und al
lein die Einwanderung schuld, denn
die Einwanderer stellten den größten
Prozentsatz der Irren. Professor
Eliot, der dieser Tage in Buffalo vor
dem internationalen Kongreß für
Schulhygiene einen hochinteressanten
Vortrog hielt, macht für den geisti
gen und körperlichen Niedergang un
serer Rasse, wo immer er sich zeigt, das
gedrängte Zusammenleben in großen
Städten und die Fabrikarbeit verant
wortlich. Die moderne industrielle
Entwicklung ist nach Professor Eliot
die Ursache der Zunahme der Irrsin
nigen und geistig Minerwerthigen.
Die Einwanderung an und für sich
kann daher gar nicht für die „Ueber
füllung unserer Irrenanstalten" ver
antwortlich sein, denn die Einwände
rer kommen in ihrer großen Mehr
zahl aus ländlichen Gegenden, die
bisher ovn den verheerenden Wir
kungen der modernen Industrie tier
schont geblieben sind.
Wenn also viele Einwanderer dem
Irrsinn verfallen, sind unsere ame
rikanischen industriellen Verhältnisse
daran schuld. Nicht weil sie aus frem
den Ländern« stammen, befallen viele
Fabrikarbeiter dem Irrsinn, sondern
we?l die geborenen Amerikaner nur
zu gern die schwere Fabrikarbeit den
eingewanderten Elementen überlassen
und weil die Arbeit in den Fabri
ken die Gesundheit untergräbt. Ein
Verbot der Einwanderung würde da
her unsere Irrenanstalten nicht ent
völkern. Unsere Fabriken würden
nach wie vor dieselbe Anzahl von
Opfern liefern. Wenn die Irrenhäu
ser entvölkert werden sollen, mutz
man für gesündere Arbeitsverhält
nisse in den Fabrikräumen sorgen, die
Arbeitszeit verkürzen, einen Mütter
schutz einführen und die Kinderarbeit
verbieten. Aber von derartigen vp
nünftigen Vorschlägen wollen natür
lich die verbohrten Nativisten nichts
wissen.
Erntesegen.
Wie köstlich sind doch die Tage der
Reife, wo die gütige Natur das Werk
der emsigen Menschenhände durch
tausendfachen Segen krönt! Warm
und strahlend liegt die Sommersonne
über den üppigen Fluren, und
aus den Feldern steigt der eigenar
tig satte Duft von reifem Getreide.
Wohin das Auge blickt, sieht es die
Leute bei der Arbeit hoch und
immer höher thiirmt sich die körner
schwere Last und unübersehbar scheint
der Reichthum an goldgelbem Weizen,
an wogendem Korn, an kräftigem Ha
fer und an saftiggrüner Gerste. Freu
dig schafft der Landmann mit den
Seinen vom frühesten Morgen an,
denn jetzt darf er den Lohn einheim
sen für die schwere Mühsal, für die
Sorgen und die Zweifel, die ihm
Frühling und Sommer gebracht. Wie
sorgfältig er auch gepflügt und die
Samenkörner in den Schoß der Erde
gelegt, immer war das Gedeihen von
dem ktunifcheu Wettergott abhängig,
der durch späten Frost, durch Hagel
schlage und Gemitterstürme die Saat
vernichten konnte. Dankbar faltet er
ant Abend die durchfurchten Hände,
um dem Höchsten für den Erntesegen
zu danken und mit dem Tank vereint
der Wortkarge die schlichte Bitte um
trockene, sonnige Wärme, bis er die
köstlichen Schätze glücklich in der
Scheune untergebracht. Aber noch ist
es nicht so weit, noch heißt es sich
bücken und die Sense schwingen, die
Garben binden und aufschichten.
Friedliche Thätigf'eit eint alt und
jung, stiller werden die Reden, lang
famer die Bewegungen,^ wenn der
Nachmittag in schwüler Gluth sich
über die Lande senkt. Und wenn das
feierliche Läuten der Vesperglocke vom
Dorfkirchlein erklingt, oder die un
tergehende Sonne zum Aufbruch
mahnt, dann erwacht das junge Volk
wieder zur gewohnten Fröhlichkeit,
lachend und scherzend wird der Heim
weg angetreten Nur die Alten blei
ben schweigsam und ihre Blicke folgen
sinnend der lachenden Jugend. Wie
ein Rückerinnern geht es durch ihre
Seelen. Au die selige Zeit denken
sie, wo auch sie noch jung und heiter
durch die Felder schritten, wo ihres
Lebens Ernte noch vor ihnen lag.
Jetzt haben sie das Glück der Blüthen
und den Segen der Reifezeit hinter
sich und in frohem Gottvertrauen se
hen sie dem Tag entgegen, wo der
große Schnitter die Sense für sie be
reit hält. Es sind seltsame Gedan
ken, die so ein Erntetag in den: Men
schen auslöst. Er sieht das kleine,
unscheinbare Samenkorn, wie es durch
das geheimnißvolle Walten der Na
tur zu der köstlichen Vollendung reist,
er sieht die vollen Halme und dane
ben die tauben und das Ganze ist
ihm wie ein Sinnbild des irdischen
Lebens. Erst die junge, keimende,
zum Lichte dringende Saat, dann die
Tage der Reife, die die guten und
schlechten Anlagen zur EntWickelung
bringen und zuletzt das unabwend
bare Sterben zu einem neuen und an
deren Ziel. Gleichen nicht die mei
sten von uns den im Winde beweg
ten Halmen? Ist das grausame
Schicksal nicht der Gewittersturm, der
vernichtend in unserer Blüthenträu
me fährt? Und doch können wir alle
den reichsten und edelsten Erntesegen
haben, wenn wir nur Liebe säen, Lie
be, Güte und Duldsamkeit das
sind die drei Samenkörner, die die
herrlichste Ernte reisen lassen:
„So sei und reife.
Wie viel du auch litt'st.
Daß alle froh werden.
Wenn du ins Zimmer trittst!"
Wird's anders kommen?
Wenn die deutsche Regierung, wie
sie es in der Erklärung, welche sie
dem Generalkonsul F. Bopp aus San
Francisco, Cal., per Kabel übersendet
hat, die Ablehnung der offiziellen
Betheiligung Deutschlands an der
Panama-Pacific-Ausstellung in San
Francisco damit begründet, daß sie
1 v.-/,
St. Floub, Minnesota, Donnerstag, den 4. September, 1913 Nummer 42
in dieser Sache, wenn auch mit schwe
rem Herzen, der Thatsache Rechnung
tragen müsse, daß die deutsche Indu
strie keinen Vortheil in der Beschick
ung der Ausstellung erblicken könne,
so haben wir kein Recht, an der Auf
richtigkeit dieser Erklärung zu zwei
fein. Aber dann liegt vielleicht ge
rade in dieser Erklärung selbst die
wüyschenswerthe Lösung dieser An
gelegenheit. Wenn kein anderer
Grttnd für die Ablehnung der Bethei
ligung vorliegt, als dieser und
wenn dann der deutschen Regierung
vielleicht klar und deutlich, sozusagen
„ad oculos" demonstriert wird, daß
die deutsche Industrie zu anderer und
besserer Einsicht gekommen ist und in
folge dessen den Wunsch hat, sich an
der Ausstellung zu betheiligen, dann
dürfte die deutsche Regierung kaum
auf ihrem bisherigen Beschlüsse be
harren können.
Diese Gesinnungsänderung in den
Kreisen der deutschen Industrie her
beizuführen, das ist jetzt die Aufgabe
der amerikanischen Regierung, der
Vertretung Deutschlands in Washing
ton, des gedämmten Deutschthums der
Ver. Staaten, und vor allem der
Deutschen in San Francisco selbst
und des hiesigen Deutsch-Amerikani
scheu Ausschusses der Weltausstellung.
Was die Regierung in Washington
anlangt, so wird von dort gemeldet,
daß das taats-Departement die
Hoffnung durchaus noch nicht aufge
geben habe, die deutsche Regierung
schließlich doch noch zur Annahme der
Einladung zur Ausstellung zu bewe
gen! Und der Generaldirektor der
panamerikanischen Union John Bar
rti^ hat ein Telegramm gesendet, in
welchem er sagt: „Ich bin davon über
zeugt, daß die europäischen Regie
rungen und die Geschgsts-Organisa
tionen eine unheilvollen Fehler bege
hen werden, wenn sie an der Aus
stellung nicht th eilnehmen. Thatsache
ist, daß das durch die Ausstellung zu
erreichende Gebiet sich nicht allein auf
die Vereinigten Staaten, sondern spe
ziell auf das ganze lateinische Arne
rika, auf Australien, Neu-Seeland,
Ostasien und Canada erstreckt." Was
nun ferner die Thätigf'eit unseres
Deutsch-Amerikanischen Ausschusses
für die, Ausstellung anlangt, so ha
Ben wir darüber erst kürzlich in einer
Erklärung des Präsidenten dieses
Ausschusses, des Herrn Edward F.
Delger, berichtet. Es ist zu hoffen
und mit großer Bestimmtheit zu er
warten. daß alle diese Bemühungen
ihre Früchte tragen werden und daß
schließlich doch noch eine offizielle,
oder, falls das wirflich nicht mehr
möglich fein sollte, eine nicht offizielle
Betheiligung Deutschlands an unse
rer Ausstellung stattfinden wird, wel
che dieser selbst und der deutschen In
dustrie würdig ist.
Vorwärts mit der Tarif
bill.
Es hat nunmehr den Anschein, oder
es ist sogar die Wahrscheinlichkeit vor
handen, daß einige der progressiven
Republikaner im Senat doch schließ
lich bei der Schlußabstimmung für die
Tarifbill stimmen werden, nachdem
sie
zuvor ihren Protest
gegen
einzelne
der Bestimmungen und Widersprüche
in der Bill ausgesprochen haben wer
den. Unzulänglichkeiten und Wider
sprüche sind in der Vorlage und dies
wird auch von ihren aufrichtigen
Freunden zugegeben. Aber sie bildet
einen Schritt vorwärts in der Rich
tung einer Revision der Zölle nach
unten und es wird Bei der Schlußab
stimmung sich lediglich nur noch da
rnm handeln, ob das dem Volke ge
gebene Versprechen einer aufrichtigen
Tarif-Revision gehalten oder ob der
nichtswürdige Payne-Aldrich-Tarif
weiter auf dem Lande lasten soll.
Die progressiven Republikaner Hat
tert im Senat schon im Jahre 1909
gegen den Payne-Aldrich-Tarif ge
stimmt. Wenn er nun durch ihre
Stimmen auch fernerhin aufrecht er
halten würde, so würden sie nicht nur
gegen ihr eigenes Prinzip handeln.
WMMMMsssi
sondern sicherlich auch das Vertrauen
ihrer Konstituenten verlieren. Zur
selben Zeit handelt es sich jetzt nicht
darum, einen Tarif zu Stande zu be
kommen, der in allen Einzelheiten
vollkommen ist und allen Ansprüchen
genügt, sondern einen Tarif, der
zeigt, daß man der deutlich ausge
sprochenen Forderung der großen
Masse des Volkes nachzugeben willens
ist. Was die Geschäftswelt, vor allen
Dingen aber die Importeure beson
ders verlangen, das ist das, daß sie
endlich Ruhe erhalten, das heißt, ihre
Geschäfte mit Gewißheit erledigen kön
nen. Zur Zeit sind sie noch immer
im Zweifel, wie sich die einzelnen
Zollsätze am Ende stellen werden und
natürlich stockt das Geschäft, wodurch
wiederum das ganze Land in Mitlei
denschaft gezogen wird. Möglichst,
schnelle Erledigung, sofortige Erledi
gung der Tarif bill ist daher das Lo
sungswort, und es ist mit Freudell
zu begrüßen, daß die Republikaner
neuerdings beschlossen haben, von
weiteren, langen und allgemeinen
Tarifdebatten. abzusehen.
Aufgabe der Katholiken
im 20. Jahrhundert.
Bei der Konstanttnfeter in Rotten
bürg hielt Bischof v. Keppler eine
Rede über die Aufgaben der Katholi
ken im 20. Jahrhundert. Unter an
derem führte er folgendes aus:
Wir Katholiken müssen diesmal,
wie es scheint, die ganze Menschheit
vertreten. Dieses Jahrhundert-G?
dächtniß zu feiern, wäre wirklich
Sache der ganzen Menschheit: es wäre
Pflicht aller Christen, sich zu freuen
über diesen Sieg des Christenthums
Pflicht aller, die auf Freiheit, Men
schenwürde, Recht der Persönlichkeit
halten, sich zu freuen darüber, daß
tor 1600 Jahren diese hohen Güter
und Werthe triumphierten über rö
mische und heidnische Tyrannei, über
Cäsarenwahnsinn. Aber merkwürdig,
wie da die moderne Menschheit auf
einmal ihr gerühmter historischer
Sinn, ihre Freude an Jubiläen, ihre
Begeisterung für Freiheit und Per
sönlichfeit verläßt. Sie steht fühl und
teilnahmslos bei Seite und überläßt
es uns, dies Jubiläum zu feiern.
Das wäre fount zu begreifen, wenn
es nicht gor so Begreiflich wäre es
handelt sich eben hier um die christ
liche Religion, um die Kirche: ihnen
kam in erster Linie jene Freiheit zu
gute aber Freiheit für die Religion,
Freiheit für die Kirche darüber
können und wollen heutzutage viele
sich nicht mehr freuen. Um so mehr
Grund hoben wir, dos Gedächtniß
festlich zu begehen. Wir müssen fra
gen: was ist die Moral aus der Ge
schichte? Diese lehren uns die eigent
lichen Sieger des Jahres 313. Das
waren nicht die römischen Soldaten,
das waren die, welche seit 300 Jah
ren den Kampf bestanden Hattert, nicht
die, welche sieginbelnd in Rom einzo
gen, sondern die, welche Gott dankend
zur Hervorbringung wirklich gesunder
aus den Tiefen der Erde heraufstie
gen: welche wehrlos um Christi wil
len alle Martern auf sich nahmen und
ihr Blut vergossen. Sie sind die Sie
ger: sie haben der Kirche die Frei
heit erkämpft. Und sie rufen heute
uns zu: Schauet auf uns und folget
unserem Beispiel, ihr Katholiken des
20. Jahrhunderts. Ihr habt zu käm
pfen für das Christenthum und die
Kirche, ähnlich wie wir, habet zu
kämpfen gegen ein modernes Heiden
thum, habet zu klagen über viele An
feindung und Freiheitsbindung
machet es wie wir, verzaget nicht, er
lahmet nicht: nur durch Arbeit und
Opfer, durch Leiden und Streiten,
durch Tragen und Dulden können
bessere Zeiten herbeigeführt werden
machet besten Gebrauch von der Frei
heit, die euch belassen wird, sie sei
groß oder klein, und ihr werdet mehr
Freiheit verdienen und erringen.
Darin sind jene Christen leuch
tende Vorbilder für alle Zeiten ge
worden. Durch gewissenhafteste Aus
nützung des Mindestmaßes von Frei-
..„-5^,.,,'
heit haben sie sich und der Kirche
das Bollmaß von Freiheit erkämpft.
Man nahm ihnen die Freiheit, im
Lichte der Sonne zu othmen da gru
Ben sie sich ein in die Erde, und be
teten und opferten in den unterirdi
schen Katafomben! Man verschloß ih
nen die Zugänge zu den Katakomben,
da gruben sie sich geheime Eingänge
durch die Sandgruben. Man verbot
ihnen jede christliche Gemeindebil
dung, da einigten sie sich in Vereinen
von Todtengräbern, die nach dem Ge
setze erlaubt waren. Ja, wenn alle
Christen des 20. Jahrhunderts jede
Freiheit so ausnützen würden, wie
jene Christen der ersten drei Jahr
hunderte, dann stände es besser um
die Sache des Christenthums in un
seren Tagen, dann hätte das moderne
Heidenthum in unseren Tflgen gar
nicht in diesem Maße um sich greifen
können, dann würde auch noch der
Kirche mancher Tag der Freiheit auf
leuchten. Aber wie viele Freiheit,
den Glauben zu bekennen, für Chri
stenthum einzutreten, bleibt unbenützt
wegen Saumseligkeit, Verschlafen
heit, Gleichgültigkeit, namentlich we
gen jämmerlicher Menschenfurcht
dies ist der Knochenfraß,der so manche
Männerkraft lahmgelegt, die nament
lich unsere Jugend ansteckt. Wir müs
sen uns befreien aus der Sklaverei
der Menschensurcht, dann muthig und
entschieden unsere persönliche Freiheit
ausnützen int Privatleben, im Fami
lienleben, im öffentlichen Leben
das thut noth in heutiger Zeit, und
nur um diesen Preis ist mehr Freiheit
zu erzwingen.
Warnung vor der Ans
Wanderung nach
Kanada.
Der „Trades and Labor Council
of Canada" erließ eine dringende
.Warnung vor der Einwanderung
nach dem Dominium. Diese Warnung
ist in erster Reihe an die Arbeiter
schaft Großbritanniens gerichtet, sie
hat aber auch für auswanderungslu
stige Amerikaner Geltung.
Der genannte Verbandsvorstand
betont, daß der kanadische Arbeits
markt überfüllt ist, und daß Leute,
die sich durch verlockende Anzeigen
zur Einwanderung bewegen lassen, in
die ernste Gefahr sich begeben, dort
große Noth zu leiden. Namentlich
in den westlichen Städten von irgend
welcher industriellen Bedeutung sind,
so heißt es, heute schon bedeutend
mehr Handwerker aller Art an
wesend als in Jahren in ihrem
Berufe Beschäftigung zu finden hof
fen dürfen. Die Zahl der Arbeits
losen wächst stetig. Viele dieser Leute
zwingt die Noth, sich als Taglohner
zu jedem Preise zu verdingen. Wenn
aber mit dem Eintritt der Kälte auch
die Arbeitsgelegenheit aufhört, so ge
hen die Bedauernswerten einer sehr
trüben Zeit entgegen.
Es ist bekannt, daß die Zukunft des
kanadischen Nordwestens noch bis
vor ganz kurzem in Wort und Bild
in den glänzendsten Farben geschil
dert wurde. Dort sei das Land, in
dem namentlich für den Farmer
Milch und Honig fließen. Taufende
fleißiger Amerikaner ließen sich zur
Auswanderung verleiten. Viele von
ihnen glaubten ben Verheißungen,
daß sie als Handwerker in kurzer Zeit
die Mittel zum Ankaufe einer Farm
erwerben und damit das Fundament
zu Unabhängigkeit und Wohlstand le
gen könnten. Wie viele getäuschte
Hoffnungen mögen jetzt dort begra
ben sein!
Kanada mag erfahrenen Farmern
mit genügenden Geldmitteln immer
noch gute Aussichten auf schnellen
Gelderwerb bieten. Leuten aber, die
auf ihrer Hände Arbeit angewiesen
sind und die darauf rechnen, in kur
zer Zeit von von den Erträgnissen
ihres Fleißes beträchtliche Summen
ersparen zu können, muß von der Ue
Bersiedeluttg nach Kanada dringend
abgeratheit werden. Die allgemeinen
Erwerbsverhältnisse sind gegenwär
tig hierzulande nicht gerade glänzend
aber das, was sich in Kanada mögli
cherweise finden läßt, wird hier im
mer noch geboten. Deshalb: Bleibe
im Lande und nähre dich redlich!
Bekanntlich wurde im heurigen
Frühjahr vom deutschen Reichstag ein
Antrag aus Aufhebung des unwürdi
gen Jesuitengesetzes angenomen. Der
Antrag wurde dem Bundesrath zuge
leitet, der ja gleichfalls über die Auf
hebung beschließen muß. Gegenwär
tig liegt der Antrag nun den betref
fenden Bundesraths-Ausschüssen vor.
Die Stellung des Bundesrothes soll
noch in diesem Jahre bekannt gegeben
werden.