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Zweiter Tkeil Im Sturme stark. MH Sturme itarf r«tV jene Linde Jahrhunderte schon himmelan £ic flüstert leiv im lauen Winde Und senfzt. ua!it UnMvitter an. Christi qlcidic ihr: ict tief gegründet '\m Gla'ubensgrnnd'. dem guten Land, ?nnn hältst mit Gott dem Herr,» ver bündet vierrost im stärksten Sturm dn Stand. Starf im Stnrm ist auch die zarte Hnti immergrüne Ranke dort, Ist sie geklammert immersort. Cliviit! gleiche ihr: kühn, ruhig ranke Am Felsen ..Petrus" dich empor lind ob der ©rund der Welten wanke, Nie lvctcht, wer sich xXv.t Beim Metzer Katholikentag hielt Bischof Benzler von Metz in der Ar beiterversammlung eine herrliche An spräche, woraus wir die leitenden Ge danken nachstehend wiedergeben: Die katholischen Arbeiter haben ein öffentliches, herrliches Zeugniß abge legt für ihren Glauben durch die Huldigung, die sie ihrenBischösen dar bringen wollte, haben sie das Gelob mß der Treue an die Kirche und ihre Hirten erneuert. M. I. katholischen Arbeiter! Bewahren Sie stets diesen heiligen Glaubensmuth, dann braucht uns nicht zu bangen. Durch den Glau hert werden Sie den Sieg erringen über alle gottfeindlichen Mächte, denn das ist der Sieg, der die Welt über windet, unser Glaube!" Es ist ein ho he* heiliges Gut, das Gut unseres katholischen Glaubens. Der Glaube allein ist imstande, uns glücklich zu rnacken für Reit und Ewigkeit. Ihnen und uns allen zeigt der Glaube den Werth und die Würde der christlichen Arbeit ist eine Pflicht, die der Schö vfer dem Menschen auferlegt hat der Mensch soll durch die Arbeit Gott ähn lich werden. „Mein Vater", sagt der göttliche Heiland, „ist bis jetzt thätig, und auch ich bin thätig." Gott ist thätig gewesen in der Schöpfung, er ist es aber noch immerfort in der Er haltung der geschaffenenWelt. So soll auch der Mensch thätig sein, arbeiten und durch diese Arbeit seine Kräfte entfalten und vervollkommnen. Tie Erfüllung dieser Pflicht wäre ohne die Sünde dem Menschen leicht und angenehm gewesen. Die Sünde hat die Arbeit zur harten Buße gemacht: im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen," so lautete die Strafsentenz des erzürnten Gottes. 3ch die Buße ist nicht bloß Strafe, sie ist und zieht Gottes Segen aus uns herab. Und damit diese Buße nicht so hart erscheine, so hat Gottes -ohn sie mit uns theilen wollen. Er ist ein Arbeiter geworden und hat da durch der christlichen Arbeit eine über aus hohe Würde verliehen. Unsere Arbeit wird Nachahmung des mensch gewordenen Gottessohnes. Wie erbe bend, wie tröstend ist dieser Gedanke. Nicht als Sklave fühlt sich der Arber ter sondern als Bruder Christ:, als freies Kind Gottes. So wird die Ar beit zu einem kräftigen Heilsmittel mit dem Gebete gibt sie der Seele das Flügelpaar, das sie zum Himmel trägt. Darum muß auch die Losung des katholischen Arbeiters sein: „ora et labora", bete und arbeite. Meme lieben Freunde! Möge diese christliche Auffassung der Arbeit stets die Ihrige sein. Dann wird die Arbeit Sie glück lich machen für Zeit und Ewigkeit: hienieden wird sie den Frieden des Herzens Ihnen mehren, zu einer Quelle reichen, übernatürlichen Ver dienstes werden, und fürs andere Le ben sichert sie Ihnen die Krone der Allserwählten. So rufe ich denn Got tes Gnadenfülle herab und die christ lichen Arbeiter und die christliche Ar beit und ertheile Ihnen allen von Her zert den bischöflichen Segen. Die Ruthe in der Erzie hung Dr. G. Stanley Hall von der Clark Universität, der auf dem Gebiete der Erziehung als Autorität gilt, hat ei ner Versammlung von Lehrern in Chicago empfohlen, die Ruthe nicht zu sparen und fügte bei, daß die Züch tigung in der vollen Wallung rechtli cher Jndingnation und nicht, wenn der Zorn sich gelegt hat, geschehen foil. In dieser Qualification liegt der schwache Punkt seiner Ausfüh rnngen in der Idee, daß die straße in der Hitze der Leidenschaft ertheilt werden solle, wird dieser Herr wenig Zustimmung unter den Pädagogen finden. Eine Strafe muß vor Allem 1 den Halt erkor. 2uirme stark. Die stolze Fichte MiivD leivht vom ^vttcvftrnlil zersetzr. Endest tief unter ihr die lichte Und 'schwache Birke unverletzt Wer sich in Dem nth flehend beuget Jicf unter G'.'tteö s?Ulmavlsthand vird sie. ob sie hart mil zeiget Sclwi führen in dao Himmels land. Arbeit ist eine Pflicht. 39. Jahrgang. gerecht sein, d. h. der Schwere des Vergehens angemessen ferner mutz sie den Hauptzweck erzielen die Besserung des widerspenstigen Schü lers. Welchen Eindruck mutz aber ein Erzieher auf feine Schüler machen, der sich von seiner Leidenschaft hin reißen läßt und einen Schüler int Zorne straft! Welchen Einfluß wer den seine Lehren über Selbstbeherr schung anSüben! Eine Strafe in zor niger Erregung, ertheilt, ist nichts Anderes als ein Act der Rache. Der Züchtiger geht meistens zu weit und macht den Schüler widerspenstig, folg lich, wenn auch der mäßige Gebrauch der Ruthe Gutes wirken kann, ist doch die Ausführung, wie von Herrn Hall empfohlen, nicht zuläßlich. Die Mahnung der Schrift: „Wer feinen Sohn liebt, halte ihn in Zucht und spare die Ruthe nicht," redet der Anwendung körperlicher Strafe in der Erziehung das Wort. Die Ab fchaffung der Ruthe hat mehr zur Verrohung der Jugend beigetragen, als die vernünftige Anwendung der selben. Wenn die Eltern ihre Kin der von der Mutterbrust an recht er ziehen würden, wäre den Lehrern und den Kindern später viel Leid er spart da aber dies nicht der Fall ist, wird es manchmal nöthig sein, das bewährte Mittel in der Schule zu ge brauchen. Wenn die Staatsgesetze da gegen sind, sollte darauf hingearbei tet werden, daß wenigstens der prin cipal der Schule körperliche Strafen auferlegen kann, dadurch würde dem Jugendgerichte viel Arbeit erspart bleiben und würden in Zukunft weni ger Gefängnißstellen nöthig sein. Die japanische Kriegs Partei. Die sehr stürmischen Volksdemon strationen in Tokio, veranlaßt durch die Ermordung dreier Japaner in Nanking und andere chinesische Ge mattthätigfeiten, haben, nach letz ten Depeschelt aus Peking, nun doch zur Folge gehabt, daß die japanische Regierung der chinesischen ein Ulti matum hat zugehen lassen. In diesem wird Abbitte wegen Beleidigung der japanischen Fahne und strenge Be strafung der Schuldigen gefordert. Tie Situation in Nanking läßt es allerlings zweifelhaft erscheinen, ob diesen Forderungen in vollem Maße wird entsprochen werden. Aber die beiderseitigen Regierungen wünschen nichts dringender als Beilegung der Angelegenheit, der ja auch wohl keine größeren Schwierigkeiten entgegenste hen würden. Auch scheinen die unru higen Geister der Kriegspartei in Ja pan, um der jene Demonstrationen ausgingen, durch die Entsendung von Kriegsschiffen und Truppen nach Nanking zum Schutze des dortigen japanischen Konsulats einigermaßen beruhigt zu sein, soweit es sich um China handelt. In den stürmischen Volksversamm lungen, welche neulich in Tokio statt fanden zogen die Redner aber nicht allein gegen die von der japanischen Regierung China gegenüber beobach tete Haltung los, sondern in gleich heftiger Weise gegen ihre Haltung tn der durch das kalifornische Landge setz hervorgerufenen Kontroverse mit den Ver. Staaten, obgleich die letzte von der japanischen Regierung nach Washington gesandte Note an Deut lichkeit nichts zu wünschen übrig Uetz. Es wurde von den Wortführern der Kriegspartei erklärt, diese würde ih re Agitation nicht eher einstellen, als bis die von Japan an die Ver. Staa ten gerichteten Forderungen befrie digt worden wären. Es steht also zu erwarten, ban sich die Regierung in Tokio demnächst den Ver. Staaten gegenüber zu weiteren Schritten veranlaßt sehen wird, tote sie solche, den Forderungen der Kriegspartei entsprechend, China ge genüöer gethan hat, ohne daw Ruck ficht zu nehmen ans das mit ^apan verbündete England, das mif seme Vorherrschaft im südlichen China ^a pan gegenüber sehr eifersuchtig ist. ä&ferf-- 1 Sollte aber Japan gegen die Ver. Staaten eine offene feindliche Hal tung annehmen und ihnen die Phi lippinen zu entreißen suchen, so wür de England sicherlich nichts dagegen einzuwenden habe«. Zin Gegentheil, es würde seinen Interessen durchaus entsprechen. Unsere Franenorganisa tion marschirt. Bekanntlich ist auf der Central Vereinsversammlung in Buffalo die Organisirung der deutschen katholi scheu Frauen zur Mithilfe an der gro tzen sozialen Reformbewegung ihrer Verwirklichung unt einen großen Schritt näher gerückt. Naturgemäß wird sich das gesteckte Ziel aber nur dann völlig erreichen lassen, wenn man dem Nationalcomite, das in Buffalo ernannt wurde, in den Staatsverbänden und Gemein delt allerorts tüchtig unter die Arme greift durch immer größere Anteil nahme und engeren Zusammenschluß. Ein gutes Beispiel hat in dieser Hin sicht der Staatsverband von Michi gan auf feiner jüngsten Jahresver sammlung gegeben, wenigstens so weit es sich um den ernsten Willen handelt, die Empfehlungen des Cen tr alber eins zur Ausführung zu brin gen. Wie es nämlich in dem Berich- te über die Versammlung der Frauen und Jungfrauen heißt, kann als fest stehendes Resultat dieser Versamm lung betrachtet werden, „daß man im Laufe des Winters zum Ausbau einer festen Organisation der Frauen und Jungfrauen für die Zwecke der sozia len Reformbestrebung schreiten" wird. Tarn it ist „Michigan" unzweifelhaft auf dem rechten Wege. Und hoffentlich läßt man sich durch einzelne Angstmeier, die sich nicht von dem Eindruck befreien können, als müsse jede Art Frauenbewegung dem Heime schaden und „Politische bra chen" erzeugen, nicht in der Arbeit stören. Der katholischen Frau öffnet sich auf charitativem und fozialem Felde ein so weites und dankenswer thes Actionsgebiet, daß sie wahrhaf tig nicht nöthig hat, sich auf die Verirrungcit mancher „liberaler" Elemente aus ihrem einzulassen. Wozu haben sich denn die ka tholischen Frauen europäischer Län der organisirt? Doch gewiß nicht, um zu politisiren! Sie wollen und wün schen ihren Theil beitragen zu können zur Linderung der menschlichen Roth und zur Behebung der Mißstände des modernen Wirtschaftslebens, soweit sie selbst davon in den Fabriken und sonstwo berührt werden. Daß hier zu fester Zusammenschluß Vonnöthen, liegt auf der Hand. Das wird auch von den Bischöfen erkannt, und da rum ertheilen sie diesen Frauenbe strebungen ihre volle Sanction. So hat noch auf der eben erst in Linz abgehaltenen ersten Tagung der deut schen Katholiken Oesterreichs der Fürsterzbischof Piffl von Wien die Thätigkeit des Frauenbundes in Oe sterreich mit seinen Segenswünschen begleitet. Und gerade die Frage, die er in seiner Ansprache an die Frauen Versammlung besonders berührte, be weist so recht die Notwendigkeit ge schlossener Action. Er ermahnte di« anwesenden Frauen und Mädchen, den Auswüchsen der herrschenden Mo de nicht zu folgen. Es mag sich ja hier um ein Gebiet handeln, auf dem auch die conservativ gesinnte Frau sich leicht von der allgemeinen Strö mung fortreißen läßt. Aber trotzdem ließe sich auch hier bei gemeinsamem Vorgehen gewiß manches erreichen. Die deutschen Sozialdemokraten ha ben, wie dieser Tage von drüben ge kabelt wurde, den Plan gefaßt, ein eigenes Modejournal für ihre Frauen und Mädchen herauszugeben und da mit auch einer „Proletarier Klei dung" Eingang in die Modewelt zu verschaffen, hauptsächlich mit dem Ge danken, die Anschaffungen zu verbil ligen. Sollte es da nicht möglich sein, durch gemeinsame Action der ka tholischen und aller ehrbaren Frauen $ I St. Eloud, Minnesota, Donnerstag, den 18. September, 1913. Nummer 44 I'm ans Gründen des Anstandes und der Sittlichkeit einen Einfluß auf den Gang der Mode zu gewinnen? Amerikanisches Konzert. Von sehr verständiger amerikani scher Seite wird der Gedanke ange regt, ein Conzert der amerikanischen Großmächte, nach dem Muster der europäischen, in's Leben zurufen. Es wird mit Recht darauf hinge wiesen, daß niemand es von unserem Lande verlangen kann, für Ruhe und Ordnung in den gesammten tatet nisch-amerikanischen Republiken zu sorgen und sich zum Danke dafür deren Mißtrauen oder gar Haß zu zuziehen. Wir mögen die Monroe doctrin noch so selbstlos in Attweit dung bringen, wir können es nicht verhindern, daß unsere besten und ehrlichsten Absichten verdächtigt wer den. Die mexikanischen Wirren haben recht deutlich die Schwierigkeiten ge zeigt, die Uncle Sam aus der Rolle des. Ruhestifters erwachsen können Hätte eine einzelne europäische Macht den Versuch unternehmen wollen, den Balkanstaaten Vernunft beizubrin gen, so wäre sie höchstwahrscheinlich in eine ähnliche Lage gekommen, wie die, in der wir uns Mexiko gegenüber befinden. Das Concert der Groß mächte aber vermochte seinen Willen, wenn auch bei weitem nicht buchstäb lich, so doch im großen Ganzen durch zusetzen. Und das wurde bekannt lich erzielt, ohne daß ein einziger Tropfen Blut vergossen zu werden brauchte. Es liegt auf der Hand, daß die amerikanischen Großmächte die Ver7'Staaten, Argentinien, Brasilien und Chile —ein noch viel gewichtige res Machtwort zu den Erdbebenrepu bliken sprechen könnten als das euro patsche Concert zu den Ruhestörern im Balkan-Wetterwinkel. Dieses Concert könnte auch das starke Fundament zur Errichtung Panamerica's bilden. Und wenn dann als natürliche Folge die Ver vollkommnung und Vereinigung der militärischen Streitkräfte käme, so würde Amerika sich zu einer Welt macht entwickeln, die auf dem ganzen Erdenrund ihres gleichen sucht. Dann bestände auch die Monroe doctrin nicht mehr dank dem Wohl wollen der europäischen Mächte, son dern das stolze Wort erhielte be dingungslose Geltung: America den Americanern! Zum Konstantinischen Jnbilänm. Das Wort Jubiläum stammt von dem hebräischen Worte Jobel, wel ches so viel bedeutet als: Freude, Hei terkeit, Nachlassung, Freiheit. Jedes fünfzigste Jahr war bei den Juden ein Jobel- oder Jubeljahr. Während des Jubeljahres erhielten alle hebräi schen Sclaven ihre Freiheit wieder, veräußerte Grundstücke fielen ohne Kauf an ihre früheren Besitzer oder deren Erben zurück, und es erloschen sogar und wurden aufgehoben alle Schulden. Was nun bei den Juden das Ju beljahr in zeitlichen Dingen war, das soll uns das Jubiläum in geistlichen Dingen sein. Nach dem Vorbilde die ser zeitlichen, feierlichen Nachlassung von Schulden und Gefangenschaft, die eine so lebhafte Freude verursachte, wollte auch die Kirche in gewissen Zeiträumen eine reichlichere Austhei lung ihrer Gnadenschätze eintreten lassen. Wie nämlich im Jubeljahre bei den Israeliten die Gefangenen entlassen und die Sclaven in Freiheit gesetzt wurden, so wird uns zur Zeit des christlichen Jubiläums Gelegen heit verschafft, durch wahre Buße uns aus der Sclaverei und Knechtschaft des Bösen zu befreien und die Fes seln der Sünde abzuwerfen, und wie die Juden damals wieder in ihr vä terliches Erbe eingesetzt wurden und in den Schoß ihrer Familie wieder #rw'* A zurücktraten, ebenso finden auch wir den geistlichen Jubelnachlaß, oder, was dasselbe ist, beim Jubiläumsab latz, Gelegenheit wieder in die Kind schaft Gottes und in das verlorene Erbe des Himmelreiches einzutreten. Das Jubiläum des neuen Bundes ist daher ein außerordentlicher voll kommener Ablaß, der mit gewissen vorgeschriebenen guten Werken und Uebungen verbunden und vor ande ren Ablässen mit besonderen Vorzü gen ausgestattet ist, die dessen Werth in eigentümlicher Weise erhöhen. Gewiß werden alle, welche die hohe Bedeutung des diesjährigen Ccmstan tinischen Jubiläums kennen, dasselbe auch mitmachen. Es endigt, wie be reits erwähnt, mit dem 8. Dezember des Jahres 1913. Die Bedingungen, die der Hl. Vater an die Gläubigen zur Gewinnung des Jubiläumsablas ses gestellt hat, sind nicht schwer. Auch den Armen Seelen im Fegfeuer kann durch Zuwendung dieses Jubiläums ablasses in besonderer Weise geholfen werden. Wilson Anficht. Präsident Wilson, welcher als „fortschrittlicher Demokrat" angesehen werden kann, macht einen Unterschied zwischen dem Recall von Verwal tuttgsbeamten, den er rechtfertigt und der Abberufung von Richtern, die er verurteilt. Was die erste For derung angeht, hütet er sich auch wohlweislich, ihre Anwendung zu em pfehlen, und will sie hauptsächlich als mögliche Maßnahme gewissenloser Beamten dem Apparat der Volksre gierung beigefügt sehen. Er meint die Möglichkeit allein, gewissenlose Beamte zur Rechenschaft ziehen zu können durch den Recall, sollte ge nügen, in jenen das Bewußtsein ihrer Verantwortlichkeit dem Volke gegen über wachzuhalten. Trotz dieser Kon zessionen die wir nicht ganz billi gen, da doch, wie man ja in New Jork und Washington in den Fällen Sulzer und Archbold gesehen, die Möglichkeit des „Jmpeachment"-Ver fahrens den Reeall überflüssig macht trotz dieser Konzessionen stellte sich Wilson schon während seiner Kam pagne in schärfsten Gegensatz zu Roosevelt als er sich weigerte, den Recall von Richtern zu billigen. Darin stimmt er mit Taft überein, dem das Richteramt zu heilig ist, als daß es derVolks- oder Kliquenwillkür ausgeliefert werden sollte. In einer seiner Kampagnereden erklärte Wil son über diesen Gegenstand: „Per fönlich bin ich nie der Abberufung der Richter günstig gesinnt gewesen. Nicht daß es nicht wünschenswerth wäre, einige Richter abberufen zu dürfen das ist nicht die Pointe. Wesentlich ist, daß die Abberufung der Richter das Symptom, nicht aber das Hebel, behandeln will. Die Krankheit liegt viel tiefer, und zuweilen ist sie bösar tig und sehr gefährlich. Es hat Ge richte gegeben in den Ver. Staaten, die von Privat-Jnteressen kontrolliert wurden Ach, es gibt schändliche Kapitel in dieser Geschichte!" Der Re call fei aber nicht das richtige Mittel, denn der „gerichtliche Prozeß ist der letzte Schutzwall für das, an dem nicht gerüttelt werden darf in diesem Lande." Das würde aber, darf man nach dem ganzen Zusammenhang schließen, mit dem Recall geschehen. Damit stimmt Wilson mit Taft über ein, der ja auch die Bedrohung der Rechte durch die Unsicherheit des Rich terstandes als einen Hauptgrund fei nes Widerstandes gegen die Abberu fung anführt. Des weiteren geht Wil son aber auf diese Frage auch von dem Standpunkte aus ein, daß der Fehler nicht so sehr an den Richtern liegt sondern an denen, die jene er nennen, bezw. ernennen lassen. Da liegt die Wurzel des Hebels, und ge gen sie richtet der Recall nichts aus. Also auch vom Standpunkt des Staatsmannes Wilson ist der Recall von Richtern zum mindesten bedenk lich. Bedenkt man, daß diese Aeuße rungen in der Hitze der Präsident- Mir HUM 'M •.? Kette 9 bis 16. schastskampagne gemacht wurden, als der Recall Gedanke überall solchen Beifall fand, daß Wilson also mit sei nen Ansichten gegen den Strom schwamm, so gewinnen sie noch an Be deutung. Vor drei Jahren gedachte Mayor Gaynor von New Jork eine Erho lungsreise nach Europa anzutreten und hatte sich bereits an Bord eines deutschen Dampfers eingeschifft, als sein Reiseplan durchkreuzt wurde durch die Kugel eines elenden Kerls, eines mit seinem Schicksal unzufrie denen ehemaligen städtischen Ange stellten namens Gallagher, die ihn in den Hals traf und seitdem dort stecken geblieben ist. Die Folgen der Ver wundung machten sich Mayor Gaynor stets mit kürzerer oder längerer Un terbrechung mehr oder weniger führ tar, doch lag er feinen Amtspflichten nach wie vor mit Eifer ob und schonte hch in keiner Weise. Vielleicht traute er der von Ju gend auf sich auf verschiedenen Le bensgebieten in anstrengender Arbeit und später in Politischen Kämpfen und verschiedenen Aemtern bethätigt hatte und ein ,.self-made man" im besten Sinne des Wortes war sei nen Kräften doch viel zu. Er erklärte sich auch bereit, eine abermalige No mination für das Mayorsamt anzu nehmen, freilich nicht von Tammany, von dem er im Jahre 1909 für das Amt aufgestellt worden war. Tie ihm von der Organisation der Unabhängigen seiner Stadt angebo tene Nomination nahm er an, doch fühlte er sich bei der damit verbunde nen öffentlichen Demonstration vor der City Hall bereits so schwach, daß er infolge seiner Gemüthserregung nicht imstande war, die vorbereitete Annahmerede zu halten, sondern sie von seinem Sekretär verlesen ließ. Nach kurzem Entschluß und zur Ueberraschung seiner Freunde trat er am folgenden Tage, den 4. Septem ber, in Begleitung seines Sohnes eine Erholungsreike nach Europa an mit der Absicht, nur eine Woche lang drü ben aufzuhalten, und in der Hoff nung, daß die Seeluft einen heilsa men Einfluß auf seinen Gesundheits zustand ausüben werde. Aber schnell tritt der Tod den Menschen an und hat schon manchen Reiseplan vereitelt. War der Tod vor drei Jahren, nach dem er sich, um nach Europa zu fah ren, kaum an Bord des Dampfers be geben hatte, schon nahe an ihn heran getreten und hatte seinen Reiseplan vereitelt, so vereitelte er auch dies mal seine Ausführung oder gab der Reife eine andere Richtung: die in das Land aus dessen Bezirk kein Wan derer wiederkehrt. Am fünften Reisetage, als sich der Dampfer der irischen Küste näherte, wurde an dieser eine drahtlose De pesche aufgefangen, in welcher der Tod Mayor Gaynors von dem Sohne dieses feinem Sekretär in New Dork gemeldet wurde, mit dem Ersuchen, die Nachricht der Mutter, der Gat tin des Verstorbenen, zu übermitteln. Der Inhalt der drahtlosen Depesche wurde per Kabel nach New Dorf über mittelt. Mit Mayor Gaynor ist eine der interessantesten Politischen Persönlich keiten dieses Landes aus dem Leben geschieden. Die Kunde von seinem Tode wird nicht nur in New Aork allgemeines Mitgefühl und Bedauern hervorgerufen haben. Denn der Ver storbene war eine nationale Berühmt heit, und sein Name wurde vor eini gen Jahren sogar in Verbindung mit dem ersten Amte des Landes genannt. Besaß Mayor Gaynor auch manche Eigenschaften, die selbst seine Freunde und Anhänger unangenehm berühr ten, so war er doch ein pflichttreuer Beamter, dessen Andenken nicht so bald der Vergessenheit anheimfallen wird. Wie wir dem Medical Record ent nehmen, haben sich nunmehr, von verschwindenden Ausnahmen abgese hen, die Offiziere, Geistliche und Aerzte der Bundesarmee eimrtüthig für die Wiedereinführung der Kan tine ausgesprochen. Aber so lange die christlichen Temperenzweiber und ihre waschlappigen männlichen An hängfei dafür sind, daß das Verbot bestehen bleibt, ist die Agitation für die Wiedereinführung der Kantine aussichtslos, einerlei, wie groß die Schäden sein mögen, die durch das Verbot angerichtet werden. Nament lich unter einer Administration, die an Haupt und Gliedern so wässerig gerathen ist, wie die gegenwärtige. \n\n Mayor Gaynors Able ben.