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41. Jahrgang. 4 V" es tV ZM "V Ohne Drohung Wilsons Note an England scharf, doch keine Drohung. Britische Itebrr griffe müssen jetzt aushören. Jene „Blockade" ist unwirksam, völkerrechtlich, daher unhaltbar. Die Rechte Neutraler. W a 7 N I ihrer beute veröffentlichten jüngsten Note, die sich auf die Störung des amerikanischen Seehandels durch die britischen Behörden bezieht, bezeich net die Bundesregierung der Verei nigten Staaten die gegen feindliche Länder gerichtete Blockade der Alliier ten als „ungesetzlich, unentschuldbar und wirkungslos." Der britischen Regierung wird eröffnet, daß sich die Bundesregierung „der Einschränkung ihrer neutralen Rechte nicht unterwer sen und eine weitere Schädigung ih rer Interessen nicht länger dulden kann." Botschafter Page, dem das Schriftstück durch einen Sonderboten zur Uebermittlüng an das Britische Auswärtige Amt zugestellt worden war, erhielt vom Staatssekretär Wc: fung, der britischen Regierung,, in möglichst ernster Weise klar zu ma chen, daß die Beziehungen zwischen der Bundesregierung und der Regie rung Seiner Majestät nicht von einer Politik der Nothwendigkeit beeinflußt werden dürfen, sondern nur von ie nen bestehenden internationalen Ge setzen, zu deren Beobachtung England auch die Vereinigten Staaten zwang, wenn die letzteren als kriegführende Nation um ihre nationale Existenz kämpften." Uncle Sam, der Neutrale. Ohne Zögern übernehmen, wie es ferner heißt, die Vereinigten Staaten den Schutz der Integrität neutraler Rechte, eine Aufgabe, der die Bundes regierung, unter voller Wahrung ih rer unparteiischen Haltung, ihre gan ze (Energie widmen will. Die etwa 15,000 Worte zählende Note wird aufgrund eines zwischen der Bundes regierung und dem britischen Aus wärtigen Amt getroffenen lieberem* kommens gleichzeitig in London und den Vereinigten Staaten veröffent licht. Ein umfangreicher Anhang enthält im Wortlaut die im Jahre 1862 erlassenen amerikanischen Flot tentierfügungen sowie eine Tabelle mit den Namen und näheren Einzel heiten der hunderte von Schiffen, die seit dem Ausbruch des Krieges von den bri'ichen Behörden beschlagnahmt oder festgehalten wurden. Die Frage der Konterbande. Der Haupttheil der Note ist in f5 Abschnitte eingetheil, die sich auf alle Phasen der Konter bandfrage und auf die Aufbringung amerikanischer Schif fe vor und nach dem Erlaß der bri tischen Kronrathsverfügung vom 15. März beziehen, mit der die sogenann te Blockade angeordnet wurde. Ange kündigt wird außerdem eine weitere Note, die sich „mit dem Recht der bri tischen Regierung befassen soll, ge wisse Hcmdelsprodukte auf die Liste der Konterbandartikel zu setzen." Nach der rechtlichen Darstellung der That fachen sagt Staatssekretär Lansing zum Schluß: Blockade ist ungerechtfertigt. „Meiner Ansicht nach ist in über zeugender Weise dargethan, daß die von England angewandten Methoden, durch die man die feindliche Bestim mung von Kargos und ihren Konter bandcharakter festzustellen versucht, nicht gerechtfertigt sind daß die Blockade, auf die sich diese Methoden theilweise stützen, wirkungslos, unent schulbar und ungesetzlich ist daß *)as gerichtliche Verfahren, durch das man Vergütung für ein internationales Unrecht gewährt, als vollständig int» zureichend seinem Zweck nicht ent spricht und daß in vielen Fällen die Rechtsprechung eine Verletzung des Völkerrechts bedeutet. Die Vereinig ten Staaten können sich daher einer Einschränkung ihre neutralen Rechte durch solche Maßnahmen nicht fugen, die, wie zugegeben wird, Vergellungs maßnahmen und folglich ungesetzlich sind und die darauf ausgehen, die Feinde Englands für die angeblich von ihnen begangenen Gesetzesüb^r tretungen zu strafen. Die Vereinig tot Staaten wären vielleicht nicht in Die Kriegslage. 10. November. Etwa 300 Personen sind mit dem italienischen Passagierdampfer Anco na, der im Mittelmeer von einem österreichischen Tauchboot torpediert wurde, zu Grunde gegangen. Ob sich Amerikaner darunter befanden, ist noch nicht festgestellt worden. Trotz dem herrscht in Washington eine nicht geringe Aufregung. Allein schon der Gedanke, es könnten 'sich Amerikaner unter den Opfern befinden, wirkt elek irisierend. Sollten thatsächlich Ame rikaner bei der Katastrophe ihren Tod gefunden haben, so wird die ameri kanifche Bundesregierung aufs neue Protest gegen derartige Angriffe auf Handelsschiffe einlegen, diesmal bei Oesterreichs-Ungarn, und das alte Spiel wird sich wiederholen. Die mo niatelangen diplomatischen Verhand lungen mit Deutschland, die kaum be endet sind, werden möglicherweise' von nicht kürzeren Notenaustauschen mit der Doppelmonarchie abgelöst wer den. Aus der gegenwärtigen Stellung der deutschen, österreich-ungarischen und bulgarischen Heere geht deutlich hervor, daß es für die Serben keine Rettung mehr gibt. Es fragt sich nur, ob es gelingen wird, das serbische Heer von Montenegro und Albanien abzuschneiden. Die besten Aussichten dafür sind vorhanden. Daß die eng lisch-französischen Truppen, die bei Saloniki landeten und jetzt an der Front zwischen Strumitza und Kru schewo stehen, den Serben noch recht zeitig Hilfe zu bringen vermöchten, scheint völlig ausgeschlossen zu sein, zumal nach der schweren Niederlage, die ihnen soeben seitens der Bulgaren zwischen Kriwolak und Prilep zuge fügt wurde. Eine Depesche aus Sofia, die über Budapest nach Berlin gelangt ist. mel det eine Niederlage der französischen und "britischen Truppen im südlichen Serbien unter ungeheuren Verlusten. Die Sckilacht fand zwischen Krivolak und Prilep statt. Die Alliierten mach ten einen heftigen Angriff auf die Verteidigungsstellungen der Bulga ren. Die Alliierten erlitten nicht blos schwere Verluste an Todtert und Ver wundeten, sondern auch an Gefange nen. Der britische Torped obootjä ger Louis ist im östlichen Theil des Mit- der Lage, dagegen Protest einzulegen, wenn die eigenen Interessen und die aller neutralen Mächte von ihnen nicht berührt werden würden. Da aber diese Interessen auf dem Spiel stehen, können die Vereinigten Staa ten nicht eine weitere Schädigung ih rer Rechte und Interessen unter der Begründung dulden, daß die geogra phische Lage der Feinde Englands die Anwendung ungesetzlicher Methoden fordert oder rechtfertigt." Die Politik der Nothwendigkeit. „Tie Regierung der Vereinigten Staaten wünscht es daher der Regie rung Seiner Majestät klar zu ma chen, daß die Beziehungen zwischen der Bundesregierung Seiner Maje stät nicht von der Politik der Noth wendigkeit beeinflußt werden dürfen, sondern nur von jenen bestehenden in ternationalen Bestimmungen, zu de ren Beobachtung auch England cte Vereinigten Staaten in der Vergan genheit zwang, wenn die letzteren als kriegführende Nation um ihre Exi stenz kämpften. Es ist nicht nur heu te, sondern auch für die Zukunft von höchster Bedeutung für neutrale Na tionen, daß die Prinzipien des inter nationalen Rechts ohne Einschrän kung aufrecht erhalten bleiben. Diese Ausgabe des Schutzes der Integrität neutraler Rechte, die von der zivi lisierten Welt anerkannt wurden, ge genuber dem aus der Bitterkeit *e§ riesigen Konflikts sich ergebenden ge setzlosen Verhalten der kriegführen den Mächte übernehmen die Vereinig ten Staaten ohne Zögern, und der Durchführung dieser Ausgabe wird die Bundesregierung ihre ganze Energie unter Wahrung jener Unpar teilichkeit widmen/ die sie in ihren Be ziehungen mit den kriegführenden Mächten fett dem Ausbruch des Krie ges auszuüben bestrebt war." telmeers gescheitert. Es gingen keine Menschenleben verloren. Seit der Veröffentlichung der letz ten amerikanischen Note kommen tag täglich aus der nächsten Umgebung des Präsidenten im Weißen Haus Andeutungen, daß man die Mei nungsverschiedenheiten zwischen Eng land und den Vereinigten Staaten einem Schiedsgericht zur Schlichtung vorlegen werde, falls, die britische Re gierung die „Erwartungen" der Bundesregierung nicht erfüllen soll te. Das ist umso ausfallender, als man sich im (Staatsamt seinerzeit standhaft weigerte, die Frage schieds gerichtlich beilegen zu lassen, ob Deutschland das Recht habe, Vergel tung für den unmenschlichen Versuch zu üben, die deutsche ivilbevölke rung auszuhungern. 9. November. In Serben gehen die Heere der deutschen Verbündeten weiter erfolg reich vor. So haben sie bei Kralje wo die serbischen Hauptstellungen ge nommen. Bei der Einnahme von Krufevac machten die Deutschen 7000 Gefangene fünfzig Geschütze, darun ter zehn schwere, wurden gleichfalls in Krufevac genommen. Südlich von Krufevac dauert der Vormarsch der Deutschen fort, und die Gyunis-Höhen auf dem linken Morawa-Ufer wurden erstürmt. Unter General Bojadjew hat die bulgarische Armee die Mora roa ort einer nordwestlichen Stelle bei Aleksine, zwanzig Meilen von Nisch, erreicht. Westlich und südwestlich von Nisch haben die Bulgaren aus ihrem Vormarsch Leskovac besetzt, das an der HauptbaHnlinie etwa 25 Meilen unterhalb Nisch liegt. Wie die Obere Heeresleitung mel det, haben die deutschen Truppen der Armeegruppe Hindenburg die Russen aus demjenigen Theil der ersten Li nie der deutschen Stellungen westlich Tünaburg getrieben, den sie am 7. November besetzt hatten. In diesem Gefecht wurden 373 Russen gefangen genommen. General von Lonsingens Truppen errangen einen Erfolg nörd lich Komarott), wobei sie 366 Russen gefangen nahmen. In England sieht es gar traurig aus. Man sieht das „Mane takel" an der Wand. Man ist dort allent halben des grausen Gemetzels über drüssig. Darauf läßt schließen, daß die Peeres zugegeben haben, die bri tischen Kriegsberichte seien „ge fälscht," die deutschen Meldungen seien zuverlässiger als die englischen. Auch lassen darauf schließen die Mas senauswanderungen aus Irland und der Aufruhr in Indien, dem Feld marschlall Kitchener ein Ende machen soll. Das geheimnisvolle Ziel der Reise des britischen Krieg'sministers Kitchener soll nämlich Indien sein, das sich in vollem Aufruhr befindet, was bis dahin von der britischen Re gierung verheimlicht wurde. Wenn Serbien niedergebeugt und die Trup pen der Zentralmächte Egypten be drohen, mag wohl.die Zeit da sein, wo die britische Regierung Frieden zu schließen gewillt ist, um dem Aus bruch einer Revolution vorzubeugen. Die Debatte über die Führung des Kriegs und die britische Zensur wur de am Montagnachmittag im briti schen Oberhaus von neuem aufgenom men. Der frühere Lordgroßkanzler Earl Loreburn leitete die Diskussion mit den Worten ein, er halte sich zu dieser Kritik berechtigt, weil der Mar quis Lansdowne, Minister ohne Por tefeuille im britischen Kabinett, seiner Ansicht nach nichts ausführlich und klar genug auf die Argumente Vis count Morleys geantwortet habe. Er wies auf den Fehlschlag der Expedi tion nach Antwerpen, den Verlust des MB St. Cloud. Minnesota, Donnerstag, den II. November, 1915. Serbien nalK?u in ?eiiuk$M Dampfer «neona auf Meeresgrund. Bon einem österreichischen Tauchboot im Mittelmeer'torpediert nnd versenkt.—Ueber 300 Personen gerettet, gegen 300 umgekommen. Serbische Truppe« aus ihren Stellungen ge 7000 serbische Gefangene Engländer und Franzosen erlei den schwere Niederlage. Untergang des britischen Torpedojägers Lonis. Angebliche Blockade ei« britischer Schwindel. I Geschwaders von Korttreadmiral Sir Christopher Cradock, die Dardanellen operationen und die BaNanexpedition hin. Folgender amtlicher Bericht wurde in Wien vom italienischen Kriegs schauplatz ausgegeben: Auf der Front herrscht im allgemeinen Ruhe. Auf dem nördlichen Theil des Doberdo Plateaus schlugen unsere Truppen wieder mehrere feindliche Angriffe zurück. Schwere Kämpfe um Col di Sana sind im Gange. Die Höhe fiel im Laufe des Nachmittags in die Hände des Feindes, jedoch wurde sie gegen Abend von unseren Truppen wieder erobert. Die feindlichen Ar tillerie eröffnete Feuer gegen die) üb liche Riva-Front. Im Staatsdepartement in Wash ington ist eine Note aus Berlin einge troffen, in der die deutsche Reichsre gierung rundweg Zeugenaussagen für falsch erklärt, welche angeblich in englischen Gerichtshöfen gemacht wur den, des Inhalts, daß deutsche Regie rungsbeamte amerikanische Pässe ge fälscht und an Agenten weitergegeben hätten. Die deutsch? Regierung be zweifelt, daß derartige Aussagen that fächlicht gemacht wurden. Abgesehen vM denH«M^M^Salo niki gelandeten britischen, und .start Mischen Truppen werden weitere Truppen der Alliierten, soweit dies noch nicht geschehen ist, in Kavala und an der Küste des Regaischen Meeres gelandet werden, deren Aufgabe sein soll, die durch Serbien und Bulgarien nach der Türkei führende Bahnlinie, eine Strecke von 450 Mezlen Länge, anzugreifen. Im nördlichen Serbien sind die Deutschen bereits daran, an der westlichen Seite der Bahnlinie Vertheidigungsstellungen einzurich ten. 8. November. Endlich hat sich unsere Regierung ermannt, eine Note an Großbritan nien über die Verhinderung des neu tralen Handels zu erlassen, welche die von den Alliierten ins Leben gerufe ne Blockade gegen ihre Gegner als wirkungslos, ungesetzlich und unent schulbar bezeichnet. Wohl hat sich in folge der glänzenden Siege der ger manischen Verbündeten die amerika nische Regierung zu diesem Schritte ermannt, nachdem auch sie zu der end lichen Ueberzeugung gekommen sein mag, daß Großbritannien keine Aus sicht auf endgültigen Sieg mehr hat. Wie unsere Regierung Großbritan nien zur Anerkennung der Rechte un seres neutralen Landes zu zwingen vorhat, darüber schweigt sich die Note tobt Auf dem Balkan sind die oster reichisch-ungarischen, deutschen und bulgarischen Heere auf der ganzen Linie weiter vorgerückt. Krufevac an der westlichen Morawa ist in die Hän de der Armee Gallwitz gefallen. Die bulgarische Armee, die Nisch einnahm, ist bereits bis Leschovatz vorgedrun gen. Der kleine deutsche Kreuzer Undine ist, wie in Berlin amtlich bekannt gemacht wird, an der schwedischen Küste von einem Unterseeboot ver senkt. Fast die gestimmte Mannschaft würfe gerettet. Das britisch-bewaff nete Handelsschiff Dada wurde, wie in London amtlich bekannt gegeben wird, von zwei deutschen Untersee booten im östlichen Theil des Mittel« meeres angegriffen und versenkt. Vierunddreißig Mann von der Besa tzung werden vermißt. M. Skonloudis, der von König Konstantin mit der Bildung eines neuen griechischen Kabinetts betraut wurde, hat seine Aufgabe gelöst. Alle Mitglieder des Kabinetts Zaimis sind beibehalten worden mit Ausnahme WM?- MWW WNW des Premiers selbst. Der neue Mini sterpräsident hat die Erklärung ab gegeben, er habe die Absicht, eine sehr wohlwollende, neutrale Haltung den Ententenmächten gegenüber einzuneh men. Damit ist, wie man in Athen annimmt, die Krisis herausgeschoben, wenn nicht ganz beseitigt. Bedeutender Schaden wurde in und um London durch den letzten Zeppe lin-Angrisf vom 13. October angerich tet, wie von amtlicher militärischer Quelle in Verlin bekannt geben wird. Der Angriff war erfolgreicher als ir gend einer der vorhergegangenen. C-s wurden nicht allein mehrere Docks be schädigt, sondern auch Lagerhäuser in Brand geschossen, auch sollen etliche der getroffenen Schiffe zerstört wor den sein. Das Wolüvich-Arsenal wur de getroffen, wobei ein Theil der Ma schinen zerstört wurde. Mit der Erklärung, daß Berichte, wie daß der päpstliche Delegat in der Schweiz, Monsignor Marchetti, mit dem Fürsten von Bülow Unterredun gen betreffs Friedensverhandlungen gehabt habe, darauf berechnet seien, das Volk irrezuführen, dementiert der Vatikan amtlich diese Berichte. Der Papst sei durchaus neutral und moch te nur die Schrecken des Krieges mil dern, und einen baldigen Frieden her beiführen. 7. November. In einem Interview mit einem Vertreter des Berliner Tageblattes erklärte der bulgarische Finanzmini ster Tontschew, der gegenwärtig in Berlin weilt, die Beziehungen zwi schert Bulgarien und Griechenland seien vollständig befriedigend, und er sprach die Ueberzeugung aus, daß es König Konstantin von Griechenland Wohl gelingen werde, für fein neues Kabinett einen Mann zu finden, der mit Erfolg die Neutralitätspolitik weiter beibehalten könne. Mit Ausnahme Belgrads ist Nisch, das die Bulgaren jetzt eingenommen haben, die größte Stadt Serbiens bald nach Ausbruch des Kriegs wurde der Sitz der Regierung dorthin ver legt, wo er blieb, bis Nisch selbst oorn Feinde in Gefahr war wohin die Regierung seither verlegt wurde, weiß man nicht, da verschiedene Namen, darunter Monastic im südlichen Ser bien, und Prisrend an der albani schen Grenze, das seither von bulgari sehen Truppen besetzt worden fein soll, genannt wurden. Nisch liegt an der von Belgrad nach Saloniki liegenden Hauptlinie und hatte nach der letzten zugänglichen Volkszählung vor zwan zig Jahren eine Bevölkerung von un gefähr 21,500 Köpfen. Mit der Einnahme von Nisch ist nicht nur das halbe Gebiet Serbiens den Händen der Zentralmächte und ihrer Verbündeten, sondern auch der größte Theil seines in der Hauptsache von Nord nach Süd verlaufenden Bahnsystems, das die Mittelmächte mit der Türkei verbindet. Nisch ist gefallen, und damit die Verbindung zwischen Berlin und Kon stantinopel hergestellt, sodaß die Züge stündlich verkehren können. Die Bul garen kontrollieren die Bahnlinie von Nisch bis zu ihrer Grenze, die beut' schert und österreichisch-ungarischen Truppen die Strecke frort Belgrad bis zu dem von ihnen am Samstag einge nommenen Varvarin so fehlt nur noch die kurze Strecke von 35 Meto zwischen Varvarin und Nisch. Wie lange es brauchen wird, auch dieses letzte Glied der Kette zu besetzen, wird in erster Linie davon abhangen, wie lange die deutschen, österreichischem garischen und bulgarischen Truppen, die bereits Fühlung bekommen ha ben, sich vereinigen können. Sie ha ben hierbei vonseiten der Serben we -U?, ft' nig Widerstand zu erwarten, die, wenn sie überhaupt entkommen wol len, sich schleunigst, ohne erst einen Kampf zu wagen, nach Westen zurück ziehen müßten. Die Politik der britischen Regie rung in der Dardanellen-Expedition und in dem Feldzug auf dem Balkan wird feit einiger Zeit in England ei ner scharfen Kritik unterzogen, und die Abreise des Kriegssekretärs nach dem Osten wird dahin ausgelegt, daß dieser entweder auf Grund persönli chen Einblicks in die Lage der Sache die weitere Politik Großbritanniens bestimmen oder aber gewisse bereits beschlossene wichtige Bewegungen lei ten soll. Die rumänische Regierung hat be schlössen, das Verbot der Ausfuhr von Getreide in Waggonladungen aufzu heben. Man schließt in Berlin aus dieser Maßregel, daß die Schifffahrt auf der Donau jetzt thatsächlich im Gang ist, welche Bulgarien in den Stand setzt, in Teutschland und Oe sterreich mit Rumänien im Getreide Handel in Wettbewerb zu treten. 6. November. Bulgarische Truppen haben Nisch genommen, und nördlich davon ist der Anschluß zwischen ihren und den deutschen und österreichisch-ungari schen Truppen hergestellt die Bahn linie von Deutschland nach Konstan tinopel ist also beinahe frei, es fehlen daran nur noch 35 Meilen. Nach drei Tage langem Kampfe hat die bulgarische Belagerungsarmee den Fortgürtel durchbrochen. Auch sonst ist auf dem Balkon eine Reihe weite rer Schläge gegen die Serben und ihre Bnudesgenossen gefallen. In der Champagne haben die Deut schen ihren französischen Gegnern weitere von diesen eingenommene -Stellungen—wieder abgenommen, während sonst an der Westfront der Geschützkampf vorherrscht. Hindenburgs Truppen haben wei tere Angriffe der Russen bei Düna bürg abgeschlagen. Linsingens Ar mee hat an der südlichen Flanke die Russen auf ihre alte Stellungen zu rückgeworfen, und die Zahl der Ge fangenen auf mehr als 6000 Mann gebracht. An der Westfront wur den die Franzosen bei Massiges in der Champagne mit Handgranaten aus dem Theil eines deutschen Grabens getrieben, in den sie eingedrungen waren. Serbiens Schicksal ist besiegelt. Mit unwiderstehlicher Gewalt wälzt sich die österreichisch-deutsch-bulgarische Woge durch das Serbenland. Nach Ansicht des bulgarischen Finanzministers Tonschew wird die serbischeKamPagne in zwei bis drei Wochen beendet sein. Held Kitchener, der in geheimer Mis sion nach dem Nahen Osten entsandt wurde, wird Serbiens Zusammen bruch nicht mehr vorbeugen können. Die rumänischen Behörden haben die nöthigen Schritte eingeleitet, um Schiffe, die die russische Flagge füh rnen und mit Waffen und Munition für Serbien beladen sind, nach rumä nischen Häfen zu bringen und zu ent waffnen gesucht. Diese Handlung wurde dadurch hervorgerufen, daß die Oesterreicher und Deutschen Besitz von der Serbischen Donau-Bank ergriffen hatten. König Konstantin von Griechen? land hat die Amtsensegung des Zai mis'schen Kabinetts endgültig ange nommen er sucht ein Koalitionskabi nett zu bilden, das für die Beibehal tung einer bewaffneten Neutralität stimmt. Die Berichte, daß Italien sich an dem Balkankrieg betheiligen und dem gemäß eineExpedition in Albanien zur Landung bringt, finden in Rom an amtlichen Stellen keinen Glauben. Im italienischen Kabinett sind scharfe Meinungsverschiedenheiten über den Krieg zutage getreten dieselben ha ben allerdings nicht die Ausdehnung einer Krisis angenommen, jedoch im merhin ist es zu einer heißen Debatte über einen nicht unwichtigen Zwi schenfall gefilmten. In einer der letz ten Kabinettssitzungen soll einer der Minister die Anficht ausgesprochen haben, daß Italiens Interessen am besten gedient würde, wenn die Re gierung die Hand zum Friedensschluß bietet. WWW WWW vy" *5 Nummer 52 Protest gegen „blatte" Gesetze i« Chi cago. 100,000 im Zug. Die Bereinigten Gesellschaften leitete» die Massenkundgebung. 16. Na tionalitäten. a I I I 7 N Gegner des Wirthschastsschlusses an Sonntagen veranstalteten am Sonn tag in Chicago, III., eine Maffeitpa rade, um ihrem Mißfallen darüber Ausdruck' zu geben, daß Mayor Thompson vor nicht langer Zeit der Polizei die Order gegeben hat, die Wirtschaften an Sonntagen geschlos sen zu halten. Die Parade sand un ter den Auspizien der Vereinigten Gesellschaften für lokale Selbstregie rung statt. Die Zahl der Theilneh» nter wird von Beamten dieser Ver einigung auf 101,470 angegeben, wovon 32,930 marschierten und 38, 540 fuhren. Nach Ansicht der Poli zei sind noch nie zuvor so gewaltige Menschenmassen durch die Straßen der Stadt marschiert. Tie Parade war von der Polizei genehmigt wor den und nahm auch an derselben theil. Anfangs wollte Hilfspolizei chef Schuettler die Genehmigung nicht ertheilen, weil die Parade angeblich ein Protest gegen die Durchführung des Sonntagsschlußgesetzes sei als je doch Sekretär A. I. Cermak von der Vereinigung die Erklärung abgab, daß es lediglich sich um einen Aus druck des Wunsches nach Selbstregie rung handle, wurde die Genehmigung ertheilt. 16 Nationalitäten. Die Vereinigten Gesellschaften setzen sich aus 925 Vereinigungen zu sammen, in denen sechzehn ver schiedene Nationalitäten vertreten sind. Sie haben stets thätigen Antheil an der lokalen Politik ge nommen und sind für persönliche Freiheit, eingetreten. Der Vereini gung gehören Deutsche, Oesterreicher, Ungarn, Amerikaner, Litauer, Italie ner, Böhmen, Polen, Rumänen, Ju den ,Kr oaten, Schweden, Schweizer, Dänen, Norweger und Jrländer an. Von Ausschmückungen der taufenden von Wagen und Automobilen mar Abstand genommen worden, dagegen wurden zahlreiche Banner getragen, auf denen die Aasserapostel und son stige Fanatiker nicht gerade mit Schmeichelnamen belegt wurden. Ma yor Thompson hatte die Einladung, die Parade abzunehmen, ablehnt. Es dauerte länger als ztvei Stunden, bis der letzte Fußgänger der Parade an der im Grant Park errichteten Tribü ne vorbeimarschiert war. Die Fuß gänger waren nach Nationalitäten ge theilt, und viele trugen die National kostüme ihres Heimathslandes. Das Programm der Bereinigung. Das Exekutivkomitee der Vereinig ten Gesellschaften verkündete das fol gende Programm: Gouverneur Dun ne wird ersucht werden, der Legisla tur in der zu erwartenden Spezial sitzung die Revision der Sonntagsge setze zu empfehlen, durch die den Städten Selbstregierung in dieser Frage verliehen und die ganze Frage dem Volk zur Referendumabstim mung unterbreitet werden würde der Stadtrath soll ersucht werden, die Handlungsweise des Stadtanwalts Francis zu untersuchen, der gestern ankündigte, er werde jeden Theilneh mer der Parade regtstieren und auf eine schwarze Liste setzen lassen kein einziger, dessen Name auf dieser Liste steht, könne eine Gefälligkeit sei tens der Stadtverwaltung erwarten Staatsanwalt Hoyne wird ersucht werden, den Fall Francis den Groß geschworenen zu unterbreiten. Die Anzeiche« spreche» dafür, daß die Tage,Lord Kitcheners als Kriegs minister gezählt sind. Es heißt, er werde wegen anderweitiger Verwen dung einige Zeit abwesend sein. Darunter kann man sich mancherlei denken. Jedenfalls hat es den An schein, als ob Asquith sich Kitcheners entledigen wolle. Kitchener wird von der Presse für die Mißerfolge der englischen Waffen in erster Linie ver antwortlich gemacht, und überraschen würde es nicht, wenn Asquith ihn un ter schicklichem Vorwande gehen ließe. V' Si,, 4 StlÄltt \n\n Home Rule