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Seite 2 DentschlandsStanopunkt in bündiger Weiset erkckrt.^)' Sttirhmlkm Harden HÄ in ten Nummer der „Zukunft" einen Ar tikel veröffentlicht, welcher ohne Fra ge aus dem Herzen des deutschen Vol kes gesprochen ist. Er illustriert die Stimmung, welche in Deutschland an gesichts der Jntriguen der Entente und der immer höher geschraubten Forderungen unserer Administration herrscht, vortrefflich. Herr Harden weist zunächst auf die Tatsache hin, daß sich die Deutschen auf den Kriegsschauplätzen im Osten und Westen in den letzten sechs Mo netten vorwiegend in der Defensive gehalten haben, und, mit ihren mili tiirischeu Erfolgen zufriedengestellt, sich auf die Haltung der okkupierten Ärndestheile beschränkten. In Verbindung hiermit sei es er wähnt, daß auch verschiedentlich in of fiziellen Kreisen der Ansicht Raum ge geben wurde, daß die Centralmächte überhaupt keine Offensive großen Stiles mehr beabsichtigten, da ein weiteres Vorschieben der deutschen Li itieu keine besonderen Vortheile mehr mit sich bringen, dagegen riesige Opfer erfordern würde. Allerdings hatte diese Ansicht auch eine gewisse Passivität von Seiten der Gegner zur Voraussetzung. Man glaubte, die Alliierten durch die fort gesetzten Verluste soweit geschwächt zu Ixt Bett, daß sie keine großen Angriffe mehr zu machen imstande seien, und das man dett Status QUO an der west lichen wie an der östlichen Gefechts linie so lange aufrecht erhalten könn te, bis die Kriegsmüdigkeit über die Kriegswüthigkeit den Sieg davon tra gen würde. Dann hätte Deutschland in den eroberten Gebietsteilen ein solides Unterpfand in der Hand, um seinen Ansprüchen bei den Friedens verhandlungen voll und ganz Geltung zu verschaffet:. Tie Feinde Deutschlands, beson ders England, scheinen aber nicht ge sonnen zu sein, so leichten Kaufes nachgeben zu wollen. Sie machen im Gegentheil die umfassendsten Vorbe reitungen, um im Frühjahr durch eine allgemeine Offensive Deutschland zu nächst in seine Grenzen zurückzutrei ben und dann ihr Programm von der Zerstückelung Deutschlands auszufüh ren. Viele von ihren mit bekannter Ruhmredigkeit verkündeten Pläne sind natürlich' „Bluff," aber ein gro ßer Theil ist ohne Frage ernst ge meint wie die fortgesetzten englischen Rüstungen und die Thätigkeit in der russischen Armee, welche trotz ihrer schweren Niederlagen und ihre enor men Verluste doch noch ein wesentli eher Faktor in diesem Kriege bleibt, erkennen lassen. Soll Deutschland nun warten, bis seine Gegner alle Vorbereitungen ge troffen haben, um neugekräftigt in das gewaltige Ringen einzugreifen? Herr Karden und mit ihm der weit aus größte Theil des deutschen Vol kes beantwortet diese Frage mit einem peremptorischen „Nein." Will England unter annehmbaren ^Bedingungen, welche für keine der kriegführenden Nationen Demiithi gungen enthalten, Frieden schließen, so ist das deutsche Volk bereit. Wenn nicht, so ist Teutschland ebenso bereit, den Krieg mit verstärkter Energie weiterzuführen und seinen Feinden zu zeigen, daß es noch schärfere Waf fen hat, als die, womit es seine bis herigen Erfolge errungen hat. 1 wird den Unterseebootkrieg bis zu sei nen äußersten Konsequenzen durchfüh ren, feine Luftflotten werden ihre der derbenbringende Thätigkeit über Eng land vervielfältigen und nur das et ne Ziel, den Feind kampfunfähig zu machen, wird die Richtschnur der deut schen Kriegesführung bilden, ohne Rücksicht auf die Einmischung ande rer Mächte. Deutschland wird nach dem 29. Fe bruar jedes armierte feindliche Schiff ohne weiteres versenken und sich nicht um die Einsprache Herrn Wilsons kümmern, dessen Drohungen man in Deutschland als „Bluff," den Herr Wilson nicht zur That machen wird, betrachtet. Tie riefige Unterseeboot flotte, welche Deutschland erbaut hat, wird ihre Thätigkeit bald in vollstem Umfange beginnen und Englands Handel so lahm legen, wie es noch nie zuvor der Fall war. Herr Wilson mag protestieren, aber die Deutschen werden, wie Herr Har den ausführt, handeln. Zu einem der nünftigen, auf mäßige Bedingungen basiierten Frieden sind sie bereit, aber zu einer Schwächung ihrer Wehrkraft niemals. Cold Spring Bier, Ein achtes Lagerbier. de. i* ,"X Schwedens Protest. Vor zwei Wochen erschien Herr W. A. F. Ekengren, der schwedische Ge sandte in Washington, im Staatsde partement und überreichte Herrn Lansing eine Denkschrift, worin die schwedische Regierung in den schärf sten Ausdrücken ihre Entrüstung aus spricht üder die immer unerträglicher werdenden englischen Rechtsbrüche und die Regierung der Vereinigten Staaten auffordert, in Gemeinschaft mit Schweden die Freiheit des Welt meers gegen die englische Piratenpo litik zu vertheidigen. Die Denkschrift nimmt besonders die englische Post räuberei auss Korn und die Ankla gen, die sie gegen England erhebt, gipfeln in dem bemerkenswerten Sa tze, England habe in diesem Kriege nur wenige von den Satzungen des Völkerrechts unverletzt gelassen und es sei zu fürchten^ daß es auch diese wen igen noch -über Bord werfen werde, wenn man nicht die nöthigen Abwehr maßregeln treffe. Unset Staatsde partement ist der schwedischen Regie rung die Antwort auf die Denkschrift bis auf den heutigen Tag schuldig ge blieben und man wird es Schweden sicherlich nicht verargen können, wenn es über diese unhöfliche Behandlung sehr entrüstet ist. Das erstaunliche aber ist, daß das amerikanische Volk erst jetzt von der ganzen Angelegen heit erfährt Und wahrscheinlich wüß te es heute noch nichts davon, wenn der schwedische Gesandte nicht aus der Schule geplaudert hätte. Ja noch mehr. Denn gleichzeitig hört das amerikanische Volk auch, daß die schwe dische Regierung schon früher wieder holt die Hilfe der Vereinigten Staa ten gegen die englische Gewaltpolitik angerufen hat und daß mehrere an dere von den neutralen Ländern Eu ropas dasselbe gethan haben. Herr Ekengren, der jetzt vermuth lieh aufgehört hat, persona grata in Washington zu sein, machte Samstag dem Herrn Staatssekretär seine Auf wartung und bat um eine Antwort auf die Vorschläge seiner Regierung. Herr Lansing aber eröffnete ihm, daß das Staatsdepartement keine Antwort ertheilett könne, solange die Lusitania Frage noch in der Schwebe sei Bei der Haltung, welche die Administra tion neuerdings in dieser Frage ein nimmt, mag sich die Tauchboot-Kon troverfe noch Monate hinziehen und während dieser ganzen Zeit soll sich das amerikanische Volk die englischen Gewaltstreiche, die seinen' Handel so ichwer schädigen und seinen nationa len Stolz so furchtbar demüthigen, gefallen lassen, weil die Herren Wil son und Lansing es sich in den Kopf gesetzt haben, daß wir erst mit Deut schlands ins Reine kqmmen. müssen, ehe wir die Abrechnung mit England in Angriff nehmen können. Beamte des Staatsdepartements aber erklär ten Samstag, die Vereinigten Staaten würden sich überhaupt auf ein ge meinsames Vorgehen mit anderen neutralen Ländern nicht einlassen, weil sie es vorzögen, selbstständig zu handeln. Selbstständig zu handeln! Als ob bisher überhaupt gehandelt worden wäre Der englische Bully schlägt uns ins Gesicht und tritt uns mit den Füßen. Die schüchternen Proteste, welche die Administration nach London schickt, ignoriert er entweder oder er beantwortet sie mit neuen und schlimmeren Unverschämt heiten. Noch nicht einmal die Bun despost ist sicher vor seinen Räuber Händen. Wahrlich, es ist leicht zu begreifen, daß das Staatsdeparte ment solange gezögert hat, die schwe dische Denkschrift zur Kenntniß des amerikanischen Volkes zu bringen. Sie mußte sich eben sagen, daß dies bemerkenswerthe Dokument jedem Amerikaner, dem die Ehre seines Va terlandes am Herzen liegt, die Rothe der Scham ins Antlitz treiben und ihn von neuem daran erinnern würde, wie forsch das kleine, beinahe wehrlose Schweden gegen den großen" Bully der See auftritt, während der „bäum starke Onkel Sam," der, um dem Bully bessere Manieren beizubringen, ihm nur einmal zuzurufen brauchte: Bis hierher und nicht weiter!" alles einsteckt unter dem haarsträubend lä cherlichen Vorwand, daß er nicht zwei Streitfragen zur gleichen Zeit aus fechten könne. „Eins ist gewiß," schreibt das rö mische Blatt Concordia, „daß nach dem Kriege alle Staaten im Bereite ihrer sittlichen Möglichkeiten das Vorbild Deutschlands nachzuahmen trackten werden. Wehe den verderb ten Völkern, die dazu außer Stande sind!" Die Deutschen als sittliches Vorbild? Diese Barbaren Der Pol terer von Oyster Bay sollte dem Her ausgebe? des römischen Blattes un verzüglich seine Sekundanten schicken. Btmmitt »s de» »üitMete." •W» vi g*g|8|i Deutschlands Nachgie bigkeit. Deutschland ist uns gegenüber in der Lage eines Mannes, dem eine Hand auf dem Micken gebunden ist und welcher von einem anderen Man ne bedroht wird Es kann, auch wenn es völlig im Rechte zu sein glaubt, nicht mit dem nöthigen Nachdrück austreten, um die fem Rechte Geltung zu verschaffen, und Präsident Wilson sieht sich da durch in den Stand gesetzt, Deutsch land in einer Weise zu brüskieren, welche unter normalen Umständen schon lange zu einem Bruch geführt haben würde. Unter dem Drucke der Verhältnisse hat Deutschland in allen Streitfra gen, welche zwischen hier und drüben entstanden sind, nachgegeben, in der Hoffnung, dadurch der amerikanischen, Regierung jeden Vorwand zu nehmen, weitere Schwierigkeiten zu machen. Diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt. Es zeigt sich im Gegentheil immer deutlicher, daß Präsident Wilson mit seinen Forderung« nicht eher aufhö ren will, bis ein Bruch erfolgt ist. Im Vertrauen auf seine unangreif bare Stellung macht Herr Wilson Forderungen, wozu unser Land nicht berechtigt ist und welche Deutschland keinenfalls bewilligen wird. Herr Wilson ist nicht der Schiedsrichter über Europa und es geht ihn nicht das geringste an, in welcher Art Deutschland seinen Unterseeboot-Krieg führen will, solange amerikanische Interessen nicht dadurch in Mitleiden schaft gezogen werden. Aber je siegreicher die Heere der Central-Mächte und ihrer Verbünde ten auf dem europäischem Kontinent ihre Fahnen entfalten, desto ungezü gelter wird die Wuth der Briten, desto intensiver ihre Hetzarbeit, welche leider Gottes hier in Amerika einen nur zu fruchtbaren Boden findet. Eins aber mögen sich diese pro-bri tischen Hetzapostel sagen lassen: Es sind keineswegs militärische Erwä gungen, welche Deutschland veranlaßt haben, den Forderungen Amerikas ein solch weitgehendes Entgegenkommen zu zeigen. Unsere Marine, wie unser Kriegsheer würden in diesem Kriege auf Seiten der Alliierten nicht schwer in die Wagschale fallen, und ein offe F5fr Der n9orD8tern ner Bruch würde die Deutschen man cher Rückficht in der Kriegführung überheben, welche ihnen jetzt hindernd im Wege stehen. Die Erwägungen, welche Deutsch land bisher bewogen haben, mit al len Mitteln einen Bruch zu vermei den, würden auch hier anerkannt und respektiert werden, wenn wir eine Ad ministration hätten, welche wirklich neutral und amerikanisch und nicht Pro-britisch im weitesten Sinne des Wortes wäre. Drahtlose Neutralität. Es ist ungemein charakteristisch für die Kriegsführung Englands, daß schon sein erster kriegerischer Akt ein Schlag gegen die Wahrheit war. Denn, indem es das deutschamerika nische Kabel zerschnitt, wollte es na türlich der Wahrheit den Weg nach Amerika verlegen und hier den Bö den vorbereiten für die antideutsche Lügenkampagne, die es zu führen ge dachte. Die Durchschneidung des Ka bels verstieß nicht nur gegen.das Völ kerrecht, sondern sie war auch eine freche Beleidigung der Intelligenz des amerikanischen Volkes, dem jede Gelegenheit, sich über die wirkliche (Sachlage zu unterrichten, genommen werden sollte. Trotzdem hat unsere Administration nie ein Wort des Protestes gegen diesen rechtswidrigen Gewaltstreich laut werden lassen. Sie läßt auch England völlig freie Hand bei der Benutzung seines eigenen Ka bels. Als kürzlich Leutnant Berge mit seiner Beute in Norfolk ankam, durfte der. Kapitän des gekaperten englischen Dampfers „Appam" ans Land gehen und der englischen Admi ralität Per Kabel genaue Aufschlüsse geben über die Operationen' der „Möwe," so daß also die Admirali tät, wenn sie Jagd auf die „Möwe" machen will, ziemlich genau weiß, wo sie dieselbe zu suchen hat. Auf der anderen Seite wurden die beiden drahtlosen Stationen, auf welche sich dcks amerikanische Publikum aus schließlich angewiesen sieht, soweit es sich um die Kriegsberichte der deut schen Heeresleitung handelt, unter die Kontrolle des Marinedeparte ments gestellt. Und nun erfährt man, daß auch diese Kontrolle in proenglischem Sinne ausgeübt wird, Frühjahrs Meiderstoffe und Seide bieten ihren Reiz M. Hier in diesem Store gibt es eine vor zeitige Ausstellung der begünstigten Früh jahrs-Fabrikate, daß inbezug auf Mannig faltigkeit und Schönheit mit jenen revali sieren, die Ihr sonstwo mehrere Wochen später seht. Diese Abtheilung des Ladens durch dringt mit Interesse jede Frau. Die Mu ster und Farben in der Frühjahrsmode sind die anziehendsten seit vielen Saisons. Qua lität ist in jedes Stück eingewoben von der schön kolorirten waschechten Seide bis wundervollen wollenen Anzügen in Novelty Effekten. den i\x Dieser Vorrath, welcher vor der Steigerung des gegen wärtigen Marktes gekauft wurde, bietet viele Preisgewinne dem frühzeitigen Käufer, die später in der Saison nicht mehr verlangt werden können. Frühjahrssorten reichlich in fast jeder Abtheilung des Ladenraumes. Frühjahrsmäntel, Anzüge, Kleider und Zu geHörigkeiten kamen jüngst an und sind jetzt in ihrer ganz frischen Neuheit ausgelegt. In Übereinstimmung mit dem Standpunkte, der unsern Freunden und Kunden die Gele genheit gibt, die neuen Sachen zu sehen, bevor sie sonstwo vorgezeigt werden, laden wir Euch ein, diese erstmaligen Aus stellungen anzuschauen. a 5WM-W-MA das heißt, daß man Nachrichten, die England dem amerikanischen Volke vorzuenthalten wünscht, geflissentlich unterdrückt. Neulich wurde der englische Kreu zer „Arabic" versenkt. Noch ein an deres englisches Kriegsschiff wurde von demselben Schicksal ereilt. Die deutsche Admiralität schickte den Be richt -Über Sayville nach Amerika. Aber die amerikanischen Marineoffi ziere, welche in Sayville als Zenso ren fungieren, unterdrückten den Be richt. Graf von Bernstorff, der deut sche Botschafter, begab sich zum Staatsdepartement und fragte an, wie es komme, daß eine amtliche Mel dung der deutschen Admiralität in Sayville festgehalten worden fei. Und nun stellte es sich heraus, daß der betreffende Marineoffizier auf höhere Weisung gehandelt hatte. BTarinesekretär Daniels hatte ihm befohlen, den Bericht über die Ver senkung der beiden englischen Kriegs schiffe zu unterdrücken. Der Herr Sekretär scheint nun wohl inzwischen eingesehen zu haben, daß sich seine Handlungsweise denn doch nicht ganz mit den Forderungen der Neutralität vertrage. Vielleicht hat sich auch der Präsident bewogen gefühlt, ein ern stes Wort mit ihm zu sprechen Je denfalls hat der Chef des Marine departements. bekannt gemacht, daß er eine Modifizierung der Zensurbe stimmungen für" Funkendepeschen an* ordnen werde, weil er sich davon über zeugt habe, daß keine Verletzung der amerikanischen Neutralität vorliege, wenn man amtliche Berichte einer ausländischen Regierung über See operationen durchlasse, vorausgesetzt, daß diese Berichte auch im Feindes land, in diesem Falle also England, veröffentlicht worden seien. Was heißt das? Doch offenbar, daß das amerikanische Volk von den Schlap pen die England zur See erleidet, nur dann Kenntniß erhalten soll, wenn die englische Admiralität diese Schlap pen amtlich zugegeben hat. Findet also zum Beispiel eine Seeschlacht statt, in welcher die Engländer schwere Verluste haben und die englische Ad miralität wünscht, daß diese Verluste in Amerika nicht bekannt werden, so wird die betreffende amtliche Mel dung der deutschen Admiralität in Sayville festgehalten. Das amerika nische Volk aber, das auf diese Weise NÄKSWZM 5 hinter's Licht geführt wird, soll fort fahren, an die strikte und ehrliche Neutralität seiner Regierung zu glau ben. Das Staatsdepartement nnter Lansing. Das ist also der Mann, mit dem die diplomatischen Vertreter der Zen tralmächte über die Tauchbootfrage zu verhandeln haben. Lansing ist es, mit dem der deutsche Botschafter seit Wochen beinahe jeden Tag konferiert. Lansing gilt auch als der Verfasser der Noten, welche in dieser Kontro verse nach Berlin und nach Wien ge fianto worden sind. Als diese Kontro verse kürzlich von neuem ins Stocken gerieth und zwad gerade in dem Mo* ment, wo sie allgemein als völlig er ledigt galt, da lasen wir in einer Wa shingtoner Depesche, Sekretär Lansing habe gesagt, in der Lusitama-Frage besitze man eine zu hübsche Waffe ge gen Deutfchlctnd, als daß man den Streitfall so schnell aus der Welt schaffen dürfe. Wir haben Lansing nie eine so zynische Auffassung zu getraut. Wir sind davon überzeugt, daß er diese Aeußerung nie gethan hat. Auch ist es uns gar nicht ein gefallen, den sensationellen Washing toner Meldungen, Sekretär Lan- sing habe die Verhandlungen mit dem Grafen von Bernstorff abge brochen und die Administration werde die Abberufung des letzteren verlan gen, weil die deutsche Botschaft fort während indiskrete Erklärungen über die Entwicklung der Tauchboot-Kon« troverfe erlasse, irgend welche Bedeu! tung beizumessen. Denn erstens ist die ganze Haltung der. deutschen Bot schaft stets eine geradezu mustergül tige gewesen, und zweitens wissen wir nachgerade aus Erfahrung, daß diese Wafhiittoner Alarmdepeschen fast im mer auf den Wunsch zurückzuführen sind, die öffentliche Meinung gegen Deutschland aufzuhetzen. Aber es ist doch ganz klar, daß man es nicht wa gen würde, dem Staatssekretär solche Bemerkungen in den Mund zu legen und ihm derartige Pläne zuzuschie Ven, wenn man ihn nicht als einen ausgesprochenen Freund Englands könnte. Wir wollen keineswegs be haupten, daß Lansing seinen- engli schen Sympathien bewußt die Zügel schießen läßt. Aber daß sie vorhanden sind, das unterliegt nicht dem gering sten Zweifel. Und das ist offenbar einer der Gründe, welche eine freund schaftliche Beilegung der Lusitania Angelegenheit verzögern. Der andere Grund ist die bevorstehende National kampagne. Fände die Wahl erst in ?wei Jahren statt oder wäre nicht Wilsons ganzes Sinnen und Trach ten auf einen zweiten Termin gerich tet, so wäre der ganze Streitfall längst zu den Akten gelegt. Lett Cure träne Lebe? auf. Um Eure Leber in Thätigkeit zu halten, gebraucht Dr. Kings Neue Le. benspillen. Sie fiebern gute Verdau ung, vertreiben Hartleibigkcit lind stärken das ganze Snstem hält Eure Augen klar und gesund ausse hend. Nur 25^ bei Euren Apothe kern. Anz. 3, ^"?7Jfl •m Als Bryan noch dem Wilson'schen Kabinett angehörte, war die ganze amerikanische Presse empört über die verworrenen Zustände, die im Staats department herrschten. Der Nachfol ger Aryans ist viel fleißiger und ge wissenhafter als sein Vorgänger. Er geht nicht so viel aus Reisen und nie mand kann ihm Mangel an Pünkt lichkeit und Pflichtgefühl zum Vor wurf machen. Niemand aber wird ihn auch nur in einem Athemzuge nen nen mit einem der großen Staats männer, welche in früheren Admini strationen die Geschicke des wichtigen Departements lenkten. Es fehlt Lan sing an dem Prestige, welches der Lei ter unserer auswärtigen Politik ge rade jetzt besitzen sollte. Als ddr Präsident ihn zum ^itfStaatssekretär 'ernannte, war er eine in den weite sten Kreisen unbekannte Persönlich* fett Wir bezweifeln sehr, daß es zehn Minnesotaer gibt, die jemals von ihm gehört hatten. Später erfuhr man, daß er ein strebsamer Advokat sei, der sich gern mit völkerrechtlichen Studien beschäftigt habe. Man wird sich erinnern, wie Betsfett Moore, der Kanzler des Staatsdepartements, sei nen Posten niederlegte, weil ihm die Zustände, die dort eingerissen waren, so gegen den Strich gingen. Damals konnte man auch in Zeitungen, wel che heute die Kriegspolitik der Her ren Wilson und Lansing heftig be wundern, lesen, in Bassett Moore ha be das Staatsdepartement den einzi gen Beamten verloren, der etwas von Diplomatie und Völkerrecht verstehe. Und zu jener Zeit war Lansing be reits der erste Assistent des Staatsse kretärs. L-.- Donnerstag, den 24. Februar 1916 „Beginnender Sturm ge gen Papst und Sattfan." «Et Noch weit größeres Aufsehen fli die Verschacherung des PapstthumS an Italien müssen weitere Feststel lungen des Schweizer Blattes ma chen, das zuerst auf die Thatsache hin gewiesen, daß Italien von England gewisse, auf die Stellung des Papstes bezüglichen Garantien als Preis sei nes Beitritts zu der Londoner Ga rantie gefordert. Unter der Uebe?- fchrist „Beginnender Sturm gegen Papst und Vatikan" veröffentlichen die „Neuen Zürcher Nachrichten" von maßgebender Feder und von autori tativer Stelle erwünscht, u. a. fol gende alarmierende MittHeilungen: Kompetente Beobachter geben heute schon die Versicherung, daß das Jahr 1916 einen großen Markstein auch in der Kirchengeschichte bedeuten wird. Der Grund zu einer solchen Voraus ahnung ist wirklich bereits vorhanden in der gefährlichen Lage, in der sich gegenwärtig schon der Vatikan befin det. Wir brauchen weder den That fachen vorzugreifen, noch allzuschwarz in die Zukunft zu schauen, um das Herannahen und den Hereinbruch ei ner Katastrophe vorauszusehen. Vor wenigen Monaten war die Zu versicht auf das Gelingen des „natio nalen Unternehmens," d. h. des Krieges, in Italien noch groß. Heute glaubt auch der erbitterste Kriegs hetzer nicht mehr an ein ehrenvolles Ende, nicht mehr an einen Sieg. Wer hat nun die Schuld? Die Re gierung natürlich nicht, denn „das Volk" soll ja den Krieg gewollt ha ben. Wohl in keinem kriegführenden Lande ist der Unwille und die Mut losigkeit der Soldaten und Offiziere größer als in Italien. Ja, es grenzt an Empörung und Revolution, was man gegenwärtig von den kranken und verwundeten Kriegern zu hören bekommt. So kann es nicht mehr lange dauern. Das arme italienische Volk leidet ungeheuer heute nicht minder unter der Noth des Krieges, als am Tage, wo es aus seinem Wah ne aufgerüttelt wird. Wer da glaubt, es gebe keine revolutionären Erobe rungen, der wird sich am Ende doch noch getäuscht sehen. Die Freimau rer ziehen bereits die Zügel nach ei ner Seite hin, wo sich der Aufruhr leichter austoben kann, nämlich nach dem Vatikan. Es mag unglaublich klingen, aber es ist Mhr, daß dem italienischen Volke jetzt schon vorgeschwindelt wird, der Pavst trage die Schuld am gan zen Mißerfolg. Täglich erscheinen in diesem Sinn sogenannte „vatikanische Notizen" in den italienischen Frei maurerzeitungen. Die Tendenz der Veröffentlichung ist indessen offenbar, dem Volk einen Zwist höchster kirchlicher Würdenträ ger mit dem Heiligen Stuhle vorzu lügen. 216er die Bemühungen der Freimaurer gehen noch weiter. Lei der ist es ihnen gelungen, im Va tikan selbst einen Judas zu dinrren. Wir wollen nicht sagen, welchem Stand er angehört. Aber leider, lei der versteht er fein „Verrätherwerk" nur zu gut. Nicht bloß die Häupter der italienischen Regierung sind stets fort über die geringsten sogen, vati kanischen Vorfälle auf dem Laufen den, sondern gerade die kirchenfeind lichen Zeitungen find über alle Au dienzen, Gespräche und Handlungen im päpstlichen Palast erstaunlich gut unterrichtet, daß man sich nur wun dert, wozu alle diese Aufmerksamkeit dient. Es herrscht ein eigentliches System von Spionage, und dies Un ternehmen stammt nicht etwa von pri vater Firma. Es heißt, der Papst und der Vati kan seien „deutsch" gesinnt, die römi schen Kleriker hofften auf einen ent scheidenden Sieg der deutschen Waf fen und auf den Vorsitz des Papste» am Friedenskongreß, wo die romtfrfre Frage gründlich geregelt werde. Diese und ähnliche Stimmen sind unglaub lich schnell im Volke verbreitet wor den. Ebenso schnell wird es gehen, wenn es der italienischen Regierung einfällt, den Pöbel gegen den Vati kan aufzuhetzen. Wenige Schritte ne ben dem Quartier der Schweizergarde ist das berüchtigte Lokal der Gior dano Bruno-Band, wo setzt wöchent lich demonstrative Versammlungen gegen den Pavst abgehalten werden. So nahe beim Vatikan bansen ferne Genossen der Anarchie. Was braucht es mehr, als einen Wink der Regie rung, daß die Bande losbricht? Es scheint indessen ein anderer, viel sicherer Plan zu bestehen: Durch d'e Zeitungen soll das Volk langsam gegen font Vatikan aufgebebt wnv den. Die ersten Dosen von diesem Gist sind bereits verabreicht worden. 1 r\ .1 jr Tm „X S- '"'Ö| 1 1? i? rU