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12 Ketten 48. Jahrgang. Neue Minifterzusgm- menkunst. London, 29. Mm. Das Londo ner Matt Evening News will erfah ren haben, schon früh im Juni werde voraussichtlich eine neue Zusammen kunft zwischen den Ministerpräsiden ten Lloyd George und Poincare in Boulogne oder Calais stattfinden. In dieser sollen allgemeine Fragen der europäischen Politik, sowie namentlich Punkte erörtert werden, die in Ge nua unerledigt geblieben sind. Von amtlicher Seite in London war über die Angelegenheit zunächst nichts zu erfahren. Lloyd George wurde in London bei einem Gabelfrühstück parlamenta rischer Führer anläßlich seiner Rück kehr von Genua am Freitag lebhaft gefeiert. In Erwiderung auf einen Trinkspruch erklärte der Ministerprä sident. die Gennefer Konferenz sei nicht zu Ende und werde bis zum Schluß durchgeführt werden. Wenn man beachte, mit welcher Bestimmtheit sogenannte Friedensfreunde einen Fehlschlag der Konferenz in Genua voraussagten, so könne man sich des Gedankens nicht erwehren, daß dabei der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen sein. Europa habe so drin gend den Wunsch nach Frieden und be dürfe desselben so dringend, daß die ses Ziel schließlich einmal erreicht werden müsse die 6 Wochen in Ge nua, fügte er hinzu, seien zu kurz ge wesen, um alle Meinungsverschieden heiten, bezw. Mißverständnisse aus der Welt zu schaffen. Mit Nachdruck fügte der Ministerpräsident hinzu, Großbritannien habe imhretib des Krieges 9^2 Millionen Mann aufgc bracht, und deshalb habe es wohl auch Anspruch darauf, in der Friedensfra--1 ge ein entscheidendes Wort mitzure den. Ter Krieg sei einer gemeinschaft liche Sache willen geführt worden, und solange es eine gemeinschaftli che Sache für die Entente gebe, sollte diese auch zusammenhalten noch seien die Welt und die Menschheit nicht außer Gefahr. Fernbl ctBcit Frankreichs? Am Freitag verlautete in Paris, die Regierung habe beschlossen, an der geplanten neuen Rußland Kon ferenz Im Haag nicht teilzunehmen, wenn die Russen zu derselben zugelas sen würden. Diesem Beschluß sollen Unterhandlungen mit den Ver. Staa ten über diesen Gegenstand voraus gegangen sein, in denen man zu der Ueberzeugung gekommen sei, daß Sow jet-Rußland seine Denkschrift an die Mächte nicht zurücknehmen würde, in der es in Genua auf die Bedingungen der Mächte für weitere Unterhand lungen antwortete, und daß unter sol chen Umständen fruchtbringende Un terhandlungen ausgeschlossen wären. Gärung in Mexico. San Antonio, Texas, 30. Mai. Obgleich wegen der strengen Zensur, welche die mexikanische Regierung üb. er alle ins' Ausland gehenden Nach richten ausübt, nur wenige Nachrich ten über die Lage nahe der Grenze er hältlich sind, rechnen Kenner der Ver hältnisse in San Antonio, Texas, mit ziemlicher Bestimmtheit darauf, daß sehr bald eine neue Revolution in Mexico eingeleitet werden wird. Die mexikanische Regierung ist dadurch in eine üble Lage gebracht worden, daß sie durch Unruhen im Süden der Re publik abgelenkt und gezwungen wur de, Truppen nach Tabasco zu schicken auch der jüngste Aufstand der Jauqui Jndianer macht der Regierung nicht unbeträchtliche Sorge. Schaden durch Wolkenbruch. Peoria, III., 29. Mai. Durch einen Wolkenbruch wurde am Sam stag in North Peoria, III., und Moß ville ungefähr $100,000 Schaden an gerichtet. Der Verkehr auf der Rock Island Bahn wird erst Montag oder Dienstag wieder aufgenommen werden können. H. L. Derry, der nahe Can ton wohnt, wurde während des Gewit ters vom Blitz getroffen und getötet. Bahnstreik droht. Chicago, 80. Mai. Gerüchte von einem bevorstehenden Streik wollten am Dienstag nicht zum Schweigen kommen, nachdem die Löhne der Stre ckenarbeiter der Bahnen durch eine Entscheidung der Eisenbahn-Arbeits behörde um $48,000,000 im Jahr herabgesetzt worden waren, auch ver lautete in Chicago'daß die Eisenbahn behörde noch in dieser Woche weitere Lohnreduktionen für andere Klassen Eisenbahnangestellte ankündigen wer de. Gemeint sind anscheinend die Werk statten-Angestellten, deren Zahl zu sammen mit den Streckenarbeitern ungefähr 400,000 beträgt die Lohn reduktion für diese beiden Klassen würde ungefähr $100,000,000 im Jahr ausmachen, oder die Hälfte des Betrags, welcher nötig ist, um die Lohnliste der Bahnen dahin zurück zu bringen, wo sie im Mai 1920 stand, als die Eisenbahn- Arbeitsbehörde die Löhne erhöhte. Einzig und allein das Zugperso nal braucht jetzt keine Lohnverkürzung zu befürchten, denn die Löhne dieser Leute waren bereits im letzten Jahr um $400,000,000 herabgesetzt wor den, nachdem sie' im Jahre 1920 um $600,000,000 erhöht worden waren. Alle übrigen Klassen werden aber, wie vonseiten vieler Union Beamten an gedeutet wird, durch die jetzigen Lohn reduktionen an den Rand des Streiks gebracht werden. Angriff auf Kriegslasten. Washington, 31. Mai. In den Kreiden der republikanischen Kongreß mitglieder waren heute Gerüchte in Umlauf, wonach^ demnächst sensatio nelle Enthüllungen in Bezug auf die Kriegsschwindeleien zu erwarten sind. Es wird behauptet ,daß hohe Beam te der Wilson'schen Regierung in die Affaire verwickelt sind. Im Senat so wohl wie im Hause wurde gemeldet, daß Generalanwalt Daugherty mit ei ner dramatischen Offensive auf die politischen Angriffe der demokrati schen Senatoren antworten wird. Ein republikanischer RePräsentant, der in intimen persönlichen Bezieh ungen zu Daugherty steht, erklärte, der Deckel werde bald abgesprengt und der ganze Kriegsgraft blosgelegt wer den. Das Schauspiel, das sich dann der Welt darbieten werde, werde höchst unangenehm für jene sein, die die je tzige Administration in so häßlicher Weise angreifen. Ernte Aussichten. Rom, 03. Mai. Ein vom Inter nationalen Ackerbau-Institut in Rom ausgegebener Bericht bezeichnet die -Ernteaussichten in Deutschland, Bel gien, Frankreich, Ungarn und Polen als erträglich. Die Ernteaussichten in England und Irland sind gut nor mal, in Bulgarien werden sie als sehr gut bezeichnet. Die argentinische Mais ernte wird auf 39,500,000 Quintale geschätzt gegen 58,500,000 Quintale im Vorjahre. Die diesjährige Ernte belaust sich auf nur 67.7 Prozent der vorjährigen und auf 59.3 des Durch schnitts der letzten fünf Jahre. In Indien wird die Weizenernte auf 97, 000,000 Quintale geschätzt oder auf 40% mehr als im Vorjahre. Niedrigere Fahrpreise. Washington, 27. Mai. In ho hen Regierungskreisen in Washington wurde am Freitag angedeutet, daß die Bahnen wohl oder übel den Fahrpreis für Passagiere wesentlich herabsetzen werden müssen, um aus dieser Quel le mehr Einnahmen zu erzielen. Ei ne starke Minderheit in der Zwischen staatlichen Verkehrskommission soll ebenfalls diesen Standpunkt vertreten Munitions-Explosion in der Schweiz. Bern, 27. Mai. In der Nähe von Thun wurde, wie nach Bern be richtet wird, Freitagnacht das Dörf chen Lerchenfaid durch die Explosion eines Munitionslagers' zerstört. Nicht ein Haus im Orte ist ganz geblieben, dagegen sind nur zwei Kinder, die in unmittelbarer Nähe des Munitionsla gers spielten, umgekommen etliche 40 Personen wurden verletzt. sepx soc/e^, 5t. Lloud, Minnesota, Donnerstag, den I. Zuni 1922 Linkolndenkmal in Washington ent hüllt. Washington, 03. Mai. Den Hö hepunkt der Feiern anläßlich des Gräberschmückungstags in der Bun deshauptstadt Washington bildete am Dienstag die Einweihung des großön Lincoln-Denkmals, bezw. Gedächtnis Gebäudes im Potomac-Park. Diese Feier war, um eine möglichst zahlrei che Beteiligung zu ermöglichen, auf den Nachmittag verlegt, während den Vormittag die übliche Parade der ver schiedenen Veteranen Verbände und die Totenfeier auf dem Nationalfried hof Arlington ausfüllten. Das Lincoln-Denkmal' wurde vom ehemaligen Präsidenten H. W. Taft, dem Vorsitzer des Denkmals-Aus schusses, mit einer Ansprache Präsi dent Harding für's amerikanische Volk übergeben. Der Präsident antwortete mit einer längeren Rede, die Abra ham Lincoln als dem „Retter" der Nation galt und auf verschiedene ent scheidende Wendepunkte in seiner amt lichen Laufbahn einging, deren Ziel immer in allererster Linie'die Erhal tung der Einheit der Nation gewesen sei, um derentwillen Lincoln sich so gar, wenn es mböglich gewesen wäre, mit der Sklaverei abgefunden hätte, da er sich bewußt gewesen sei, daß sie früher oder später verschwinden wür de. Hapag begeht das Diamant-Jnbil läum. Hamburg. 28. Mai. Angesichts des gewaltigen 'Schiffs-Verlustes durch den Krieg nur noch ein Schat ten ihrer selbst, feierte die Hamburg Amerika-Linie am Samstag in Ham burg den 75. Jahrestag ihrer Grün dung. Mit 46,000 Silbermark wurde die ?chisfsgesellschaft im Jahre 1847 ins Leben gerufen. Drei Schiffe onv ins gesammt loÖÖ Tonnen nannte sie da mals ihr eigen. Seit jenen Tagen hat die Reederei etwa 7 Miionen Pallass giere und 100 Millionen Kubikmeter Fracht befördert. Unmittelbar vor dem Krieg stellte sich das Betriebskapital der Hapag auf 180 Millionen Mark. Ihre Flotte setzte sich aus 194 Dam pfern und 245 Hilfsfahrzeugen zu sammen. Darunter waren 74 große Ozeandampfer, die nicht weniger als 400 der wichtigsten Häfen der Welt anliefen. Nach dem Versailler Vertrag verblieb der Gefellschaft nur ein ein ziger kleiner Dampfer von 1100 Re gistertonnen. Fttedensau ssichten aus London gemel det. London, 29j Mai. Nach einer Sitzung des irischen Ausschusses des britischen Kabinetts am Montagmor gen in^Löndon wurde eine gemein schaftliche Sitzung der britischen und irischen Vertreter unter dem Vorsitz Ministerpräsident Lloyd Georges auf Nachmittag einberufen, Es ist noch kein Tag für die Abreife der irischen Vertreter angesetzt worden, woraus ge schlössen wird, daß die Unterhandlun gen noch mehrere Tage weitergehen werden. Mehrere Zeitungen wissen zu berichten, daß Michael Collins und Arthur Griffith die britische Regier ung von ihrer Aufrichtigkeit dem an glo-irischen Vertrag gegenüber über* zeugt hätten. Die irischen Delegaten haben in einer am Sonntagabend ab gehaltenen Sitzung die äußersten Zu geständnisse festgelegt, welche «sie der britischen Regierung machen werden. Streik in Aussicht. Detroit, Mich., 30. Mai. -xr®- F. Grable, Großpräsident des Vollzugs ausschusses der United Brotherhood of Maintenance of Way Employes & Railway Shop Laborers, gab. am Montag in Detroit bei Zusammentritt des Ausschusses der Ansicht Ausdruck, daß die am Sonntag von der Eisen bahn-Arbeitsbehörde angeordneten oLhnreduktionen wahrscheinlich zur Folge haben werden, daß der Aus schluß eine Streikdmstimmung anord nen wird, da eine Lohnerduktion zu dieser Zeit durchaus ungerechtfertigt sei. 1 Bier her! Washington, 29. Mai. Die Be wegung zugunsten der Wiedereinfüh rung von Bier und leichten Weinen erhielt Freitag im Repräsentanten Hause gewaltig Vorschub. Fünfzig Mitglieder des Hauses richteten eine Petition an das Komitee für Mittel und Wege, in der um eine schleunige Erwägung der Local Option-Vorla ge ersucht wird, die her Republikaner John Philipp Hill vojt Maryland ein gereicht hat. Der Wortlaut des an das Komitee gerichteten Schreibens ist folgender: Die unterzeichneten Mitglieder des Repräsentantenhauses ersuchen darum, daß die Haus-Resolution 11,410 prompt einberichtet wird, damit der Kongreß Gelegenheit Hat, zu entschei den, ob das amerikanische Volk das Recht hat, bei den bevorstehenden No vemberwahlen in jedem Bundes-Local Option Distrikt zu entscheiden, ob der Konsum von 2.75 Apfelwein und Bier erlaubt sein soll, wie in der Haus-Resolution 11,410 versprochen ist." Die Hill'sche Vorlage bestimmt, daß jeder oKngreß-Distrikt als Local Op tion Distrikt anzusehen ist und daß die Wähler im November in jedem Distrikt abstimmen sollen, ob inner halb dieses Distrikts die Herstellung und der Verkauf von. 2.75-prozenti gem Bier, Cider und Löwenzahn Wein erlaubt sein soll. Berlins Zusage scheint gesichert. Paris, 31. Mai. Die An twort der deutschen Reichsregierung aus die Forderungen dsrKnMDigunMom misfion, die dieser in Paris am Mon tag zugestellt wurde, teilt mit, unter, der Voraussetzung, daß Deutschland innerhalb angemessener Zeit durch ei ne auswärtige Anleihe geholfen wer de, sei die Reichsregierung bereit, sich zu verpflichten, ihren Papiergeld-Um lauf innerhalb des Betrags zu hal ten, den er am 31. Mai hatte außer dem erklärt unter derselben Voraus setzung die Reichsregierung sich be reit, auf die übristgen Bedingungen der Entschädigungs-Kommission ffür einen teilweifen Zahlungs-Aufschub einzugehen. Diese Antwort wird in Entente-Kreisen am allgemeinen, ab gesehen von einigen untergeordneten Punkten für zufriedenstellend agese henn. Ein Bedenken war vorläufig noch, daß in der französischen Über setzung der Antwort eine internationa le Anleihe als „Bedingu„ng" der An nahme der Forderungen bezeichnet wird, während der ursprüngliche deut sche Wortlaut die Forderungen an nimmt „unter Voraussetzung"" einer solchen Anleihe. Flugzeuge für alle Kriegsschiffe. Washington, 29. Mai. Der stell vertretende Marine-Sekretär Roose velt teilt in Washington mit, sämmt liche Schiffe der Schlachtflotte der amer^anischen Marine würden künf tig mit Kampfflugzeugen und den Apparaten, sie in Gang zu setzen, aus gestattet sein. Er sagt, die Versuche, die letzten Sommer auf diesem Gebie te aufgestellt wurden, hätten die Not wendigkeit ergeben, die Kriegsschiffe einigermaßen gegen Ueberraschung durch Flieger zu schützen. Die Nationenliga und Deutschland. London, 29. Mai. Times in London will wissen, in der okmmen den Generalversammlung der Natio nenliga im September in Genf würde voraussichtlich die Frage der Aufnah me des Deutschen Reiches in die Li ga erwogen. Der Ligarat soll sich in seiner Tagung anfangs Mai mit der Angelegenheit beschäftigt haben und zu dem Schluß gekommen sein, daß Deutschlands Zulassung nichts im We ge stünde,' vorausgesetzt es komme sei nen Verpflichtungen am 31. Mai nach Parlament tagt am 1. Juli. Dublin, 29. Mai. Die proviso rische Regierung Süd-Irlands kün digte am Sonntag an, daß das Par lament im Einklang mit Artikel 17 vom anglo-irischen Vertrag am 1. Juli in Dublin zusammentreten wer de. Lloyd George erhält Vertrauensvo tum. London, 29. Mai. Die Abstim mung, welche im Unterhaus erfolgte, bedeutet ein abermaliges Vertrauens votum für Premier Lloyd George und seine Genua-Politik. Mit überwälti gender Mehrheit von 235 gegen 26 Stimmen verwarf das Haus ein Am endement, welches bezweckte, die Un zufriedenheit des Parlaments mit der Darlegung -des Premiers zum Aus druck zu bringen. Laute Zurufe begrüßten Lloyd George, als er Donnerstag 3:45 nach mittags zu der für seine politische Zu kunft bedeutsamen Debatte über die Ausland^-Pvlitik der Regierung im Unterhaus erschien. Die Genua-Konferenz bildete den Gegenstand der Debatte. Der Pre mier stand bereit, die Errungenschaf ten der Konferenz, die Vereinbarung für zeitweiligen Frieden sowie die er zielten wirtschaftlichen Resultate, her vorzuheben, während den Gegnern im ter anderem der russisch-deutsche Ver trag als Grundlage für ihre Ausfälle gegen die Begebenheiten in Genua diente. In einer Ansprache von 1^4 Stun den Dauer gab Lloyd George eine ruhige Darlegung der Genua-Ver handlungen.Die Erwiderungen kamen von dem früheren Premier Herbert H. Asquith, von dem Arbeiterführer John Robert Glynes und von Lord Robert Cecil. Sie tadelten die sechs Wochen währenden Sitzungen in Ge nua, welche, wie sie sagten, wenig oder garnichts für die Erneuerung Europas geleistet hätten. Durch dieie VorttMfe aufgebracht richtete Lloyd George dröhnende Ant worten gegen die Bänke der Opposi tion. Nach einer hitzigen Debatte in überfülltem Sitzungssaal, unter Bei fall und jubelnden Zurufen bei seinen Wortgefechten mit Lord Robert Ce cil ,endete die zweite Ansprache des Premiers in dramatischer Weise mit der feierlichen Kundgabe, eine Politik der Zusammenarbeit mit der französi schen Demokratie. Stürmische Beifalls rufe hallten durch das Haus, als der Premier seinen Sitz wieder einnahm. Schlagende Wetter. Birmingham, Ala., 29. Mai. —11 Grubenarbeiter wurden in der Nacht von Donnerstag auf Freitag durch ei ne Explosion Wagender Wetter in der Grube Nummer 3 der Alabama Fuel & Iron Company im St. Clair County getötet, wie dem hiesigen Zweigamt des Bundes-Bergwerkbu reaus gemeldet worden. Fünf der Um gekommenen waren Weiße. Zur Zeit des Unglücks waren 82 Grubenarbeiter in der «Grube beschäf tigt, und bis auf die elf Toten ent kamen alle unverletzt. Zehn der Lei chen der Umgekommenen sind bereits geborgen worden. Russen in Berlin. Berlin, 29. Mai. Seit einiger Zeit weilt L. Krassin, Sowjet-Ruß lands Minister für Auslandhandel, wieder in Berlin, und hat häufige Be sprechungen mit Mitgliedern der Reichsregierung. Heber diese Unter handlungen wird zunächst von beiden Seiten strenges Sillschweigen beobach tet. In Berliner Diplomatenkreisen heißt es schon seit längerer Zeit, Kras sin sei zum Botschafter Sowjet-Ruß lands in Berlin bestimmt. Britisches Kriegsschiff in Washington eingetroffen. Washington, 30. Mai. Der bri tische Kreuzer Raleigh traf am Sonn tag in der Marinewerft in Washing ton mit Admiral Sir Wiillam Paken hctrn, Kommandeur der britischen See. streitfräste der nordatlantischen Sta tion, an Bord an. Raleight, ein mo derner Kreuzer von 9750 Tonnen Wasserverdrängung, einer Fahrge schwindigkeit von 31 Knoten und einer Bestückung von 7zölligen Geschützen, ist das erste britische Kriegsschiff, wel ches feit 1814 nach der Bundeshaupt stadt gekommen ist. Im Jahre 1814 waren britische Seesoldaten gelandet worden. b, the iresue*t. a. bijujssok, Aufklärung über Rußland. Berlin, 29. Mai. Ueber die Art und Weise der Ausnutzung des deutsch russischen Vertrags werden hier zwi schen der deutschen Regierung und Herrn Litwinosf sowie anderen Mit gliedern der russischen Delegation Be ratungen gepflogen. Die Vertreter Rußlands klagen,daß in Amerika eine völlige Verkennung der russischen Zustände herrsche. Falls man dort von einem Zusammenbruch des Bolschewismus spreche, sei man falsch berichtet. Einer der Delegaten sagte: „Wir täuschen das Ausland nicht es täuscht sich selber. Die Sowjetregierung kon trolliert das Reich durchweg dasLand ist ruhig und mit unserer Führer schaft zufrieden. Wir besitzen die Amts gewalt und unser Heer ist uns treu. Das Volk ist auf unserer Seite. Es ist schließlich eingesehen worden, daß es nutzlos ist, sich in unsere An gelegenheiten einmischen zu wollen. Wir heißen ausländisches Kapital als Geldanlage willkommen und sind be reit, günstige Bedingungen zu gewäh ren. Ist Sinn und Verstand darin, unser Volk hungern zu lassen, blos weil wir uns-Kommunisten nennen und der Name verpönt ist? Wir müssen am Grundsatz der Na tionalisierung des Eigentums festhal ten. Das ist fundamental. Wenn frü her der Zar das Besitzrecht von allem im Staate hatte, hat es jetzt der Staat, das heißt das,Volk. Das ist aber doch kein Grund, weshalb nicht Ausländer ein Gebrauchsrecht haben und aus ihren hiesigen Kapitalsanla gen Nutzen für beide Teile erwachsen sollten." Vorstadt Wiens ist in Trümmern. Wien, 29. Mai..— Zehn Personen wurden getötet und wenigstens sech zig verletzt, als sich Donnerstag nach mittag in einer Munitions-Fabrik in Blumau, eirter Vorstadt Wiens, eine Explosion ereignete. Ein jedes Wohnhaus in Blumau wurde beschädigt, und die Detonation war Meilen weit hörbar. Die Katastrophe ereignete sich, als ein Feuer in der Fabrik ausbrach und die Flammen sich einer Dynamit-Nie derlage mitteilten. Die in unmittelbarer Nähe beschäf tigten Arbeiter wurden in Stücke ge rissen. Leichenteile wurden über einen Umkreis von mehreren Häusergevier ten zerstreut. Allianz indossiert. Houston, Texas, 30. Mai. Die Allianz zwischen den United Mine Workers of America und anderen Ar beiterverbänden, welche im Februar in Chicago von Präsident John L. Lewis von den Bergleuten und Ver tretern anderer Unionen in Vorschlag gebracht worden war, wurde vom Kon vent der International Brotherhood of Locomotive Firemen & ^Engine men in Houston formell indossiert. Der Präsident der Union wurde ermächtigt, nach eigenem Ermessen den streikenden Kohlebergleuten in West Virginia finanzielle Unterstütz ung zu gewährend Eine Resolution, in der die Regierung aufgefordert wer den sollte, die russische Sowjet-Regie rung anzuerkennen, wurde fast ein stimmig abgelehnt. Eine andere Reso lution, welche angenommen wurde, spricht einen energischen Protest gegen die jüngste Entscheidng Chefrichter Tafts vom Bundesobergericht aus, durch tvelche das Kinderarbeits-Gesetz für verfassungswidrig erklärt wird. Unternehmende Italiener. Mailand,. 28. Mai. Die italie nische Industrie beabsichtigt in Mexi co eine energische Kampagne zuführen, um einen Teil des dortigen Handels an sich zu reißen. Das italienische In stitut für Handelsausdehnung will ei ne Ausstellung nach Mexico schicken. Gleichzeitig werden Abgesandte nach Mexiko kommen, die den mexikani schen Geschäftsleuten die Vorteile der Ausfuhr aus Italien klar machen und ihnen die entschiedene Unterstützung der italienischen Konsulate und Schiff?.-worden, das auf dem Transportdam I fahrtsfirmen in Aussicht stellen iol- pfer Somme nach America gebracht licit. wird. General 12 Seiten Nummer 30 Washington, 29. Mai. Dr. Otto L. Wiedfeldt, der neue Botschafter des Deutschen Reiches in Washington, üb erreichte am Donnerstag nachmittag in einer Audienz im Weißen Hause Präsident Harding seine Beglaubi gungs Schreiben. Damit sind die diplomatischen Beziehungen zwischen den Ver. Staaten und dem Deutschen Reiche nun beiderseits vollständig wie. deraufgenommen, nachdem der ame rikanische Botschafter A. B. Houghton schon vor einigen Wochen in Berlin Reichspräsident Ebert seine Beglaubi chung überreicht hat. Bei Überreichung der Beglaubi gung betonte der Botschafter, er sei sich der hohen Verantwortung wohl bewußt, die auf ihn als den ersten Botschafter seit dem Kriege fielen. Er schöpfe indes Ermutigung aus der Tatsache, daß abgesehen von der kur zen Unterbrechung durch den Krieg nahezu anderthalb Jahrhunderte zwi schen dem amerikanischen und dem deutschen Volke die engsten geistigen, moralischen und wirtschaftlichen Be ziehungen bestanden hätten. Sein ernstes Bestreben werde sein, diese Be ziehungen zu Pflegen, sie wiederan zuknüpfen, wo sie abgebrochen wur den, und sie noch zu erweitern. Prä sident Harding erklärte in seiner Ent gegnung, es werde ihm eine große Freude sein, in dem von den Bot schafter angeführten Bestreben mit die sem zusammenzuarbeiten, da durch ge genseitiges Verständnis den gemein schaftlichen Interessen beider Nationen am besten gedient würde. Der Bot schafter hatte unter anderem als sein Bestreben bezeichnet, sich ein wahres Bild von Verhältnissen und Ansichten zu gewinnen, die in den Ver. Staaten vorherrschten, um auf diese Weise sei nem Lande zu nützen auf der ande ren Seite hoffe er, dazu beitragen zu können, auf Erfahrung gestützte Kennt nis europäischer Verhältnisse zu über mitteln. Normalisierung der Holz-Industrie eingeleitet. Washington, 2.9 Mai. Die letz te Woche in Washington zum Ab schluß gekommene Konferenz von Ver tretern der Holzindustrie hat, wie Se kretär Hoover am Sonntag mitteilte, zu dem Beschluß geführt, die JuZm strie zu normalisieren. Zu diesem Zweck wurde vereinbart, sich die Dien ste der National Manufacturers Aass ciation zu sichern, um einen aus Ve». tretern aller verwandten Gruppen be stehenden Ausschluß zusammen zu bringen, dessen Aufgabe es sein wird, Namen, Arten, Grade, Qualität, Mar kierung etc. festzulegen, die für die gefammte Holzindustrie maßgebend sein werden. Im Herbst wird dann eine letzte Konferenz stattfinden, in der die Empfehlungen des Ausschusses endgültig angenommen werden sol len. Die Einführung Botschafter Hough tons. Berlin, 30. Mai. Die amerika nische Diplomatie wurde von dem ja panischen Botschafter Eki Hicki in Ber lin gelegentlich eines Essens gefeiert, das er dem neuen amerikanischen Bot. schaster Alanson B. Houghton zur Einführung in die diplomatischen Krei se der Reichshauptstadt gab. Die Gä ste waren beinahe durchweg Mitglie der der amerikanischen und der japa nischen Botschaft. In seiner Rede hob der Botschafter hervor, die Ereignisse der letzten Fahre hätten America zur führenden Weltmacht erhoben, die ve stimmt sei, in der Zukunft eine gar wichtige Rolle zu spielen. Botschafter Houghton dankte in kurzer Rede für die verbindlichen Worte. Berkauf von Heeresgut. Koblenz, 29. Mai. Wie in Ko blenz gegeben wird, sind aus dem Ver kauf von amerikanischem Heeresgut etwa zwei Millionen Dollars, mei stens in Silberbullion, eingenommen, \n\n Published and distributed under permit (No. 783), authorized by the Act of Oct. 6,1917, on tie at the Postoffice of St. Cloud, Minn. Dr. Wiedfeldt bei Pröfi feini Harding.