j1
:w
11 ri
'4$
48. Zahrgang.
*t *.: A'f '-J-1
.-'-«^.'
Pnhikhed »nil
ruDiisneu anu Qibiriuuicu iuiu«i
12
Seiten
K, "O*
Werkstätte-Augestellte am Streik.
Chicago, 5. Juli. Die 400,000
Mitglieder der Werkstätte-Unions
der Eisenbahnen legten am Samstag
vormittag 10 Uhr dem nationalen
Streif be fehl gemäß die Arbeit nieder
um gegen eine Lohnerniedrigung von
$ 60,000,000, die von der Bundes
Arbeitsbehörde gutgeheißen wurde,
zu Protestieren.
DieUnions der Streckenarbeiter ha
den die Durchführung eines Streiks»
be fehl es verschoben, aber die Mitglie
der anderer Eisenbahn Unions, deren
$Ü$hne herabgesetzt wurden, fahren
mit der Abstimmung über den Streik
fort.
Arbeiterführer hofften auf baldi
tie weitere Unterhandlungen, um die
Lahmlegung des ganzen Betriebes zu
vermeiden, mährend Bahnbeamte er
klären, daß sich die Folgen des jetzigen
Streiks vor Jörn Monaten nicht
fühlbar machen werden, da etwa am
Rollmaterial nötige Reparaturen in
zwischen in privaten Werkstätten vor
genommen werden können.
Nach Berichten aus verschiedenen
Teilen des Landes verlief der erste
Tag ds Streiks ruhig. Es wurden
überall Massenversammlungen abge
halten, man unterließ aber alle De
monstrationen.
Abstimmung der Streckenarbeiter.
Chicago, 5. Juli. Tie sechs Eisen
bahner Gewerkschaften, welche am
Samstag an den Streik gegangen find
wurden am Montag von der Eisen
bahn Arbeitsbehörde in Chicago,
für „außerhalb des Gesetzes stehend"
erklärt. In einer von der Behörde
angenommenen Resolution heißt es,
daß die betreffenden^ Unionen: alle
Rechte vor der Behörde als Eisen
bahnangestellte verscherzt hätten und
daß neue Verbände von Werkstätte
Angestellten, die die Stellen der Strei
ker nehmen, gebildet werden sollten,
um die Werkstätten Arbeiter in
Streitigkeiten vor der Behörde zu ver
treten.
Chicago, III., 5. Juli. Das
Hauptinterresse des Bahnstreiks, wel
ches sich am Samstag um den Aus
stand der Werkstätten Arbeiter dreht
wandte sich am Montag nach Detroit,
wo die Streikabstimmung der 400,
000 Streckenarbeiter gezählt wird.
F. 'GraMe, Präsident der United Bro
therhood of Maintenance of Way Em
ployes aud Railway Shop Laborers,
kündigte an, daß er einen Streikbe
fehl erlassen werde, wenn mindestens
zweidrittel der Mitglieder für Streik
seien. Am Samstag habe er auf Er
suchen der Eisenbahn Arbeitsbehör
de mit einem Streikbefehl gewartet,
nachdem ihm das Versprechen gegeben
worden war, daß für den Fall einer
Erhöung der Kosten des Lebensunter
Haltes die Löhne erhöht werden wür
den. Auf die Frage, ob er ein Abkom
men mit der Behörde für einen wei
teren Aufschub des Streiksbefehls ha
be, erwiderte Grable, er wolle darü
ber keine Angaben machen.
Die Entscheidung der Streckenar
better über die Streikfrage ist von
großer Bedeutung, denn durch einen
Streik dieser Leute würde der Bahn
verkehr ernstlich gefährdet werden
Sollten ferner die Clerks, Frachtoer
lader und das Signalpersonal sich
ebenfalls dem .Streik anschließen^
dann würden annähernd 1,200,000
Eisenbahnen feiern.
Eilzug ett&leiste.
(Atlantic City, N. I., 4. Juli.
Mindestens 8 Personen wurden getö
tet und ungefähr 75 verletzt, die Hälf
te davon schwer, als am frühen mor
gen ein Eilzug auf der Fahrt von
Camden nach Atlantic City bei Wins
low Junction, 37 Meilen von hier
aus den Geleisen sprang und die Bö
schung hinabrollte.
Die genaue Zahl der Toten kann
nicht eher festgestellt werden, als bis
die Trümmer gründlich durchsucht
sind.
,2er verunglückte Zug gehört der
Philadelphia & Reading Bahn. Das
Unglück scheint durch Unterwaschung
des Bahnbetts herbeigeführt worden
zu sew.
I x' i&w®Swit«8Sr
88^81 üj
UUI
v,w'
$iK "Kates und seine Armee.
Bcrlttyi. Juli. Hugo Stinnes
ist im Begriff sich mit einer wahren
Armee von friihren deutschen Offi
zieren deren Frauen und Verwandten
zu umgeben. Bei seinen Geschäfts
Unternehmungen verwendet er Gra
fen und Gräfinen, die für wenig
Geld arbeiten, denen er aber Zu
schüsse bezahlt, um den gesteigerten
Preisen der Lebensführung genügen
zu können.
Die denkbarsten Stellungen bei ihm
werden von Offizieren hohen Ranges
bekleidet. Es sieht in seinen Geschäfts
räumen in Berlin aus, als fänden
Zusammenkünfte der Elite statt, so
viele Schreiber und Stenographisten
bewegten sich früher in den besten
Kreisen.
An der Spitze der deutschen allge
meinen Zeitung, die Stinnes eignet,
steht Kapitän Hamann, einer der
bestgekannten aus der ehemaligen
deutschen Marine. Sein Privatsä
kretär ist der ehemalige Mayor L.
Osius. 'Und so sind überall in seiner
Geschäftssphäre Leute zu finden, de
ren Namen in hellem Klange in den
Jahren des Krieges waren.
Stinnes ist der Ueberzeugung, daß
sich unter diesen seiner Angestellten
ganz vorzügliche Kräfte befinden.
Wenn ihnen auch viel von der Rou
tine des Geschäftslebenß fehlen mag,
ist ihnen dafür das Organisations
geschick eigen und nach der Ansicht
von Stinnes, wäre es eine unverzei
liche Sünde, tüchtige Leute müßig
gehen zu lassen, wie es viele nach dem
Kriege tun mußten.
Ein Dementi Japans.
Tokiol Juli. Die japanische
Admiralität hat in'Tokio eine amt
liche Erklärung veröffentlicht, in der
sie der Behauptung entgegen tritt,
Japan umgehe den Flottenvertrag der
Washingtoner Konferenz, indem es
den Bau von kleinen Kriegsschiffen
und „Hilfsfahrzeugen" steigere. Die
Erklärung enthält genaue Angaben
über das Bauprogramm für solche
Fahrzeuge.
Außerdem wird angekündigt, die
Regierung werde Porth Arthur, das
seinerzeit von den Russen abgenom
men wurde, als Marine-Hafen auf
geben.
Panamakanal-Gcbühren.
Balboa Heights, Panama,4. Juli.
Im abgelaufenen Rechnungsjahr
hat der Panama Kanal der ameri
kanischen Regierung $1,197,000 an
Gebühren eingebracht. Im ganzen
passierten den Kanal 2,740 Schiffe
mit zusammen rund 10,850,000 Ton
nen. Der Verkehr war um 3 Prozent
geringer als im vorhergehenden Rech
nungsjahr, doch ungefähr ebensogroß,
wie im Kalenderjahr 1921.
Billiges Fleisch.
Buenos Aires, 3. Juli. Aus der
Provinz Cordoba wird gemeldet, daß
die Viehzüchter ihre Herden zum Teil
verschenken.. Sie können das Vieh
nicht länger füttern und beim Verkauf
keinen Profit machen. Es sind Fälle
vorgekommen, wo die Viehzüchter ein
Stück Rindvieh für 45 Cent Gold ver
kauft haben. In Buenos Aires kos
tet ein Pfund gutes Steak ungefähr
gerade so viel wie man in Cordoba
für einen ganzen Ochsen bezahlt.
Geburt im Flugzeug.
Paris, 3. Juli. Ewer Fran
zösin, Madame George Breyer aus
Lyon, gebührt der' Ruhm, die erste
Frau zu sein, die in einem Flugzeug
einem Kind das Leben gegeben hat.
Madame Breyer, die einem entle
genen Fischerdorf an der Küste Unter
Miens weilte, fand es angezeigt, sich
möglichst bald in ärztliche Hände zu
geben, und bestellte zu diesem Zweck
ein Flugzeug, das sie nach Neapel
bringen sollte. Unterwegs erblickte in
einer Höhe von ungefähr 6000 Fuß
über dem Meere ein kleiner Erden
bürger das Licht der Welt. Der Len
ker des Flugzeugs landete vorsichtig
in der Nähe eines Touristenhotels, wo
erste Hilfe zur Hand war. Mutter
und Kind soll es gut gehen.
5 S
Neuer Versuch zur Streikbeilegung.
Washington, 3. Juli. Präsident
Harding riet heute gelegentlich der
Konferenz im Interesse der Beilegung
des Grubenstreiks beiden Parteien,sich
bald auf ein Übereinkommen zu ei
nigen, „in ihrem beiderseitigen In
teresse und im allgemeinen Interesse
des Landes." Der Präsident sprach et
wa zehn Minuten lang gelegentlich
der Eröffnung der Konferenz.
Die Beratungen wurden dann hin
ter verschlossenen Türen in einem
Zimmer des Departements des In
tterit fortgesetzt.
„Ich ermahne Sie," bemerkte der
Präsident in seiner Eröffnungsan
sprache, „mit angemessener Schnellig
feit eine Einigkeit unter sich zu er
zielen. Wenn Sie allein nicht im
Stande sind, eine Einigung zu erzie
len, so wird Hilfe von der Regierung
verfügbar fein, falls beide Parteien
um solche Hilfe gemeinschaftlich nach
suchen. Unser Wunsch geht dahin, dafr
Sie dies am besten wissen, wie das
herbeigeführt werden kann, eipe Lö
sung unter sich herbeizuführen, und
zwar in einer Weife, welche sich die
Achtung der öffentlichen Meinung des
amerikanischen Volkes sichert. Gelingt
das nicht, so werden dis Diener des
amerikanischen Volkes ausgefordert
werden, diese Aufgabe im Namen der
amerikanischen Sicherheit und im In
teresse der großen Masse des Volkes zu
lösen."
Ferner bemerkte der Präsident noch
in seinen Ausführungen:
„Der Arbeiter hat sein Recht und
das Kapital hat ebenfalls sein Recht,
aber vor allen Dingen steht dem ame
rikanischen Publikum das Recht zu,
Don diesen sich iiumer wiederholenden
Veunruhigungeif' (Streiks) befreit zu
werden, gleichviel was die Ursachen
sein mögen.. Dies? Freiheit muß ge
sickert werden/'
Die Regierung wünscht nicht sich in
Ihre Tätigkeit einzudrängen, aber sie
fühlt die Pflicht, darauf zu sehen, daß
das amerikanischeAllgemeinwohl durch
einen andauernden Mangel an Heiz
ungsmaterial nicht bedroht wird. Die
Regierung zieht es vor, daß die zwei
großen verbundenen Interessen, die
Minenbesitzer und deren Angestellte,
diese Angelegenheit in Erkennen des
beiderseitigen Vorteils ordnen.
Können Sie dcch nicht tun, dann
muß das größere, allgemeine Inte
resse im Namen des Publikums, wo
es sich um die Wohlfahrt des ganzen
Volkes gewahrt wird.
Heimkehr der Volksvertreter.
Washington, 1. Juli. Das Re
präsentantenhaus hat sich gestern Ab
end elf Minuten vor zehn Uhr bis
zum 15. August vertagt. Es ist nun
den Repräsentanten eine Gelegenheit
gegeben, sich völlig in der Heimat der
Kampagnearbeit zu. widmen, indes
der Senat mit den Verhandlungen
über die Tarifvorlage fortfährt.
Die demokratischen Repräsentanten
machtey geschlossene Front gegen eine
Vertagung, wurden aber mit 171 ge
gen 43 Stimmen übertrumpft. Der
Ankündigung folgte ein Ausbruch des
Jubels nud dann gab es einen Sturm
lauf auf die draußen haltenden Ge
fährte, um rechtzeitig noch vor Zug
abgang an die Bahnhöfe zu gelangen.
Neues Blutvergießen in Oberfchle
ße».
Berlin, 1. Juli. Polnische Ban
den griffen, wie am Freitagabend
nach Berlin gemeldet wurde, die Ort»
schaft Hindenburg in OberschWen
an, wurden jedoch von einer Kompa
nie des deutschen Selbstschutzes mit ei
nigen Verlusten abgeschlagen.
Hierauf sollen nach der vorliegen
den Darstellung französische Beisatz
ungstruppen eingegriffen und die
Deutschen umzingelt haben. Diesen
kamen weitere Truppen vom Selbst
schutz zu Hilfe und es entwickelte sich
ein regelrechter Straßenkampf, in
dem die Französen Maschinengeweh
re auffuhren, um die Straßen zu
säubern. Der Bericht der der Zeitung
zu Mittag zuging meldet als Verlu
ste der Deutschen 17 Tote und drei
Verwundete, lieber die Verluste der
Polen, wird nichts berichtet.
St. £lcmi, Minnesota, Donnerstag, den v. Zuli. 1922
Der Bruderkrieg dauert noch an.
Dublin, Irland, 3. Juli.—Staats
truppen belagern die Äebellen, die ein
Häusergeviert auf der Sackville Stra
ße besetzt halten, und der Bürgerkrieg
nimmt ungehinderten Fortgang. An
griffe auf den letzten, von den Insur
genten gehaltenen Platz, begannen
heute nachmittag. Es heißt, daß Ea
mon de Balera persönlich, unter 23er»
kleidupng, die Verteidigung der Re
bellen vom Hauptquartier im Gree
horn Hotel leitet. $,
Insurgenten haben an den Ueber
gängen der Hauptstraßen Barrikaden
errichtet, wie sie es in dem Ausstand
in. 1916 taten und dazu beschlag
nahmte Automobile und Wagen be
nutzt:
Die bedrohliche Wase der Situa
tion ist, daß die Insurgenten eine Art
Guerillakrieg 'entwickeln und- nament
lich viele Hmterhaltejlegen. Viele der
Insurgenten tragen Hivilkleidung und
die Soldaten des Freistaates sind in
folgedessen unerwarteten^ Angriffen
ausgesetzt, ähnlich wie es bezüglich der
englischen Truppen bor dem Waffen
stillstand der Fall gewesen.
Me direkte telegraphische Verbin
dung zwischen Dublin und dem Nor
den und Westen Irlands ruht säst
völlig.
Die provisorische Regierung ist auch
in anderen Landesteilen in Kämpfe
verwickelt. In Drögheda werden die
Insurgenten, die sich aus dem die
Stadt beherrschenden Hügel festgesetzt
haben, in ähnlicher ÄSeise seitens der
Truppen des Freistaates belagert, wie
es in den Four Courts der Fall ist.
Die Stellung der Insurgenten in
Dpogheda gilt für außerordentlich
stark.
Auch aus anderen ^Landesteilen
kommen Nachrichten über angebliche
Waffentätigkeit der Insurgenten, aber
diese Meldungen sind schwer zu bestä
tigen, da Dublin fast von jedweder
Verbindung abgeschnitten ist.
Andwng von Einwanderern.
Quarantäne Station Stapelton,
New York, 1. Juli. .Die größte
Einwanderer-Armada, von der die
Geschichte berichtet, ist bereit, in den
Hafen von New Jork einzufahren. Ei
ne ganze Reihe riesiger Ozeandampfer
an deren Bord sich eine ganze Armee
von Einwanderern befindet, liegt au
ßerhalb der Dreimeilen-Grenze. Um
Mitternacht wird das Tor der neuen
Welt sich öffnen, um eine neue Quote
von Einwanderern einzulassen.
Nach dem Einwanderungsgesetze
können in dem Jahre, das mit dem
ersten Juli beginnt, von jeder Na
tion drei Prozent der jetzt im Lande
ansässigen Bevölkerung nach den Ver
einigten Staaten kommen. Dabei ist
jedoch die Bestimmung getroffen, daß
in jedem einzelnen Monat nicht mehr
als zwaizig Prozent der Gesammtzahl
zugelassen werden sollen.
Die Kohle-Konferenz.
Washington, 3. Juli. Unmittel
bar vor Beginn der Konferenz zwi
schen Vertretern von Weichkohle-Gru
benbesitzern und Bergleuten erklärte
Arbeitssekretär Davis am Montag
vormittag in Washington, daß er ent
schlössen sei, seinen am Samstag un
terbreiteten SchlichtungsPlan zur An
nahme zu bringen.
Die am Sonntag stattgehabte Kon
ferenz verlief ergebnislos, da hie Gru
benbesitzer die Forderung der Berg
leute abgelehnt hatten, daß die Lohn
konferenz für das ganze sogenannte
Central Competitive Field geführt
werden sollten. Die Lohnkonferenz
für die Hartkohlefelder war am Sam
stag auf Donnerstag vertagt worden.
Kanadischer Bischof als Deserteur
verhaftet.
Paris, 3. Juli. Ein kanadischer
Bischof Epinard, der nach Frankreich
gekommen war, um seiner alten Mut
ter die Sterbesakramente zu reichen,
ist in Paris unter der Anklage ver
haftet worden, sich dem Militärdienst
entzogen zu haben. Der Bischof, der
sein ganzes Leben in Canada wirkte,
ist französischer Bürger der Prozeß
Ol
•r v'. -V
-Sriwt/ 5« -^rr-y ?X ,'r,'
Das Gespenst deutscher Konkurenz.
Washington, 5, Juli. Im Bun
dessenat hielt gelegendlich der Tarif
debatte dieser Tage Senator Hitch
cock (Tem.)eine längere Rede über
das Gespenst der Gefahr des deut
schen Wettbewerbes für die amerika
nische Industrie. An der Hand von
Zahlen wies der Senator nach, daß
eine solche Gefahr tatsächlich nicht be
stehe, trotzdem der Schöpfer der ge
genwärtigen Vorlage ein Tarifgesetz
zu schaffen suchten, das sich ausschließ
lich gegen Deutschland richte, dessen
Einfuhr nach ihrer Ansicht um jeden
Preis aus den Vereinigten Staaten
ferngehalten werden müßte,
„Es wird höchste Zeit, daß das Ge
schrei von deutscher Konkurenz aufhört,
Erklärte der Senator. „Die ganze
Tarifvorlage ist, "wie ihre Verfasser
uns klar zu machen versuchen, auf
Grund der Theorie zusammengestellt,
daß wir in einem Handelskrieg mit
Deutschland liegen und deutsche Im
portartikel aus dem Lande fernhalten
werden müssen. Wiederholt haben
wir vom Senator McCumber (Rep.)
von North Dakota, dem Vorsitzenden
des Finanzausschusses, und Senator
Watson (Rep.)von Indiana gehört,
die Industrien des Landes seien durch
die deutschen Importe, die mit bil
liger deutscher Arbeit gemacht feien,
an den Abgrund des Verderbens ge
bracht worden. iDfese Vorlage ist
nicht zusammengestellt, um unseren
Tarif zu regeln, sondern sie ist aus
schließlich gegen Deutschland gerich
tet. Sie soll deutsche Einfuhr un
möglich machen. Deutschland ist un
ser zweitgrößter Kunde in der Welt
es kauft gegenwärtig viermal so viel
von ilys, wie wir von ihm.. .Und diese
Vorlage soll seine Einfuhr hierher
unterbinden.
Chemikalien Trust begehrt ans.
New Jork, 5. Juli. Francis P.
Garvan, einstiger Kustos des Feindes
eigentums unter Wilson, jetzt Leiter
der Chemical Foundation, macht deut
sche Intrige" dafür verantwortlich,
daß Präsident Harding und Bundes
Generalanwalt gegen feine Gesell
schaft vorgehe. Diese soll, wie der
Präsident am Samstag in einem
Schreiben an Thomas W. Miller,
den jetzigen Kustos gezwungen wer
den, sämtliche deutsche chemische Pa
tente, rund 5700, die ihr von der frü
Heren Verwaltung des Feindeseigen
tums um ein Butterbrod überlassen
wurden, der Regierung zurück zu ge
ben, außerdem genaue Rechnung ab
zulegen, über die Gewinne, die sie
aus der Verwaltung derselben einge
heimst hat. Er erklärt, die Deut
schen wüßten wohl, daß es ihnen äu
ßerst schwer esin würde, sich ihr Welt
Monopol wieder aufzubauen, solange
jene Patente in amerikanischen Hände
seien. Deshalb, sagt er, ließen sie
nichts unversucht, dieselben wieder an
sich zu bringen.
Eisenbahnbrücke in Irland gesprengt.
Belfast, 1. Juli. Me große
Haupt Eisenbahnbrücke zwei Meilen
südlich von Drogheda ist in die Luft
gesprengt und die Verbindung zwi
schien Belfast und Dublin damit un
terbrochen worden. Zahlreiche Brand
ftifwngeu sind Feritag nacht in Bel
fast vorgekommen, wodurch beträcht
licher Schaden angerichtet wurde.
Verlangen Ausweisung ehemaliger
Fürstlichkeiten.
München, 1. Juli. Im bayri
schen Landtag haben Unabhängige
Sozialdemokraten den Antrag auf ein
Gesetz gestellt, nach dem alle männli
chen Angehörigen einst regierender
fürstlicher Familien des Landes zu
verweisen wären.
Vollständiges Geschäftsviertel abge
brannt.
Ormsby, Minn., 5. Juli. Ein
vollständiges Geschäftsviertel, in dem
eine Eisenwarenhandlung, ein Ge
mischttvarengeschäft und sonstige Ge»
schäfte in Betrieb waren, wurde in
letzter Nacht durch Feuer, das hurch
Feuerwerkabschießen verursacht sein
soll, zerstört. Der dadurch entstandene
v. „s a_as. „. ttpx»^ ....
St. Cloud, Mm. », »«tu, rmue«.
t/
li-rr
a.
e.
Deutschlands Welthandel.
Berlin, 3. Juli. —Deutschlands
Traum von der Beherrschung bti
Welthandels hat in der jüngsten Zeit
eine Wandlung erlitten. Heute träumt
es davon, eine besondere Branche zu
entwickeln, um darin an der Spitze zu
stehen, statt wie früher sich mit der
Massenherstellung von billigere Ware
zu befassen und darin andere Länder
unterbieten zu wollen. Deutschland
strebt nach der Führerschaft in irgend
einer Spezialität, statt billige Spiel
waren, Glassachen, billige Strümpfe
und dergleichen herzustellen.
Dementsprechend sucht das deutsche
Talent sich die Elektrizität nutzbar zu
machen und legt sich auf die Herstel
lung von Instrumenten und Appara
ten, die ganz hervorragend genau und
zweckdienlich sein müssen. Ist doch der
Deutsche immer in Bezug auf Akkura
tesse und Schulgemäßheit erstklassig
gewesen. 'In der fraglichen Branche
hat Deutschland gegenwärtig fast ein
freies Feld.
Und wie in dieser Richtung wird es
auch nach anderer-seilt. Es gilt die
Fabrikation spezieller technischer Werk
zeuge und Instrumente von vorzügli
cher Arbeit, worin sicherlich viel gelei
stet werden kauft und müßte.
Deutsche Industrielle sind der An
sicht, daß es ihnen möglich sein wird,
für derartige Fabrikate einen Markt
zu schaffen, der eine Quelle fürDeutsch
laud sein würde.
Göstandnis abgckgt.
Berlin, 4. Juli. Der Student
Werner Tochow, der als angeblicher
Mitschuldiger an der Ermordung Dr.
Rathenaus kürzlich in der Nähe von
Frankfurt an. der Oder verhaftet und
nach Berlin gebracht worden ist, soll
Polizeipräsident Richter gegenüber
eingestanden hoben, daß er um den
Anschlag aus das Leben des RaHenau
wußte, als er das Automobil der Mör
der lenkte.
Techow soll ferner zugegeben ha
fort, die Vermutung der Polizei tref
fe zu, daß feine beiden Begleiter in
dem Wagen, die eigentlichen Mörder
ein gewiessr Fischer, Alias Vogel aus
Sachsen, und ein Mecklenburger Knau
er, alias Kotier oder Kern gewesen
seinen.
Bei dem Verhör vor dem Polizei
präsidenten waren Techows Mutter
und Bruder zugegen.
Auf Ersuchen der ^Berliner Poli
zei wurde in Tirol ein sächsischer Fa
brrkant Küchenmeister verhaftet, des
sen Automobil bei der Ermordung
Rathenaus verwendet worden sein
soll.
Zur Arbeit zurück.
Chicago, 5. Juli. Die Befürch
tung daß die Zahl der streikenden Ei
senbahner wahrscheinlich durch einen
Sympathiestreik um tausende andere
Eisenbahnbediensteter vermehrt wer
de, hat sich nicht bewahrheitet. Die
Werkstätten Angestellten der Bah
iten des Landes stehen noch vereinzelt
da Lint Gegenteil ist heute Gruppen
eine gute Anzahl der streikenden Ar
heiter wieder zur Arbeit zurückgekehrt
Mehrere der Eisenbahnbesitzer haben
angekündigt, daß falls keine Rückkehr
der Streiker zur Arbeit erfolge, sie
ihres Dienstalter verlustig gehen wür
den.
Bischof O'Reilly von Rom zurück.
Fargo, 5. Juli. Papst Pius XI.
sendet dem Volke von North Dakota
seine besten Segenswünsche, kündigte
heute der hochw'ste Bischof James O'
Reilly gelegentlich seiner Rückreise
von Rom und anderen europäischen
Städten bei seiner Ankunft in Fargo
an.
Der Gouverneur von Oklahoma des
Betrugs beschuldigt.
Okmugee, Okla., 5. Juli. Gou
verneur I. B. A. Robertson von Ok
kahoma ist unter der Anklage, eine
Bestechung von $25,000 angenommen
zu haben, um eine Bank in Betrieb zu
lassen, wiewohl er wu^te, daß sie zah
lungsunfähig sei, wird sich darob im
BirvjtgoB.MlS£wi*r«k
«*-,» v{y-ucasw ^.tfa
—-vgisi^»y^sM.J
•5 t" -r *«•»,,
f:7 ',:
'tl^'V 12 r"
reiten,
Vertrauensvotum für Poiueare.
Paris, 30. Juni. Der Senat er
teilte gestern dem Premierminister
Raymond Poweare ein Vertrauens
votum gelegentlich einer Debatte über
die Frage der deutschen Kriegsent
schädiguug. Powcore erklärte im Ver
lause derselben, daß die Alliierten bei
einem Wendepunkte in der Angele
genheit angelangt seien, daß aber die
französische Regierung aller Anstren
gungen machen werde, sich nicht in ei
ne Sackgasse zu verlaufen.
Wohl leide Deutschland unter einer
finanziellen Krisis, aber es habe sie
selbst verschuldet und inzwischen er
starke dort die Industrie. Im.Durch
schnitt hätten deutsche Firmen wäh
rend des Jahres 1921 merzig Prozent
Dividenden gezahlt und die deutsche
Flotte behaupte den dritten Platz un
ter denen der Nationen.
Deutschland kaufe Schiffe zurück,
die es an England ausgeliefert habe,
baue selbst ungemein fleißig und deh
ne feine Eisenbahnen aus in einer
Werfe, die aus eine Möglichkeit der
Verwendung zu militärischen Zwecken
gedeutet werden könne. Damit könne
Frankreich aber unmöglich zufrieden
sein, wenn Deutschland die Abtragung
seiner Schulden hinausschiebt.
Lloyd George bespricht Oesterreichs
Ausschluß.
Rom, i. Juli. Eine Nachrich
tenagentur in Rom berichtet, bei dem
Besuch den der italienische Minister
des Aeußeren Schanzer kürzlich Mi
nisterpräsident Lloyd George in Lon
don abstattete, sei auch die Frage ei
nes Anschlusses Oesterreichs aus
Deutische Reich besprochen worden.
Minister Schanzer soll Lloyd-George
darauf aufmerksam gemacht haben,
daß Oesterreichs verzweifelte Wirt
schaftliche Lage sich in letzter Zeit noch
bedeutend verschlimmert habe.
Bestrebt Neuwühl zu vermeiden.
Berlin, 1. Juli. Angesichts der
verhängnisvollen Wirkung, die eine
Auflösung des Reichstags jetzt im In
nern, wie nach außen haben müßte,
sind die liberalen Parteien, wie auch
die Gewevksckaften, bemüht, die Aus
lösung zu vermeiden. Man sagt sich
hauptsächlich, daß unter den augen
blicklichen Verhältnissen die Veranstal
tung von Neuwahlen die Unterhand
lungen mit dem Garantien-Ausschuß
der Enkschädiguugs Kommission der
Entente, sowie die Aussichten auf Kre
bite schädigen müßten.
Die augenblickliche Lage wird er
schwert durch die Frage, welches Schick
sal der Regiermtgs-Vorlage im
Reichstag bevorstehen mag, der dra
stische Maßregeln zum Schutze der Re
publik verlangt werden. Dieselbe geht
bis zu Todesstrafe für Mitglieder von
Gesellschaften, bezw. Verbänden, die
sich Ermordung von Mitgliedern der
Regierung zum Ziel gesetzt haben. In
der Konferenz der Ministerpräsidenten
der Bundesstaaten, die zur Besprech
ung dieser Vorlage mit dem Reichs-,
kanzler nach Berlin gekommen waren,
ergab sich eine Mehrheit für die Vor
lage, die dem Reichstag nächste Woche
vorgelegt werden soll.
Rußland wünscht anderthalb Milliar
den.
Im Haag, 2. Juli,
wiuow, der Vorsitzer
Banditen rauben $28,000.
St. Louis, Mo., 5. Juli. Ban
diten bestiegen heute einen Straßen
bahnwagen, entwaffneten einen Poli
Risten, welcher einen Boten der Tower
Grave Bank als Schutzmann begleite
te, und entkamen mit einem Säckchen,
das $21,000 bares Geld und mehr
den $78,000 in Checks enthielt. Zeu
gen sagen, daß die Bande aus sieben
1
3i
"Y-
Nummer 35
lr
ff
A
J*»!
Iii
\ß
fj,|
.-HB
-fW
Maxim Li
der russischen
Abordnung in der Konferenz Im
Haag teilte am Freitag dem Unter
Ausschuß für Kredite mit, Sowjet
Rußland bedürfe zum Wiederaufbau
seines Verkehrswesens, seiner Land«
Wirtschaft und Industrie,. des Han
dels und der Banken die Summe von
3,324,000,000 Rubel Gold (etwa
$1,612,000,000.)
V'
Mi
J68
KM
distributed under nermit (No. 783), authorized by the Act of Oct. 6,19 l/. on file at the Postoffice