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Der Nordstern. [volume] (St. Cloud, Minn.) 1874-1931, July 13, 1922, Image 1

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1/
S
W
Streiker Müssen ben erste» Schritt font
Chicago, 8. Juli. Die Eisen?
bahn-Werkstättenarbeiter traten am
Samstag in die zweite Woche ihres
Kmdweiten Streiks ein, ohne daß sie
irgendeine Neigung an den Tag leg
"ten, den einzigen Weg zum Frieden
zu beschreiten, der ihnen von der Ei
senbahn Arbeitsbehörde offen ge
lassen wurde. Vorsitzer Ben. W. Hoo
per und die ührigen Mitglieder em
schieden am FretteW daß nur dann
Vermittlungsversuche angestellt wer
den könnten, wenn Me Streiker zu
nächst an die Arbeit zurückkehren.
B. M. Jewell, Präsident der An
ion der WerffMtenarbeiter, welcher
vor mehreren Tagen erklärt hatte, daß
er geneigt sei, „Vermittlungsvorschlä
ge von irgendeiner verantwortlichen
Person entgegen zu nehmen und zu
prüfen," leh-njte es ab, den ersten
Schritt zu tun und schob die Schuld an
der Fortsetzung des Streiks der Be
Horde und den Eisenbahnen zu. Der
Oelzweig, so sagte er. Müsse den strei
kenden Werkstättenarbeitern gereicht
werden, nicht umgekehrt. Die Bahnen
ihrerseits vertreten den Standpunkt,
daß der Streik nicht gegen sie, son
dent gegen die Regierung gerichtet
sei. Die Lage ist jetzt die, daß alle drei
Parteien in versöhnlicher Stellung,
jedoch fest entschlossen sind,, ihre Stel
lung nicht dadurch zu schwächen, daß
sie den ersten Schritt unternehmen.
Auf Antrag E. F. Grables, ^Prä
sident der Union der Streckenarbei
ter, gab die Eisenbahn Arbeitsbehör
de am Freitag die Entscheidung ab,
daß Angestellte einer Eisenbcchn nicht
gezwungen werden können, die Ar
Beit streikender Angestellten zu ver
richten. Präsident ©table ersuchte um
eine EnHcheiMrng hierüber, da dies
eine der Bedingungen war, lmtar de
nen der Streik der Streckenarbeiter
ausgeschoben wurde. 7
SuhffHrntfyff überhand.
Chicago, III., 11. Juli. Zunah
me von Ruhestörungen, bezw. GSval
tigkeiten, Einschränkung des Bahrwer
kehrs, sowie Entsendung von Militär
noch verschiedenen Orten, in denen, die
Zkche bedeMich gefährdet schien, kenn
zeichneten Me Entwicklung des Bahn
streiks am Montag. Militär bewachte
das Eigentum der Minen in Bloo
mington und Tlinton in Illinois,
Parsckns, Kansas, und New FraMin,
Mo. Im Mittekvesten sind teilweise
außerordentliche Bundesmarschälle er
nmmt worden, die für die Sicherheit
des Pof&erkehrs Sorge zu tragen ha.
Bai. An vielen Orten haben die Bahn
gesellschasten Mnhaltsbefehle durchge
fetzt, Me den Streikern verbieten, die
Arbeit in Bahmverkstattsn oder den
Bahnverkehr zu stören.
Bahnhofs Angestellte und Fracht
personal der Norfolk & Western Bahn
haben von ihrem Union Präsidenten
Erlaubnis erhalten, am Dienstag die
ArBeit niederzulegen^ StreSführer ixt
Often erklärten, ihre Leute scien uner
schüttert und wurden sich auch durch
die Drohung mit dem Berfast von
Dieikstaltersrechten und Pensions An
sprüchen nicht einschüchtern lassen.
Verschiedene BahngesMschaften er
klären, genügend Reserve LokomotU
ven und Bahnwagen, sowie genügend
Mechaniker zu haben, um den Betrieb
in seinem jetzigen Umfange auf unbe
stimmte Zeit hinaus aufrecht zu «hat
tat
R»ffifcher Krrchenfärft zant Tode der
«rtM.
9. Juli. 2fuf die An
klage hin, sich dem Erlaß betreffs
Einziehung Her Kostbarkeiten der
-Kirchen zum Besten der Notleidenden
"widersetzt zu haben, hat das Revn
'lutumsgericht in Petersburg elf Per
sotten, darunter Metropolit Benjamin
von Petersburg, zum Tode verurteilt.
52. andere Angeklagte wurden zu
Freiheitsstrafen von verschiedener
Dauer verurteilt, 22 freigesprochen.
Unte? den zum Tode Verurteilten sind
noch ein Bischof Benedikt, .ErzBischof
Sergius, sowie die Haupigeistlichen
der Isaak-, der Troitzki- und der Da
sanschen Kathedrale, Her größten Kir
chen Petersburgs^.
Kritisches Stadimn im Eisenbahn
streS.
Chicago, 11. Juli. Der Bahn
streik ist am MontSg in ein neues kri
tifches Stadium eingetreten. Trup
pen taten Dienst in Illinois und stan
den in fünf anderen 'Staaten unter
Waffen, bereit, jeden Augenblick ein
zugreifen. An verschiedenen Punkten
haben Bundesmarschälle die Kontrolle
in die Hände genommen und wieder
um an anderen Punkten verließen die
Bahnen sich auf Einhaltsbefehle der
Bundesgerichte und auf die Ortsbe
Hörden um Schutz ,merai der Betrieb
in den Werkstätten wieder aufgenom
men werden wird. Die Dampfpfeifen
der Werkstätten und Lokomotivschup
pen gaben am Montagmo^en das letz
te Signal, dgß die Bahnen alle Se
nioritäts« utfd Pensionsrechte solcher
StreLker aufheben werden, die nicht so
fort an die Arbeit zurückkehren.
Bedackliche Anzeichen einet bevor
stehenden Krisis waren allenthalben
vorhmchen und die Unrast unter den
Streikern wächst immer mehr. An
verschiedenen Punkten ist es zu neuen
Unruhen gekommen und an anderen
Punkten werden Krawalle befürchtet.
Auch am zehnten Tag des Streik
schienen beide Parteien, entschlossen zu
sein, catch nicht einen Zoll breit von
ihrer Stellung abzuweichen. Die
Bahnen sind «allgemein vorbereitet,
den Betrieb in ihren Werkstätten mit
irgendwelchen Leuten wieder aufzu
nehmen,zurückkehrenden Streikern so
wohl als auch importierten Streikbre
chern.
Wunsch irach Frieden erkemckar.
Chicago, 12. Juli. oKnferenzen
iaffai. erkennen, daßein baldiges ite»
beremkommen den Streik der Eisen
bahnwerkstätten Arbeiter in Ausficht
gestellt ist. Ben. Hoover, Vorsitzer der
Vereinigten Staaten Eisenbahnarbei
ter-Behörde, war während letzterNacht
mit Eisenbahn Exekutiven in Bera
tung, um gegenseitige Km^effionen zu
erlangen.
Harding verlangt Harmonie.
ColumÄls, O., 9. Juli. Anläß
lich seines Besuches in Columbus,
hiÄt Präsident Harding bei einem im
Freien abgehaltenen Bankett zu Eh
reit des 30jährigen Bestehens des Co
lumbus Republican Gle Club, zu des
sen Wtglied auf Lebenszeit er gemacht
wurde, eine Ansprache, worin er Har
monie und Einigkeit innerhalb der re
publikanischen Partei das Wort redete
und erklärte, daß^zu vielen Personen,
die sich als Republikaner Bekennen,
„versuchen, die Aufmerksamkeit auf
ftch selbst zu lenken, anstatt im Inte
resse Hrer Partei und des Landes tä
tig zu sein." Ebenso wie em Gesang
verein, so sägte er, nichts leisten kön
ne, wenn die einzelnen tSinnnen dem
Dirigenten nicht gehorchen, könne
auch eine politische Partei nicht erfolg
reich sein, wenn sich nicht alle Fccktio
nen der Parteileitung unterordnen.
Schweiz. SäMerftst ein dsller Erfolg.
Pierson, N, I., 12. Juli. Die
schweizer Gesangvereine des Ostens
hatten sich vor einigen Tagen alle ein
gefunden, um den 10. Schweizer
Sängertag des Schweizer- Arnerikani
schen Sängerbundes zu feiern und dem
„Gründli Männerchor" zu. seinem
goldenem Jubelfeste ihre Mückwün
sche zu überbringen. Wohl über tau
sent lFsstgäste hatten sich auf dem
Festplatze Bant- Lincoln Halle und
Park eingefunden.
Äratoall im Shaagoge.
Minneapolis, 10. Juli. Sam,
stag-abend mußte in Minneapolis iris
Polizei herbeigerufen werden, um ei
nen Kra^M in Keneseth-Synagoge zu|ßu uiuerftichen
unterdrücken, wo sich 2200 Deposito
ren der Bank versammM hatten, um
Me Finanzschwierigkeiten der Bank zu
Besprechen. Präsident N. N. Cohen
und andere Beamte der Bank mußten
von der Polizei' aus den Händen des
Pöbels befreit und nach. Haufe gelei
tet werden Me Polizei hatte große
Mühe, die Menge auseinander zu
werden vom. Countyanwalt
.fucht.
BInc Skh-Gefetz null und nichtig.
St. Paul, 7. Juli. Minnesotas
„Blue Sky" Gesetz ist duxch eine am
Freitag vom Staatsobergericht in St.
Paul abgegebene Entscheidung so gut
wie null und nichtig gemacht worden.
Die Entscheidung geht dahin, daß das
Gesetz nicht verbiete, dwaß eine Per
son, lie der absolute Eigentümer von
Aktien einer' Gesellschaft ist, die in
Minnesota ihre. Aktien und Qbliga
tionen nicht verkaust, solche Wertpa
piere im Stat verkauft. /.
"Durch die Entscheidung des Ober
gerichts wird nach Anficht von An
walten der staatlichen Kommission für
Aktien und Bonds jede Jurisdiktion
über Aktien, Bonds oderWsonstige
Wertpapiere von Korporationen au
ßerhalb Minnesotas, die sich nicht be
mitlitt haben, ihre Aktien in diesem
Staat zu verkaufen, genommen.
Die Entscheidung nimmt ferner ir
gend eine Person, die solche Aktien
verkauft, aus der Klasse der „Hand
•ler" heraus, so daß die betreffenden
Aktien ohne Einmischung seitens der
Kommission verkauft werden können:'
Die Anwälte erklären, daß, da dies
der eigentliche Zweck des Gesetzes sei,
dieses tatsächlich aufgehoben fei und
daß nur die Legislatur den Kapitals
anlegern Minnesotas den.vom „Blue
Sky"-Gesetz beabsichtigten Schutz ge
ben könne. Die Entscheiwmg wurde
im Fall von EZtoard I. Gutter von
New Aork gegen Mitglieder der
Staatskommission abgegeben, welche
ihn daran zu hindern suchte 30*000
Aktien der New.England Cereal Co.
in Minensota zu verkaufen, .bevor die
Kommission eine Untersuchung ange
be.
Der FtBzng der Griechen.
1
London, 11. Juli. Der Londo
ner Davly Mail meldet ihr Vertreter
in Athen ,es sei vor einiger Zeit be
schlössen worden, daß die griechischen
Truppen Konstcmtinöpel .angreifen
sollen. Außerdem soll in allernächster
Zeit Griechenland selbst Kriegszu
stand erklärt werden alle tauglichen
Männer im dienstpflichtigen Alter,
die auf die eine oder andere Weise bis
jtzt
Vom
Dienst frei waren, sollen zum
Heer eingezogen werden, das man auf
diese Weise um 100,000 Mann zu ver-
Ortschast von Wubelst»r» vemwstet.
Sioux City, Ja., 10. Juli, Eine
Depesche aus Gregory, S. D., meldete
Montc^?ormittag nach Sioux City:
St. Charles ist nahezu ganz weg
gefegt worden durch einen Wirbel
stürm, der Samstagnacht über die
südliche Halste von Gregory County
hinzog. Ein Mann ist ums Leben ge
kommen, mehrere Personen find ver
letzt. In St. Carles allein wird der
Schaden auf rund $75,000 einge
schätzt. Im Ganzen mag er sich auf
etwa -eine halbe Million Dollars be
laufen.
KW?
'MV
ilL'
c.
Chicago, 10. Juli. Dreizehntau
send Angestellte der Straßenbahnli
nien in Cihcago, begannm am Sonn
tag mit einer Streikabstimmung, nach
dem sie die von der Gesellschaft vorge
schlagene LohnherAbsetzung von 25
Prozent verworfen hatten die Bahn
hatte den Vorfchbas gemacht, nachdem
das Bundesgericht den Fahrpreis von
acht auf 7 Cents herabgesetzt hatten.
Das Ergebnis der Abstimmung wird
in ewigen Tagen hekannt gegeben.
Es heißt, daß Me Angestellten der
Hochbahnlinien versprochen haben,die
Straßenbahner im Falle ewes Strebs
KoUefSrdenmg Beginnt |f
Pittsburg, Pa., Il. ^uli. Die
Pittsburgh Coal Producers Associa
'tum begann am Samstag mit der
Mohleforderunig
ms
unter-
xm
zwei wichtigen
Gruben im Weichkohlegebiet von
Pittsburg, wo seit 14 Wochen der Be
trieb in den Union-Gruben vollstän
dig ruhte. Äheriffsbeamte mit Revol
vern halten Wacht, um Ausschreitun
'.gen leiten^ „der Streif er. verhüten.
Verkngca Destcmichö.
Paris, 10. Juli. Die österrei
chische Regierung hat eine Note an die
tet, in der um sofortige Freigabe der
Steuerquellen des Landes ersucht
wird, der Zölle, Statsmonopole, Berg
werke, Waldungen und dergleichen.
Wie erklärt wird, 'beabsichtigt die Re
gierung, diese Sfeuerquetten als Si
cherheit für die auswärtige Anleihe
zu verwenden..
Die Note bemerkt weiter, daß die
Einkünfte in erster Linie für die ge
plante Notenbank verwendet werden
sollen sowie zur Festigung der Valu
ta und'zur Ausführung anderer not
Mndiger Maßnahmen „in der Hoff
nung, dadurch eine Finanzkatastrophe
abzuwenden, die vor einigen Tagen
über Oesterreich hereinzubrechen
In zweiter Äme sollten die Ein
fitirfte verwendet werden, um als Si
cherheit für möglicherweise sofort!
ge fremde ÄnleWn zu dienen, da,,
die Pläne der EutÄte betreffs einer
solchn Hilfe enMs verzögert.worden
sind und immer nach Polen, Rumäni
en und Jugoslawien sich weigern ,zeit
weilig aus die Entschädigungs-Iah
lungen zu verzichten^
WM $100,000,000^ für Landstra
tzeuba».
-Im. neuen Rechnungsjahr, das run
ersten Juli begonnen hat, wird man
in den Vereinigtes 7 Stqgten rund
100,000,000, für den BauMter Land
straßen ausüben. Der Kongrch hat
für-dieses Icchr rund $56000,000
bewilligt es Kchhuß-, .bon dem jeder
den er Fürs
näWe und übeniAM Jahc stehen
von' der Bundesregierung zusammen
$140,000,000, zur Verfügung. Wenn
die einzelnen Staaten das Programm
einhalten und entsprechende Summen
aufbringen waren insgesamt in den
drei Jähren $380000,000, für
Landstraßenbaü. verfügbar damit
ließen sich ungefär 25,000 Weilen
Kunststraßen bauen. Me zu 46,000
Meilen kämen. Me bereits in. früheren
Jahren fertig gefüllt oder der Vollen
dung nahe sind. Diese 71,000 Mei
len zusammen wären ekva 40 Pro
zent des LaMtraßenbauProgramms,
das die Bundesregierung bis jetzt
ausgelegt hat.
Ufpft seise Äitcha^chelt*.
Lansing, Mich. 9. Juli. Drei ge
plante Amendements zur StaaM?er
fassüng von Michigan wurden Don
nerstcH nmhmittag automatisch un
gültig gemacht, da die Verfasser der
selben nicht im stände waren, PÄi
tionen mit 105,000 Unterschriften in
Lansing, Mich., einzureichen, welche
notig gÄvesen wären, um Me Amende
ments den Wählern in der Bevorste
henden Staatswahl zu? Wstinunung
zu unterbreitend
Da| eine Amendement hätte be
stimmt, daß alle Bürger im schulpslich
tigen Aller die öffentlichen Schufen
besuchen müssen^ hätte mit anderen
Worten alle Kirchen- und Prwatschu
len abgeschafft. Das zweite Amende
ment war dazu bestimmt. Me Ver
tretung in der Staatslegislatur strikt
nach der Bevölkerungsbasis einzurich
ten. Das dritte schließlich bestimmte,
daß das Amt des Superintendenten
für öffentlichen Unterricht durch Er
nennung anstatt durch Wahl besetzt
werden soWe.
Dentschlandrrise der Plattdeutschen.
Berlin, 9. Juli. Die Reiseg«.
sellschaft des New Iorker Plattdeut
schen Volksfest Vereins, Me gegen
wärtig in Deutschland zu Besuche
weilt, wird sich demnächst auflösen,
um den einzelnen Mitgliedern Gele
genheit zu geben, ihre engeren Ver
.wandten und Bekannten aufzusuchen.
Am Donnerstag abend gab Me Rei
segesellschaft zu Ehren der Veranstal
ter des Hamburger Empfangs im
Hotel Traube in Hamburg ein Essen,
das sehr begeistert verlies. Die Mit
glider Dickman, Frank und Cordts
hielten Ansprachen, aus die der Schrift
steller Otto Ernst, Kapitän Graf Luk.
kener und andere emittiertem
mmm
Aufschub der Bar-Entschädigung ge
[V. wünscht. r»
h-Berlin, 10. Juli. Im Anschluß
an die Entsendung Dr.. Fischers von
der Kriegsschulden Kommission und
Unterstaatssekretär Schröders, vom
Reichs Finanzministerium- nach Pa
ris wird in Berlin mitgeteilt, ihruAf
trag sei, mit der EntschäMgungskom
mission der Entente Wer eine Stun
dung der Zahlungen Deutschlands zu
unterhandeln, bezw. darüber, daß die
Zcchlungen, Me nach den jetzt gelten
den Abmachungen dieses Jahr noch
zu leisten wären, über einen länge
ren Zeitraum verteilt würden, um
Deutschland zunächst die Möglichkeit
zu geBen, zu Atem zu kommen und
sich einigermaßen zu erHolm. In
amtlichen, wie in Finanzwesen Ber
lins hält man den jetzigen Zeitpunkt
für günstig für ein solches Ersuchen,
da auch Fvmkreüh alles Interesse da
ran hat, daß für die Reichsmark, wie
auch für dem. .-französischen Frank
ein stetiger Kurs geschaffen würde.
Im Zusammenhang mit den Un
terhandlungen über ^.Deutschlands
Kohle Lieferungen an die Entente,
zu denen Dr. K. Bergmann im Auf
trag der Reichsregierung nach Paris
gereist ist, wird darauf hingewiesen,
daß mit Oberschlefien Deutschland 20
Prozent seiner gesammten Kohle-Pro
duktion und 77 Prozent derjenigen
Oberschlesiens eingebüßt habe, was
wohl zu berücksichtigen sei zur Beur
teilung der nicht zu bestreitenden Tat
sache, daß Deutschland mit den Liefe
ruWen im Ruckstand U. -2
Gründe grge» SaWmg.
Berlin, 10. Juli.. In amtlichen
daß es der Deutschen Reichs-
Bank allerdings, wie sie am Samstag
Bekannt gegeben hat, gelungen sei. Me
50 Millionen MarkMüd sür die En
tente, die am 15. Juli fällig sind zu
sammenMbringen. Dangen würde es
die geschäftliche Stellung der Reichs
Bank nicht unwesentlich verschlechtern,
wenn sie jene Summe wirklich auszah
len müßte. Man hält es vielmehr In
amtlichen Kreisen für wichtiger daß
die 50 Millionen zur Festigung des
Mark-Kurses verwendet werden soll­
Deutschlands Vorschlags
Paris, 10, Juli. Nach nichtantt
lichen Mitteilungen, Me der Entfchä
digungs Kommission in Paris1 mit
geteilt, die Vertreter des Deutschen
Reiches, die zu besonderen Unterhand
lungen Paris eingetroffen find,
würden den Vorschlag machen. Deutsch
land wölk fich verpflichten, alle im
laufenden Jahr noch fälligen Teilzah
fangen zu leisten, wenn es dann da
für eine Pause von mindestens zwei
Jahren erhalten würde, innerhalb de
ren es nichts zit BezWlen hätte.
Am Sonntagnachmittag verlautete
in amtlichen Kreisen, wahrscheinlich
würde angesichts des ErsuchensDeutsch
lands um-eme Stundung seiner Zah.
fangen eine Besondere Zusammen
kunft führender Vertreter der Regie
rungen der wichtigsten EutentÄän
der notwendig fem einstweilen findet
ein lebhafter Meinungsaustausch zwi
schen den verschiedenen Kabinetten
statt. Es Mrd hinzugefügt, FrcnMeich
werde sich in keiner Weise in die Un
terhandlungen der ^Entschadigungs
Kommisfion mit der deutschen Regie
rung einmischen, sondern ruhig, ab
warten, bis die Kommission die An
gelegenheit. formell an die einzelnen
Regierungen vierweise.
Eine Beschwerde Mexicos.
-'.Washington, 10. Juli. Beamte
der mexikanischen Botschaft in Wash
ington erhoben am Samstag.UeBeim
Staatsdepartement Beschwerde gegen
die angebliche Einziehung der mexika
nischen Fahne auf dem mexikanischen
KoNsulatsgebäuöe in Cleveland, Ohio,
gm 4. Juli. Wie es der Beschwer
de heißt, wehte M6 Fahne bis 2 Uhr
nachmittag über dem Konsulat dann
erschien der Polizeichef und verlangte
die Einziehung Her Fahne, was auch
unter Protest geschah. Das Staatsde
packement hat noch nicht angedeutet,
was es in der Angelegenheit zu tun
gedenke.
Im Nordwesten droht Kshlenmangel.
Dufath, Minn., 11. Juli. Der
auf Veranlassung Jttlius H. Barnes,
Präsident der Handelskammer der
Ver. Staaten ,in DMuth, ernannte
Kohle-Ausschuß sandte am Samstag
nach einer Konferenz, mit den Direkto
ren der Handelskammer von Dufath
sm Telegramm an Präsident Harding
worm dieser nÄhdrückluh daraus hin
gewiesen wird, daß der Mreik rasch be
endet werden müsse, sails nicht in die
sem Herbst und Winter ein ernster
Kohlenmangel im Nordwesten eintre
ten solle.
St. Paul. I. A. O. Preus lei
tete am Samstag eine Kampagne ein
zur Versorgung Minnesotas und des
Nordwestens mit genügend Kohle, um
einen ernsten Mangel abzuhelfen, der
im Nordwesten einzutreten droht. Die
Chefs der verschiedenen Staats De
partements hielten am Samstag mit
dem Gouverneur eine Konferenz ab,
in welcher Betont wurde, daß die Koh
lelage in Dufath und Superior kriti
scher sei als je.
,r' Gouverneur Preus ordnete an, daß'
sofort die Waldbestände des Staates
festgestellt werde, besonders die Men
ge Holz, welche gefällt und rechtzeitig
für den Winter verschickt,' werden
kann. Der Gouverneur hat Me Absicht
Tausende Cords Holz schneiden und
nach Punkten verschicken zu lassen, wo
die Kohlenvorräte allem Anschein
nach bei einem strengen Winter nicht
ausreichen werden. t-
Neuer Z«sammessts^ mit de» Frau
s/4
Berlin, 10. Juli. In einem Kamp
TC ziMWen ir^WWM^^rappe» uns
Zivilisten in Geisertscham bei ^»pckr
in Obersch lefien wurden
am
letzten
Montag sechs Personen getötet. Die
Franzosen waren im Marsch durch die
Ortschaft begriffen, als plötzlich ein
Schuß in ihre Reihe abgefeuert wurde
Sofort
mvdbejm
Marschkolonne an-
gehalten, und nunmehr von französi
scher Seite das Feue^ erofnet. Für
drei volle Stunden dauerte der Ku
gelregen an, im Verlauf dessen das
Haus ewes FaibrWantenvollständig
zusammengeschossen wurde.
in Polen.
Warschau, 10. Juli. Präsident
Pilsudski hat das Kabinett des Mi
nffterprasidenten Arthur Sliwinski,
das zurückrat, nachdem es ein Miß
trauens Votum im Parlament er
halten hatte, ersucht, vorläufig weiter
im Amte zu Neiben, bis ein neues
Ministerium gegründet werden kann.
Das «dem Kabinett in der Kammer
ausgestellte Mißtrauens Votum
wird in parlamentarischen Kreisen als
direkter Angriff auf Präsident Pil
sudski angesehen. Das Abstimmungs°
Verhältnis war 201 zu 195.
Botschafter Dr.
New Dork 9. ^lli. Der Wa
shingtoner deutsche Botschafter Dr. O.
L. Wiedfeldt, der nächsten Dienstag
nach Deutschtand abzureisen gedenkt,
weilte am Donnerstag vorhergehend
in New Aork. Er lehnte es ab, sich
über das Zeitungsgeröcht zu äußern,
daß er zum Nachfolger es ermorde
ten Dr. W. Rathenau als Reichsmi
nister des Auswärtigen ausersehen
sei. Einem Bekannten gegenuBer soll
Dr. Wiedfeldt die Befürchtung ausge
sprochen haBen, daß es ihm als Mi
nister ebenso gehen könnte, wie Raths
trau. Zu der Auffassung, daß bei Ra
thenaus' Ermordung antisemitische
Gesichtspmckte mit eine Rolle gespidt
hätten, erklärte der Botschafter^, er
glaube das nicht
1—1
Papiere der japanische» Botschaft ge
stöhle».
IxWoshmgton, 10. ^tE ier Pri
vatsekretär des Militär-Attache der
japanischen Botschaft in Washington
hat bei der Polizei^ angemeldet, d-.ch
ihm aus feiner Wohnung wertvolle
diplomatische Papiere, Korrespcmden.
zen der Botschaft von 20 Jahren, ge
stohlen worden find, die er kürzlich
nach Hause genommen hatte, um Tie
zu ordnen. fö
Unterhandlung mit Amerika.
London, 10. Juli. Von Beam^jH
"ten der amerikanischen Botschaft in
London erfuhr man. Me britische Re* 1
gierung habe sich zwar noch rächt for»
mell cm die Vereinigten Staaten ge
wandt, um diese zux Beteiligung an 7^
Bemühungen zu bestimmen, Deutsch
land wirtschlMich wieder auf die Bei
ne zu bringen, doch werde dieser Ge
genstand seit längerer Zeit in diplo
matischen nnd anderen Kreisen eror
tet und man hege in diesen Kreisen die
Hofnung, daß die Vereinigten Staa
ten sich gewinnen ließen, jene Bemü
hungen tatkräftig zu unterstützen.
In englischen und anderen europäi
schen Finanzkreism wird darauf hin
gewiesen, daß bei der gegenwärtigen
finanziellen Erschöpfung Europas die
Ententelander ohne Hilfe der Verei
nigten Staaten tatsächlich wenig tun
könnten zum Wiederaufbau des er
schütterten wirtschaftlichen Aufbaues
Teutschlands. Botschafter Harvay
hat die Finanznot Deutschlands und
auch Oesterreichs wiederholt mtt Mi
nisterpräsident Lloyd George und an
deren höheren Beamten besprochen,
und man ift überzeugt, daß er die Re
gierung in Washington von Großbri
tcmiens Auffassung in Kenntnis ge
setzt hat.
Geruchte ans Deutschömb.
Im Zusammenhang mit dsn neu»
en bedeutenden Sturz des Marfkur»
ses kommen cms Deutschland Geruch
te, daß es der Reichsregierung viel
leicht nicht mehr möglich sein würde,
den in acht Tagen fälligen Entschä
digungs-Posten von 5A Millionen
Mark Gold für Juli zu bezahle». An
.Börsen der eurspaißhok HlWpt
statte herrM durchweg eine trübe
^1,
Lob der battsche» %nau
Chicago. III., 9. Juli. Der ehe- fi
malige deutsche Reichskanzler Dr. G.
Michaelis erklärte am Donnerstag in
Chicago in einer Versammlung von
Geschäftsleuten die deutsche Frau der 4
Gegenwart für ein Hauptbolbverk
gegen Bolschewitikum. Er fügte hin
zu er fei früher überzeugter Gegner 3?
des Frauenstimmrechtes gewesen, ha- i.
Be aber auf bie angeführte Erkennt
nis hin seine Anficht in diesem Punkte
geändert.
Der Redner fügte Hinz«, 'solange p,
das deutsche Volk Arbeit hat, sei über- -jj
Haupt keine. Gefahr, daß es dem Bol
schewikitum verfalle. Im übrigen,
erklärte er, sei keine Aussicht auf Wirt
schaftliche Gesundung Deutschlands) $$
solange nicht gewisse Bestimmungen
des Versailer Vertrags geändert töür.
ji-
A«erLk«ttfche Paßbehörde Paris.
Washington, 9. Juli. General
postmeifter Work schickt Postmeister W.
A. Lienyon von New Aork nach Paris,
Um dort eine amerikanisch*. Postbe
hörde einzurichten, die zusammen mit
der französischen Post Einzelheiten
der Beförderung amerikanischer PoS
in Frankreich ausarbeiten soll. Bis
her hat eine solche Dienststelle in Pa
ris nickt I?€tlCTdeiT.
r*
I-
4
"'«A
A
1
Ministerpräsident Lloyds George
sollen äußerst geheime Berichte zuge
gangen fem, nach denen Deutschland
am Rande seiner Finanziellen Kata
strophe stehen sollte, die viellei^ die
repuplikanische Regierung stürzen, und
den Kampf tun Me Regierung zwie
scheu den Monarchisten der äußersten 1
Rechten und den Komunksten herauf
Beschworen würde. Der Mrnisterprä» ^r,
stdent soll mtt dem italienischen Mi*
trister des Aeußern Schanzer, der ge
genwartig in London.weM, Schritte:^
erWagen, die die Entente gegebene^
falls tun müßten, cmße^an soll \r
sah üBer dieselbe Frage mit Paris in
Verbindung gesetzt haben. Möglicher
weise soll Me Besprechung mit Poin
care. Me für Ende des- Monats- in
Aussicht genommen war, sofort statt
finden. Es heißt ferner, das plötzlir^
fieberische Interesse der britischen Re
gierung cm der Reorganisation bezw.
Verstärkung des Ffagwejms
mit der in Teutschland aiWblich drs
henden Geßahr zusammen.
1

DEFECTIVE PAGE

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