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•J^s. X- j# i' *_Sr W? riK A. Regierungskontrolle endgültig be schlossen. Washington, 26. Ju/i. Nach ei ner Reihe von Konferenzen mit Ver tretern der im Betrieb befindlichen Kohlegruben, der Eisenbahnen, der Zwischenstaatlichen Verkehrskommis sion und anderer Regierungs- Depar tements kündigte Sekretär Hoover on, daß ein Plan zum Vertrieb der Koh lenvorräte und zur Verhütung von Wucherpreisen vorläufig angenom men worden sei. Das Programm, welches vom Generalanwalt Daughex ty für „durchaus gesetzlich" bezeichnet wurde, wird am Dienste weiter be sprachen werden, damit kleinere Aen derungen vorgenommen werde.n Am Dienstag teilte der Handels Sekretär mit, daß der Plan binnen 48 Stunden praktisch durchgeführt werden wird. Derselbe geht dahin, daß der Regierungsvertrieb für alle Kohle gelten soll, solche aus Union und solche aus NUichtunion-Gruben. Zur prompten Beförderung der Koh le wird die Zwischenstaatliche Ver kehrskommission anordnen, daß alle Bahnen dem Kohleversand unter al len Umständen den Vorzug geben müssen. Weiter erklärte Sekr. Hoover, daß seiner Anficht nach die Regierung al le Schlichtungsversuche erschöpft ha be und daß, da ein Schiedsgericht ver worfen worden sei, nichts weiter üb rig bleibe, als für einen möglichst Zweckmäßigen Bertrich der Kohle zu sorgen. Um Preistreibereien zu ver bindern, wird die Regierung,jo sagte er, solchen Firmen, die „das' Publi kum ausrauben sollen," keine Wag gons zur Verfügung^ stellen. Sekr, Hoover deutete zum Schkutz an, daß die Regierung Anncchme nMer Gese tze zur Durchführung ihres Notstands Programms fordern werde. Im einzelnen wird Präsident Har ding einen Ausschuß ernennen, der die allgemeine Aufficht ausüben und von Fall zu Fall Maßnahmen treffen soll, um das Publikum vor einer Koh lennot zu bewahren. Diesem Ausschuß werden in allen Zentren Ortsverbän de unterstehen, die praktische Arbeit des Programms zu verrichten haben. Ferner werden die produzierenden Grubenbesitzer aufgefordert, unter sich freiwillige Verbände zur Verhütung von Preiswucher zu gründen. Strrikkrisis auf dem Höhepunkt. Chicago, 25. Juli. Der Ernst des Eisenbahn- und des Kohlestreiks wurde am Dienstag dem Publikum vor Augen geführt durch die in Chi cago erfolgte Ankündigung mehrerer Jndustrieleiter, daß, salls nicht sehr bald eine Einigung erzielt werde, die Fabriken geschlossen und Tausende Arbeiter auf die Straße geworfen, Kohle und Nahrungsmittel in Ratio nen verteilt und die öffentlichen Be triebe gelähmt werden würden. Die Stahlwerke, besonders im Osten, wer den in Massen geschlossen werden, wenn die gegenwärtigen Zustände bis zum August anhalten, wie der Präsi dent emer großen Stahl Korpora tion erklärte.In New Aork soll Koh le für Jndustriezwecke überhaupt nicht mehr erhältlich sein, ganz gleich zu welchem Preise. In Chicago ist der Preis für Kohle Aron $5.25 auf $15.= 25 pro Tonne gestiegen. Da in den Weichkohlefeldern Mangel an Wag gons herrscht, ist die Produktion er heblich eingeschränkt worden. Weichkohle-Konferenz. Washington, 25. Juli. Weich kohle-Grubenbesitzer,welche die in sechs Staaten im Betrieb befindlichen Di strikte vertreten, versammelten sich am Montag in Washington auf eine Auf forderung Sekretär Hoovers hin, der sich im Nomen der Regierung bemüht, ein Zusammenarbeiten zwischen den Grubenbesitzern und den Bahnen zu stände zu bringen, damit die Bahnen, die öffentlichen Betriebe und andere notwendige Industrien vor einer Koh lennot bewahrt und Preistreibereien wÄhrend der Dauer des Streiks ver Hütet werden. Mvä?- ~-M Betrieb wieder ausgenommen. Washington, Pa. 17. Juli. Un ter dem Schutze von tausend Solda ten wurde der Betrieb in den Weich kohlenzechen im südwestlichen Penn sylvania heute wieder aufgenommen. Trotz der drohenden Halluung der Streiker trafen die Zechenbesitzer Vor bereitungen, wieder mit der Kohlen^ forderung zu beginnen. Während der Nacht wurden die strategischen Punkte des ganzen Distrikts von Mi liztruppen besetzt. Sie sind bereit, jeden Moment einzugreifen, sobald die Streiker Unruhen anzetteln. Die hie sigen Bergwerke haben seit nahezu vier Monaten still gelegen. Die neue Lohnskala wurde von den Zechen veröffentlicht. Gleichzeitig wurde 'angekündigt, daß das System, wonach die Zechen die Beiträge zur Union vom Lohne abziehen, abge schaft sei. Es wurde vielfach die Be fürchtung laut, daß infolge des Streiks der Eisenbahner nicht genug Waggons vorhanden wären, um die Kohlen zu befördern. Die Bahnen je doch erklärten, daß sie alles aufbieten werden, um für propten Transport der geförderten Kohlen zu sorgen. Folge» des Streiks. New Iork^ 25. Juli. lieber 2,000,000 Personen sind in den Ver. Staaten durch Streiks freiwillig un tätig, wie die National Industrial Conference Board am Montagabend in New Aork mitteilte. Die Streiks an den Bahnen, in den Kohlegruben und in der Textilindustrie haben „ans das Geschostsleben im allgemeinen ei ne starke Depression ausgeübt," so heißt es in dem Bericht. Ferner heißt es in dem Bericht, daß die Kosten des Lebensunterhalts jetzt 24 Prozent unter dem Höchst stand vom Juli. 1920 und etwas hö her als im Mai sind, sowie daß die Zahl der Lohnreduktion im letzten Monat die der Lohnerhöhungen etwas überstiegen haben. Seit dem 1. Juli sind 100,000,= 000 Mann Arbeitsstunden jede Wo che verloren gegangen. Bei einem Durchschnittsstundenlohn von 50 Cts. beträgt der Verlust an Lohnen seit dem 1. Juli allein $150,000,000 und geht zun? Betrag von $8,000,000 pro Tag weiter. Das bedeutet, so heißt es zum Ab schluß, eine bedeutende Verringerung der Kaufkraft, was seinerseits die zu künftige Beschäftigung und allgemeine Geschäftslage beeinflussen mag. Die Lage bildet ein großes nationales Problem. Regierung wartet ab int Kohlenstreik. Washington, 23. Juli. Die Re gierung hat sich jetzt entschlossen, zehn Tage oder zwei Wochen zu warten, bis die Bemühungen um Wiederauf nähme der Weichkohleproduktion Er folg haben werden, bevor sie drasti sche Maßnahmen im Kohlestreik tref fen wird. Inzwischen werden die Pläne zur zweckmäßigen Verteilung der zusammenschrumpfenden Kohlen Vorräte vervollkommnet ,damit der Betrieb der Eisenbahnen und der west lichen Industrien des Landes keine Unterbrechung erfahre. Nach Ansicht der maßgebenden Re gierungsstellen besteht Sei den gje genwärtigen Vorräten keine Gefahr emer Lähmung der Industrie inner halb der nächsten vierzehn Tage, so daß die Regierung getrost abwarten kann, welche Wirkung Präsident Har dings Aufforderung an die Gruben besitze? um Wiederaufnahme der Koh leproduktion haben wird. Bis dahin hat die Regierung hinlänglich Zeit, die nächsten Schritte in Erwägung zu ziehen und vorzubereiten, welche für den Fall eines Versagens dann sofort unternommen werden sollen. Hierüb er wurde bereits in der Kabinettssitz ung von Freitag in der Kabinettssitz sprachen, jedoch ohne daß ein fester Kurs beschlossen wurde. England will Onkel Sam bei Hei ler und Pfennig bezahlen, sagt der britische Schatzamtskanzler. Die Bot schaft hör' ich wohl, allein mir fehlt a der Wie Kongreßmann Britten erklär te, würde der Präsident persönlich keinen Plänen im Wege stehen, durch die ein wirtschaftlicher Friede in Eu ropa gesichert werden könnte. Ob ei ne vom Präsidenten einzuberufende internationale Konferenz der einzige und beste Ausweg für Deutschland sei, um aus dem stürmischen Fahrwasser heraus und in ein ruhiges zu ge langen, sei eine Frage, deren Beant Wartung der Präsident natürlich nicht ohne weiteres aus sich nehmen könne. „Ich persönlich glaube mit dem deutschen Reichskanzler, daß eine in ternationale Konferenz hier in Wash ington das europäische Problem lösen würde," erklärt Britten. „Ich bin um so mehr davon überzeugt, als auch, abgesehen von Deutschland, bei ande ren Nationör eine ähnliche Stim mung herrscht mit Ausnahme viel leicht von Frankreich. Deshalb über brachte ich die Botschaft des Reichs kanzlers gern dem Präsidenten. Es bedarf natürlich gründlicher Heber legungen, um festzustellen, ob diese Konferenz von Standpunkte der Verf. Staaten ratsam erscheint, und ich glaube, sagen zu'dürfen, daß der Präsident ihr nicht im Wege stehen wird, wenn die Aussicht geboten ist, daß sie von Erfolg gekrönt sein wird." Kongreßmann Britten erklärte, so wie diese Gewißheit vorhanden sei, werde er im Kongreß die nötigen Schritte unternehmen und eine Vor lag einreichen, durch die der Präsi dent formell ersucht werde, die Kon ferenz einzuberufen. Pläne Frankreichs. Berlin, 21. Juli. Wie in Ber lin mitgeteilt wird, soll demnächst wei teres schriftliches Beweismaterial für die Absichten der Franzosen auf das Ii#ke Rheinuftr veröffentlicht wer den. Es handelt sich um eine Kor respondent eines gewissen Eichhorn, der für Selbstständigkeit der Rhein pfalz Propaganda macht, mit General Mangin und anderen höheren fran zösischen Offizieren, so wie Staats Männern, mittelbar schließlich mit Präsident Millerand selbst. Diese Schriftstücke erbringen den Beweis dafür, daß trotz aller amtli chen Dementis Frankreich feit her! Besetzung des linken Rheinufers auf Grund des Waffenstillstands hier po litische Absichten, d. h. den Wunsch hatte es geht aus ihnen weiter her fische Regierung insgeheim durch A genten Lostrennungs Bewegungen im Rheingebiet, wenn nicht unmittel- fordert und finanziell wis moralisch unterstützt hat. 1 organisierten Eisenbahn Stations« Konfeernzen abhalten sollen St. Cloud, Minnesota, Donnerstag, den 27. Zuli, 1922 Washington zur Hilfe bereit. Washington, 24. Juli. Die Fra ge, ob von Präsident Harding eine internationale Konferenz nach Wash ington einberufen werden wird, in ter Sowjet-Rußlands, bezwl. werden der die führenden Nationen über das hier erwarttzt. Litwinow und Krassin, europäische Problem im allgemeinen werden vorn Haag erwartet, wo sie und das deutsche im besonderen bera ten sollen, ist gegenwärtig in der tionalen Konferenz anwohnten aus Schwebe. So lange jedoch in den Ver Staaten selbst keine Ruhe herrscht und kh eingetroffen Minister des Aeuße vor allem die Eisenbahner- und Koh lengräber-Änsstände nicht beendet wo er sich zur Erholung aufhielt, noch sind, wird an die Ausführung dieses Berlin zurückgekehrt. Schließlich ist Planes in Zahlreiche Vertreter Rußlands in Berk». Berlin, 25. Juli. In Berlin weilen zurzeit besonders viele Pertre der kürzlich, abgebrochenen interna- Moskau ist Fmanzminister Kretens- ren Tfchüscherin ist aus Oesterreich, Bundeshauptstadt kaum noch L. C. A. K. Martens, der zeit- gedacht werden können. Andererseits weilig die Sowjet-Regierung in New ist der Vorschlag, der dem Präsiden ten auf Veranlassung des Reichskanz lers der Deutschen Republic, Wirth, durch den Kongreß abgeordneten Fred. A. Britten von Chicago unterbreitet handeln, unter anderen mit dem irisch wurde, keineswegs als endgiltig ab getan zu betrachten. Aork vertrat auf dem Wege hierher es heißt, Martens wolle in Berlin mit verschiedenen amerikanischen Geschäfts leuten, bezw. deren Vertretern, tier amerikanischen Anwalt F. P. Walsh außerdem wird behauptet, er sei zum Berliner Botschafter der Sowjet-Re gierung ernannt. Die russischen Vertreter sollen au ßerdem Verhandlungen mit Vertre tern italienischer, rumänischer und «britischer Firmen in Berlin ange bahnt haben,! Uuterhaudluugeu Italiens. Im Haa&]24. Juli Die Ver treter Sowjet-Rußlands in der vor einigen Tagen abgeschlossenen inter nationalen Konserenz mit Litwinow an der Spitz?,? reisten am Sonntagab end vom Haag nach Berlin a.. Im Zusammenhang mit ihrer Abreise verlautet, Italiens Vertreter hätten .mit LitwinoM über den. in Genua vereinbartenMssisch-italienischen Ver trag unterhajfelt, dessen Bestätigung die Moskau^MeDeruHg His jW vor» enthalten |ät. Neue Minister-Konferenz. Paris, 24. Juli. Eine Bespre chung der Ministerpräsidenten Lloyd George und Poincare über die Ent schädigungssrage, bezw. eine Stun dung der deutschen Zahlungen ist jetzt vereinbart worden sie soll anfangs August in London stattfinden, und wahrscheinlich werden bei derselben auch Italien und Belgien vertreten sein. Da Poincare Finanzminister de Lasteyrie und dsn Grafen de la Rocca, den Leiter der politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes, sowie eine Anzahl Sachverständige mitnehmen wird, glaubt man, daß die Absicht besteht, in dieser Konferenz die Ent schädigung Frage wirklich endgül tig zu erledigen. In einer halbamtli chen Note des Auswärtigen Amts, die am Sonntagabend in Paris aus gegeben wurde, wird jedoch ausdrück lich betont, Poincare behalte sich voll ständig freie Hand vor. Immerhin ist bezeichnend, daß er seinen bisheri gen Widerstand gegen Behandlung von Entschädigung Fragen außer halb der eigentlichen Entschadgiungs Kommission der Entente aufgegeben hat. Saugersährt »ach Deutschland. New Dork, 15. Juli. In der letzten Delegaten Sitzung der Ver. Sänger von New Jork wurde von Vi zepräsidenten Anton Kruse der Vor schlag eingebracht, daß die Vereint .. gung im Jahre 1924 eine gemeinsam- nach dauerndem Besitz dieses Gebiets me Deutschlandsreise unternehmen sol le um gleichzeitig das in diesem Iah vor, daß in dieser Absicht die franzö- re in Hannavor stattfindende Bundes sängerfest zu besuchen. bar geleitet, so doch unverkennbar ge- nehm planen, 1924 die alte Heimat zu besuchen, fand der Plan sehr güns tige Aufnahme und wurde von dem Keiu Streik der Stationsagenten. sürwortet. Es wurde die Erwartung Chicago, 24. Juli. Die 10,000 ausgesprochen, daß die New Dorfer Sänger, der so viel in der Zeit der agenteN werden nicht an den Streik deutschen Not getan hat, von dendeut befohlen werden, wie Unionpräsident schen Sangesrüdern mit freudigem W. I. Noone am Montag nach einer Jubel empfangen und ausgenommen Konferenz mit W. L. McMeninem, würden, zumal man annehmen darf, Arbeiter-Mitglied der Eisenbahn-Ar- daß in zwei Jahren die Verhältnisse beitsbehörde, in Chicago, ankündigte. draußen sich voraussichtlich vorteil Er fügte hinzu, daß er den Befehl hast ändern werden^ Eine Reise der geben werde, daß Ausschüsse mit den Ver. Sänger wurde, wie erklärt wur Bahnleitungen über alle Streitfargen de, größere Bedeutung erhalten, als wenn die Vereine einzeln gehen. Da mehrere Gesangvereine, da- rUnter der Beethoven Männerchor, oh- Präsidenten Henninger begeistert be- Entscheidung i» Paris verschoben. Paris, 24. Juli. Irgend eine entscheidende Wendung in der Frage der deutschen Entschädigung, bezw. einer Stundung von Zahlungen wird in Paris vor Mitte nächster Woche nicht erwartet, da der Bericht des Ga rantien Ausschusses über seine Be obachtungen in Deutschland sich verzö gert und wahrscheinlich erst anfangs der Woche eingereicht wird man hat te ihn am Donnerstag oder Freitag erwartet. Inzwischen werden die ver schiedenen Möglichkeiten einer Losung in amtlichen französischen Kreisen eb enso lebhaft erörtert, wie innerhalb der Entschädigung Kommission. Von amtlicher Seite wird angedeu tet, Frankreich, würde sich aus eine Stundung deutscher Zahlungen nur unter der Bedingung einer äußerst strengen Kontrolle über Deutschlands Reichhaushalt einlassen außerdem, heißt es weiter, müßte auf Maßregeln gedrungen werden, die Sicherheit ge mährten, daß nach Ablauf der „Atem pause" Barzahlungen geleistet werden könnten. In britischer und italienischen Kreisen findet man sich mehr und mehr mit dem Gedanken einer Zah lungs- Stundung ab Belgien scheint für eine solche ebenfalls schließlich zu haben, sein, allerdings unter densel Ben Bedingungen, wie Frankreich sie stellt, wenn es überhaupt aus Stun dung eingeht. Kohlenliefernnge« nachgelassen. Die Entschädigungskommission gab am Freitagabend amtlich bekannt, daß sie die Menge Kohle, bezw. Koke, die Deutschland, in dem Vierteljahr AugufTfris OSoBer^inschließlich an die Entente-liefern soll, auf 1,725, 000 Tonnen herabgesetzt habe UN sprünglich waren 5,750,000 Tonnen vierteljährig vorgesehen. Einstweilen wird in Kreisen der Kommission die Stundungsfrage un ter der Hand weiter besprochen ,bis der Bericht des Garantien Ausschus ses vorgelegt wird, wahrscheinlich am Montag oder Dienstag. Sicher scheint daß die Kommission auf der vom Ga rantien-Ausschuß vorgeschlagene. Fi nanz Kontrolle als Voraussetzung ei tier Stundung bestehen wird. Selbst Geraurds Anficht. New Jork, 21. Juli. In einem Vortrag jDor dein Civitan Club in New Dotf führte am Donnerstag Ja mes W. Gerhard, einstiger Botschaf ter der Vereinigten Staaten in Ber lin, aus, eine bedeutende Herabsetzung der Entschädig Sungsumme, die Deutschland zahlen solle, sei ununt gänglich notwendig, denn dieses wür de nie im Stande fein, die bis jetzt aufbedungenen 132,000,000,000 Mak Gold zu Bezahlen. Er erklärte Frankreichs Regierung wäre zu einer HeraBsetzung der Gesamtsumme Be reit, scheue sich aber vor der öffentli chen Meinung im Lande, und fügt hinzu, Marschall Foch habe ihm ge sagt, Frankreich würde eine entwai» ge Besetzung des Ruhrgebietes mehr kostbillig als nutzbringend finden. Reinemachen t» Deutschland. Berlin, 22. Juli. Aus Grund des Ausnahmegesetzes zum Schutz der Republik, das jetzt vom Reichstag end gültig angenommen ist, hat die Preu ßische Landesregierung sofort mit ei ner „Hausreinigung" Begonnen, d. h. mit der Beseitigung von Regier ungsbeamten^ die als reaktionär gel ten. Es wurden zunächst sieben, meist adlige Regierungs Präsidenten, ih res Amtes enthoben: Dr. Kutscher in Hildesheim, Dr. von Gersdorff in Merseburg, von Schmeling in Stet tin, von Grönmg in Koblenz, von Dotog$ zu Lichtenfels in Aachen, von Heppe in Altrich und Graf von Merfeld* in Münster. Die Zeitschrift „Das Gewissen" ist aus ein Halbjahr verboten worden, weil ihr Redakteur Elven in der deutschsprachigen amerikanischen Zei tung Cincinnati Freie Presse einen Aufsatz Veröffentlicht hat, in dem die deutsche Regierung kritisiert wird. MM Organisation der Trockenen. Toledo, O., 24. Juli. Kongreß mann Charles S. Knight, einer der. republikanischen Kandidaten für die Nomination zum Gouverneur, veröf fentlichte vor seiner Abreise nach Nor walk eine Erklärung, worm er schwe re Anklagen gegen die Antisaloon Liga erhob. Knights Erklärung war eine Antwort aus einen Artikel im Organ der Liga, der diese Woche er schien, und in dem behauptet wurde. Knight sei gegen Alles und jeden. In seiner Erklärung behauptete Knight, daß die Liga, trunken mit Macht und angestachelt durch den Er folg ihrer Tyrannei, niemals eine Ge legenheit vorübergehen ließ, ihn zu verleumden und zu besudeln, weil er sich geweigert habe, im Kongreß Wayne B. Wheelers Machtgebote ge horsam zu erfüllen. Knight betonte, daß er für jede trockene Vorlage ge stimmt habe, die im Kongreß aufkam. Das werde auch von der Liga zuge geben, aber sie sei erbost auf ihn, weil er ihre» Führer angegriffen habe. Might erklärt, er werde in dem Artikel der Liga als Feind der orga nisierten Arbeiterschaft hingestellt. Dies bezeichnet er als eine ausgesuchte und infame Lüge. Knight ist seiner ei genen Aussage nach Prohibitionist. Er tritt für strikte Durchführung des Prohibitionsgesetzes ein, und wenn er zum Gouverneur gewählt wird, wird er die Annahme eines Gesetzes befür worten, das Gefängnisstrafe für je den Uebertreter des Prohibitionsgese tzes vorsieht. Ta die Angeklagten diesem Falle zu einem' Geschworenen prozeß berechtigt sind, würde ihre Verurteilung in den großen Städten äußerst schwierig sein. ProPbitüms-Beweuug in Deutsch- Darmstadt, 25. Juli— Am Sonn tag wurde der hessischen Hauptstadt Darmstadt regelrecht em Feldzug ein geleitet, Deutschland „trocken zu le gen." An der Spitze des „Ausschusses für Einführung der Prohibition in Deutschland" /steht der frühere hessi sche Kultusminister Dr. Strecker zu dem Ausschuß sollen führende Akade miker, Politiker, Arbeiterführer, Gei stesarbeiter, Männer und Frauen nus allen Teilen des Reiches gehören. Sei? ne Absicht ist, das Volk über das ame rikanische Volstead Gesetz „aufzuklä ren" und dann zu verlangen, daß in Deutschland ein entsprechendes Gesetz geschaffen würde. Französische Intrigue gegen Deutsch laug festgestellt. Rom, 22. Juli. Nachdem er von einem geheimen anarchistischen Tribu nal des Verrates an dem Anarchis mus schuldig befunden war, wurde der Anwalt Gaetano Guarini, wie in Rom mitgeteilt wird, von einer Grup pe von Anarchisten ausgepeitscht. Sein Zustand ist bedenklich. Der Verurteilte wurde schuldig befunden, von der französischen Botschaft bestochen zu sein, in Italien eine anarchistische Be wegung in's Leben zu rufen, die den Anschein erwecken sollte, als sei sie von Deutschland aus angestiftet.. DaS Geheimnis der Lufitania. Berlin, 24. Juli. In der deut schen Presse werden die Erörterungen über die Hebung edr. Lusitania eif rig fortgesetzt. Vor allem die natio nalgesinnte Presse dringt darauf, daß alle Begleitumstände in Verbindung mit der Versenkung des Dampfers aufgeklärt werden. Die Tägliche Rundschau meldet, daß der amerikani sche Bergungsdampfer Blakeley den Kassenschrank der Lusitania, in dem sich die Schiffspapiere befinden, zu he Ben versuchen werde. Im Anschluß daran wirst das Berliner Blatt die Frage auf,warum diese Bergung nicht warten kann. Bis der ganze Dampfer demnächst gehoBen werden wird. Fer ner findet es das genannte Blatt merk Würdig, daß Nitroglyzerin Bei dieser Bergung verwendet ewrdöN soll, wäh rend es doch™ möglich sent würde, den ganzen Dampser innerhalb kurzer Zeit unBeschödigt zu heBen, unbeach tet des Schadens, den die Lusitania Bei ihrer Versenkung erlitt. 'ISiillSll Nummer 36 Habsburger Krone verschwunden* Wien, 25. Juli. Wie hier bekannt gegeben wurde/ ist die Krone des Hauses Habsburg,, die mit Diamanten und Rubinen be setzt ist, aus dem spanischen Konsu lat in Wien, wo sie kurz nach Aus bruch der Revulution in Aufbewahr ung gebracht worden ist, gestohlen worden. Gras de Koorwin Sokolowski, ein österreichischer Fliger, der angeblich die Krone in seinem Flugzeug, in aellrhochstem uAftrag, nach dem Kon sulat brachte, ist nach Paris beschieden worden und am verflossenen Samstag mit der „La Savoie" abgereist, um an der Suche nach der Krone teilzu nehmen. Wie verlautet, wurde die Quittung^ die sich angeblich seinerzeit Sokolows ki bei der Ablieferung der Krone sicherte, und die auf dem Namen einer feiner Freunde ausgestellt war, die sem Freunde entwendet und von ei nen Unbekannten in dem spanischen Konsulat in Wien vorgelegt worden. Worauf ihm die Krone anstandslos ausgehändigt wurde, die jetzt ver schwunden ist. Ein edles Brnderpaar Paris, 24. Juli. Der vormalige Gouverneur James M. Cor von Ohio war .~m Samstag abend der Gast des Premierministers Poincare gelegent lich eines Diners, das im Ministe rium des Äeußeren stattfand. Ur sprünglich hatte Poincare die Absicht gehabt, Cox Freitag vormittag im Ministerium des Aeußern zu empfan gen, aber im letzten Augenblick wur den die Vorkehrungen für das Di ner getroffen. In den hiesigen Zeitungen waren Kürzlich versDedentEch Auslassun gen Aber den Völkerbund und andere europäische Fragen Cox in den Mund gelegt worden. Er bemerkte Freitag bezüglich dieser angeblichen Inter views, er habe sich nur einmal über denVölkerbund geäußert und bemerkt, daß während die Regierungen kom men und gehen, der Volkerbund eine. bestehende Macht ist, auf welche un ter diesen Umständen die Welt baut. Cox hat, wie es heißt, die Abficht, nach Beendigung seiner Europareise End? August in London in einer län geren Erklärung seine Ansichten über die Völkerbundfrage niederzulegen. Bonus-Vorschläge in Gefahr. Washington, 25. Juli. Die Geg ner des Soldatenbonus gaben Sam stag vor, die Vepsicherung zu haben, Präsident Harding werde jede Bonus vorläge, die ihm zur Unterschrift vor gelegt werde, mit seinem Veto bele gen. Auf Grund dieser Versicherung haben die Gegner der Bonusvorlage im Senat dreißig Senatoren verpflich fet, ein allsillsiges Veto des Präsiden ten zu unterstützen. Den Verfechtern der Vorlage blieben demnach eine Mehrheit von nur drei Stimmen,ftM sie das Veto des Präsidenten über stimmen wollten. r„y Die Versicherung, der Präsident seif endgiltig gegen den Soldatenbonus wurde den Senatoren angeblich vv» drei Männern überbracht, die als „prominente Bürger" bezeichnet wer den. Deise drei Männre fragte« an geblich den Präsidenten, wie er sich zu der Bonusfrage stellte, worauf der Präsident erklärte, er werde jede Bo nnrgesetzgebung gegenwärtig mit sei-' nein. Veto belegen, weil die Finanz^ läge der Ver. Staaten gegenwärtig, nicht darnach angetan sei, um so schwe re Ausgaben tragen zu können» au» ßerdem seien die Steuerzahler in ih rer Mehrheit nicht in der Stimmung*/ eine solche Ausgabe zu dulden^ Dr. Biedfeldt Plyuwuth. Plymouth, 26. Juli. Dr. O. L. Wiedseid, der deutsche Botschafter in Washington, und Dr. W. S. Solf, der deutsche Botschafter in Tokio, tra fen auf der Fahrt von New Aork nach Hamburg mit dem Dampfer Reliance^? am Donnerstag in Plymouth ein. Jeder von ihnen bezeichnete es als unwahrscheinlich, daß er zum Nachfol ger Dr. Rachenaus alst Reichsmimstei* des Auswärtigen ausersehen toare*^ AM