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Pennsylvanische Staats zeitung. [volume] (Harrisburg, Pa.) 1843-1887, September 27, 1866, Image 1

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Jahrgang 1.
D ie
PennshlvanischeStimtö-Zritnnst
loh. Georg 9,'ippcr,
erscheint jede Donnerstag, nd kostet
per Jahr, zahlbar innerhalb dcslalircs, und
KZ.ZV ach Versluß des Jahrgangs.
Einzelne Ercmplaren, Z <seuts per Stuck.
Keine Subscriptionc werde fiir wenigrr
als sechs Monaten angenommen: ane lau
Niemand das Blatt abbestellen, bis alle Rück
stände bezahlt sind.
Anzeigen werde zn de gewöhnlichen Prci
sen inserirt.
Druckerei, Dritten Harriobarg, und
in der „Intelligcnccr" Druckerei, am Eenirc
Square, Lancaster.
Poesie.
Ich liebe zu leben.
Und fröhliches, kindliches Lache erscholl.
Das einem Herzen voll Lust entquoll.
„Ich liebe zu leben," der Jüngling sagt; '
Der inmitten der Kinder nachdenklich saun ;
Sein Herz schlägt laut, sein Herz schlägt bock,
gast wünscht er, er wäre ein Knabe noch.
„Ich liebe zu leben," so spricht der Greis,
Des Locken vom Reife des Winters w-iß
Nennt ihn nicht thöricht ! —Wie Greise sind,
Edward auch er noch einmal ein Kind.
So trägt Greis, Mann, und Jüngling und
Knab'
Der Hoffnung Panier von der Wiege zum Grab
/eil isselvil.
Das Geheimnis; des Indianers.
scheu Arztes.
Fortsetzung.
Einige Wochen später war Werner in
voller Thätigkeit. Die Evmpagnie battc
in der Nachbarschaft des Ontonagon-
FlusseS, nicht weit von der Küste, einen
Mineraldistrikt gekauft, der schon früher,
vor undenklichen Zeiten von einer gänz
lich verschollenen Nation bearbeitet wor- >
den war und aus diesem Grunde die j
Toltec-Diggings genannt wurde, wahr- j
schetnlich, weil man meinte, daß hier
früher die Vorfahren der alten Aztefen
gehaust hätten. Ucberall, wo die aus-
gestorbene oder schon vor Jahrhunderten
ausgewanderte Nace, die mit den jctzi-!
gen Indianers nichts gemein hat, mit >
ihren unzureichenden Werkzeugen die!
Erde ausgeholt hatte, fand Werner gro
ße Hausen zerschlagener Steinhämmcr,
und man brauchte an solchen Stellen
nur etwas mehr in die Tiefe zu gehen,
maus die reichsten Kupfererze zu stoßen.
Das Metall war in derartigen Massen
vorhanden, daß es in der entlegenen Gc
gend nur an Arbeitern fehlte, um die
Minen äußerst lucrativ zu machen, und
selbst der oberflächliche Bau brachte trä
nenschwere Stücke Kupferlönig zum Vor
schein. Die Compagnie war ober damit
noch nicht zufrieden und trieb Schachte
und Stollen tief in die Erde, nm den
Ertrag noch mehr zu steigern; auch
schmeichelte man sich jedesmal, wenn eine
dünne Ouarzdruse mit eingesprengtem
Silber gefunden wurde, weiter unten
endlich auf eine Hauptadcr zu stoßen,
deren Fund dann den Werth der Acticn
gleich auf das Doppelte schnellen würde.
Daß Werner, der das Ganze leitete,
unter diesen Unständcn eine außeror
dentliche Thätigkeit entwickeln mußte
nd keine Zeit für das Heimweh übrig
hatte, ist leicht begreiflich. Seine Muße
stunden, die eintraten, wenn etwa die
Maschinerie ausgab oder wenn es an
Pulver zum Sprengen fehlte, suchte er
dnrch das Vergnügen der Jagd auszu
füllen, die ihn mitunter zu weiten Streif
zügen in dieser wilden Gegend verführte.
Häufig kam er bei solchen Particcn in
die Nachbarschaft eines Jndiancrdorfes,
das mit seinen Wigwams von Birken
rinde und Fellen im Schatten hober
SchierlingStanncn lag und an einen mit
laubgckröntcn Inseln bedeckten maleri
schen See grenzte. Es war ein Zweig
der OdschibbewaS, der, von de Weißen
aus seinen frühern Wohnsitzen bei Kc-
Wna- Point verdrängt, nach den ro
mantischen Bcrgschluchtcn am Ontona
gonflusse ausgewandert war und von
Jagd und Fischfang lebte, ohne den Leu
ten in den Minendistrikten beschwerlich
zu fallen. Werner, der die gehässigen
Ansichten der Amerikaner über die Roth-
Häute nicht theilte, wurde bald näher mit
ihnen bekannt und fand in de India
nern einen harmlosen Menschenschlag,
elcher für empfangene Wohlthaten ein
armes Gefühl der Dankbarkeit hegte.
Tawanka, der Häuptling, ein schönge
' Hachsener Mann von hercultschen For-
MN, schloß sich an den vorurtheilsfreicn
Deutschen innig an, so weit es seine
i schweigsame Natur erlaubte, besuchte ihn
öfters in den Minen nd zog ib gern
bei alle Etreiligkciien zn .Rathe, die
zwischen den weißen Eindringlingen und
seinen Stammgenossen vorfielen. Bei
seinem Necbtsgesübl stand Werncr fast
immer ans der Seite der Indianer, wor
über freilich die ander Beamten der
Compagnie und deren Arbeiter, meisten
tbcils rohe Irländer und Cornwaliser,
ihre Unzufriedenheit laut genug äußer
tc. Dafür wurde der Teutsche aber
auch von den Indianern hoch geehrt,
und wenn ibn der Zufall auf seinen
Streifcrcicn in ihr Dorf führte, so konn
ten sie ihm nicht Ehre genug anthun.
Dann wurden ihm die besten Stücke
Wildpret und die saftigsten Lachsforelle
vorgesetzt; dann wanderte die Friedens
pfeife von einem schweigsamen Munde
zum andern, während die Squaws mit
ihren wildscheuen Augen im Kreise um
herstanden und die muntern Papusen sich
wohl an den gutmüthigen Fremden hin
anscklichen und' ibm nach Kinderart die
Taschen visilirtcn, um zn sehen, ob er
ihnen nicht ein Spielzeug oder eine Nä
scherei mitgebracht hätte. Wollte Wer
ner jagen oder soust eine Ercursion ma
cheu, so tonnte er sicher darauf rechne,
daß T wanla ihm zur Seite ging oder,
falls derselbe Abhaltung hatte, ihm ei
nige seiner jungen Krieger zur Beglei
tung gab, deren Ortskuudc nd Waid
mannskunft ihm trefflich zn statten kam.
Namentlich aber gewann er sich die Sym
pathien der Indianer durch den Beistand,
venen er ihnen bei Greuzdifferenzcn und
gegen die maßlosen Anmaftnngen der!
ländcrgierigcn Nativiflcn leistete.
Ter schreckliche Winter von l!<>l aus
55 kam in das Land und mit ihm große
Noth für die Bergwerkscolonicn, deren
Verprovianttirung von den untern Seen i
ans zu geschehen pflegt und dieses Jahr
wegen des ungewöhnlich früh eintre-
tenden Frostes keine vollständige war.
Schon im November fror drr St. Ma-!
ritnsluß zu nd die Dampfer, welche noch
spät im Herbst von Chicago nd Detroit
aus die nothwendige Lebensbedürfnisse
für die Minendistriktc bringen sollten,
mußten des Eises wegen umkehren. Far
men cristirten damals in der Gegend noch
nicht, weil alle neuen Ankömmlinge sich
ans den Bergbau warft, von welchem
sie größer Gewinn zn zirben hofften,
als aus den: sicheren, aber nicht so lucra
tivcn Ackerbau. Schon nach Neujahr
gingen deshalb in manchen Ansiedln
gen die Lebensmittel aus und die Leute
wurde gezwungen, ihre geringen Vieh
stand zu opfern. In den Toltee-Tig
gins war die Noth nicht ganz so hart,
wie an andern Orte, ausgetreten, weil
die Magazine der Compagnie zufällig
dieses Jahr etwas früher als gewöhnlich
für den Winter vcrproviantirt wurden,
und so konnten die Beamten derselben
ihren nächsten Nachbarn manches Faß
Mehl und Salzfleisch zukommen lassen.
Am schlimmsten erging es den armen
Indianern, Werner's Freunden, weil der
nngcwöhnlich frühe Frost ihre Maisse!
der zerstört und die T bicre des Waldes
nach mildern Himmelsstriche, fern im
Süden, verscheucht hatte, so daß der Er-!
trag der sonst so crgibige Winterjagd
vollständig wegfiel. Auch das beliebte
Fische unter den Eise des kleinen Sees,
an dem ihr Dorf lag, konnte nicht statt
finden, denn das Wasser war bis ans de
Grund gefroren. Die Folge dieses Elen- j
des waren Hunger und Seuchen, welche
uuter den sonst so abgehärteten Odschib
bcwaS mit ungemeiner Heftigkeit austra
ten und der Bevölkerung des Dorfes den !
Stempel der Verzweiflung aufdrückten. >
In dieser Noth wandte sich Tawanka
an seinen deutsche Freund, zeigte ihm j
seine abgemagerten Arme und Schenkel
und bat ihn, seinen Stammgenossen doch
einige Lebensmittel zukommen zu lassen.
Werner zeigte sich gleich dazu bereit, fest
entschlossen, seine neuen Freunde zu un
terstützen, obgleich er wußte, daß die an
dern Beamten der Eompagnic die Indi
aner gern hätten verhungern sehen, wie
den überhaupt der Amerikaner eher ei
nem Hunde ein Stück Brod zuwirft, als
einer unglücklichen Nothhant. Schon
am nächsten Tage erhielten die Indianer
trotz des Protestes des Magazinvcrwal
tcrs ein Paar Fässer Mehl, denen eine
Woche später ei großer Sack voll Mais
folgte. Damit war jedoch der humane
Deutsche n ch nicht zufrieden, denn er
wollte sich selbst an Ort und Stelle von
ihrem Elend überzeugen und helfe, so
weit er konnte.
In feinen rauhen Büffelpelz gehüllt
und ans Schneeschuhen dahingleitend,'
deren Gebrauch er sich bald angeeignet
hatte, eilte er üder Berg und Thal, und
als er vor Tawanka's Wigwam anhielt,
hörte er zn seinem großen Schrecken den
dumpfen Klagegesang der Squas. Er
fand seinen Freund mit schweren Wun
den bedeckt, die dieser im Kampfe gegen
einen schwarzen Bären davongetragen.
Tawanka hatte trotz seiner durch die
letzten Entbehrungen herbeigeführten
Schwäche die Spur des Thieres im Di
ckicht verfolgt, dieses Mal aber fast den
Kürzern gezogen, da die Bestie, bei dem
Mangel an Wild aiisnehiiiend hungrig
und wüthend, ihn mit dem Mordgier
eines Tigers' angefallen hatte. Nur
seiner Geistesgegenwart verdankte der
Häuptling das Leben. Auf allen Vieren
nach dem Dorfe zurückkriegend, hatte er
indeß kaum och Besinnung genug ge
habt, um seine Leuten sagen zn kön
ne, Ivo der Bar gefallen war.
Nachdem Weriwr sich überzeugt hatte,
dafi die Wunden äußerst gefährlich wa
ren, und daß selbst eine unverdorbene
indianische Natur ohne Kunsthülfe sol
chen Vcrleßungen untcrlicge müsse, ent
schloß er sich sofort, den Häuptling nach
der BergwcrkScolonie bringen zu lassen,
um ihn dem dort angestellten Arzte zur
Behandlung zu übergeben. Er selbst
räumte dem Kraulen eines seiner wohl
gewärnitcn Zimmer ein und unterließ
Nichts, was zu dessen Gesundheit und
Pflege dienen konnte. Die angestrengte
Sorgfalt des Doktors die gebildeten
Aerzte Amerika's sind in der Regel sehr
human und die rastlose Aufmerksam
keit des Teutschen im Bunde mit der
urwüchsigen Lebenskraft Tawanka's hat
tc denn auch ein günstiges Resultat zur
Folge, und vier Wochen ach dem Un
glücksfalle konnte der Häuptling schon
so gut auf Krücken im Hause hcriimhiii
kcn, daß sich bei ihm der Wunsch einstell
te, wieder zu seinen Stammgenoffen zu
rückzukchren, was übrigens Werner einst
weilen nicht zugab.
Eines Tages war Werner ans seinem
Bureau damit beschäftigt, ein Eonglo
nicrat von Ouarzkrystallcii, das die Ar
beiter in einer der Gruben gefunden
hatten, mittels der Lupe und des Ham
mers zu untersuchen. Er zerschlag ei
nen Theil der Masse und fand zu seinem
freudige Erstaunen mitten zwischen dem
Gestein eine vollwichtige Silberdruse
eingebettet, welche er dem ReconvaleS
ccntcn, der neugierig dicht hinter ihm
stand, mit den Worten zeigte: „Ich
wollte, ich hätte einen ganzen Schacht
voll davon, Tawanka' dann solltet Ihr
einmal sehen, wie schnell ich diesen gieri
gen AankeeS den Rücken zeigen wollte."
Bei diesem unwillkürlichen Ausrufe
seines Freundes überflog ein eigenthüm
liches Lächeln die dunkeln Züge des
Häuptlings, und seine braune Hand
sanft auf die Schulter Werner's legend,
sagte er würdevoll: „Wenn solches Ge
stein Euer Herz erfreut, so kann ich Euch
einen Ort weisen, wo Ihr zwölf Monde
laug täglich davon herunterschlagen
könnt, ohne daß es merklich abnähme."
„Ihr wollt doch damit nicht sagen,
Tawanka," rief Werner aus, „daß Ihr
eine Silbcrminc kerint?"
„Gewiß!" erwiderte der Häuptling,
„Manitvn har eine solche meinem Groß
vater gezeigt, als er einst an einer wü
sten Insel auf den: großen See landete.
Dieser hat die Kunde auf meinen Vater
vererbt, und mein Vater hat mich selbst
an den Ort geführt, als die ersten wei
ßen Männer auf den großen Eanoes in
die Gegend kamen. Da die Blaßgcsich
tcr gierig nach Schätzen spähten, so be
fahl mir mein Batcr, die Felsspalte,
welche zu dem weißen Erz führt, mit
Steine und Geröll auszufüllen, nm sie
unkcnnlich zu machen. Er glaubte näm
lich, daß die Weißen, wenn sie das weiße
Metall, welches sie suchten, nicht finden
könnten, wieder abziehen und die Roth-
Häute in ungestörtem Besitz des Landes
lassen würden. Es ist aber anders ge
kommen. Sie entdeckten die Kupferfel
scn bei Kcwecna, und seit der Zeit strö
men sie in Massen herbei und verdrän
gen uns von den lagdgründe, die un
scre Väter als Geschenk vom großen
Geiste erhalten haben."
„Tawanka, wollt Ihr mir die Stelle
zeigen?" fragte der Deutsche.
„Wenn Ihr de Aankees nichts davon
sagen wollt, so werde ich es thun," ant
wortctc der Häuptling. „Mein Vater
nahm mir nur das Versprechen ab, den
Schatz vor ihnen, den Abkömmlingen des
Teufels, zu verberge. Ihr seid aber
kcin Aankce und habt Gutes an mir und
nicincm Stamme gethan, deshalb will
ich Euch das weiße Gestein zeigen, wenn
es Euch glücklich macht. Sobald die
Sonne wieder hoch steigt und das Eis
an der Küste bricht, dann haltet Euch
bereit. Dann werden auch Tawanka's
Glieder wieder kräftig genug sein, um
die Berge besteigen und das Ruder füh
ren zu könne. Aber seid still und ver
schwiegen, wie der rothe Mann; denn
erfahren die Alankces etwas von dem,
was wir vorhaben, so werden ihre List
und Tücke Mittel genug finden, Euch zu
berauben oder Euch den Besitz streitig
zu machen."
„Aber, Tawanka, irrt Ihr Euch nicht ?"
sagte Werner, „das weiße Gestein, wel
ches Ihr damals gesehen, war vielleicht
nur Bleierz, das Ihr für Silber gehal
ten habt."
„Ein Sagamore der OdschibbcwaS
sagt nie etwas, was er nicht beweisen
könnte. Wenn sein Auge so scharf war,
daß er die falschen Dollars, womit der
große Häuptling der Pclzhändler (Astorj
die Nothhäutc für gelieferte Felle zu be
zahlen Pflegte, von den echten spanisch:
Lancaster, Pa., Donnerstag, September 27, 18.
Pfeilcrstücken i Piaster) ilterschciten
konnte, so wird er auck, beiirtheilcil kön
nen, ob das Gestein, welches er damals
sah, mit Silber oder mit Blei gefüllt
war."
Werner stellte och verschiedene Fra
gen an den Häuptling, weiche dieser mit
solcher Sicherheit und Klarheit bcaiit
wortetc, daß jeder Zweifel an dem Vor
Handensein dcs'cdcl Metalls, und zwar
in großen Masse, wegfallen mußte.
Nur über die Lokalität der Silbermine
konnte er nichts in Erfahrung bringe,
da der schweigsame Indianer darauf be
stand, ihm erst im nächsten Frühjahr,
wann der See wieder offen sei, die ölhi
gen Aufklärungen zu geben. Bis dahin,
bat ihn Tawanka, sollte er das Geheim
niß tief in seiner Brust verbergen und
es so einzurichten suchen, daß er sich dann
dem Dienste der Compagnie auf einige
Wochen entziehen könne.
Einige Wochen später kehrte der nun
vollkommen wieder hergestellte Häupt
ling ach dem Indiancrdorsc zurück, reich
beschenkt niit Lebensmitteln, die er im
Austrage Werner's unter seine darben
de Stammgenossen vertheilen sollte. —
Bei dem Abschiede sprach er zn den Deut
schen: „Wenn die Schnccgänse wieder
nach Lioiden ziehen und der Whippoor
wit! scin Liest zn bauen ansängt, dann
macht Euch frei und haltet Euch bereit,
damit Ihr seht, wie Tawanka scin Wort
hält. Aber fesselt Eure Zunge, auf daß
Euch kein tinglück bringt."
Die Ausschlüsse über die geheimniß
volle Silbermine ließen Werncr keine
Ruhe, da er guten Grund hatte, zn glau
ben, daß der Jndinanc es ehrlich mit
ihm meine. Scin Leben in der Wildnis:
und der gezwungene Umgang mit vornr
tkcilsvoilcn Amerikanern nlid nngebil
deten irischen und englischen 'Arbeitern
trugen freilich nicht dazu bei, ibm seine
Stellung so angenehm zu machen, nm
die Entbehrung der gewöhnten Ge müsse
der civilisirten Welt verschmerzen zu
tönnen. Auch das Heimweh sing an,
sich bei ihn: zu rühre, und der Gedanke
an eine Möglichkeit, durch schnell erwor
bene Reichthümer sich und die Seinen
im fernen Batcrlande unabhängig zn
machen, hatte so viel Lockendes für ihn,
daß er kann, die Zeit abwarten konnte,
die Tawanka festgesetzt hatte, um die
mysteriöse Erpcditio zn unternehmen.
Jedenfalls aber sah er ein, daß er allein
nicht im Stande sei, die zu erwartenden
Schätze auszubeuten, und daß er zn die
sem Zwecke sich mit einem Compagnon
affociiren müsse, der die ihm selbst feh
lenden Geldmittel vorstrecken könne, um
die Mine mit Erfolg zu bearbeiten, denn
er erkannte die Wahrheit des spanischen
SprüchwortcS zu gut, „daß man in ein
Silberbergwcrk eine Goldguclle leiten
müsse, nm es einträglich zu machen."
Unwillkürlich fiel ihm bei diesem Reflexio
nen Mr. Jones ein, der ihm ja schon
manchen guten Rath gegeben und das
größte Interesse für ihn zur Schau ge
tragen hatte. Diesen wollte er, falls
derselbe wieder nach Ontonagon käme,
trotz des eindringlichen Verbots des In
diancrs in das Geheimniß ziehen, nm
mit seiner Hülse und Gcschästskenntniß
des Unternehmen zn beginne. Freilich
warnte ihn eine innere Stimme vordem
aufdringlichen Amerikaner, dessen lau
crnde Physiognomie gleich bei dem ersten
Anblick einen unangenehmen Eindruck
ans ihn gemacht hatte, indessen kannte
Werner Niemanden anders, dem er sich
hätte anvertrauen mögen, und IvncS
hatte ja durch de Umstand, daß er den
Deutschen von dem gefährdeten Theile
des Schiffes bei Gelegenheit jenes Stur
mes fortgerissen hatte, hinlänglich bewie
sen, daß er dem unerfahrenen Auslän
der wohlwollte.
Das Frühjahr war gekommen und mit
ihm die ersehnte Zeit der Expedition.
Werncr hatte von seiner Eompagnic auf
einige Wochen Urlaub erkalten, und
Tawanka wartete an einer kleinen Bucht
nicht weit von Ontonagon mit sechs sei
ner Krieger auf die Ankunft seines wei
ßen Freundes. Sie hatten ein großes,
sefieö Eanoe, ei sogenanntes Mackinaw
boot, construirt und mit den nöthigen
Borräthcn versehen, da der Ertrag der
Jagd und Fischerei an den wüsten Kü
sten des Oberen Sees in: Voraus nicht
zu berechnen ist. tinmittelbar nach der!
Ankunft des Deutschen, der sich mit Pick-
Art und Stcinhammer verseken hatte,
stießen sie ab, obgleich der Anblick des
Himmels und des Wassers drohend gc
nug war, gerade, als wen der Winter
noch einmal scin Recht wahren wollte.
Aber es war jetzt zu spät, um einen an
dern Entschluß zu fassen und die Reise
aufzuschiebe, und die
kämpften nun gegen die Wellen und!
Wind mit demselben'Muthe, mit welchen:
ihre Väter einst den Kriegspfad betreten
hatten. Ehe die Sonne aufstieg, lagen
sie schon auf ihren Rudern, und keine
See war so rauh, daß sie ihr nicht gc - s
trotzt hätten, obgleich die kurzen, sich
überstürzenden Wellen rings um sie koch
ten und ihre Gesichter mit blendendem
Schaum überspritztcn, den der bitter kalte
Nordwind in scharfe Eiöthcilchen ver
wandelte.
I Es war der fünfte Morgen nach ihrer
Abreise, als sie bei den matten Strahlen
des uttlergchcndcn Mondes noch vor Ta
gesanbruch die südliche Küste des obern
SeeS im Nebel versinken sahen und noch
vor Abend den Ort ihrer Bestimmung
zu erreichen hofften, weil hier am West
cndc des Sees die Ufer sich schon einan
der nähern. Die Luft war außeror
dentlich kalt, denn der Wind, welcher die
Hände, die das Ruder führten, fast er
starren machte, kam direkt von den Eis-
scldern des Nordpols. Aber furchtlos
fuhren sie weiter und setzten mit dem
scharsgebantcn Canoe wie auf eine:
Rennpferde über die zerrissenen Kämnie
der Welle, so daß das Kielwasser hoch
aufschäumte. Mit der zunchinendeii Ta
gcshclle nahm auch der Wind zn, bis er
gegen Mittag zu einer gewaltigen Böc
anwuchs, in deren Gefolge sich diclc
Schnccwolkcn entluden und die Flocke
so dicht bernnlerficlcn, daß sich die Rn
derndcn tan: mehr erkennen konnten.
Sic waren jetzt mitten ans de: See,
hatten keine Landmarken icbr in Sicht
und würden bei de: furchtbaren Aus
rnbr und Tumult der Elemente gewiß
Tawanka, der vorn wie ein zweiterFrith
jof im Buge stand, ans der eisigen Kalle
des Windes die Richtung desselben be
u! theilend, mit ausgestreckter Rechten de
einzuschlagenden Eurs angegeben hätte.
Vorwärts ging es trotz Sturmwind
und Weilen, und eine Meile nach der an
der immer dichter siel und ihnen alle
Aussicht nah:, jede Falte ihrer Kleider
ausfüllte und sich hoch am Boden des
Bootes anbänstc, während der Orkan
von .seit zu .seit mit heftigern Stößen
einsetzte, welche die Wellen des Sees so
in Aufruhr brachten, daß sie jeden An
blick über den: schwachen Eanoc zusam
iciihrcchcn drohten. Schweigsam und
stetig, wie broiizefarbige Automaten,
rildcrnteil die Indianer weiter, ihren
Häuptling unverwandt in das Auge sas
snd, dessen hcrcnlische Figur wie ein rie
senhafter Schatten in: Borderthcil her
vorragte, als ein plötzlicher Stoß sie von
ihren Sitzen warf und eine gewaltige
Welle, vom Bug nach dem Sterne durch
das Boot stürzend, dasselbe gewisserma
ßen unter ihren Füßen wegriß und die
ganze Bemannung nebst Werner mit
unwiderstehlicher Gewalt in die kochende
Brandung stürzte.
tFortsrtzung folgt.)
Milijcht's.
- CöUiMtÜSü
in <sleveland.
Tic Union soll und muß ausrecht
erhalten werden!
(Großer Vntbusiasmns !!
Ncbc dcS Gen. Wool.
liiioiiistcn nd bic Sklavenhalter des Sillens
einen erbitterten Krieg von Worten geführt, und
man that alles, um lie Controvcrsc fortzucr
baltcn, bis es endlich im Frühjahr 18lil zum
Krieg kam, der zahllose Millionen in Gold und
Eigenthum gekostet hat, und dem Pestilenz, Hu -
gcr.Noth und Verheerung nachfolgte.
Der Redner hob alsdann die NcstaurationS-
Politik des Präsidenten Johnson in Bezug auf
die südlichen Staaten hervor, erkannte den hohe::
Muth und den Patriotismus des Präsidenten
an, und erläuterte, aus welchen Gründen die
Politik des Präsidenten derjenigen des Eongres
ses in allciiZlückcn vorzuziehen sei, wie dießa
dicalcn mit einem neuen Bürgerkrieg drohen,
wenn die Freigcwordencn nicht in jeder Hinsicht
auf cbcnbürtige Fuß mit ihien ehemaligen
Herren gestellt werde, nd wie die radikale
Parteimänncr nur nach Blut und Rache und
nach Beute dürsten, wie sie abermals in die süd
lichen Staaten eiiidringen und das Land ver
nicht thun will.
General Wool bcmcrktc ferner, daß aber,
wen cS wieder zum Krieg kommen sollte, er
nicht auf die südlichen Staate sich würde ein
schränken lassen, sondern sich durch die ganze
Länge und Breite der Ber. Staaten erstrecke
und nur mit dem Umsturz drr Regierung nd
einer Trennnng der Nation enden würde. Der
Krieg sei ein großes Uebel nd habe stets zur
Unterdrückung der Nationen Europas geführt.
drilckung und vor schweren Steuern bewahre
wollt, dann habt Acht, ja den Demagogen, die
dcS Schachers oder der Rache wegen den Krieg
publik zu erbalicu, die die letzte Hessming der
bedrückten Welt ist.
Die Rede wurde mit Beifall aufgenommen.
Leitung der Verhandlungen der Convention an
genommen, General Enster beantragte die
Vertagung der Convention, um den och nicht
folgende Beschlüsse einbrachte.
C. P. North, Vorsitzer des Ncsolutions Com
mittecS, las die Resolutionen vor. Es wird
zehn Irland verwandelt wurden.
l. Daß jedes Haus des CongresseS das Recht
hat, dir Onalificatioti sciner^cigencii^Aitglieder
Norde, Sude, Osten oder Westen kommen,
frei zu balle, daß aber die Anmaßung der
Majorität des CongrcsseS, ein nabänderlichcs
Volk seiner Repräsentanten zn berauben, revo
lutionär und ganz gegen unsere Institutionen
ist.
k>. Daß Präsident Johnson, gemäß einer
Eongrestakic, eine Amnestie-Proklamation zu
Gunsten Derjenige erlassen hat, welche sich ge
gen die Autorität der Vcr. Staate aufgelehnt,
aber seither sich unterworfen nd Treue gelobt
haben, und daß diese Amnestie, die alle civili
sirien Nationen für gänzliches Vergeben und
Vergessen alles früheren Unrechts ansehen wllr-
noch doimcriidc Hurrah gebracht.
<?i„ Urtheil über die Deutsche.
Wir können nickt umhin, unser Leser nach
etwas Großes nd Gutes z Stande bringen
wie z. B. das von uns begründete deutsche Hos
pital, ist doppelter Grund zur Freude vorhanden
nicht minder weil es eben Deutsche gethan, als
weil es etwas Großes und Gutes ist. Denn
wer unter uns gestände sich'S nickt, laut oder im
de Nationalitäten. Wir versorgen ganz Eu
ropa mit Dynastie und ganz Rußland mit Be
amten, ganzAmcrika mit Bauer, Handwerkern
Aerzten, Künstlern nd Gelehrten nd England
mit Naturforsckcr: wir versorgen die Welt mit
Allem was wir haben, nd mit Vielem, was
wir zu Hause selbst nicht haben dürfe. Setz
eine Eolonic von Deutschen an die unwirthlich-
und Aberglaubens, der religiösen und socialen
Vorurthcile für das ganze Menschengeschlecht.
Als Privatleute sind wir so reich, daß wir an
dern Nationen erlauben, sich mitnusrrn Federn
zu schmücken ; von Engländern mit der Erfin
dung der Schraube ohne Ende an Dampfsckiffcn
den Amerikanern mit Erfindung des elektrischen
Telcgraphhen, bei den mit Erfindung der
Dampfmaschine. Zu Allem sind die Deut
scbe zu gebrauchen, zn Goldgräbern in Austra
lien und Ealifornien, znWallfischfängcrn knal
len Eismeeren, zu Bergleuten in alle Wcltge
dorben.
So sind wir als Einzelmenschcn das Salz der
Welt; aber was sind wir als Gesammtheit
als Gesellschaft, als Gemeinde, als Staat?
Wir wissen es alle; so oft wir zusammenkommen
scheint jeder Einzelne von uns dümmer, anstatt
gescheuter zu werden. Ein Dutzend der ge
scheuteste Deutschen bringen zusammen weni
ger zu Stande, als wenn Jeder für sich gcblie
den wäre. Dreihundert der ausgezeichnetsten
Männer Preußens kommen als Landesvertrc
tung zusammen, um sich von dem einzigen BiS
mark ausführen und schließlich nasenstübern zu
lassen. Die Deutschen sind bekanntlich Erfin
der des Sprüchworts, wenn Zwei dasselbe thun
so ist cS nicht dasselbe. Dies ist ganz besonders
wahr in dem Sinne, das was zwei Deutschen
zusammen thu, in der Regel weniger bortref
ist, als was sie jeder allein fertig bringen. Als
Gesammtheit sind wir leider noch immer der
Spott der Welt, sind doch ist es nicht immer
so gewesen, ist es namentlich vor alten Zeiten
ganz anders gewesen. Vor Alters haben die
Deutschen gar tresslich verstanden, mit gemein
samen Kräften zu arbeiten. In der Vereinig
ung haben sie, obwohl schwach an Zahl, das
Machtmittel gesunden, um das sittlich verfaulte
römische Reich zu zerstören und zu einer langen
Reibe neuer Staaten und Bevölkerungen
wicderzugebärcn. Auf deutschen Grund und
Boden sind alle jene furchtbaren Eroberer, Völ
ker, vor welchen die übrige Welt in den Staub
gesunken war, bis zur Vernichtung geschlagen
die Geburt Christi, so die Hunnen im 5., die
Abraber im 8., die Normannen im 2., die Ma
gyaren im l., die Mongolen im Ili., die Tür
ken im 15. und 17. Jahrhundert und neuerdings
mehr als einmal die Franzosen.
Die Deutschen in der Schweiz, in den Nie
derlanden und in den Stcidtcbünden des Mit
telalters, besonders der Hensa, sind die Erfinder
der modernen Republik, der demokratische Fö
deral-Rcpublik auf Grundlage der allgemeinen
Menschenrechte geworden, und ihre Abkömm
linge, ditAngloamerikaner, haben diese glorreiche
Verfassung von ihnen geborgt und auf den hie
fischen Boden übertragen. Die alten Deut
schen haben in der Vereinigung noch viel mehr
gethan, mehr als ich hier an Ihrem geistigen
Auge vorüberführen darf. Ja, auch in euer
er Zeit habe sie Großes in der Vereinigung ge-
Nro. li.
in Vereine und auf den lakreSversammlnnge
der Fachmänner gestiftet habe. Warum soll
künftig unmöglich sein, was einmal möglich nd
ncrbalb der civilisirtcn Welt und "der Beginn
der Oberherrschaft der Kunst, Sittlichkeit und
Wissenschaft i Europa und Amerika.
Welche andere Unternehmungen wären den
de, in einem solchen gemeinsamen Licbcshansc
wo die deutsche ärztliche Wissenschaft und Knnst—
und von wem wäre diese höher aus gebildet und
schritt der Menschheit suchen nd finden."
Nehmt ei Beispiel daran!
In lowa haben die Radikalen die uinim
fcn verurtbcilt! Die Strafsummc zusammen
bclicfen sich auf Hi!,Ut>U, von denen ZsÄlc außcr
Kosten aus mich kamen. Wir Angeklagte bauen
alle im Voraus abgemacht, daß wir teine Geld
strafen bezahlen, sondern Gcfängnißstrafc vor
ziehen wollten. Manchem von nns war auch
kaum eine Wahl gelassen, da einige Strafsum
mc so bock sind, daß sie Haus nc Hof nehmen
würden. Indeß brachen mcbrerc ihr Wort und
zahlten unter dem höhnischen Gelächter, das
reckt deutlich den Haß, die Schadenfreude und
die Verworfenheit dieses verworfenen und
lisanlhropiscken Gesindels an den Tag legte.
Ich haue 55 Tage I.ulsirafc zu erleiden, da ick
neu Kindern zu entziehen. So wurde ich zu
gleich mit icbrcren LeidenSgenoyci in die lail
abgeführt, weil ich ein Geschäft betrieben hatte,
für welches ich von den Vcr. Staaten eine
Licenz erhalten und bezahlt habe.
Man behandelt uns hier auf das Infamste.
aber im Vergwick mit uns wie Gcntlcmcn be
handelt. Für unser eigenes Geld können wir
kein Bier erhalten nd Licht wird uns auch
nicht gestattet. Sehr selten erlaubt man, daß
Bekannte uns besticken dürfen. Wen mich
meine Familie besucht, so muß sie außerhalb des
Eiscngittcrs sieben bleiben. Es wird mir nicht
sovielFrcihcit gegeben, daß ick ineincKindcr her
zcu könnte. Ick kann ihnen nicht einmal dnrck
das Gitter die Hand reiche.. Erhält aber der
Perdcdicb Besuch, so wird derselbe nie abgewie
sen. Der Pferdedieb wird dann nach dem Par
lor des Schcriffs geführt, m scin Mittagbrots
einzunehmen. Der Pferdedieb und seineFami
lie gehöre natürlich zu den g.cmpcrezlculcn.
ES ist sehr traurig daß diese wahnsinnigen
Fanatiker dergestalt i unsere, Staate di-
Herrschaft gewonnen habe. Wenn wir Dline
schc alle zusammen hielte, so könnten wir sie
sicherlich in der nächstrn Wahl schlagen. Aber
es gibt auch unter den Dcnlschc so viele dumme
nd gleichgültige oder die unabsichtlich für die
Tciiipercnzlcute und gegen die Deutschen selbst
arbeiten. Schlagen wir die Tcmvcrcnzlcr nicht
bei der nächste Wahl, so müssen wir uns
ach anderen Mittel umsehe.
los. Wenzel, .
von Ccdar Rapid S.
* Eine Wahnsinniger in Tvicr, Tcras, stand
neulich um Mitternacht auf und hieb mit einer
Art seiner Fra nddrciKindcr i Stücke.
* Auf ihrem Marsch nach Prag erbeutetc die
Preußische Armee !! Millionen 8M tausend
Pfund Tabak und 27 Millionen Cigarren.

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