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Jahrgang 1., Die PennsylvanischeStaats-Zeitung Herausgegeben von loh. Georg Ripper, erscheint jeden Donnerstag, nd kostet 82.1 M per Jahr, zahlbar innerhalb eslahrcS, und 2.SV nach Verfluß de Jahrgangs. Einzelne Ercmplaren, Z Cents per Stück. Keine Subscriptioncn werden für weniger als sechs Monaten angrnommcn; auch kann Niemand das Blatt abbestellen, bis alle Rück stände bezahlt sind. Anzeigen wcrden zu de gewöhnlichen Prci- Office: in der „Patriot und Union" Druckerei, Tritte Straße, Harrisbarg, und in der „Jntrlligcnccr" Druckerei, am Cent Square, Lancast. Poesie. Die Ausgewanderten. Nach jahrelangem Sorge In tausendfachem Schweiß, Kam der Vergeltung Morgen Und gab der 'Arbeit hohe Preis. DaS Haus, von Urwaldbäumen Gezimmert und gesägt, ES birgt in seine Räumen, Was selbst dem Ueberfluß grnügt. Sowrit die Blicke schweifen, Dehnt sich die reiche Farm, Und goldne Nehren reifen Dem, der daheim so bettelarm. Dort wär' er arm geblieben, Wie er sich abgemüht. Derweil hier seinen Lieben Die Zukunft rosenfarben blüht. Vergessen ist die Plage, Die Zeit der bittern Noth. Vergessen sind die Tage, Die mit Verderben ihn bedroht. Seitdem die Saat des Fleißes So reiche Ernte trug. Denkt er nicht mehr des Sckwcißcs, D einst die Arbeit traf als Fluch. Er ihre weinbelaubtcn Höh'. Und die, die in Gefahren Ihm treu zur Seite stand. Reicht er ihr stumm die harte Hand. Zuweilen spricht er leise Nur sie kann ihn versiebn: KarlStelter. ./i'nisscl a n. Martha, die Auswanderin. (Schluß.) Wenn sie es sich auch nicht annahm, so hatte es sie doch mächtig gerührt, daß sie so viele Liebe in dem Dorfe gesunden. Und in manches treuliebendc Herz hatte sie auch hineingeschaut. Doch das ging vorüber, und seit sie Bernhard betrogen, mochte sie von keines Mannes Liebe mehr ' hören. Sic traute Keinem mehr Treue ! zu. Still und eingezogen lebte sie nun > im Hause ihres Pathen und bereitete I Alles znr Reise über das Weltmeer vor, I und der Frühling nahte allmählich. An- j fangS hatte sie sich das Scheiden so kin- j derleicht gedacht; aber es ward doch schwerer mit jedem Tage. Sie ging noch l einmal hinüber, um an den Gräbern ! ihrer Eltern zu beten, von ihnen Abschied zu nehmen und ihren Gespielen, ihren ! und den alten Freunden ihrer Eltern ein j Lebewohl zu sagen und zum letzten Male ' die Hand zu schütteln. Da blutete ihr das Herz. Da legte sich ein unaus sprechlicher Schmerz auf ihre Seele, und als sie, begleitet von ihren Freundinnen, das Dorf verließ—begegnete ihr —Bern- hard. Bleich wie der Tod blieb er am Wege stehen und richtete die thränenschwercn Blicke auf sie. Martha, sagte er, Martha sinche mir nicht I O ich trage den Fluch Gottes im Gewissen und im Hause. Vergib mir, wenn du kannst. Ach, sie haben mich ja so lange verplaudert, bis ich Ja sagte. Martha hatte geglaubt, sie wäre stark genug, dies zu ertragen; aber das Herz ist und bleibt schwach. Sie wandte das Gesicht ab und reichte ihm ihre Hand zum Zeichen, daß sie ihm vergäbe. Er nahm die zitternde Hand des Mäd chens und preßte sie in die seinigcn und rief: O wende dein Gesicht nicht ab! Noch einmal fleh mich an und sage, daß du mir nicht fluchtst! Du gehst jetzt über Meer —ich fürchte, mein Weg ist bald ein anderer. Da fuhr sie, überwältigt von dem To ne, in dem er sprach, herum, sah ihn mit ihren feuchten Augen an und sagte - Ich vergebe Dir. Leb' wohl. Aber nun ent riß sie ihm ihre Hand und eilte schnell hinweg, daß ihr die Mädchen kaum fol gen konnten. Auch sie weinten und Ei ne sagte - da hat wieder die Habsucht zwei Herzen auSeinandergertssen—und—wie das allemal geht sich doch in dem Ex empel verrechnet! Martha sprach kein Wort. Sie weinte stumm am Halse ih rer Freundinnen, als sie an den Schei- deweg gekommen waren, und dann eilte sie fort, als verfolgte sie Einer, und kam noch vor sinkender Nacht bei ihren Pathen an und wenige Tage darauf reisten Alle ab, die sich zur gemeinsamen Meerfahrt nach Amerika verbunden hatten. Jedermann weiß, daß in großer Ge sellschaft man sich leichter findet. So ging es auch Martha. Ohne weitere wichtige Ereignisse erreichten sie Bremen. Da lag schon der Dreimaster, mit dem sie fahren sollten, segelfertig vor Anker. Ohne lange Zögcrung wurden die Hab seligkeiten der Auswanderer zu denen eingeschifft, die schon an Bord waren, dann sie selbst, und am folgenden Mor gen donnerte das Schiff seine Scheide grüße dem Lande zu und segelte stolz au I dem Hafen in die hohe See hinaus. So groß auch die Amerikalust der Met sten gewesen war, und so sehr sie gepocht hatten, wie leicht ihnen da Scheiden werden würde, jetzt war es ander. So lange man das Land sah, hingen Aller Blicke dran und die Thränen perlten, wie der Regen von den Blättern eine Baumes. Als cS aber jetzt verschwun den war und nur die grenzenlose Einöde des Meeres sie umgab, da gab'S ein lau tes Wehklagen auf dem Verdecke. Der Capitän des Schiffes war ein junger, sinniger, ernster Mann. Er hatte oft schon die Reise mit Auswanderern nach Amerika gemacht und ähnliche Auf tritte jedesmal erlebt. Er stand an den Hauptmast gelehnt und beobachtete die Einzelnen und die Aeußerungen ihre Gefühls. Da fielen seine Augen auf Martha und blieben auf ihr ruhen. Sie bemerkte nicht, daß er sie beobachtete. Ihr Antlitz war bleich. Keine Thräne kam in ihr Auge und doch zeigte dies Ge sicht tiefern Schmerz, als eie allen An dern. Ihre Augen suchten das Land, das längst verschwunden war. Ihre Hände waren gefaltet und der Capitän sah, wie sich die betende Lippen leise be wegte. War es die wunderbare Schönheit de Mädchens, oder der ganz besondere Aus druck von Schmerz, oder die Reinheit der Seele, die so deutlich auf diesem Gesichte geschrieben stand, was den Mann so an zog ? Er konnte gar seine Augen nicht wegwenden von ihr, und nahm sich vor, sich nach ihrem Schicksale zu erkundigen. Das war nun an und für sich nicht schwer, denn die Leute waren froh, wenn sie Je mand auf dem Schiffe freundlich anre dete ; jedoch wartete der Capitän, bis die Zeit der Genesung von der Seekrankheit eintrat. Verwunderlich war es, daß Martha zu den Wenigen gehörte, welche diese abscheuliche Pein Nicht auszustehen hatte; erfreulich aber auch, wie sie Alles that, die entsetzliche Oual der Andern zu lindern, was freilich meist fruchtlos blieb. Der Capitän beobachtete täglich da Mädchen und mit besonderer Theilnah me, seit er wußte, was sie aus der Hei math iu die unbekannte Ferne trieb.— Martha blieb sich immer gleich. Beschei den, sittsam und gefällig gegen die Ge fährten, aufmerksam auf die Kinder und ermüdet arbeitsam. Die Kranken deren mehrere an Bord waren, pflegte sie mit rührender Sorgfalt. Einem Ge spräche wich sie so wenig au, als sie e suchte. Mehrmals hatte der Capitän mit ihr gesprochen und ihre verständige, anständige Weise, sich auszudrücken, be wundert. So waren die ersten Tage der Seereise hingegangen. Der Himmel war klar gewesen, aber nun sollte es anders wer den. Die Stürme, welche allemal vor und nach der Tag- und Nachtgleiche herrschen, sind auf dem Meere sehr gefährlich. Die ser Zeitpunkt war ganz nahe, und die Stürme hatten noch nicht gebraust. Der Capitän ließ Alles in Stand sehen, daß sie ihn nicht unvorbereitet träfen. Das Schiff befand sich im Angesichte der Küste von Schottland, als der Wind zu heulen begann und die Kräfte der Tiefe aufwühlte, daß die Wellen wie Berge daher kamen. Alle Reisende muß ten das Verdeck räumen, weil sie da hin derlich waren. Die Macht des Stur mes wuchs mit jedem Augenblicke. Es war Mittags drei Uhr, als b Schiff mächtig gegen die Küste schleuderte. Der Hauptmast krachte und brach. Nicht bes ser ging es den andern beiden und bald war der Rumpf des Schiffes ein Spiel der ungeheuren Wellen. Der Capitän stand auf dem Hintercastell und gab sei ne Befehle, aber, obwohl er mit eiserner Ruhe in dem wilden Kampfe der schreck lichen Gewalten des Wasser und de Sturmes stand, so mochte man es ihm doch ansehen, wie er den entsetzlichen Fall des Scheiterns mit jedem Augen blicke näher kommen sah. Der Sturm trieb Wellen und Schiff gegen die Felsen, welche nnwrit des Hafens von Kirkwall in Schottland aus dem Meer hervor stehen. Jetzt befahl er, Nothzeiche durch einige Kanonenschüsse u geben. Ich weiß wohl, sagte der Capitän zu seinem Steuermanne, daß unsere Noth schüsse keinen Hund hinter dem Ofen hervorlocken werden; aber es ist meine Pflicht. Kaum war dies Wort über sel- nen Lippen, als ein entsetzlicher Windstoß das Schiff ergriff und es mit einer Ge walt, die nichts über sich hatte, auf den Felsen warf. Der furchibare Stoß, das Krachen, der entsetzliche Ruck, Uesen kei nen Zweifel mehr, daß Alles verloren sei. Rasch sprang der Capitän an die Vcr decklukeu. Heraus, rief er hinab, her aus, sonst seid ibr Alle verloren! Während die Matrosen das Boot klappten und iu die schäumende See lie ßen, löstte der Capitän im Kanoncndcck eine Kanone nach der andern. Von Kirk wall her antworteten jetzt drei Schüsse und bald sah man ein großes Lootsen boot, das sich, nicht die Gefahren achtend, heran machte. Tröstend deutete der Ca pitän auf das Boot. Das ganze Verdeck stand voll jammernder Menschen. Er und der Steuermann ließen zuerst die alten Leute ins Boot und die Kinder. Es kam glücklich durch die Felsen und reichte den Hafen. Jetzt nahte das Lootsenboot. ES war Zeit, dann da lecke Schiff oder das „Wrack," wie es die Seeleute nennen, senkte sich immer tieft unter den Spiegel. Spring hinab, Mädchen, sagte der Capitän z Martha. Nette dich, es ist bald vorüber. Martha sah ihn lächelnd an. Nein, sagte sie, an mir liegt nichts. Laß erst die Audere gerettet ft>n. Und sie trug Kinder und Seekranke herbei, die nicht von der Spelle konnten, und half ihnen das Boot erreiche. Das Boot ist voll! riefen die Lovtseie. Halt! schrie der Capitän, zehn Men schen sind noch hier, wollt Ihr die um kommen lassen? Es ist voll! war die Antwort und sie ließen los, und eine Welle schleuderte es alsbald weit weg. Der Capitän sah dem Boote nach, dann trat er an die Luke nm nachzusehen, wie das Wasser stiege. Das Wasser stieg mit ungeheurer Schnellig keit im Raume des Schiffes und es zeigte sich hierdurch klar, wie groß der Leck sein mußte. Mit stets gleich bleibender Ge walt warf das Meer seiner Wellen ganze Wucht gegen die Seite, die, da der Halt am Kiele gebrochen war, unmöglich mehr länger Widerstand leisten konnte. Er sah das Ende nahen und blickte mit inniger Bewegung auf das liebliche We sen, das mit einer unbegreiflichen Ruhe in den Kampf der tobende Elemente blickte. Er trat zu ihr. Kind, sagte er, schade, daß wir sterben müssen. Tu ver dientest, glücklich zu werde, und wollte Gott, wir beträten glücklich das Land, du müßtest. —Er stockte. Wozu so al berne Rede, sagte er, sich selbst verbessernd. Laßt uns beten, unsere Stunde ist da ! Er kniete nieder und Martha, die mit Vertrauen ihm ins Auge blickte, der sich immer so edel und menschlich benommen, Martha kniete neben ihm. Bete du, Kind, bat der Capitän, ich glaube, der Herr erhört dein Gebet gewiß. Martha fühlte sich mächtig erhoben. Ihr Auge leuchtete. Sie begann das schöne Lied zu beten: „Aus tiefer Noth ruf ich zu dir, Ach Herr, erhör mein Flehen" und voll gläubiger Hingebung beteten es alle Knieende nach. Als Martha ihr Amen gesprochen und es alle wiederholt hatten, rief plötzlich ein Matrose: Hurrah, ein Boot! Alle sprangen auf und richteten ihre Blicke dahin, wo des Matrosen Finger deutete. Die Dämmerung war durch die wüthen den Elemente früher gekommen ; aber so viel konnte man doch noch durch das Leuchten des weißen Gesichts der Wellen wahrnehmen, daß ein Boot nahte. Es war da Lootsenboot, das mit Todesver achtung noch einmal dem Wracke zuru derte. Nach unsäglichen Mühen nahte es, und das hinabgcworfene Tau brachte es au die Seite des Schiffes, die vom Winde abgewendet war. Schnell war fen sich die Matrosen hinein. Noch stand Martha. „Willst du mit dem Schiffe untergehen ?" fragte staunend der Capi tän das heldenmüthige Mädchen. Ich will die Letzte sein! sagte sie. Da umfaßte sie der Capitän mit star kem Arm und stieg in das schwankende Boot hinab, das schnell in die See flog. Kaum aber war es in einer geringen Entfernung, so borst das Wrack und eine Minute darauf war nichts mehr übrig von dem schönen Schiff, das noch heut bet Sonnenaufgang so stolz über die Fluth hingetanzt war. Das Boot rang mit den, stets mehr sich hebenden Wellen, die Fahrt war um so gefährlicher, als nun das Dunkel der Nacht immer schneller sich auf Land und See legte. Dennoch erreichten sie glück lich da Ufer. Aber welch ein Anblick bot sich ihnen hier dar! Zitternd vor Frost, Nässe und Kälte lagen, saßen und standen die Auswan derer, von Allem entblößt, um die weni gen Feuer, welche man angemacht und an denen nur die Alten und Kinder sich erwärmen konnten. Indessen war der Ruf de entsetzlichen Unglücks schnell nach Kirkwall gedrungen und in die klei nen Orte der Umgegend, und das Mit leid war so groß, daß die guten Schot ten mit Wagen nahten, um die armen Lancaster, Pa. Donnerstag, November I, 18VV. Schiffbrüchigen heim in ihre Wohnun gen z holen; die Wagen reichten in dessen nicht zu, Alle auf eiumal wegzu führen. Auch hier hielt der Capttän Ordnung, und mit Gewalt hob er Mar tha auf den Wagen, die wieder hier die letzte sein wollte. Als der Wagen in Kirkwall ankam, rissen sich die Leute schier um die Unglück lichen. M rrtha mußte einer reichen Fa milie folgen, die außerhalbKirkwalls auf dem Pachthofe eine Adeligen wohnte. Während die Wagen nochmals zurück fuhren, trug sie ein leichtes Wägelchen mit dem Pachter und seiner Frau, die zufällig in Kirkwall gewesen, dem Hofe zu. So wenig die Ereignisse dieses Tags ausMartha, äußerlich angesehen, gewirkt zu haben schiene, so tiefeingchend war indessen dcnnoch die Wirkung gewesen. Der Gedanke, daß nun Alles verloren sei, doß sie nicht einmal mehr ein Kleid habe, um das nasse, was ihren Leib um gab, zu trocknen; daß sie Amerika nun und immer erreichen könne, erschütterte sie unausiprechlich. Das war aber eben ihr eigenthümliches Wesen, daß, je her ber die Ereignisse auf sie stürmten, desto weniger sich der innere Zustand äußer lich bemerklich machte. Ihr höchster Schmerz war ohne Thränen. Wer aber ähnlich gcnaturt ist, weiß recht gut, wie das innerlich nagt und verzehrt; w<e am Ende die ganze Kraft bricht. Martha'S Schmerz war nnr theilweise die Folge der Erwäguna ihrer eigenen Lage. Sie kvnntc ja wohl auch in England einen Dienst finden, denn eine fleißige und treue Hand läßt nicht darben; aber die anderen Unglücklichen mit ihre Kinder chen! Was sollte aus denen werde? Es überlief sie eiskalt bei dem Gedanken. Dies Ucberlansc kam aber auch von ei ner äußern Ursache. Ihre Kleider wa ren naß. Der Ostwind blies noch im mer mit wahrhaft schneidender Schärfe und vergeblich war es selbst, daß die gute Pächter! ihren Mantel um sie schlug, während sie ihrem Manne zurief, die Pferde tüchtig laufen zu lassen. Endlich erreichten sie den Pachthof. Ter Ruf der Pächter! brachte schnell weibliche Hülse herbei. Ihre Tochter und eine Magd eilten herzu, Martha bei zustehen ; aber die Arme war völlig starr. Sie vermochte fast kein Glied zu rühren. Man brachte sie in ein warmes Bett, machte Feuer in das Kamin und ließ sie Thee trinken, um sie innerlich zu erwär men. ! Der erstarrenden Kälte folgte nun bald eine glühende Fieberhitze, die mit jedem Augenblicke wuchs. Gegen Mit ternacht schon lag sie in wilden Phanta siern. Sturm und Wogen, Brand und Tod, Veinhard's Untreue und die Noth der Schiffbrüchigen, zerstörte Hoffnungen und tiefes Leid um die verlassene Hei math, das Alles wogte bunt in ihrer Seele durch einander und gestaltete sich zu den wildesten und entsetzlichsten Traum bildern. Bald sprach sie lange und laut; bald wollte sie auf, alle dem Weh entrin nen und Ruhe zu suchen im Grabe. — Trauernd standen die Frauen des Pach terhauscö um das Bett der schönen Kran kn,, nm sie in demselben zurückzuhalten. Hätten sie ihre Sprache verstanden, sie hätten tief hineinschauen können in das gequälte Herz. Sie hofften, gegen Tag würde sich d>e Aufregung des Fiebers lindern und hielten das Alles für einen Ausbruch zurückgehaltenen Leidens und die Folge heftiger Erkältung. Der sichere Blick eines Arztes würde darin den An fang einer schweren Krankheit erkannt haben. — Während sich dies auf dein Pachthof zutrug, waren in dem edelsten Wetteifer christlicher Liebe und Milde auch die übrigen Unglücklichen alle untergebracht und hatten fürs Erste wenigstens Obdach und Nahrungsmittel gefunden. Mit großer Selbstaufopferung hat der edle Capitän für Alle gesorgt, ehe er an sich selber dachte. Ihn und seinen Steuermann nahm der Hafencommissär in sein Haus auf. Mit großer Theilnahme wurden die Heiden Verunglückten hier behandelt; aber in des CapitänS Seele lag eine Sorge, die an ihr nagte, die Sorge um Martha; denn, mochte er sich's gestehen oder nicht, das Mädchen hatte einen Ein druck auf ihn gemacht, wie niemals ein weibliches Wesen. Wo sie hingekommen, blieb ihm vorerst noch dunkel; allein die Beruhigung hatte er doch, daß sie sicher lich auch versorgt worden sei und milde Herzen werde gefunden haben. Kaum graute der Tag, so war er auch schon auf. Unter dem Vorwandc, nach den Verunglückten zu sehen und sich zu überzeugen, daß auch nicht Eins umge kommen sei, verließ er das Haus. Ei gentlich war es die Sorge um Martha. Ueberall, wo Schiffbrüchige untergebracht waren, forschte er selbst; aber nirgenS fand er sie. Eine namenlose Angst er füllte seine Brust. Wo war sie hinge kommen ? I welche Hände war sie gerathen? Endlich gelang cS ihm, der englischen Sprache kundig, zu erfahren, daß sie der Pächter Wilson mit auf sein Pachtgut genommen habe. Der Capitän war der Sohn eines rei chen Mannes in Bremen; er hatte de Secdienst aus Neigung erwählt und war durch seine Kenntnisse und Tüchtigkeit schnell zum Capitän aufgestiegen. Das HauS seines Vaters trieb Handel mit England, darum war cS ihm nicht im Mindesten bange um seine Rückkehr nach Bremen. Er schrieb schnell nach London an seines Vaters Geschäftsfreunde, icl detc den Schiffbruch und bat um die nöthigen Geldmittel zu seinem Unterhalt und seiner Rückkehr nach Bremen. Nach dem dies unabweisbare Geschäft beendet war, eilte er Ms den Pachthof. Wie entsetzte er sich, als er Martha schwer erkrankt und noch immer in den verworrenen Träumen befangen fand. Sie kannte ihn nicht. Ohne sich aufzuhalten, fuhr er nach Kirkwall zurück, um den Arzt zu holen. Dieser zuckte die Achseln und nieintc, ei Ncrvcnfitbcr sei im Anmärsche. Heftig crschrack der Capitän über diese Nach richt, allein in seiner Seele stand schon geschrieben - Du darfst sie nicht verlassen, komme es auch, wie es wolle! Er wurde uun schnell mit den guten Pachtleuten einig um seine Wohnung und Bcrköstigung, und blieb bei Martha. Tag und Nacht wich er nicht von ihr. Es war, als ob das Bedürfniß des Scbla feS seiner Natur gar nicht angehöre. Jeden Löffel Arznei gab er ihr und nur das, was nur weibliche Bedienung leisten konnte, trat er an die Frauen ab. Eine ganze Woche lag sie in de wilden Ficberträunien, und erst als diese auf dörten und nun eine Schwäche eintrat, die nicht einmal das Tageslicht ertrage konnte, gab der Arzt Hoffnung. Als er dem junge Manne dies sagte, war dieser ganz außer sich vor Freude. Er umarmte den Arzt und wußte gar nicht, wie er ihm seine Liebe, Dankbar keit und Frcude ausdrücke sollte. Als ihn Martha zum ersten Male an ihrem Bett sah, fuhr sie auf, rieb sich die Stirn, als wolle sie sich Gedanken ber bcirufcn, die sie verlassen zu haben schie nen. Endlich sah sie ihn mit einem Lächeln an, das deutlich genug sagte, daß sie ihn erkannt habe nd ihn gern an ihrem Bett sähe. Kennst du mich, liebe Martha? fragte er so liebevoll, daß ein leichtes Erröthen über ihre bleichen Wangen flog. Sic nickte lachend. Erinnerst du dich des Augenblickes, wo du betetest, als wir alle den Tod vor uns sahen? fragte er weiter. Sic nickte wieder. Er faßte im Ucbermaaßc seiner Freude ihre Hand und sagte: arme gute Mar tha, du hast viel gelitten? Sie ließ ihm ihre Hand. Sie wollte reden, aber vermochte cS nicht. Da neigte er sein Ohr an ihren Mund, und nun hauchte sie die Frage : Wie geht cS unseren Schicksalsgenossen? Gut, sagte der Capitän und erzäblte ihr nun wie die guten Leute dieser Ge gend so freundlich für sie sorgten und wie sich eine Gesellschaft gebildet habe, die Geld sammle, um sie entweder ach Amerika, oder nach Deutschland zurück zubringen. Diese Nachricht erheiterte ihr Antlitz wunderbar, und sie schien ihre Lage über der jener Unglücklichen ganz zu vergessen. Von nun an schritt ihre Genesung sichtlich, wenn auch sehr langsam, voran. Auch jetzt verließ sie der Capitän nicht, und als sie in den letzten Tagen des April, die so mild wie Maitagc waren, die fri sche Frühlingsluft athem sollte, da fübrte er sie an seinem Arme in den Garten, und die heißesten Dankgcbctc stiegen aus seiner Seele zum Himmel auf für ihre Genesung. Capitän Bäcker, so hieß er, fühlte es in seines Herzens innerstem Grunde, daß er ohne dies Mädchen nicht sein, nicht leben könne; aber er war zu edel, jetzt schon ihr damit die Ruhe zu rauben. — Er schwieg; allein sein Thu, sein gan zcs Benehmen redete lauter und bestimm ter von dem, was in seiner Seele vor ging, als es Worte hätten thun könne. Konnte solche hingebende Liebe ohne Wirkung auf Martha'S Herz bleiben? Dankbarkeit war und ist viel tausendmal die Brücke der Liebe gewesen. Sie war es auch hier. Wie hätte Martha ohne Liebe für ihn bleiben können, der nur für sie lebte? der die Rückkehr zu seinen Eltern aufgab, um bei ihr zu verweilen ? Einst, als er wieder bei ihr im Garten saß und ihre Hand hielt, sagte sie: Ach, Herr Capitän, wie kann ich armes Bau ernmädchen Ihnen danken, was Sie an mir thun? Martha, sagte er, sag' nur einmal, daß Du mir gut bist, und ich tzin der Glücklichstein der Welt! Wie könnt' ich Ihnen bös sein? flü sterte sie mit züchtigem Erröthen. Er preßte ihre Hand an sein Herz, Martha, rief er aus, sieh', hier versteht Niemand die Laute, die wir reden, als Gott, der uns sieht und mein Herz kennt; bet Ihm schwöre ich es Dir, daß ich nie mehr Dich missen kann. Martha, willst Du, wenn Gottes Gnade Dich genesen laßt, mein liebes, treues Weib wcrden ? Martha erbleichte. Ach, mein Gott, rief sie aus, was reden Sie? —lch, das bettelarme Baucrnmadchen, ihr Weib? Nein, Herr Capitän, das geht nicht! Kind, rief er da ans, hast Du icbt eben gesagt, D seist mit gut? Stoße mein Herz nicht von Dir, wenn Du mich nicht elend mache willst! O sprich Ja, meine Martha! flehte er aus tiefster Seele und Da hat Martha nicht anders gekonnt, weil das eigene Herz sie hinriß, und hat Ja gesagt und vor Gottes Angesicht ha be sie sich darauf verlobt, und die Pach terfamilic bat'S gar nicht Wunder ge nommen, als Capitän Becker ihr sagte: Martha sei seine Braut, denn die hatten alle längst weg, wie es Jeder weggehabt baben würde, der nicht stvckblind gewe sen wäre. Nun schrieb der Capitän erst Alles seinem Pater nach Bremen. Der kannte seinen Solm und wußte im Voraus, daß es ein Absonderliches mit diesem Mäd chen sein müsse, für das er in einem so hoben Grade eingenommen sei. Auf .Reichthum brauchte er nicht zu sehen, denn Gott hatte ihn reichlich gesegnet mit irdischen Gütern, und er war auch keine so cingcdörrte, pfenningdurstige Krämerseele. Daher schrieb er denn seine Einwilligung nach Kirkwall, be sorgte das kirchliche Aufgebot und reiste dann selber hinüber nach Schottland, der neuen Tochter seinen Vatersegcn zu bringen. Als er Martha sah nd kennen lernte, war er ganz für sie eingenommen, und schrieb seiner Frau ach Bremen: „Unser Fritz hat seiue Perle gcfunhen, wie's kaum mehr eine zweite gibt. Freue Dich, Mutter, und danke mit mir Gott. Tu kannst nd wirst stolz sein mit Deiner Schwiegertochter, der man das einfache Baucrnmädchcn ans Wcstphalcn kaum anmerkt." Nu ist denn die Hocbzcit gefeiert wor den und daraus sind sie nach Bremen ab gereist und baben die glückliche Tochter der frobcn Mutter gebracht, daß sie sie auch segne. Und schon nach acht Tagen sagte sie zu ihrem Manne: Du hast recht gehabt, Fritz hat eine Perle gefunden! llud der wußte es auch und trug seine Martha auf den Händen. Ihrem Wun sche folgend, reiste er mit ihr noch in die sem Sommer in die münsterlandische Hcimath und da sah ich sie wieder und muß es Euch sagen, sie war noch schöner, noch lieblicher als früher, und das Glück leuchtete aus jedem ihrer Züge. Siehst Du, meine liebe Martha, sagte ich, wie wahr das heilige Wort ist, daß das Gebot : Ehre Vater und Mutter, die Verheißung des Herrn hat! O, das täuscht nicht und cö kommt heute oder morgen in reichem Maße der Segen der Verheißung, und der Eltern Segen baut den Kindern Häuser. Sic drückte meine Hand und barg das weinende Auge an des Gatten Brust. 'Richt wabr, fragte ich, Du willst aber auch nun nicht mehr nach Amerika ? Nein, sagte sie, unter der noch rollen den Tbräne lächelnd. Auch mein guter Becker hat den Seedienst mir zu Liebe, aufgegeben. Ach, ich stürbe, wüßte ich ikn in solche Gefahre, wie ich sie selbst kennen gelernt habe. Nein, nein, sagte ihre Wangen strei chend, ihr Gatte, ich will als Kaufmann nnn eine rechte Landratte werden ; denn so nennen die Seeleute die, welche auf dem festen Lande lebe. Mit mir gingst Du ja doch nicht zur See, und ohne Dich müßte ich zu Grunde gehen. Sic blieben acht Tage, und da hab' ich denn diese Geschichte gehört und in das Wort ecs CapitänS eingestimmt, der zu mir sagte: Seit den letzten Jahre habe ich fünfmal Auswanderer nach Amerika überführt > abrr immer habe ich, wenn ich Zeuge war, wie das Elend, das Heimweh, die Betrügerei der schlech ten Amcrikancc die Arme empfing und heimsuchte, gedachte: O, bleibt ihr im lieben Vaterlandc; da ist noch Raum für brave, fleißige Leute, und auch Brod! Und darauf sind denn die beiden Glücklichen wieder nach Bremen gereist, wo es ihnen wohlgeht. Aber die armeü Auswanderer, wie ging'S denen? Ja, da sind Viele in England geblieben, wo sie gute Unterkunft fanden ; Andere wur den reichlich unterstützt und kamen nach Amerika, wo freilich wenig Fettaugen aus ihrer Wassersuppe schwimmen ; noch Andere kehrten in ihre Hcimath zurück und sind arme Leute und wcrden's auch bleiben. Von dem Bernhard muß ich Euch aber sage, daß cS, seit Martha weg ist seine Frau ihn nicht mehr mit ihrer stete Ei fersucht quält, besser geht. Er hat sein Herz überwunden. Nu, seine Frau ist so schlimm nicht aber sie ist keine Martha. —(Betrübter Gatte am Sterbebette seiner Frau.) Christine, stirbst Tu? Ach, ja Wann? Ja, das wois i nit! Verschiedenes. Die Verunglückten de Dampfer ..Gveninq Star". Wohl noch niemals ls ein Dampfer unt gtgangen, auf welchem soviel bekannte Persön lichkeiten verunglückten, wie da bei dem Eve ning Star der Fall war. Die Passagiere nd die Mannschaft zählten im Ganzen 278 Köpfe, die Mannschaft 59. Unter den Kajütenpassa gieren fand sich eine ganze CircuStruppe von 1! Personen, wovon manche auch in Philadel phia wohlbekannt sind: Fern die Truppe einer französischen Oper von 51 Personen, welche un ter Paul Athazia von Paris nach New-Zlork gekommen und von da mit dem Dampfer nach Nrw-OrleanS abgegangen waren. Außerdem befand sich darauf die berüchtigte MrS. Cun ningham, welche des Mordes von Dr. Burdell zu Niw-Aork verdächtig war, aber freigesprochen wurde, Unsere Leser werden sich der schrecklichen Mordgeschichlc und des Umstände noch wohl erinnern, daß auf MrS. Cunningham schwerer Verdacht lastete, der auch nicht durch ihre Frei sprcchung beseitigt wurde. Spät hielt sie sich in San Francisco auf, wo ihr Lebenswandel keineswegs cremplarisch war; zuletzt lebte sie in Ncw-Orleans, wo sie ein feines H hau hielt. Sie hatte eine Reise nach Philadelphia, Baltimore, Boston und New-Zork gemacht und 30 junge Mädchen für ihr Haus engagirt- Der Tod hat ihrem skandalösen Leben und ihren Verbrechen ein Ende gemacht und mit ihr zu gleich alle ihre „Damen" binweggerafft. MrS. C. war als MrS. Burdcll im Schiffsregister ein- Unter der CircuSrruppe, welche von einem jähen Untergang ereilt wurde, war Miß Julia Mortimer, eine ebenso schöne wie talentvolle Sängerin, Schauspielerin und Tänzerin, eine gcborne Philadelphierin, welche vor einigen Jahren in einem Concertsalon in Nrchstreet un der 7en Str. spielte. Die Schwestern Millie, Clara, Louise und Emma Fowlcr waren be kannte Tänzerinnen, Schauspielerinnen und Sängerinnen, namentlich Millie, die schönste von ihnen, welche im letzten Frühjahr zu Phi ladelphia im Amcrican-Theater auftrat. Mit Millie ging ihr Liebhaber, Mr. William Dawion, der Sohn seines reichen Bankiers zu Philadelphia, unter, beide hielten sich bei der Katastrophe fest umschlossen. Die Geschwister Jowler waren von englischer Herkunft und von 18 bis 21 Jahre alt ihre Mutter, die erst kürzlich von England kam, lebt in Philadelphia. Im Ganzen waren nicht weniger als 81 Künstler (Sänger, Tänzer, Schauspieler, Ak robatcn etc.) auf dem Dampfer, von denen nur zwei gerettet sein solle. Unter den Verunglück ten sind noch manche bekannte Namen, wie die Nicolo Truppe, die Gebrüder Talleen (Aeroba- Göttliche Justiz. I Gott ist langmüthig und geduldig ;Er str.isi die Sünden der Menschen nicht immer sogleich ach verübter That. Er ist aber auch gcr ech t und übt Gericht an Denen, die muthwillig in ihren Sünden beharre und seine Strafgerech tigkeit freventlich herausfordern. Solches bc wcist der außerordentliche Fall de Gottesläste rers Lubenheimer in Chicago, wie wir in der vorletzten Nummer der „Pa. StaatS-Zeitung" den werthen Lesern mittheilten. Diesmal aber haben wir ein zweites Subjekt, Namen Thompson, de Gott noch viel schlimmer strafte als den elenden Lubenheimer, und wir hoffen, daß das folgende SchreckenS-Bild allen Lästerer zur Warnung dienen; denn, „irret Euch nicht, Gott läßt sich nicht spotten!": Thompson, der durch ein schweres Gottesgericht auf schreckliche Weise heimgesucht wurde, ist sei vier oder fünf Jahren im Zuchthaus in Pittsburg gewesen, worin er wegen PferdediebstahlS verurtheilt worden. Er besaß eine kräftige Constitution, war sehr belesen und verständig, jedoch ein oll ständiger Ungläubiger, der bei allen Gelegen heiten sich einer sehr gotteslästerlichen und ge meinen Sprache bediente. Er war im Zucht gleiche Geschäft betrieb. Während der Arbeit Mutter eine Christin sei. Da dieser es bejahte, gcgnel wurde, daß wenigstens der göttliche Cha rakter des Stifters des Christenthums klar in der Bibel erwiesen sei, da sing er an zu lästern in teuflischem Grimme über Jesum Christum und gab seiner Mutter inen Namen, wie ihn selbst der verkommenste Mensch nicht einmal gegen da gesunkenste Weib gebrauchen würde. Er hatte aber kaum das Wort gesprochen, so sank er vom Stuhle, war sprachlos und gelähmt. Ein Arzt wurde gerufen, doch ermochte der selbe nicht zu helfen, denn hier spottete der Zu stand jeder ärztlichen Kunst. Einige sagten, er sei vom Schlage gerührt, während Andere be mcrklen, die Hand des Allmächtigen habe ihn getroffen. Da lag nun der elende Gottesläste rer mit herausgetriebenen Augen, geschwollener Zunge und steifen Gliedern und nach 21 Stunden in solchem schrecklichen Zustande er brach, trat er vor seinen so furchtbar gelästerten Richter. Wieder hat also der „Galiläer" ge siegt. seine Ehre vertheidigt und die Beleidigung so plötzlich und sichtbar gerächt, welche Ihm zu gefügt worden ist. Unmenschliche Behandlung eine K indes. Jane Blaker, eine Bewohnerin von Frankford, Philadelphia, war vorAlderman Holme auf die Anklage der schlechten Behand lung ihres Stiefkindes, eine ungefähr 13 lah re alten Mädchens. Einige zwanzig in ihrer Nachbarschaft wohnende Zeugen sagten aus, daß Frau Blaker das Mädchen zu schlagen pflegte - Manchmal warf sie dasselbemit dem Kopf gegen den Boden. Vergaugeflen Winterzwang sie das Kind, in einem beinahe nackten Zustande in den Hof zu gehen, das Eis in einem Fasst zu zer brechen und sich zu waschen. Das Kind ist so unmenschlich behandelt worden, daß aus einem schöne, intelligenten Mädchem beinahe eme Idiotin geworden ist. Der letzte grausame Act, den die teuflische Stiefmütter beging und der die Ursache des Unwillens der Nachbarn war, bestand darin, daß sie da Mädchen mit einen schweren altschlegel schlug. Die Angeglagte wurde un ter HARR Bürgschaft für einen Prozeß ge stellt. Nro. RS. Der Krieg am La Platte. Die Alliirten haben zwar kleine Vortheile errungen, im Ganzen sind sie jedoch seit ihrem Uebergang über den Parana um keinen Schiiii weitergekommen. Sie fanden den heftigsten Widerstand Seiten der Paraguayan welche ihren Gewalthaber Lopez enthusiastisch verehren. Die Parana-Uf in Paraguay boten den vor dringendenAlliirten enorme Schwierigkeiten dar: unermeßliche Sümpft und nndurchdringliche Wälder durch welche nur wenige Straßen füh ren, die von den Paraguayanern erbarrikadlrt sind und hartnäckig vertheidigt wurden, machten jede Vorwärtsbewegung unmöglich, während die Paraguuyaner bald hier bald dort angriffen und namentlich ihre Flußfestungen Humaita, welche stark befestigt ist, vor jedem Ueberfall deckten. Jetzt kommt noch der üble Umstand hinzu daß die Alliirten durch Sumpffieber, Blattern ic. außerordentlich leiden, während die Paraguay ziemlich frei davon oder an jene Niederungen gewohnt sind. In Corrirnte sollen 80M Al liirten in den Hospitälern liege. In Paraguay ist Jedermann im Kriegsdienst, die Frauen bestellen das Feld und hüte die Heerde. Die beiden Heere liegen so nahe vor einander, daß es fast täglich zu Picketfenern und zu Scharmützeln kommt, wobei die Paraguaya er als vorzügliche Schützen stets im Vortheil bleiben. Bei Tag und Nacht werfe sie Bom ben in das Lager der Alliirten. Am meisten erbittert sind sie auf die Brasilianer, denen sie ewigen Haß geschworen haben, während fie den Argentinern schon oft Frieden nd Freundschaft anboten, wenn sie sich von den Brasilianern tren- Die Paraguays sind außerordentlich stark verschanzt; sie wissen mit Hacken und Spaten wohl umzugehen und haben sehr fähige Inge nieure. Abrr auch die Alliirten sind emsig wie die Bienen und arbeiten tapfer darauf los. Die Alliirten erhielten Verstärkung durch den brasilianischen General Baron Port Alegro, der durch Brasilien marschirte und 12,000 Mann mitgebracht hat. Die Paraguayan sollen bis jetzt 30,000 Man verloren habe, die Alliirten 20,000 —25,000 Mann. Der Krieg ist dem nach ein höchst blutiger und furchtbarer. Na mentlich fallt auf, daß so viele verwundete Afliir te an der Mundsperre sterben, weshalb man auf den Verdacht kam, daß die Kugeln und Bayonet te der Paraguay ergiftet wären. In der argentinischen Republik hak der Pro test von Bolivia und Peru, den auch Chili bil lig, gegen den Angriff auf Paraguay große Sensation gemacht; doch ist man überzeugt, daß die Pacisic Republiken dem angegriffene Lande wohl moralische aber keine Militärhülfe leisten können. Sensation machte auch die Abreise von Hon. E. Washburne, Gesandter der Ver. Staaten für Paraguay welcher in dem Ver. St. Kriegsschiff Shamokin den Fluß hinaufgehen will, um seinen Bestimmungsort zu erreichen, nachdem er ein ganzes Jahr zu CorrienteS vergebens auf eine Reisegelcgenhcit gewartet hatte. Man glaubt, daß der brasilia nische Admiral dem Kriegsschiff die Passage nicht gestatten werde. Aber Capt. CroSby vom Shamokin, der in der Mobile Bai die Torpe dos anffischte, wird sich wenig um derartige Befehlt kümmern. So wenigen hoffe die warten, daß daraus Verwicklungen zwischen der argentinischen Republik und Brasilien und de Ver. Staaten entstehen werden. Gräßlich.—Der EvanSvilleDemokralvom 11. Oct. sagt t Gestern besuchte uns auf un serer Office ein junger Deutscher, Namens Bach um, welcher als Soldat im 2tenV. Staaten Dragoner Regimente in Utah von den Indian ern auf die entsetzlichste Weise verstümmelt wurde. Nachdem der Unglückliche, in einem Ge fechte 1 Kugeln erhalten hatte, schnitten hm die rothen Teufel die Zunge aus entmannten ihn und schnitten ihm sämmtliche GelenkSmuS keli> durch, so daß der Acrmste jetzt nicht sprech en noch sich ohne Hülfe bewegen kann. Wirun ter hielten uns mit ihm schriftlich u. da er früher Schriftsetzer war, wurde ihm diese Art der Un terhaltung durchaus nicht schwer. Der ar me junge Mann war gänzlich von Mitteln ent blößt, wollte aber von uns nur das Reise geld nach Mt. Veruon geliehen annehmen, da er, wie er sagte, selbst nicht unbemittelt sei und sich zu bettelt schäme. In M. Ver na wohnt ein Schwager de armen mißhandel ten Mannes, Namens Ottendorf, den er zu nächst zu besuchen beabsichtig. Furchtbar. In einm böhmischen Dorfe nächst Proßnitz, hatte der Bauer Georg Zeck aus Furcht vor den Preußen seine grau und zwei Kinder in einen Keller vermauert und nur mit wenigen Lebensmitteln versorgt. Als jedoch die Preußen in dem Dorfe einzogen, re quirirten sie den Bauer mit seinem Pferden. Drei Wochen zog er nun mit der preußischen Armee umher und wurde erst vor wenigen Tagen entlassen. Bei seiner Rückkehr fand er im Kel ler grau und Kinder verhungert und von Ratten aufgefressen. Französisch KriegS-Marin e. Am l. Januar 1866 brstand die französische Kriegs flotte aus 167 Fahrzeugen mit MI Kanonen. ES befinden sich darunter 339 Dampfschiffe mit 1995 Kanonen und 96,397 Pferdekräften, näm lich 2 gepanzerte Linienschiffe, l Panzerfregat ten t Panzereorvette, 1 Panzerküstenschiff, ferner 2 schwimmende Batterien, 36 Linienschiffe, 36 Fregatten, worunter 23 mit Schrauben und 19 mit Schaufelrädern, 19 Eorvetten, worunter 12 mit Schrauben lUI AvisoS, worunter 8 mi, Schrauben, 20 Schraubenkanonenboote 23 Radkanonboote, 8 SchraubenlranSportschiffe md 3 andere Dampfer. Die 128 Segelschiffe bestehen aus einem Linienschiffe, 13 Fregatten, 5 Sorvetten. 12 Briggs, 6) kleineren Fahrzeu gen und 20 Transportschiffen. Die Schiffe, welche den Dienst in den Häfen ersehen, femer ! hie welche noch im Bau begriffen sind, sind nicht mit in Rechnung gebrach. Die Folgen schlech t e r Ge s e ll sch aft. —Herr William M. Barlo, ein Ad vokat aus Philadelphia, welcher nach NewAork ge gangen war, gerieth daselbst in eins jener be rüchtigten Kellerlokale am Broadwap, wo man HI für eine Flasche Wein zahlen muß und da für eine sehr locker gekleidete „Jungfer" auf sei nein Schooß sitzen lassen kann und die natür lich auch jedesmal Eins mittrinkt. Herr B. war auch in die Hände einer solchen Schönen ge langt, und diese stahl ihm Uhr, Kett und HM) in RegierungSpapieren. Für Solche wel che sich nach New Zork begeben wollen, wird dies ine Warnung sein,