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Katholische Volkszeitung Mit bcsouÄcrcr tzmpfchlung Tr. Heiligkeit, Papst Pins IX., sowie des hochw'sten Hr». Erzbischofs Gibbons von Baltimore, des hochw'stcn Hrn. Erzbischofs Wood von Philadelphia, und der hochw'sten HH. Bischöfe Becker von Wilmington, Shanahan vo, Harrisbnrg, L'Hara von Tcrantan und Kain von Whecliug. Jahrgang 19. Die heilige Klara, Aus dem „Immanuel" von 1*. laugen ssunckcn. Im Thale Spolcto's bei finsterer Nacht Da reitet die wilde verwegene Jagd Ter faracenifchen Horden, Auf Friedrich s Geheiß, den Gregor gebannt, Im päpstlich gesinnten Umbrierland Zu rauben, zu schwelgen, zu morden. Der gierigen Wölfe nächstes Ziel Es ist der Jungfrau'» stilles Asyl, Wo Klara, die Heilige, weilet. Schon sind sie den Klostcrmaucrn nah ; . Doch als die Heil'ge den Feind ersah, Sie rasch zu dem Kirchlein eilet. Und vor dem heiligsten Sakrament Sie wirst sich aus die Kniee behend, Und fleht: „O Jesus, Erbarmen! Gib nicht den Bestien Seelen hin, Die Dich bekennen mit Herz und Sinn! Sei gnädig, o .Herr, uns Armen !" Und sieh', vor'm Tabernakel dicht Erscheint ein leuchtendes Angesicht, Mit Augen, die minniglich blitzen. Und eine Stimme ertönt gar traut: „O fürchte Dich nicht, geliebte Braut, Ich werde Dich immer beschützen!" Da fasset die Heilige neuen Muth ; Begeistert ergreift sie das höchste Gut Und eilet hinaus auf die Mauern. Dort hebt sic hoch empor die Monstranz; Ha, welch' ein übernatürlicher Glanz Erfüllet die Feinde mit Schauern! Wie kranken Augen der Sonne Strahl Bereitet ihnen der Anblick Qual; Wie Judas' verwegene Rotte Im Garten vor Jesu Wort und Blick. So weichen die wilden Horden zurück Nun vor dem verborgenen Gotte. (geblendet voll dem himmlischen Glast Sie fliehen in wilder und wirrer Hast; Doch in den heiligen Hallen Der Klosterkirche zur selben Stund' Man höret aus frommer Mägde Mund "I'e Oeuui Muckania8" erschallen. Ter Sünde ewiger Fluch. Wie fühlen wohl die armen Sünder, Wenn reuig Buße sie gethan! Jst's doch, wie wenn gestrafte Kinder Dem Vater wieder dürfen nah'n. O, selig fühlt sich's nach der Beichte, Und dem Genuß' des Sakraments! Das ewige Leben, das gereichte, Blüht duftig auf, wie gold'ner Lenz. O, daß es blühte und sich regte In e w i g gold'nem Sonnenstrahl, Und täglich d'rauf ein Thau sich legte, Daß blüht und funkelt cs zumal! So ist's wohl bei den reinen Seelen. Die nie und nie gesündigt schwer. Da kann's an ew' gem Glanz nicht fehlen, Ta blüht's und funkelt's immer mehr. Wohl blüht und funkelt cs in Allen, Die würdig essen dieses Brod, Doch will nicht ew ' ge Lonne fallen Auf diesen Lenz, so frisch und roth. Oit fällt ein kühler Regenschauer, Oft wehet eilte herbe Luft, Und hüllt in Nebel und in Trauer Das Prachtbild ein voll Glanz und Dust. Das ist der ew'ge Fluch der Sünde, Daß sie der Sünder nie vergißt, Sie brennt und sticht, bald hart, bald linde, Wenn sie auch längst verziehen ist. Johannes Gries Haber. — Taö Ende vom Liede. ES ist gewiß recht uncrgötzlich, wenn das Ende eines Liedes oder irgend eines anderen Dinges ganz heterogen und wi der alle Erwartung ausfällt. So ist es allerneulichst den Bussen passirt, deren Liedchen einen recht artigen Triumph gesang für den glorreichen Einzug in Konstantinopel als Schluß hatte. Und da kommt so ein unmusikalischer Eng länder und fährt eine Weile grob und ungezogen im Russenliedchen herum, und als er seine ungeschlachten Finger wieder herauszieht, hat sich das Finale nicht nur bis zur Unkenntlichkeit ent stellt, sondern in's gerade Gegentheil verkehrt. Statt des triumphatorischen Hochgesanges ertönt auf der siegreichen russischen Linie das nicht eben ruhm reiche Weilheimer Schlachtlied: „Lauf! zu, kauft zu" — und tief gedemüthigt, vor innerer Wuth knirrschend, muß eim ganze Armee die hocherhobenen Sieges paniere senken und wie ein geschlagener Hausen „Kehrt euch" machen — aus das Kommando eines britischenL i teraten! Das ist fürwahr zu viel für Soldaten, und wenn darob mancher überschwängliche Fluch in den unge kämmten Bart führt, so wird man eir menschlich Rühren und Mitleid mit der armen Burschen fühlen, Herren ein Lon doner Advokat — sage: ein roman > chreibender Advokat — die ganze Frucht ihres Blutes und der so theuer erkauften Siege wegschnappt! Statt das heißersehnte und beharrlich angestrebte Ziel erreicht zu haben, fin den sich heute die Russen weiter davon, als je zuvor. In Stambul, dieser E1- üwn Mluloruthenischer Sehnsucht, liegt nun der britische Lowe, und der Löwe ist insgemein ein überlegener Gegner für den Bären. O Russe, was für eine undesinirbare Schiefheit ist in alle Deine Pläne gefahren! Viel' ist seit Jahresfrist in Prophe zeiungen und in scharfer Voraussicht der Resultate des östlichen Kampfes gear beitet worden — aber wie grundjüm merlich haben sich alle diese Vaticinien in das Nichts eines nebelhaften Einbil dungsduselsaufgelöst ! Selbstverständ lich gab cs zwei Parteien, die eine für's griechische Kreuz, die andere für den is lamitischen Halbmond. An eine dritte Partei, die zu guter Letzt auf die Arena treten, alle Abmachungen über den Hau fen werfen und den fettesten Bissen, die sxolirr. optima, mit impertinenter Unver frorenheit in den Sack stecken würde, dachte wohl Keiner der gelungenen Zu kunstsgucker. Es ist nicht abzusehen, ob und in wie ferne diese neueste Schwenkung in der orientalischen Frage von dauernder Wir kung für die Erhaltung des europäischen Friedens Fin wird (was immer für ein rüthsclhaftes Ding dieser Friede sein mag) ; aber das ist jedenfalls gewiß, daß dieses Mal nicht die Katze, sondern der Bür um den heißen Brei (von Ber lin) herumgeht und trotz aller Anstren gung seine Schnauze nicht an die hohe Temperatur der diplomatischen Beschee rung gewöhnen kann. Und es ist auch etwas Gutes an diesem Rollentausch. Johit Bull war seiner Zeit den Katholi ken gegenüber ein rasender Henker, aber jene schönen Tage von Aranjuez sind vorüber, und Johnie ist für vernünf tige und praktische Ansichten zugänglich geworden. Er lebt und läßt le hen, und damit kann man im Großen und Ganzen recht wohl zufrieden sein. Wenn also er einen prüdominirenden Einfluß aus die syrischen, resp. palästi nischen, Angelegenheiten erhält, so ist es in Anbetracht der verschiedenen persön lichen Concomitanzen viel wünschens werthcr, als wenn jener Einfluß dem „gefirnißten Barbaren des Nordens" zügefallen wäre. Der französische Ein fluß war altersschwach geworden, und überhaupt hat er sich nie recht thatkrüf tig bewiesen. Die auswärtige Politik Frankreichs, seit langer Zeit/ unterlag durchweg mehr oder minder den ver hüngnißvollen Folgen einer potenzirten Selbstsucht und perfiden Planreißerei. Es schien fast, als ob die französischen Staatsmänner es daraus angelegt Hüt ten, ja keine M annesthat und ent - schiedcne Handlung in ihr Programm auszunehmen. Ter Dritte ist ein Krä mer, und wenn die Versuchung gerade an ihn kommt, so macht er auch den Schurken; dabei aber hat er auch wieder Anwandlungen von Ehrlichkeit, und im Ganzen gefüllt er sich in der Rolle des ehrlichcn'Spitzbuben. Die wälsche Tücke und Hinterlist ist ihm fremd und aus ländisch, und er gibt offener Gewalt thütigkeit entschieden den Vorzug. Ter feige Meuchelmord gedeiht in wülscher Athmosphüre — in den Nebelregionen Albion's blüht frisch und fröhlich das offene, ehrliche Boren und Nasenplüt , ten. Dieser einzige Zug aus dem sitt lichen Leben der betreffenden Völker ge nügt, das Gesagte zu bestätigen. : Katholischerseits man sich, ohne - unlogisch und inconlequcnt zu werden, l recht gut Glück wünschen zur Zunahme i des politischen Einflusses von England z im Orient, speciell Palästina. Jeden - falls ist ein protestantischer Beaconsfield t ein besserer Verthcidiger katholischer , Interessen als ein atheistischer Jude e Gambetta eS je sein würde oder sein - könnte — McMahon bleibt als politische r Nulle außer jeder Berechnung. f Ten Russen aber ist ihre beispiellose - Niederlage auf dem Gebiete der Diplo l matie nach ihren entscheidenden Siegen r auf dem Schlachtselde recht wohl zu gön - nen, im Interesse der schwer belei'dig a ten Gerechtigkeit, sowie nicht minder a im Jntereffe der Humanität und Civi - lisation. Polen schreit zum Himmel - um Rache und die Welt hat übergenug . -- — Baltimore, Samstag, den 17. August 1878. am Knutenthum und der intensiven Bar- barei in der gegenwärtigen Ausdehnung beider — eine Gebietserweiterung ststr diese zwei Monstra ist ganz und gar nicht wünschenswerth, und wird sicher- > lieh auch von keinem Freunde der. Menschheit gewünscht. Möge das „hei lige Rußland" immerhin an die Erha benheit seiner Knutcnmission glauben — die übrige Welt betrachtet dieselbe mit einem gemischten Gefühle von Ab scheu und Hohn. Was immer man von der Beacons field'schen Manipulation hinsichtlich Cy perns denken mag — gut hat der Mann leine Sache aus alle Fülle gemacht und zum Schaden der Civilisation und Re ligion wird sein ocmp ck'etat wohl auch nicht ausschlagen. I>0U8 äisponot! E. H. — »>.——«,» - Tocialismus und Commimismns in der Geschichte. In Vier Perioden der Weltgeschichte finden wir die mächtigste Verbreitung socialistischer und communistischerJdeen. Das erste Mal war es die Zeit des sin kenden und halbabgestorbenen Griechen thums. Um vom platonischen bloß idealen Socialismus gar nicht zu spre chen, war es mit der zunehmenden De mokratisirung des Staates in der Pra xis der Griechen üblich geworden, den großen Haufen am Staatstische zu er nähren, mit Staatsfesten zu unterhal ten, für Ausübung politischer Rechte reichlich zu belohnen. Einige Ziffern mögen das Gesagte beweisen: die Teil nahme an einer 'Volksversammlung trug dem „eifrigen" Bürger 3 Obolen (1 Obole — 5/Kreuzer); der Taglohn im Landheere 6, aus der Flotte 3 Obolen. Dazu schuf der Staat eine Unzahl von Behörden, damit möglichst Viele an der Besoldung theilnchm'en könnten. Man denke: In Athen existirten für 20,000 Bürger 6000 Richter! Fast kein Tag verging, an dem nicht der arbeitsscheuen, verwöhnten Menge Feste, Schauspiele, Gelage geboten wurden, und das unent geldÜch.' Und woher wollte nun der Staat solche enorme Summen beziehen ? —Ter Reiche war genöthigt, selbst bis zu eigener Verarmung seine letzten Obo len dem trügen Haufen hinzuwerfen, der an dieser—wie soll man es sonst nennen? —Gütergemeinschaft seine Helle Freude hatte. Der Geschichtschreiber Xenophon- erzählt (Conviv. 4), daß die Reichen das Loos plötzlicher Verarmung als eine Art von Erlösung rühmten; und Jsokrates nennt es gefährlicher, reich zu sein, als ein Mörder, Räuber, kurz ein Verbrecher zu sein, da man im letzten Falle Verzeihung oder gelinde Strafe erlange.—Was fehlte da noch Besonders zu einer, wenigstens halben Gütergemeinschaft, freilich, daß die Sklaven von derselben völlig ausge schlossen waren; aber der Sklave war ja kein Mensch, nach damaliger Ansicht, wenigstens wurde er rechtlich nicht als solcher behandelt. Die 2. Periode bildet die Zeit der ausartenden römischen Republik. Zu erst war es die Spaltung der römischen Republik in Geldoliqarchen und Prole tarier, welche den Mittelstand ganz zu sammenschmelzen ließ. Welchen Reich thum erpreßten nicht die Statthalter in den Provinzen?—Ich führe nur Eicero an, der von Verres 5 Millionen Thaler Buße forderte, während jener erklärte, daß es ihm genüge, die Beute de§ ersten Jahres sein nennen zu dürfen; im 2. sammle er für seine Verthcidiger, im 3. für seine Richter. Cicero selbst, der be kanntlich nicht Bedrücker und Erpresser war, wurde in Cicilien in einem Jahre um 110,000 Thaler reicher, ohne die vielen werthvollen Geschenke, unschütz baren Gemälde u. s. w. einzurechnen. Cröffus, dessen Name ja im Sprichwort geblieben, war wohl der reichste der Rö mer ; ihm waren alle Senatoren (Mi nister) verschuldet, er nannte nur solche reich, die auf eigene Kosten ein großes Heer fortwährend ernähren konnten.— Ein solcher Reichthum Weniger ließ die Armen relativ, d. h. im Verhültniß zu einer solchen Geldmasse, nur noch ärmer erscheinen; der königliche Luxus, der in geradezu nie dagewe'sener Weise entfal tet wurde, mußte die ohnehin hiezu leicht empfängliche, Lust und Nichtsthun begehrliche Menge reizen. Aber noch > mehr! Ter Reiche mußte, um reich auch zu erscheinen, eine große, in die 1000 zählende Menge Sklaven halten, die ihm eineAelder bebauten, auf seiner Weide wirtschaft thätig waren. Das machte es aLr dem Proletarier immer weniger mögLch, von seiner Hündearbeit zu ebe i. So kam es, daß Philippus (105 v. Cy.) in einer Zeit, wo der römische Minus (Volkszählung) über 11 Mil lion Köpfe ergab, behauPtciMonnte, cs gebe keine 2000 Bürger im Staate, die überhaupt Vermögen besäßen. Diese waren aber so reich, daß Cröffus von ihnen oben Angeführtes sagen konnte. Tie' furchtbarste Seite des römischen Proletariats in weiterer Ausdehnung and die Sklavenkriege und das Seeräu berwesen. Eilte Hauptmasse des meute rischen Pauperismus bildete die Brand tistltng, womit er mit Wollust Rache übew konnte und cs mochte unter der zügcßosen Menge wohl keinen größeren geben, als daß Häuser ersten Ranges, die 4000 Pfund Gold und L soviel an Naturalien jährlich be zöge«, ilzr Nn verarmt waren. In der letzt« h Zeit der Republik stürmte das Proletariat 3mal unter den Gracchen, unteWNarius, unter Cäsar die Burg der Wdoligarchie, das 3. Mal gelang der UMrm, aber die beiden Parteien begrchb'ckchabei zugleich ihre Freiheit, nämlich unter Casar. Unter der Un masse von Gesetzen, welche dein Uebel abhelfen sollten,'finden wir überall her aus die Hauptregel jeglicher Geldoligar chie : Beim Härtestelt Drucke der nicdcrn Klaffe im Allgemeineil doch gefährlichere Bestandtheile'dersclben auf Staatskosten bei guter Laune zu erhalten, den haupt städtischen Pöbel und die Soldaten. Dazu gehören Festlichkeiten, Schmause reien,' Gladiatorenkämpfe, . und der Stimmenkauf; —für die Stimme einer Centurie wurden 500,000 Thaler ver sprochen— ; ferner Salz-,Fleisch-,Oel vertheilungen, Vertheilungen an baarem Geld, die unter Augustus für 320,000 Menschen 6 Millionen Thaler kosteten. Die 3. Hauptperiode bilden die 2 Jahrhunderte, deren Mitte die Refor mation entnimmt. Was die Armen noth hauptsächlich vermehrte, war ein mal der Uebergang zur Großkultur, die Preiserniedrigung der edlen Metalle, die Aufhebung so vieler Klöster. Die Ststnmung des Volkes zu benrtheilcn, den« man nur an die Bauernkriege, die Wißdertäufer, die vielen Reformationen uit» Gegenreformationen, den nieder ländischen Aufstand, die französischen undtcnglischen Thronstreitigkeiten. Ten, Klassengegensatz um 1375 — 1400 iu Jtajien schildert meisterhaft Machiavelli. Die. Wortführer der Armen pochen ver zweifelt darauf, daß alle Menschen von Natur gleich seien, daß man nur durch Gewalt und List reich werde, daß die Armen Rache wollen u. s. w. —Man dcnje an die pantheistischen Brüder und SÄvestern des freien Geistes mit Gü ter« und Weibergemeinschast, die vom 13.DM5. Jahrhundert in Frankreich, Italien und Deutschland verbreitet wa ren ; an die Adamiten, an Münzer und Bockholt, an den würzburgischen Hans Böteiin; Münzer, dessen Grundsatz ,,o»ma simul eonimulüa". (Jedem Al les» Bockholt, zu dessen roscnbcdccktem LaKr mit goldenen Vorhängen seine Werber, parsumirt und mit den reichsten Juwelen geschmückt, kamen, während seine Unterthanen so hungerten, daß sie verschmachtete Kinder entsalzen muß ten. Genügt das Gesagte, um von so cialistischer Bewegung reden zu dür fen ? — In der 4. Periode leben wir! — Rousscau's Abneigung gegen das Pri vatßigenthum (z. B. ckisoours kur I'ine- Zatno) allein schon beweiset, daß seine Freiheit und Gleichheit mit Communis mus gleichbederitend seien. Morelly'5 communistischerLtaatsroman .»baMackL ou uaulraZes ckes 11e8 üottantes", Mablv empfahl in seinen Büchern Aufhebung der Ungleichheit und wirkliche Güterge meinschaft. Selbst Bcccaria nennt das Eigcnthum ein schreckliches, vielleicht nicht nothwendiges Recht, das dem Un glücklichen nichts übrig gelassen hat, gts eine nackte Existenz. Tie französische Schreckenszeit kam der Verwirklichung dieser Ideen schon ziemlich nahe: Auf hebung jedes Census, Besoldung der Proletarier, die die Versammlungen be suchten (2 Francs täglich), Consiscatio nen, Abschaffung der indirekten Steuern, Umwälzung aller Vcrmögensverhält- ' nisse durch das Assignatenwesen u. s. ! w., die Grundsätze : Reichthum ist In- ! amic, es soll weder Reiche noch Arme < zeben; in neuester Zeit in Frankreich lRbet,, Vo)'ugo 011 ckourio, der für Ab- ! 'chassung der Religion, des Familienle zens, des Stadtlebens spricht,—Alles be weist, daß das Unkraut in vollster Blüthe steht. * Wir haben die verschiedenen Perioden des Socialismus und Commun-ismns i in der Geschichte an uns vorübercilcn gesehen. Wir haben dabei wahrgcnam- ' men, daß in den verschiedenen Perioden die Signatur, das Charakteristische des jeweiligen Zeitabschnittes so ziemlich immer die gleiche war. Teßhalb kön nen wir noch zum Schlüsse beifügen, daß die Idee der Gütergemeinschaft vor nehmlich in jenen Zeiten Anklang ge funden, in denen folgende Bedingungen zusammen trafen. 1) Ter schroffe Gegensatz von Reich und Arm. Lpei-nto eaveto tdli 068. —so lange noch ein breiter, guter Mittelstand zwischen den Extremen liegt und sie vom Zusammenstöße abhält, so lange ist für die Unglücklichen, Armen Hoffnung und für die Glücklichen steht überall eine Warnungstafel. Wo der Mittelsta -d aber fehlt, wo die Kluft gähnt und sich dem tiefsten Elend der frechste Luxus dicht zur Leite stellt, wo also Neid und Stolz sich gegenüber ste hen, wer kann die Furie einhalten, die alle Ordnung und alles Recht zu zertrüm mern droht? 2) Ein hoher Grad von Arbeits theilung, der dem Ungebildeten das Auge schließt, den Zusammenhang von Verdienst und Lohn klar zu übersehen. Man denke an den Bankier, der schein bar in einem Augenblicke, scheinbar in einem Federstriche tausendmal mehr ge winnt, als der arme Laglöhner im L-chweiße seines Angesichtes iu einer ganzen Woche. 3) Verwirrung des öffentlichen Necht gesühls durch Revolutionen, wo alle Parteien um die Gunst der Masse buh len und diese im Bewußtsein ihrer Macht, für sich selber sorgt. 4) Hohe Ansprüche der niederen Klasse als Folge demokratischer Ltaats versassung. „Wenn meine Willkür das Princip der Rechtsordnung, so kann auch mein Genuß das Princip der Vermö genStheilung sein". (Ltahl.) Zum Schluffe noch das Wort eines berühmten Nationalökonomen: „Ter Communist, der über seiner materiellen Nothdurst alles Andere, namentlich die StaatSsorm, nur als Mittel dazu betrachtet, wird den Libera len entweder für einen Thoren halten, der unnützen Hirngcspinnstcn nachjagt, oder für einen Schelm, der das Volks- Wohl zur Maske seiner Selbstsucht her abwürdigt." Tie neueste Erwerbung Englands. Das Kaufgeschäft, ohne welches es in der englischen Politik ein Mal nicht an ' geht, ist dieses Mal so lange geheim ge halten worden, bis es perfect war. Eng land hat mit Cypern eine feste und ge schickt gewühlte Position inne, um na mentlich in Kleinasicn dem russischen Einflüsse wirksam zu begegnen. Ter ' König Humbert von Italien, der noch ! den Titel „König von Cypern" führt, - muß nun daraus' verzichten, daß dieser ' Titel noch Bedeutung für ihn erlangt; - denn was England ein Mal besetzt hat, das weiß es auch zu behaupten. Ter - englische Premier wird mit seinem Han - del zufrieden sein können. Er hat zu - Malta und Gibraltar eine dritte Sta : tion der englischen Seemacht hinzuge - fügt. Was Richard Löwenhcrz nur z vorübergehend der englischen Krone er ; werben konnte, hat er zurückgewonnen. Cypern liegt in der von den Küsten Syriens und Ciliciens gebildeten nord östlichen Ecke des Mittelländischen Mee : res. Die Insel ist ungefähr 3i)Meilen t lang und 15 Meilen breit; der Flächen - inhalt betrügt etwa 150 Ou.-Meilen. - Im Alterthume erfreute sie sich einer e außerordentlich hohen Cultnrblüthe. x Man pries das liebliche Klima, die - üppige Vegetation und den Reichthum c an Producten aller Art. An den Na - men der Insel erinnern die Cypressen, - die Cyperkatzcn und das Kupfer. Als , die Römer sich der Insel bemächtigten, Nummer 18. füllte die Beute die Sch 'tzkammern reich licher als ein großer Driumpy. Trotz der Jahrhunderte langen Vernachlässi gung seitens der Türken zeichnet sich die Insel noch jetzt durch große Fruchtbarkeit aus. Tie Ausfuhr besteht je Nt haupt sächlich in Wein, Baumwolle, Südsnich tcn und Troguen, besonders Arnica. Tie industrielle Thätigteit der Einwoh ner beschränkt sich aus Fabrication von Teppichen, Baumwollen- und Sciden zcugen, Töpserwaaren und seinem Le der. Tie Einwohnerzahl ist in Folge der Mißwirtschaft der Türken auf 120,000 zusammengeschmolzcn, darunter 20,000 Türken. Im Alterthume soll die Insel nahezu eine Million Einwoh ner gehabt haben. Das Christentyum wurde aus Cypern von dein Weltapostel Paulus und seinem Lchnler Barnabas verkündet, wie es die Apostelgeschichte ausführlich erzählt. Bei der Theilung des römischen Rei ches siel die Insel dem oströmischen Reiche zu und wurde von Constantinopel aus durch Statthalter regiert. Ter Ausstand der Juden unter Artemon hatte den kaiserlichen Befehl zur Folge, daß kein Jude je wieder die Insel be treten dürfe. Der Statthalter Comne nus machte sich unabhängig von Con stantinopel und gründete eine eigene Dynastie. Dieselbe rcg-erte bis N'.'l, in welchem Jahre der Tvrann Isaak, eilt Verbündeter des Sultans L-aladin, von Richard Löwenhcrz vertrieben wurde. Dieser belehnte N03 Guido von Lusignan mit der Insel. Im 14. Jahrhunderte wurde die Stadt Fama gnsta an die Genuesen abgetreten. Me bildete seitdem eine der wichtigsten Sta tionen des europäischen Handels mit Kleinasien, weshalb ancb die altdeutschen Sagenbücher viel Wunders über sie er zählen. Die vertriebene Königin Char lotte trat ihre Ansprüche 1182 an den Herzog Karl von Savoyen ab, und da von führen noch jetzt die Nachkommen desselben den Königstnel von Cypern. Durch Katharina Cornaro wurde 1489 die Republik Venedig in den Besitz der Insel gesetzt und behauptete denselben bis In diesem Jahre eroberte der Feldherr des Sultans Selim II. Cypern, welches dann dem türkischen Reiche cinverleibt wurde. Bei der Ero berung tödteten die Türken 20,000 Chri sten, 2000 wurden zu Sklaven gemacht. Famagusta wurde Volt dem tapscrn Marco Antonio Bragadino elf Monate lang vcrtheidigt. Liest man die un rühmliche und grausame Art, aus welche sich die Türken in den Besitz der Insel gesetzt haben, so kann man eine Befrie digung darüber empfinden, daß Cypern wieder für eine christliche Beacht gewon nen ist. Bei dem großen Talente der E»glünder für die Verwaltung der Colo nieen wird der Wohlstand der Insel voraussichtlich rasch gehoben werden, der durch die Jahrhunderte lange türkische Mißregierung sehr herabgekommcn war. Für die englischen Kriegszwecke aber wird Cypern ein zweites Gibraltar werden. Tie schismatischen Griechen aus Cy pern wollten sich schon seit Jahren von dem Patriarchen von Constantinopel losmachen. Sie verlangten ein unab hängiges Erzbisthum und bereiteten dem Oekumenikus schwere Sorgen. Wahrscheinlich werden diese Bestrebun gen, nachdem der politische Verband mit Constantinopel sich gelockert hat, von neuem auflebcn. Das lateinische Bis thum Famagusta ging als Residential- Bischosssitz unter, während die maroni tischen und armenischen katholischen Bi schöfe sich erhielten. Jedenfalls werden die Katholiken unter englischer Herr schaft eine freiere Bewegung erhalten. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die Bisthümer ans Cypern mit Malta zu einer kirchlichen Provinz vereinigt wer den, wie schon früher Ryodus mit dem unter England stehenden Bischofssitze von Malta vereinigt worden ist, den 1857 der treffliche Augustiner Eremit Augustin Pane-Forno erhielt. Ter Erwerb Cypern's seitens Englands und das deutlich documentirte Vorschüben der englischen Macht wird iür die katho lische Kirche im Oriente voraussichtlich nicht ohne Bedeutung bleiben. Sie hat dadurch nichts verloren, tann aber viel dabei gewinnen, weil sie einen Schutz findet gegen die Jntrigucn und Gewaltthütigkciten der Russen, deren Einfluß England schon aus politischen Gründen im Oriente bekämpfen muß.