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Katholische Volkszeitung Kemusgegekm von K. Kreuzers Wittwe. Mit besonderer Empfehlung Sr. Heiligkeit, Papst Pius IX., sowie des hochw'stcn Hrn. Erzbischofs Gibbons von Baltimore, des hochw'sicn Hrii. Erzbischofs Wood von Philadelphia, und der hochw'stcn HH. Bischöfe Becker von Wilmingto», Shauahan von Harrisbnrg, L'Hara von Tcranton und Kai» von Whccling. Jahrgang 19. Hilferuf zu unserer lieben Frau Marin von der immerwährenden Hilfe. Maria, die Tu immer voll Erbarmen Dein Mutlerohr hiuneigest allen Armen, Wenn sie um Deine Hilf' und Fürbitt ftch'n : Hör' uns in Huld, Maria Jmmerhilf! Maria, hilf! wenn wir das Unglück hatten,— Durch Sünd' und Laster,—-tief in Todesschatten,- Getrennt von Gottes Gnad' und Lieb',—zu steh'n: Rasch tilg' die Schuld, Maria Jmmerhils! Maria, hilf! »renn uns möcht' irre leiten Die böse Welt mit ihren Eitelkeiten, Und uns statt Wahrheit gibt nur Trug und Schein; Erfleh' uns Licht, Maria Jmmerhilf! Maria, hilf! wenn jemals wir nicht denken An unser himmlisch Vaterland, und lenken Den Fuß vom Weg des .Heils auf den der Pein; O, duld' cs nicht, Maria Jmmerhils! Maria, hilf! wenn leiblich wir erkranken, Uns schwinden mit den Kräften die Gedanken, Und Gott mit Schmerz uns heimsucht und mit Roth; Uns Heilung spend', Maria Jmmerhilf! Maria, hilf! das; wtr in unfern Tagen,— Du kennst sie ja. die bösen,-nie verzagen, Und Dich stets bitten: »Gib uns Ruh' und Brod«! Uns Frieden send', Maria Jmmerhilf! Maria, hilf! daß wir den Lauf vollenden. Versehen mit den heil'gen Sakramenten, Vereint in Lieb' mit Jesus und mit Dir ; Erhör' uns Tu, Maria Jmmerhilf! Maria, hilf! daß wir Dich freudig loben Mit Joseph und den lieben .Heil'gen droben In Gottes sel'gcm Reiche für und für; Sag': „Ja !" dazu, Maria Jmmerhilf! Diplomatische Beziehiiiige» zwi schen Nom, England und Amerika. Seit einiger Zeit berichtet uns der Kabeljnnge,'daß der römische Hof Eng lnnd's und Amerika's katholische Kirche unter seine unmittelbare Gerichtsbar keit zu stellen wünsche; das; deshalb die langjährige Missions-Verwaltung die - ser Länder durch die Propaganda-tiäei. an deren Spitze als Präsident immerein Cardinal steht, aushöre. Ebenso hies; es, der Vatiean würde einen Gesandten, Nuntius, oder Jnternuntius, dorthin senden, um die hundertjährigen abge brochenen Verbindungen wieder anzu knüpsen, die Regierungen hingegen würden keinen Gesandten nach Rom schi cken. Es ist ohne Zweifel in dieser Sache theilweise ein Körnchen Wahr heit, theilweise aber, zumal im lebten Theil, eine innere Unmöglichkeit. Nur zu wahr ist es, das; Rom sehn lichst wünscht, die ganze kirchliche Ge setzgebung, d. h. das Kirchenrecht, in je nen Ländern eingeführt zu sehen. Ohne dasselbe Mü es fortwährende Klagen von allen Seiten. Wegen der weiten Entfernung ist eine Verzögerung, trot; der schnellen Verbindnngsmittel, häu fig für die eine oder andere Seite un heilvoll. Dieser Nebel daher gehoben werden, indem ein Stellvertre ter des hl. Vaters in seinem Namen sich dort aufhält. Im Anfänge wird es - wohl nur ein Geschäftsträger (eburZo (Httairos) sein, bis sich die Stimmung und öffentliche Meinung zu Gunsten eines eigentlichen Gesandten entschieden hat. Ter Geschäftsträger wird vom auswärtigen Amte ernannt und bevoll mächtigt; und darum ist er auch nur bei jenem auswärtigen Ministerium be glaubigt, zu dem er gesandt wird. Ter Gesandte hingegen vertritt den Souve rän, als wäre derselbe selbst zugegen. Der Staatssekretär des hl. Vaters steht gemäß seiner Stellung mit allen Mäch ten, ob katholisch oder nicht, so lange in diplomatischer Verbindung als sein Ge bieter es für angemessen hält. Seines Amtes ist es nun im Aufträge des Pap- einen passenden Mann als Ge schäftsträger mit den nothwendigen In struktionen dahin zu senden, wo er die Gelegenheit für geeignet erachtet. Auch kommt es vor, wie es leider in der Schweiz wiederholt vorkam, das; der eigentliche Nuntius, oder wie das ge wöhnliche Volk ihn dort nennt „Lunzi", abberufen wird, indem der hl. Vater ' persönlich von der Regierung beleidigt worden ist, und blos noch ein Geschäfts träger bleibt. Aus dieser Auseinandersetzung geht schon hervor, das; weder England, noch Amerika einen Gesandten an den päpst lichen Hof senden werden, weil sie nicht ' anders handeln können, als Rom selbst ZU thun für gut hält. Insoweit hat der Kabeljunge die Wahrheit gesprochen. Aber eines ist sicher, daß sie genöthigt sein werden, ihre Geschäftsträger so bald nachdem Vatiean zu senden, als Jemand für diesen Posten bei ihnen beglaubigt worden ist. Denn so verlangen es die diplomatischen Gebräuche, die eigene Politik und das allgemeine Völkerrecht, um gar Nichts zu sagen von der eigenen Ehre, Höflichkeit und Achtung gegen an dere, fremde und hochgestellte Persön lichkeiten. Ferner, nähmen diese Län der eine officielle Person an, ohne eine solche dort zu haben, woher sie kam, wie könnten sie dann in officieller Korre spondenz stehen? Aus diesen Gründen werden die englischen und amerikanischen Staatsmänner thun müssen, was seit die Welt steht selbst wildö Völker aner kannten und deshalb auch thaten. Ob sie es gerne thun, und einige Fanatiker nicht von Anfang an schreien: jetzt müssen wir in Bausch und Bogen katho lisch werden, wird sich zeigen. ' Wer im mer die dazu auserwählte Person sein wird, so viel kann man mit Bestimmt heit sagen, daß sie mit den örtlichen Verhältnissen gut bewandert, die eige nen Manieren jedes Volkes genau ken nen, der englischen Sprache vollkommen mächtig und in den Landesgesetzen wohl unterrichtet sein muß. Denn nur mit diesen Empfehlungen ließe sich nach und nach irgend ein zuversichtlicher Erfolg erwarten. Leute und Männer, die noch so gut Latein und Italienisch spre chen, können unmöglich voraussetzen, daß miswärtige Regierungen in dersel ben Sprache mit ihnen gerne verkehren, sei es auch durch gründliche Dolmetscher, zumal in diesem Lande, wo die Bildung meistens oberflächlich ist. Es könnte so leicht geschehen, was in den 20er Jah ren an einem deutschen Hofe geschah, dessen König, nicht katholisch, sich einen Abgesandten von Rom erbat, um die Kirchenangelegenheiten zu regeln. Beide verstanden einander nicht, zornig entließ er ihn und rief: schickt mir einen Deut schen ! J.B. K. Neue Illustration zu einer ur alten Heuchelei. Wenn man Hierzuland etwas ganz gründlich Widerliches hören oder lesen will, so gehe man in eine protestantische Predigt oder nehme Einsicht in die reli giösen Artikel vollblütiger Nativisten blätter p neun aus zehn enthalten gewiß die maßloseste Verherrlichung und dich- Beweihräucherung protestantischer A u f k l ü r u n g, Intelligenz und W issenschaft, und ist man solchen Flunkereien gegenüber anscheinend zu keinen: anderen Schlüsse berechtigt, als dem, daß der lichtfreundliche Protestan tismus sämmtliche solide Waare des ge summten Geistesmarktes kurzweg in Be schlag genommen und monopolisirt habe, jo daß für andere Leute, zumal Katho liken, auch nicht das geringste Stäub chen davon mehr übrig blieb. Ter wahre Charakter dieser tagtäglich bis zur Unerträglichkeit wiederholten Ver sicherungen von der Kanzel herab wie aus der editoriellen Schneiderboutique wird recht passend und schlagend darge than und in's richtige Licht gesetzt durch nachfolgende Schilderung der schulmei sterlichen Misere im protestanti s chen Ideal st ü ü t ch e n M e ck l e n burg. Man weiß zwar schon lange, daß alle jene protestantischen Tirad'en nicht mehr und nicht weniger sind, als fauler Wind und ausgeschämte Charla tanerei, und könnte sich sonnt jeder wei teren Jnbetrachtnahme eines so unappe titlichen Objectes füglich entheben. Das nachstehende Erposü ist jedoch zu interes sant, als daß man ihn: die wohlverdiente Verbreitung versagen dürste. Die „Danziger Zeitung" schreibt aus Meck lenburg : „Wohl nirgends auf dem Er denrund dürften die Lehrer schlimmer daran sein, als indem fetten Drittel des Landes, welches den Rittern (lauter erz protestantüschen Krautjunkern a. d. R.) gehört. Sie haben ihr eigenes Semi nar, in welchem die Zöglinge absichtlich eine höchst mangelhafte Bildung erhal ten, damit sie sich eher in die S-chulver hältnisse finden nnd nicht anderwärts eine Stelle antreten könnten. Während nun die Herren vom eingeborenen oder recipirten Adel Hunderte für Zulukuf fern und renitente hessische Pastoren - Baltimore, Samstag, den 24. August 1878. übrig haben, sind sie bisher noch nicht dazu zu bewegen gewesen, etwas für die Aufbesserung ihrer Lehrerstellen zu thun. Das Lehrerelend muß hie und da wirklich ein ganz grenzenloses sein, wozu das folgende Beispiel dienen mag: Die Wohnung des Lehrers auf dem Gute S. ist nichts weiter, als eine alte, dem Umsturz nahe Taglöhnerkate. Die Decke der Schulstube hat ein großes Loch, durch das Regen und Schnee freien Ein gang haben, so daß sich Lehrer und Schüler gar oft in die trockenen Ecken flüchten müssen. Das will aber noch nicht so viel sagen als die Dotation, die (Wohnung, Kuh, Kartoffelland und Garten miteingeschlossen) sich nur auf 324 Mark beläuft. Bei Ile bernahme dieser Stelle hat sich der Leh rer zu Folgendem verpflichten müssen: 1) Während der Ernte vier Wochen hindurch auf dem Gute als Taglöli tt er thütig zu sein; 2) Auf seine Kosten einen Hofgän ger zu halten, dem der Arbeitstag nur mit 25 Pfennigen angerechnet wird ; 3) Selbst für Heizung zu sorgen, wenn die ihm gelieferten 2j Klafter nicht ausreichen, welche Ausgabe sich auf 20 Mark beläuft. Das Alles ergibt für den Lehrer etwa 315 Mark Unkosten, so das; i h m von seinem Einkommen fast gar nichts (neun ganze Mark. A. d. R.) übrig bleibt. Daher ist er gezwungen, ein Handwerk zu treiben, will er nicht verhungern. So unglaub lich dies klingen mag, eben so wahr ist es." — Spiegle dich hieran, protestanti sche Heuchelsippe, und, wenn du noch kannst, so schäme dich. Ein modernes Produkt. Mit diesem Namen wollen wir den Hödel bezeichnen. Hödel ist zum Tode verurtheilt wor den, weil er auf den Kaiser geschossen. Dieses Urtheil war gerecht. Es konnte nicht ausbleiben. Das Verbrechen war öffentlich vor einer Menge Leute und mit allem möglichen Vorbedacht began gen worden. Die vorgebliche Entschul digung des Missethäters, er habe nur sich erschießen wollen, war von ihm selbst kann: als ernst angesehen. Er wollte allerdings seinem Leben ein Ende machen, denn er wußte, daß dieser Mordversuch ihn auf das Schaffst brin gen mußte. Allein er wollte sich noch zuerst den Genuß eines gewissen Ruh mes zuziehen. Hätte er sich selbst er mordet, so hätte Niemand von ihm ge sprochen. So aber ist er für ein paar Tage oder Wochen der Gegenstand des Gespräches gewesen in allen Kreisen der Gesellschaft und in allen Ländern. Der total verkommene Lump hat sich als cynischer Bösewicht entpuppt. Nicht ein menschliches Gesühl schien sich in ihm zu rühren vom ersten Augenblicke an, wo er sein Verbrechen beging, bis zur Stunde, wo er am Fuße des <Lchaffots stand. Er hat sich nicht durch einen Gedan ken, nicht durch ein Gefühl, nicht durch die Furcht vor dem Lode, nicht durch die Vorbereitung auf denselben, über das Thier erhoben. Blos die Eitelkeit, mit welcher er seine verruchte Berühmtheit aufsuchte, dahin nahm und durch alle Mittel zu steigern suchte, hat ihn vom Thiere unterschie den. Asse und Wildkatze zugleich, ist er von Allen ohne Unterschied der Parteien als schädlich, abscheulich und eckelhaft verurtheilt und gebrandmarkt worden. Diese Kundgebung allgemeiner Ent rüstung und Verwerfung ist wohthuend. Sie zeigt, daß gesunder Menschenver stand und richtiges Menschengefühl sich noch nicht ganz auf Erden verloren ha ben. Sehen wir aber die verschiedenen Beurtheilungen über diesen Verbrecher an, so gehen eigenthümliche Belehrun gen daraus hervor. * Tie meisten Zeitungen—wir meinen nicht die katholischen —wußten nichts ärgeres über ihn zu sagen, als daß er ein verthierter Mensch sei. Was haben aber diejenigen für ein Recht, ihn dafür zu verurtheilen, welche einem jeden Menschen das Ebenbild Gottes ableugnen, und uns allesammt als entwickelte Affen ansehen. Zwischen einem so vermenschten Thier, wie sie von jedem Menschen lehren, und einey: verthierten Menschen, wie sie dem Hödel nachsagen, ist wahrhaftig ein Unterschied kaum zu finden. Es gibt aber nicht wenige vornehme, deutsche und andere Professoren, welche die Abstammung des Menschen vom Thiere lehren. Dürfen solche Professo ren darüber klagen, wenn ein verkom menes Individuum sich die Mühe gibt, ihre Lehre in seiner Person zu bestäti gen, und das wilde, stumpfe und bösar tige Thier hervortreten zu lassen? * Hödel's Vertheidiger hat mit Recht hervorgehoben, daß dieser Verbrecher „allmülig jeden Gedanken und Begriff von Gott, jede Ehrfurcht für göttliche und menschlicheAutoritüt verloren hatte." Hödel's Attentat ist allerdings aus die sem Keime hervorgegangen,' allein alle andern Verbrechen' wachsen auf diesem Boden. Wenn einer nicht mehr an Gott glaubt und nicht mehr Gott fürchtet, so wird er sich dem Verbrechen gegenüber nur nach Bequemlichkeit, Vortheil und Neigung verhalten, und Bequemlichkeit, Vortheil und Neigung werden nur zu oft ein Verbrechen erheischen. Diejeni gen aber, welche den Glauben an Gott und die FLrcht Gottes aus den Seelen Herausreißen, sind es eben, die auch die Saat der Verbrechen ausstreuen. Gehet dieser Same dann auf, so ist es am we nigsten der Süemann, der sich darüber wundern darf. Er hat ja die größte Schuld daran. Wiederum aber sind es deutsche und andere Professoren, die in Schulen, nie der und hoch, dieses verfluchte Werk voll bringen. Die Schule, welche ihrem Berufe und ihrer geschichtlichen Entwick lung nach eine Vorhalle der Kirche sein soll,' haben sie zur „Synagoge des Sa tans" gemacht, um Gottes Thron zu stürzen, Gottes Reich zu zerstören. 2- * * Als dem Hödel vorgestellt wurde, wie ungerecht und wie verwerflich sein Ver brechen sei, antwortete er, dies sei Pfaf fenlehre. Richtig, es ist „Pfaffenlehre", d. h. Lehte der Kirche. Was können aber diesem Hödel alle die Zeitungs- Nomanen- und Bücherschreiber antwor ten, welche täglich die Lehre der Kirche als „Pfassenlehre" mit Koth überschüt ten und als Dumm- und Thorheit dar stellen ? Es ist „Pfaffenlehre", das; Gott das Böse verbietet und straft. „Pfaf fenlehre" ist es weiter, daß der Mord von Gott verboten ist und von ihm ge straft werden wird mit den ewigen Höl lenpeinen.. Ist es den „Pfaffenfressern" einmal gelangen, diese „Pfaffenlehre", nämlich den Glauben an Gott und an seine strafetde Gerechtigkeit aus der Welt zu schaffen, so ist es kein Wunder, wenn auch die abscheulichsten Verbrechen als erlaubt erscheinen. Mit welchem Rechte aber zeigen die „Pfaffenfresser" solche Entrüstung dar über, das; ein Klempnergeselle sich nicht von der „Pfaffenlehre" führen läßt? * Hödel glaubte an nichts, sah den Tod nicht als einen Uebergang zu Gottes Richterstuhl, sondern als Vernichtung des ganzen Menschen an. Er hatte da her seiner Ansicht nach bei seinem Ver brechen nichts zu befürchten. Andere wahnsinnige Verbrecher stürzen sich durch Selbstmord in den Abgrund der Ewig keit. Er aber suchte den Tod durch Hand des Henkers. Beiderseits der gleich gottlos hingenommene Tod. Es haben von - den cjelesensten Professoren und Schriftstellern Deutschlands den glau benslosen Tod angepriesen. Hödel war ihr richtiger Schüler, Er gehörte nicht zu den Ungebildeten. Er hatte eine Fortbildungsschule zu Leipzig besucht, ohne es doch bis zur Universität zu brin gen. Aber der halbgebildete Schüler hat seine vornehmsten Professoren über troffen, und wenn nachher ein Doctor pbiloZoxbin; Nobiling, demselben Tod entgegenging, so ist dieser blos in die Fußstapfen des Klempnergesellen Hödel eingetreten. Das sind einige der Lehren, welche aus dieser Geschichte hervorgehen. Es ist nichts dmnit ausgemacht, wenn man vor solchen Diguren mit einem Ausbruch des Eckels yorbeigeht. Man muß das wann und das wie, das warum und das woher untersuchen. dieser Unter suchung wird man von schrecken Über solls«, 'und man möchte die Thrünen des ZMe: Wo. 30 Worth-Straße, Waltimorc, Wb. Jeremias weinen. Tie Grundsätze, denen ein Hödel gehuldigt hat, finden sich nicht nur bei einem Individuum vor, sondern bei Tausenden und Hun derten von Tausenden. Diejenigen aber, welche diesen Zustand herbeigerufen, verbleiben bei ihrem sauberen Hand werk, beschimpfen und verhöhnen die Kirche fort und fort, und nennen sich Legion. Die katholische Kirche aber führt fort, den Seelen die Rettungsmittel anzubie ten, und sie nicht nur vor der Verthie rung, sondern vor jeder Sünde zu be wahren. -> - Aus dem Lande der Palme« und der Krokodile. Aus dem Kloster des guten Hirten zu Port Said (Aegypten)'erhalten wir folgendes Schreiben der ehrwürdigen Oberin vom 4. Juli ds. Js.: Seit mehr als zwei Monaten verschiebe ich von einem Posttage auf den andern die mir so angenehme Pflicht, einige Nachrichten über unser Befinden und Wirken znkommen zu lassen. Der Dienst des Hospitals machte uns dieses. Frühjahr viel mehr als gewöhlich zu thun, da die ägyptische Regierung, von der Canal-Gesellschaft gedrängt, sich endlich entschloß, die nöthigen Repara turen an den Gebäulichkeiten zu unter nehmen. Seit Ende Mürz bis Mitte Mai waren stets 15—20 Arbeiter damit beschäftigt. Die Aufsicht über die Hand werksleute in diesem Lande ist ein wah rer Gendarmerie-Dienst. Den braven Leuten ist Alles anständig — und wenn wir nicht mit unseren Schwestern über all dabei gestanden wären, zweifle ich nicht, daß die Betttücher unter den Kran ken weggenommen worden. Nun er freuen wir uns der Früchte unserer Mühen: Alles ist frisch und neu her gestellt, gemalt und verschönert. April und Mai brachten uns wie jedes Jahr viele Blatternkranke, doch waren die Sterbefülle seltener als gewöhnlich. Eine unserer lieben Schwestern, obwohl in ihrer Jugend geimpft, wurde von diesem Uebel angesteckt. Um den Ueb rigen den Schrecken zu ersparen (ge wöhnliche Ursache der Ansteckung) über nahm ich selbst den Dienst als Arzt und Krankenwärterin; so gelang es uns mit Gottes Hilfe das Uebel aufzuhalten. Tie arme Schwester litt schrecklich; nach zweimonatlicher Pflege ist sie kaum noch im Stande, die leichtesten Beschäftig ungen zu übernehmen. Am weißen Sonntag hatten wir den Trost, unfern hochwürdigsten Herrn Bischof in Port Said zu sehen. Sechs unserer kleinen Waisen und acht Zöglinge nahten sich zum erstenmale dem Tische des Herrn und empfingen die heilige Firmung. Am Montag las der ehrwürdige Prälat bei uns die heilige Messe. Eine un serer Büßerinnen verrichtete ihre erste heilige Communion und vier empfingen das heilige Sakrament der Firmung; eine junge Thorschwester legte das Ge lübde des heiligen Gehorsams ab. Nach Beendigung der LirchlichenFeierlichkeiten besuchte der Bischof die klösterliche An stalt und die Classen und bewies uns überall die vollste Zufriedenheit. Schon seit mehreren Jahren halten wir am hl. Frohnleichnamsfeste öffentliche, feier liche Prozession. Unsere Thorschwestern, welche derselben mit den Waisen und Zöglingen beiwohnten, machten wie im mer die traurige Erfahrung, das; Tür ken, Muselmänner und Schismatiker, die natürlich nur aus Neugierde folgten, weit mehr Ruhe und Hochachtung zeig ten, als die meisten Katholiken. Im Innern unseres Hauses geht Alles seinen gewöhlichen, geregelten Gang. In unseren Klassen sammeln wir wie immer auch von Zeit zu Zeit ein wenig Trost. Tie Zöglinge sind dieses Jahr viel fleißiger und regelmäßiger im Unterricht und hoffen wir, daß die nächste Prüfung für die Preisverthei lung im Monat August befriedigend ausfallen werde. Unsere Waisenklasse macht uns viel zu schaffen; wir zählen unter 36 Kindern wenigstens 15, die alle noch zu klein sind, um sich selbst zu pflegen, also noch viel weniger fähig, etwas zu arbeiten oder zu verdienen. Selbst der Unterricht ist in dieser Klasse sehr schwierig zu geben, da die Kinder meistens italienisch, griechisch, deutsch oder arabisch sprechen. Bis man ihnen Nummer 19. NUN von der französischen Sprache nur so viel beibringt, das; sie den Unterricht verstehen, geht'schon gute Zeit vorüber. Obschon die hiesige Bevölkerung be kanntermaßen nicht im besten Rufe steht, so haben wir doch, Gott Lob, nie Un annehmlichkeiten ; man läßt uns ruhig in unserm kleinen Wirkungskreise und erkennt die Wohlthat der Aufnahme von Waisen und Büßerinnen. Die musel männische Regierung läßt uns auch in Frieden, aber eben auch ohne die min deste Unterstützung, wahrend man den Laienschulen in Kairo und Alerandrien große Summen zuwendet. Nach und nach werden den Priestern und Ordens leuten alle Vortheile, die sie früher ge nossen, entzogen. Vor zwölf Jahren hatte man auf allen ägyptischen Eisen bahnen freie Plätze; aus Briefen ersetzte das Klostersiegel die Freimarke. Ein oder zwei Jahre später bezahlte man das halbe Briefporto und halbe Plätze; seit mehr als sechs Jahren sind diese beiden Vortheile aufgehoben. In den ersten Jahren war hier weder von Zoll noch Gemeindesteuer für Priester und Or densleute die Rede. Heute bezahlen wir für einen Sack Mehl, der uns von Yklexandrien geschickt wird, ungefähr anderthalb Franken Aus- undEingangs stener, und haben wir es sicher nur der Festigkeit unserer französischen Consuln zu verdanken, daß wir wenigstens noch die an uns vom Auslande adressirten Sendungen zollfrei erhalten. Wenn wir diese kleinen Mißstände mit dem System europäischer katholischer oder doch christlicher Regierungen vergleichen, haben wir doch immer noch dem lieben Gott zu danken, das; er uns unter den türkischen Turbanen noch mehr Wohl wollen (wenn es nicht Furcht ist) finden ließ, als :nan Ordensleuten in Europa beweist. Ter Kriegslürm ist nun auch hier etwas verstummt; nur fanden unter Engländern,Maltesen und Eingeborenen an den Pfingstfeiertagen mehrere Strei tigkeiten statt. Obgleich es zu Schlügen und Messerstichen kam, und wir im Spi tal die blutigen Köpfe zu Pflegen hatten, ward die Sache doch schnell beschwichtigt. Die Consuln stehen mit dem gegenwär tigen Gouverneur auf sehr gutem Fuße. So machte man die Sache so ruhig als möglich ab. Tie englischen Kriegs schiffe haben unseren Hafen verlassen, was uns sehr lieb ist, denn man findet auch ohne sie in unserer Wüste schon schwer und theuer genug, was zum Leben nöthig ist. ., > — — Ter Cardinal - Erzbischof von Paris über den Peterspfennig. Cardinal Guibert, Erzbischof von Paris, hat soeben ein Hirtenschreiben veröffentlicht, in welchem er auf die dringlichste Weise das Werk des Peters pfennigs anempsiehlt. In diesem Ak tenstücke macht der hohe Kirchenfürst eine Schilderung der Lasten, die auf dem päpstlichen Stuhle liegen: ein Gegen stand, worüber er selbst mit dem hl. Va ter gesprochen hat. Tie so weitschich tige Negierung der katholischen Kirche, wovon Rom der Mittelpunkt ist, die vie len römischen Congregationen, bei wel chen die bedeutendsten kirchlichen Ge schäfte der ganzen Welt behandelt wer den, konnten ehedem sich selbst genügen. Dank den kirchlichen Gütern, die damals dem Papste zur Verfügung standen. Die Sache ist seit achtzehn Jahren gänz lich geändert. Außer den laufenden Kosten die er unmittelbar zu bestreiten hat, soll der Papst noch vielen Anderen helfen. Hier sind Bischöfe, dort Prie ster, dort Klöster, die der Eristenzmittel beraubt sind; hier find Kirchen, deren Einkünfte nicht mehr vorhanden sind, dort sind wohlthätige Anstalten, die Un terstützung erheischen. Auch die üußer lichen'Missionen vergißt der allgemeine Vater der Christenheit nicht. Tie fal schen von den Feinden ausgestreuten Nachrichten werden dann widerlegt. Papst Pius IX. hat seinem Nachfolger keine Schütze hinterlassen; „er empfing wie ein Armer und gab wie ein König"; das Gold blieb nicht lange in seinen Händen. Diese und ähnliche Gehanten entwickelte der fromme Oberhirt in sei nem Schreiben, und er ermahnte die Gläubigen, die mit den Gütern dieser Welt begabt sind, der großen Bedürf nisse des' hl. Stuhles eingedenk zu sein.