Katholische Volkszeitung
Kemusgegekm von K. Kreuzers Wittwe.
Mit besonderer Empfehlung Sr. Heiligkeit, Papst Pius IX., sowie des hochw'stcn Hrn. Erzbischofs Gibbons von Baltimore, des hochw'sicn Hrii. Erzbischofs Wood von Philadelphia,
und der hochw'stcn HH. Bischöfe Becker von Wilmingto», Shauahan von Harrisbnrg, L'Hara von Tcranton und Kai» von Whccling.
Jahrgang 19.
Hilferuf
zu unserer lieben Frau Marin von der
immerwährenden Hilfe.
Maria, die Tu immer voll Erbarmen
Dein Mutlerohr hiuneigest allen Armen,
Wenn sie um Deine Hilf' und Fürbitt ftch'n :
Hör' uns in Huld, Maria Jmmerhilf!
Maria, hilf! wenn wir das Unglück hatten,—
Durch Sünd' und Laster,—-tief in Todesschatten,-
Getrennt von Gottes Gnad' und Lieb',—zu steh'n:
Rasch tilg' die Schuld, Maria Jmmerhils!
Maria, hilf! »renn uns möcht' irre leiten
Die böse Welt mit ihren Eitelkeiten,
Und uns statt Wahrheit gibt nur Trug und
Schein;
Erfleh' uns Licht, Maria Jmmerhilf!
Maria, hilf! wenn jemals wir nicht denken
An unser himmlisch Vaterland, und lenken
Den Fuß vom Weg des .Heils auf den der Pein;
O, duld' cs nicht, Maria Jmmerhils!
Maria, hilf! wenn leiblich wir erkranken,
Uns schwinden mit den Kräften die Gedanken,
Und Gott mit Schmerz uns heimsucht und mit
Roth;
Uns Heilung spend', Maria Jmmerhilf!
Maria, hilf! das; wtr in unfern Tagen,—
Du kennst sie ja. die bösen,-nie verzagen,
Und Dich stets bitten: »Gib uns Ruh' und
Brod«!
Uns Frieden send', Maria Jmmerhilf!
Maria, hilf! daß wir den Lauf vollenden.
Versehen mit den heil'gen Sakramenten,
Vereint in Lieb' mit Jesus und mit Dir ;
Erhör' uns Tu, Maria Jmmerhilf!
Maria, hilf! daß wir Dich freudig loben
Mit Joseph und den lieben .Heil'gen droben
In Gottes sel'gcm Reiche für und für;
Sag': „Ja !" dazu, Maria Jmmerhilf!
Diplomatische Beziehiiiige» zwi
schen Nom, England und Amerika.
Seit einiger Zeit berichtet uns der
Kabeljnnge,'daß der römische Hof Eng
lnnd's und Amerika's katholische Kirche
unter seine unmittelbare Gerichtsbar
keit zu stellen wünsche; das; deshalb die
langjährige Missions-Verwaltung die -
ser Länder durch die Propaganda-tiäei.
an deren Spitze als Präsident immerein
Cardinal steht, aushöre. Ebenso hies;
es, der Vatiean würde einen Gesandten,
Nuntius, oder Jnternuntius, dorthin
senden, um die hundertjährigen abge
brochenen Verbindungen wieder anzu
knüpsen, die Regierungen hingegen
würden keinen Gesandten nach Rom schi
cken. Es ist ohne Zweifel in dieser
Sache theilweise ein Körnchen Wahr
heit, theilweise aber, zumal im lebten
Theil, eine innere Unmöglichkeit.
Nur zu wahr ist es, das; Rom sehn
lichst wünscht, die ganze kirchliche Ge
setzgebung, d. h. das Kirchenrecht, in je
nen Ländern eingeführt zu sehen. Ohne
dasselbe Mü es fortwährende Klagen
von allen Seiten. Wegen der weiten
Entfernung ist eine Verzögerung, trot;
der schnellen Verbindnngsmittel, häu
fig für die eine oder andere Seite un
heilvoll. Dieser Nebel daher
gehoben werden, indem ein Stellvertre
ter des hl. Vaters in seinem Namen sich
dort aufhält. Im Anfänge wird es
- wohl nur ein Geschäftsträger (eburZo
(Httairos) sein, bis sich die Stimmung
und öffentliche Meinung zu Gunsten
eines eigentlichen Gesandten entschieden
hat. Ter Geschäftsträger wird vom
auswärtigen Amte ernannt und bevoll
mächtigt; und darum ist er auch nur bei
jenem auswärtigen Ministerium be
glaubigt, zu dem er gesandt wird. Ter
Gesandte hingegen vertritt den Souve
rän, als wäre derselbe selbst zugegen.
Der Staatssekretär des hl. Vaters steht
gemäß seiner Stellung mit allen Mäch
ten, ob katholisch oder nicht, so lange in
diplomatischer Verbindung als sein Ge
bieter es für angemessen hält. Seines
Amtes ist es nun im Aufträge des Pap-
einen passenden Mann als Ge
schäftsträger mit den nothwendigen In
struktionen dahin zu senden, wo er die
Gelegenheit für geeignet erachtet. Auch
kommt es vor, wie es leider in der
Schweiz wiederholt vorkam, das; der
eigentliche Nuntius, oder wie das ge
wöhnliche Volk ihn dort nennt „Lunzi",
abberufen wird, indem der hl. Vater
' persönlich von der Regierung beleidigt
worden ist, und blos noch ein Geschäfts
träger bleibt.
Aus dieser Auseinandersetzung geht
schon hervor, das; weder England, noch
Amerika einen Gesandten an den päpst
lichen Hof senden werden, weil sie nicht
' anders handeln können, als Rom selbst
ZU thun für gut hält. Insoweit hat
der Kabeljunge die Wahrheit gesprochen.
Aber eines ist sicher, daß sie genöthigt
sein werden, ihre Geschäftsträger so bald
nachdem Vatiean zu senden, als Jemand
für diesen Posten bei ihnen beglaubigt
worden ist. Denn so verlangen es die
diplomatischen Gebräuche, die eigene
Politik und das allgemeine Völkerrecht,
um gar Nichts zu sagen von der eigenen
Ehre, Höflichkeit und Achtung gegen an
dere, fremde und hochgestellte Persön
lichkeiten. Ferner, nähmen diese Län
der eine officielle Person an, ohne eine
solche dort zu haben, woher sie kam, wie
könnten sie dann in officieller Korre
spondenz stehen? Aus diesen Gründen
werden die englischen und amerikanischen
Staatsmänner thun müssen, was seit
die Welt steht selbst wildö Völker aner
kannten und deshalb auch thaten. Ob
sie es gerne thun, und einige Fanatiker
nicht von Anfang an schreien: jetzt
müssen wir in Bausch und Bogen katho
lisch werden, wird sich zeigen. ' Wer im
mer die dazu auserwählte Person sein
wird, so viel kann man mit Bestimmt
heit sagen, daß sie mit den örtlichen
Verhältnissen gut bewandert, die eige
nen Manieren jedes Volkes genau ken
nen, der englischen Sprache vollkommen
mächtig und in den Landesgesetzen wohl
unterrichtet sein muß. Denn nur mit
diesen Empfehlungen ließe sich nach und
nach irgend ein zuversichtlicher Erfolg
erwarten. Leute und Männer, die
noch so gut Latein und Italienisch spre
chen, können unmöglich voraussetzen,
daß miswärtige Regierungen in dersel
ben Sprache mit ihnen gerne verkehren,
sei es auch durch gründliche Dolmetscher,
zumal in diesem Lande, wo die Bildung
meistens oberflächlich ist. Es könnte so
leicht geschehen, was in den 20er Jah
ren an einem deutschen Hofe geschah,
dessen König, nicht katholisch, sich einen
Abgesandten von Rom erbat, um die
Kirchenangelegenheiten zu regeln. Beide
verstanden einander nicht, zornig entließ
er ihn und rief: schickt mir einen Deut
schen ! J.B. K.
Neue Illustration zu einer ur
alten Heuchelei.
Wenn man Hierzuland etwas ganz
gründlich Widerliches hören oder lesen
will, so gehe man in eine protestantische
Predigt oder nehme Einsicht in die reli
giösen Artikel vollblütiger Nativisten
blätter p neun aus zehn enthalten gewiß
die maßloseste Verherrlichung und dich-
Beweihräucherung protestantischer
A u f k l ü r u n g, Intelligenz und
W issenschaft, und ist man solchen
Flunkereien gegenüber anscheinend zu
keinen: anderen Schlüsse berechtigt, als
dem, daß der lichtfreundliche Protestan
tismus sämmtliche solide Waare des ge
summten Geistesmarktes kurzweg in Be
schlag genommen und monopolisirt habe,
jo daß für andere Leute, zumal Katho
liken, auch nicht das geringste Stäub
chen davon mehr übrig blieb. Ter
wahre Charakter dieser tagtäglich bis
zur Unerträglichkeit wiederholten Ver
sicherungen von der Kanzel herab wie
aus der editoriellen Schneiderboutique
wird recht passend und schlagend darge
than und in's richtige Licht gesetzt durch
nachfolgende Schilderung der schulmei
sterlichen Misere im protestanti
s chen Ideal st ü ü t ch e n M e ck l e n
burg. Man weiß zwar schon lange,
daß alle jene protestantischen Tirad'en
nicht mehr und nicht weniger sind, als
fauler Wind und ausgeschämte Charla
tanerei, und könnte sich sonnt jeder wei
teren Jnbetrachtnahme eines so unappe
titlichen Objectes füglich entheben. Das
nachstehende Erposü ist jedoch zu interes
sant, als daß man ihn: die wohlverdiente
Verbreitung versagen dürste. Die
„Danziger Zeitung" schreibt aus Meck
lenburg : „Wohl nirgends auf dem Er
denrund dürften die Lehrer schlimmer
daran sein, als indem fetten Drittel des
Landes, welches den Rittern (lauter erz
protestantüschen Krautjunkern a. d. R.)
gehört. Sie haben ihr eigenes Semi
nar, in welchem die Zöglinge absichtlich
eine höchst mangelhafte Bildung erhal
ten, damit sie sich eher in die S-chulver
hältnisse finden nnd nicht anderwärts
eine Stelle antreten könnten. Während
nun die Herren vom eingeborenen oder
recipirten Adel Hunderte für Zulukuf
fern und renitente hessische Pastoren
-
Baltimore, Samstag, den 24. August 1878.
übrig haben, sind sie bisher noch nicht
dazu zu bewegen gewesen, etwas für
die Aufbesserung ihrer Lehrerstellen zu
thun. Das Lehrerelend muß hie und
da wirklich ein ganz grenzenloses sein,
wozu das folgende Beispiel dienen mag:
Die Wohnung des Lehrers auf dem Gute
S. ist nichts weiter, als eine alte, dem
Umsturz nahe Taglöhnerkate. Die Decke
der Schulstube hat ein großes Loch,
durch das Regen und Schnee freien Ein
gang haben, so daß sich Lehrer und
Schüler gar oft in die trockenen Ecken
flüchten müssen. Das will aber noch
nicht so viel sagen als die Dotation, die
(Wohnung, Kuh, Kartoffelland und
Garten miteingeschlossen) sich
nur auf 324 Mark beläuft. Bei Ile
bernahme dieser Stelle hat sich der Leh
rer zu Folgendem verpflichten müssen:
1) Während der Ernte vier Wochen
hindurch auf dem Gute als Taglöli
tt er thütig zu sein;
2) Auf seine Kosten einen Hofgän
ger zu halten, dem der Arbeitstag nur
mit 25 Pfennigen angerechnet wird ;
3) Selbst für Heizung zu sorgen,
wenn die ihm gelieferten 2j Klafter
nicht ausreichen, welche Ausgabe sich auf
20 Mark beläuft.
Das Alles ergibt für den Lehrer etwa
315 Mark Unkosten, so das; i h m von
seinem Einkommen fast gar
nichts (neun ganze Mark. A.
d. R.) übrig bleibt. Daher ist er
gezwungen, ein Handwerk zu treiben,
will er nicht verhungern. So unglaub
lich dies klingen mag, eben so wahr ist
es." — Spiegle dich hieran, protestanti
sche Heuchelsippe, und, wenn du noch
kannst, so schäme dich.
Ein modernes Produkt.
Mit diesem Namen wollen wir den
Hödel bezeichnen.
Hödel ist zum Tode verurtheilt wor
den, weil er auf den Kaiser geschossen.
Dieses Urtheil war gerecht. Es konnte
nicht ausbleiben. Das Verbrechen war
öffentlich vor einer Menge Leute und
mit allem möglichen Vorbedacht began
gen worden. Die vorgebliche Entschul
digung des Missethäters, er habe nur
sich erschießen wollen, war von ihm selbst
kann: als ernst angesehen.
Er wollte allerdings seinem Leben ein
Ende machen, denn er wußte, daß dieser
Mordversuch ihn auf das Schaffst brin
gen mußte. Allein er wollte sich noch
zuerst den Genuß eines gewissen Ruh
mes zuziehen. Hätte er sich selbst er
mordet, so hätte Niemand von ihm ge
sprochen. So aber ist er für ein paar
Tage oder Wochen der Gegenstand des
Gespräches gewesen in allen Kreisen der
Gesellschaft und in allen Ländern.
Der total verkommene Lump hat sich
als cynischer Bösewicht entpuppt. Nicht
ein menschliches Gesühl schien sich in
ihm zu rühren vom ersten Augenblicke
an, wo er sein Verbrechen beging, bis
zur Stunde, wo er am Fuße des
<Lchaffots stand.
Er hat sich nicht durch einen Gedan
ken, nicht durch ein Gefühl, nicht durch
die Furcht vor dem Lode, nicht durch die
Vorbereitung auf denselben, über das
Thier erhoben.
Blos die Eitelkeit, mit welcher er seine
verruchte Berühmtheit aufsuchte, dahin
nahm und durch alle Mittel zu steigern
suchte, hat ihn vom Thiere unterschie
den. Asse und Wildkatze zugleich, ist er
von Allen ohne Unterschied der Parteien
als schädlich, abscheulich und eckelhaft
verurtheilt und gebrandmarkt worden.
Diese Kundgebung allgemeiner Ent
rüstung und Verwerfung ist wohthuend.
Sie zeigt, daß gesunder Menschenver
stand und richtiges Menschengefühl sich
noch nicht ganz auf Erden verloren ha
ben. Sehen wir aber die verschiedenen
Beurtheilungen über diesen Verbrecher
an, so gehen eigenthümliche Belehrun
gen daraus hervor.
*
Tie meisten Zeitungen—wir meinen
nicht die katholischen —wußten nichts
ärgeres über ihn zu sagen, als daß er
ein verthierter Mensch sei.
Was haben aber diejenigen für ein
Recht, ihn dafür zu verurtheilen, welche
einem jeden Menschen das Ebenbild
Gottes ableugnen, und uns allesammt
als entwickelte Affen ansehen. Zwischen
einem so vermenschten Thier, wie sie
von jedem Menschen lehren, und einey:
verthierten Menschen, wie sie dem Hödel
nachsagen, ist wahrhaftig ein Unterschied
kaum zu finden.
Es gibt aber nicht wenige vornehme,
deutsche und andere Professoren, welche
die Abstammung des Menschen vom
Thiere lehren. Dürfen solche Professo
ren darüber klagen, wenn ein verkom
menes Individuum sich die Mühe gibt,
ihre Lehre in seiner Person zu bestäti
gen, und das wilde, stumpfe und bösar
tige Thier hervortreten zu lassen?
*
Hödel's Vertheidiger hat mit Recht
hervorgehoben, daß dieser Verbrecher
„allmülig jeden Gedanken und Begriff
von Gott, jede Ehrfurcht für göttliche
und menschlicheAutoritüt verloren hatte."
Hödel's Attentat ist allerdings aus die
sem Keime hervorgegangen,' allein alle
andern Verbrechen' wachsen auf diesem
Boden. Wenn einer nicht mehr an Gott
glaubt und nicht mehr Gott fürchtet, so
wird er sich dem Verbrechen gegenüber
nur nach Bequemlichkeit, Vortheil und
Neigung verhalten, und Bequemlichkeit,
Vortheil und Neigung werden nur zu
oft ein Verbrechen erheischen. Diejeni
gen aber, welche den Glauben an Gott
und die FLrcht Gottes aus den Seelen
Herausreißen, sind es eben, die auch die
Saat der Verbrechen ausstreuen. Gehet
dieser Same dann auf, so ist es am we
nigsten der Süemann, der sich darüber
wundern darf. Er hat ja die größte
Schuld daran.
Wiederum aber sind es deutsche und
andere Professoren, die in Schulen, nie
der und hoch, dieses verfluchte Werk voll
bringen. Die Schule, welche ihrem
Berufe und ihrer geschichtlichen Entwick
lung nach eine Vorhalle der Kirche sein
soll,' haben sie zur „Synagoge des Sa
tans" gemacht, um Gottes Thron zu
stürzen, Gottes Reich zu zerstören.
2- * *
Als dem Hödel vorgestellt wurde, wie
ungerecht und wie verwerflich sein Ver
brechen sei, antwortete er, dies sei Pfaf
fenlehre. Richtig, es ist „Pfaffenlehre",
d. h. Lehte der Kirche. Was können
aber diesem Hödel alle die Zeitungs-
Nomanen- und Bücherschreiber antwor
ten, welche täglich die Lehre der Kirche
als „Pfassenlehre" mit Koth überschüt
ten und als Dumm- und Thorheit dar
stellen ? Es ist „Pfaffenlehre", das; Gott
das Böse verbietet und straft. „Pfaf
fenlehre" ist es weiter, daß der Mord
von Gott verboten ist und von ihm ge
straft werden wird mit den ewigen Höl
lenpeinen.. Ist es den „Pfaffenfressern"
einmal gelangen, diese „Pfaffenlehre",
nämlich den Glauben an Gott und an
seine strafetde Gerechtigkeit aus der Welt
zu schaffen, so ist es kein Wunder, wenn
auch die abscheulichsten Verbrechen als
erlaubt erscheinen.
Mit welchem Rechte aber zeigen die
„Pfaffenfresser" solche Entrüstung dar
über, das; ein Klempnergeselle sich nicht
von der „Pfaffenlehre" führen läßt?
*
Hödel glaubte an nichts, sah den Tod
nicht als einen Uebergang zu Gottes
Richterstuhl, sondern als Vernichtung
des ganzen Menschen an. Er hatte da
her seiner Ansicht nach bei seinem Ver
brechen nichts zu befürchten. Andere
wahnsinnige Verbrecher stürzen sich durch
Selbstmord in den Abgrund der Ewig
keit. Er aber suchte den Tod durch
Hand des Henkers. Beiderseits der gleich
gottlos hingenommene Tod. Es haben
von - den cjelesensten Professoren und
Schriftstellern Deutschlands den glau
benslosen Tod angepriesen. Hödel war
ihr richtiger Schüler, Er gehörte nicht
zu den Ungebildeten. Er hatte eine
Fortbildungsschule zu Leipzig besucht,
ohne es doch bis zur Universität zu brin
gen. Aber der halbgebildete Schüler
hat seine vornehmsten Professoren über
troffen, und wenn nachher ein Doctor
pbiloZoxbin; Nobiling, demselben Tod
entgegenging, so ist dieser blos in die
Fußstapfen des Klempnergesellen Hödel
eingetreten.
Das sind einige der Lehren, welche
aus dieser Geschichte hervorgehen. Es
ist nichts dmnit ausgemacht, wenn man
vor solchen Diguren mit einem Ausbruch
des Eckels yorbeigeht. Man muß das
wann und das wie, das warum und das
woher untersuchen. dieser Unter
suchung wird man von schrecken Über
solls«, 'und man möchte die Thrünen des
ZMe: Wo. 30 Worth-Straße, Waltimorc, Wb.
Jeremias weinen. Tie Grundsätze,
denen ein Hödel gehuldigt hat, finden
sich nicht nur bei einem Individuum
vor, sondern bei Tausenden und Hun
derten von Tausenden. Diejenigen aber,
welche diesen Zustand herbeigerufen,
verbleiben bei ihrem sauberen Hand
werk, beschimpfen und verhöhnen die
Kirche fort und fort, und nennen sich
Legion.
Die katholische Kirche aber führt fort,
den Seelen die Rettungsmittel anzubie
ten, und sie nicht nur vor der Verthie
rung, sondern vor jeder Sünde zu be
wahren.
-> -
Aus dem Lande der Palme« und
der Krokodile.
Aus dem Kloster des guten Hirten
zu Port Said (Aegypten)'erhalten wir
folgendes Schreiben der ehrwürdigen
Oberin vom 4. Juli ds. Js.: Seit
mehr als zwei Monaten verschiebe ich
von einem Posttage auf den andern
die mir so angenehme Pflicht, einige
Nachrichten über unser Befinden und
Wirken znkommen zu lassen. Der
Dienst des Hospitals machte uns dieses.
Frühjahr viel mehr als gewöhlich zu
thun, da die ägyptische Regierung, von
der Canal-Gesellschaft gedrängt, sich
endlich entschloß, die nöthigen Repara
turen an den Gebäulichkeiten zu unter
nehmen. Seit Ende Mürz bis Mitte
Mai waren stets 15—20 Arbeiter damit
beschäftigt. Die Aufsicht über die Hand
werksleute in diesem Lande ist ein wah
rer Gendarmerie-Dienst. Den braven
Leuten ist Alles anständig — und wenn
wir nicht mit unseren Schwestern über
all dabei gestanden wären, zweifle ich
nicht, daß die Betttücher unter den Kran
ken weggenommen worden. Nun er
freuen wir uns der Früchte unserer
Mühen: Alles ist frisch und neu her
gestellt, gemalt und verschönert. April
und Mai brachten uns wie jedes Jahr
viele Blatternkranke, doch waren die
Sterbefülle seltener als gewöhnlich.
Eine unserer lieben Schwestern, obwohl
in ihrer Jugend geimpft, wurde von
diesem Uebel angesteckt. Um den Ueb
rigen den Schrecken zu ersparen (ge
wöhnliche Ursache der Ansteckung) über
nahm ich selbst den Dienst als Arzt und
Krankenwärterin; so gelang es uns mit
Gottes Hilfe das Uebel aufzuhalten.
Tie arme Schwester litt schrecklich; nach
zweimonatlicher Pflege ist sie kaum noch
im Stande, die leichtesten Beschäftig
ungen zu übernehmen. Am weißen
Sonntag hatten wir den Trost, unfern
hochwürdigsten Herrn Bischof in Port
Said zu sehen. Sechs unserer kleinen
Waisen und acht Zöglinge nahten sich
zum erstenmale dem Tische des Herrn
und empfingen die heilige Firmung.
Am Montag las der ehrwürdige Prälat
bei uns die heilige Messe. Eine un
serer Büßerinnen verrichtete ihre erste
heilige Communion und vier empfingen
das heilige Sakrament der Firmung;
eine junge Thorschwester legte das Ge
lübde des heiligen Gehorsams ab. Nach
Beendigung der LirchlichenFeierlichkeiten
besuchte der Bischof die klösterliche An
stalt und die Classen und bewies uns
überall die vollste Zufriedenheit. Schon
seit mehreren Jahren halten wir am hl.
Frohnleichnamsfeste öffentliche, feier
liche Prozession. Unsere Thorschwestern,
welche derselben mit den Waisen und
Zöglingen beiwohnten, machten wie im
mer die traurige Erfahrung, das; Tür
ken, Muselmänner und Schismatiker,
die natürlich nur aus Neugierde folgten,
weit mehr Ruhe und Hochachtung zeig
ten, als die meisten Katholiken. Im
Innern unseres Hauses geht Alles seinen
gewöhlichen, geregelten Gang.
In unseren Klassen sammeln wir
wie immer auch von Zeit zu Zeit ein
wenig Trost. Tie Zöglinge sind dieses
Jahr viel fleißiger und regelmäßiger
im Unterricht und hoffen wir, daß die
nächste Prüfung für die Preisverthei
lung im Monat August befriedigend
ausfallen werde. Unsere Waisenklasse
macht uns viel zu schaffen; wir zählen
unter 36 Kindern wenigstens 15, die
alle noch zu klein sind, um sich selbst zu
pflegen, also noch viel weniger fähig,
etwas zu arbeiten oder zu verdienen.
Selbst der Unterricht ist in dieser Klasse
sehr schwierig zu geben, da die Kinder
meistens italienisch, griechisch, deutsch
oder arabisch sprechen. Bis man ihnen
Nummer 19.
NUN von der französischen Sprache nur
so viel beibringt, das; sie den Unterricht
verstehen, geht'schon gute Zeit vorüber.
Obschon die hiesige Bevölkerung be
kanntermaßen nicht im besten Rufe steht,
so haben wir doch, Gott Lob, nie Un
annehmlichkeiten ; man läßt uns ruhig
in unserm kleinen Wirkungskreise und
erkennt die Wohlthat der Aufnahme von
Waisen und Büßerinnen. Die musel
männische Regierung läßt uns auch in
Frieden, aber eben auch ohne die min
deste Unterstützung, wahrend man den
Laienschulen in Kairo und Alerandrien
große Summen zuwendet. Nach und
nach werden den Priestern und Ordens
leuten alle Vortheile, die sie früher ge
nossen, entzogen. Vor zwölf Jahren
hatte man auf allen ägyptischen Eisen
bahnen freie Plätze; aus Briefen ersetzte
das Klostersiegel die Freimarke. Ein
oder zwei Jahre später bezahlte man das
halbe Briefporto und halbe Plätze; seit
mehr als sechs Jahren sind diese beiden
Vortheile aufgehoben. In den ersten
Jahren war hier weder von Zoll noch
Gemeindesteuer für Priester und Or
densleute die Rede. Heute bezahlen wir
für einen Sack Mehl, der uns von
Yklexandrien geschickt wird, ungefähr
anderthalb Franken Aus- undEingangs
stener, und haben wir es sicher nur der
Festigkeit unserer französischen Consuln
zu verdanken, daß wir wenigstens noch
die an uns vom Auslande adressirten
Sendungen zollfrei erhalten. Wenn
wir diese kleinen Mißstände mit dem
System europäischer katholischer oder
doch christlicher Regierungen vergleichen,
haben wir doch immer noch dem lieben
Gott zu danken, das; er uns unter den
türkischen Turbanen noch mehr Wohl
wollen (wenn es nicht Furcht ist) finden
ließ, als :nan Ordensleuten in Europa
beweist.
Ter Kriegslürm ist nun auch hier
etwas verstummt; nur fanden unter
Engländern,Maltesen und Eingeborenen
an den Pfingstfeiertagen mehrere Strei
tigkeiten statt. Obgleich es zu Schlügen
und Messerstichen kam, und wir im Spi
tal die blutigen Köpfe zu Pflegen hatten,
ward die Sache doch schnell beschwichtigt.
Die Consuln stehen mit dem gegenwär
tigen Gouverneur auf sehr gutem Fuße.
So machte man die Sache so ruhig als
möglich ab. Tie englischen Kriegs
schiffe haben unseren Hafen verlassen,
was uns sehr lieb ist, denn man findet
auch ohne sie in unserer Wüste schon
schwer und theuer genug, was zum Leben
nöthig ist.
., > — —
Ter Cardinal - Erzbischof von
Paris über den Peterspfennig.
Cardinal Guibert, Erzbischof von
Paris, hat soeben ein Hirtenschreiben
veröffentlicht, in welchem er auf die
dringlichste Weise das Werk des Peters
pfennigs anempsiehlt. In diesem Ak
tenstücke macht der hohe Kirchenfürst eine
Schilderung der Lasten, die auf dem
päpstlichen Stuhle liegen: ein Gegen
stand, worüber er selbst mit dem hl. Va
ter gesprochen hat. Tie so weitschich
tige Negierung der katholischen Kirche,
wovon Rom der Mittelpunkt ist, die vie
len römischen Congregationen, bei wel
chen die bedeutendsten kirchlichen Ge
schäfte der ganzen Welt behandelt wer
den, konnten ehedem sich selbst genügen.
Dank den kirchlichen Gütern, die damals
dem Papste zur Verfügung standen.
Die Sache ist seit achtzehn Jahren gänz
lich geändert. Außer den laufenden
Kosten die er unmittelbar zu bestreiten
hat, soll der Papst noch vielen Anderen
helfen. Hier sind Bischöfe, dort Prie
ster, dort Klöster, die der Eristenzmittel
beraubt sind; hier find Kirchen, deren
Einkünfte nicht mehr vorhanden sind,
dort sind wohlthätige Anstalten, die Un
terstützung erheischen. Auch die üußer
lichen'Missionen vergißt der allgemeine
Vater der Christenheit nicht. Tie fal
schen von den Feinden ausgestreuten
Nachrichten werden dann widerlegt.
Papst Pius IX. hat seinem Nachfolger
keine Schütze hinterlassen; „er empfing
wie ein Armer und gab wie ein König";
das Gold blieb nicht lange in seinen
Händen. Diese und ähnliche Gehanten
entwickelte der fromme Oberhirt in sei
nem Schreiben, und er ermahnte die
Gläubigen, die mit den Gütern dieser
Welt begabt sind, der großen Bedürf
nisse des' hl. Stuhles eingedenk zu sein.