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Kerausgegeben von K. Kreuzers Witwe. ' - . Mce: Po. 30 Wrllj-Straße. Baltimore. M, Mit besonderer vinpfchlung Sr. Heiligkeit, Papst Pins IX., sowie des hochw'stcn Hru. Erzbischoss Gibbons von Baltimore, des hochw'stcn Hrn. Erzbischofs Wood von Philadelphia, und der hochw'stcn HH. Bischöfe Becker von Wilmington, Shanahan von Harriöburg, L'Hara von Tcranton nnd Kai» von Wheeling. Jahrgang 19. Das Schiff des hl. Petrus. (Zin stilles Schifflein gleitet So wundersam und hehr, Bon luud'ger Hand geleitet, Turch's weite Lebensmeer. Das meiste Segel schimmert Im Mcudgolde mild, Bvm hohen Mastbaum flimmert Des Kreuzes Gnadenbild. Die aus dem Schifflein fahren, Sind froh und wohlgemuth, Gesichert vor Gefahren, In Gottes treuer Hut. Wenn auch die Stürme toben, Es in den Äbgrund zieh'n : Wie leitet cs nach Oben Die Seinen sicher hin! Bis an der Zeiten Strande Gs seinen Lauf vollbracht Und dort im Heimathlande Das Ziel entgegen lacht. > «MD Griechenland und die Türkei. Von dem Berliner Kongreß haben die Griechen viel erwartet und wenig oder eigentlich nichts erlangt: sie hofften zu erlanget! die türkischen Provinzen Epi rus, Thessalien, Macedonien mit sammt der Insel Kreta, und erlangt haben sie nur eine nicht naher bezeichnet, ganz unbestimmt gelassene Grenzberichtigung, in Betreff deren sie sich selbst erst noch mit der Türkei auseinander setzen sollen. Das; diese nichtsehr geneigt sein wird, eine bedeutende Gebietserweiterung den Griechen zuzugestehen, liegt aus der Hand: der Kongreß hat beiden Lheilen, falls sie sich über die Grenzberichligung nicht einigen können, die guten Dienste der Mächte angeboten, um die Unter handlungen zu erleichtern. Noch ehe der Beschluß gefaßt war, schrieb man aus Griechenland, man werde vor dem äußersten Schritte nicht zurückschrecken, wenn das Griechenthum die traurige Gewißheit erlangen sollte, daß die Hoffnungen, mit denen die Na tion seit 1 C>3 sich trage, nur durch neue Opfer an Gut und Blut zu erkaufen seien, und man rüstete, während der Friede vor der Thür zu stehen schien, mehr als in denZeiten der größtenKriegs gefahr. Nachdem der Beschluß gefaßt, sind die Griechen untröstlich, daß sie bei der Theilung der Türkei so schlecht wegge kommen und sogar auch mit der Türkei sich erst noch auseinandersetzen sollen. Man hat allerdings glauben wollen, die Türkei werde nicht viele Schwierigkeiten machen; man hat sich aber darin ge täuscht, die Türkei zeigt sich sehr schwierig. Wie es anfangs hieß, sollte die Pforte entschlossen sein,' den Beschluß des Con gresses in Betreff Griechenlands gar nicht zu respektiren; jetzt heißt es, sie wolle den Griechen eine im Verhältnis; zu deren Wünschen unbedeutende Ge bietserweiterung zugestehen, werde aber jedes weitergehende Verlangen zurück weisen und, wenn nöthig, mit Waffen gewalt ihr Territorium vertheidigen. Das; unter solchen Umständen der Ausbruch von Feindseligkeiten zwischen Griechenland und der Türkei in naher Aussicht steht, liegt auf der Hand. Noch ehe der 6 ongres; beendet war, kamen ans Griechenland Nachrichten, wonach die Griechen entschlossen sein sollten, den gegenwärtigen Zeitpunkt nicht vorüber gehen zu lassen, ohne der Welt zu bewei sen, was eine durch unerhörte Behand lung getränkte und erbitterte Nation zu riskiren im Stande sei. Ist es auch, so sagte man, bei dem ersten Akt des orien talischen Dramas zu spät gekommen, so wird es, dessen darf man gewiß sein, beim letzten Akt zeitig genug auf der Bühne erscheinen, um den Beweis zu liefern, daß eine Beruhigung der Balkan- Halbinsel über seinen Kopf' hinweg ein leerer Wahn ist. Fünf Tage nach Un terzeichnung des Berliner Vertrags aber haben die Mächte schon sich genöthigt gesehen, einzuschreiten, um den Krieg zu verhindern: so bedenklich sollen in Folge der Ausstände in den türkischen Provinzen, bei denen Griechenland die Hände im Spiele haben soll, und der militärischen Vorkehrungen der Pforte die Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei gewesen sein. Das; dieses vermittelnde Einschreiten entweder gar keinen oder nur einen ganz augenblicklichen Erfolg gehabt hat, zei gen die neuesten Nachrichten. Es ist nicht zweifelhaft, so schreibt man aus Constantinopel, das; wir uns am Vor abende eines gewaltigen Kampfes zwi schen dem gesummten Griechenthum und der Türkei befinden. Also nicht blos zwischen dem offieiellen Königreich Grie chenland, sondern allen, theils in Grie chenland, theils in dem türkischen Reiche lebenden Griechen und der Türkei! Eng land bemüht sich, Rathschlage in Eon stantinopel zu geben, wie es scheint, ohneErfolg: es gehen Truppen ab nach Thessalien, nach Macedonien, nach Epi rus, um den Insurgenten und selbst den regulären Truppen Griechenlands gegen überzutreten. Wie unter solchen Um ständen der Friede lange Stand halten soll, ist schwerlich abzusehen. In Eonstantinopel will man wissen, daß die russische Diplomatie den zwischen Griechenland und der Türkei auskeimen den Eonfliet nicht ungern sehe. Auch sollen es im türkischen Ministerrathe russischen Einflüssen zugängliche Persön lichkeiten gewesen sein, die dafür einge treten sind, den Griechen eine so unbe deutende Gebietserweiterung anzubie ten, daß die Ablehnung mit Sicherheit zu erwarten sei. Rußland selbst sieht mit Schinerz sich eines großen Theils der Beute, die es heimzuschleppen suchte, beraubt und kann in Asien der Türkei schlecht etwas mehr anhaben der Englän der wegen: wie sollte es ihm nicht er wünscht kommen, daß aus dem europäi schen Gebiete, für welches die Englän der keine Garantie übernommen'haben, die Griechen vorangehen? ————— GriechenlauÄ'ö Enttäuschung. Der gegenwärtige Zustand Europa's bietet mehr als einen Vergleichungs- Punkt mit der Epoche der' Theilung Polens, doch besteht ein charakteristischer Unterschied. Gegen die Theilung Po lens hat Frankreich wenigstens wieder holt protestirt und England hat dieselbe niemals gebilligt. Die Theilung der Türkei geschieht unter der Grausamkeit aller Mächte, sie ist sozusagen ein euro päischer Akt. Dabei berührt die Grie chen am schmerzlichsten die Wahrneh mung, daß England trotz aller Verspre chungen, die es den Griechen im Laufe der Orient-Krise gab, dieselben nicht blos, als es zur Entscheidung kam, im Stiche gelassen, sondern auch auf Cy pern seine Hand gelegt hat, welches Letztere für ein griechisches Erbe zu er achten wohl berechtigt waren. Griechenland war ehedem, wie. nicht geleugnet werden kann, ein Satellit der russischen Politik. Das griechische Volt hoffte von den wiederholten russisch-tür kischen Kriegen für sich Nutzen zu ziehen, und so oft auf der Balkan-Halbinsel der Schlachtruf erscholl, konnte man sicher sein, Griechen unter den Kämpfenden zu finden. Schließlich aber erkannten, die Griechen, daß sie die Geprellten waren und hörten auf, sich für slavische Interessen zu erhitzen. Als nun die bosn i sch-herzegowin i fche I nsurrekti on, mit welcher die letzte Orient-Krise be gann, ihren Höhepunkt erreicht hatte, bemühte sich Serbien, welches sich zum Kriege gegen die Pforte vorbereitete, eine Allianz mit Griechenland zu ge winnen. Herr Garaschanin, der Sohn des ehemaligen serbischen Ministerprä sidenten, kam zu diesem Zwecke nach Athen. Er fand indessen taube Ohren, denn Mr. Stuart, der englische Ge sandte in Athen, soufflirte der griechi schen Negierung die Losung, man wolle sich in eine Angelegenheit nicht mischen, welche mit den hellenischen Interessen nichts zu schaffen habe. Das war im Jahre 1876. Inzwischen hatte Ser bien und Montenegro der Pforte den Krieg erklärt, und die Volksstimmung in Griechenland wurde täglich kriegeri- Ta war es wiederum der engli sche Souffleur, welcher seine Stimme vernehmen ließ. Air. Stuart rieth dem Könige, für einige Monate sein Land zu verlassen und eine Rundreise an die europäischen Höfe zu unterneh men. Damit war jede hellenische In tervention in dem türkisch-serbischen Kriege einfach unmöglich gemacht. Das Ministerium blieb ohne'Initiative zu rück, mit gebundenen Händen. Als König Georg nach Athen zurückkehrte', war der serbisch-türkische Krieg zu Ende, und er selbst brachte von seiner Reise nicht den Schatten eines Resultates Baltimore, Samstag, den 7. September 1878. heim. Man hatte überall die Achseln gezuckt und nur in England sein ableh nendes Verhalten gegen den Slavismus gebilligt. Tie Constantinopeler Eonferenz hatte mit den Griechen kurzen Prozeß gemacht. Sie hatten sich gegen die Pforte nicht er hoben, erklärte der Marquis von Salis bury, und so gebe es keine griechische Frage; es sei gär nicht nothwendig, die griechische Beschwerde zu prüfen. Nun kam der russisch-türkische Krieg; Rußland suchte die Griechen auf seine Seite zu bringen. Zuerst nämlich vor dein Ueber gang über die Donau unterhandelte das Petersburger Cabinet mit Brailas-Ar mem-, dem Gesandten Griechenlands am russischen Hofe, dann nach dem Donau- Uebergange wendete es sich durch seinen Gesandten in Athen, Hrn. Saburow, direkt an das hellenische Ministerium. Rußland bot demselben zuerst als Preis der Mitwirkung den Besitz von Thessa lien und Epirns, sowie eine Monats- Subvention für die Kriegs-Auslagen an. Griechenland lehnte ab. Nun er höhte Rußland, das sich vor Plewna in einer sehr mißlichen Lage befand, die Prämie; es fügte dem alten Angebote noch das südliche Macedonien hinzu. Nun Hütte Griechenland eingeschlagen, aber Mr. Stuart und nach ihm Mr. Wyndham traten neuerdings dazwischen. Sie versprachen dem Cabinet von Athen, daß England bei dem Friedensschlüsse seinen ganzen Einfluß zu Griechenlands Gunsten auswenden würde. Unterdes sen war in Thessalien und Kreta die griechische Bevölkerung aufgestanden, und als der Waffenstillstand von Adria nopel geschlossen wurde, bemächtigte sich der Griechen eine solche Wuth, daß die Regierung von Athen alle Autorität ver lor. Das Coalitions - Ministerium wurde gestürzt und ein Cabinet Komun duros gebildet, welches sofort die grie chische Armee über die türkische Grenze rücken ließ. Aber dagegen protestirte die gesammte europüischeDiPlomatie, und es blieb dem neuen Ministerium nichts übrig, als die Armee unverweilt wieder zurückzurufen. Die Insurgenten in Thessalien ließen sich dadurch freilich nicht beirren, aber endlich ergaben auch sie sich den engli schen Argumenten. Man sagte ihnen nämlicy, nun sei durch die Thätsache der Insurrektion die griechische Frage gestellt und dieselbe würde auf dem Kongresse an den Repräsentanten Englands mächtige Fürsprecher finden. Die Erfüllung die ser Verheißungen ist ausgeblieben, und wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Die Albanesen. Tie Albanesen, deren Zahl sich auf bis 2 Millionen belaufen kann — statistische Erhebungen werden ja dort nicht gemacht — zerfallen in zwei Haupt zweige: in die Tosken vom Flusse Schtumb bis tief nach Griechenland hin ein, und die G e g h e n nördlich von dem erwähnten Flusse bis an die Grenzen Montenegros. Die Ersteren gehören— soweit sie nicht zum Islam übergetrcten — der griechischen Kirche an und gehen in Griechenland wenigstens einer all mäligen Hellenisirung entgegen; die Geghen sind römisch-katholisch und nei gen als solche dem Occidente und jetzt be sonders Oesterreich zu. Ihre Dialekte entfernen sich so sehr von einander, daß Tosken und Geghen sich kaum mit ein ander verständigen können. Beide Stämme hassen einander auf das bit terste, woran die verschiedenen Confes sionen die Schuld tragen mögen. Ter mahom'evanische Albanese ist ebenso be reit, mit den Türken gegen die übrigen Geghen zu Felde zu ziehen, wie die bos nischen Agas und Begs gegen ihre christ lichen Stammesgenoffen. Aus religiö sem Eifer lernt der Albanese Türkisch, Griechisch oder, wenn er Katholik ist, Italienisch. Tie Miriditen bilden seit dem sech zehnten Jahrhundert einen kleinen Staat unter türkischer Oberherrlichkeit, an des sen Spitze ein erblicher Fürst steht, der gewöhnlich den Namen Prenk, d. h. Peter, führt; in Folge dessen ist der Jrrthum verbreitet, daß Prenk Fürst bedeute. Seine Macht ist beschränkt durch fünf Häuptlinge, die man Bayrak tare nennt, und durch die Stammesül testen, deren Würde sich auf ihre Nach kommen vererbt. Wenn ein Miridite ein Verbrechen begangen hat, so wird er von den Stammesältesten verurtheilt; die Vollstreckung des llrtheils liegt aber denn Bayraktar ob, der dafür mit den Aeltesten sich in das Vermögen des Ver urtheilten theilt. Die Verfassung ist somit eine Art aristokratischer Republik. Unglücklicher weise sind die Geghen in eine Anzahl kleinerer und größerer Stämme getheilt, die Haß und Verbrechen, Rachsucht und besondere Interessen in beständiger Fehde erhalten. Jeder Stamm zerfällt in eine Anzahl Geschlechter und jedes Geschlecht in Familien, die von nur eine m Stammvater abzustam men behaupten; deshalbexistiren scharfe Eheverbote zwischen den einzelnen Glie dern des Geschlechts. Die Führer der Miriditen heirathen nach einer alten Sitte nur die Töchter der Mahomeda ner, die sie rauben und darauf taufen lassen. Ihre Frauen sind dann stolz aus die ihnen solcherart erwiesene Ehre. Die einem Lckamm-Mitgliede widerfah rene Unbill, z. B. Mord, sind sämmt liche Mitglieder verpflichtet, zu rächen oder wenigstens dein Betheiligten Ge nugthnung zu verschaffen. Ebenso ist P'S ganze Geschlecht für eine von seinem einzelnen Gliede verübte Blutthat ver antwortlich und muß auch gemeinsam Strafe tragen; deßwegen kommt es oft vor, daß ein ganzes Geschlecht aus wandert, um sich den Folgen einer sol chen That zu entziehen. Die Geistlich keit thut alles Mögliche, um die, wie es scheint, seit uralter Zeit bestehende Ge wohnheit der Blutrache zu unterdrücken, doch bis jetzt mit geringem Erfolge. Trotz dieser Schattenseite des Volkscha rakters sind doch die Albanesen den Bul garen und Griechen vorzuziehen. Wäh rend die Christen im Orient gewöhnt sind, sklavisch und unterwürfig sich den türkischen Behörden gegenüber zu be nehmen, pflegt der Albanese dem Pascha gegenüber nicht nur die Freiheit, son dern auch seine Würde zu wahren. Hie rin zeigt sich am frappantesten der Unter schied zwischen dem Charakter der Bul garen und der Albanesen. Der Alba nese von arischer Abstammung ist nicht zum Sklaven geboren. Im Gegensätze zum Griechen und Bulgaren hält der Albanese das gegebene Wort (voss», d. h. Treu) für heilig. Der Reisende braucht nur das bessa irgend eines ar men Gebirgsbewohners zu besitzen, um m vollständiger Sicherheit zu sein. Gut thut auch der Reisende, wenn er sich an eine Gesellschaft anschließt, in der sich Frauen befinden. Dieselben werden in Albanien so sehr respectirt, daß sie für den Fremden als der beste Schutz gelten können. Die albanesischen Frauen erinnern vielfach an die Spartanerinnen. Als die Armeen des Sultans die Unabhängig keit und die Privilegien Scutaris be drohten, haben die Frauen ihre Männer und Söhne zum Kampfe aufgemuntert, welchen sie auch in die Schlacht folgten. Mitten unter die Kampfenden trugen sie die verstümmelten Leichen der Ge fallenen, um die Gefühle der Rache zu steigern. Man kennt in Scutari Müt ter, die ihre Söhne verstoßen haben, weil sie aus Furcht die Schlacht verlas sen haben; ebenso kennt man Frauen, die sich von ihren feigen Männern ge trennt haben. Tie Sittenstrenge dieses Volkes wird sehr gepriesen, und nirgends in Europa ist man in dieser Beziehung so streng, als gerade in Albanien. Wenig Gün stiges läßt sich dagegen über die geistige Bildung der Albanesen berichten. Bei den „gebildeten"Städtebewohnern besteht die Erziehung darin, daß man den Kna ben die Elemente des Rechnens und et was Italienisch beibringt;, die eigene Muttersprache zu cultiviren, fällt keinem Albanesen ein. In Italien hetzt die Revolutions partei, der alte Garibaldi an der Spitze, zum Kriege gegen Oesterreich. Volks versammlungen werden abgehalten und Freiwillige 'heimlich angeworben, um Südtyrol sammt Triest den Oesterrei chern wegzunehmen. Der Kaiser von Oesterreich hat aber entschieden erklärt, lieber wolle er zu Grunde gehen, als daß er diese Länder von Oesterreich losreißen lasse. Wunderbare Errettung. Ein Hauptmann, welcher sich durch seine Tüchtigkeit vom „gemeinen Solda ten" zum H a u p t m a n n in der öster reichischen Armee emporgeschwungen hatte, befand sich als Garnisons-Kom mandant in einem „galizischen" Städt chen. Er Pflegte, so oft unter Blitz und Donner ein Gewitter heranzog, vor sei nem Kruzifixe zwei geweihte Kerzen an zuzünden. So hatte er es seit langer Zeit gethan, und so that er auch an einem Juli-Abende in dem galizischen Städtchen, als ein furchtbares Ungewit ter sich entlud.—Der Hauptmann hatte an diesem Abende einige Herren bei sich zu Gaste. Sie saßen im Hintergründe des Zimmers an einem Tische und spiel ten Karten. Da begann das Ungewit ter, Blitz folgte auf Blitz, Donner auf Donner. Der Hauptmann erzählte den anwesenden Herren, daß er seit langer Zeit bei Ungewittern vor dem Bildnisse des Gekreuzigten zwei geweihte Kerzen anzuzünden pflege und daß er es deß halb auch jetzt thun wolle. Er legte die Karten weg und begab sich zu dem Kru zifix. Einer der Herren rief ihm lachend zu: „Aber, Herr Hauptmanu, Sie wer den doch nicht des Ungewitters wegen das Kartenspiel unterbrechen?" „Ja, das werde ich !" sagte der Haupt mann ernst und zündete die Kerzen an. „Einer solchen Dummheit wegen das Spiel zu unterbrechen!" flüsterte Einer seinem Nachbar zu. In diesem Augenblicke war das Zim mer von einem grellen Lichtscheine er füllt. Ein furchtbarer Schlag erfolgte, und der Hauptmann prallte entsetzt und betäubt zurück. Welch' ein entsetzlicher Anblick bot sich ihm aber dar, als er in den Hinter grund des Zimmers blickte! Tort lagen 3 Leichen. Ter Blitz hatte eingeschla gen und die bei dem Tische befindlichen 3 Herren getödtet! Erschüttert blickte der Hauptmann auf die Unglücklichen, die vor wenigen Mi nuten ihn ausgelacht und verspottet hat ten. Hütte er das Spiel nicht unter brochen, um nach alter, frommer Ge wohnheit die Kerzen vor dem Kruzifixe anzuzünden, er wäre wahrscheinlich auch vom Blitze getödtet worden. Und der Hauptmann zündete auch fer nerhin jedesmal bei einem Ungewitter zwei geweihte Kerzen an und erzählte Jedem, der es hören wollte, die Geschichte von seiner wunderbaren Errettung. — — .»» — Ein ungerathener Sohn. Welche saubere Früchte in Folge schlechter Erziehung in der Schule und blinder Affenliebe der Eltern heranwach sen, davon gibt folgende Thatsache, die sich kürzlich in Remscheid bei Düsseldorf ereignete, einen deutlichen Beweis. Eine den gebildeten Stünden ungehörige Wittwe hatte einen 17jührigen Sohn, der durch seine bösen Streiche oftmals Anlaß zu ernsten Mahnungen und War nungen gab. Das hofsnungsvolleBürsch chen ließ sich aber das nicht gefallen und trat der Mutter mit rohen Schimpfwor ten entgegen. Bald aber, als der Wort wechsel immer heftiger wurde, griff plötzlich der entartete Sohn zu einem in der Nähe liegenden, scharf geschliffenen Beile und drang damit auf seine Mutter ein. Diese, ein kleines Kind auf dem Arme, stürzte in ihrer Angst aus dem Gemache, fand glücklicher Weise die Thüre eines gegenüberliegenden Zim mers offen und flüchtete in dieses, die Thüre hinter sich verschließend. Ihr auf der Ferse folgend, traf gleich darauf auch der Sohn vor der Thüre ein. Gräßlich wüthete und tobte er, als er sein Opfer entkommen sah; furchtbare Schlüge richtete er mit der Mörderwaffe gegen die leicht gefugte Thüre. Ta beginnen plötzlich die Holztheile aus ihren Fugen zu weichen; eine na menlose Angst um ihr und des Kindes Leben erfaßte die bedauernswerthe Frau. Schon lösten sich einzelne Stücke der Holzfütterung aus ihren Rahmen, schon erblickte die Frau durch die entstandenen Oeffnungen ihren rasenden Sohn, da trieb sie die Angst zum Aeußersten, Sie öffnete das auf den Hof führende Fen ster und suchte nun, fest das Kind an ihre Brust drückend, durch einen kühnen Sprung dem Verfolger zu entgehen. Leider blieb sie dabei mit den Füßen an Nummer 21. dem Fenstergesims hängen und siel, den Kopf nach unten, aus einer Höhe von annähernd 15 Fuß so unglücklich in den Hof hinab, daß die Aerzte für ihr Leben im höchsten Grade besorgt sind. In zwischen wurde ein zufällig des Weges daher kommender Polizeibeamter zu der Unglücksstelle gerufen. Der unnatür liche Sohn, der seine Mutter im Zorne ermorden wollte, wurde verhaftet. Doch was geschieht? In Folge der liberalen Gesetzge bung kann dieser freche Bursche nicht bestraft werden, wenn nicht von der Be leidigten Strafantrag gestellt wird. Tie Mutter aber,—vielleicht aus Furcht vor ihrem säubern Sohn!—weigerte sich, einen Strafantrag zu stellen, und so wurde dieser ungerathene Bllrsche wie der straflos entlassen. Sind das nicht herrliche Früchte unserer Humanität ? Solche und ähnliche Fülle werden wir noch in Unmasse hören in Folge der libe ralen „Freiheitsphantasterei". Wenn der Mensch zu „frei" und „religionslos" ist, wird er zur Bestie. - - -- «»» n - — Die Amerikaner sangen an, den katholischen Eonservatismus zu schätzen. Die denkenden Amerikaner fangen an, endlich einzusehen, daß die katholische Kirche die einzige conservative Körper schaft im Lande ist, die einzige Macht, die noch Grundsätze und Gewissen in Anschlag bringt, achtet und schützt. Sie fangen auch an, diese Entdeckung, zwar etwas vorsichtig, dabei aber doch ganz bestimmt, auszusprechen. Mehrere Leit artikel in der Chicago „Tribüne" be handelten kürzlich Dieses Thema, und kamen darin Ansichten MM Ausdruck, wie die Folgenden: „Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die römisch-katholische Kirche noch den klaren Beweis liefern wird, daß sie als conservatives und zügelndes Element in unserem politischen Systeme von höchst möglichstem Nutzen ist, trotzdem viele eifrige Protestanten diese Macht für ge fährlich und feindlich für die Dauer un serer freiheitlichen Institutionen halten. Wir reden jetzt von dem katholischen Einfluß, der gegen die Tendenzen des Sozialismus und Communismus bei den Arbeitermassen dieses Landes in Anwendung gebracht werden kann, um denselben entgegen zu wirken, da in je dem Staate und jeder Stadt ein großer Theil der Arbeiter der katholischen Kirche angehört und deshalb bis zu einem ge wissen Grade unter ihrer Leitung steht. Ter hochw. Hr. Fagan von Milwaukee, einer der energischsten und treuesten Priester des Westens, veröffentlichte un längst eine Karte, worin er in kräftigen und derben Worten die sozialistische Be wegung verurtheilte und alle seine Leute warnte, mit derselben nichts zu thun zu haben. Es freut uns ferner, daß der „Catholic Telegraph", das Organ des Herrn Erzbischofs Purcell von Cincin nati, den gemeinen Lumpenkerl Kearney als unfern verkommensten kommunisti schen Demagogen brandmarkt. Darum glauben wir auch, daß in dem Kampfe, der nun das Volk der Ver. Staaten be droht, diese religiöse Körperschaft auf Seite des Gesetzes, der Ordnung und einer dauerhaften Negierung zu finden sein wird, um als eine conservative und erhaltende Macht in jedem Falle, der die Stärke der republikanischen Institutio nen auf eine Probe stellen wird, wie sie nie zuvor sich einstellte, aufzutreten. So viel wie wir den Geist und die Ge sinnung der hervorragendsten Katholi ken kennen, sind wir der Ansicht, daß dem so sein wird." —, - > « InFrankreich haben die religiösen Kongregationen in den letzten zehn Jah ren nicht weniger, als 46 neue Pensio nate (Erziehungs-Anstalten) gegründet und 11,919 neueSchüler gewonnen, wah rend die weltlichen Institute in demsel ben Zeitraum um 163 abgenommen und 11,760 Schüler verloren haben. Diese Zunahme der geistlichen Anstalten ist doch sicher ein Beweis, daß sie sehr tüch tig sein müssen, da sie in einem so ho hen Grade das Vertrauen der Familien besitzen.