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„Ich sage es nur Dir allein, denn ich weiß. wohl, daß Du zu keinem Men— schen darüber sprichst.“ „Du irrst Dich sehr, Marianne, wenn Du das glaubst; ich bin ebenso geschwt zig, wie Du, und werde allen Leuten wie— derholen. „Du fsagst das nur, um mich zu stra— fen“, beneckte Marianne unruhig, „Du wirst gewiß der armen Mutter, welche sich Alles versagt, um ihren Sohn zu erhal ten, keine lnannehmlichkeiten machen.“ Sie tri? pelte an Sophiens Seite und begann ihr dann zu beweisen, wie leicht es mögltch sei, durch das offene Fenster in des Ziurnner einzudringen: Sophie war gewiß ron der Wahrheit dieser Aeu— seerung mehr überzeugt, als ihre Begleite rin, dech bütete sie sich wohl, es einzuge steben,/ und schwleg. Plötzlich blleb Marianne stehen und be irachtet- neugierig die lange Reihe der Kaufläden, die sich vor ihr ausbreitete. „Was suchst Du ?“ fragte Madame Cottin. ; „Einen Buchhändler, der freundlich genug aussieht“, versetzte die Dienerin, „sieh nur, der eine, der vor seinem Laden steht, scheint höflich zu sein, laß uns hin gehen.“ „Es sei, auf gut Glück!“ rief Sophie und trat in den Laden ein. Sie blieb erröthend und gesenkten Blickes vor dem Buchhändler stehen, welcher auf sie zu ging, und frug, was für ein Buch sie zu kaufen wünsche. „Wir wollen nichts kaufen, sondern vieliehr verkaufen“, nahm Marianne das Wort, weil Madame Cottin verlegen schwieg, „wir haben einen Roman ge macht, den wir verlaufen wbllen; er ist wunderschön, ich schwöre, Sie haben kein so gutes Werk in Ihrem Laden, als die— ses!“ „Schweige!“ rief Sophie, und wandte sich an den Buchhändler init der Frage; „Mein Herr, kaufen Sie keine Manu stripte?“ „Berzeihen Sie, Fräulein oder Frau, denn Sie sind so jung, daß ich nicht weiß, welcher dieser beiden Titel Ihnen gebührt“, sagte der Buchhändler, und indem er eine wichtige Miene annahm, fügte er hinzu: „Wie ist der Name des Autors ?“ „Der Name des Autors ? wiederholte, Sophie, auf s Neue in Verlegenheit ge— rathend. „Nun freilich,“ sagte der Buchhändler, „da ich nicht immer Zeit habe, jedes Werk zu lesen, werden Sie begreiflich fin den, daß ich nur den Namen des Schrift stellers berücksichtige und kaufe.“ „Aber, mein Herr“, versetzzte Madamẽ Cottin entmuthigt, „die Arbeit ist von mir selbst, und ich habe keinen bekannten Na—. men. Wollten Sie sich denn nicht die Mähe nehmen, es durchzusehen ?“ „drau oder Fräulein, Sie werden be— greifen mein Gott!“ entgegnete der Buchhändler“ „ich zweifle nicht daran, daß es ein Meisterwerk ist —es ist unno— thig, daß ich es lese, denn ich werde es ge— wiß vortrefflich finden, aber was hilft das ? Sehen Sie, da liegen zwanzig Romane von betkannten Schriftstellern, und ich las se sie nicht drucken; die Geschäfte stocken. Vielleicht später —wenn Sie einen bekann ten Namen erlangte haben „Wenn alle Buchhändler Ihnen glei— chen“, sagie Marianne trocken, als sie sich anschickte/ mit ihrer Herrin den Laden zu verlassen, „werden wir nie berühmt wer den —Hast Du an der einen Abweisung nicht genug ?“ frug sie erstaunt, als sie sah, daß ihre Gebieterin einem zweiten Bücherladen zuschritt. „Nein, ich muß es noch einmal versu— chen!“ entgegnete Madame Cottin, und trat in die Buchhandlung ein. 8. Das Klavier. Der Buchhändler, ein junger Mann von gutmüthigem Aussehen, ging höflich der jungen Frau, die schüchtern u. furcht sam bei ihm eintrat, entgegen und sagie: „WVas steht zu Ihrem Befehle, mein Frulein ?“ : wieder „Fräulein !“ unterbrach ihn Marianne unwillig „vle Dame ist eine Frau und noch dazu Witrwe —“ „Die Dame ist so jung erwiederte der Buchhändler, sich entschuldigend. „So jung fuhr vle Dlenerin sont, „sie ist zwanzig Jahre alt; sie ist jung, das ist wahr, aber es gibt doch noch jün— gere.“ „Mein Herr“, begann Madame Cot— tin, ich fürchte fast, daß mein Besuch bei Ihnen erfolglos ist ich habe einen Ro— man geschrieben „Den Sie veröffentlichen wollen?“ un terbrach sie der junge Mann. „Wenn Sie ihn dessen werth halten,“ bemerkte Sophie. „Ich werde ja sehen“, versetzte der Buchhändler, haben Sie das Manu— seript da?“ Sophie übergab es zitternd. „Das ist sehr kurz, sagte der Buchhänd— ler, indem er in dem Manuseripte blätter— te, das wird einen kleinen Band geben. Wollen Sie wohl die Güte haben, mir das Heft anzuvertrauen und in acht Ta gen „Sie sollen Alles erfahren, fiel Sodhie lebhaft ein, lch benothige Geld, deßhalb bitte ich Sie, mir sogleich zu sagen ob Sie das Werk kaufen wollen.“ „Das ändert freilich die Sache“, et wiederte der Buchhändler ernst, und wel— chen Preis verlangen Sie dafür ? „Ich bin Ihnen gegenüber nur eine unbekannte Schriftstellerin, versetzte So— phie, und was immer ich auch vorbringen würde, um Sie günstig zu stimmen, wäre nutzlos. Ich kenne den Werth meiner Arbeit nicht, ich habe mir noch nicht ein mal die Zeit genounnen, sie zu corrigiren ; aber ich brauche zwölfhundert Franken, unv zwar schon morgen Abend um sechs uhr zes hängt daher von Ihnen ab, mich glücklich zu machen.“ „Es sei, gestatten Sie mir nur die Zeit, drei Seiten zu lesen; eine am Anfange, eine in der Mitte und eine am Ende, dann werde ich Ihnen sogleich mein Ur theil darüber mittheilen.“ Nach einer Viertelstunde, die Sophien ein Ewigkleit schien, erhob sich der Buch—- händler und trat zu ihr mit den Worten: Es ist gut, sehr gut“ gnädige Frau, so Aief gefühlt! Nur ist es mir unmöglich, das · Werk zu veröffentlichen, ohne es einer Cortectur zu unterziehen, Was endlich yen Preis betrifft/ muß ich gestehen, daß er etwas hoch ist, aber Sie benöthigen des Geldes, darum will ich nicht lange feiischen, sondern Ihnen die verlangte Summe für den Röman auszahlen. Nicht wahr, Sie werden mich bei Ihrer näch— sten Arbeit dafür entschädigen ?“ „Ach ja!“ rief Madaine Cottin mit freudestrahlenden Blicken aus, von Herzen gerne! Biste/ geben Sie mir das Manu—- seript, Se sollen es morgen verbessert zu rückbekommen. „Und niorgen um sechs Uhr Abends werde ich Ihnen das Geld dafür selbst überbringen, weyn Ste es mir gestatten“, erwiedelle det Buchhandler. „Gewiß, meist Herr, versetzte Madame Cottin, „ich werde seht erfreut sein, Sie bei mir zu sehen.“ „Wünschen Sie die kleine Sunmne in Banfknoten, Silber oder Gold ausbe— zahlt ?“ frug der Buchhändler, indem en die junge Frau bis zur Thür begleitete. „In Gold, erwiederte Sophie, indem sie den Laden verließ, ich danke Ihnen recht sehr für Ihre Gefälligkeit, denn Sie haben mir einen großen Dienst erwie sen.“ : Zu Hause angelangt, setzte sich Sophie sogleich zur Arbeit, und Marianne lief zu dem Portier, dem sie folgende Nachricht brachte: „Jean Jaul, Ihr könnet Eurer Gräsin sagen, daß wir ihr Klavier lau fen und morgen Abend baar bezahlen wer den. Habt Ihr mich verstanden?“ „Ja, was habt ihr denn heute frilh gelhan, daß ihr auf einmal so viel Geld habt ? srug ver Portier spöttisch, hat Eu— re Herrin vielleicht gar einen Schatz ge— funden?“ : „Nein, sie hat leinen Schahz gefunden; entgegnete Marianne zornig, sondern sie besitt einen Schatz in ihrem Geliste, in ihrem Kopfe !“ „Das ist eine Fabel, erwiederte Jean Paul, wenn es einen Schahßz im Kopfe oder im Geiste geben würde, müßie ich ebenso viel wiet Madame Cottin sinden, venn ich habe Geist und Kopf viele Solliqh meine au ng 1 a azu rs samn Lurxemburger Gazette. Ja, das ist wahr“, unterbrach ihn die Alte, sie schreibt vom ·Morgen früh bis zum Abend.“ „Nun seht, fuhr der Portier fort, ich lege meine Hand in's Feuer —Eure Herrin ist eine Verschwörerin!“ Heilige Mutter Gottes! schrie Marian— ne, „eine Berschwörerin Wisset ibr denn, was Ihr damit sagẽt ?“ „Vollkommen !“ versetzte Zean Paul, „ich ·habe schon mit den Munieipal ge sprochen, der bei uns im, vierten Stocke wohnt, und der theilt meine Ansicht. Ma dame Cottin unterhält Correspondenzen mit England. Warum würde sie sonst den ganzen Tag schreiben ?Es ist ganz unna tüürlich, daß eine Frau schreibt; meine Frau schreibt nicht eiungl ihre Auslagen auf —freilich kann sie nicht schreiben, aber das macht nichts. Glaubet mir, Euxe Herrin ist eine Berschwörerin !“ „Der Mann ist verrückt!“ sagte Ma rianne nachdentlich/ und ging zu Sophien zurück. 7 ; 6. Der Muzicipial. Madame Cottin war die ganze Nacht wach gebligben und hatte gearbeitet, um das Manuseript zur bestimngen Stunde abliefern zu können und um die Summe gleich zu erbalten, welche das Leben des Freundes retten sollte, den ihr seliger Mann so sehr gelieht hatte· Die Uhr schlug die fünfte Stunde, Mariaune hatte schon Licht gemacht„und Sophie beendete eben die Correktion der letzten Seite, als sich plötzlich die Thüre öffnete und Mari anne, gefolgt von Jean Paul u. mebreren Soldaten, eintrat. „Im Namen des · Gesetzes durchsuchet Alles“ sagte der Offizier der Nationalgar de zu den Soldaten, die sogleich das Zim mer in die größte Unordnung brachten, indem sie ihre Nachsuchungen anstellten. „Was Wollen Sie- meine Herren !“ frug Sophie, entrüstet über diese Rüück— sichtolosigleit. Der Munieipal legte die Hand an sei— nen Hut und grüßte militärisch. „Bürgerin“, sagte er, „„Du bist ange— klagt, mit dem Auslande in Correspon denzzu stehen, und ich habe den Auftrag, alle Papiere zu nehmen Ich correspondire mit dem Auslande!“ rief Madame Cottin erstaunt aus, „wer hat diese Lüge erdacht, um eine arme Wittwe, eine unerfahrene, harmlose Frau, in Verberben zu stürzen ?“ „Wenn Du unschuldig bist, hast Du nichts zu befürchten“, entgegnete der Of— fizier, „eige nun Deine Papiere.“ „Hier“ sagte Sophie, „das sind Briefe von meinem Manne—nicht wahr, ich er— halte sie wieder? Dieses Paket enthält Briefe von meinen Freudinnen aus der Pension; diese großen Hefte enthalten die Resultate meiner Studien, dieses hier ist ein Auszug aus der Geschichte, jenes han delt von Geographie, das dritte lesen Sie nur —ist ein Rechenheft —“ „Ziffern“, sagte der Munieipal, indem er das Heft zu sich steckte, „Ziffern sind verdächtig, wir werden das Heft genau durchsehen.“ ̃ „Schade“, erwiederte Sophie, „ich be— darf dessen zuweilen, doch ist das kein so großes Unglück —“ r „Und diese Brife, die mit Bistaud unter— zeichnet sind ?“ unterbrach sie der Ofsi— zier. „Sind die Briefe meiner Mutter, als ich Bordeur verließ, um meinem Manne nach Paris zu folgen.“ „Briefe einer Mutter sind nicht ver— düchtig ; doch diese Papier fügte der Offizier hinzu, indem er sich dem Schreibtische nherte und seine Hand auf das Manuseript des Romans „Elisabeth“ legte. „Oassen Sie das, mein Herr !“ bat Sophie. - „Ah, das wäre also, was wir suchen“, versetzte der Municipal, und sammelte die zerstreuten Blätter. „O mein Herr“, rief Madame Cottin ausgeregt, „o bitte, lassen Sie das! Ich gebe Ihnen die feierliche Versicherung' daß es nichts gegen die Republik enthält —ich schwörr —“ „Warum dann diese Angst ?“ frug der Munieipal. e Sophie, welche an den · B der fymmen solste, und an Herrn von Fombellr dachte, der auf das Geld warten müßte, „warum ? Aber wenn ich schwöre, daß diese Papiere für Sie ganz unbedeutend und für mich von großem Werthe sind. Lassen Sie sich doch erbitten und nebmen Sie das Heft nicht; wenn Sie wollen so verhaften Sie mich, aber geben Sie nlr mein Manuscript wieder, ich beschwoöre Sie!“ „Ach ja, Herr“, bat Marienne, „geben Sie uns die Papiere zurüt, ich will Ib— nen sagen, was sie entbalten. Meine Gebieterin hat einen Roman geschrieben, den sie an einen Buchhändler um zwölf hundert Franken verkauft hat, um sich ein Klavier zu kaufen. Da haben Sie nun das ganze GebeimniK. und wenn Sie nicht mir glauben wollen, so fragen Sie den Buchhändler selbst, der eben fomms “ Und in der That war es so; wie Ma rianne gesagt hatte, denn ein junger Mann trat ein. 7. Der Portier. Als der Buchhändler so viele Leute im Zünmer fand, wollte er sich entfernen, doch Marianne eilte auf ihn zu und hielt ihn zurück. Sprechen Sie, mein Hetr“ rief sie, „enthüllen Sie die Unschuld meiner Ge-! bieterin. Sagen Sie diesem Herrn, was diese Papiere enthalten.“ Der Buchhändler warf einen Blick auf das Paket, welches der Municipal in der Hatd hielt, und sagte: „Das ist ein Ro man, den ich gestern von Madame Cottin gekauft habe.“ Sophie hörte kaum, was um sie vor ging; ihr Auge haftete mit Entsetzen auf der Pendeluhr welche die siebente Stun—- de, verkundigte. Es fehlte noch eine Stun de, bis Fombelle komnen mußte, und mit jeder Minute wuchs die Angst der edel müthigen Frau, weil sich die Hindernisse stets vermehrten. Nach einer kleinen Pause sagte der Of— zier: „Ich will gerne glauben, daß dieses Heft hier nur einen Roman enthält; aber das schader weder Ihnen, noch der gnã— digen Fron, wenn ich ihn mitnehme, um ihn durthzusehen - Ich werde ihu Abend zurücsschicken.“ Es war sieben Uhr fünf Minuten, und Soyhie wurde immer unruhiger. „Gestatten Sie mirt, Ihnen den Roman vonzulesen“, bat sie. „und wenn Sie nur ene verdächtige Zeile/ ei n verdächtiges Wort darin finden, bin ich bereit, mich je der Strafe zu unterziehen.“ „Das ist gut“, sagte der Buchhänd ler. „Auch ich sehe darin nichts Unerlaub tes“, meinte der Munieipal. Es war 7 Uhr 10 Minnten. Madame Cottin nahm das Man— seript aus den Händen des Offiziers, die Anwesenden bildeten einen Kreis um se und Sophie begann: „Das ist die Vor rede: der Autor bittet um die Nachsicht der Leser, denn verschiedene Umstände ha— ben ihn gezwungen, schnell zu schreiben, schnellzu corrigiren und schnell das Ma— nuscript abzuliefern; und wenn das auch keine Rechtfertigung für die Fehler ist, wel— che das Werk enthält, ist es doch wenigstens eine Entschuldigung. —Der Buchhändler muß ihm das Geld im Geheimen ilbergeben fügte sie leise hinzu, mit einemßlicke auf den Buchhändler, —aber das betrifft das lleber einkommen mit diesen Herrn; gehen wir nun zum Romane selbst“. Mit sicherer Stimme begann Madame Cottin zu lesen, und je weiter sie in ih— rer Erzählung vorwärts kam, desto mehr steigerte sich die Aufmerksamkeit. ihrer Zu hörer, und die Theilnahme des Auditori ums wuchs mit jeder Zeile; bald war kein Auge mehr trocken, und einer der Anwe senden, der seine Bewegung nicht mehr be herrschen konnte, unterbrach Madame Cottin in ihrer Vorlesung, indem er wei—- nend vor ihr auf die Kniee sank: „Ich bin ein elender Monsch“, rief er, „denn ich habe Sie dem Gerichte angezeigt, ich habe es gewagt, Sie zu verleumden und zu verdächtigen, weil Sie so viel schreiben ! O gnädige Frau, wie schoön, wie rhrend ist Alles, was Sie da lesen ; ich werde Ihr Buch klaufen, sobald es im Drude erschie nen ist; ich werde un lernen, mtine Frau, meine Kinder m e lernen! Ja, gndige Frau, für „das ich mir erspart habe, werde lch Ihr Buch kaufen, und Sie, mein Herr“, sagte er zu dem Buchhändler, indem er sich erhob, „werden mir das erste Eremplar des Ro mans geben. Ich bin Jean Paul, Por ter des Hauses Nro. 16 in der Straße Chantereine. Und jetzt gnãdige Frau, sageü Sie, ob ESle mir vetzeihen lön nen ?“ —— nt ECottin blickid auf die Pendel— ubhr o Got fehlen noch fünf Minu ten auf i erhob sich hastig: „Ja, ja, ich verzeihe Ihnen “ entgegnete sie. „Acht waht Herr Offizier, Sie las sen mir ihein 2 Der Nunicipal troctne Rich die Au—- gen, und Jegn Panl trat schluchzend auf seinen verige lah Die arme Schrist stellerin schautertt denm der Zeiger stand auf acht nhr Sie nabm ibre ganze Kraft zusammen, um rubig zu scheinen. „Das Ende, gnädige Frau, ich. bitte, sagen Sie uns den Schluß“, bat der Mu— nicipal. Sophie zwang sich zn emnem Lächeln und erwiederte : „Nein, das hieße Ihnen das ganze Vergnügen verderben. welches Sie · bei dem. Lesen meines. Buches emp finden würden. daber erbessew Sie mir den Schluß : übriges mus ich Ihnen gestehen, daß ich mich umvohl fühie „Verzrihen Sir unsere ludiscretion, gnädige Frau“, erwrderte der Offfzier sich erhebend, „ich habe uich überzeugt, daß die franzosische Reprrblit von Ihnen nichts zü fürchten hat. Ich lbasse Ibnen deß halb Ihre Papiere, Ihre Briefe, und verlasse Sie mit der Bitte, mir meines Besuches wegen nicht zu zürnen.“ In diesem Augenblicke klopfte es drau- Ben leise am Fenster. Madame Cottin wurde leichenblaß ; „Noch nicht, meine Herren, bleiben siel“ Und mit diesen Worten reichte sie dem Buchhändler das Munuseript ; dieser hat te ihren Wink von vorhin verstanden und händigte ihr verstohlen eine kleine Rolle ein. Da pochte es zum zweiten Male etwas stärker an das Fenster; Sophie fuhr er schreckt zusammen. „Das hieße Ihre Güte mißbrauchen“, versetzte der Munieipal, sich der Thüre nähernd. „Ich bitte bleiben Sie“, drängte Ma— dame Cottin, „und auch Sie, Herr Jean Paul. Marianne wird Ihnen Wein aus meiner Heimath, aus Bordeaux, vorsezen, Sie können os mir nicht verweigern, auf das Wohl Frankreichs zu trinken, nicht wahr “ Die Anwesenden nahmen ihre Plätze wieder ein, der Portier drehte seine Kappe mit großer Zufritdenheit zwischen den Fingern herum, und Sophie sagte: Jetzt —die Aufregung, das Lesen, die Hitze in dem Zimmer —Sie werden entschuldigen. Mit diesen Worten trat sie hinter den Vorhang beim Fenster. „Wenn Sie wünschen guädige Frau —, rief der Buchhändler ihr nachei lend. „Kommen Sie nicht näher“, sagte So—- phie mit Entsetgen, dann faßte sie sich uno fügte lächelnd, um ihre Angst zu verbergen hinzu: Sie verstehen —mir ist nicht ganz woht das Kleid ist eiwas zu enge —ich bitte lassen Sie mich allein. Und die edle Frau beugte sich zum Fen—- ster hinaus, reichte dem Herrn von Fom belle die Rolle mit Goldstücken mit den Worten: Nehmen Sie dieß! reisen Sie glücklich und beten Sie für mich Madame Cottin erschien freudestrah lend unter ihren Gästen, und Marianne stellte Wein und Gläser auf den Tisch, um den sich die Gäste gesetzt hatten. Jetzt werden wir doch endlich ein Kla vier belommen, Sophie ? sagte die Alte mit leiser Stimme, als sie das Glas ihrer Herrin füllte. Noch nicht meine arme Mariannte, ent gegnete Sophie mit einem vergnllgten Tone, der mit dieser Antwort sehr kontrast irte. ; c Kellner. „Iq bitte, da fehlen uoch 16 errun en dr Keumt osudede dienung!“ 1 al n nn