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die Kranle eifrig den Pater Olivaint angerufen, der sie einst zur ersten hl. Kommunion geführt hatte. Sie hielt neuntägige Andachten zu hm, eine nach der andern, und am Montage endigte sie die fünfte. Im Wagen führte man sie zur Kirche und brachte sie, denn sie war außer Stand sich zu bewegen, zum Sarge des Paters Olivaint. Kaum hatte sie die Bahre berührt als sie ein Strecken in den Beinen fühlte, davon eines verkürzt gewesen war. Siehe da! Sie steht aufrecht, und wandelt zur Seite des Sarges, den man in die Kirche trägt. Hier wirst sie sich, ohne Unterstütung, auf die Lnie, und verharrt so gegen 10 Minuten. Dann gehi sie, ganz alleiu, zur geöffneten Gruft, wo man eben das leßte Weihwasser sprengt, und nachdem Alles geendet ist kehrt sie zu Fuß nach Hause. Seitdem lömmt sie jeden Tag zur Kirche, und verrichtet ihr Gebet. Sie ist jetzt vollkemmen geheilt. (ilger v. Speyer.) Kirchliche Uenigkeiter. Yort, Pa. —m Sonntag den 11. Sept. Nach mittags fand unter zahlreicher Betheiligrng des Volkes aller Confessionen, die feierliche Grund—- steinlegung der neuen Kirche zu Codurus in Yerk «County, durch den Hochw. P. George Hieber, 8. J.„ staat. Milwautee 14. Sept. —Es gereeicht uns za be sonderm Vergnügen unsern Lesern mittheilen zu können, daß bereits 50 junge Männer die, von Herrn Salzmaun gebotene Gelegenheit sich zu Nußhen gemacht haben, um sich für den so edelen Beruf eines latholischen Volksschullehres verzube reiten. Möge die junge Pslanzen das Lehrerse minar, aufgesproßt im Garten der latholischen Kirche unter der fürsorglichen Hand des Herrn Salzmann, gedeẽhen und wachsen, zum Nugen und Frommen Aller. Bittsburg, Pa. —Brn dem Thurme der St. Marienkirche in Allegehny stürzte am Mitt woch Abend, während das Angelus geläutet wurde, mit großen Gepelter die große Glocke her ab. Glücklicher Weise kam Niemand dadurch zu persönlichen Schaden. Der Schaden, der dadurch am Thurme selbst angerichtet wurde, wird sich vwn 150 bis 200 Dollars belaufen. New-- York. Vorleßie Woche wurten in ·Long- Island·City durch den Hochw. Herrn MA. Marco vier Convertiten in die heilige Kirche auf— genommen. Unter denselben befant sich ein Fude und ein Presbyrerianer. Louisville, &K.—Am 4. Septentber ist das St. Mary-Collegium unter Leitung der hochw. Bäter vom Orden der Auferstehung Jesu Christi wieder eröffnet worden. Der Hochw. Hr. Elenna ist Präsident dieser Anstalt, weil der horhw. P. Gle— walski durch Krankheit verhindert war, diesr Sael le noch länger zu belleiden. Rollingstone, Minn. —Am 2. Sept. wurde da— hier die neue lathol Kirche durch den hochwsten Hrn. Bischof Grace feierlich eingeweiht. Der hochw. Hr. Karl Köberl hielt die Festpredigt. In New-Orleaus wurde am Sonntag, den 10. Sept., von Hochw. Generalvikar G. Ravmond der Grundstein zu einer neuen Kirche an der Ecke von Claiborne und Annette Str. gelegt. —ben daselbst wird am 8. October die neue Kirche des Al. Vincent v. Paul eingeweiht werden. In Portland, Oregon iszein neues laiholisches St. Michaels College errichtet und unter das Rec torat des Hochw. A. I. Glorieur von der Et. Pauls Kirche in Mariorn Co., Oregon, gestellt worden. Indianna, Pa. —Am 26. Sept. d. I. wird da-- hier· die neu erbaute St. Bernhardus·Kirche ein— geweiht werden. Die Unsittlichkeit in Berlin. Aus einer Denlschrift des „Central- Ausschus ses für die innere Mission der Deuntschen evange— lischen Kirche“ an den Reichstaz ersehen wir, daß gie Achtung vor Sitten und Geseßzen in Berlin von 2 773 Jahr immer tieser sinkt. Das in dieser 77 chrift bezüglich Berlins aufgerollte Bild ist dahrhaft erschrecend. Es ist dahinge kommen, dah es wenige Straßen in Berlin gibt, auch unter den bevorzugten wenige, die nicht von OHäusern der Prostitution durchnistet wären. Selbst mitten in dem beleblesten Stadttheile Berlins be—- hauptet die Prostitution niedrigstẽr Art ihr vergeb— lich bestrittenes Regiment, troß aller Gesuche und Vorstellungen der umwohnenden- Bürgerschaft. Die auf das Laster gerichtete Speculation hat der Sittenlosigleit in allen Theilen der Stadt Marlt hallen eröffnet, dit durch ihre Auosatung u. den Reiz u sich an täglich durch Palate und Zeitungen annoneirt, das ein— heimische, wie das Fremdenpublikum in Schaaren der Prostitution zuführen. Unter ihnen gibt es solche, denen der klägliche Afn msrsalen ist, die glänzenden Börsen der Lüderlichteit in Europa ju sein. „In anderer Weise,“ heißt es weiler, „werden die Lockungen zur Prostitutivn durch die Reihen derjenigen Etablissements in die Bevölkerung ge—- tragen deren Geschäft es mit sich bringt, durch fri— vole Gesang-und Tanz-Vorstellungen, durch eben solche mimische Darstellungen, lebende Bilder u. s· w. allabendlich ein großes Publikum an sich zu ziehen. Je mehr die steigende Zahl derartiger Lo cale die Concurrenz unter denselben zur Folge hat, um so mehr treibt diese dazu, das Aeußerste zu wagen, was unter den Angedeuteten Formen ge— wagt werden kann “ Dazu kommt der immer schädlicher wirkende Einsluß so vieler Berliner Theater, die Tag sür Tag die Heiligthümer der Religion verhöhnen. „Was auf einigen Berliner Bühnen zur Darstellung kom— men, was in Couplets gesungen werde und um den Beifall gefüllter Häuser buhlen darf, ist nicht selten der Art, wie es sopst in der gesitte— ten Gesellschaft unerhört. ist. Die Glorificirung der Lüderlichleit auf der Bühne, die eine Thatsache ist, kann der Eutsittichung im Le— ben nur den gesährlichsten Vorschab leisten.· Diejeni ge Offenbach sche Oper, die, ver anderen gleichar tigen beliebt, mit friveler Lust den Ehebruch feiert, hat auf einer Bühne in verhältnißmäßig kurzem Zeitraum mehr als 220 Mal zur Aufführung kom— men können. Selbst Ertrazüge sind von auswärts dazu abgelassen werden. Es ist das ein Zeichen, welche Bildung von solcher entarteten Kunst auf unser Bolk bereits ausgegangen ist.“ Seit langen Jahren schon werden die Wirkungen des Berliner Theaters weithin in Nord-und Mitteldeutschland gespürt, sowohl in der Nachfelge, welche dasselbe in anderen Städeen findet, als in dem zerstörenden Einfluß, wlchen diest Nachfolgung auch dert auf das gesellschaftliche Leben ausübt. Alle diese Einflüsse werden verstär!t nicht bloß durch einen großen, man kann sagen, den aller— größten Theil derjenigen Tagespresse, die vorzugöweise in den arbeitenden Klessen Berlins ihren Leserkreis sindet. sondern durch eine überaus unsaubere und frivole Literatur, die ven ge— wissenloser Speculation producirt und massenhaft verbreitet wird. Schriften dieser Art, nicht selten auf das schamloseste illustrirt, haben es vornehmlich auf jugendliche Leser abgesehen; sie werden auf Eisenbahnhöfen verkauft, durch Col— porteure herumgetragen. „Zugleich wird auch durch bildliche Darstellung ebeönster Art, die allen polizeilichen Maßnahmen zum Trotß den Weg iun die Schaufenster finden. oder heimlich ausgeboten werden, für die Production derselben, als Phote graphieen, Stereestkopen, als Neujahrswünsche und Karten, als Decorationen der verschiedensten Galanterie-Waaren (Cigarnen -Spitzen, Etuis u. s·w.), erfolgt massenweise und liefert einen Han-- dels- Artilel, der in Bier-und Weinstuben colpor— tirt, sogar an Schüler abgeben, durch Land getra gen und auch in's Ausland. exportirt wird. Zu allem dem; führt die Denkschrift noch die zahl reichen Restauratienen auf, „welche die Prostitu tion ständig in sich bergea, eder mit ihren eham bres separees dtr vaglrenden Prostitution als lockende Schlupfwinkel sichdarbieten,“ und so istes, faßt man alles Gescigte zusammen, gar nicht zu ver wündern, daß„die Prostitution in Berlin in un— geheuern Verhältnissen augewachsen“ ist. „Schen die Phoysiognomie des engerrcien: bringt sie trot der zutückdrängenden Mähnahmen der Poli zeibehörde zu eben so ansteßhiger, wie dir Bröße. des Uebels verrathender Erscheinung.“ Im Jahre 1857 ;. B. belief sich die Zahl .der n Polizeiverwahrsem aufgenommeuen weiblichen Personen auf 11,878, im Jahre 69 auf 73,709! Alljährlich strömen üd er 30,000 Dienst oder Ar— beit sucheunde Frauen aus allen Theilen Nord— deutschlands nach Berlin, und bis zum gegenwär— tigen Augenblick ist so gut wie nichts vorhanden, diese vielen Tausende, vie in jedem Jahr durch neue Tausende sich mehren, sowie die zahllosen jeweilig dienst-und arbeitslos dastehenden Frauen vor den vielen auf sie eint ringenden Verführungen und Gefahren zu sichern. In welch einen Ab— grund von Armuth, Elent und Schmach ein gro- Ber Theil derselben versinken mußte, lann man sich leicht vorstellen, wenn man nur daran denkt, daß ihnen allen der Halt des Familieulebens fehlt. Beachten wir wehl, daß nicht etwa die „Ultra montanen“ dies aussagen, sondern die Männern der evangelischen Mission,“ wie Wichern, Beeh man - Hollweg, Graf v. Biemarck - Bohlen usu.— Die Aunoncẽ in Loison. Wie anderwärtg, nimmt auch in Londen die Annoncewuth immer mehr zü. Die Zeitungen, die Placate an den Straßenech n, die Männer, welche mit einer Annoncentafel auf der Brust und einer anderen auf dem Rücken längs der Straßen-- rinnen einherspazieren und jedem Bexübergehen— den einen Zettel anbieten: alles dieses reicht nicht mehr aus. Wenn der strebsame Bürger des Morgens zu seinem Tagewerse nath der City steigt nnd siunknden Gemüthes auf zichts Auderes ach tet als die Trottoirplatten, findet er auf diesen, vor seiner eigenen Hausthür, vit Borzüge ven Thee oder Piclels angezeigt, und Hätte er Nachts zwischen 2 und 3 Uhr an seinem Fenster gestan den, so hätte er sehen können, wie ein Zudividu um mit Farbtopf und Schablone berangeschlichen en sich über die Abwesenheit der Polizei verge wisserte, und dann innerhalb einer halben Minu— te die Annoce auf den Stein zauberte. Dieser Modus der Reclame ist jetzt schon eiwas veraltet; aber immer neue Miltel, die Aufmerksamleit des Publikums zu erzwingen, werden gefunden. Ein Vorschlag, welcher die Regierung, oder genauer gesagt, das Postamt als Mittel zur Reelame be— nuten wollte, ist zwar von der betreffenben Behör de ahgewiesen worden, kennzeichnet jedoch den Zustand der Dinge za genau, als daß er uner wähnt bleiben sollte. Ein unternehmungolusti ger Annoncen-Agent hak“ deni Postamte 5000 Mfund Sterling angeboten, wenn ihm auf ein Jahr das ausschließliche Pribilegium zugestanden würde, jeden Brief, welcher durch das Londoner Hauptpostamt geht, mit einer Annonce von wenigen Worten zu bedrucken. Diese Annonce sollte ei— nen Kranz von einem halben Zoll Weite um den Stempel des Datums bilden und gleichzeitig mit dem letteren aufgedrückt werden. Wie gesagt, die Ober Pestbehbrde hat diesen verlocenden Ne· benverdienst abgelehnt, und wir müssen eben un sere Briese ohne die uas zugedachte werthvolle Au noncen-Zugabe in Empfang nehmen ; dagegen aber lockt jezt im Strand eine Neuigleitsauf ditsem Gebiete jeden Abend eine ziemliche dichte Men schenmenge an, so die Polizei ihre liebe Noth hat, einer Hemmung des Verkehr vorzubeugen und dem sprudelnden Uebermuth der Straßenjugend Einhalt zu thun. Das Geheimniß dieser neuen patentirten Annoncen-Compagnie besteht ganz einfach in einer magischen Laterne von einem etwas größeren Umfange, als sie in den Kinderstuben ge braucht wird. Ueber einem Schuhmacherladen ist vor einiger Zeit eine große dunkle Kammer ge baut worden. Die Glasthüren, melche diese an statt des Girbeln gegen die Straße hin abschlie- zemburger Gauzet hen, öffnen sich des Abends, tin Rahmen mit Leinwand bespannt wird vorgeschoben und gehe— rig durchnäßt, so daß die Wand vellständig durch schelnend wird, und alsbald spaziertn die Aunon cen, eine nach der andern, und mit lomischen Bildern untermischt, an der großen weißen Flä— che vorbei. Große und kleine Kinder bleiben ste hen, um dem Schauspiel zuzusehen, und erst um Mitternacht schließt sich der Guckkasten und zer streut sich die Menge. London's Wachsthum. Von der Hauptstadt Lendon sagt der englische Registrator-General: „Es wächst wie die Macht Englands wächst; es ist das Emporium des Ca— pitals. . . An einem Fluß mit Ebbe und Fluth, wenige Meilen von der Seer, hat England seine Hauptstadt in bequeme Nähe der gestellt offen für den Handel und freundschaftli— chen Verkehr und recht in die Front der großen Massen seiner Kräfte, als wenn es keine durde kenne. In der That, unter allen Calamitäten, die London befallen haben, ist es dennoch seit der normannischen Eroberung niemals auch nur eine Stunde in der Gewalt eines auswärtigen Fein des gewesen.“ Diese ungeheure Stadt, oder viel mehr dieses Conglemerat von Städten, enthehrt bis auf heute, mit Ausnahme der eigentlichen „City of London“, einer Municipalverwaltuug; jedes Kirchspiel wird durch einen „Board ef Poor Law Guardians“ oder eine „Vestry“ besonders regiert. Die einzige centrale einheitliche Behörde für diese verschiedenartigen unbehülslichen Organe ist das hauptstädtische Bauteamt (Metropolitan Board of Works), welches mit Erfolg die Reini— gung und Bewohnbarmachung des meodernen Carthago unternommen hat. Mit dem Ausbau und der Grundlegung der Straßen in der City, dem Centralpunkt des Seschäftes, hat sich die da rin auch bei Nacht wohnende Bevöllerung die nicht 2 Eisenbahn, Omnibus oder Dampfer nach der Peripherie hinauseilt, wenn die „Office“ geschlos sen ist, während der legien Delade von 112,063 auf 74,732, also beinahe um ein Dritiel; vermin dert. Nach einem im Jahre 1866 won der „City corporation“ aufgenommen Census betrug aber die Zahl der Kausleute, weiche sich, außer den nächtlichen Bewohnern, am Tag innerhalb ihres Gebietes befand 170,133. Aehnliche Vorgänge entwickeln sich in Westminster und anderen dicht— bevöllerten centralen Geschäftsguartieren. Bei der Abwesenheit einer einheitlichen Stadtregie rung ist es schwer, z- sagen, wo London aufbört oder anfängt. Am Censustage betrug seine Be völlerung, innerhalb des Bezirls, von welchem wöchentliche Sterblichkeitstabellen veröffentlicht werden (Vistriet of the Registration VDivisiou): 3,252,804; iunerhalb der hauptstädtischen Wahl kreise zum Parlament 3,008, 101; innerhalb des Londoner „School Board“ 3,265,005: innerhalb des Londoner Polzeidistricts endlich, der 687 Quadratmiles, also etwa 678,000 preußische Mor gen, bedeckt; 3883,092 Köpfe. Innerhalb die— ses letteren weiteren Cirkels hat die Vermehrung betragen: 1851: 2,680,735, 1861: 3,222,720, d. h. 1.86 Prozent jährlich; 1871: 3,383,092, d. d. 1.88 Prozent jährlich im Durchschnitt der zehn Jahre. Der um die „Registrator Divi sion“ herumliegende Gürtel hat sich aber durch-- schnittlich am schnellsten vermehrt, nämlich: 1851: 318,499, 1861: 418,731, d. b. um 4.77 Pro zent: 1871: 631,288, d. h. um 4.19 Prezent jährlich im Durchschnitt der Delade. Frankreiqh Eine interessante Schilderung des Aufstandes vom 8. März findet sich in einer Correspondenz der Independanee belge. Dieselbe rührt offenbar von eiuer Persönlichkeit her, welche die Episoden jener Schreckensnacht in der nächsten Umgebung der aus Paris sliehenden Minister zugebracht hat. Um Uhr war Thiers noch im Ministerium der auswärtigen Angelegenhelten und ertheilte den Generalen Befehle, wie sie ihre zum Theile abtrünnigen, zum Theile schwankenden Truppen zu behandeln hätten. Die Nachrichten lauteten keineswegs günstig und sprachen von dem unge heuren Wachsen der Insurrection ; jeder Wider stand galt als eine Nartheit; auf die junge Trup pe, für die das Beispiel der schon abtrünigen Ka— meraden ansteclend geworden, war kein Verlaß. Trotdem nnd ungeachtet des Andringens selner Collegen, nach Bersailles zu gehen, wollte Thiers Paris nicht verlassen, indem er noch auf de- Pa— fridtiomus der Bevöllkerung zählte. Wie verhielt sich die Bourgeoisie am 18. März? Sie hatte wohl gehört, General Binoy wolle die Bestütmung der Montmartte-Höhen versuchen, sie legte aber diesem Versuche, da für sie dort bis her nur ein Unterhaltungsort war, nicht eine mi— litärische Wichtigleit bei. Es wurde Alarm ge schlagen, man lam aber nicht diesem Aufrufe nach, und als General Vinoy mit seinem Gene ralstabe über die Boulevards zog, pfiffen ihn die Passanten aus und rissen ihre Wiße. Die Be— bolterung wußte recht wohl, daß die Regierung verrathen war, sie war aber noch unter dem schwe ten Eindrucke der Capitulation von Paris und war auf sie wegen früherer Niederlagen nicht gut zu sprechen. Sie hatte kein Vertrauen auf die republicanischen Minister, weil sie den Waffen stillstand unterzeichnet, und auch nicht auf die monarchischen, weil sie von dieser Seite einen Staatsstreich befürchtete. Der Sieg des Cen tral-Comites erschien ihr fast als eine Revanche an der Regierung der nationalen Vertheidigung, die sie des Verrathes anllagie, da sie zuleßt ca pitulirt hatte. Die Bourgeoisie rührte sich nicht. Der Chef der Executivgewalt, von der Armee und von der Bevöllerung aufgegeben, stand mit seinen Ministern allein gegenüber der Insurrec tion. Nun beschloh er, abzur-isen; um 5 Uhr ging er mit Pouyer-Quertier, Larcy, Lambrecht und mit dem Admiral Pathnu nach Versailles. Mitilerweile organisirte sich das Central Comi te und besahl der Nationalgarwe, sich aller Mai rien und aller bffentlichen Gehude zu bemächti gen; um Mitternacht war Paris auf Bnade und Ungnade in der Gewalt der Sicger. Noch im— mer hofften die zurückgebliebenen Minister, die Bevölkerung werde sich erheben. Sie zogen sich am Abend in die Rue Abatucci zurück und berie then sich dort; anwesend waren Favre, Simen, General Leflo, Picard und Dufaure. Die Ge— nerale und Officiere jagten in Civilkleidung nach Neuigkeiten; dicse lauteten aber sehr abfällig und gaben keine Heffnung, daß die Insurrection zu besiegen wäre. Nichtodestoweniger wellten die Minister bis zum lezten Momente tampfen unt erließen eine Proclamation, in der sie die Natie nalgarde beschworen, sich zu erheben, und mit ter sie zugleich gegen das Gerücht protestirten, ale wollten sie eine Monarchie wieder einsetzen. Tie ser Aufruf war fruchilos. Paris lag wie im Te desschlafe. Gleichzeitg erfuhr die Regierung die Ermordung der Generale Thomas und Lecomte. Das mathte sie wankend, sie verließ ihren Sitz in der Rue Abatucci. ; Jules Simon begab sich in Begleitung der Generale Vinoy und Aurelles de Paladine zu Fuß in die Militärschule, wo die Armee versam-- melt war. Dufaure und Leflo folgten im Wagen nach. Jules Favre und Picard hatten Bespre— chungen mit den Maires im Ministerium des In nern und suchten noch immer nach einem Mittel, Paris zu retten. Die Ernennung von Aurelles de Paladine zum General der Nationalgarde hat te viel Unzufriedenheit hervorgerufen.· Dieser General, alt und matt durch den leßten Feldzug, hatte an diesem Tage nicht die erforderliche Ener-- gie gezeigt und wußte die Garden nicht für die Ordnung zu gewinnen. Es wurde Langlois, der sich während der Belagerung als Oberst tapfer geschlagen hatte, vorgeschlagen. Jules Favre telegraphirte an Thiers in Versailles, ob er die Ernennung Lang lois ratificiren wolle; die Antwort sollte an die Militärschule adressirt werden. In jener Nacht campirte die Truppe auf dem Marsfelde, die Lagerfeuer leuchteten unheimlich; nur in der Militärschule herrschte Finsterniß; Or dennanzen kamen ab und zu; General Vinoy war in großer Aufregung; die Minister beriethen in einem lleinen Saale, ob man nicht die Mili tärschule zum Hauptquartier machen und einen lezten Zampf gegen die Insurrection versuchen solltt. ; Während dieser Berathung trat General Binoy in den Saal und kündigte den Ministern an, daß alle Vorbereitungen zum Abmarsche getroffen wären. —,„General, die Berathung ist noch nicht zu Ende,“ warf Einer ein. Vinoy erwiderte: „Es gilt nicht mehr zu berathen ; ich bin Befehls-- haber der Armee und habe deren Ehre zu retten; ich ziehe mich bis auf den letzten Mann nach Ver sailles zurück. Sie haben das Recht und die Macht, mich abzurufen und einen anderen Gene— ral zu'ernennen, der die Verantwortlichkeit über— nimmt für die Ereignisse, die sich vorbereiten; mein Entschluß ist gefaßt: die Armee zurücklassen, hieße sie der Emeute preisgeben.“ Diese Entschließung war, wie die folgenden Er eignisse bewiesen, ganz klug; doch war zu bella— gen, sie mit der Aussicht auf einen bevorstehenden Bürgerkrieg zu fassen. Jules Simon machte noch den Verschlag, in der Umgegend von Paris zu campiren, um im Nothfalle rascher eingreifen zu können. Die Regierung aber schloß sich dem Antrage des Generals Vinov an und war für ei nen förmlichen Abzug der Armee. Kurz darauf langte eine Depesche von Thiers tein, welche die Ernennung des Obersten Langlois genehmigte. Es war schon zu spät und nunmehr gleichgiltig, ob dieser oder Aurelles General der Nationalgarde war. Der Abzug war eine abgemachte Sache; um 1 Uhr Morgens begann das Defile in der Rich— tung gegen Versailles. General Leslo reiste, es cortirt von zwei Cavallerie · Schwadronen, im Wa— gen voraus: es folgie die Linientruppe und das famose Regiment B das kurz vorher den Dienst versagt hatte. Um 3Uhr Morgens stiegen Tu faure und Aurelles de Paladine in den Wagen, Jules Simon in einen zweiten, sämmtlich unter Escorte; den Abzug schloß die Gendarmerit zu Fuß, sest entschlossen, Fener zu geben, wenn die Insurgenten angreifen würden, General Vinoy mit dem Generalstab leitete zu Pferde den Rüc zug. So verließen 20,000 Mann Paris, ohne daß man sich dessen versah. Gegen 6 Uhr Mor gens lamen sie in Sevres an, wo die Einwohner-- schaft nicht diese militairische Bewegung begreisen konnte und keine Ahnung hatie, daß die Regierung vor der Insurrection auf der Flucht war. Sobald die Minister tn Versailles eingeirofen, begaben sie sich um 7 Uhr Morgens auf die Prä— fectur, wo sie Thiers erwartete. Es handelte sich nunmehr nicht darum, unverzüglich sich wieder in den Besitz von Paris zu sehen, man mußte früher eine neue Armee bilden; denn die Truppen, mit denen man in Bersailles einrüche, waren undis— ciplinirt, und mit ihnen war kein ernster Feldzug zu unternehmen. Der Vesuv ist wieder in voller Thätig keit und wirft große Massen Lava aus. Sen lange hat man Zeichen innerer E Ausbruch ist nicht unwahrscheinlich. Ganze Schauern Steine, mit Asche, Sand und Lava untermischt, werden aus dem Krater emporgeschleudert. Mehrere der Ausbrüche sind so heftig, daß die an— liegenden Ortschaften stark gefährdet sind. Die Lava Masse fließt in voller Gluth an allen Seiten des Berges herab in die anliegenden Ebenen, jede Vegetation ist daselbst zerstört, und die Bevöllerung ist von panischem Schrecken ergriffen. Die Ausbrüche sind von einem donnerähn—-! lichen Geröse begleitetet, welches auf großr Entfernungen vernebmbar ist. Ein Naturwunder. Sechs Meilen von Crab Orchard im County Lincoln, am Fuße der Cumberland Gebirge und am Ufer eines kleinen Stroms, der Dir river genannt wird, befindet sich eine merk— würdige Quelle, die unter dem Namen die „brennende Quelle“ bekannt ist. Das Wasser in derselben ist im fortwährenden Brodeln und fließt regelmäßig jeden Nach mittag zwischen 4 und 5 Uhr über. Eine greße Menge Gos setzt sich dann frei und sobald man tint L asselbe hält, entsteht eine Flamme, die mauchmal eine Höhe von 10 bis 15 Fuß erreicht. Der Grund dieses Phönomens ist noch nicht genügend au fgeklärt und es ist zu bedau ern, daß die dieser Tage in unserm Staate anwesenden Mitglieder der Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften nicht auf dasselbe aufmerksam gemacht worden sind. Die Erklärung eines „Gelehrten“. daß die durch Hitze bewirkte Verdünnung der Luft den Luftdruck auf das Wasser so schwäche, daß das unten eingeschlossene Gas das Wasser in die Höhe treiben und so entweichen könne, ist schon aus dem Grunde nicht stichhaltig, weil das Phö—- nomen einige Stunden nach der Zeit, wo die Hitze durchschnittlich am größten, ein tritt und ebensowohl in den kältesten Win tertagen wie an den heißesten Sommerta gen und stets um die angegebene Frist. Will man zu irgend einer andern Zeit das Gas entweichen machen, so muß man zuvor einen großen Theil von der Ober fläche des Wassers abpumpen. Geschieht dles, dann kommt das regelmäßige Ueber fließen nicht vor; bleibt aber die Quelle des Tages über unberührt, so stebtr sich das Phänomen mit unfehlbarer Regel— mäßigleit ein. Auch durchdringt zu kei— ner andern Zeit des Tages geng Gas das Wasser, um angezündet werden zu können, obgleich, wie gesagt, das Wasser sich fortwährend im Zustande des Br delns befindet. Zwischen 4 und d Ahr , Nachmittags fängt das Wasser it z wallen an und dann steigt es nach veni gen Augenblicken rasch bis an die Ober fläche des Bodens, mehre Fuß, und fließt über; im selben Moment setzt sich- das Gas frei und giebt, wenn man ein Licht daran hält, eine glänzende lamme, die von einer halben Stunde bi-, zu ein und drei viertel Stunden anhält. „Das Was ser hat einen starken salzig · nßeigeschmac aber auffallender Weise ist es, nachden die Oberfläche eine haloe Stunde oder länger anscheinend gebrannt, so ?alt wie vor dem Ueberfließen. An diesen Ouell knüpst sich eine inte ressante Geschichte. Zu Ansfange dieses Jahrhunderts, wo Kettucky und speziell Bere distrikte erst spärlich besiedelt wa ren, eignete ein gewisser Shanks einen sVeit des Counth Lincoln ih velchem die Quelle liegt. Damals mußte alles Salz, was im Staate gebraucht ward, von Louisville oder mit großen Kosten aus Virginien per Achse bezogen werden. Shanks, der sich überzeugt hatte, das sich Salz auf seinem Land befinde, beschlog da, wo er dasselbe vermüthett, zu bohren. Nehiet Versuche blieben fruchtlos und die Nachbarn begannen bereits über des „alten Shanks Narrheit z lachen. Doch dieser kümnerte sich nid darum schwon noch einen Stchacht zü bohren und sollte er bis in die Hölle hinein bohren. Und siehe da, nachdem er ziemlich tief gebohri hatte, fiel der hindurch, der Boht schacht wcdl drqh denlbeichendes Gas das sich an einem in der Nähe befadlichen Feuer entzündet hatte, eine Strecke weit in die Luft geschleudert und in unglaub lich kurzer Frist bildete sämmtliches Ge strüpp, die Bäume nebenbei und selbst die Oberfläche des Dix River ein einziges Flammenmeer. Mit dem Gase ftrömie zugleich Oel heraus, und daher kam es. daß der „Fluß in Feuer“ stand, aber den Zuschauern war alles das unbegresflich. sie ergriffen erschreckt die Flucht, behaup tend, der alte Shanks habe Wort gehal ten und in die Hölle hinein gebohrt. Dir Nachbarn ließen Haus und Hof und Fel der und gefüllte Scheuern im Stich und waren nicht zu bewegen, nach der hölli schen Region zurückzulehren. Erst lange Jahre nachher ward die Gegend befiedelt