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- Die Gazette. - Dienstag, den 17. Augnst 1875. ————————————————————————— Katholischer Kirchen - Kalender. ; 34. Vom ungerechten Mammon. —Mth. 6. Sonnt. den 22. August Symphorian, M. Mont. „, 23. „ Philipp Benizi. Dienst. „ 24. „ Bartholomäus. Mittw. „ 25. „ Ludwrig, König. Donnerst., 26. „ Joseph Chalas., O. Freitaga „ 27. „ Gebhard 11,, Bisch. Samstag, 28. „ Pelag. Auguñinus. m ————————————————————— Dem „Wahrheitssreund“ unsern Gruß zum Beginne seines neuen Jahrganges. Möge er blühen und gedei— hen, der alte Freund und Pionier auf dem Gebiete der katholischen Journalistik Ame—- rika's; er verdient es wohl, daß ihn die Katholiken auf's Beste unterstützen. —u— —— —— Besten Dant Allen unsern Herrn Collegen von der kath. Presse, die uns den Gruß beim Beginne des õ. Jahrganges der „Lux. Gazette“ zu— gerufen haben, unsern besten Dank; aber besonders dem Collegen Herrn Müller von der „Stimme der Wahrheit“, der bei der Gelegenheit dem „Wahrheitsfreunde“ und uns folgendendes Compliment macht, das wir unserer Leser wegen hier abdrucken: Wir wünschen dem „Wahrheits freund“ in Cincinnati und der „Luxembur— ger Gazette“ in Dubnque, ersterem Blatte zum Antritt seines 0., Letzterem zum Begizne seines o, Jahrganges, Gottes reichsien Segen und eine steis wachsende Verbreitung unter den vielen deut schen Katholiken in unserer großen und ausce— dehnten Union. Beide Blätter sind mit Umsicht, Murch unnd Wür de redigirt und verdienen die Unterstütung ihrer deutschen Glaubensbrüder. Bei diejer Gelegenheit können wir nicht unterlas sen, unserer Freude darüber Auedruck zu geben, daß unser lieber Freund und College Gonner, der die schöne nachahmungswerthe Tugend besitzt, stetsfrei von der Leber wegzureden, wie er denkt, in der erssen Nummer des neu— en Jahrganges seiner„Luxemburger Gazette“ so offen und energisch gegen den Präm ienun— fug aufstritt, indem er wörtlich schreibt: „Bis dato haben wir jährlich denjenigen Ab nehmern, die ihre Jahresbeiträge im Voraus ent richtettn, eine „Prämie“ ertheilt. Wir haben dazu nicht alte Ladendüter gekauft, nein wir ha ben unsere Prämien erxtra für den Zweck mit aro- Ben Kesten anfertigen lassen. Leider mussen wir gestehen, daß die Prämien ihren Zwec ganzund gar nicht erfüllt, eine Er— fahrunga, die andere kathol. Blätter eben falls ge macht haben.“ Werthe Freunde und Collegen vom „Wahr heitssrtund“ und von der,„Luremburaer Gazet— e“! So Gott will, sehen wir uns bald auf dem dath. Editoren-Congreß, der hoffent lich za Stande kommt und nicht zu Wasser wird zum größeren Nutzen und Vortheil einiger Zei— mngomagnaten, aber zur Schmach und Schande der Feuischen kath. Zeitungoherausgeber dieses Lankes. Rüge eines Mißbrauchs, den man hierzulande mit der ka tholischen Presse treibt. Bald sind die Schulferien zu Ende, rie fen wir gestern Abend, als wir unter den eingegangenen Briefsen ein gewichtiges Schriststück, eine lange Correspondenz, mu— sterten. Nun Correspondenzen sind den Redactionen schon lieb, gewiß, aber in Fäl—- len, wo die Correspondenzen nicht aus Lie be zur guten Sache, sondern gewissermaßen aus Eigennutz und dabei auf die Gutmü— thigteit, wir möchten sagen, Dummheit der Redoctionen rechnend, geschrieben werden, sind dieselben nichts weniger als lieb und willkommen. Es gibt Erziehungsanstalten in den V. St., welche die katholische Presse geradezu als ihre Magd, als ihre gehorsame Dienerin betrachten. Solche Anstalten glauben, es sei nicht mehr als Pflicht und Schuldigkeit der katholischen Blätter, jährlich ein oder zweimal ihre Spalten zu ösfnen, und in hochtönenden Worten der Anstalt Lob in die Welt zu posaunen. Gewiß, die katholische Presse ist bereit die Zwecke der Erziehung und des Unterrichts zu fördern, so gut sie kann, daß sie das aber auf Kosten der einen und zum Vortheil der andern Anstalt thun joll, dazu ist sie nicht da; sie ist nicht da, daß man Mißbrauch mit ihr treibt. Hier nun die Illustration dieses Unfugs. Das Schuljahr ist zu Ende; eine gewisse Anstalt braucht nächsten Cursus mehr Zög— linge, sie hat ihren Lehrplan erweitert u. dgl. Was ist da natürlicher, als daß sie das in öffentlichen Blättern anzeigt. Dies hun viele Anstalten und ihre Annoncen sindet man denn auch, sowohl in nicht ka— tholischen, als in katholischen Zeitungen. Nun giebt es eine andere Art Erziehungs— anstalten, die sind klüger. In nichtkatho— lischen Blättern bezahlen sie die Anzeigen, während sie ihr Ziel in katholischen Blät— tern auf ganz andere Weise zu erreichen juchen. Da müssen die Correspondenzen helfen, die sind „billig“ und erfüllen den Zweck besser. Sehen wir uns eine solche Corresponden;z an. Voran tömmt eine Nachricht über irgend eine kath. Feier, sie ist die Ursache der Correspondenz, dann be— ginnt eine Befthreibung der Anstalt, es wird das Clima, die Gegend nach Gebühr gelobt, dann folyt eine Beschreibung der Gebäude, danu kommen die Leistungen des letzten Jahres, dann wird das Lehrcorps aufge— zählt, der Studienplan mitgetheilt und end— lich angegeben zu welchen Preisen, die Schüler angenommen werden -c. Ist das nicht eine complete Anzeige. Damit nun diese Anzeige auch die gehörige Verbreitung findet, wird sie nicht etwa in einem Blatt publizirt, nein sie wird in fast so vielen Co— pien gefertigt, als es katholische deutsche Blätter gibt und allen diesen Blättern eine Abschrift, womöglich als“, Original Corre— spondenz“, zugesandt. Eine solche „Ori— ginal Correspondenz“ wird aber jährlich von Jemand Anders in die Welt geschickt und damit wird der Schein der Neuheit gewahrt, gleicht auch oft die „Original Correspon— sdenz“ von 1875, der von 1874 in der Hauptsache wie ein Tropfen Wasser dem andern. Dasselbe Manöver wird womöglich in der englisch katholischen Presse widerholt. Daß hier eine Täuschung doppelter Art vorliegt, brauchen wir unsern Lesern nach dem bereits Angeführten wohl nicht zu sa— gen, daß dabei aber auch auf die „Gutmü— thigkeit“, oder wir möchten fast sagen „Dummheit“ der kath. Redactionen specu— lirt wird, liegt ebenso auf der Hand. Wir für unjsern Theil sind in Zukunft nicht mehr gewillt, solchen „Corresponden— zen“ so ohne Weiteres die Spalten unserer Blätter zu eröffnen. Wir sind gern, gern bereit, Alles zu thun, was in unsern Kräf— ten steht die gute Sache zu fördern, aber wir wollen nicht und dies ist der Haupt— grund unserer Rüge, eine Anstalt auf Kosten einer andern, die nicht zu solchen „smarten“ Mitteln greift, schädigen und sind auch nicht gewillt es zu dulden, daß man sich vielleicht über unsere Gutmüthigkeit lustig mache. Wir wissen, daß diese Worte grade nicht jedem angenehm sein werden, aber sie sind wahr, sie rügen einen Mißbrauch, der be— reits viel zu lange gedauert hat und dem wir für unseren Theil ein Ende zu machen suchen. Was die andern katholischen Blät— ter thun, ist ihre Sache; ob sie den Muth haben oder nicht, den Mißbrauch abschaffen zu helfen, kümmert uns am Ende wenig. Das Werk des hl. Paulus. Einem Artilel der letzten Nr. des „Ohio Waisenfreundes“ entnehmen wir Folgendes über die Einigung der katholischen Presse: Unser Vorschlag, die so ivünschenswerthe Einigung aller katholischen Blätter zu be— treiben und praktisch ins Werk zu setzen, hat in der ganzen deutschen katholischen Presse des Landes einen freudigen Wieder— hall gefunden. Abgesehen von einem Blat— te haben sich alle Zeitungen zustimmend, keine tadelnd darüber ausgesprocheu. Doch Zustimmung allein bringt das Werk nicht zu Stande, wir müssen selbst Hand anlegen Zu diesem Zwecke macht die „Luxemburger Gazette“ (und Jowa) allein einen praktischen Vorschlag, nämlich eine Versammlung aller oder der Mehrheit der Redacteure und Ver— leger deutscher katholischer Blätter. Zuerst aber sollen drei Vertreter der Presse ein provisorisches Statut entwerfen und als diese werden vorgeschlagen die Herren Max Oertel von New York, I. I. Spannhorst von St. Louis und der Redacteur des „Ohio Waisenfreundes.“ Als Ort der Versammlung wird Cincinnati und als Zeit der erste Montag im September vorgeschla— gen. . Um nun die angestrebie Einigung zu Stande zu bringen, ist es unsers Erachtens, wie auch die „Columbia“ von Cleveland ganz richtig bemerkt, zuerst nothwendig, daß das Ziel der Berathungen einer Ver—- sammlung zuerst in mehr oder winder mar— kirten Umrissen vor Augen stehe. Es hat sechs Wochen gedauert, bevor unsere erste Anregung zur Einigung durch die Blätter gelaufen war. Wenn wir oder sonst Je— mand nun unsere Gedanken über die prak— tische Verwirklichung der Einigung ausspre— chen, so wird die weitere Kenntnißnahme derselben wohl abermals ·6 Wochen oder längere Zeit erfordern. Aus diesem Grun— de halten wir auch den auf den ersten Mon— tag in September angesetzten Tag für die Zusammenkunft eines Committes für ver— früht. Unserer Ansicht nach ist das Nächste, was zur praktischen Ausführung des Vorschlages zu thun wäre, daß Jemand die Zwecke der angestrebten Vereinigung und die Mittel zur Erreichung derselben genau ausspräche und dann zu vernehmen, welche Vorschläge und Verbesserungeu die verschiedenen Re— dacteure an einem solchen Entwurfe zu ma— chen haben. Nachdem das geschehen ist, und so schon jeder Redakteur Gelegenheit hatte, seine Meinung über einen vorliegenden Entwurf einer Convention zu äußern, ist es eher zu erwarten, daß die Sache von Erfolg sein und die ersehnte Einigung schon bei der ersten Zusammenkunft der Vertreter der Presse zu Stande kommt. Aber wer will den Entwurf einer solchen Vereinigung von deutschen katholischen Re— dacteuren schreiben? So fragten wir am Schlusse unsereres ersten Aufrufs. Bis jetzt ward nur im Allgemeinen über die Zweck mäßigkleit einer Einigung gesprochen, soll sie aber zu Stande kommen, so muß Alles genau präcisirt werden. Es handelt sich darum, etwas ganz Neues für unsete Ver— hältnisse Passendes zu schaffen. Wir kön— nen keine Institutionen anderer Länder hier einführen, denn die Stellung unserer deut schen katholischen Presse ist in vielfacher Beziehung eine ganz andere als in anderen Ländern. Wenn wir hier eine Einigung der kath. Presse zu Stande bringen, so muß dieselbe der katholischen Sache, die wir vertreten, zum Vortheile gereichen und sie muß Dauer haben. Das wird aber nur dann der Fall sein, wenn bei der Ei— nigung unsere Verhältnisse berücksichtigt werden. Da nun die „Luxemburger Gazette“ („Jowa“) allein mit dem Vorschlage, wie die Einigung zu erreichen wäre, aber sonst noch Niemand mit dem Vorschlage über Lurxrembnurger Gazette. specielle Zwecke und Mittel der Einigung hervorgetreten ist, so wollen wir selbst in einem folgenden Artikel uns daran wagen, unjere Ansichten hierüber klar und deutlich auszusprechen. Es kann nur von Nutzen sein, wenn andere Blätter dasselbe thun. Wenn so in einigen Monaten die Ansichten der Vertreter der deutschen katholischen Presse bekannt geworden sind, dann wird es sich bald herausstellen, ob und wie die Einigung zu erreichen ist. Es freut uns zu sehen, daß die angestrebte Einigung Fortschritte, wenn auch langsame, macht. Als wir vorschlugen drei Redac— teure mit dem Entwurf eines Statutes zu betrauen, waren wir nicht im Geringsten im Zweifel, daß der hochw. Vater Jessing vom „Ohio Waisenfreunde“ bereit sei, solch einen Entwurf vorzulegen und daß ihn nur die Bescheidenheit zurückgehalten habe, einen solchen anzubieten. Jetzt, daß der hochw. Herr sich bereit erklärt, seine Ansichten in einem folgenden Artikel darzulegen, verein— facht sich die Sache bedeutend. Ist der Entwurf zum Statut gegeben, dann kann jeder der Redacteure und Verleger darüber nachdenken, sein Für und Wieder ausspre— chen und in ein bis zwei Monaten ist die Sache soweit gediehen, daß sie bei einer Zusammenkunft schnell erledigt werden kann. Da die Angzelegenheit sich weiter in die Länge gezogen hat, als wir dachten, so wird der erste Montag im September ver früht sein und besser ist's, die Versammlung auf den ersten Montag im October nach Cincinnati zu berufen. Um zu wissen, wer von den Blättern dort erscheint, sendet man jedem ein gedrucktes Circular mit der Frage zu, ob sein Redacteur oder Verleger oder beide Willens sind, die Versammlung zu beschicken, das sie dann bejahend oder verneinend beantworten können. Wir würden auch dies Vater Jessing überlassen, da aber die Arbeit die auf, dessen Schultern ruht, bereits so eine äußerst beträchtliche ist, so sind wir, falls keiner der Herr Collegen etwas dagegen hat, bereit dies zu thun und das Resultat hernach bekannt zu machen. Hat dann die Mehrheit aller Blätter sich dafür ausgesprochen, wird die Versammlung berufen, tritt zusammen, organisirt sich u. s. w. im andern Falle bleibt die Sache lie— gen bis sich bessere Gelegenheit bietet, sie wieder aufzunehmen, denn daß die Einignng zu Stande kommen wird, unterliegt nach unserer Ansicht keinem Zweifel. Ist's nicht heute, ist's morgen. Turnerisches. Man hört sehr oft die Worte: „Nun die Turnvereine sind doch nicht schlecht, da wird der Körper und der Geist ausgebildet; von Religion ist keine Rede; der Gesellschaft kann jeder anständige Mann beitreten“. Frei lich so sprechen diejenigen, die nicht weiter sehen und auch nicht weiter denken. Daß dem nicht ganz so ist, beweisen z. B. die kürzlich gefaßten Beschlüsse der Turner—- tagsatzung Wisconsin's. Wir führen die— selben hier wörtlich an: 1. In Anbetracht dessen, daß die Turne— rei in Wisconsin, trotzdem ihr letzten Herbst Exemplare der an die Staats-Gesetzgebung gerichteten Denkschrift zu Gunsten gleich mäßiger Besteuerung zugesandt waren, diese gerechte und nothwendige Reformbewegung fast gar nicht unterstützt hat, sieht sich diese Tagessatzung veranlaßt, die Turner daran zu erinnern, daß es, wo immer eine solche Frage auftaucht, ihre Pflicht ist, nach besten Kräften für die Durchführung des Rechts— grundsatzes der Gleichheit zu wirken, und daß man von ihnen bei künftigen Agitatio— nen dieser Richtung eine thatkräftige Mit— wirkung erwartet. Die Turner sollten in ihren Wahlbezirken jedem Candidaten für die Gesetzgebung vor der Wahl öffentlich die Frage vorlegen, ob er für oder nicht für Aufhebung der Kirchensteuerexemtion ist. 2. Beschlossen, daß wir das Unterneh— men des deutsch-amerik. Lehrerbundes, ein deutsch-amerikanisches Seminar zu grün— den, um tüchtige Lehrer auszubilden, die als Pioniere für die Einführung des deut—- schen Erziehungswesen in den Volksschulen wirken und für die humanen Ideen eines Disterweg, Pestalozzi, Fröbel und anderer Propaganda machen, mit Freuden begrü— ßen und daß unserer Ansicht nach eine neue Epoche in der Culturgeschichte des deutschen Elementes in den Ver. Staaten beginnen wird. 3. Beschlossen, daß die Turnvereine, obwohl jede Politik denselben ferngehal ten werden soll, sich entschieden derjenigen Partei mit ihrem Einflusse anschließen, de— ren Candidaten den von den Turuvereinen und dem Bezirke angenommenen Beschlüs— sen am nächsten stehen. 4. Beschlossen, doß wir die Freischulen als das Fundament(? !)unserer republikani schen Verfassung anerkennen, daß wir deshalb mit eifersüchtigen Augen über dieselben wa— chen und mit aller Entschiedenheit jedem Einflusse, denselben einen anderen Charakter zu verleihen, entgegentreten wollen und daß wir namentlich das Bestreben, eine Theilung des Schulfonds herbeizuführen, bekämpfen und keinem Candidaten unsere Stimme geben wollen, der in dieser Sache Einsluß hat und unsere Meinung nicht ver— tritt. 5. Beschlossen, daß wir unsern besten Einfluß ausüben, um durch die Staatsle— gislatur ein Gesetz zu erzielen, welches den obligatorischen Schulbesuch vorschreibt. Aus diesen Beschlüssen geht klar u. deut lich hervor, daß die Turnvereine Wiscon— sin's nicht·das sind, wofür man sie gewöhn— lich ausgibt, sondern daß sie sich an die Spitze des „Culturkampfes“ im Badger— staate gestellt haben und es daher sür die Katholiken gerathen ist, sich denselben nicht anzuschließen. Obwohldie Politik diesen Gesellschaf— ten ferner gehalten werden soll, so ist es doch grade die Politik, welche auf Empfeh— lung der Tagsatzung als Mittel im Kampfe gebraucht werden soll. Schöne Logik das! Daß die gefaßten Beschlüsse meist dazu angethan sind, die katholische Kirche zu schädigen, kann nicht geleugnet werden. Wem soll wohl F 1 anders gelten als den Katholiken? Und auch F 4 ist gegen sie gemünzt. Welcher Art die Freiheit ist, welchẽ die Turner empfehlen, davon gibt F 5 ein bere— detes Zeugniß. Zum Schluß unserer Bemerkungen fra— gen wir die Herrn, wie sie wohl 2 mit 84 zusammenreimen? Warum muß ein ei— genes deutsches Lehrerseminar gegründet Derden, hat doch der Staat „Normalschu— len“? Wozu ein,deutsch“·amerikanisches Lehrerseminar, wenn sie (die Turner) mit eifersüchtigem Auge über dieselben (die Frei— schulen) wachenu.mit aller Entschie— denheit jeden Einfluß densel— ben einen andern Character zu ver— leihen entgegentreten wollen? Erzbischof Purcell von Cinecinnati reiste am vorigen Sonntag nach der Stadt New Richmond in Ohie, um dort das Sakrament der Firmung zu spenden. Unterwegs traf er einen Herrn, der sich von ihm Auskunft über die Stellung der Katholiken zu den politischen Tagesfra— gen erbat. Namentlich kam die Rede auf die jüngst in Ohio und in anderen Staaten neuerstandene geheime Organisation, die, wie dem Erbischofe von seinem Reisegefähr— ten bemerkt wurde, den Zweck habe, die Katholiken in den Vereinigten Staaten aus— zurotten, unter dem Vorgeben, daß sie un— seren freien Institutionen feindlich gesinnt seien und daß sie sich mit der demokrati— schen Partei identifizirt hätten, um diese Feindseligkeit zu fördern. Der Erzbischof, wie er selbst in dem „Catholie Telegraph“ mittheilt, erwiderte, daß man seines Wis— sens seit mehr als fünfzig Jahren verschie— dene ähnliche Versuche gemacht habe, ob— gleich kein Grund für die Anklagen gegen die Katholiken vorhanden sei. Im Revo— lutionskriege floß auch das Blut von Ka— tholiken in den Laufgräben der Freiheit. Charles Carroll von Carrollton, der zuerst die Schlacht für die Freiheit mit der Feder in seinen Briefen an Charles For, den britischen Minister, kämpfte, setzte als Ka— tholik in der Vertheidigung unserer Unab— hängigkeit sein Leben und Millionen auf's Spiel. In jenem Kriege gab es keinen katholischen Arnold. Im Jahrr 1812 blieb kein Katholik zurück und kein Katho— lik zeigte blaue Lichter, um dem Feind zu helfen, wie Nicht-Katholiken dies thaten. Im Kriege mit Mexico, einer katholischen Republik, weigerten die Katholiken sich nicht, gegen Katholiken für die Aufrecht—- erhaltung der Oberhoheit unseres Landes zu kämpfen. In dieser, sowie in jeder an— deren Hinsicht, werden wir mit Lügen und Verleumdung angegrisfen und antworten mit Thatsachen. Gibt es katholische Republikaner? fragte dann der Reisege— fährte des Erzbischofs. Die Antwort war: O, ja, viele. Wir sagen aber nicht, zu viele, denn wir machen die Politik eines Menschen nicht zur Bedingung für die Ge— meinschaft mit der Kirche. Die Katholi— ken wünschen keine Vereinigung von Kirche und Staat, wie boshaster Weise behaup— tet wird. Es gibt auf dem ganzen Er— denrunde keinen Staat und kein König— reich, wo die Katholiken eine Veranlas— sung haben, die Vereinigung von Staat und Kirche zu wünschen. In den ersten dreihundert Jahren erlitt die Kirche zehn blutige Verfolgungen unter Königen. Als Constantin ein Christ wurde, geschah dies, weil das Heidenthum, obgleich ein Meer von Blut geflossen, das Christenthum nicht überwältigen konnte. Wenn Könige vor— gaben, daß sie das Christenthum annähmen, erstickten sie dasselbe in ihrer Umarmung. Wir wollen daher keine solche Umarmung, keine Vereinigung von Kirche und Staat. Die Einwanderer, welche nach den Vereinig ten Staaten kommen, thun dies, weil sie die Freiheit lieben und sich vor dem Des—- potismus flüchten. Sie haben Augen, um zu sehen, wie die Kirche durch den Staat in Deutschland, in der Schweiz, in Spa— nien, in England, in Portugal und in Südamerika verfolgt wird. Sie haben keine Lust, in Amerika eine Verbindung herzu— stellen, die überall, wo sie besteht, nichts Gutes zur Folge hat. Auf die letzte Frage: „Warum wollen die Katholiken die ösfentlichen Schuleu zerstören?“ antwortete der Erzbischof „Sie wollen dieselben nicht zerstören. Wir wünschen die Erziehung der ganzen Ju— gend, damit sie den Segen unserer freien Institutionen erkennen lernen und zur Er— kenntniß und Würdigung unserer Religion tommen. Dies kann nicht geschehen, wenn sie nicht lesen lernen. Wir wünschen auch die Erziehung unserer eigenen Ju— gend, und zu diesem Zwecke machen wir außerordentliche Anstrengungen. Niemand schätzt den Werth der Erziehung höher als die Katholiken, aber wir halten es nicht für Recht, daß Diejenigen, welche die össf entlichen Schulen controlliren, uns be— steuern, um dieselben zu erhalten, wenn wir so viel zu thun haben, um für den Unterricht in unseren eigenen Schulen zu sorgen. Gegen eine vernünftige Schul— steuer würden die Katholiken nichts haben. Aber wir protestiren gegen die Errichtung von palastartigen Schulhäunsern, worin die Kinder reicher Eltern Unterricht in der Musit, im Zeichnen, Französischen, Latei— nischen und in andern Dingen erhalten, für welche das allgemeine Publikum und ganz besonders die Armen nicht besteuert werden sollten.“ Die Geistlichkeit, Obern von Ordens— häusern und Andere werden gewarnt, sich vor einer Betrügerin zu hüten, welche sich Miss Mary MeDermott nennt und die Ver. Staaten durchzieht. Ein interessantes päpstliches Breve bringt die neueste Nummer des Pariser Univers. Denn obwohl dasselbe nicht an den Gesammt-Episcopat der katholischen Kirche, sondern nur an den Theil desselben gerichtet ist, der den Erzdiöcesen und Diö— cesen Siziliens vorsteht; so enthält es doch Sätze, die nicht blos für jeden Bischof und Priester, sondern für jeden Katholiken der Welt von Bedeutung sind. . „Dieweil wir wissen, ehrwürdige Brüder —dies ist sein Wortlaut —wie herzlich ihr uns liebt, wie unverbrüchlich fest ihr diesem Stuhle des heil. Petrus ergeben seid, wie muthvoll ihr mit uns für die Sache der Kirche streitet und mit welcher Sorgfalt ihr euch bemüht, dem stets wachsenden Uebel entgegenzutreten; —so haben wir gern eure Huldigungen und guten Wünsche entgegen genommen, für deren Verwirklichung ihr so thätig seid. Mit Freuden haben wir wahrgenommen, daß eure Zuversicht sich vor Allem auf die wahrhaft wunderbare Art stützt, in der die göttliche Vorsehung unsere Schwachheit stets geleitet hat und noch leitet. Derartige Zeugnisse beweisen, daß Gott mit uns ist, und müssen darum unsern Muth heben und uns die Hoffnung einer unanfechtbaren Hülfe und eines glänzenden und sicheren Sieges gewähren. Und wahrhaftig, wenn es die Eigenthüm— lichkeit eines weisen Mannes ist, Mittel an— zuwenden, die der Beschaffenheit des ge— setzten Zieles gemäß sind; so darf es Nie— manden seltsam erscheinen, daß wir uns auf außerordentliche Ereignisse vorbereiten, da der Weg dazu in einer gewissen Weise durch eine zusammenhängende Reihe von außerordentlichen Vorgängen schon gebahnt ist. Ist denn die Kirche nicht gewohnt, aus jedem Kampfe mit einer um so glänzende— ren Siegeskrone hervorzugehn, als der An— griff heftig und die Gefahr groß war, die sie vorher bestanden? Wohlan denn! Gab es je etwas Verderb— licheres ais die gegenwärtige Verfolgung, zu welcher sich überall Betrug, Hinterlist, Verläumdung, falsche Wissenschaft, unge— rechte Gesetzgebung und Gewaltthat ver— bunden hat ? Eine Verfolgung, die sich über die ganze Erde ausdehnt und die von einer einzigen Direktion* nach einer und derselben Regel geleitet wird. Eine Verfolgung, in welcher die Gottlosigkeit sich bis zu der Un— verschämtheit verstiegen hat, gegen die Re—- ligion offenen Haß zu bekennen. Und während von ihr früher wohl diese oder jene Wahrheit bestritten ward, erklärt sie jetzt, die ganze übernatürliche Ordnung der Dinge und Gott selbst über den Haufen werfen zu wollen. Aber dieser allgemeine Umsturz aller Prinzipien, der bisher unerhört war, und diese über die ganze Welt verbreitete Ver— schwörung so vieler gegen die Kirche feind— licher Gewalten erweckt in uns, während er uns das Schauspiel einer völlig ungewohn—- ten Verfolgung bietet, auch in höherem Maße als je sonst den Glauben an die Nothwendigkeit einer außerordentlichen und handgreiflichen Dazwischenkunft des All— mächtigen. Was sich nun auch immer ereignen mag, die Gewißheit, die wir von dem Triumphe der Kirche haben, und die Geduld, die eben falls ein Zeichen der himmlischen Gnade ist, sollen uns Krast geben und uns im Kampfe eifriger machen. Damit ihr also ernstlich und ohne Furcht streitet, erbitten wir von Gott für euch sei— nen Beistand und die reichen Gaben seiner Gnade. Und indem wir das harren, er— theilen wir euch ehrwürdige Brüder, als ein Pfand solcher Gaben und als ein Zeugniß unseres besonderen Wohlwollens den apo—- stolischen Segen. : Gegeben zu Rom, beim h. Petrus am sten Juli 1875, im 30sten Jahre unseres Pontifikats. *) Die Freimaurer Retd. —— —ff —— —— Der Liberalismus und die deut—- schen Schulen. Die in Leipzig erscheinende „Zeitung für das höhere Unterrichtswesen Deutschlands“ brachte in den letzten Nummern eine Ab— handlung unter dem Titel: „Der staatliche Kampf gegen den Ultramontanismus in Preußen.“ Diese Abhandlung hat ein all gemeines Interesse, da sie ganz unverhüllt zeigt, wohin der herrschende nberhullt die Schulen Deutschlands führen will. Der Verfasser polemisirt zunächst gegen die „Kölnische Zeitung“, die in jüngster Zeit die Forderung gestellt hat, daß an die Stelle des obligatorischen Religionsunter— richtes in der Volksschle und an höheren Schulen ein facultativer Religionsunterricht gesetzt werden möge. Das hieße, meint der Verfasser, ungefähr so viel, als alles beim Alten lassen. Nachdem er dann das Geständniß gemacht, daß 90 Prozent der protestantischen Bevölkerung sich gegen das Christenthum ziemlich gleichgiltig verhalte; nachdem er ferner seine Entrüstung über das Processionswesen in der katholischen Kirche ausgesprochen; nachdem er endlich constatirt, daß es in den östlichen Provin— zen viele Eltern gibt, die ihre Kinder nicht taufen lassen „sie haben wahrscheinlich ihre guten Gründe dazu“, heißt es, —: rückt er damit heraus, wie der Religionsunterricht nach seiner Ansicht betrieben werden soll. Der Religionsunterricht soll an höheren Lehranstalten nicht von einem besonderen Religionslehrer, sondern von dem Lehrer der Geschichte und der Naturgeschichte er— theilt werden, so daß Katholiken, Protestan—- ten und Juden daran Theil nehmen kön— nen. Er beginnt mit der germanischen Mythologie, dann lernt der Schüler den Buddhismus kennen, der schon 500 Jahre vor Christus Milde und Erbarmen gegen alle Wesen lehre. Es folgt der Rabbi Hillel und endlich auch wohl Christus. Das Beitneeiel ist als das ursprünglich ger— manisch heidnische Wodansfest aufzufassen; daher auch der Weihnachtsbaum mit seinen Lichtern. Die drei Weisen aus dem Mor— enlande, der Stern, die Hirten und die enia sind eitel Beiwerk. An die Stelle der „pensionirten“ heidnische Göttern hat die katholische Kirche ihre Heiligen gesetzt. Die Frage, ob Jesus die Taufe eingesett, dürfte kaum mit Ja zu beantworten sein. Bei Gelegenheit der mosaischen „Schöpfungs— mythe“ muß auch die Kant-Laplace'sche Theorie mitgetheiit, und endlich muß der Darwinismus besprochen werden. —ln der Voltsschule soll gar kein Religioasunter— richt ertheilt werden, sondern erst in der Fortbildungs- und Sonntagsschule. Von dem unvernünftigen Gehorsam Abrahams, seinen Sohn zu schlachten und von vielen ähnlichen biblischen Geschichten darf den Kindern nichts gesagt werden. —Am Schlusse richten sich des Verfassers Haare gewaltig darüber in die Höhe, daß jetzt von Chri— stenverfolgung geredet wird. Bei der Ge— legenheit sagt er, auch die älteren Christen hätten an den Christenverfolgungen durch ihr halsstarriges Wesen doch stets selbst die Schuld getragen. Kaiser Julian habe, sie mild und gerecht behandelt, und zum Dank dafür hätten die Geistlichen das Volk zu Aufruhr und Empörung aufgestachelt!!! Diese kurze Uebersicht läßt mit unmißver ständlicher Klarheit erkennen, wohin die Jugend in Deutschland von dem Liberalis mus geführt werden soll. Auf den Trüm— mern der christlichen Kirchen soll ein moder nes Heidenthum erstehen, dessen oberster Götze das Geld, dessen erstes Gebot der Servilismus ist. Das zu erkennen, ist Pflicht eines jeden Christen, gleichviel ob er Protestant ist oder Katholik. Wer aber diese Erkenntniß gewonnen, wie kann der noch zögern, den Liberalismus mit allen erlaubten Mitteln zu bekämpfen, um so das drohende Verderben von Kindern u. Enkeln abzuwehren? Frankreichs Kämpfe um die Frei- heit der Schule. Frankreich ist es, das zuerst in Europa den Bruch des Staates mit der Religion vollzogen hat. Frankreich ist es wieder, das zuerst die Frucht dieses Abfalls in so— zialer Auflösung und politischer Entkräf— tung erfahren hat. Endlich ist es aber auch Frankreich, das zuerst den Weg der inneren Umkehr beschritten hat in Organi— sation der katholischen Volksschichten, in Formulirung der kirchlichen Forderungen an den „modernen Staat“, in fortdauern— der politischer Arbeit für die katholischen Interessen. In dieser Umkehr mag es manchen Aufenthalt, manchen augenblickli— chen Rückfall geben, aber die Bewegung im Ganzen ist eine rückläufige. Die religiösen Ideen sind daran, sich wieder die verschie denen Kreise des socialen Lebens, den einen nach dem andern zu unterwerfen. Ist die Gesellschaft wieder erneuert, dann ist erst eine wahre politische Restauration möglich und wird sich dann auch naturnothwendig vollziehen und Bestand gewinnen, da sie nicht äußerlich aufgedrungen, sondern in— nerlich vermittelt ist. In dem Grade, in welchem Frankreich in politischer Ernüchterung fortschreitet, verfallen die anderen Staaten Europa's dem Taumel, der von jenem gewichen ist. Mit einer unnatürlichen Gier haben Deutsch— land, die Schweiz, Italien u. s. w. den in Frankreich entbehrlich gewordenen politi— schen Apparat der ersten Revolution sich an geeignet und sind nun daran, alle politi— schen und socialen Verbände zu zersetzen oder gewaltsam zu zerreißen und damit dem Staat selbst allen Halt zu entziehen. In den neulichen Verhandlungen der Nationalversammlung reiste den franzosi schen Katholiken eine Frucht vieler Arbei— ten und Mühen, die volle und ganze Unter richtsfreiheit. Nachdem unter Louis Phi— lipp das Monopol des Staats zunächst auf dem Gebiet der Volksschule gebrochen wor—- den ist, nachdem die Republik von 1848 die Freiheit des mittleren gelehrten Unter— richts den Katholiken eingetragen hat, vol— lendet nun die dritte Republitk die Emanci— pation der Schule durch Freigebung der ho— hen Schulen, des Universitätsunterrichts. (Schweiz. Kirchztg.) Aus den „Weckstimmen“ für das katholische Volk. Der Diberalismus Ursprung, Wesen und Folgen geschildert von Heiurich v. Hurter. (Schluß.) 7. Je mehr der Liberalismus sich aus— breitete, um so gauenvoller gestalten sich seine Früchte. Die katholische Kirche wird verfolgt, und das alte christliche Leben der Völker versinkt immer mehr in's Heiden— thum. Die politische Freiheit wird gefesselt und die Rechte der Bürger werden von der liberalen Partei unterdrückt, sobalb sie nicht zu ihrer Fahne schwören. Das Familen— leben löst sich überall auf, die Ehe wird der Würde und des Segens des Sacramentes beraubt und zur sogenannten wilden Ehe, die Jugend verwildert, die Dienstbo— le- lehnen sich auf, und von einem Respect— gegen die Auctorität ist schon bald keine Rede mehr. Die Arbeiter sind die käufliche und verkäufliche Waare der Arbeitsgeber, werden wie die Citronen ausgepreßt und weggeworfen. Der liberale Schwindel und Krach hat die Armuth groß gezogen und Jammer und Elend durch alle Stände heraufbeschworen. Die Völker seufzen un— ter der Last der Steuern, und die Staaten starren in Waffen, jeden Augenblick bereit, sich gegenseitig zu zerfleischen. Die gegenwärtigen Zeiten gleichen voll— kommen jenen, als der Erlöser nahte. Da— mals seufzten die Völker tief auf nach ei— nem Erretter, denn die Schlechtigkeit, die Verwirrung und Bedrängnisse überstiegen schon alles Maß. Aber so mußte es kom— men. Zwei Wege sollten die Menschen durchwandern. Der eine war der Weg der Wissenschaft des Bösen, wie es Golt im Paradiese den ersten Eltern verkündet hatte. Nachdem die Menschen Gott verlassen hat— ten, tauchte ein Abgrund von Verderbniß und Elend auf, welcher sie mit Entsetzen ersüllte und ihnen den Angstschrei nach dem Erlöser auspreßte. Der zweite Weg war der Erkenntniß des Guten, damit Alle, hilflos und zerrüt.ct, um so mehr die Größe der göttlichen Erbarmung erkennen und dorthin ihre Hände ausstrecken mögen, von wo sie allein Rettung hoffen konnten —vom göttlichen Erlöser. Gerade so ist es heutigen Tages. Nach—