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en Die Tuxemburger Gazette, erscheint jeden Dienstag und lostet unter Vorausbezahlung für die Ver. Staaten&Can ada: Utut o ns Nach Europa portofrei: dhrlih. 23.50 | Halbjhrlich 1.75 und Luurltene uuse reitah Morgen, wenn sie in der irta Nummer Aufnahme sinden sollten, ein gesandi werden. Gelder, die bis eingehen, wer ven noch in der folgenden Nummer quittirt. Nur für die Gelder, die per registrirten oder ve Order gesandt werden, über nehmen wir die Verantwortlichleit. 2 Briese ohne Unterschrist werden niqcht berücsihtigt. “ Alle Briefe, Correspondenzen u. s. w. addressire man einfach : “LuxxxMBURGRR GazerrE“, DUBUQUE, IOWA. Office der Gazette Ro. 442 Mainstraße, zwischen 4. u. d. Inlsändishe Rundschau. Verhandlungen des 46. Congresses. Senat. Die Bill, General Sykes Leichenreste nach West Point bringen zu lassen, passirte. Der Gesetzentwurf be— treffend die Feier des 100. Jahrestages der Anerkennung der Unabhängigkeit der Repu— blik durch nationale Ausstellung in 1883 zu feiern, wurde zur Berathung eingetra— gen. Der Antrag, ein Schiff auszurüsten um Mund— und andere Vorräthe auf Bun deskosten nach Irland zu transportiren, wurde angenommen. Der Minister des Innern und der Finanzminister wurden er— machtigt zur schnellen Erledigung der Pen sionsansprüche mehr Clerks anzustellen. Der Gtesetzantrag über den Panama Canal soll in Wiedererwägung gezogen werden. Die Bill zur Herausgabe der Geschichte unserer Marine whrend des Burgerkrieges passirte. Abgeordnetenhaus. Es gingen viele Gesetantrge von geringerer Wichtig keit ein. Die Bill Loterieen im District Columnbia zu verbieten, ging durch. Der Sekretr des Innern wurde aufgefordert mitzutheilen, wie viel Land der St. Joseph und Denver City Eisenbahn bewilligt wor den sei, und wie sie die Bewilligung ver— wandt habe. Ueber die Hälfte der Zeit brachte das Haus mit der Discussion der neuen Beschäftsregeln um. Der schlaue Sherman ist außerordentlich fleißig, die Dräthe zu sei ner Präsidentschafts· Candidatur zu legen. Da imNorden sein, Buhm “ trotz der krampf hasten Anstrengungen vieler in seinen Dien— sten stehenden Politiker und Makler nicht so recht gedeihen will, und sogar sein Hei— mathsstaat Ohio nicht stramm füür ihn in's Geschirr geht, so beschäftigt er sich damit, sich die Stimmen der Abgeordneten aus dem Süden zum National Convent zu verschaf—- fen. Da nun im sonnigen Süden die Ne ger die ungeheure Mehrheit der republika— nischen Partei bilden, so hat sich unser Fi— nanzsekretär auf ihren Fang verlegt. Dazu benutzt er —die Neger - Geistlichkeit. Für den einflußreichsten aller südlichen Neger Prediger gilt der „Methodistenbischof“ Hood, dessen Wort geglaubt wird, wie dem Evangelium. Der kluge Sherman war daher vor allem draufbedacht, diesen auf seine Seite zu bringen und es ist ihm auch gelungen. Er hat ein Circular an die farbigen Prediger erlassen und verspricht darin, daß die Aemter unter Sherman gleichmäß zwischenweißen und farbigen Republikanern ver— theilt werden sollen. Ist das nicht schön! Aber die Versuche der Sher-- man- Presse dieses Rundbschreiben als eine gänzlich unberechtigte heillose Maßregel des „Vischos's“ hinzustellen, werden wenig hel fen. Trohdem hat Sherman irn Süden bc reits Erfolge aufzuweisen, wie kein anderer Candidat. Es gilt als eine ausgemachte Sache, daß die ganze Delegation Nord- Carolina's zu seinen Gunsten sein wird. Dieses Resultat, in einem Staate, der für Grant als einer unter den sichersten gerechnet wurde, ist wie ein Blitz aus hei-- terem Himmel, und politische Propheten prophezeien, daß Virginia, Süd· Carolina, Florida und Georgia dem Beispiele Nord— Carolina's folgen werden. Die unver kennbare Geschicklichkeit, mit welcher Sher man's Freunde sein Interesse gewahrt haben, liefert den Beweis, daß fie wohl im Stande sind, ihre bis jetzt errungenen Vor theile weiter zu verfolgen. Am 15. Januar kam zwischen den Ver. Staaten und Frankreich ein Vertrag zum Abschlusse für Entschdigung franzo sischer Bürger für ihnen im Bürgerkriege zugefügte Verluste. Darnach ernennen die Ver. Staaten, Frankreich und der Kaiser von Brafilien je einen Schiedsrichter, welche 6 Monate nach Austausch ihrer Beglaubi gungen zusammentreten und alle Ansprüüche auf durch franzoösischen Brger aus obigem Anlasse geltend gemachte Schadloshaltun—- gen und allenfalls damit im Zusammen—- hange stehende Gegenansprüche amerikani scher Bürger endgiltig entscheiden sollen. Doch berührt der Vertrag nur Ansprüuche, welche durch die Kriegömacht der Ver. Staaten geschehene und durch dieselben gut geheißene Handlungen betreffen, da die Ver. Staaten Regierung für durch die con Herausgeber: Dentsche-Katholische Drud-Gesellschast. Jahrgang 9. förderirte Armee geschehene Beschädigun gen an Eigenthum und durch die Neger— Emaneipation geschehene Verluste jede Haftbarkeit ausdrũücklich abgelehnt hat. Die Legislatur von Californien will, wie es scheint, den Chinesen ebenfalls ernstlich zu Leibe gehen, und ihnen den Aufenthalt im Staate nicht nur verleiden, sondern positiv unmöglich machen. Drei auf die Unterdrückung, resp. Vertreibung der Chinesen bezügliche Gesetzentwürfe lie— gen bereits vor, und ihre Annahme mit großer Majoritãt wird als sicher betrach tet. Die erste dieser Vorlagen bestimmt, daß zum Betrieb jedes Geschäftes und zur Ausũbung irgend eines Berufes oder ir gend welcher Beschäftigung eine Licenz erforderlich sein soll, daß aber Chinesen keine Licenz ertheilt werden darf. Wer ohne Licenz einem Geschäfte obliegt, wird natürlich bestraft. —Die zweite Gesetzvor lage verfügt die Auferlegung einer Kopf—- steuer von 825 im ersten und 50 im zweiten Jahre für alle Bewohner Califor niens, „welche keine Bürger werden kön nen.“ Die Chinesen sind selbstverstndlich die Einzigen, welche dieser Steuer unterlie gen würden. Die dritte Vorlage endlich macht die Austellung oder Beschãftigung von „Mongolen“ zu einem strafbaren Ver— gehen für Corporationen. Die Strafe soll in einer Geldbuße bis zu 85000 und bei Wiederholungen sogar in Entziehung der Concession bestehen. Der letztere Ge-· sethantrag hat bereits die Unterschrift des Gouverneurs erhalten und ist als Gesetz in Kraft getreten. Wie es scheint wollen sich die Eisenbahn-Compagnien demselben wie dersehen. Daraufhin hielten die weißen Arbeiter Versammlungen ab und erklãtten, daß sie zur Gewalt greifen wollten, wenn die Eisenbahnen die Chinesen nicht sogleich entließen. DerLegislaturvon Louisiana liegt eine Bill zur Erwägung vor, durch welche Grausamkeit gegen Thiere verhin dert, und die grausame Behandlung von Thieren für ein Vergehen erklärt werden soll, das mit einer Geldbuße von nicht mehr als 81000, und Gefängnißhaft von nicht mehr als zwei Jahren bestraft werden kann. Die Bill erklärt den Begriff von Grausam keit dahin, daß darunter zu rasches Trei ben, Ueberladung des Fuhrwerks, Marter, grausames Schlagen, unntze Verstimme lung oder Tödtung, oder die Veranlassung ein solches Vergehen zu verüben, zu verste hen ist. Die Bill bestimmt ferner, daß jede Person, die es unterlãßt, ein unter ih rer Controlle stehendes Thier mit Futter oder Wasser zu versorgen, oder demselben gehörige Sorgfalt zu widmen, eines Ver gehens schuldig erachtet werden sol. Die—- selbe Bestimmung trifft Personen, die ein Thier in einem Gefährte in unmenschlicher Weise transportiren, oder transportiren lassen; überhaupt trifft die Bill Anordnun gen für die Wohlfahrt von Kühen, Pfer den und anderen Thieren. Das liest sich schön auf dem Papier, wird aber in der Praxis nicht viel helfen. Ueber die Geschäftslage sagt die „N. Y. Handels Zeitung“: Allen Licht seiten unserer gegenwärtigen Situation Rechnung tragend, dürfen wir uns doch nicht verhehlen, daß das Verhältniß des Exports zum Import sich nachgerade sehr ungünstig gestaltet, und die anhali. e Abschwäãchung des Einen und Verstärkung des Anderen schließlich unserer jett noch günstigen Handelsbilanz eine beunruhi gende Wendung geben muß. Das steht zu befürchten, wenn die durch Spekulation auf einen unnatrlichen hohen Punkt ge triebenen Preise fast aller Stapelprodukte des Landes sich noch länger behaupten, und nach der wiederholten Enttäuschung, welche die leyten Wochen gebracht haben, ist kaum Hoffnung auf ein nahes und voll ständiges Erlöschen der Speklulation. Al lerdings ist unser Plat, auf dessen Han delsbewegungen obige Ansicht basirt, in der Regel nur fur den Import und nicht für den Export maßgebend, aber diese Regel ist jeht, wo hier und an den via New York verschiffenden Binnenplhen so enorme Quantitãten Produkte angehuft sind, daß diesen gegenüber der während der lehten Monate stattgehabte Export ganz unbedeu tend ist, nicht anwendbar. Wir halten uns in dieser Beurtheilung an die vom Zollamte LCuxemburger Gazelte. Dubuque, Jowa, Dienstag, den 24. Februar 1880. verzeichneten Zahlen, die nach einer, bis heute unerklärten Ordre des Finanzmini— sters seit Anfang dieses Jahres weder den ganzen Import, noch den ganzen Export umfassen. Das bestehende Mißverhältaiß wüürde bereits im Wechsel· Course auf Eu ropa schärferen Ausdruck gefunden haben, wenn wir nicht einerseits noch an unserem Guthaben zehrten, und andererseits nicht in jüngster Zeit sehr bedeutende Summen diesseitiger Werthpapiere für europãische Rechnung hier gekauft worden wãren, deren Total die Summe der gleichzeitig retour-- nirten 6· und 5 · prozentigen Bundes· Obli— gationen bedeutend übersteigt. So erfreu lich aber auch diese Wiederkehr des Ver trauens ist, bietet solcher Capital· Zufluß doch kein Aequivalent für die Abschwächung unserer Handelsbilanz. Dauernd gestärkt wird das Land nur durch das Capital, wel— ches wir als Zahlung fur unsere Produkte erhalten, das also unser Eigenthum wird, während wir jenes nicht nur früüher oder spãter zurckzahlen, sondern auch bis dahin hoch verzinsen müssen. Diese Bemerkun gen vorausgeschickt, ist es fast überflüssig zu berichten, daß die allgemeine Geschãftslage durchaus nicht so befriedigend ist, wie sie es nach einer segensreichen Ernte und einer nicht minder ergiebigen Ausbeute fast aller anderen Ressourcen sein könnte. Als ein großes Glüück ist unter den obwaltenden Verhältnissen zu schhen, daß die Baarzah— lung aufgenommen und einigermaßen be festigt; wäre diese Errungenschaft nicht ge sichert, so würden wir jetzt ohne Zweifel unter dem Terrorismus der Gold·Spelu— lation stehen. Aus ländische Rundschau. Zu Berlin tagt der preußische Land tag und der Reichstag jetzt zusammen. diesem unnatũrlichen Zustande soll nun, wo der Staatshaushaltungsetat in dritter Le-- sung passirt ist, ein Ende gemacht werden. Der preußische Landtag soll mit Rucksicht auf die Menge der zu erledigenden, drin genden Gesetzesvorlagen auf drei Monate vertagt werden. Im Reichstag haben die Debatten be reits begonnen. Zum Vorsitzenden wurde durch das Zusammengehen der Conserva tiven mit dem Centrum Graf Arnim · Boiz zenburg erwählt. In der Sitzung vom 18. wurde das Staatshaushaltgesetz u. die Vor lage betreffend, die Ermãchtigung der Re gierung zur Aufnahme eines Darlehens berathen. Der Unterstaatssekretär des Reichsschahamtes äußerte im Laufe der Debatte: Die finanzielle Lage des Landes habe sich im laufenden Jahre wesentlich gebessert. Der Gesammtmehrbetrag der Einnahmen in diesem Jahre sei auf 28 Millionen Mark veranschlagt gewesen, der Voranschlag sei aber auf 20 Millionen her worden, da man auf einen Aus fall in den Einnahmen aus der Rüben— zucker·, Branntwein- und Brausteuer rechne ; der Ausfall in den Einnahmen des letzten Jahres werde durch den Ueberschuß in die— sem Jahre gedeckt werden. Der vorliegende Reichshaushalts - Etat zeige eine Vermehrung der ordentlichen Ausgaben um elf Millionen Mark und der außerordentlichen Ausgaben um fünf Mil lionen Mark, während die Einnahmen aus verschiedenen Quellen um 14 Millionen niedriger angesetzt seien. Zur Deckung die ser vermehrten Ausgaben und der Vermin derung in gewissen Einnahmen von zusam men dreißig Millionen Mark sei nur auf eine Erhöhung der Einnahmen um 22,—- 500,000 Mark zu rechnen, und der Rest von sieben und einer halben Million müusse durch Matricularbeitrge aufgebracht wer den. Der Unterstaatssekretr schloß seine Erlãuterungen mit der Erkltrung, daß bezüglich einer Münzreform gar keine Schritte geschehen seien, eine Aenderung der gesehlichen Währung nicht einmal zur Erörterung gezogen worden sei und die Silberverkufe ausgesethzt worden seien. Was die Vermehrung der Armee betrifft, so weiß man schon heute, daß das Centrum derselben mit aller Macht opponiren wird. Doch Bismarck wird dieselbe mit Hulfe der „National · Liberalen“, die dabei wieder über den Stock springen, durchsethen. Noch ist ein Unfall zu berichten, der am 14. Februar dem Kaiser Wilhelm zustieß. Als er im Begriffe war die Singakademie zu verlassen und die Stufen hinabzusteigen, wurde er vom „Schwindel“ erfaßt, da er seiner Begleitung voraus war und stürzte die Treppen hinunter. Außer einigen Beu— len am Kopf und etlichen Schraminen an den Beinen, hat er keine Verletzungen er— litten. Wahrscheinlich rührte der„Schwin· del- daher, daß der alte Haudegen etwas zu viel des Guten eingelegt, ein Fall, der bekanntlich grade keine Seltenheit bei ihm ist. Aus Oesterreich erfahren wir, daß Dr. v. Stremayer, der Justiz·Minister, und gleichzeitig Leiter des Culturministe riums und der Finanz-Minister Freiherr v. Korb auf ihrer Resignation bestehen. Beide Herren sind, wie die Leser wissen, Liberale. Nun meldet uns der Telegraph, daß an Stelle des ersteren Conrad zum Cultus— und Unterrichts.· Minister ernannt worden ist und von Kriegsau, ein Schwager des verstorbenen Botschafters am päpstlichen Hofe, Freiherr von Bach, zum Justizmini—- ster ernannt wurde ; beide sind Conservative. Ihre Berufung in's Ministerium ist ein Be weis dafür, daß Oesterreich wieder in die Bahnen einlenkt, von denen es nun schon seit geraumer Zeit zu seinem eigenen Scha den, abgewichen war. Die vielen verun glückten Experimente mit „liberalen “ Mini stern scheinen die leitenden Staatsmänner Oesterreichs endlich überzeugt zu haben, daß von „liberalen“ Ministern kein Heil für Oesterreich zu erwarten ist, daß dieses viel mehr durch eine conservative Regierungs form wieder zu seinem alten Ansehen und zu seiner früheren Machtstellung gelangen kann. In Ungarn find die Straßen Cra walle freilich zu Ende, aber die Enthüllun gen üüber die Corruption in den höchsten Beamtenkreisen nehmen ihren Forigang. Tag für Tag erscheinen neue Skandalge— schichten in den Blättern, eine schmuhtziger als die andere. Auch Holland sieht sich Angesichts der colossalen Kriegsrüstungen der anderen Mächte Europas zu einer Reorganisation seiner Armee veranlaßt. Der Kriegsmini— ster hat der Kammer einen Plan vorgelegt, wonach die Zahl der regulären Truppen von 55, 000 auf 60,000 erhoõht werden soll, von denen 24,000 die Feldarmee und 36,000 das Besatzungsheer bilden. Ferner soll die Bürgerwehr auf 90,000 bis 100, 000 Mann gebracht werden und ihr soll die Aufgabe obliegen, die Feldarmee zu unter stüten, ohne jedoch dem direkten und ersten Angriff ausgesetht zu sein. Die Armee soll nur zur Vertheidigung dasein nnd mit einer solchen Macht von ungefähr 160, 000 Mann glaubt man, daß Land genügend schühen und den Feind schlimmsten Falls so lange aufhalten zu können, bis Verbündete zu Hülfe kommen. Bemerkenswerth ist in letzterer Beziehung die auffallende Annãhe rung Hollands an Deutschland. In Frankreich gehts immer mehr links abwärts. Es werden alle möglichen Maßregeln ersonnen, um die Beamtenkreise von allen nicht republikanischen Elementen zu säubern. Streich auf Streich trifft die offizielle Guillotine oft die bewhrtesten Beamten. Richter, Präfecten, Unterprä—- fecten, Departemental Einnehmer, Alles muß springen, was in Paris nicht roth an geschrieben ist. Das Böse dabei ist, daß oft ganz miserabele Creaturen, Leute ohne Kenntnisse und Talente, an Stelle er fahrener Männer treten, blos, weil sie ge—- fügige Werkzeuge in den Händen der Regie rung sind. Das Schlimmste ist, daß auch in der Armee eine arge Zerse hung zu Tage tritt und manche militärische Maßregel einen politischen Beigeschmack erhält, der der Disciplin äußerst schädlich ist. Man versichert von unterrichteter Seite, daß man an manchen Orten bereits das Schauspiel genießen kann, in demselben Lolale an ver schiedenen Tischen Offiziere zu sehen und zu hören, von denen der eine Theil die Marseillaise, der andere das Lied Heinrich IV unb der dritte das„Partant pour la Syrie“ singt, ein Zustand, der als beredtes Zeugniß fur die in der franzoösischen Armee herrschende Corruption gelten kann. In der Kammer sind die Unterrichtsfra· gen immer auf dem Tapet. Leon Say's Gesetantrag zur Errichtung höherer Mäd chenschulen gab Anlaß zu sehr langen und heißen Debatten. Doch nach der Lage der Dinge zu urtheilen, wird der Jesuitenpara Redaklteur: Niqholas Gonner. graph 7 in dem Ferry'schen Unterrichtsge setz verloren gehen. In Spanien haben die Minister letzte Woche das Gesetz üüber die Aufhebung der Sklaverei auf Cuba proclamirt. Dasselbe wurde in Spanien allgemein gut aufgenom— men, ob es aber in Cuba solchen Anklang findet, ist zweifelhaft. Man glaubt nicht, daß die vorgeschriebene Uebergangsfrist die Sklaven, die vollständige, absolute Freiheit erwarteten, zufrieden stellen wird. Wahrhaft schreclich sind die Nachrich— ten, die aus Rußland kommen. Aus Pe—- tersburg berichtet man üüber ein neues At tentat auf den Kaiser und zwar versuchte man am 16. d. M. den Czaren in seinem Palast mit der ganzen Familie in die Hoöhe zu sprengen. Die nãheren Umstände die—- ses scheußlichen Attentates fassen wir nach dem Telegraphenberichte in geordneter Form zusammen. Im Winterpalast, dem Auf enthalt der kaiserlichen Familie, wurden die Keller seit langer Zeit zu Vorräthsräumen benuht und waren von vier Arbeitern be wohnt. Die Mine war bis unter das Zim mer der Palastwache gelegt worden, welches sich unmittelbar unter dem Speisezimmer befindet und explodirte zur bestimmten Ta— felzeit um 6 Uhr Abends. Wenn es nicht durch einen Zufall verzögert worden wäre, würden sämmtliche Theilnehmer im Augen blicke der Explosion schon bei Tafel gesessen haben. So war der Kaiser grade im Be griff in Begleitung des Prinzen von Hes sen und des Fürsten von Bulgarien durch eine Thüre, die übrige klaiserliche Familie, mit Ausnahme der Kaiserin, durch eine zweite Thüre in den Speisesaal zu treten, als die Explosion stattfand. Die Gewalt dersel ben war so stark, daß im Palast sowohl als in den andern Gebäuden eine Menge Fensterscheiben zerbrachen. Das Gas er losch und es trat vollige Finsterniß ein. Zwei Diener und 5 Soldaten wurden ge iödtet und 35 Soldaten wurden verwundet, von denen bereits mehrere gestorben sind. Man hat gleich eine Anzahl Verhaftungen vorgenommen, darunter die drei Arbeiter, die den Keller bewohnten. Der vierte ist entflohen. Ebenso wird der Hauptmann der Palastwache vermißt. Gleichzeitig mit der Explosion wurden Bomben die erepir ten in die angrenzenden Straßen geworfen. Die Entzündung der Mine war durch eine electrische Batterie erfolgt. Der Ge— neral · Gouverneur Gourko war in der nãch sten ganzen Racht beschäftigt, die Urheber der Explosion zu ermitteln; außer den ge meldeten Kellerbewohnern find 40 Perso nen der Bedienung des Palastes in Haft genommen worden. Man hat eine Person festgenommen, die den Palast gleich nach dem Attentate verließ. Eine Compagnie Sappeure sucht alle kaiserlichen Palãste ab. Welch' schrecklichen Zustände! Wahrlich der Despotismus rãcht sich furchterlich ! Welche Kühnheit, welcher Unternehmungsgeist, welche Verworfenheit gehoört dazu, solch eine grãuliche That unter solchen Umständen zu vollziehen! Muß man da nicht glauben, daß die Nihilisten ihre Verbindungen in den hoöchsten Kreisen und in der nãchsten Umgebung des Kaisers haben ? Am 12. Febra ar wurde in der Reichs hauptstadt Ottawa das canadische Reichs parlament unter großem Gepränge erdffnet. Der General·Gouverneur Lorne trug eine mit goldenen Schnüren und Tressen buch—- stblich bedeckte Uniform; seine Frau Louise, die Tochter der Koönigin·Kaiserin Viectoria, war mit Diamanten überset. Sie fuhren in prãchtigem Aufzug, geleitet durch einen von Gold funkelnden Schwarm von Adjutanten, sowie von einer Abtheilung Dragoner und Infanteristen, nach dem Parlamentsgebäude und betraten den Se natssaal. Unter den nur gegen Eintritta karten zugelassenen Zuschauern in diesem Saale waren fünfhundert im Juwelen—- schmuck glänzende Damen. Außen erscholl Kanonendonner, als der General-·Gouver neur und seine Gemahlin den Thron im Senats saale einnahmen. In der Nähe desselben saßen die Richter des Obergerichis in hochrothen mit Hermelin besehten Schlaf rock hnlichen Amtsrdcten, in welchen sich die alten Knaben ziemlich komisch ausnah men. Die Chronrede wünscht Canada Gla zu der reichen Ermte, schlgt Aenderungen am Tarif vor, ohne sich in dieser Beziehung auf Einzelheiten einzulassen, gedenkt der Nummer 448. erfreulichen Besiedelung des nordwestlichen Gebietes, spricht die Hoffnung auf starke diesjhrige Einwanderung aus dem Mut terlande aus, bittet das Parlament um praktische Hüülfe für Irland, weist auf den jetzt rasch vor sich gehenden Bau der cana dischen Pacificbahn hin und hebt dabei be sonders hervor, daß auch der Bau des schwierigsten Theiles, nämlich der Strecke zwischen dem See Kamloops und Yale jetzt contraktlich vergeben ist. Nach Verlesung der Rede kehrten die Lornes in prächtigem Aufzug unter Musik in ihre Wohnung zurück. Telegraphische Depeschen. Deutschland. Berlin, 17. Feb. Die Bergleute der Stharleygrube in Schlesien haben, wie aus Breslau gemeldet wird, die an der Einfahrt zur Grube belegenen Gebäude zerstört, die Bcher vernichtet, die Beamten mißhandelt und den Geldschrank, in dem sich das Geld zur Bezahlung der Loöhnung befand, hin weggeschleppt. Erst das Einschreiten von Militär machte dem Aufruhr ein Ende. London, 19. Feb. Wie aus Berlin gemeldet wird, haben die sozialistischen Ab geordneten Bebel und Bader heute im Reichstage die Erklärung abgegeben, daß der deutsche Sozialismus mit dem russischen Nihilismus in keinerlei Verbindung stehe. Rom. Rom, 17. Feb. Die pãpstliche Ency elica belãmpft die bürgerliche Eheschließung. Sie verfolgt die Geschichte der Eheschließung von dem patriarchalischen Zeitalter an bis zur Bildung der katholischen Kirche und er klärt, daß Christus die Ehe zu einem Sa krament gemacht habe, dessen nur seine Kirche walten könne; den Versuchen der Neuzeit, der Kirche das alleinige Recht der Ehe schließung und Trennung zu rauben, müsse von der katholischen Welt Widerstand ge leistet werden. Es wird ferner angedeutet, in welchen Fällen die Trennung der Ete zulãssig sein soll, und die Bischöfe werden aufgefordert, die in der Encyelica niederge legten Lehren den Gläubigen mitzutheilen. Italien. Rom, 16. Feb. Die amtliche Zeitung meldet die Ernennung von sechsundzwanzig neuen Senatoren zum Zweck der Durchsez un der Abschaffung der Mahlsteuer, der 1s ie Mehrheit des Senats bisher wider eht hat. Rom, 17. Feb. Das italienische Par lament wurde heute eröffnet. Die Thron rede hat fast ausschließlich die inneren An—- gelegenheiten zum Eeenlertt: sie em pfiehlt die Abschaffung der Mahlsteuer und die Annahme der Vorlagen betr. die unte: falu des Wahlgesetzes und die auswãr tigen Angelegenheiten. Die Thronrede sagt: Italien hätte Frieden und deshalb reinn es leicht, die Beobachtung des Ber liner Vertrags zu überwachen und seinem Versprechen, in Europa ein Element des Fortschrittes und der Bildung sein zu wol len, treu zu bleiben. Mailand,lß. Febr. Das einfluß reiche lieberale und monarchische Blatt „Perseveranza“ meldet, die östreichische Regierun : bei Bismarck angefragt, ob Deatgland Oestreich entgegentteten würde, wenn dieses jemals seindlihe Maß nahmen gegen Italien für noöthig hielte; darauf habe sie einen verneinenden Be—- scheid erhalten. Das Blatt fügt hinzu: „Oestreich hat diesen Schritt als eine ein fache Vorsichtsmaßregel für künftig mög liche Nothfälle gethan“. Frankreich. Paris, 18. Feb. Gestern wurde in den „Champs Elysöes“ ein Russe unter der Beschuldigung, einen Mordversuch auf den Czar gemacht zu haben, verhaftet. —Gan « betta's Freunde beabsichtigen, Can didaten für die durch Jules Favre's Tod erledigte Stelle in der franzosischen Akade mie aufzustellen. Parisl9. Feb. Der Bischof von An tun hat die Geistlichkeit seines Sprengels angewiesen, Sammlungen füür das noiblen dende Itrland zu veranstalten. Die Ge— nossenschaft der Christlichen Brder hat 2000 Franes beigesteuert. Spanien. Madrid, 18. Feb. Das Gesetz für Abschaffung der Sklaverei auf Cuba ist heute amtlich bekannt gegeben worden. Ueberschwemmungen werden aus den Pro vinzen Leon, Zamaroa und Corunna t meldet. In Leon, Asturien und Galizien siud stellenweise die Eisenbahnen üüberflu thet. —Der Abgeordnetenkammer ist heute vom Finanzminister das Staatshaushalts gesetz für das Finanzjahr 1880 gelegt worden, welches die Einnahmen auf 792 Millionen Pesetas und die Luraben auf 820 Millionen anschlägt. Der Mini ster forderte die Ermãchtigung, nothigen falls 198 Millionen Pesetas zu borgen, welche Summe indessen nicht hinreichen würde, falls Spanien in einen a widelt oder von inneren Unruhen heimge sucht werden sollte. 2 adti d, —2; Die Liuber n rt wehe nnliner - rtnl der dahr eri sind einschließlich ihres Füührers ge angen genommen worden. Der Führer der Bande wird noch verfolgt. Türkei. Constantinopel, 19. Febr. Die txkischen · Zeitungen berichten, daß das Kriegsrecht in Cnstantdedel verkündet eiit ein ris 2 offendar tint Le guue r „da anlß - lich der deodesichenden Reformen im Milü trwesen zu Ruhestörungen kommen sollte. 7 Montenegro. London, 19. Feb. Furst Nicolays von Montenegro abermals eine Note an die Müchte g tet, worin er sich bereit erklärt, wegen der Abtretung von anderem türkischem Vrbier als Gusinje und Plava an Montenegro mit der Pforte zu unter handeln.