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Die Vendeer. Eine Erzählung aus der Zeit der ersten franzbsi schen Revolution. Bon Dr. F. X. Himmelstein. (dFortsezung.) Von Donnissan! rief der Pfarrer in freudiger Ueberraschung, als er die Schristzüge auf dem Briefe erkannte; Gott sei gelobt, daß er den lieben Freund uns erhalten hat! Indem er das Schrei— ben entfaltete bemerkie er die Thräne nicht, die sich · seinen letziren Worten aus dem nherzigen Auge Heinrichs siahl, und lau las er nun den Inhalt: Ancenis. Ehrwürdiger Bater! Schwere blutige Kämpfe haben wir seit unserem Auszuge bestanden, vlele Schafe Eurer Heerde sind hinges tlachtet durch das Schwert der Königsmörder. Die meisten sind in Mans gefal len. Doit befand sich eine zahlreiche Be satzung, welche Wiederstand leistete. Aber die starken Mauern und Wälle, die Feuerschlünde auf den Basteien das Alles hielt uns nicht auf; wir nahmen die Stadt. Inzwischen näherten sich die Generale Marceau und Kleber mit den Trümmern von fünf geschlagenen Divisionen der Republikaner, sechs nor dischon Regimentein und der Armee von Cherbourg. Sie griffen Mans am 15 Dezember an. Kleber ward zuerst zurück geschlagen; nun trat die Armee von Cherbourg vor. Piron und Stiafflet hielten die Angreifenden durch Kanonen— schüsse zurück; unsere Bauern kämpfien mii dem Muthe der Verzweiflung, und und der Kaupf ward von Minute zu Minute hestiger. Plötzlt) sahen wir uns im Rücken angegriffen und began— nen den Rückzug. Die Straßen waren durch Mantitionswagen und Karren, todte Pferde, Leichen und Sterbende versperri, welche die Flucht verhinderten. Die Ripublikaner begannen ein gräß liches Gemetzel, die Gefangenen wurden zu Hanfen dhingeschlachtet, Tausende in EN Fünftausend Bauern sind gefallen, zwölfrausend Weiber und Kinder um's Leben gekommen. Hier versagte dem Pfarrer die Stimme, und er bedeckte mit beiden Händen sein Angesicht. Endolich, nachdem er seinen Schmenz in etwas bemeistert, las er mit bebender Stimme weiter. Was übrig blieb, flüchtete der Loire zu, die wüthenden Verfolger auf der Ferse. Die ganze Armet zerstreute sich. Doch nach wenigen Tagen sammelten sich einige Hundert Bauern um mich, und nun ist Ancenis in unserer Gewalt! Und wir· Vater ich höre die Trommeln wir beln, es droht ein neuer Angriff, mag der Boie, wenn Gott seine Schritte schützend zu Euch leitet, Euch das Wei— tere berichten. Es lebe der König! Beiei für Euren treuen Sohn Donnissan. Der Pfarrer faltete langsam den Brief zusammen, während sein thränenfeuchtes Auge sich auf das Kieuzbild an der Wand beftete. Von dortiher kam wieder die ganze Ruhe in seine gottergebene Seele. Nehmt nun vorerst den mage— ren Morgenimbiß, und dann ergänzet uns die Lücken des Briefes, unterdessen vollende ich mit Heniy das Morgenge— dei. Mu diesen Worten entfernte sich Vater Theobald mit dem Knaben in's Nebengemach. Martin konnte sich niqt überwinden, die beiden Hungernden durch nancherlei Fragen in ihrer rquid lichen Ardei zu siören. Das nußh ein jammervollir Abzug von Mans gewesen stin, prach er seufzend vor sich hin. Ich iage Euch, entgegnete Heinrich, ein solchis Clend läßi sich nicht beschiei— ben. Mn schouden die Haut, wenn ich daran rirke. Veiwundeie Greise, Kin-- der, Weiber, halb nackt, ohne Lebens mit tel, mußten im kalten Regen über sum— pfigem Boden täglich zwanzig Stunden züellegen; der Weg war mit blutigen Fußiapfen bedeckt Auch die Marqulse von Larochtjo quelin war unter den Flich enden, und nur in eine leichte Decke ge hũllt. Aber wie kam die Stadt Ancenis in eure Gewalt ? fragte Mar!in wie— der. Wir setzten unsere Flucht unaufhalt sam sort und kamen bei Ancenis an die Loire. Aber ach! wir fanden da keine Schiffe, um überzuseen. Nur Laroche jaquelin gelang es, mit einigen Getreuen auf elendeu Flößen hinüderzukommen, und Gott sei tausend Dank, daß dleser Held wenigstens gereitet ward. Dle üb— rigen zersteuten sich. Ein Theil ergab sich und wurde niedergchauen. Unserer Zweitausend unter Marigny zogen aegen Savency hin Hier guff uns Kleber mi wen überlegener Macht an, zwei Siunden rongen wir um den Sieg doch wirmuhien unterltegen. Die Blut— hunde mordeten abe Gifangene; acht Tague daurrie in Saven y cas Nieder— schtihn ter Utglückichen. Die Wü ihna dielten in den umliegenden Tor fein oitentich Jaab auf die Vendeer; jeder Matcihof, jede Scheune wurde mit ten Basounenen durastödert. Aber mein Gotu! fragte Marin in ärgsicen Eiwartunrg. wie seid iht all.n diejen BNfahiea enikonmen? Nach angstvollem Umhirirren erreichte sch den Wald von Grave. Ich getraute mir nicht, ausrecht zu gehen; auf Händen und Fuhin vor Durst verschmachtend, aihirchn ut —— 7—— - kroch ich durch das Dickicht, wit den an den Reilisern gesammel—- ten Regentropfen aus hohler Hand meine lechzende Zunge befeuchtend; halb ohnmächtig sank ich endlich vollends zu Boden, da höre ich wie im Traume aus dem nächsten Gestrüppe den leisen Freu densruf: Es lebe der König! und als— bald seh' ich meinen Joseph da zu mir herankriechen! Du, Joseph ? sagte Martin und schlug überrascht die Hände zusammen, während dicke Thrä rentropfen über seine Wangen herahrollien; O wunderbare Fügung Gottes! So sammeln sich mehr und mehr die Unseren fuhr Heinrich fort, wir siaden Donnissan; unsere Zahl steigt auf zwei hundert, die Wuih über die grausame Er—-- mordung unserer Leute gibi uns neue Ktraft. Li stürzen auf dreihundert Blaue, welche die Staodt Ancenis decken, sie wer den gänzlich vertilgt und die Stadt ist unser! Sicherlich hätte sich Martin noch alle Begebenheiten des furchtbaren Krieges erzählen lassen, wäre nicht Pfarrer Theo bald mit Henty jetzt wieder eingetreten, als jener eben seinem beklommenen Her zen durch den Ausruf Luft machte: O entsetzliche Dinge! es gibt in Frankreich keine Menschen mehr, es ist das Land wilder, blutdürstiger Thiere geworden. Ja diese unersättlichen Blutmenschen der fluchwürdigen Republik übertreffen noch die Raubthiere! Seien wir aber nicht ungerecht gegen unsere Feinde so sprach der Pfarrher sanft mit erhobenem Finger, auch auf Seite der Uaserigen wird so manche Grausamkeit verübt, welche dem Christen nicht ziemt. Uad der Herr hat Ursache genug, auch uns dann und wann seine Hand fühlen zu lassen zur Abbüßung solcher Unmenschlichteiten! Da überlief Jojephs blasses Ange— sicht eine glühende Röthe, er erhob sich von der Bank und sprach ehrerbietig ge gen Vater Theodald gewendet: Verzeiht ehrwürdiger Vaier, meine Anrede. Wohl ist es wahr, daß auch wir von blinder Wauth fortgerissen, öfters Dinge voll bringen, vor denen wir selber uns später entsegen. Aber es geschieht nie aus teuflischem Muthwillen, wie das so häu— sig bei unseren Feinden der Fall ist, son dern im offenen Kampfe oder zur Abwehr blutiger Gewaltthaten. Uad bedenkt, wenn wir die gräßlich verst immelten Leichen unserer Brüder umherliegen sehen, wenn wirt vernehmen, wie von den Feinden die Gcfangenen, welche, auf die zugesicherte Amnestie verttauend, sich er· gaben, zu Tausenden niedergeschossen wor den; wenn wir die Leichnahme der Frauen von wilden Hunden angefressen, unsere Kinder mit aufgechlitzten Bäuchen schauen, wenn wir unsere Säuglinge von den Bajonetten dieser Teufel in Menschengestalt herab wimmern hören, wessen Blut sollte da nicht aufkochen zur fürchterlichsten Wuth, die alle menschliche Gefühl für den Augenblick erstickht? Aber zeigt mir auf Seite der Repubrika ner ein einziges Beispiel von solcher Großmuth, wie unsere Anführer so häu— sig sie bewiesen, oft zu unserem bitteren Schaden! Der fromme Marquis Leecure allein rettete bei verschiedenen Gelegenheiten mehr als vierzigtausend Republikanern das Leben. Der Oberst Westermann, der den Parisern versichert hatte, die ganze Vendee mit einer einzi gen Legion zerstören zu wollen, hatte Tags zuvor Leecures Schlohß in Clisson angezündet und die Bewohner gemordet, als wir ihn bei Nantes in die Lehre nahmen. Mit zehntausend Mann war er gelowmen, und mit ihm flohen nur dreibundert. Die Morodrennereien der Unmenschen hatten die Weiber in solche Erbitterung gebracht daß sie die Flücht— linge mit Heugabeln ödteten. Viertau— send Gefangene wurden nach Cyatillon gebracht. Hier rief Marigny dem edeln Lescuie zornig zu: Laß mich diese Unge heuer, die vein Schloh niedergebrannt haben, tödten! Marigny, antwortete ihm Leecure, du bist grausam; ich werde ihnen nichts geschehen lassen und sie gegen dich vertheidigen. Das heiße ich christlich kmpfen, sprach Martin gerüühit. Und St. Florent vergiß nicht, Joseph! erinnerte Heinrich. Ja, nach jenem Unglüückstage in Collet, fuhr Jostph fort, wo der tapfere Bon champ iddtlich getroffen ward. Wir setz ten unsere Flucht die ganze Nacht hin durch fort bis nach St. Florent. wo die Bevölkerung der ganzen Gegend mit uns weiter floh. Talmont mit 40v0 Bauern und Antichamp mit 1200 Rei. tern deckten den Uebergang über die Loire. Das war eine schauerliche N-cht! Das Feuer von mehr als hundert auflodernden Dörfern beleuchteie den nächtlichen Himmel und as der Ferne tönten dumpfe Kano nenschläge drauf und drauf; uad dazu das hernzzerreißende Geschrei der wild durcheinanderdiängenden Menge von Greisen, Weibein und Kndern, und Wehklagen der Verwundeten. Die Bauern von Bretagne ricfen uns vom jinseitigen Ufer zu und ruderten mit zer brechlichen Kähuea zu uns heruber. Al lis swnzie jeziia die Schffe, so daß mehrere übciladen untecanten, uno überall sah man die Versinkenden die Hände aus den Flutihen empoistrecken und um Hilfe schreirn. Umsonst benuh teu sich Laroct ejaquerlin und Leocure durch Zureden Otdnung in die Ucderfahrt zu bringen. Ach, noch sehe ich das todibleiche, blut Eurxembunrger Gazette. übergossene Antlitz des guten Lescure vor mir. Bei Trembalie hatte eine Kugel seine Stirne getroffen und er wurde, auf einer Matratze liegend, mit— getragen auf der Flucht setzte Hein— rich ergänzend bei. Joseph fuhr fort: Wir hatten 5000 gefangene Republikaner nach St. Flo rent geschleppt. In dem Augenblicke, wo die Verwirrung und der Tumult am größten war, überwaltigte uns die Wuth gegen die Urheber all dieses Elends, und wir waren im Begriffe, sie alle nieder— zuschießen, aber Bonchamps und Lescure, selber dem Tode nahe, verboten es strenge und retteten ihren Mördern sterbend das Leben. Wahrhaftig, sprach der Pfarrherr, eine solche Coristenthat sühnt tausend Ver— gehen der blindey Wuth! Und was war der Tank für solches hochherzige Mitleiod ? hob Joseph wieder an, indem er zornig die Fäuste ballie, die Verfolger, die Bluthunde, setzten ei— lig über die Loire und machten die Nach— zügler obne Erbarmen nieder, und zu Vatrades riss·n sie Bonchamps Leiche aus ihrem Grabe und sandten seinen ab— geschnittenen Kopf dem Convente nach Paris. Genug des Schrecklichen! seufzte der Priester. Ruhet euch nun aus, ihr wer— det nach solchen Mühsalen der Ruhe bedürfen, und nach drei Tagen Ehrwürdiger Vater, fiel ihm Heinrich in's Wort, noch heute wollen wir zu unseren lkäämpfenden Brüdern zurüück kehren. Nein, Kinder! drei Tage bleibt ihr hier, feiert mit uns der heiligen drei Kö— nige Fest un.d dann kehrt ihr an Leib und Seele neu gestärkt mit einem Briefe nach Ancenis zu Donnissan zurüück. Ach, Vater ! sprach Heinrich mit weh— muthsvoller Stimme, wohl werde ich bald wieder bei Donissan sein, aber der Briefe bedarf es dahin nicht; Avcenis ist wieder verloren und Donnissan, der edle, liebe Donnissan weiter konnte er nicht sprechen; schweigend ließ er den Kopf auf die Brust sinken. Und Donnissan, ergänzte Joseph in dumpfem Tone, ward gefangen und ist erschossen. Todt ? rief Martin, mit starrem Blicke den Erzähler anstaunend. Auch der Pfarrer war auf's Tiefste er— schüttert sein Auge suchte Kraft im An— blicke des gekteuzigten Erlösers. Herr, betete er, gib seiner Seele Deine Ehre und für seinen König gestorben ! Dann wen—- dete er sich zu Heinrich: Ihr bleibt denn drei Tage, vielleicht bedürfen wir in die— ser Frist eurer Gegenwart! Die Ahnung des Pfarres sollte bald erfüllt werden. Bereits am 21. Dezem— ber hatien die Repräsentanten den Befehl gegeben, Brand- und Mordcolonnen zu errichten. Schon hatte der schreckliche Turreau sich aus der Vendee zurückgezo— gen und zwölf Heerhaufen gebildet, welche von verschiedenen Richtun—- gen hin, brennend, raubend und mordend das Land durchziehen und hinter sich nichts als Leichen und Schutthaufen zu— rücklassen sollten. Grignon war an der Spitze einer dieser höllischen Colonnen von Argenton le-Chãteau ausgezogen, nachdem er zu seinen Soldaten also ge sprochen: Kameraden! wir betreten ein Land, das im Aufstande begriffen ist. Ich gebe euch den ausdrücklichen Befehl, Alles, was brennbar ist, den Flammen zu übergeben, und Alles, was lebt, mii dem Bajonette niederzustoßen. Es kann wohl auch Patrioten ia diesem Lande geben, aber gleichviel es muß ganz entvölkert werden! Die Fiucht. Und sausend und brausead durch r iesige Eichen Ergriminte Stürme stößnen uno keuchen, Sie lreiseln und wirdeln das dürre Laub, Sie tragen und jagen ein Meer von Staub, Stie heulen und eilen durch Flur und durch Wald, Lert- mit troßig· kuhner Hewali Den schwarz verhangenen Woikenbimmel Und füllen die Lücken mit Staubgrwimmel, und wo der gewaltige Heerbann sleucht, Mit Zittern und Zagen sich Alles dbeugt, Es zuckt ein Buß— Es tracht und knattert, es rasselt und dröhnt, Ein gellender Nachhau im Walde stöhnt, Die Eiche, des Forstes hochrageader Held, Sie liegt von slammendem Buh gefallt. Das Fest der heiligen Dreildaige im Jahre 1794 war angebrochen. Aber es brachte nicht jene Freude mit sich, welche fiommgläubige Seelen erq ric bei dem Anblicke jener frommen Weisen, welche ihre geheimnißvollen Gaben an. betend niederlegen zu den Füßen des göttlichen Kindes auf dem Schooße sei—- ner heiligen Mutter; ach, es schien nur jenen Schrecken zurücktufen zu sollen, welcher bei dem gräßlichen Kindermörder die angstvollen Herzen der bethlehemiiti— tischen Mutter zerriß. Bald nach Mit— ternacht erntönte dumpf und schauerlich, wie der Weheruf eines Sterbenden, die große Glocke vom Thurme Unserer lieben Frau durch die Nacht. Uater den Ka— stanien vor der Kirche war ein grauen erregendes Schauspiel zu sehen, beleuch— tet vom idthlichen Schein qualmender Kienfackeln. Ein Hausen weinender Frauen und Kinder, mit weaigen Män— nern unterwiicht, drängt sich um mch rere Karren und Wagen. Der cel schleuderte einen schweren Bündel über die Häupter hin auf den' Wagen; ein Anderer macht sich, ven Gaul am Zaune ziehend, Bahn durch die Menge hier schleppt eine Tochter den greisen Vater, der kaum sich auftecht zu halten vermag, am Arme, dort zerrt eine Mutter ihr zit terndes Kind im Gedränge nach ! Einige tragen die schreienden Säuglinge in große Körbe gebettet, Andere heben mühsam einen jammernden Kranken auf dem Karren. Kinder schreien nach den Eltern, die sie im Gedränge verloren, Eltern rufen ihre Kinder; aber Alle übertönend schallt die starke Stimme Heinrichs durch den Lärm, beruhigend, ordnend, zur Eile mahnend. Im Osten steigen mächtige Feuersäulen aus den angezündeten Dörfern empor, von allen Seiten her tönen die Sturmglocken und ferne Musketenschüüsse. Endlich, nachdem die Wagen geladen und in einer Reihe aufgefahren sind ruft Heinrich. Nan zur Kirche, daß wir dem lieben Gotteshause Abschled sagen für immer und Gottes Segen erflrhen zur schweren Reise! Alles drängte sich ihm nach in die Kirche. Wie sehr hatte sie sich verändert, wie traurig sah es hier aus! Die Wände von den Bildern ent blößt, die Altäre alles Schmuckes ent kleidet, der Tabernakel offen und leer. Nur vom Hochaltar flammten einige Kerzen auf werthlosen Leuchtern und ver—- breiteten durch die weiten Räume eine unheimliche D”ämmerung. Unter dem Chore befand sich ein feuer festes Gewölbe, zu welchem hinter dem Altare eine schmale Wendeltreppe hinab— führte. Man hatte die Ocffaung dem Boden gleich vermauert und zuvor die Stiege selbst mit Schutt der Erde aus gefüllt, damit beim Anschlagen nicht et— wa ein hohler Ton den Räubern das Geheimniß verrathe. Aus der Gruft führte unter der Erde ein niedriger Gang in das fnfzig Schritte entlegene Bein haus, wo Martin die Knochen und Todt— enschädel so aufgeschichtet hatte, daß sie den Eingang in den unterirdischen Weg verdeckten. In dieses Gewölbe hatte Martin Alles, was Werth hatte und tragbar war, geflchtet und auch Lebens mittel auf mehrere Tage gebracht. Der Priester lag an den Altarstufen auf seinen Knieen, ringend mit dem über— großen Schmerze seines Vaterherzens. Sein Antlitz war wie das eines Sterben den. Schweißiropfen standen auf sei— ner Stirne, die Augen blickien weit ge— offnet nach Oben, und seine Lippen zit terten krampfhaft. Jetzt erhob er sich, alle seine Kraft zusammenraff· nd, und wendete sich zu seiner jammervollen Heerde: Kinder! der allmächtige Goit und Herr hat Schwerces über uns beschlos— sen. Zum letzten Male betretet ihr euer liebes Gotteshaus, in dem ihr des Se— gens und der Gnade so viel empfangen; bald wird es die ruchlose Hand der Feinde Gotties in Schutt verwandelt ha— ben. Doch fällt auch dies Haus des Herrn in Trümmern, der Herr bleibt und seine Allmacht und Erbarmung wird nicht zerstört; auf ihm steht unsere Hoff iung. Laßt uns flüüchten unter dem Schutze der Himmelskönigin, welcher diese Stätte ge weiht war, sie wird euch schirmend gelei ten auf eurer Flucht, sie wird ihre Feinde demüũthigen und euch zurückführen in die liebe Heimath und dieses Haus wieder aus seinen Trümmern eristehen lassen. Jett aber wollen wir uns demüthig, um Verzeihung unser Sunden flehend, unter der schweren Hand des Herrn beugen; sie schlägt aber sie heilet wieder. Haben wir das Gute von ihr angenommen, wa rum sollten wir nicht auch das Bittere von ihr hianehmen? Der Herr hat es uns gegeben, der Herr nimmt es uns wieder; wie es dem Herrn gefällt, so soll es geschehen. Der Name des Herrn sei gebenedeit! Empfanget den letzten Se— gen! In dumpfem Schweigen sanken Alle auf die Kniee. Der Priester breitete die Arme gen Himmel aus und rief jett mit feierlicher Stimme : Vater, ach barm— herziger Vater, erbarme Dich Deiner ar men verlassenen Kinder! Laß ihre See—- den nicht erliegen in der schweren Prü— fung, welche du über sie zu verhängen be— schlossen hast. Sei Du ihr Fuhrer, ihr Trost, ihr Schutß auf der jammervollen Flucht. Verzeihe, wir bititen Dich, De— nen, die so namenlosen Jammer über Deine Kinder gibracht, und leite sie gnä diger zur Reue urd Buße! O Maria, o Mutter der Barmherzig keit, Du Trösterin der Betrübten, Du Helferin der Christen, wende Deine er barmungsvollen Augen auf uns, die wir aus diesem Thale der Thränen zu Dir rufen! Kinder! rief er dann, lebet denn wohl, wenn auch nicht hier, doch dort oben finden wir uns wieder! Ja— dem er nun unter einem Strom von Thränen den Segen erthellte, erbob sich lautes Schluchzen und Weinen in der ganzen Kirche. Vater, riefen ne, sich um ihn drä-gend und nach ihm die Hände auestreckend, Ihr düünsfi nicht zurückolei ben! O verlasset euere Kinder nicht! Ihr müßt mit uns ziehen! Mit unserem Blute wollen wir Euch schagen! Auf unseren Schultern wollen wir Euch tra gen auf der Fiuht! Kinder! das kann ich nicht! Dem Priester desHern ziemt es nicht, das Haus zu verlossen, zu dessen Wächter ihn der Hert best· lli hat Ziehet hin mit Gon; er wird euch und mich schützen. Hetu— rich sei euer Fühcer an meiner Stelle; folget ihn in Allem willig als meinem Siellvertreier! liht trängte sich Heniy voll Verzweif— lung durch cie Menge, sturzie za den Füßen drs Prustes, umktammerte seine Knie und schiie, ganz auher sich: Vater, verstoßt mich nlcht, ich sterbe! Laßt mich Each dleiben, laßt mich mit Euc ster— en! Auf, auf! schallte„jett eine furchter liche Stimme von Uel in der Kirche herein, daß es schauerlich vom Gewölbe wiederhallte; auf, sonst seid ihr Alle ver loren. Die Mordbrenner sind im An— zuge! Es war Joseph, der mit diesem Mahnruf in die Kirche slürzte; er war auf die Spähe ausgesendet gewesen. Entsetzt stürzte jetzt Alles aus der Kirche zu den Wagen, und der Zug eilte in jäher Flucht aus dem Dorfe. Nachdem das Geschrei und Jammern der Fliehenden verhallt war, verließ auch der Pfarrer mit Henry, der bis jetzt nicht von ihm losgelassen hatte, nebst Martin und Joseph die. Kirche. Martin löschte die Kerzen und verschloß die Thüre von Außen; den Schlüsselbund aber warf er in den nahestehenden Brunnen. Unter dem matten Scheine einer verhüllten L— aterne eilten sie nach dem Kirchhofe und verschwanden im Beinhause. In dem menschenleeren Dorfe herrschie jeßt Grabesstille; doch bald sollte sie ei nem desto tobenderen Lärm weichen. Die Glocke der Thurmuhr schlug eben drei, als eine Abtheilung der Brant colonnen unter Schießen und wildem Geschrei in's Dorf einzog. Uater den Kastanien machten sie Halt; der röthliche Schein zahlreicher angezündeter Fackeln beleuch teten die verwilderten Gesichter. Kame— raden !rief jegt die rauhe Stimme des An führers: Was brennbar ist den Flammen! Was lebend dem Tode ! Wie höllische Fu rien stürzten die Truppen auseinander nach allen Seiten hin flozen die Fackeln, und durch die Nacht schallien Hohnge lächter und Flüche. Der Führer mit ei— nem Dutzend der Wutheriche stürmte auf die Kirchenpforte los. Ein mächtiger Schlag und die Flügel flogen krachend auseinander. Zähneknirschend vor Wuth, die Kirche voöllig geräumt zu fia— den, rasten sie durch die heiligen Räume. Die Altäre und Betistühle wurden zer— schlagend und mit den Trümmern in Mitte der Kirche ein gewaltiges Feuer angeschnütt, um welches sich die Einen unter gräßlichen Gotteslästerungen la gerten; die Andern dutichsuchten alle Wink, schlugen die Thüre zur Sakristei ein, und zertümmerten auch die leeren Schränke und Kisten. Unterdessen loder— ten die Flammen des Feuers in der Kirche immer höher, immer gewaltiger empor und leckten gierig weit hin nach den Seiten, das Gebälke der Decke schwärzte sich allmälig, bald liefen kni— sternde Funken an den Gesimsen hin, und plöglich stand die ganze Kirche in einem Feuermeer. Mit wilder Hast stürzten die furchtbaren Urheber durch die sich herabwälzenden Rauchwolken hinaus in's Freie. Draußen war die Daunkel— heit verschwunden, auf allen Seiten lo— derten die Flammen aus den Hutten und Scheunen empor und machten die Nacht zum hellen Tage. Bald schlugen auch an der Kirche die Flammen aus den Fenstern und durch die Schindeln des Daches. Unheimliche Flämmchen zuckten aus der Spitze des Thurmdaches hervor, und nach wenigen Minuten er glühte das große eisernene Kreuz in blu— tigrothem Scheine. Wie feurige Schlan gen rann die glühende Lava der geschmol—- zenen Glocken aus den Ritzen des Thur mes an dem Gemäuer nieder und erlosch zischend auf den nassen Boden. Schnar rend hob jegzt der Hammer der Thurm— uhr aus, und in demselben Augenblicke stürzte mit donnerähnlichem Getöse die Kirche in sich zusammen. Nar das Por— tal blieb aufrecht stehen, u. in seiner Mitte stand schwankend das kolossale strinerne Bild der Jungfrau und Gottesmutter Maria. Ein gräßliches Jubelgeschrei der Republikaner begleitete den Einstarz der Kirche. Unterdessen hatte Pfarrer Theobald mit seinen drei Begleitern in ihrer unterir— dischen Zufluchtsstätte zwei Stunden in Todesängsten verlebt. Mit steigender Angst hatten sir das Geis e über sich ge hört, und der fürchterliche Schlag des ein— stürzenden Gebälks und Gemäuers hatte sie selbst betäubt niedergeworfen; selbst den an Gefahren gewöhnten Joseph er— faßte Enisegen. Das Kreuzgewölbe über ibrem Haupte krachte und zeigte klaffende Risse, durch welche jetzt eine so drückende Schwüle eindrang, daß sie kaum mehr zu athmen vermochien und die Kerze zu erlischen drohte. Joseph der sich zuerst wieder aufgeraff' hatte, fahte den Pfartrer am Arme und zog ihn eilig nach dem Ausgang des Verstecks, wo die eindtin— gende frische Morgenluft sie wieder zur vollen Besianung brachie. Auch Mar tin mit dem jungen Henry war ihnen nachgeeilt. Lange standen sie schweigend in der Dunkeiheit, als wagtie K.iner die dũüsteren Ahnungen, welche ihre Brust beklemmten, zuerst laut werden zu lassen. Endlich hub Martin mit leiser Stimme an: Hier ist unseres Bleibens nun nicht läager, wenn wir nschi alle von den ein— stürzenden Q cadern zermalmt werden wollen. Wir müss·u nun das Aeußerste wagen und, noch ede der Tag aabricht, den Wald zu erreichen suchea. (Fortsezung folgt) 1 Ih tonu Cae actca Kleidungs— nuck. oieder wie neu durch Aunwen ung von Otamant Farben ausschen machen, und das matz Ite mann glückiich machen Alle modernen Fanbden nur 10 Cents ——— Das schrealiche Kind. Mutter: Es ist kalt h ute, mice llappern die Zäne. Tochier; Aer, Mama, nimm site och aus dem Munode h raus, dann höct das Klapp rn j-rauf! “ OUGH ON 418. Vertreibt Ratten, Mäuse, Rothaugen, öliegen, Ameijen, Bettwanzen, Stinkthiere. le. VBei Apothelern. —— E —2 —— - 2 A 7 re F— ʒ 1 —— I 2 * 2 : “1 2 n . 1 V - N —— 2 4 a 7/ ArSaparilla ist eine chemische Zusammensetung der besten und wirt samsten von der medicinischen Wissenschaft zum Zweckte der Blutreinigung und Bluterzeugung angewandten Mittel. Die Bestandtheile dieses Präparats sind Sarsaparilla, Stillingia, gelbes Ampfsertraut, ver bunden mit jodsaurer Potasche und Eisen. Es ist das reinste, sicherste, zuverlãssige, Linderungs- und Heil mittel, welches bis heute dem Publitum zugänglich gemacht wurde. Es ist bisher weder der Medizin noch der Chemie gelungen, ein Mittel herzustellen, das in allen von unreinem Blut herrührenden Krankhei ten solch' sichern Erfolg bewirke, als obgenanntes Präparat. Man kann auf sichere Heilung rechnen bei Scropheln, und allen serophuloõsen Krant heiten, Gesichtsrose, Rose, Finnen, Pusteln, Hitzblattern, Beulen, Geschwüren, Flechten, boösen Sästen des Blutes, entzündeten Haut ausschlägen, Ringwurm, Rheumatismus, Mer eurial·Krankheiten, Neuralgia, Schwäche, und Unregelmäßigkeit bei Frauen, Gelbsucht, Leber beschwerden, schlechten Berdauung, Abmage rung und allgemeiner Koörperschwäche. In Folge der Avrß's SARSAPARILLA enthalten den Cigenschaften wird das Blut von allen verdorbenen Substanzen, welche obgenannte und ähnliche Krank heiten hervorrufen, gereinigt. Der Blutumlauf wird befördert und belebt. Neuer Lebensmuth folgt dem er neuten Blute. Die Gesundheit wird wieder herge stellt, wenn geschwächt, und indem das Blut rein er halten wird, werden Krankheiten abgewehrt. Keiner, der an einer durch unreines Blut hervrrgerulentr Krankheit leidet, braucht zu verzweifeln. Er gebrau che dieses Heilmittel. 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