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Die Kuxemburger Gazette, erscheint jeden Dienstag nnd kostet nnter Voranobezahtunn fur die Ver. Staaten & Cauada: Mhriich. . R. | Halbjahrtiqh.. d 1.%. Stadtabennonten, jhrtich d 2. bo, monatlich W Cis. Nach Curopa portofrei: Jahrlich. . . · 8.00 Halbjhrlich.. .. . . d-.bo. Correspondenzen und Mittheilungen müssen ytresens bis Freitag Morgen, wenn sie in der nächsten Nummer Aufnahme nden sollten, ein geene!t werden. Briefe ohne Unterschrift wer en nicht berücksichtigt. Gelder, die bis Samstag Abend eingehen, wer— den noch in der folgenden Nummer quittirt. eS Nur für die Gelder, die per registrirten VBrief oder Geldanweisung (Money Order) gesandt werden, übernehmen wir die Verantwortlichkeit. Alle Briefe, Correspondenzen u. s. w. addressire man einfach: “LuxrußußGEß GAzErE, Dvußvaux, 10wa. Office der Gazette: Ecke der 6. und Jowa·Straße. Politische Rundschau. Inland. Politisches aus den Vereinigten Staaten ist nicht viel zu berichten. Der Congreß ist vertagt, die Staatsgesetzgeber sitzen theils hinter den staubigen Büchern der Advoka tenstube, schreiten hinter dem Pflug her, pflanzen Korn oder gehen ihren sonstigen Geschäften nach. Aus den Conventen, welche als Vorbereitung für die Herbsteam— pagne dienen, ist auch noch wenig zu berich— ten, da es noch zu früh ist, um sie abzuhal ten, die leitenden Geister in Washington sind auf Reisen, und wo sollen denn da die politischen Neuigkeiten herkommen? So wenig vom politischen Felde zu berichten, um so mehr wissen die Blätter von Unglük— ken zu erzählen. Seit Ausgangs«letzten Monats verging noch keine Woche ohne die Schreckenskunde, hier oder dort habe ein Wirbelsturm mehrere Menschenleben gefor— dert, so und so viele Gebäude zerstört und noch sonstigen Schaden angerichtet. Diese schrecklichen Naturereignisse, verbunden mit den Ueberschwemmungen des letzten Win— ters, sollten nach unserm Dafürhalten selbst das sensationssüchtigste Lesepublikum, das dem Schmetterling gleich, der von Blume zu Blume flattert, fich an Sensations— Nachrichten nicht satt naschen kann, zu ern— stem Nachdenken veranlassen. Aber da wird mit einigen wohlfeilen Witzen über die verspätete Bewahrheitung der Wiggins schen Wetterprophezeihungen zur Tagesord nung übergegangen und ehe noch die Wun—- den der vom Unglück Getroffenen zu heilen beginnen, ist dasselbe von der großen Masse vergessen. Höchstens daß ein Stubenge— lehrter noch nach der Hand seine Theorien über die Wirbelstürme aufstellt, die er dann für sichere Ergebnisse der unfehlbaren Wis— senschaft ausgibt, obschon ihm ein ebenso— wissenschaftlicher Mann sein wissenschaftli ches Kartenhaus umbläst. Der Leser wird es dann auch verzeihen, wenn wir diesmal etwas mehr von Geschäften als von Politik sprechen. D ie geschäftliche Lage der Ver. Staa— ten wird von der „New Yorker Handels— zeitung“ in ihrem Berichte vom 18. Mai folgendermaßen geschildert: Wir freuen uns, berichten zu können, daß sich ursere Ernte-Aussichten in den letzten acht Tagen wesentlich gebessert haben und selbst für Weizen die zuvor vielfach gehegten Besorgnisse mehr und mehr zu schwinden beginnen. Dem eventuellen Min—- derausfallin Winteæweizen steht, wie früher bereits constatirt, ein größeres be— stelltes Areal gegenüber, und mit Fortdauer einigermaßen günstigen Wetters glaubt man jetzt, daß der vorjährige Total-Ertrag an Weizen, wenn nicht völlig, so doch na— hezu erreicht werden kann. Nicht außer Obacht zu lassen ist ferner der Umstand, daß wir, wie ebenfalls schon früüher be— merkt, in die Campagne ganz bedeutende Bestände aus der 1882:er Ernte hinüber— nehmen werden. Ein für die Wohlfahrt des Landes fast noch wichtigerer Factor, als Weizen, ist Mais, denn von dem Ertrage dieses Cereals, im Verein mit der Entwik kelung des Graswuchses, hängt mehr oder weniger die Gestaltung der Preise von Pro visionen ab. Die vorjährige Maisernte ist, hauptsächlich was Qualität anbetrifft, weit hinter den ursprünglich gehegten Er— wartungen zurückgeblieben, während für dieses Jahr der Stand der Pflanzen, wenn es auch noch zu früh ist, eine Schätzung vorzunehmen, doch durchschnittlich schon zu sehr guten Hoffnungen berechtigt. Alles in Allem genommen, läßt sich der Schluß ziehen, daß wir mit den nothwendigsten Le— bensmitteln reichlich versehen und im Stande sein werden, ein ansehnliches Quantum derselben an das Ausland abzu— geben. Anch über den Stand der Baum— wollpflanze lauten die Nachrichten günstig. Damit sind die Hauptbedingun— gen für die Prosperität des Landes vor— handen, und darf man für die zweite Hälfte dieses Jahres auf eine Besserung der Ge— schäftsverhältnisse hoffen. Inzwischen wird wohl die nun schon geraume Zeit andau ernde große Stille im Handel und in der Industrie, in welcher auch whrend der heute hinter uns liegenden Woche keine Aenderung eingetreten ist, noch eine Zeit lang fortdauern. Von Suspensionen grd- ler - A G —— Für 277 9 3 Ktcht. und; C der n. Herausgeber: Dentsche, Katholische Druck-Gesellschast. Jahrgang 12. Berer Firmen sind wir in den letzten acht Tagen glücklicherweise gänzlich verschont ge— blieben, und das ist als ein sehr erfreuliches Zeichen der allmäligen Gesundung der wirthschaftlichen Lage zu begrüßen. General Crook treibt die Apachen denn doch zu Paaren. Er und die merxica— nischen Truppen sind scharf hinter ihnen her. Diese wilden, indianischen Räuber— banden haben erst letzte Woche wieder meh— rere mexicanische Farmer umgebracht, wes— halb die Mexicaner die Verfolgung mit größerem Eifer aufgenommen haben. Nun kommt die Nachricht, daß letzte Woche der wackere Reitersmann ein Gefecht mit den rothen Teufeln bei Guacampe in der Si— erra Nevada hatte, die Indianer vor sich hertrieb, ihre Stellungen einnahm, dreißig tödtete, die andern in die Flucht jagte und sie scharf verfolgte. Während die Bun— des-Truppen im Süden beschäftigt find, kömmt die Nachricht, daß auch im Norden Gefahr droht. Nachrichten von Fort Ben—- ton melden, daß canadische Indianer fort während die Grenzen überschreiten. Die Bundestruppen nahmen l. W. 52 Mann canadischer Crees mit ihrem Chef Tabor gefangen und brachten sie nach Assiniboine, wo man sie der britischen Polizei ausliefern wird. Ausland. Gemäß der „Norddeutschen Allge meinen Zeitung“, als Bismarcks Organ keine lautere Quelle, soll der Inhalt der letzten preußischen Note an den Vatikan im Wesentlichen folgender gewesen sein: „Die Regierung lege besonderen Werth auf die Mittheilung von beabsichtigten Er— nennungen, weil sie solche für eine Ehren— sache und eine Grundbedingung des VBer—- kehrs zwischen den geistlichen und weltlichen Behörden betrachtet. Die Regierung ist bereit, die Zuständigkeit des geistlichen Ge— richtshofes in Betreh der Anzeige von Be— förderungen aufzuheben und davon in Fäl— len der er auu von pfründelosen Geist— lichen ganz rda um dadurch den ge— genwärtigen ungenügenden Bestimmungen über die en abzuhelfen. Am Schlusse erwähnt die Note der friedfertigen Haltung Preußens und giebt der Ueberzeugung Aus— druck, daß eine Einigung zu Stande kom— men werde, sobald die Curie in die Anzeige von Ernennungen willige.“ Die Note hat natürlich großes Aufsehen erregt und der römische Berichterstatter, der immer wohlunterrichteten „Germania“ schreibt in Betreff dieser Note, daß der Va— tikan sich bemühe in seiner Erwiederung auf die preußische Note auf diejenige Grundla—- ge der Unterhandlung zurückzugehen, welche bereits vor der Absendung der Note vorhan— den war. Er fügt hinzu, der preußische Gesandte von Schlözer habe in Anbetracht des schlechten Eindrucks, den die Note ge— macht, eine neue Grundlage für die Unter— handlungen angerathen. Natürlich, Baron von Schlözer weiß zu gut, daß bei der Cu—- rie von einer Annahme der Anzeigepflicht nie und nimmer die Rede sein kann. Will die preußische Regierung den Frieden, so muß sie diese Basis fallen lassen. Rom geht bis an das Ende des Möglichen, aber nie weiter. Ein Vorfall im dentschen Reichs tage macht großes Aufsehen. Der Däne Johannsen hatte die Anfrage gestellt, ob die in Nordschleswig wohnenden Deutschen, welche sich nach dem dänischen Kriege für die Annahme der dänischen Nationalitt entschieden haben, als deutsche Staatsange hörige wieder aufgenommen würden, wenn sie dies wünschten. Finanzminister Scholz lehnte die Beantwortung der Frage rund und rein ab. Windthorst und Richter pro testirten lebhaft gegen das Verfahren des Ministers. Als Johannsen auf einer Ant wort bestand, verließen sämmtliche Mitglie— der des Bundesrathes den Saal mit der Erklärung, daß sie an der Debatte nicht Theil nehmen würden. Diesem auffälli— gen Gebahren ging auf der Tribüne ein Zwiegespräch zwischen dem in augenschein licher Erregung befindlichen Vicepräsident des preußischen Cabinets v. Puttkamer und Finanzminister Scholz voran. Man schließt daraus nicht mit Unrecht, daß zwi— schen den Reichsministern und den preußi schen Ministern eine Meinungsverschieden— heit über die künftige Behandlung der Ein— wohner von Schleswig herrscht. Während die „Nordd. Allgemeine Ztg. “ fortfährt, das amerilanische Schwein zu bekriegen, ist soeben der Protest eines Dubuque, Jowa, Dienstag, den 29. Mai 1883. Consumvereins in Braunschweig erschienen, in welchem hervorgehoben wird, daß in den letgen 10 Jahren dort ungefähr eine Mil—- lion Pfund amerikanischen Specks verzehrt wurden, ohne daß ein Fall von Trichinen vorgekommen wäre. In Preußen wurden in den letzten zehn Jahren 138,000,000 Pfund amerikanisches Schweinefleisch im— portirt, in Westphalen und in anderen Bergwerks- und Industrie-Bezirken wurden solche Massen dieses Fleisches verzehrt, daß ein irgend nennenswerther Prozentsatz tri— chinösen Fleisches auffällige Folgen gehabt haben müßte, aber von solchen Folgen war Nichts zu bemerken. Dieser massenhafte Verbrauch zeigt die volkswirthschaftliche Wichtigkeit der Frage zur Genüge, und ne— benbei wird durch die statistischen Angaben die Unschädlichkeit des Produkts nochmals erwiesen. Die „Allgemeine“ macht sich ei— ner Unwahrheit schuldig, wenn sie behaup— tet, daß Deutschland nur eine geringe Quantität amerikanischen Fleisches consu— mire und daher die ganze Sache vom öko— nomischen Standpunkte aus ohne besondere Wichtigkeit sei. Holland ist nicht mehr in Noth, wie der Telegraph bereits berichtet hat, sondern es hat unter dem Vorsitze des alten Politikers Heemskerk ein neues Ministerium. In der zweiten Kammer wurde dasselbe als „nicht anti-parlamentarisches“ eingeführt, da die Regierung Angesichts der Wahlen im Juni die Vorlage betreffend die Revision des Wahlgesetzes zurückziehe. Die Frage des Wahlrechts erheische jedoch eine Lö—- sung; es werde zu diesem Behufe eine Commission ernannt werden zur Prüüfung einer beschränkten Verfassungsrevision. In— zwischen würden die finanziellen Entwürfe und die Einführung des Strafgesetzbuches vorgelegt werden. Die Wiederherstellung des Gleichgewichts des Budgets bilde das Programm der Regierung. Auch die Aus— gaben Indiens erforderten eine Beschrän— kung. Die Regierung wünsche endlich die Discussion mehrerer administrativer Vor— lagen, sagte der Minister. In Frankreich ist die Angst vor einem finanziellen Krach so groß geworden, daß sie unter den Depositoren der Sparbanken eine förmliche Panique hervorgerufen hat. Die Regierung sah sich gezwungen, ein Cireular an die Präfecten zu erlassen, wel—- ches, wie der Minister des Inneren selbst zugab, den Zweck hatte, die Depositoren zu beruhigen. Der Finanzminister meinte, der Staat werde durch eine Verminderung der Sparbanken nur gewinnen, da er Ka—- pitalien zu 2 pCt. Zinsen aufnehmen könne, während er den Sparbanken 4 pCt. zahle. Alle Depositoren, welche ihr Geld zurück zuziehen wünschten, könnten dasselbe ohne alle Schwierigkeit erhalten. Dies ist aber nur eine Ausflucht, um den wahren Sach-- verhalt zu decken. Während es dem Volke von Tag zu Tag klarer wird, daß die repu— blikanischen Hungerleider noch wüster mit dem Gelde der Steuerzahler um— gehen als das Kaiserreich, will das Ministerium die Aufmerksamkeit des Vol—- kes nach Außen hin leiten. Es ist der alte politische Kniff. Der Senat hat nun auch die 5 Millionen zur Expedition nach Tongking bewilligt und wie ein Blitz aus heiterem Himmel trifft die Nachricht ein, daß die französischen Truppen auf Mada— gaskar gelandet sind, und verschiedene Mi— litärposten in Besitz genommen haben. Ad miral Pierre hat das Zollhaus in Majunga besetzt und die Franzosen haben sich den Weg nach der Hauptstadt Tanariva gesi chert. Die Landung hat die malgasfischen Gesandten, die eben in Berlin einen Han— delsvertrag abgeschlossen, gänzlich über— rascht, und die englische Regierung hat be— reits der französischen ihr Erstaunen über das Vorgehen ausgedrückt. Als Grund der Expedition gibt die Regierung Frank reichs an, daß sie die Bezahlung der Gel-- der, welche Madagaskar Frankreich schulde, erzwingen wölle. Gleichzeitig mit der Nachricht von Frankreich's Vorgehen auf Madagaskar kömmt die Nachricht, daß französische Truppen am Senegal die feind lichen Eingeborenen 60 Kilometer weit zu rückgetrieben und am Niger die Ruhe her— gestellt hätten. Während wir dies schreiben, ist die russische Kaiserkrönung mit den dazu gehö— rigen Festlichkeiten in vollem Gang. Der Czar verließ am Dienstag, den 22. Mai, den Petrofskypalast in feierlichem Aufzug und erreichte den Kreml um halb ein Uhr Nachmittags. Während desselben fiel ein leichter Regen, im Uebrigen aber gestaltete der Zug sich zu einem glänzenden Erfolge, und der Enthusiasmus des Volkes war ut— geheuer. Die ganze Strecke, vier und eine halbe Meile lang, war mit Menschen dicht besetzt. Ueberall Fahnen und Standar— ten, die Balcons waren mit Teppichen be—- hängt, mit Blumen geschmückt, und die rusfischen Farben waren überall zu sehen; von auswärtigen Farben durften nur die der anwesenden Gesandtschaften entfaltet wer— den. Hundert Venetianische Masten stan— den längs den Straßen, mit wehenden Bannern geschmückt; alle Kirchen u. Dome waren im Festschmuck. Ungeheure Volks— mengen hatten sich in den Kirchen versam— melt und beteten für das Wohl des Kai—- sers. Am folgenden Tage fand im Kreml in Gegenwart des Czaren, der Czarin, der kaiserlichen Familie und des militärischen Hofstaates die Weihe der kaiserlichen Fahne statt. Der Kaiser und die Kaiserin fuhren in einem offenen Wagen ohne Geleits— mannschaft von dem Alexandrowskypalast nach dem Kreml. Am 24. wurde durch Wappen-Herolde, unterstützt von Hofbeamten, von der runden Plattform vor dem Kreml herab, welche in alter Zeit zur Veröffentlichung von Ukasen und als Richtstätte gedient hat, die bevor— stehende Krönung angekündigt. Die aus wärtigen Gesandten, welche von der Zeit der Ankündigung in aller Form unterrich-- tet worden waren, waren dabei mit einem großen Geleit anwesend. Nachdem die Trompetenstöße der Herolde verklungen waren, verlas der Sekretär des Senats die folgende Proklamation: „Nachdem unser erhabenster, hoch- und großmächtiger Herrscher, der Kaiser Ale— xander, den erblichen Thron des Kaisers al— ler Reußen, des Königreichs Polen und des Großfürstenthums Finland, welche von ein ander unzertrennlich sind, bestiegen hat, hat er, dem Beispiele seiner Vorgänger und ruhmreichen Vorfahren folgend, zu befehlen geruht, daß die heilige Handlung der Krö— nung und Salbung, an welcher die Kaise— rin theilnehmen wird, mit des allmächtigen Gottes Hilfe am 27. Mai vollzogen werde. Die feierliche Handlung wird allen getreuen Unterthanen Sr. Majestät Unekundi t. damit fie an jenem freudenreichen Tage u heißesten Gebete zu dem König der Könige emporsenden und von dem Allmächtigen Gnade und Segen über die Regierung Sr. Majestät erflehen zur Erhaltung des Frie— dens und der Ruhe, zu größerem Ruhme seines heiligen Namens und zu dauernder Wohlfahrt des Reiches.“ Ueber die Krönung selbst liegen zur Zeit wir dies schreiben, noch keine Nachrichten vor. Bis jetzt haben die Nihilisten die Festfreude noch nicht gestört, und daß sie dies überhaupt vermögen, ist kaum wahr scheinlich, da die besten Polizisten Europa's in Moskau vertheilt sind, um die verdäch— tigen Personen zu überwachen und Militär in Massen vorhanden ist. Werdie Telegramme aus Irlaud und England über das Rundschreiben des heiligen Vaters und die Reise des Erzbi— schofs Croke nach Rom sorgfältig liest, be merkt leicht, daß dieselben nicht überein stimmen. Anfangs sollte der Prälat in Rom schroff behandelt worden sein. Dann hieß es, er sei freundlich empfangen wor— den, jetzt klagt ihn die Parnell-Faction des Parlamentes an, er habe dem Cardinals- Collegium in Rom betrügerische Angaben gemacht, und zugleich heißt es, daß die Ein— wohner von Limerick ihm einen herzlichen Empfang bereiteten, Hügel und Dörfer ihm zu Ehren beleuchtet worden seien. Ge— radezu unglanblich klingt ein Telegramm aus Limerick, das dem Erzbischof Croke folgende Worte in den Mund legte: „Es sei die große Liebe des Papstes ge—- gen das irische Volk, die ihn für dessen Wohlfahrt so deser sein lasse. Er, der Erzbischof, sei überzeugt, daß wenn der Papst die Sachlageerstrich— tien erkannt haben werde, seine und der Geistlichkeit Bemühungen für Ir— land erfolgreich sein werden. tie Zeit würde die Richtigkeit der Vor— stellung, die er dem Papste ge— macht, lehren. Bis dahin solle Volk sich dem Vatikan unterwerfen.“ Dieses Telegramm ist augenscheinlich ebenso gefãlscht, als dasjenige, das Finner ty in Chicago publizirte, gemãß dem Erz- Redakteur: Nicholas Gonner. Nummer 618. bischof Croke in einer Predigt, die er am 24. in seiner Kathedrale hielt, gesagt haben soll, daß es dem Papste Kummer verursa— che, die schwierige Lage, in die Irland durch gesetzwidrige Ansichten einer gewissen Klasse und der geheimen Gesellschaften versetzt sei, zu sehen. Der Erzbischof habe die Ge— meinde ferner ermahnt, kein Wort des Ta— dels gegen den Papst über ihre Lippen kom— men zu lassen, da der Papst ihr bester Freund sei, und er zu dem Erzbischof, a!s er in Rom war, bei seiner Ansprache sagte: „Ich bin ein so guter Irländer wie Sie selbst.“ Der Sultan der Türkei will wie der einmal Parlament spielen. Nachdem er während des Krieges im Jahre 1876 den ersten Versuch gemacht, der inzwischen we— nig befriedigend ausfiel, soll im kommen— den Oktober das aus Vertretern aller Glau— bensbekenntnisse bestehende Parlament wie der zusammentreten. Der Sultan soll von den ihm von Lord Dufferin betreffs Egyp— tens gemachten Vorschlägen gar nicht er— baut sein. Er will einen Gesandten an den Khediven schicken und sich zur Erlan— gung seines früheren Einflusses mit diesem wieder auf freundschaftlichen Fuß zu stellen suchen. Unsere Weiberstimmrechtle— rinnen lachen und freuen sich über alle Maßen, ist doch in Canada von Seiten der Regierung der Vorschlag gemacht worden, den Frauen das Stimmrecht zu bewilligen. Froijich der Vorschlag geht nicht so weit, als unsere emaneipirten Weiber es wünschen, er gibt nicht ohne Weiteres den Gänschen und nicht den Gänsen das Ballot in die Hand, sondern das Stimmrecht wird nur Mädchen (ok age) und Wittwen, aber kei— ner mit einem Gatten versehenen Frau zu— erkannt, und schreibt der Gesetzantrag fer— ner vor, daß die das Stimmrecht Uebende Grundbesitz im Werth von sB3OO haben oder wenigsten s2O jährlich Miethe oder Pacht entrichten muß. Eine große Frage ist es noch, ob aber der gesetzgebende Körper der— selben Ansicht ist, wie die Regierung. Wir zweifeln stark dran und die „starken“ Da— men des schwachen Geschlechts hätten dann das Leid statt der Freude. Telegraphische Depeschen. Deutschland. Berlin, 21. Mai. Heute fand in dem „Weißen Saale“ des königl. Schlos— ses hierselbst die Ueberreichung der von 91 Städten Preußen's dem Kronprinzen an— lnlis der Feier seiner silbernen Hochzeit dargebrachten Festgabe statt. Der Ober—- bürgermeister von Verun hielt die Ansprache. Berlin, 25. Mai. Der Kaiser hat einen Beschluß erlassen, durch welchen er den 10. und 11. künftigen Monats Novem— bers als Festtage zu Geeder Geburt M. Luther's proclamirt. (Die Depesche scheint uns in der Form, wie sie hier vorliegt, un— glaublich. —Red.) Oestreich-Ungarn. Wien, 21. Mai. Der Mörder des ungarischen Gerichtspräsidenten Grafen a von Szekhely Sponga hat ein vollständiges Geständniß seiner Va abge legt. Wien, 4. Mai. Das Geständniß Sponga's, des Mörders des Grafen Maj— lath von Szelely, wird durch die Aussage inn Mitschuldigen Pitely vollständig be— ãtigt. Rom. Boston, Mass., 21. Mai. Dem „Pilot“ wird unter dem 8. Mai aus Rom geschrieben: Die jedenfalls auch in Amerika verbreitete Nachricht, daß der Erzbischof von Cashel, Croke, nach Rom berufen wor— den sei, um wegen seines Verhaltens in der irischen National-Bewegung einen Verweis entgegen zu nehmen, entbehrt ieglicher Be— gründung. Thatsache ist, daß der Erzbi— schof Croke äußerst höflich zu einem Besuche im Vatikan eingeladen war, als ein Mann, der vermöge seiner Stellung und Erfahrun— en von der Lage des irischen Volkes genau Kenntniß besitzt. Die Angaben, daß Erz— bischof Croke in der Propaganda mit Miß— trauen empfangen worden sei, und daß ihm möglicherweise eine Audienz bei dem Papste versagt werden könnte, stehen mit dem wah— ren Sachverhalt in völligem Widerspruch; vielmehr ist das gerade Gegentheil der Fall. London, 25. Mai. Der „Daily News“ schreibt ihr römischer Correspon dent: Der hl. Vater ist mit dem Resultat seines Rundschreibens an die irischen Bi— schöfe zufrieden, da er erwartet hatte, auf mehr Betton zu stoßen. Italien. Rom, 22. Mai. Der Ministerpräfi- Preise der Anzeigen. ʒerrr Zol ber Svate pr Joh 883 “ - „3 Monate.. ß 6.60 Local · Notizen. ede Zeile Brevier, ader d N das a e die nchsten Male d Cenis. iraths- und Todes it S n erdgteroeneigen mir Syrnq Auswärtige Anzeigen ana vorausbezahlt werden. Anzeigen für Pienies, Lotterien, Glüctsspiele x., die dem Geiste der kath. Kirche zuwider, sin den keine Aufnahme. Anzeigen sende man spltestens Mon tag Morgen ein. Job - Arbeiten aller Art prompt und billig ausgeführt. 3 Offiee der Gazette: Ecke der 6. und Jowa-Straße. dent Depretis hat heute der Deputirten kammer die Mittheilung gemacht, daß das Kabinet zurückgetreten ist und daß er vom Könige mit der Bildung eines neuen Kabi nets beauftragt worden ist. 2 Der Vatikan hat auf die letzte preußische Note erwidert, daß er die darin enthaltenen Vorschläge nicht annehmen könne. Frankreich. Marseille, 21. Mai. Die Siegel an der Thür der Kapelle der früheren * suiten-Schule hierselbst sind erneuert wor—- den; der Bischof hat dagegen protestirt. Die Polizei-Mannschaft in der Nähe der Kapelle 4 verdoppelt worden. Paris, 21. Mai. Ein gestern Abend hier abgehaltener sogenanter Arbeiter-Con oyes endete mit einer allgemeinen Schläge rei. Ein Mann erlitt Schnittwunden und mehrere andere, darunter das Gemeinde—- raths-Mitglied Jofferie, wurden in anderer Weise verletzt. Wie „Temps“ meldet, hat sich der Zustand des Grafen von Cham— bord in Folge der Anstrengungen des Kran—- ken auf der Reise von Görz nach Frohsdorf verschlimmert. Vannes, 21. Mai. Der Minister des Inneren, Waldeck-Rousseau, erhob in einer gestern hier E e Rede Ein—- spruch gegen die Beschuldigung, daß die Regierung die Gewissensfreiheit bedrohe. Sie habe nicht die Absicht Verfolgung zu üben und verlange nur, daß die Lureer Achtung vor dem Gesetz zeigten. (O du Heuchler ! —Red.) Paris, 22. Mai. Der Erzbischof von Algier, Cardinal Lavigerie, ist vom Papste ermächtigt worden, die französische Regierung darauf aufmerksam zu nee wie schwierig es für den Papst sei, der Aus artung der Spannung zwischen dem Vati kan und Frankreich in einem offenen Bruch vorzubeugen, und darauf ur ier wie ungeduldig die Feinde der Republik auf das Eintreten eines solchen Bruches warten. Die Regierung hat die bezügliche Mitthei lung des Cardinals in freundsehaftlichem Tone beantwortet. Paris, 23. Mai. Gegen Louise Mi— chel ist die Anklage der Aufreizung zu Plün derung erhoben worden. Paris, 25. Mai. Hier wurden revo lutionäre Anschläge an die Mauern geheß tet, welche die Anarchisten auffordern, Bch auf den Gräbern der hingeschlachteten Com munisten auf dem Pore-la-chaise zu ver sammeln. Spanien. Madrid, 21. Mai. Der Führer der conservativen Partei im Senat, Marguis von Orovie, ist gestorben. Die spanische Regierung hat in die Bezahlung der ameri kanischen Schädenforderungen gewilligt. In dem eubanischen Haushaltsgeseß wird für die Bezahlung von mehr als 8520, 000, dem Ueberreste der von der Washing toner Commission festgesetzten Entschädi gungssumme, Fürsorge getroffen werden. Madrid, 28. Mai. Zu Ehren des hier anwesenden Königs von Lerwnel hielt König Alfons eine Heerschau ab, bei wel cher 14,000 Mann in Reih' und Glied standen. sellschaft, welche 300 Mitglieder zählt, ent dett worden; 34 Personen wurden ver—- aftet. London, 24. Mai. In Xeres, nicht wie gestern gemeldet wurde, in Aeres, ist eine 300 Mitglieder zählende geheime Ge sellschaft entdect worden. Großbritannien u. Irland. London, 21. Mai. Wie die „Pall Mall Gazette“ meldet, ist das Amt des General-Gouverneurs von Canada dem Marquis von Landsdowne angeboten und von ihm angenommen worden; er wird rernuitls im nchsten October nach Ca—- nada abreisen. Die Sammlung für Parnell hat bis jeht 29,000 ergeben und soll solange sortgeseht werden, bis der Ertrag £50,000 erreicht. Gestern fanden hier mehrere Versammlun gen statt, in denen Aufforderungen zur Lei stung von Beiträgen zu dem Vrne- Fond erlassen wurden. Tralee, 28. Mai. Die Polizei h-r die Druckerei-Einrichtung des dem Parla ments-Mitgliede für Westmeath, Lri ton, gehörigen Blattes „Kerry Sentinel“ in Beschlag genommen und dadurch dessen Herausgabe verhindert. Die Veranlassung, zu der Mahregel hat vermuthlich die Ver— oöffentlichung einer Bekanntmachung in dem Blatte gegeben, worin alle Diejenigen, welche nd den Unbesieglichen anzuschließen wünschen, aufgefordert wurden, in einer am vorigen Sonntag abgehaltenen Versamm— lung zu erscheinen. Die stand in der Erme Lunmer des Blat tes und führte die Ueberschrift: „Zur Hölle mit der Königin“. Rußland. Kronstadt, 23. Mai. In dem gro- Betrugsprozesse, welgen durd den ankerott einer Sparban herbeigeführt und in den letzten ie ergesunt worden ist, sind zwei Angeklagte zu Ver bannung, der eine nach dhenge der an dere nah Tobolat, verurtheilt worden.