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Novelle von Paul Föval. Aus dem Französischen üübersetzt. (Gortsetung.) Und Du hast niemals durch das Fenst lauscht, versetzte Pichenet zögernd, —der wollte den Namen Marielle ausg rochen hören um den Engel jen, dem die mildthätige Hand gehört« Eerna lächelte und blickte mit feus n Auge zum Himmel. Gott möge de te, edle Kind segnen! lispelte sie. Pichenet wiederholte diesen Segenswuns Innersten seines Herzens. Gott möge auch ihren Vater, ihre Schw Novelle von Paul Föval. Aus dem Französischen üübersetzt. Gortsetung.) Und Du hast niemals durch das Fenster gelauscht, versetzte Pichenet zögernd, —denn er wollte den Namen Marielle ausge— sprochen hören um den Engel zu sehen, dem die mildthätige Hand gehörte? Eerna lächelte und blickte mit feuch— tem Auge zum Himmel. Gott möge das gute, edle Kind segnen! lispelte sie. Pichenet wiederholte diesen Segenswunsch im Innersten seines Herzens. Gott möge auch ihren Vater, ihre Schwe— ster und alle Diejenigen segnen, welche sie liebt! fügte Chaumel hinzu. O, ja: ich habe sie gesehen, ich habe gesehen, wie sie sich unschaute, um sich zu vergewissern, daß ihre gute That verborgen bleibe; sie that geheimnißvoller als Jene, die unge— straft sündigen wollen. Ich sah sie fnt und leicht wie ein Engel über den thau— fenchten Hügel schreiten, die kleine Garten thür öffnen.. .. Sie ist es also? rief Pichenet, der un—- fähig war, sich zu beherrschen. Wen meinst Du? fragte Chaumel mit zwar wieder thränenlosen, aber höchst un— ruhigen Blicken. Fräulein Von Noyal, antwortete Piche— net ganz verwirrt. Es sind ihrer zwei, entgegnete Chaumel mit einem gewissen Nachdruck. Pichenet wußte das selbst recht gut. Je doch ärgerte ihn die Gleichstellung Mari— ellens mit Blanche so sehr, als wenn seine Mutter eine schreiende Ungerechtigkeit be— gangen hätte. O! sagte er sicheren Tones, ich meine die Aeltere. . .. Ich aber spreche von der Jüngeren, er— widerte langsam die gute Frau. Pichenet ließ den Kopf sinken. Blanche, sagte Chaumel, Blanche ist es, welche still und geräuschlos wie die as liche Barmherzigkeit zu uns kommt. Wenn das Gebet einer armen Frau etwas vermag, so wird Blanche schon hiernieden das Him— melreich gewinnen! Pichenet murmelte: Also nicht Marielle die Almosen gegeben! Seinem über— pannten Stolze ist es wohl uzutrauen. tel er in Gedanken hinzusetzte: Desto bes er! Geunel hatte indeß keine Zeit, sein Stillschweigen zu deuten, denn er umschlang sie zärtlich und küßte sie auf die Augen, als wollte er sie dadurch verhindern. Du hattest Recht, mir das zu sagen, Mutter! rief er fast fröhlich aus; ja, ja, ich werde gehorchen! Siehe! Siehe! nach draußen zeigend, das Seil ist schon zurecht gemacht. heute ab werde ich es regel—- mäßig besteigen; ich verspreche es Dir! Chaumel hatte ihn zu diesem Versprechen getrieben; gleichwohl war sie nun traurig darũber, da er es gegeben, Gebe der Him mel, daß es das letzte Mal ist! sagte sie mit einem tiesen Seufzer. Pichenet erhob sich. Er holte eine Jace von hellblauem, mit Silberflitter durch wirkten Leumlleners welche ihm Malbruck am Morgen gegeben hatte. Siehe, wie schön ich ren werde! Thränen füllten wiederum die Augen der armen Frau. Pichenet warf die Jacke fort nnd knieete vor Chaumel nieder. Aber wenn du weinst, Mutter, it: eztttis. wo soll ich denn wieder th ehmen ? Das Festessen. Vicomtesse de Margamel trug eine Robe von es Damast, welcher 28 Franken die Elle kostete. Sie konnte es nicht über's Herz bringen, sich nicht damit vor der Vi— comtesse de Lanivizy zu brüsten, welche ihr hierauf mit der Bemerkung diente, daß die Garnitur von Brüsseler Spitzen an ihrem Kleide 75 Louisd'or gekostet habe. Vicomtesse le Brec du Lartz hatte ihre Robe von chinesischem Seidenstofse mit ähnli— chem Besatz moderñisiren lassen; der Gür— tel war nach der neuesten Mode Vicomtesse du Honnihie, welche im Glanze ihrer Schön—- kei 40 Jahre lang ein lustiges Leben ge— hrt, trug ein Kostüm von olivenfarbigem Atlas mit braunrothen Bändern besetzt, welche ausfallend schillerten. Vicomtesse de Galirouet, ihren Kopf noch etwas höher als gewöhnlich tragend, hatte etwa zwei Studicdern in ihrem Kopfputz untergebracht. Sie sah aus wie ein aufge— puhter Katafalk. Die anderen Vicomtessen hatten aufge wendet, was ihre Mittel ihnen erlaubt hat ten. Der Chevalier de Badabreux, gepudert wie ein Quast, zeigte sich zum ersten Mal in einem Rock von taubengrauem Atlas, dessen Schnitt aus den Ritterzeiten entlehnt u sein schien. De Poilbriant hatte seine Vaben wie bei außerordentlichen Gerichts-- tagen ausstaffirt. De la Guerche trug ei— nen herrlich gefaßten Diamant im Werthe von 2000 Louisd'or. De Penvern, der Nieder-Bretagner, hatte weder Atlas noch Waden, noch Manschetten aufzuweisen; da er aber am selbigen Mor— en eine stark mit Knobelauch gewürzte le verzehrt hatte, so umgab ihn trotz des bei dieser Mahlzeit reichlich ver— zehrten Ciders ein starker appetitreizender Knoblauch-Geruch. Dieser Edelmann war im Uebrigen anmaßend, trug Nägel in sei nen Schuhen, schnarrte beim Sprechen in ot auffälliger Weise und machte von einer scharfen Wafsfe rücksichtslosen Ge— brauch gegen alle Dielenign welche es wagten, ihm ihren Widerwillen gegen Kno— blauchduft zu zeigen. Wir wulen indeß gestehen, daß sich zum Feste des Marquis von Noyal auch viele Leute eingefunden hatten, welche keinen Anlaß zum Lachen gaben. Neben der über— rte und lästig fallenden Schaar altern er Vicomtesse erfreute die Anwesenheit vie— ler jungen Frauen u. Mädchen: sie glichen ei-- nem lebendigen, glänzenden Bouquet, in welchem manche schoöne Blume duftete. Die Vicomtessengesellschaft konnte füglich mit einem Kranz von Kohlblättern verglichen werden, welche in der Bretagne zuweilen zur Einfassung ven Blumensträußen die— nen. Außer dem traurigen Badabreux, welcher durch seine stümperhafte Deklamation von Crebillan's Sentenzen und Versen lä— stig siel neden dem Marquis de la Guerche dem Feinde der Orthograpie, dem auswat—- tirten Poilebirant und den für Haimnmelfleisch begeisterten du Penvern, stolzirten viele Ka— valiere einher, welche sicherlich am Hof Ka— riere gemacht hätten. Unter ihnen waren aber auch Viele, die auf solchem Wege ihr Glüück nicht zu suchen brauchten. , Dies waren die Edeln Namens Rieux, Rohan, Montboucher, La Houssaye, Vil— liers und Goulaine; ferner die Söhne des ritterlichen Hay, die theils in Frankreich, theils in England lebten, die Nachkommen von Loberil, Gateenbriant Derval, Piere, Guebriant und andere Herren rühmlichen Andenkens. Denn außer Paris hatte Ren— nes so viel geschichtlich berühmte Namen aufzuweisen. Sie Alle waren lauter wie Gold, schneidig wie ihre Schwerter. Frederir Soulie, der große Dramatiker, der sich in seiner Todesstunde zu Gott be— kehrte, sagt in seiner meisterhaften Charak terschilderung der jungen Edelleute von Rennes, sie seien fröhlich auf der Wiese und beim Tanze, feurig in der Liebe und im Kampfe, eifrig im Glauben. Das Haus des Nari von Noyal ent— sprach vollkommen den Aufforderungen der Mode, aber das Leben in demselben war ungenirt und frei von den beengenden Ein— rusen steifer Etiquette, wie sie in der Pro vinz herrschte. Die Frau Marquise war gestorben, als Blanche geboren ward. Das Schloß, unter den Befehlen eines jungen Mädchens, ihrer jüngeren Schwester und eines mit überreichem Diamantschmuck bela— denen Marquis mittleren Alter's hatten in Folge dessen eine überaus originelle Physi— ogomie erhalten. Man lebte in ihm herr— lich und in Freuden. Die bösen Zungen der Vicomtessen ver mochteu nicht dieses Freudenleben zu stören. Und wäre nicht dann und wann Badabreux mit seinen albernen Deklamation erschienen, so wäre die Langweile dem Schlosse fern geblieben. Heute ober scherzte man trotz aller Deklamationen und lachte den alten, steifen Vicomtessen„in den Bart“. Diese bekannte Redensart ist nicht nur bildlich zu nehmen, denn Einige von ihnen hatten in der That haarige Oberlippen, und die der Frau von Galirouet war fuchsroth. Als Lacuzan von seinem Besuch bei Mal—- bruk zurückkehrte, hatte das Festessen be reits begonnen; es war ein brillantes Essen, welches dem Marquis von Noyal und seinem Koch alle Ehre zu machen versprach. Der Plat Leu war leer pliten: man hatte seine Abwesenheit wohl bemerkt; aber die Vicomtessen hatten Hunger, und sie wa ren gerade mit der Suppe fertig geworden. Ei nun! rief ihm der Marquis entge gen, Sie sind ein Lieriue: Patran, Lacu an! Zuerst sind Sie gekommen und setzen s zuletzt zu Tische! Ich bitte um Entschuldigung, Herr Mar quis! antwortete Läcuzan; eine Angele genheit von besonderer Vigngteit. Ich weiß, was es war! unterbrach ihn Madame de Galirouet; als ich die Frei— treppe hinaufging, sah is jenseits der Gar— tenmauer den Herrn Grafen mit Malbrutk, dem Seiltänzer, sprechen. Bei diesen Worten lächelte die Vicom—- tesse zweideutig, während Lacuzan der Vi— comtefse mit stillem Gruß antwortete. Als er den Saal betrat, erröthete Ma—- rielle leicht. Blanche dagegen hatte ihm ei— nen Blick zugeworfen, welcher zu fragen schien: Ist's abgemacht? : Und als Lacuzan durch Kopfnicken diese Frage bejahte, an Blanche den Muth, ihm über die ganze Länge der Tafel, welche etwa sechszig Gedecke zählte, eine Kußhand zuzuwerfen, was ihr alle verständigen Leute gewiß gerne verzeihen werden. Keiner der anwesenden Vicomtessen war diese Bewegun entgangen, und Jede von ihnen nahm i im Stillen vor, das, was sie gesehen, als amüsanten Stoff beim Des— sert, wenn der erste Hunger gestillt sein würde, zum Besten der Thackelschast zu wre n Unser Held Lacuzan nahm indeß unbe— fangen seinen Platz an der Tafel ein und aß wie ein gewöhnlicher Oregoner Die er sten zwei Gänge wurden abgetragen, nach— dem ihnen tüchtig zugesprochen worden war. Alles war cstid. n pries einstimmig den edlen Bordeaux von Noyal. Die Zun—- sen lösten sich; Blanche lachte fast über— aut mit ihren Nachbarn, und Badabreux gab mit seiner häßlichen Stimme, die wie ein geborstener Krug klirrte und knarrte, wiederum seine Verse zum Besten. Gedämpft tönten aus einem Nebensalon die Klänge des Orchesters Lrter. welches die herrlichen Melodieen Gluck's vortrug, worüüber stch die Vicomtessen freilich im eanen Grade langweilten; doch stimmten je in den allgemeinen Beifall, welcher dem Orchester gezollt wurde, ein. Die jungen Frauen und Mädchen wurden lebhafter. Marielle plauderte bergnünt und hatte für Jeden ein huldvolles Wort, nur Graf Heinrich von Laeuzan schien für sie nicht ge— genwärtig zu sein; sie ignorirte ihn voll ständig. Dieß hatte er sich jedoch selbst zu zuschreiben, da er es versäumt, vor Be— inn des Mahles ihr seine Huldigungen arzubringen. Was den Marquis betrifft, so strahlten die Augen wie die Diamantknöpfe seiner Weste. Er trank wenig; was ihn gleichwohl be— rauschte, waren die Ehrenbezeugungen sei— ner Gäste. Der unselige Badabrenx hatte diesen Augenblick erwählt, um ein wenig von der dest zu sprechen, an die Niemand dachte, ja vor deren Namen schon alle Welt schauderte. Seit einer Woche richtete die EKuxemburger Gazette. Epidemie in der Stadt selbst. die entsetzlichste Verheerungen an. Ja! Madame! sagte dieser Badabreux zu seiner Nachbarin mit solch' lauter Stimme, daß plötzlich Alles schwieg; der Sekretär des Gerichtshofes hat mich ver— geblih zu täuschen gesucht: denn wie ich estimmt weiß, ist gestern die Zahl der Sterbefälle auf 29 gestiegen. Wie von einem Zauberstab berührt, fand Niemand ein Wort der Erwiederung: die eintretende Stille wurde wahrhaft unheim— lich, um so unheimlicher, als gerade in diesem Augenblick das Orchester die weh— müthigen Schlußakkorde eines Liedes in Molltonart etun en ließ. Da fühlten Alle einen kalten Schauer durch die Adern rieseln. Marielle zitterte und erbleichte; das Lächeln erstarb auf ihren schönen Gra— natlippen. Neun und zwanzig! icrertelte man in der Runde, nachdem die Erstarrung ge— wichen war. Badabreux warf sich in die Brust. Es ist enorm! sagte man, auf eine Ein— wohnerzahl von 30,000 Seelen! Erlauben Sie! fuhr Badabreux mit ei— ner Lebhaftigkeit fort, welche nicht frei von einer gewissen Befriedigung war; ich Lr nicht neunundzwanzig auf die ganze Ein— wohnerzahl gemeint, sondern neunund zwanzig nur auf die eine Pfarrei St. Ste— phan! Und es gibt sechs Pfarreien in Ren— nes, ohne die von St. Helier zu rechnen. Sechsmal 29, brummte de la Guerche, das macht. . . ·Er war jedoch im Rechnen tense unbewandert wie in der Orthogra phie. Das macht 174! ergänzte ihn Badabreux, indem er die Hände vor seinem Teller kreuzte. Herr Penvern, jener Gast aus der untern Bretagne, meinte, daß es denne nicht mehr lange mit der Krankheit andauern könne, da sie ja bald Alles dahingerafft ha— ben würde! en vier und siebenzig Sterbefälle! wiederholten inzwischen eenna e Frauen—- stimmen, an einem Tage! das Ende der Welt naht heran! Marielle hatte die Augen niedergeschla gen; leichte Zuckungen bewegten ihre Lip— pen. Aber Herr de Badabreux! rief der Mar— quis zornig, welches Dessert geben Sie uns da zum Besten!? Konnten Sie nicht ein etwas weniger schauerliches Thema zur Sprache bringen ? Der Herr Chevalier häãtte enigstent bei seiner Erzählung nicht so sehr übertreiben sollen, sagte Lacuzan mit ruhiger und klang— voller Stimme. Es war dieses das A Wort, welches er seit seinem Erscheinen an der Tafel gesprochen hatte. Ich denke, Herr Graf, entarmnett Ba— dabreux empfindlich, daß der Sekretär des Gerichtshofes wohl wissen kann. . .. Herr Chevalier! unterbrach ihn Lacuzan, estern kam mein Kammerdiener mit der silhrid zu mir auf's Schloß, daß man 300 Personen in der vorhergehenden Nacht beerdigt habe. Ich bitte vielmals um Ver— zeihung, meine Damen! das Ende meiner Geschichte ist nicht so schlimm, wie ihr An— fang; ich verfolgte aufmerksam den Ver— af der schrecklichen Epidemie, weil die er-- sten Opfer derselben meine armen Holz schuhmacher im Walde von Rennes wa— ren.. . Und Gott weiß allein wie viele von ihnen durch Sie gerettet wurden! sagte Albert de Ceruen mit Wärme; ja, Ei. haben eher ein Recht, von der Pest zu sprechen! Blanche dankte Albert mit einem freund lichen Blicke. Die Wangen Mariellens färb—- ten sich wieder rosiger. Was dieses Recht betrifft, bern Bada—- breux wiederum, so glaube ich, daß der Se— tretr. . ·. Bei diesen Worten erhob sich eer ein Chor von Frauenstimmen: Sprechen Sie, sprechen Sie! Herr von Lacuzan! Auf diesen Bericht meines Kammerdie— ners hin, fuhr der Letztere fort, ging ich gleich nach Rennes und begab mich zu den su der fünf rer na woselbst ich in Erfahrung brachte, daß an dem ge— strigen Tage im Ganzen nur zehn Personen gestorben waren. Ein tiefer Seufzer der Erleichterung machte an dem Tische die Runde. Ich wußte es wohl! rief der Marquis ganz erfreut. Es sind das reine Märchen! Im Uebrigen würde die Pest nicht bis zu den pete von St. Melaine, woselbst wir uns befinden, derdringen. Auf Ihre Ge— sundheit, Lacuzan, Sie haben die Gesell schaft von einem Drückenden Alp befreit! In der That wurden die Damen wieder heiter, Badabreux aber zeigte eine drohende und finstere Miene. Lacuzan schüttelte den Kopf. Marielle nente jetzt nicht mehr die Augen von ihm ab. Die Pest ist indeß keine Fabel, hub der Graf nochmals langsam und mit leiser Stimme an; die Krankheit hat bereits die Höhen von St. Melaine erreicht. Mariellens Antlitz wurde weißer als der Musselin ihres Kleides. Es befindet sich ein Kranker in unserer Nähe! lispelte sie vor sich hin. Eine Stunde später spielte das Orchester ein Menuett. Die letzten Gänge wie auch das Dessert hatten die Runde an der Ta— fel gemacht. Die herrlichen Weine des Mar— quis waren nicht wirkungslos getrunken worden, und so befand sich die Gesellschaft wieder in s Stimmung. Zehn Per— sonen, welcher Abstand gegen hundertvierund siebenzig! Selbst die Pestkranken hätten an der Ta—- fel des Marquis ihre Leiden vergessen Niemand dachte mehr an die Schreckens— mähre von Badabreux. Um diesen übri— gens zu strafen und die neu erwachte Mun— terkeit nicht wieder im Keime zu ersticken, hatte man ihm strenge verboten, seine dra— matischen Fragmente vorzutragen; man wußte, daß er dergleichen beabsichtigte. Nach Aufhebung der Tafel begab sich die ganze Gesellschaft nach den Terrassen, un— ter welchen sich der Tanzsaal befand. Ma— rielle stützte sich auf den Arm von Albert de Coetlogon und wahrlich! wir zweifeln sehr, ob Fräulein Blanche ein Recht hatte, zu behaupten, Albert sei nicht wegen Marielle erschienen. Die Terrassen wimmelten von jungen, glücklichen Paaren, die sich mit einem Male gefunden hatten. Blanche kleine Hand ruhte auf dem Arme Lacuzan's, welcher träumend allein zurückgeblieben war. Ich danke Dir! sagte sie ihm. Lacuzan sah sie traurig an. Du bist so gut, fuhr Blanche fort; Du wirst auch glücklich werden! Ist Malbruk auf die Sache eingegangen. Ja! antwortete der Graf, der Knabe wird nicht mehr auf dem Seile tanzen. Blanche hüpfte vor Freude. O Lacu—- en! mein guter Lacuzan! rief sie, wenn u wüßtest, wie ich Dich liebe! Sie dachte: Der arme Pichenet wird nun bei seinen alten Büchern glücklich werden, und seine Mutter wird nicht mehr weinen. In diesem Augenblick erhoben sich draußen viele Stimmen. Kommt! Kommt! rief man, kommt, die Seiltänzer lassen sich sehen! Blanche schien es, als wälze sich eine Centnerlast auf ihr Herz. Sie eilte zum Fenster und stieß einen Schrei aus, während sie einen betrübnißvollen Blick auf Lacuzan richtete. Sie hatte soeben Pichenet gesehen, wie er, die Balonecirftange in die Hand, Luftsprünge von vier Fuß über dem Seile machte. vIII. Die Vorstellung Pichenets Triumph. Der Sandhügel, welcher die Hütte Mal— bruk's von dem Garten des Schlosses von Noyal trennte und der unter dem Namen, „Hügel von St. Melaine“ bekannt war, hane seit einigen Stunden sein Aussehen eltsam verändert. Ueberall ging es fest— lich zu. Da der 3 Juni auf einen Sonn—- ta hi, so belustigte sich auch das gewöhn—- lihe Volk von Rennes in seiner Art. Malbruk hatte auf einem Dutzend An— sgletetenel die einfachen Worte schreiben lassen: Sonntag wird Malbruk auf dem Hügel von St. Melaine hinter dem Schlosse von Noyal auf dem Seile tanzen, und Piche— net auch. Gegen Mitte des 18. Jahrhunderts kannte man noch nicht die großartigen Mit tel der Veröffei tiichung wie heutzutage. Die Ankündigungen Malbruk's, welche auf die Thüren der fünf Kirchen und auf ver schiedene Mauern geklebt worden waren, machten Aufsehen. Malbruk hatte einen gewissen Ruf. Was Pichenet betrifft, so erregte er, wie alle Debütanten, großes In trrene Nach dem Hochamte wandte fich also die Volksmenge nach dem höher gele— enen Stadttheil, während sie sonst zu den e— des Arsenals oder nach dem durch seine Butter berühmten Prevalaye zog. In Paris rennt das Volk, sobald ein Fest gefeiert wird, die Buben schreien, die Kinder weinen, die Familienväter mit dem Regenschirm unter dem Arme unter— weisen auf offener Straße die kleinen Fran—- zosen, wie man die Pfeife raucht; die Müt— ter wackeln einher und gebrauchen ihr Recht, den anderen Leuten auf die Füße treten zu dürfen. In Rennes dagegen nimmt sich das Volk Zeit. Zum dagege Theile aus Bauern bestehend, eh es bedachtsam einher und unterhält sich über Pferde, Kühe und Apfel— bäume. Regenschirme fehlen zwar nicht, aber sie sind aus Baumwollenzeug eler tigt und den Frauen aufgebürdet, deren Stimme allerdings etwas räher, jedoch nicht so kreischend wie die der Pariser Frauen it. Sie gehen truppenweise durch die Straßen, plaudern und lachen unter ihren Hauben von dunklem Wollenstoff. Die Illuminationen, die Feuerwerke, die Jahrmärkte, die mit Preisen behangenen Kletterstangen, die von der Menge überflu— theten Straßen, die Pfefferkuchen, u. Leier kasten, das Alles hält das Volk für die schöne Seite des Lebens, für das liebens— würdige Antlitz der Civilisation! Die Krämerin Guilmitte Barbedor traf auf dem Vorhof der Kirche „Zum göttlichen Erlöser“ den Tabakhändler Saturnin Mor— michel; Fräulein Barbedor war niemals schön gewesen, aber ihre Freunde gestanden, daß sie nun wirklich höchst häßlich gewor— den sei. ; Saturnin Mormichel war ein zierlich thuender Mann von kleiner Statur, der seine Kunden stets mit schoönen Redensarten bediente. Er stand in einem Alter von 40 Jahren, während Fräulein Barbedor be— reits 48 Sommer hinter sich hatte. Die Uebereinstimmung des Lebensalters war also ziemlich vorhanden, wie sich Bebelle die schelmischste der fünf Fräulein Trecoche ausdrũckte. Nicht so war es mit dem Wuchs der Beiden, denn Fräulein Barbedor überragte Mormichel um eine ganze Kopflänge. Bereits seit sieben Jah— ren hatte sie ihm die Ehe angeboten. Papa Vive, Portier des Schlosses von Royal, welcher, wie alle Angestellte dieser Art, ein böses Mundwerk besaß, lieferte zu diesem Thema alle möglichen Details. Guilmitte Barbedor und Saturnin Mor— michel begrüßten sich höflich an der Kirch— thüre, worauf ihr Mormichel sittengemäß seinen Arm anbot. Guilmitte machte zwar etwas Umstände, doch nahm sie ihn an, stolz darauf, einen schönen, wenn auch klei— nen Mann, der fein frisirt und gebürstet war, an ihrer Seite zu haben. Es gereicht mir immer zum Vergnügen . hegann der junge Mormichel. Sehen Sie, sehen Sie doch! unterbrach ihn plötzlich Guilmitte, den Zettel von Mal— bruk auf den Läden ihrer Wohnung bemer— kend; diese Vagabunden werden jeden Tag frecher. So etwas auf ein nettes Privat haus zu kleben! Nach meiner Ansicht ist es sicher, daß... sagte der kleine Tabakhändler, wurde aber von Guilmitte mit der entrüstungsvollen Bemerkung unterbrochen: Nein! es ist nicht zu ertragen, Herr Mormichel; was werden die Vertreter der Stadt und die Ge— richtspersonen dazu len? was der Stadt—- halter des Königs und der Herr Gouver— ueuer? Das geht ja über alle Begriffe! Mormichel !in welcher Zeit leben n ? Während sie so zusammen sprachen, folg ten sie unwillkürlich der Volksmenge nach dem höher gelegenen Stadttheile hincuf An der Rue St. Georges angekommen, die damals zu dem vornehmeren Viertel der Bretagne gehörte, begrüßten Fräulein Bar—- bedor und Mormichel den Perückenmacher Soliment nebst Frau. Was für ein Paar! sagte Mormichel mitleidig. Wie kann man nur so häßlich sein! ver— setzte Guilmitte beim Anblick der Frau So— liment; trotzdem hat sie einen Gatten ge— funden. Aber was für einen! erwiederte Mor— michel rasch. Herr und Madame Soliment beabsich— tigten, Malbruk zu sehen. Sie führten ihren noch zarten Sprofsen am Gängelband nebenher. Der Tabakhändler, die Krä— merin und der Perückenmacher beschlossen, zusammen zu gehen, da es ihnen angenehmer schien, in großem Zug durch die engen Straßen zu wandern. Am Ende der Rue St. Georges kreuz— ten sich mit unserer Schaar die fünf Fräulein Trecoche, welche sich in den vollen Glanz ihrer Sonntags-Toilette geworfen hatten. Ein zärtliches Nubierdten er folgte, denn man liebte sich ja innig! Die so verstärkte Truppe setzte ihrem Rede— fluß keine Grenzen mehr. Man hechelte alle bekannten Personen der Stadt der Reihe nach durch, und bekrittelte ihr Thun u. Lassen in unbarmherziger Weise. Es blieb kein r Haar an den armen Opfern der latschsucht. Guilmitte züngelte von Zeit zu Zeit sehr auffällig, gerade wie die Hyänen thun, wenn sie sich an ihrem Fratze gelabt haben Die Gesellschaft kam zur rechten Zeit auf der Höhe von St. Melaine an. Die Stadt war gründlich verarbeitet und bot keinen Stoff mehr zur weitern Unterhaltung. Der sandige Erdhüügel war schwarz von Menschen Ueberall sah man Leute vom Lande mit ih— ren breiten Filzhüten und verschieden ge— fromten Hauben; hier und da blitzten auch die Helme einiger Dragon r strahlend durch. Die dichtgedrängte Menge wuchs aber immer noch und stopfte sich förmlich. Ueber der ärmlichen Hüütte Malbruk's wehte eine weiße Fahne, auf deren Wimpeln man die mit einem groben Pinsel gemalten Worte lesen konnte: Um 2 Uhr Pichenet, um 3 Uhr Mal— bruk. Er bedurfte jedoch dieser Fahne mit ihrer lakonischen Anzeige nicht, um die allgemeine Ungeduld anzusachen; das gespannte Seil befand sich bereits auf den zu einem Ge— rüste verbundenen Pfählen; um den gan—- zen Schauplatz herum war eine Umzäunung in Kreisform angebracht, welche Malbruk schon am Morgen abgesteckt hatte. Trotz des schrecklichen Gedränges und der Sucht eines Jeden, den besten Vas zu erhaschen, blieb die Umzäunung ganz unversehrt. Bau— ern, Bäuerinnen, Burter, Bediente aus an gesehenen Häusern, Burschen, Mädchen ünd Dragoner hielten sich außerhalb des Kreises, als wenn es eine unübersteigliche Mauer gewesen wäre. Man bearbeitete sich zwar gegenseitig mit Fäusten und Ellbogen, und ene als eine Haube wurde ganglich zerknittert, aber die zerbrechliche Barriere um den leeren Raum herum blieb unverletzt. Ueberall befanden sich Zuschauer, auf den niedrigen Maueru des Geheges der Abtei, auf den Dächern der letzten Häuser der Rue Hue und selbst auf den Bäumen, deren Aeste krachten und zu brechen drohten. Wenn ich gewollt hätte, sagte der Por— tier Vive, während er einen selbstgefälligen Blick auf die Anlagen von ornl richtete, so säße ich dort ganz bequem auf einem Stuhle und im Schatten. Aber ich zog vor, unter die Leute zu gehen, um nicht als stolz zu erscheinen. 2 wird wohl nicht so sein, erwiderte Guilmitte in vorlauter Weise; heute sind doch zu viele Edelleute und Damen bei dem Marquis, als daß der Portier bequem im Schatten sitzen könnte. Das geht vielleicht renn die Herrschaften nicht zu Hause sind! Vive steckte die Bemerkung ruhig ein und stieß eine dicke Pächterin, welche Vden ihm und der Gartenmauer stand, el rohe Weise bei Seite. Ich werde mich doch wenigstens an meine Mauer anlehnen können! rief er, froh da— rũber, an irgend Jemand seine Wuth aus lassen zu können. Gehen Sie aus dem Wege, gute Frau, und machen Sie meiner esisdast Platz! Die Gesellschaft Vive's war bereit, diese Gelegenheit zu benutzen, und machte 4: in dem schmalen Streifen Schatten, den die Mauer warf, recht bequem. Die Gegen— wart des alten Portiers hielt Guilmitte nicht ab, ihrem schönen, kleinen Mormichel in's Ohr zu flüüstern: ; Man hat heute wieder einmal nette Ge— schichten hinter dieser Mauer arrangirt. Mein Gott ist es denn nöthig, daß die Reichen gerade den Sonntag wählen, um ihre Orgien zu feiern! Wenn ich reich wäre, würde ich dem ernlihen Volke ein besse-- res Beispiel geben! Die Menge verlor endlich die Geduld: denn sie wartete bereits über eine Stunde; Thüre und Fenster der Hütte Malbrutk's blieben geschlossen. - Auf's Seil, auf's Seil Malbruk! rief man von allen Seiten. Malbruk! riefen Andere, hast Du Deine Frau noch nicht genug geschlagen? Wieder Andere riefen: Du hast heute Abend noch Zeit genug, Pichenet durchzu— prügeln, Malbruk! Die armselige Hütte blieb stumm. Die Augen der Menge richteten sich unverwandt auf die geschlossene Thüre, die immer noch unbeweglich blieb. Die Fahne deren Falten nur matt vom Winde entrollt wurden, zeigte von Zeit zu Zeit die wenigen Worte: Um 2 Uhr, Picenot um 8 ur Malbruk. Und 2 Uhr hatie es bereits seit längerer Zeit auf der Rathhaus Uhr geschlagen. Qoriseyung folgt.) ist eine chemische Zusammensetung der besten und wirt jamsten von der medie inischen Wissenfchast zum Zwecte der Blutreinigung und Bluterzeugung angewandten Mittel. Die Bestandtheile dieses Präparats sind Sarsaparilla, Stillingia, gelbes Ampferkrant, ver- den mit jodsaurer Potasche und Eisen. Es ist das aste, sicherste, zuverlssige, Linderungs- und Heil mittel, welches bis heute dem Publitum zugänglich gemacht wurde. Es ist bidher weder der Medizin noch der Chemie gelungen, ein Mittel herzustellen, das in allen von unreinem Blut herrührenden Kranthen ten solch' sichern Ersolg bewirte, als obgenanntes Präparat.· Man lkann auf sichere Heilung rechnen bei Seropbeln, und allen serophuloõsen Krant heiten, Gesichtsrose, Rose, Finnen, Vustein, Hitblattern, Beulen, Geschwüren, Flechten, bösen Sästen des Bluted, entzündeten Haut aus schlãgen, Ringwurm, Rheumatismns, Mer eurial·Krankheiten, Neuralgia, Schwäche, und Unregelmägigkeit bei Frauen, Gelbsucht, Leber beschwerden, schlechten Berdanung, Abmage rung und allgemeiner Koörperschwäche. E aeauten r Blut e œællen erauen Substanzen, welche rrernt: e Krant reitn hervorrusen, gereinigt. Der auf wird ordert und belebt. Reuer Lebendmuth solgt dem er neuten Blute. Die Lerrdtei wird wieder :: ellt, wenn geschwächt, und indem das Blut er trlten wird, werden Krankheiten abgewehrt. Keiner, er an einer durch unreines Blut herrergerutenen Krantheit leidet, braucht h verzweiseln. Er gehran che dieses Heilmittel. Ueberhaupt bedente man dhe-. der Anwendung von diesem seredi als andern Heil mitteln: „Je eher die Probe, desto blder die Heilung-. Das Recept von Arrn SARSAPARIIIA wurde al ionen ge den Lirerhrert Gebrauch davon machen. Seit vieria Jahren ist Arrn's SARSAPARITA in allen Erriei ertrert Lilenen 2 Benie. srn tuntuct gits ereprungen euten die: Vertrauen. Zubereitet von Dr. I. C. Ayer & Co.. Praltische und analytische Chemiler. Ueberall in allen Apotheten zu haden. 1 11 ist ein sicheres Kurmittel für alle Kraulheiten der Niereu und der Leber. 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