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MDie Cuxemburger Gazette, - 0 exsqeint jeden Dienstag und kostet unter wera-ezahlung fur die Ver. Staaten Canada: aurnq...· ... d-.do halbjährlich.. .. 1.2 Stadtadonnenten, jahelich B. do, monatlich W Ct-. 8 4 Nach Europa portofrei: h Mrlich... . .. d 2.00 j Halbjährlich. .·· .· dl. bo. ; Erreiyedenen und Mittheilungen müssen ʒ spãtestens bis Freitag Morgen, wenn sie in der 1 nächsten Nummer ag Vorgt finden sollten, ein— — gelandt werden. —Briefe ohne Unterschrift wer— -10 dben nichi berüctsichtigt. 1 Gelder, die bis Samstag Abend eingehen, wer— den noch in der folgenden Nummer quittirt. 1 —7 für die Gelder, die istrirten Bri doder Geldanweisung eieder gu dnt - werden, übernehmen wir die Verantwortlichkeit. —— ⁊ Alle Briese, Correspondenzen u. s. w. addressire man einfach: “ IIENBURGER GAIETTE”, DUVBVQUE, 10WA. ——— R Office der, Gazette“: Ecke d-r· 6. und Jowa ·Straße. . Politische Rundschan. In New York wurde am Samstag, den 8. d. M., die Leiche des verstorbenen Ex-Präsidenten und Generals Grant zur Erde bestattet, und seine Gebeine im pro— visorischen Gewölbe in Riverside Park bei geseyt. Die Leichenfeier hatte schon zu Mount MeGregor begonnen, wo der ehe—- malige „Hofprediger“ Newman eine Lob—- rede auf den Verstorbenen hielt, die an Byzantinismus nichts zu wünschen übrig ließ und nach allen Himmelsgegenden tele—- graphirt ward. Ueber Albany brachte man die Leiche nach New York, wo sie im Stadt— hause aufgebahrt wurde, von Donnerstag bis Samstag ausgestellt lag und von vielen Tausenden, ja mehreren Hunderttausenden, von Menschen betrachtet wurde. Zwei Ströme, einer an jeder Seite der Bahre, ergoßen sich die ganze Zeit hindurch, mit Ausnahme einiger Stunden während der Nacht, durch die Corridore der Stadthalle. Am Samstag Morgen kurz vor dem Ab— marsch des Trauerzuges wurde der Zugang zur Halle jedoch abgesperrt und die letzten Vorbereitungen für den letzten Gang ge—- troffen. Von früher Stunde an schon be— wegten sich die verschiedenen Militär-Orga— nisationen, Reguläre wie Milizen, Grand Army - Posten, Logen, Vereine und Pri— vate in Kutschen dem Orte der Aufstellung zu und postirten sich an den für sie bestimm—- ten Orten. Kurz vor 11 Uhr setzte sich sodann der Zug in Bewegung, General Hancock an der Spitze. Hinter dem Kata—- falk, der 16 Fuß lang, 8 Fuß breit und mit Baldachin 14 Fuß hoch war, befanden sich die Söhne Grant's mit ihren Frauen uud die Tochter Grant's, Frau Sartoris (Frau Grant wohnte der Beisetzung nicht bei, sondern war in Mt. MeGregor zurück geblieben), darauf folgte Präsident Cleve— land, Vice-Präsident Hendricks, das Cabi— net, die Ex-Präsidenten Arthur und Hayes, und darauf Bureauchefs, Staats-Gouver neure und deren Stäbe, Congreß- und Staatslegislatur-Mitglieder, früühere Uni— ons- und Rebellen-Generäle u. A. in bun tem Durcheinander, und auf diese Mili— tär- und Civilorganisationen und Bürger in Kutschen in unabsehbarer Linie. Es nahm dem Zuge völlig fünf Stunden in Anspruch, irgend einen gegebenen Punkt an der Marschroute zu passiren, und schätzt man die Zahl der Theilnehmer auf völlig 75,000. Während des Marsches wurden von im Flusse ankernden Bundesdampfern Salutschüsse in gewissen Zwischenräumen abgefeuert. Kurz vor 5 Uhr traf der Sarg vor dem Grabgewölbe an. Derselbe wurde vom Katafall herab geholt und in den be— reitstehenden Cedernkasten gestellt, worauf das „Begräbniß-Ritual“ der Grand Army verlesen wurde und das Musikcorps einen Choral spielte. Rev. I. W. Taylor hielt eine Rede, Rev. Trumbull sprach ein Ge— bet, Rev. Newman und „Bischof“ Harris lasen dann das Beerdigungs-Ritual der methodistischen Episcopalkirche. Nachdem noch eine Enkelin des Verstorbenen einen einfachen Eichenkranz auf den Sarg gelegt hatte, nahm die Ehrenwache den Sarg, trug ihn in's Gewölbe und schob ihn in den diebsfesten Stahlkasten, worauf dieser ver nietet wurde. Alsdann traten die Angehö en auf einige Augenblicke in das Ge— Abe, bestiegen sodann ihre Wagen wieder ünd fuhren von dannen. Mehrere Com— Pnien Truppen feuerten hierauf in gerin-. er Entfernung vom Grabe einige Gewehr—- wen ab, womit die Gedächtnißfeier : rig A wö 00 ; 1 1 pa 1 ; 2 sal a 0 th : ʒ 7 q! des * sei sel hal hal Vo' 410— 194 on 8 schloß und die meisten der am Zuge Be— geiligten sich wieder der Stadt zuwandten. Das Grabgewölbe wurde jedoch von Bun— )truppen umstellt, um die Zurückbleiben n von der Gruft zurückzuhalten und die— Iben zu verhindern, ihre Namen auf die— be zu sc iben. In alle-. Städten des Landes wurden an em Tage Gedächtnißfeierlichkeiten abge ten und Reden zum Lobe Grant's ge ten, die zeigten, daß beim amerikanischen lke die Verehrtung Grant's geradezu zur vötterei ausgeartet sei. Unwilllürlich mn uns der Gedanke an die Verrücktheit Franzosen beim Tode Vietor Hugo's. OGrant's Begräbniß hat gezeigt, daß der ft so nüchterne Amerikaner es dem Fran- Inland. A 4 2 A— -3407,2;; - 2 4 ; 2 A 2 2 “ 17— —— u 3 Für Keht in Herausgeber: Dentsche, Katholische Drud-Gesellschast. Jahrgang 15. zosen zeitweilig nachthun kann. Uns wun—- dert daher auch nicht der Cultus, der mit Allem getrieben wird, was dem Manne nahe stand. Die Amerikaner haben nicht nöthig, über die Reliquienverehrung der Katholilen zu spotten. Für den Katafall, auf welchem die Leiche geruht hatte, wurden 85000 geboten, das Häuschen in Clermont County, 0., in welchem Grant geboren war, für 87000 verkauft, und als die Ueberreste von Mt. MeGregor nach Albany und von dort nach New York gebracht wur den, legten die Leute Geldmünzen auf die Bahnschienen, damit sie von den Rädern des Zuges platt gedrückt und dann als Re— liquien aufbewahrt werden könnten. Der von unserer Regierung nach Oesterreich geschicke Gesandte Keily ist nun von der Regierung des Kaiserstaates direct zurückgewiesen worden, da sie es ab gelehnt haben, Keily zu empfangen. Ein Grund für die Zurückweisung ist nicht an gegeben worden, und braucht auch nach diplomatischem Brauch nicht kundgegeben zu werden, aber man wird nicht fehl gehen, wenn man die Zurückweisung Keily's durch Oesterreich auf seine Zurückweisung durch Italien zurückführt. Wie verlautet, soll Graf Robilant, der italienische Botschafter in Wien erklärt haben, daß er nicht mit einem Manne verkeheen könne, der das Andenken seines Vaters (Robilant ist ein natürlicher Sohn des kirchenräuberischen Victor Emmanuel) geschmäht habe, und daß er es als eine persönliche Beleidigung ansehen wüürde, wenn man ihm dergleichen, in Wien zumuthen wollte. Zugleich soll Robilant, der angeblich mit dem Kaiser von Oesterreich persönlich befreundet ist, seinen ganzen Einfluß bei demselben gegen Hrn. Keily geltend gemacht haben. Hat es damit seine Richtigkeit und von einem anderen, wenigstens halbwegs vernünftigen und stichhaltigen Grunde für die Ablehnung hat bisher absolut nichts verlautet, so ist die Weigerung der österreichischen Regierung, Keily als Ge— sandten zu empfangen, ebenso ein Beweis von unwürdiger Schwäche und Kriecherei vor der italienischen Raubregierung als be— leidigend für die Ver. Staaten. Denn einmal ist es eine L—üge, daß Hr. Keily den „König-Ehrenmann “ beschimpft habe. In— dem er s. Z. die Wegnahme Rom's und des Kirchenstaates durch Vietor Emmanuel als sacrilegischen Raub bezeichnete, hat er damit nur die ungeschminkte Wahrheit und nichts als die Wahrheit gesagt. Unsere Regierung hat gethan, was sie in dem Fall am Besten thnn konnte. Sie hat einfach den Posten nicht besetzt und den Gesandt— schaftssekretär Lee zum Geschäftsträger er— nannt, was nicht därnach aussieht, als ob sie den Gesandtschaftsposten so schnell wic der besetzen wird. Die Regierung wird demnächst ei ner neuen heikllen Finanzfrage zu begegnen haben. Im Februar 1883 erlosch nämlich die Concession von nahezu 300 National banken, welche sämmtlich unter einem zu diesem Zweck vom Congreß erlassenen Ge— setze eine Verlängerung derselben auf 20 Jahre bewilligt erhielten. Das Gesetz be stimmt aber, daß die betreffenden Banken alle ihre vor Verlängerung der Concession emittirten Noten innerhalb dreier Jahre einlösen, resp. für den nach Ablauf dieser Periode ausstehend verbleibenden Betrag eine gleiche Summe gesehlichen Geldes de— poniren müssen. Der gegenwärtig von solchen Noten der erwähnten 300 Banklen ausstehende Betrag dürfte sich auf 35 Mil—- lionen Dollars belaufen, wofür sie im Fe bruar n. 1., soweit bis dahin noch nicht zurückgezogen, Deckung hinterlegen müüs sen. Dies würde eine Contraction von Legal Tender Noten nach sich ziehen, welche leicht zu Störungen führen könnte, wenn nicht inzwischen sür allmälige Aufnahme der Banknoten gesorgt wird. Der „Comptrol ler of tho·OCurreney“ hat es sich denn auch bereits angelegen sein lassen, die Sache genau in Betracht zu ziehen, und wird wahrscheinlich die Banken demnächst zu ge meinschaftlicher Action behufs Vermeidung der ohne dieselbe unvermeidlichen Fährnisse auffordern. Schrecklich muß die Mißwirthschaft im Küstenvermessungöburean gewesen sein. Dort angestellte Untersuchungen er gaben, daß Professor Hilgard, der Leiter, 4 W 22 ; 1— . ; Laj ; - 3 2 . A— a 0 2. ß ; a - Ma- R 2 2 3 F— — —— Dubuque, Jowa, Dienstag, den 18. August 1885. mit dem Bureauvorstand Gewohnheits säãu fer seien, nichts thaten, betrügerische Rech nungen auszahlten, öffentliches Eigenthum verschenckten und verschleuderten. Ein Mechaniker des Bureaus war Mitglied ei ner Instrumentenmacherfirma, der Aufträge aller Art zugeschanzt wurden. Jahrelang ward so gewirthschaftet, ohne daß es den Republikanern einfiel den, Stall auszufe— gen. Mäuschenstill sind über diese Vor— gänge jetzt ihre Blätter. Professor Hil gards Entlassung ist angenommen worden, und mit dem übrigen Beamten ward auch kurzer Proceß gemacht. Zwischen unserer Regierung und Englaud ist ein Vertrag geschlossen worden, welcher in der amerikanischen Spitz bubenwelt, besonders aber unter den specu lirenden Bankbeamten, einen unangeneh— men Einnruck machen wird. Es ist dies ein Auslieferungsvertrag, nach welchem Diebe und Defraudanten, welchen Canada bisher sicheren Aufenthalt gewährt hat, fortan ausgeliefert werden können. Wenn der Senat nach seinem Zusammentritt den Vertrag genehmigt, was sehr wahrscheinlich ist, da doch nicht anzunehmen, daß auch eine Anzahl von Senatoren sich den Aus weg offen halten will, dann werden auf den nach Canada führenden Eisenbahnen nicht mehr so viele Bankpräsidenten, Clerks und Cassirer zu finden sein. Di e „Pacific Mail“ und vier mit ihr verbundenen Dampferlinien haben die Be— förderung der amerikanischen Post einge— stellt, weil sich der General - Postmeister nicht zwingen lassen wollte, die vom Kon greß bewilligten 400, 000 Dollars geradezu unter sie zu vertheilen, sondern sie nur in Verhältniß zu den geleisteten Diensten, wenn auch in höchst liberaler Weise bezah len wollte. Die Behauptung, daß die Ver. Staaten bezüglich der Entschädigung von Dampferlinien minder liberal verfah— ren, als England, ist gänzlich aus der Luft gegriffen, denn die hiesigen Linien empfan— gen eine um 63 pCt. höhere Rate, als sie die englischen Gesellschaft von ihrer Re— gierung erhalten. In der Beförderung von Briefen nach Cuba, Neuseeland und den australischen Kolonien, sowie nach China, Japan und Ostindien wird inzwischen durchaus keine Stockung eintreten, sondern es sind Maßregeln getroffen worden, um dieselbe ebenso schnell, ja noch zum Theil noch schneller, durch auswärtige Linien zu bewerkstelligen. Der Nachrichten auf dem politi— schen Gebiete sind diese Woche nicht viele und auch die wenigen von geringer Wich tigkeit. In Deutschland läßt Fürst Bis— marck gegenwärtig eine Untersuchung an— stellen, ob es gerathen sei, das dritte der zehn Gebote Gottes zu beobachten, d. h. den Sonntag zu heiligen und an demselben die Arbeit ruhen zu lassen. Hoffentlich ist in den gewerbetreibenden und arbeitenden Klassen des deutschen Volkes noch so viel Christenthum, daß man dem großen Kanz— ler die rechte Antwort gibt. Wenn Fürst Bismarck im Reichstage meinte, die Arbei— ter wollten nicht gerne den Lohn eines Ar— beitstages vermissen, so meinen wir, die Arbeiter vermissen noch viel mehr die körperliche Ruhe, das traute Familienleben und den Besuch des sonntäglichen Gottes dienstes, lauter Dinge, die ihnen unmög lich gemacht sind, wenn die Sonntagsarbeit wie bisher fortgeseyt wird. Daß Handel und Wandel durch das Verbot der Sonn— tagsarbeit nicht leiden, das beweisen die Vereinigten Staaten, England, die Schweiz und Oesterreich, wo die Sonntagsruhe ge setzlich existirt. Zum Nachfolger des Freiherrn v. Man—- teuffel, des verstorbenen Statthalters von Elsaß- Lothringen, ist der bisherige deutsche Gesandte in Paris, Fürst v. Hohenlohe—- Schillingsfürst, ernannt worden. Der Mann soll manche gute Eigenschaften ha ben, aber sicher ist, daß er ein gelehriger Schüler des Fürsten Bismarck ist und dem selben in Allem den Willen thut; auch hatte er in früüheren Jahren starke Neigung, ein wenig Culturkampf zu treiben, die sicherlich noch nicht ganz verflogen ist. Das Reichsland hat also keinen besonders guten Tausch gemacht und wird sich noch manch mal des hingegangenen Statthalters erin nern. xembur Aus land. IX4 21 2 2 2 ; 4 Au 2 79 1 7 I 27 2 2 214 er DieleitendenStaatsmänner Oesterreich's haben es schon längst einge— sehen, daß auch in Oesterreich die Bildung einer Partei nach dem Muster der Centrums partei nothwendig sei. Ein Theil dersel—- ben, welcher das enge Verhälrniß zu den sklavischen Bestandtheilen der „conservati ven“ Mehrheit des Reichsrathes auf die Dauer fũr unhaltbar, füür eine Schädigung sowohl der deutschen wie der katholischen Interessen erachtete hatte unter Führung des Füürsten Liechtenstein von dem „Hohen— wart-Club“ sich getrennt. Zu dieser Frac tion gehörte u. A. der Salzburger Hofrath Lienbacher, welcher vor den letzten Wahlen mit Hoffnungen auf die Bildung einer star ken katholischen Partei, nach Art des Cen— trums, abgesondert von den Sklaven, sich trug. Jetzt ist die Spannung zum Aus— bruch gediehen durch einen Streit zwischen dem conservativen Tiroler Central - Wahl— comite und dem Abg. v. Zallinger. Der— selbe hatte sich der überaus strammen Par— teidiseiplin nicht gefügt und sollte bei den Landtagswahlen übergangen werden, wurde aber wiedergewählt. Zallinger führte seine Sache öffentlich, das Central · Wahlcomite antwortete vor einigen Tagen mit einer Flugschrift, welche auch den Liechtenstein- Club und speciell Lienbacher angriff, und Letzterer jetzt mit einem massiven Artikel gegen die Tiroler in der Salzburger „Chro— nil“ geantwortet. Mit der Bildung eines Centrums im „katholischen“ Oesterreich hat es offenbar noch gute Wege. In Italien mehrt sich von Tag zu Tag die Unzufriedenheit über die abenteuerlichen Kolonial· Expeditionen des früheren Mini— sters Mancini, und die Mehrzahl der itali-- enischen Blätter fordert die Zurückziehung der Truppen vom Wüstenstrande des rothen Meeres. Die Regierung veröffentlicht über den Gesundheitszustand der Expedi— tionsarmee zwar konsequent die rosigsten Berichte, indessen läßt sich eine vom Ober—- kommandirenden an den Kriegsminister Ricotti gerichtete Depesche die ungünstig sten Verhältnisse erkennen, über welche durch Privatmittheilungen noch weitere Einzel heiten bekannt werden. Jedes Schiff, wel— ches von daher kommt, bringt eine Anzahl Kranke in das Vaterland zurück. Das Ministerium kann sich aber zur Ausgabe seiner Pläne nicht entschließen und sendet vorläãufig den Vorkämpfern der Civilisation im schwarzen Welttheil einen großen Vor— rath Unterhaltungsbücher und Spiele, da— mit sie sich die Langweile vertreiben! Es scheint, als ob dem gichtlahmen Depretis von dem englischen Tory-Ministerium das Lockbild eines Bündnisses ebenso vorgehal ten wird, wie vordem Maneini seitens des Kabinets Gladstone. Au s Spanien bringt der ũübrigens nicht sehr zuverlässige „Gaulois“ die seltsame Nachricht, als ob König Alfonso XII. die Absicht habe, einen Staatsstreich auszu— führen und sich zum Kaiser proclamiren zu lassen, da seiner Ansicht nach das einzige Mittel, in Spanien eine solide Regierung zu Stande zu bringen, die Einsetzung einer kaiserlichen Regierung sei. Dahingegen läßt die Berliner „Post“ wiederum den König von einem Attentäter bedroht sein, nãmlich von Angelo, dem Morder Pim's, welcher sich augenblicklich in Spanien be—- finde. Man erfährt nun nachträglich, was den Sturz des spanischen Marinemi— nister Antequera y Bobadilla und dessen Ersetzung durch den Vice-Admiral de la Pezuela y Sobo herbeigeführt hat: der Widerstand, welchen seine Marine-Reform- Projekte im Senate gefunden. Insbeson— dere Herr Ruiz Gomez hatte eine schnei— dende Kritik an denselben geüübt. Derselbe setzte auseinander, daß Spanien weder üüber die wirthschaftlichen noch die industriellen und technischen Mittel zur Schaffung einer so großen Flotte, wie sie Seitens des Ma rineministers in Aussicht genommen war, verfüge; er wies darauf hin, daß in den Wersten seit 1850 bereits 417 Millionen ohne wahrnehmbaren Erfolg verausgabt worden seien. Mit einem Jahresbudget von 44 Millionen für Spanien, 15 für Cuba und 10 fũr die Philippinen besitze Spanien doch keine Flotte. Unsere Leser wissen, daß der Tele graph schon vor etwa einem Monat die Nachricht vom Tode des Mahdi brachte, die dany verschiedene male widerrufen und 1— 4 W 14. 4 1.1 14 ; 1225 A x i— u- —1 Ani 1 Kihhe. Redaklteur: Nicholas Gonner. geleugnet ward. Daß jetzt über den Tod des Araberchefs kein Zweifel mehr möglich, beweisen die an das englische Cabinet aus Egypten und dem Sudan gelangten De—- peschen, die den Tod bestätigen und mit— theilen, daß Khalif Abdulah die Nachfolger schaft des Mahdi angetreten hat. Das neue englische Cabinet kann sich Glück wün— schen, daß ein so furchtbarer Gegner uner— wartet vom Kampfplatze verschwindet, ab— berufen von einer höheren Macht. Die Handlung Englands in Aegypten wird da— durch ungemein erleichtert und es steht außer Zweifel, daß Wolsely's Rath, Don— gola nicht ganz aufzugeben, nunmehr be— folgt werden und der Kampf gegen die Auf ständischen im Sudan aufgenommen wird. Unterstaatssekretr Bourke machte dem Un— terhause bereits eine dahin gehende Erklä— rung. Er kündigte an, die Regierung treffe Maßregeln zum Entsatze von Kassala. Fast zugleich mit dieser Meidung versichert die italienische „Liberte“: England hat die Unterhandlungen mit Italien, welche im Januar abgebrochen wurden, neuerdings aufgenommen, weil Salisbury entschlossen sei, im Herbste Khartum wieder zu ero— bern.“ Der Kampf, welchen England zu führen haben wird, dürfte von demselben auch jetzt noch größere Opfer erfordern. Der „Nachfolger“ des Mahdi hat den Ti— tel Khalif angenommen, eine Bezeichnung, die ihren Eindruck auf die fanatisirte Be— völkerung des Sudans und Aegyptens nicht verfehlen wird. Das Torycabinet wird dann die Gelegerheit haben, zu zeigen, ob es wirklich die Thatkraft besitzt, deren Mangel man Gladstone so oft vorgewor fen hat. Der Sudan kann nur durch Schnelligkeit, schlagfertige Truppen und große Geldopfer errungen werden. Telegraphische Depeschen. Berlin, 13. Aug. Der Kaiser Wil— helm ist in bester Gesundheit in Potsdam eingetroffen. Berlin, 13. Aug. Die heutige Siz— zung der Telegraphen· Conferen; währte sechs Stunden und es fand eine lebhafte Debatte üüber den Gebühren-Tariff statt. Namentlich die österreichischen und die deut schen Abgeordneten gingen in ihren Ansich— ten sehr wesentlich auseinander, obwohl die Ansichten allgemein darin übereinstimmten, daß eine Aenderung der gegenwärtigen Ge— bührensätze unbedingt nothwendig sei. Schließlich wurden die deutschen und die oösterreichischen Vorschläge dem Tarif· Aus schuß überwiesen. Die Mehrheit scheint u Gunsten der deutschen Vorschläge zu 8 aber eine einflußreiche Minderheit, darunter England, unterstützt Oesterreich. Oestreich-Ungarn. Wien, 12. Aug. Der östreichische Mi— nister des Auswärtigen, Graf Kalnecky, ist zu einem Besuche bei Bismarck nach Varzin abgereist. Die Ausfũührungs-Anweisungen zu dem Besehle an die Beamten der Nordbahn be— trefss ihres Verhaltens während der Reise des Kaisers nach Kremsier sind erlassen worden. Zu den Vorsichtsmaßregeln zur Sicherheit des Kaisers gehört auch die, daß längs des ganzen Weges alle 50 Schritte Wachtposten ausgestellt werden sollen. Wien, 13. Aug. Der Czarewitsch, der russische Minister des Auswärtigen v. Giers, der östreichische Minister des Aus— wärtigen Graf Kalnocky, der östreichische Ministerpräsident Graf Taaffe und der un arische Minister der Landesvertheidigung e Bela v. Orezy werden der uns menkunft des Czaren mit dem Kaiser Franz Joseph in Kremsier beiwohnen. Rom, 13. August. Der Erzbischot Walsh hat heute in einer Unterredung mit dem Papste und dem Kardinal versprochen, die Anweisungen des Vatikans an die eisa Bischöfe bezüglich ihres Verhaltens in gegenwärtigen politischen K;ise zu befol— en. Es ist so gut wie gewiß, daß der Ecbischef Walsh in der Versammlung der irischen Bischöfe den Vorsitz führen wird, wofür er besondere Anweisungen erhalten hat. Der Vatikan ist mit der Abfassung von Vorschriften für die preußischen Bischöfe in Betreff von deren Verhalten gegenüber der preußischen Krierns auf Grund der Vor—- sglige der Fuldaer Bischofs·Conferenz be aßt. Paris, 11. Aug. Nähere Nachrichten aus Tentint mnt. daß nach einer Mit theiluns es Bischofs von Quinhon in den rovinzen Biendinh und Phyen über 10,- Rummer 734. Deutschland. Aus dem Vatikan. Frankreich. Preise der Anzeigen. Jeder Zoll der Spalte per Jahr . . . ß 1800 - “ - u “ 3 Monate aOO Eocal · Rotizen. Füür jede Fite Brevier, oder deren Raum, da erstemal 10 Cents, die nächsten Male d Cenld. eiraths- und Todesanzeigen mit Spruch e uhe— Spruch SI.OO. deis Answärtige Anzeigen müssen voransde zah we den. Anzeigen für Picnies, Lotterien, Slcttsyiele -e., b gen Geiste der tath. Kirche zuwider, sn— den keine Aufnahme. Anzeigen sende man spätestens Montag Morgen ein. Job-Arbeiten aller Art prompt und billig ausgeführt. Office der „Gazette“: Ecke der 6. und Jowa-Straße. 000 Christen ermordet worden sind und daß täglich dort Brandstiftungen vorkom men. Das Vicariat ist ganz eingeãschert worden. Paris,l2. a Die jetzt veröffent lichten Berichte über die sramtiden Steuer-Einnahmen in den letzten sieben Monaten ergeben, daß der Schutzzoll nicht im Stande gewesen ist, den auswärtigen Zucker von den französischen Märkten zu verdrängen. Die Zolleinnahmen von dem— selben haben s 6, 200, 000 über die Voran schläge ergeben, während die Einnahme aus der Steuer von inländischem Zucker um 84,000, 000 hinter den Voranschlägen zu rückgeblieben ist. Paris, 13. August. Die franzosl schen Zeitungen sprechen üüber die große Zahl deutscher Spione, die in der letzten Zeit in verschiedenen Gegenden Frank— reich's betroffen worden sind. Es heißt, daß die Regierung die Ausweisung aller Deutschen aus dem französischen Gebien beschlossen hat, welche nachweislich Spione sind, oder begründetermaßen für solche ge halten werden können. Spanien. Madrid, 138. Aug. Die Nachricht, daß Deutschland die Karolinen-Inseln ober Neu-Philippinen im Stillen Meere, auf welche Spanien Ansprüche geltend macht, in Besitz genommen hat, hat hier einige Aufregung verursacht. Madrid, 18. Aug. Gestern wurden in ganz Spanien 4433 Erkrankungen und 1648 Todesfälle an der Cholera gemeldet. In Sevilla herrscht große Entrüstung über die Absicht der Regierung, den städti— schen Behörden für die Dauer der Cholera alle Macht zu entziehen und die Verwaltung der Stadt selbst zu übernehmen, weil die städtischen Behörden unfähig sind, Maß nahmen zur Lerte serunn der Gesundheits zustandes der Stadt herbeizuführen. Das Volk tritt den Aerzten gegenüber feindselig auf, haßt die Einmischung in seine lien Angelegenheiten und steht auf der städtischen Behörden. Gestern Abend versammelten sich auf den öffentlichen Plätzen große Menschenmassen, um die Sachlage zu besprechen, und die Bürgergarde wurde aufgerufen, um sie zu zerstreuen. Großbritannien. London, 14. Aug. Das Parlameni wurde heute Nachmittag um Zwei vertagt; der Lord Großkanzler verlas die Thronrede, in welcher Gordon's Tod und der Fehl schlag nach Chartum tief bedauert, der an der letzteren betheiligten Truppen und dem Anerbieten von Unterstützung in dem beab sichtigten Feldzuge seitens der Kolonlen hohe Anerkennung gezollt und die Verhei—- Bung gegeben wird, daß keine Mühe ge—- spart werden solle, Aegypten eine auf tehter Grundlage ruhende Regierung zu geben. Rußland. St. Petersbuxg, 12. Aug. Dle sämmtlichen Vertreter Rußlands in den Balkan· Staaten sind zu einer Besprechung mit der russischen Regierung noch vor der Zusammenkunft des Czaren mit dem Kal— ser Franz Joseph hierher berufen worden. Madagaskar. Paris, 18. August. Laut Negriaten aus Tan atave sind 600 Mann franzosische Verstärkungstruppen dort angekommen und binnen Kurzen werden mehr erwartet. Der italienische Consul hat sich, wie es heihßt, zum dritten Mal nach Antananarivo bege ben, um zwischen den Franzosen und den Howa den Frieden zu vermitteln. Afghanistan. London, 12. Aug. Die Dörfer und Gärten in der unmittelbaren Umgebung von Herat werden zerstört, damit sle im Falle eines Krieges von den Russen ni zur Deckung ihrer Bewegungen gebrau werden könnten. England wird für das rernqtete Eigenthum Schadenersatz lel en. Calkutta,l2. a Den britischen Offizieren in Indien wird nur kurzer r laub bewilligt und nicht gestattet, nah Eng land zu reisen. Lord Dufferin ist lebhaft bemüht, die Freundschaft der indischen Fürsten mit Eng land zu befestigen. Er wird im November einen großen Durbar abhalten, zu welchem alle Fürsten und Großen Mittelasiens er-- wartet werden. Indiien. Simla, 11. Aug. Wahrscheinlich um Weihnachten werden in Lahore 5000 Mann Truppen zu Feld-- und Lagermanövern zu sammengezogen werden. Die Regierung beschäftigt sich ernstlich mit der Frage der Umgestaltung des eingeborenen Heeres. Ecuador. New York, 13. Aug. Nacqhrichten aus Guayaquil in Eeuador vom 23. Jull melden einen r des Vulkans Coto paxi. Aus der Tiefe desselben waren Toöne wie starker Geschühdonner hörbar. Nach richten aus Chumbo am Fuße des Berges besagen, daß die Lava viel Schaden ange richtet hat. Hundert Häuser sind As tet worden. Der Verlust an Menschen leben ist noch nicht bekannt. j