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Etwas aus Jlundien. Hoftrlustigunnen in Lakhno.“) Der interessanteste Teg des Auferihal tes in Lathno war der, wo der Piinz zu einem Diner beim Köntg geladen w-r. Er beschreibt die Sc· ne felzentermaßen: „Am Moigen um 9 Ugr kam ber älteste Sohn des Königs, der Thio-felger, mich abzu— holen. Wi beihe und ber Resident be— stiegen einecn oispnrigen curepãischen Wagen, und nahmen die Richtung nach ei— nem der vielen löiglichen Paläste außer— halb der Stadt, umgeben von einer bunten Reiters aar, die ausgent mnen das De— tachement cints gelben irregulären Regi— meuts der ostindischen Compagnie, die Leibwache des Resideaten, welche geschlos—- sen vor und hnter dem Wagen ritt —in der größten Unordnung durcheinander sprengie. Ein prachtiges Bild: die flai— ternden weißen Gewäader, die Kaschinir— Shavls, die glänzenhen Turbans, die reichgeschirtten Pferde und die schönen braunen Gesichter; Reiter in Panzerhem den und Stat lhauben, mit Spießen, Schwertern und Schilden; Reiter auf Ka— meclen, dem Zug voraneilend; Elephanten mit bunten Schabraken und reichen silber nen und goldenen Houdes, sich mit langen Schritten vordiängend und den Wirrwar vermehrend; die gedrängten Straßen voll staunenden, schirienden Volks in solcher Unordanng, wie ich hier das Einzelne auf zähle, zog mir das Ganze an den Sinnen vorüber; ich wußtie nicht wo hinsrhen, über— all cin neues schönces Schauspirl! Vor ei— nem arabishen Thorweg wurde still ge— halten. Wir drei stiegen aus dem Wagen direkt in vergoldete Tragsessel, und gelang— ten so in den Garten des Palastes, der mit seinen Vlamenanlagen und klaren Wasserbassins ein recht frisches Ansehen hatte. Zwischen präsentinenden Wachen zu Fuß und zu Pferde, mit Musik und Trom— peterchören, die ohne Sinn und Verstand durch einander schmetterten, zwischen Rei— tern, Kameelen, Eephanten, Wagen, uad was sonst alles den Gartenhof füllte, zo gen wir vor die Treppe des Palastes. Unter der breiten Veranda, die mit Neu— gierigen, E gländern und Intiern, besetzt war, kain mit der König, gestützt auf zwei Engländer, die in seinem Dienste stehen, entgegen geschritten. Nach dreimaliger Umarmuung zog sich Se. Mjestät, von mir und dem Residenten geführt, einen Mo— ment in ein Seitengemach zurück, wo eine Unterredung stattfand, die in Complimen— ten und Danksagungen sür die huldreiche Aufnahme im Königreiche bestand. Der König muß nach orientalischem Begriff ein wunderschön gewachsener Mann sein; nach unserim Geschmack ist er abscheulich: eine furchtbar dicke, aufgeschwemmte Figur, mit großen, fast unförmlichem Kopf, aber sehr utmüthiger Physiognomie. Seine ganze in schlägt ihm im Aeußern nach. Drei kleine Söhne, die mir, so oft ich ihnen begegne, sehr freundlich die Hand drücken, sehen jetzt noch ganz niedlich aus; ich bin aber überzeugt, in Kurzem sind sie auch so dick wie der Vater. Von dem Reichthum an Perlen und Edelsteinen, mit dem diese königliche Fa—- milie bedeckt ist, hat man gar keinen Be— griff, und überhaupt mit dem Reichthum show (Schau) machen, das verstehen die Leute hier! Wie im „Gestiefelten Kater“ alles dem Marquis v. Carabas gehört, so ghort hier Alles dem König. Weunn wir torgens ausreiten, was auch mit einer Cavalcade von Soldaten und hinterher folgenden Wagen geschieht, merke ich immer wie an jeder Straßenecke irgend etwas in die Augen Fallendes aufgestellt ist, um den Glanz des Hofes zu zeigen: ein Elephant, Komeel, Tiger, Tschita, Falkenträger re. Doc ich komme von meiner Erzählung ab. Es wurde in einer langen Halle zur Ta—- fel gegaugen, die auf der einen Seite mit Indiern, auf der andein mit Engländern besetzt war. In mehreren Reihen hinter einander standen die Diener, hinter dem König, zu einer förmlich undurchdringlichen Masse gruppirt, ihm zunächst die höheren Staatsbeamten. Währenb des Frühstücks ging das Tanzen und der Nätschgesang un— aufhörlich fort, und Possenreißer sprangen vor uns herum. Der König legte mir und einigen Auserwählten die Speisen selbst vor. Zuletzt wurden Pfeifen gebracht, für den König, den Residenten und mich. Ich rauchte eine prächtige, mit Steinen behängte Hucka, ein Präsent des Königs; außerdem hatte ich schon früher mehrere req interessante und reiche Geschenke er— halten: einen Säbel, einen Ring und sein Portrait. Mit diesen Sachen behängt er—- schien ich vor dem König, der diese Auf— merksamkeit sehr freundlich bemerkie. Nach dem Frühstücẽ bewegte man sich, einer den andern führend, zu einer anstoßenden Ver—- anda über einen Zwinger, in dem drei oder vier starke Büffel mit prachtvollen, weit geschwungenen Hörnern erwartungsvoll hin- und herschritten. Der König befahl d-s Kampfspiel zu beginnen, und „Auf thut sich der weite Zwinger, Und hinein mit bedächtigem Schritt Cin Tiger tritt.“ Das war nun nicht gerade der Fall; es thaten sich wohl zwei Klappen auf, hinter deren jeder ein Tiger saß, aber keiner hatte den Muth heraüszukommen. Endlich, nach vielem Anstacheln mit spitzigen Stöcken, rascheln sie aus ihrem Käfig hervor, zwi— schen den Büffeln hindurch, die sie aber mit ihren Hörnern verfolgen und in ihren Zufluchtsort zurückwerfen. Da öffnet sich auf einmal auf der entgegengesetzten Seite ein neuer Käfig, und mit erhobenem Schweife, brüllend, in ein paar mächtigen Sätzen, sliegt ein großer Tiger hervör; in demselben Augenblick hat er auch sqhon seine vier Tatzen und seine Zähne in ben Hinterkopf des stärksten Büffels eingeschla— gen, sich unbeweglich, krampfhaft baran Prinz Waldemar von Preußen, Reise nach Indien. festhaltend. Einen Augenblick außer Fas sung gebracht, da er, nach den andern bei— den Tigern sehend, den Angriff von hinten nicht eiwartete, bleibt der Büffel mit ge— senktem Kopf, durch die schwere Last nie— dergedrückt, wie sich besinnend, stehen; dann aber fäängt er an sich zu schütteln und gegen die Wand zu arbeiten; seine Genossen, Muth bekemmend, eilen ihm zu Hilfe und fahrcn mit ihren Hörnern wie mit einge— legter Lanze gegen den Körper des Tigers, und nun geht es an ein Gebrüll, ein Zer— ren und Stoßen von allen Seiten. Einige Affen, die sich auch in dem Zwinger befan den, aber in völliger Sicherheit auf hohen Stangen saßen, an denen sie mit Kelten befestigt waren, vollendeten die Scene. War ihnen die Zuversicht auf einmal ver— gangen durch das furchtbare Schauspiel, öder konnten sie sich auf den Stangen nicht mehr festhalten gegen welche natürlich in ber Hite der Gefechts mit starker Ge— walt gerannt wurde genug, in Todes— angst lagen sie platt auf dem Boden des Plätzes, sich todt stellend, und über sie fort wälzte sich der Kampf. Doch nur einen Motment dauerte derselbe: der Tiger wurde heruntergeworfen vom Kopfe des Gegners, ünd einige krästige Stöße hatten ihn in die Ecke geschleudert. Noch zwei Bären wur— den in den Zwinger gebracht, und es ent— stand ein kurzer Kampf zwischen Tiger und Bär, dem aber der verwundete Büffel, ein muthiges Thier, mit seinen Hörnern bald ein Ende mächte, indem er beide über den Haufen warf. Die Büffel gingen glorrẽich aus dem Kampfe hervor; Bären und Tiger hatten keine Lust zum Angreifen mehr. Letztere saßen ängstlich und heulend an den Wänden, und alles Stechen mit Siöcken half nichts; sie waren nicht mehr vorzubringen. In der Mitte der Büffel befand sich ein Junges, und diesem Umstand wird es zugeschrieben, daß sie sich so tapfer vertheidigten. ; Von hier begab man sich nach einer an— dern Bogenhalle. Jenseits des Flusses, auf einem freien Platz, wurden Elephan— ten gegen einander geritten. Nachdem sie sich gegenseitig mit den Rüsseln befühlt, fuhren sie mit den Zähnen in einander, und schlangen die Küssel förmtich zu einem Knoten zusammen. Dem einen wurde der Zahn ausgebrochen, was ihn dermaßen in Wuth brachte, daß er die andern wie ra— send angriff und in die Flucht schlug. Rei— ter und Fußgänger mit Lanzen warfen sich dazwischen, sie auseinander zu bringen. Das erforderte natürlich viel Gewandtheit; es war eine gefährliche Aufgabe, zumal hier auf offenem Platze, mit Tausenden öon Menschen bedeckt, die von allen Sei ten aus einander fuhren; einige stürzten sich sogar in den Fluß um der Gefahr zu eutgehen. Glücklicherweise kam Niemand zu Schaden. Außerdem fanden noch eine Menge an—- derer Gefechte statt, z. B. zwischen Wid— dern und Äntilopen, was ganz prächtig aussah. Reiter tummelten ihre Rosse, Mohren rangen mit einander und Schwert tänze wurden aufgeführt. eie Beim Abschied hing der König einem jedem der Gäste eine Guirlande von Flit— tersilber mit eigener Hand um die ge—- wöhnliche indische Sitte. Man mag in Inbien hingehen, zu wem man will, auch zu Kaufleuten, beim Abschied träufeln sie einem Sandelholz oder Rosenöl in die Hand und behängen einen mit Rosenguir— landen. Den König und seine ganze Fa milie mußte ich in dieser Art bekränzen. Es war keine Kleinigkeit, über die hohe kronenartige Mütze mit Paradiesvozelfe— dern geschickt hinüberzukommen. Unter den Festlichkeiten, welche der Kö— nig Amjud-Ali dem Prinzen zu Ehren ver— anstaltete, nahmen Jagden, Thierlkämpfe und Gastmähler die erste Seite ein. Ei— nem jener grausigen Schauspiele, bei denen die stärksten und gewandtesten Thiere In—- diens in staubdurchwühlter Arena einander blutig zerfleischten, folgte ein großes Gast— mahl. Die Tische bogen sich unter der Last von Speisen. Früchten, Leckereien aller Art, und für die Europäer strömte schäumender Champagner, während unter dem betäu— benden Lärm indischer Musiker, Spaß— macher, Jongleurs und Bajaderen Alles aufboten burch Tanz und Gesang und die barocksten Kunstproduktionen die Gesell— schaft zu ergötzen. Interessant war auch eine im Park mit des Königs abgerichteten Falken, Tschitas, Antilopen und Luchsen (Karakals) angestellte Jagd auf Reiher, Schnepfen, Zibethkatzen, Antilopen und Nilgais (Pferde-Antilopen), der ein Kampf zwischen Schafböcken und ein anderer zwi— schen einem Esel und einer Hyäne folgte. Mit den Eindrücken von dem Reichthum und der üppigen Pracht eines indischen Hoflebens schled man am 2. April von Lakhno, und langte am 3. bei der Stadt Kanodje an, dem alten hochberühmten Kanyakubja. Hier, bei diesem zweiten Babylon, ist die Ebene meilenweit förm— lich zum Hügelland umgewandelt durch Schutt und Trümmerhaufen, welche heute noch den großen Umfang, aber nichts mehr von dem Glanze der prachtvollen Findu— Houptistadt erkennen lassen, die einst, um das Jahr 600 nach Christi Geburt, über eine Million Einwohner, darunter sechzig tausend Tänzerinnen und Sänger, und al—- lein zum Verkauf des Betel dreißigtausend Kramläden enthielt. Wenige Jadihuntecte später drang Mahmud 1., der Ghaznewide, ins Land. Die Stadt mit ihren herli— chen Tempeln wurde größtentheils zer—- siört (1018), und auf den Resten erhoben sich die Monumente ihrer Eroberer, die Citadelle, mehrere Forts, Moscheen und Heiligengräber. Auch sie sind nun bereits n Verfall begriffen; und selbst der Gan— es, an dessen Ufer die alte Stadt lag, a sich im Lauf der Jahrhunderte bis äuf eine halbe Stunde von ihr zurückge zogen, als ob er sie nicht mehr für würdig hielte, von seinen heiligen Wellen bespült zu werden. Thierleben in den Wäldern von Ceylon. Der Reisende, wenn er seinen Fuß zum ersten Male auf setzt, wundert dah er so wenig Wiid antrifft. Nach dem— was er in Büchern gelesen, erwartet er auf jedem Schriit, so zu sagen, einem wil Eurxemburger Gäzette. den Thiere zu hegegnen, und doch kann er hundert englische Meilen in diesem Lande vordringen, ohne auch nur einen Vogel zu bemerken, wenn er nämlich auf offenem Felde bleibt. Der Instinkt aller wilden Thiere treibt sie, mit Tagesanbruch sich im Vickicht der Dschungeln und Wüälder zu verbergen, und wer nicht da hinein dringt ierkt wenig von dem Reichthum des Thier lebens. Aber auch die Farbe fast aller Thiere korrespondirt so sehr mit ihrer Um— gebung, daß schon ein geübter Blick dazu gehört, das zu erkennen, was dem Auge ganz nahe liegt. Wie erstaunt man aber, wenn man in die Urwälder eingedrungen ist und etwa am Ufer eines stillen En Halt macht, wohin der „weiße Mann“ seinen Fuß noch nicht gesetzt hat! Es gibt kaum etwas Ueberraschendes als diese Menge von Ge— schöpfen, deren Existenz sich ohne Unterlaß erneuert in der Tiefe dieser Gehölze. Zahl—- lose Vögel und Fische, Schlangen und Krokodile stellen sich dem erstaunten Blicke dar, und Insekten, in den buntesten Farben schimmernd, spielen im Sonnenstrahl. Da känn man Thierstudien wachen, denn die Thiere sind von den verderblichen Waffen des Menschen noch nicht eingeschüchtert und genießen in vollem Maße der Freiheit, welche ihnen der Schöpfer verliehen hat. Wie manche stille und glückliche Stunde hatte ich in der Abendfrische, verborgen im Gezweig eines riesigen Baumes verlebt, un die Bewegungen dieser unendlichen Menge lebender Wesen zu beobachten! Dort über meinem Kopfe sprang das leichte Eichhörnchen von Zweig zu Zweig, die Knospen abnagend, die seine Nahrung bilden. Bor mir, auf dem entgegengesetz ten Ufer des Sees, nahm ein majestätischer Elephant sein Abendbad, ließ das Wasser, das cr in seinen R—ssel eingeschlürft, über seinen Rücken plätschern und rief dann laut der Heerde, deren Anfüührer er war. Sei— nem Trompetenton antworteten die Weib— chen, die in der Nähe waren; langsam ka— men sie herbei, und ihre massigen Leiber tauchten aus dem dichten Gebüsch hervor. Der Anblick d.s Wassers beschleunigte ihren Schritt, und sie eilten, sich das Vergnü— gen eines Bades zu verschaffen, das in die sem Klima so angenehm ist. Ein Trupp zierlicher Damhirsche ver läßt auch das Dickicht, das ihm während der Hitze des Tages zur Zuflucht diente, und breitet sich nun in der Lichtung aus. Sie lassen ihren kurzen scharfen Ton hören, und der Rand des Sees belebt sich mit ih ren beweglichen Formen. Am sumpfigen Ende des Sees bemerkt man schwarze Punkte, und das Fernrohr lehrt, daß es Eber sind, die den Boden aufwühlen, um Wurzeln zu suchen. Auch eben so schwarze Büffel kommen heran, um ihren Durst zu löschen. Hart am Ufer schlägt der Pfau seine Spiegel, und brüstet sich mit der Eitelkeit, die ihn charakterisirt. Auf sei— nen langen Füßen ruhend steht der Kranich in einer Untiefe, unbeweglich wie eine Bildsäule. Der weiße Pelikan schimmt wie eine Schneekugel auf der schwarzen Fläche des Sees; während Enten und an— dere Wasservögel springen, tauchen und schnattern. Der schönste Vogel dieser Wasserbewohner ist unstreitig der Wasser- Fasan, der auf einem breiten Lotusblatte sich wiegt und unaufhörlich Klagelaute aus stößt, die einigermaßen dem fernen Bellen eines Hundes gleichen. Er hat die Form und zierliche Haltung des Wald Fasans, aber seine Größe übertrifft kaum die einer Taube; sein Gefi-der ist weiß, mit glän—- zendem Braun des Kopfes und am Ende der Flügel. Die Kraniche sind in großer Menge vorhanden und in allen Arten, von der kleinsten bis zur größten. Vor Allem fällt der riesige Adjutant auf, sechs Fuß hoch, mit ausgebreiteten Flügeln 15 Fuß mes—- send, mit der weiten Tasche am unteren Theile des Halses. Er schreitet langsam mit gemessenem Schritt in den Binsen vorwärts; plötzlich steht er still, stößt sei— nen gewaltigen Schnabel mitten in die Wassergewächse und triumphirend den Kopf wieder erhebend hält er im Schnabel eine große Schlange, die vergeblich sich dreht und windet und deren Länge immer kleiner wird, indem sie in den Schlund des Vogels hinabspazirt. Darauf setzt sich der Adju tant abermals in Marsch mit höchster Ruhe und Würde. Abermals verschwindet sein Schnabel im Grase, und wiederum hebt sich der Kopf stolz in die Höhe; dieß Mal ist es ein Leguan, den er ergriffen hat, und da diese unschuldige Eidechse nur 18 Zoll lang ist, so ist ʒ auch im Nu ver speist. Die Pfauen machen gleichfalls auf die Reptile hitzige Jagd. Die Vorsehuug hat jeder schäolichen Thierart eine zweite zur Seite gestelli, welche jene zu bekämpfen hat. Oft, wenn die Rlage der Moskitos mich am Schlafen hinderte, verließ ich mein La— ger, um auf die feierliche Ruhe der Natnr zu lauschen. Ermüdet von der Anstren— gung des Tages schliefen die Eingeborenen, die mich begleiteten, bei dem Feuer der Bei— wacht, eingehüüllt in ihre weißen Tücher, die ihnen das Ansehen von Leichen gaben, die in Leintücher eingehüllt sind. Zuweilen flogen noch einzelne Funken vom Heerde auf und dann erlosch die Flamme wieder. Die Pferde, an den Vorderbeinen gefesselt, ließen schläfrig die Köpfe hängen. Der Reiz einer solchen Stunde besteht darin, auf die wilden Töne der belebten Natur zu lauschen. Alles schien zu ruhen; nur bie Moskitos summen. Sanft und me— lancholisch dringt aus der Ferne der Lock ton der Nachtfalken, und wieder ist Alles still, bis eines der Rosse, von Moskitos gequält, ungeduldig stampft. Wieder Stille für einige Sekunden, bis deutlich über die Fläche der Schrei des Regen fei fers „did he do it“ hörbar wird, als eine menschliche Stimme kreischend diese Worte gefragt. Dieser Vogelruf ist das eigral daß irgend eine Beste umherstreift, welche den Pfeifer aus seiner Ruhe ge. stört hat. Unerwartet hört man darauf das rauhe Gebrüll eines Hirsches, beant wortet von seinen Kameraden, während der Regenpfeifer sein ,„did he do it“ wiederholt und ein Pfau seinen Schrei mit darein gibt. Bald verräth ein regelmäßiges gïihen im Wasser den gemessenen Tritt eines Elephanten, der im kühlen See umherwa tet, und dentlich vernimmt man das Nie— derrieseln des Wassers, wenn das Thier ei— nen kalten Schauer über seinen Körper spritzt. Horch! welch tiefer lockender Seuf zer streicht über den See, wie der tiefe Athemzug des Nacht windes ? Welche Rie senlungen beherrschten solche Laute? Nun horch ein heller Trompetenklang, als hätien hundert Menschenlungen in ein Horn gestoßen! Dort von der andern Seite wird der Klang beantwortet, freilich nicht so hell, sondern durch mißtönendes verworre. nes Geschrei, und das lautere Plätschern verräth, daß die Heerde sich dem Bullen nähert. Wie ein Donner aus der Ferne kommt bas ticfe Gebrüll über das Wasser, wenn der alte Monarch seiner Ungeduld Luft macht. Eulen stören mit ihrem lan—- gen trillernden Aechzen die Nachtruhe und darunter mischt sich das Kreischen des Wassergeflügels, das die badenden Ele— phanten aufgescheucht haben. Abermals erstirbt alles Gerãusch, bis ein krchzender Leopard durch seinen Schrei die Pferde vor der nahen Gefahr warnt und ihre Besitzer aus dem Schlafe weckt. Man wirft ge schwind frisches Holz auf das Feuer, und bei seinem Auflodern verklären sich die Wipfel der Bäume und färbt sich der Spie— gel des Wassers. So kommt endlich der Morgen, heran, den, noch ehe die Nacht gänzlich abgezogen, der große Fichtenadler ankündigt, welcher von der höchsten Spitze eines Waldbaumes späãhet, und in gemesse— nen Zeiträumen seinen gellen zitternden Ton erschallen läßt, unheimlich, als riefe ein Geselle des Bösen. Alles lauscht jetzt auf den dumpfen Klagelaut, der unsägliche Pein und Qual ausdrüückt lange, bis zum Herzbrechen schwillt er an und stirbt dann wieder hinweg. Das war des Teu— fels Vogel, und wer das Thier jemals sieht, stirbt nach dem Aberglauben der Cin—- galesen sicherlich. Jährliche Marlifeste an den Ufern der heiligen Ströme. 1111. Ehe wir unsere Reise nach dem Hima— laya begannen, machten wir noch einmal einea Ansflug nach dem Marmorfelsen am Nerbudda zu Beraghat. Es war am Ende des Katik, wo die Hindu's ihre Markt—- feste an allen heiligen Strömen feierten, an den Orten, welche durch Dichtung und Sage als der Schauplatz irgend einer That der Götter bezeichnet sind. Diese Märkte vereinigen dem Hindu höchst com mod die Lustbarkeit mit der religiösen Feler, denn Jeder macht sich lustig und ergötzt sich, so gut er kann, zugleich aber sucht er sich von allen früüheren Sünden zu reini— gen, indem er betet, in der heiligen Fluth sich badet und lobenswerthe Entschlüsse künftiger Besserung faßt. Die religiösen Feierlichkeiten dauern fünf Tage, sie finden an allen heiligen Strö— men Indiens zu gleicher Zeit Scit und es ist jeden Falls der größere Theil der gesammten Hindubevölkerung vom Hima— laya bis zum Kap Kamorin während die— ser fünf Tage an solchen Märkten versam— melt. Wenn man den Ganges hinab— fährt, so kann man in Einem Tage ein halbes Dutzend solcher Märkte sehen, je— den mit einer Menschenmasse von dreißig Tausend und noch mehr, und höchst male— risch durch die Pracht und Mannigfaltig keit der Zelte. Der Bewahrer des Welt—- alls, der Gott Wischnu*) steigt nämlich nach dem Glauben des Volkes am 25. Assar (Junius) zur Unterwelt herab, um Radscha-Ball gegen die Angriffe Indra's zu schützen, vier Monate bei ihm zu blei— ben und am 26. Katik (Oktober) wieder heraufzukommen. Während seiner Abwe— senheit hört aller Gottesdienst auf, alle Festlichkeiten müssen ruhen; nun aber ist er wieder aufgefahren gen Himmel, und auf diesen Märkten feiert man fröhlich ein Auferstehungsfest. Unsere Zelte waren auf einem Rasen— platze an einem kleinen, in den Nerbudda fallenden Bache aufgeschlagen, dessen an—- deres Ufer die versammelte Menge ein—- nahm. Nachts waren alle Zelte und Bu— den beleuchtet, und die Scene fast eben so belebt wie am Tage. Was aber einem Europäer am meisten auffällt, das ist die allenthalben herrschende Ruhe; man sieht nirgends eine Störung, und ist auch ge—- wiß, daß keine Sieren eintreten wird. Unbesorgt läßt man Weib und Kind unter einer Masse von 100,000 fremden Men— schen mit fremder Sprache und fremder Religion, und geht aus die Jagd in die fernen Wälder. Während der Zeit des großen Aufstandes der Sipahi's ließen die englischen Offiziere ihre Kinder bis in die feindliche Linie laufen und mit den rebel—- lischen Soldaten spielen bis zu dem Tage, wo die Artillerie gegen sie aufgeführt wurde; und von mehr als 30 europaischen Damen, welche sich in der Garnison be— fanden, fiel nicht einer bei, den Ort zu verlassen, bis sie die Kanonen donnern hörten. Die Volksmasse auf diesem Markte war wie gewöhnlich ungeheuer, aber Viele, die keine Zelte sich anschaffen konnten, wur—- den vor der Zeit durch schwere Regen— schauer fortgetrieben. Bei dieser, wie bei allen ähnlicheu Gelegenheiten badet das Volk in dem Nerbudda, ohne Beihilse der Priester; aber eine e armer Brami nen finden sich ein, um Almosen zu sam meln, doch nicht um bei den Ceremonien hilfreiche 22 zu leisten. Wer es ver mochte, gab diesen Männern, wenn ste aus dem Vaher kamen, eine Kleinigkeit, aber niemals ward etwas gefordert, wie dieß auf den Markiplätzen am Ganges gewöhn— lich ist. Am ersten Tage badet das Volk unterhalb der Schnelle, über wil der Fluß, nachdem er aus seiner friedlichen Behausung zwischen den Marmorfelsen rrheteten ist, herabfällt; am zweiten Tag oberhalb dieser Schnelle, und am dritten Tage etwa noch eine Stunde weiter oben, wo ber ganze in ein schmales Rinn— sal zusammengedrängte klare Nerbudda wild sich dinabstcze in einen tiefen Schlund von Marmorfelsen. Diesen Fall des heili *) Die drei Hauptgötter der Hindu's sind: B die der aptpot wfah u, 2 Er halter; Shiwa, der zecsorer, Eine Orei cinigteit des Heidenthums, da ihm Gott gut und böse zugleich ist. gen Stroms nennt das Volk Dovandhar oder den rauchenden Fall, von dem bicken Dampf, welchen man jeden Morgen da raus aufsteigen sieht. Aus dem Schlunde heraus gleitet der Fuß ruhig und unmerk—- lich eine halbe Stunde weit in einem 30 bis 150 Fuß breiten, ziemlich tiefen, nach dem Volksglauben bodenlosen Bette fort, an dessen beiden Seiten schneeweiße Mar— morfelsen 100 Fuß senkrecht anfsteigen. In den Spalten der weißen Felsen sind zahlreiche, große, schwarze Nester von Hor—- nissen, die jederzeit bereit sind, über den Unglücklichen, der sich ihnen naht, herzu— fallen. Hier ruhen auch nach der Volks— sage, die Pandua's, die Helden des großen erzählenden (epischen) Gedichts Mahab— harata, deren Namen in's Nerbudda-Thal übertragen wurden. Jeder phantastisch geformte Fels verdankt seine Entstehung der göttergleichen Kraft dieser großen Hel— den der indischen Sage, die hier im Strome fortlebt. Die Scthichten der Sandsteinkette von Keimor, welche das Nerbudda-Thal quer durchsetzt, erheben sich an einigen Stellen fast senkrecht mehrere hundert Fuß über die Ebene, während anderswo ihre Gipfel in der Entfernung kaum sichtbar sind. Das sind eben so viel Ochsenpaare, welche von den Pfeilen Ardschau's in Stein ver— wandelt wurden, und mancher Bach, der jetzt das Thal bewässert, entsprang, wenn des Helden Krieger Durst litten, durch die Berührung des Bodens mit seiner Lanze. Die Götterbilder früherer Tage, die jetzt unter den Ruinen alter Städte umherlie gen, zum Theil in der Tiefe des Waldes vergraben, sind nichts Anderes als die Lei— chen der Erdkönige, die in Stein ver— wandelt wurden, weil sie es wagten, mit diesen Halbgöttern zu kämpfen. Die Teiche zwischen den Felsen an der Nerbudda tra— gen noch die Namen der fünf Brüder, der Helden jenes großen Gedichts, und werden jährlich von Hunderttausenden besucht, welche fest glauben, daß ihre Gewässer einst die müden Glieder dieser Helden er frishten. as Volk glaubt, daß der Ganges nur noch 60 Jahre lang der heilige Strom bleil en könne, und daß dann der Nerdudda an seine Stelle treten werde. Das Was— ser des Nerbudda ist bereits um so viel heiliger, als das des Gamges, daß sein Anblick allein schon die Menschen von ihren Sünden reinigt, während man den Ganges terühren muß, ehe er diese Wirkung haben ann. In dem auf einem kegelförmigen Felsen erbauten Hügel, von wo aus man den Fluß überschaut, ist das Bild eines Stiers, welcher Schiwa, den Gott der Zerstörung, und seine hinter ihm sitzende Gattin Par— batti trägt; beide haben Schlangen in den Händen. Man nennt diese Gruppe Gori— Sankar, und ich fand auf dem Markte ein Modell von Erz, das einer ähnlichen Grup— pe nachgebildet ist, zum Verkauf ausgestellt. Die Verhältnisse sind aber weit ungenauer, und als ich dieß bemerkte, entgegnete man mir, das sei natürlich, denn das Erzbild sei von Menschen gemacht, während der Gori-Sankar im Tempel ein wirkliches Götterbild, d. h. eine Umwandlung leben— der Wesen in Stein durch die Götter sei. Als wir in den Tempel hineinsahen und das Bild betrahteten, drückte eine Dame ihr Erstaunen über die gute Erhaltung der Figuren aus, während doch Alles umher von den Muhamedanern verstümmelt sei. „Sie sind auch von den andern Bildern sehr verschieden“, sagte ein ehrwürdiger al ter Bauer, „sie sind eine Verwandlung von wirklichem Fleisch und Blut in Stein, und keine Menschenhand kann sie nachahmen oder verletzen!“ Die Dame lächelte un— läubig, während der Bauer sehr ernst huae und die ganze versammelte Menge aufrief, die auch sämmtlich die Wahrheit dessen, was er gesagt, bezeugte und hinzu— fügte: „in nicht ferner Zeit werden die Ge— stalten wieder in's Leben gerufen werden, die Götter werden zweifelsohne zurück kehren und ihre alten Leiber wieder be— leben.“ Arme Leute. Wer zu dem Marktfest kommt, um zu baden, bringt Kränze von gelbem Jasmin und hängt sie um den Hals des Gottes und seiner Gemahlin. Im Innern des Tem— pels stehen die Bilder der drei großen Götter, Brama, Wischnu und Schiwa, mit ihren ursprünglichen Gattinnen. Die, welche auf dem äußeren Platze stehen, sind die Abbildungen der Gemahlinnen der ver— schiedenen Inkarnationen d. h. der ver— schiedenen Menschwerdungen dieser drei Götter, denn die Frauen sind den Göttern auf ihren irdischen Wanderungen überall gefolgt. Die Köpfe der Frauen, sind die der Thiere, in welche sich ihre Gatten ver wandelten, wie Löwen, Elephanten, oder die der Buhans. d. h. derjenigen Thiere, auf denen sie ritten, wie Stier, Schwan, Abler u. dgl. Die Figuren sind 64 an der Zahl, alle auf ihren verschiedenen Ba—- han's, aber arg verstümmelt durch die frommen Muhamedaner. Der alte Oberpriester sagte uns, Ma— hadeo und seine Gattin seien in Wahrheit unser Adam und Eva. „Sie kamen“, sagte er, „mit einander hierher vom Berge Kailas, und da man sie dringend bat, ein Andenken ihres Besuchs zurückzulassen, so verwandelten sie sich in Steine.“ Der Volksglaube ist aber, daß ein sehr heiliger Mann, der einige tausend Jahre laug in strengen Andachtsübungen auf der Spitze des Berges zubrachte, wo der Tempel jett steht, endlich mit einem Besuch von Schiwa und seiner Gattin beehrt wurde, die ihn sregttn. was sie für ihn thun könn— ten. Er bat sie zu warten, bis er einige Blumen aus dem Walde als ein er einge senes Opfer ihnen überbracht haben würde. Sie versprachen es, er eilte hinab, stüürzte sich in den Nerbudda und ertränkte sich, damit die Götter zur Ehre seiner Woh— re und seines Namens für immer ba bleiben möchten. Sie ließen jedoch nur ierr sterbliche Hülle da, als Pfand, baß sie einst wiederkehren und selbige wieder mit ihrem Geist erfüllen werden.“ Eigener Ideengang. Richter: „An— gellagter, sind Sie verheirathet ?“ An e:: „Nee, Herr Richter, die paar chrammen an de Backe rühren von 'ne andere Keilerei her.“ Miter Fabl -hr zarte Kinder; die gtels Erllttt· wnd Kroup duc hr be ALLENS LunG BAAN ein harmloestʒ and gicher aẽ alnitiet e le ger Pren er -25 50 diedlesche bringt ihn in den Bercit Uts aughat 3 Kene :2 q in scin ie Apetheker berlausen ALLENS LUNG BALSAM Po st— 5/ Dampfer LNE jwischen New York und Antwerpen, Philadelphia und Untwerpen, ohne Aufenthalt in England oder Frankreich. 1. Cajüte: 50 bis S9O jeden Weg; Rundreise SIOO bis $l6O. 2. Cajite: 40; Rundreise 972 bis ʒBO. Zwischendecks-Billete zu niedrigen Preisen. Die Bequemlichkeiten der Cajüten sind ænũbertrefstich zallt Leen auf demselben Deck, elegante Salonẽ, Rauch- und adezimmer. 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