4 1 1 ß L 1 I Die Fuxemburger Gazette, erscheiat jeden Dienstag und kostet unter BVoranöbezahlung für die Ver. Staaten und Canada: Jäãhrlich. . . ùï ù·ò 82.50 | Halbjährlich .. .. . . 81.8 Stadtabonnenten, jãhrlich 2.50, monatlich W Cts-. Nach Europa portofrei: Jãhrlich. .. .. . 88.00 | Halbjährlich .. . . · $1.50 Correspondenzen und Mittheilungen müssen spätestens bis Freitag Morgen, wenn sie in der nächsten Nummer Aufnahme finden sollen, ein-- gesandt werden. —Briefe ohne Unterschrift wer den nicht berücksichtigt. Nur für die Gelder, die per registrirten Brief oder Geldanweisung (Money Order) gesandt werden, übernehmen wir die Verantwortlichkeit. Alle Briefe, Correspondenzen u. s. w. adressire man einfach: Office der,„Gazette“: Ecke der 6. und Jowa-Straße. ; ; 1 Politische Rundschau. Um die Weltauestellung, womit nun einmal die Vierhundertjahrsfeier der Wie— derentdeckung Amerika's durch Christoph Columbus begangen werden soll, für Chi— cago zu gewinnen, wird in der Gartenstadt mit einem enthusiastischen, guten Willen an's Werk gegangen. Bereits Donnerstag vor einer Woche fand die erste Versamm— lung des vom Mayor ernannten Vorberei tungs- Ausschusses statt, in welcher eine Reihe Beschlüüsse angenommen wurde, worin die Gründe angegeben sind, warum Chi— cago der passendste Ort für die Ausstellung ist. Nachdem verschiedene Herren ihre Ansichten üüber das Unternehmen selbst und ũber die Mittel und Wege ausgesprochen hatten, um vom Congreß das Privilegium zu erlangen, wurde ein Executio· Ausschuß, mit dem Mayor als Vorsitzer, ausgewählt, welcher die weiteren Schritte thun soll. Das Wichtigste ist die Sicherstellung eines Unternehmungsfondes von solchem Um— fange, daß auf eine Unterstützung vom Staate Illinois wie von der Regierung ge— trost verzichtet werden kann. Sollte der Congreß jedoch New York den Vorzug ge— een ta miet 22 sttraner Geschäftswelt nicht etwa schmollen, sondern mit dem iq eigenen Unternehmungsgeiste zum Gelin— gen der Ausstellung in New York aus allen Kräften das Ihrige beitragen. „Pensions-Corporal“ Tanner ist vom Minister des Inneren aufgefordert wordben, von dem „Encampment“ der G.A.R. Leute in Milwaukce wegzublei ben. Der Minister fürchtet augenschein— lich, daß dem schwathaften „Corporal“ in Milwaukee wieder bas M—undstüück mit dem Verstande durchgehen und er durch Anfeuerung der pensionslüsternen „Kame— raden“ zu einem neuen Ansturm auf die Bundeskasse der Administration des Herrn Harrison, die mit dem Manne schon unlieb same Erfahrungen gemacht, weitere Unge— legenheiten bereiten möchte. Hr. Tanner aber will sich eine so ausgezeichnete Gele— genheit, eine demagogische Rede loszu— lassen und sich als den wahren Jakob auf— zuspielen, der Tag und Nacht über das Wohl der Veteranen wache, nicht so leicht entgehen lassen und erklärt, daß er noch auf keinem „Encampment“ seit dem Kriege ge fehlt habe und auch auf dem Milwaukee't nicht fehlen werde. Was Minister Noble zuu dieser Sprache seines Uatergebenen sagen wind, darauf darf man gespannt sein. Am Montag v. W. haben die Com— missäre die Mehrheit der Unterschriften der Sioux Indianer erlangt und barauf er— folgt der Uebergang der Ländereien in den Besitz der Vereinigten Staaten und die Er öffnung der Reservation. Die Unterhand— lungen mit den Indianern haben sich lange hingezogen. Theils hielten die Rothhäute mit erklärlicher Zähigkeit am Aitherge— brachten, an der ungebundenen Freizügig— keit, welcher die Politik der Seßhaftmachung ein Ende zu bereiten bestimmt ist, fest und wehrten sich, eingedenk des ihnen früher so häufig durch Vertragsbruch angethanen Unrechts, gegen die Wohlthat, die ihnen, ausnaha sweise, dieser ihnen jetzt gebotene Vertrag sicherte, theils gab ihnen die ange— borene Schlauheit den Gebanken ein, im Handel mit den Weißen darauf bedacht zu sein, den höchstmöglichen Preis herauszu— schlagen, der sich durch langes Zözern erzie—- len ließe. Ihren Führern, die aus dem lethteren Grunde die Commissäãre hinhielten, ist endlich klar geworden, daß, wenn sie jetzt nicht gutwillig nehmen, was ihnen der Congreß als Kaufpreis angeboten hat, sie schließlich gar nichts erhalten und doch ihr Land verlieren würden, und dieser Esnsicht haben sich denn auch die Hartnäckigsten ge—- beugt. Häuptling Gall machte den An— fang und danach folgten die Banden in hinreichender Masse, die erforderliche Mehr—- heit zu leisten. Es bedarf nun, nachdem den Bedingungen des Congreßgesetes Ge— nüge geschehen, nur noch der Proclamation des Präsidenten, das Land, 11 Millionen Ader, in aller Form der Besiedelung frei zugeben. Bereits warten, wie berichtet wird, ähnlich wie vor Kurzem an der Gren ze von Okllahonia, Hunderte von Unsied— lern am östlichen Ufer des Missouri um ih— ren Einzug in die neue Heimath zu halte·. 1 1 j 1 / / / “ LUXEMBURGER GAMETTE”, DUVBVQVE, 10WA. Inlaud. A Für Keht id Herausgeber: Deutsche, Katholische Drud-Gesellschast. Jahrgang 19. Das Land ist fruchtbar und wohl begeh— renswerth, und bald erstehen da ergiebige Getreidefelder, wo bis jetzt die Jagdgrüünde wilder und halbwilder Indianer waren. Nachdem auch der canadische Justiz minister der Auslieferung M. Burke's, ei nes der muthmaßlichen Mörder Cronin's, angeordnet, mußte Burke am Sonntag den 4. August unter scharfer Bewachung die Reise von Winnipeg nach Chicago antre— ten. Polizei-Director Hubbard von Chi— cago war selber in Winnipeg erschienen, um die Auslieferung zu überwachen. Der Cronin-Mord-Prozeß kann also nun be— ginnen. Leider befinden sich die Häupter der Mordverschwörung noch auf freien Füßen und werden vermuthlich auch nie verhaftet werden; ihre Werkzeuge jedoch, die Schurken, welche den Mord verübten, scheinen mit Ausnahme von „Cooney dem Fuchs“ in den Händen des Staatsanwalts zu sein. Daß der Vertheidigung der Mör—- der fast unumschränkte Mittel zur Verfü— gung stehen, ist sicher. Große Summen sind bereits für den Versuch, die Ausliefe: rung Burke's zu hintertreiben, ausgegeben worden, ohne daß es gelungen ist, die Quelle zu ermitteln, aus welcher das Geld zum Schutze der Mörder fließt. Die ersten Schadenersatz - Prozesse gegen den South Fork Fishing Club, durch dessen Squid die Katastrophe im Cone— maugh · Thal herbeigeführt wurbe, jezt anhungig gemacht worden. Eine Wittwe verlangt 850, 000 für den Verlust ihres Mannes. Ferner verlangt eine Fir ma in Johnstown, deren Fabrik durch die Fluth zerstört wurde, 8100,000. Diesen Klagen werden unzweifelhaft noch viele an—- dere folgen. Der Club zählt gegen 50 Mitglieder, welche zu den reichsten Leuten in Pennsylvanien gehören. Von Rechts wegen sollte neben den Privatklagen auch eine Criminal·Anklage erfolgen. Die Coroner's · Jury hat bekanntlich den Club nach forgfältigster Untersuchung der ver— brecherischen Fahrlässigkeit schuldig erklärt. Die Legislatur von Georgia hat neuerdings einen Antrag auf Gutheißung der Blair'schen Erziehungs-Bill abgelehnt. Trotz der bisherigen Mißerfolge mit dieser politischen Spekulation auf den Ver. Staa—- ten-Schatz, der nach Annahme der Blair schen Bill sofort um 75 bis 80 Millionen Dollars geplündert werden würde, werden die Patrone dieser Bill nicht müde, dieselbe immer wieder vorzubringen. Die jüngsten Vorgänge im Be ringsmeer die soviel Gerede veranlaßt ha ben, schildert die „San Francisco Abend—- post so: Der Befehlshaber des Rush, Kapitän Shepard, hatte am 2. Juli, als er noch zu VBnaiaska lag, die britischen Robbenfänger auf Anfrage in Kenntniß setzen lassen, daß er jedes Schiff mit Robbenfallen an Bord, unfehlbar konsisziren werde. Da jedoch den biitischen Robbenfängern vor ihrem Abgang von Victoria gesagt worden war, sich an etwaiges Einschreiten des Rush nicht zu kehren, so gab sich eine Anzahl derselben, darunter der Black Diamond, der Jagd im Beringsmeer hin. Am 11. Juti nun wur de dieser vom Rush eingeholt, und zum An—- halten aufgefordert, was jedoch sein Kapi— iãn verweigerte. Hierauf wurden auf dem Rush die Geschütze in Bereitschaft gesetzt und dadurch das britische Schiff zum Ste hen gebracht. Nun begab sich Kapitän Sheppard in Begleitung eines anderen Offiziers des Rush, Lieutenant Tutile, an Bord des Black Diamond und forderte die Schifss papiere. Auf eine ihm ertheilte unver— schämthte Antwort hin erbrach er die Ka— pitänskajẽte, zwängte den Eisenschrank ans den Angeln und bemächtigte sich der ge— wünschten Dokumente. Eine sodann vor— genommene Durchsuchung des Schooners führte zur Cntdeckung von 106 Robbenfel len, die im Beringsmeer erbeutet worden waren. Capitän Sheppard stellte dann den Schooner unter den Befehl eines Un— terosfiziers vom Rush mit der Weisung, ihn bis auf Weiteres nach Sitka abzu— führen. Am 13. Juli machte der Rush auch auf den Criumph Jagd; da derselbe jedoch kei— ne im Beringsmeer erbeutete Robbenfelle, sondern nur aus dem Pacisie herrührende, an Bord hatte, so blieb er unbehelligt, und dieses Schsff ist es, daß zuerst die Nachricht von dem Vorgesallenen nach British Co— lumbia brachte. Was die Gesahr der Lage kennzeichnet, der noch besonders z erwähnende Um— stand, daß der Kapitän des konsiszirten britischen Schooners Black Diamond aus drücklich erklärte, er würde sich nicht erge- xembur -2 ( —— ; Vahr Dubnque, Jowa, Dienstag, den 13. August 1889. ben haben, wenn Rush ihm nicht an Stärke überlegen gewesen wäre. Er hätte also ohne diesen zufälligen Umstand, ganz den zu Victoria ihm ertheilten Weisungen ent— sprechend sich mit Gewalt zur Wehre gesetzt, nnd ein offener Kriegsalt wätre die Folge gewesen. Ausland. Das Projeet der Dreilaiser · Zu— sammenkunft ist dennoch gescheitert und zwar an dem zurückhaltenden Benehmen des Czaren. Die Abneigung Alexanders gegen die Zusammenkunft muß in der That groß sein, da er es nicht einmal der Mühe werth hielt, den Brief seines Vertreters in Berlin, Graf Schuwalow, mittelst dessen dieser ihm mitheilte, daß die Kaiser Wil—- helm und Franz Joseph zn einer Zusam— menkunft geneigt seien, zu beantworten. Erst am Mittwoch letzter Woche ermãchtig— te er den Grafen Schuwalow seinen Er widerungsbesuch der Berliner Regierung anzuzeigen. Man glaubt, daß seine Reise ihn nicht weiter als Potsdam fũühren wird, von wo er nach eintägigem Aufenthalt nach Kopenhagen reisen wird. Nun, da an eine Zusammenkuuft mit dem Czaren nicht mehr zu denken ist, wird Kaiser Franz Joseph am 12. nach Berlin reisen, wo er drei Ta— ge verweilen wird. Ueber die gelegentlich des Besuches Franz Joseph's zur Erörte— rung gelangenden Angelegenheiten berichtet ein Zeitungscorrespondent unterm 3. dz, wie folgt: „Unter den dringenden Fragen, welche während dieses Besuches zwischen dem Für— sten Bismarck undb dem Grafen Kalnoky besprochen werden, ist die Stellung des Papstes. Man glaubt, daß Galimber der Nunitus in Wien, den Kaiser Franz Joseph zu dem Veisprechen bewozgen hat, das Bündniß mit Italien zu lösen, wenn dieses es wagen sollte, dea Vatican zu be— setzen, falls der Papst Roim verlassen soll— te. Der italienische Minister · Präsident Crispi, welcher ũüber Oesterreichs feindliche Haltung zu der den Vatican betreffenden Politik Italien's verstimmt ist, wird gleich nach der Abreise des Kaisers von O—ster reich eine Zusammenkunft mit dem Fütsten Bismarck haben. Die Stimmung der ita lienischen Regierung gegen die Oesterreich's zeigt sich in der Antwort Crispi's auf den Glückwunsch Bismarck's zur Unterdrückung des Irredentistenausschusses. Dieselbe lautet kurz: „ODie Irredentisten werden so lange wühlen, bis Oesterreich die Ursache beseitigt.“ Als Beweis, daß zwischen Dentsch land und der Schweiz wieder gute Bezie— hungen bestehen, betrachtet man den Um— stand, daß bei einer großen Versammlung schweizerischer Offiziere in Bern auch der deutsche Gesandte, Herr v. Bülow, und der Militär· Attachẽ, Major Funke, erschienen. Eine Antwort der deutschen Regierang auf He jngste, etwas entschieden gehaltene Note des eidgenössischen Bundesraths lau tet durchaus freundlich, doch wird an der Forderung strenger Ueberwachung der in der Schweiz lebenden deutschen Unterthanen sestgehalten und die Hoffaung ausgespro chen, daß man zu einem für beide Rationen ehrenvollen Einverständniß gelangen werde. Die osfiziose Presse ist jetzt eifrig bemüht, den von ihr so gründlich verfahrenen Wa gen in's gehörige Geleise zu bringen. So versichern die „Pol. Nachrichten“, der Reichskanzler habe durchaus nichts gegen die Neutralität der Schweiz unternehmen wollen, sondern er habe vur gesagt, daß Deutschland, wenn es bei der Schweiz gegen die Bedrohung seines inneren Frie—- dens keinen Schutz finde, an der Neutrali—- täãt der Schweiz kein Jnteresse mehr habe, und diesen Standpunkt theilten Oesterreich und Rußland. Die „Nordd. Allg.“ recht fertigt in einem sehr gemäßigt gehaltenen Artikel die Kündigung des Vertiags und bespricht die Folgen des vertragslosen Zu— standes, wobei sie aber deutlich zu verstehen gibt, daß die Verhandlungen betreffs eines neuen Vertrags sicherlich nicht lange auf sich warten lassen werden. Aus den Generalrathswa h— len in Frankreich gingen 764 Republika—- ner und 419 Conservative hervor, Boulan ger hat es schließlich doch noch auf 23 Can—- tone gebracht. Die Nachwahlen ergaben 113 Republikaner und 41 Conservative. Erstere haben im Ganzen 13 Sihze einge— büßt. Die Bonapartisten haben 15 Sitze gewonnen. ODaniel Wilson, Grevy's be—- rüchtigter Schwiegersohn, und der Boulan gist L'Herissö unterlagen in ihren Wahlbe zirken. Die Boulangisten erklären es jett ; L yl. Kird der t 38 für einen schweren Mißgriff, daß der Ge— neral in 400 Cantonen als Candidat auf—- trat; er hätte nur in solchen candidiren dürfen, wo sein Erfolg sicher war. Bou— langer scheint das Sprichwort, daß Schwei— gen Gold ist, nicht zu würdigen, denn er ist schon wieder mit einem Manifest bei der Hand, worin er erklärt, daß seine Nieder— lage nur dem rüücksichtslosen Ehrgeiz der Lokal - Candidaten zuzuschreiben sei; das Resultat der kommenden Kammerwahlen werde ihn sicher vor dem Lande rechtfertigen. Das Manifest hat sehr kühl gelassen; an einem geschlagenen Candidaten neh— men die Franzosen sehr geringes Interesse. Jetzt hat auch Boulanger's Prozeß in der „Haute Cour de Justice“ begonnen; was dabei herauskoömmt, wird die Zeit lehren. Vorherzusagen ist das nicht. Ein großes Gefecht hat zwischen den Derwischen (Anhängern des Mahdi) und den englisch·ägyptischen Truppen am 3. August bei Tosky stattgefunden. Die Derwische haben dabei eine totale Nieder— lage erlitten. General Greenfell sagt über die Schlacht, daß die Derwische 3000 Mann im Gesecht hatten und 1000 Mann an Todten und Gefangenen verloren haben. Unter den Todten ist der Anführer der Der—- wische, Wad-El· Jumi und 12 Emire. Die Zahl der auf britisch: gyptischer Seite Ge. telle girt er auf 17 und die der Ver wuneten auf 1381 an. Von englischen Truppen war des 20. Husarenregiment im Gefecht. Es schien Anfangs, als ob Ge—- neral Greenfell nur die Vorhut der Auf ständischen vor sich hätte und der Kampf mit der Havptarmee ihm noch bevorstehe. Das hat sich als ein Jerthum erwiesen. Greenfell hat die Hauptmacht vernichtet und ist auf dem Wege nach England. Auf der Insel Kreta ist ein Auf— stand ausgebrochen, der, wie es scheint, vom Rubel auf Reisen unterhalten wird. Das Land soll sich in einem Zustand voll ständiger Anarchie befinden und blatige Zusammenstöße schon mehrfach stattgefun den haben. Man spricht von einer spe ziellen Mission Graf Herbeit Bismarch's an Lord Salisbury, die sich auf die kreten sische Angelegenheit und die dortigen In triguen Rußland's beziehen soll. Auch will man wissen, daß der jüngste Besuch des Königs von Griechenlanb in Paris gleich— falls mit derselben in Verbindung stehe, da die griechische Regierung durch ihren fran— zösischen Gesandten, Herrn Delyannis, be— nachrichtigt worden, daß man von Seiten Frankreich's geneigt sei, eine Lösung der keetensischen Frage zu Gunsten Griechen— land's zu empfehlen. Aaf der anderen Seite könnte eine solche wohl kaum von Deutschland begünstigt werden, da sich ihr Jtalien aus's Entschiedenste widersetzt und die Rechte der Pforte vertheidigt. Vielleicht steht auch der angeblich geplante Besuch Kaiser Wilhelm's in Constantinopel in ge wisser Beziehaung zu dem ihm selber in Aussicht gestellten Czarenbesuch. Telegraphische Depeschen. Deutschland. Berlin, 5. Aug. Der preußische Gesandte beim Vatikan, von Scheoözer, ist hier angekommen und üb.rbringt die Nach richt von der Forderung des Papstes, daß die preußische Regieruag das von ihr ge— gebene Bersprechen, die Katholiten iz die Rechte, welche ihnen vor dem Eilaß der Maigesetze zugestanden, wieder einzu— setzen, erfülle. Berlin, 5. Mai. Geheimrath Krü er ist auf den Verdacht bei den Unterschlei-- ke der Kieler Flottenbeamten betheiligt zu sein, verhaftet worden. Heute sind 11 Flottenoffiziere nach der ostafrikanischen Station abgegangen, um ebensoviele invalid gewordene Offiziere zu ersetzen. Berlin, 09. Aug. Der Czar wird hier am 24. August zu einem mehrtägigen Besuche erwartet. Der Czarewitsch kommt in seiner Begleitung. Während der An— wesenheit des Czaren findet eine große Heerschau vor ihm statt. Der Kaiser und die Kaiserin begleiten den Czar nach Kiel oder Stettin, wo sie mit der Czarina zusammentreffen. Oesterreich-Ungarn. Pesth, 5. Aug. Bei einer heute hier gehaltenen Heerschau ließ ein Husarenofsi zier sein Regiment, das schon die anstren gendsten Feldübungen durchgemacht hatte, noch einen Angriff ausführen. Die Hithze Redakteur: Nicholas Gonner. Rummer 942. war erdrückend und die Leute waren schon vollständig erschöpft. Bei dem Sturmtitt stürzten 27 Mann vor Erschöpfung von den Pferden und mußten weggetragen werden; einer derselben ist bereits todt. Prag, 6. Aug. General Philippovich, der Eroberer Bosniens, ist heute Nacht hier am Schlagfluß gestorben. Wien, 9. Aug. Die Antwort des österreichischen Cabinets auf di· Note der griechischen Regierung in Betreff des kreti— schen Aufstendes erkennt an, daß die Lage auf Kreta eine schlimme sei, ist aber mit dem von Griechenland vorgeschlagenen Vo-- gehen nicht einverstanden. Belgien. Brüssel, 7. Aug. Hier tritt heute der Welt-Congreß für Strafrecht zusammen. Vatican. Rom, 6. Aug. Cardinal Guigliel— ma Massaia ist heute in Neapel gestorben; er war im Jahre 1809 geboren und im Jahre 1881 zum Cardinal erwählt. Frankreich. Paris, 8. Aug. Nach den amtlichen Wahlausweisen sind 949 Republikaner und 489 Conservative in die Generalräãthe ge— wählt worden. Paris, 6. Aug. Bonningre, ein frü herer Beamter der hiesigen dänischen Ge— sandtschaft, wurde heute zu zwölf Jahren Gefängniß bei harter Arbeit uud nachheri— ger Ausweisung verurtheilt, weil er diplo— matische Urkunden an deutsche Agenten ver— kauft hatte, Paris, 7. Aug. Der Appellhof hat das Urtheil, durch welches Derouleoe und Laguerre, wegen Aufreizung zur Störung der öffentlichen Ordnung in Angouleme verurtheilt worden sind, bestätigt, und De— roulede's Geldbuße um 625 Fr. erhöht. Zweitausend Studenten zogen heute vor Dr. Pasteur's Haus und entsandten eine Abordnung zu ihm, welche ihm ihre Hoch achtung und Verehrung kundgab. Paris, 7. Aug. Capitän Bujac, früher dem Stabe Boulanger's zugetheilr und dann ein Beamter im Auswärtigen Amte, ist unter der Beschuldigung ein deut scher Spion zu sein verhaftet worden. Paris, 7. Aug. Jln Toulouse ist eine Menge falscher Banknoten von 1000 Franken in Umlauf; vor sechs Monaten sind die ersten falschen Noten in den Ver— kehr gekonmen. Es sind viele Verhastun— gen vorgenommen worden. Ein reicher Bahnbau Unternehmer, der in die Fälschun gen verwickelt ist, hat sich geflüchet. Paris, sB. Aug. Heute begann der Prozeß gegen Boulanger und Genossen vor dem Stactsgerichtshof. Vor dem Ge richtssaal war eine Militärabtheilung auf—- gestellt. Paris, 8. Aug. Der General; Staatsanwalt begründete heute seine An—- tlage gegen Boulanger in einer längeren Rede vor der „Haute Cour de Justice“. Schon zur Zeit, als Boulanger in Tunis gewesen sei, habe er seine Herrschgelüste gezeigt und sich dort als Vice-König auf—- gespielt, und während seiner Verwaltung des Kriegsministeriums habe er sich sogar als Cromwell malen lassen, dieses Bild auch seinen geheimen Sendlingen gezeigt. Paris, 8. Aug. Rochefort und Dillon wurdem vom General-Staatsanwalt als Boulanger's Mitschuldize bezeichnet. Dil— lon, der aus dem Heer ausgestoßen worden, sei der rechte Mann, um sich in Verschwö— rungen einzulassen. Die Rechte wird, so— bald als der General-Staa!sanwalt seinen Vortrag geschlossen hat, die Zuständigkeit der „Haute Cour de Justice“ über Boulan—- ger bestreiten. Paris, 9. Aug. Der Minister des Auswärtigen Spuller schreibt in Erwiede— ruag einer Note des griechischen Gesandten in Paris Delyanni's, daß der Aufstand anf Kreta von großer politischer Bedeu— tung sei. Frankteich werde der Angelegen-- heit alle ihie gebührende Aufmerksamkeit schenken. - Großbritanien. London, 5. Aug. Kaiser Wilhelm hat dem Herzog von Sachsen-Coburg tele— graphirt, daß er von seiner hiesigen Auf— nahme auf's hoöchst· befriedigt ist. Er er— wähnt auch die Flottenschau und spricht seine Bewunderung sür die englischen Floite aus. Portsmouth, 6. Aug. Die briti— sche Flotte verließ heute Spithead und ging in See um Uebungen auszuführen. Bei der Abfahrt stießen die Linienschiffe Black Prince und Invincible zusammen, und erlitten beide schwere Beschädigungen. London, 6. Der Royal Yacht Club gab heute dem Kaiser Wtlhelm, dem Prinzen Heinrich von Preußen und dem Prinzen von Wales ein Banket. Morgen hält der Kaiser in Aldershot Heerschau über 30, 000 Mann. Liverpool, 7. Aug. Die Geschwo—- renen haben die der Legitn ihres Man—- nes angeklagte Frau Maybrick schuldig er tun worauf dieselbe zum Tode verurtheilt wurde. Preise der Anzeigen. Jeder Zoll der Spalte per Jahr. . ..$12.00 3 „ 3o „ r „ “6 M naie ; 7.020 “ « „ „83 Monate d 5.00 Für jede Feile Brevier, oder deren Naum, daz erstemal 10 Cents, die nächstenmale 5 Cents. Heiraths- und Todesanzeigen mit Spruch $1.50, ohne Spruch SI.OO. Auswärtige Anzeigen müssen vorausbezahlt werden. Anzeigen für Pienics, Lotterien, Glückssplele -c., die dem Geiste der kath. Kirche zuwider/ fin den keine Aufnahme. Anzeigen sende man spätestens Montag Morgen ein. Job Arbeiten aller Art prompt und billig ausgeführt. Osfsice der,Gazette“: Ecke der 6. und Jowa--Straße- Rußland. St. Petersburg, 5. Aug. Achtzig Nihilisten sind in Charkow verhaftet wor den. ODie Polizei durchsacht die Häuser von Mitgliedern eines neuen Sozialisten- Vereins in Odessa; viele derselben sind verhaftet worden. Dee meisten Mitglieder sind Juben. St. Petersburg, 7. Aug. Heute fand hier die Trauung der Prinzessin Mi— litiza, Tochter des Fürsten Nikolaus von Montenegro, mit dem Großfürsten Peter, Neffen des Czaren, in der Kapelle des Peterhof Palastes statt. Alle Minister und die fremden Gesandten wohnten der Feierlichkeit bei. Türkei. London, 6. Aug. Nach einer De— pesche von Candia auf Kreta breitet sich der Ausstand immer weiter aus. Zwischen einer Abtheilung Reguläãrer, untersttzt von türkischen und armenischen Freiwilligen und einem Trupp Aufständischer kam es zu einem heftigen Gefecht. Die Behörden haben den Kopf verloren und können den Aufstand nicht unterdrücken. Die Fremden verlassen die Jasel. Serbien. Belgrad, 5. Aug. Die Regenten wünschen, daß die Königin mit ihrem Sohn, König Alexander, im Hause ihrer Tante, Prinzessin Movrussi, in Bessara— bien zusammentreffe, während die Königin auf einem Besuche in Belgrad besteht. Durch den Befehl, Wagen und Pferde sur das Militärfuhrwesen zu stellen, erhal ten die Kriegsgerüchte neue Nahrung. Griechenland. Athen, 6. Aug. Die Regierung hat der Flotte Befehl ertheilt, sich segelfertig zu machen. Hunderte von kretischen Flüücht lingen sind hier angekommen. Oie Re— gierung hat zu ihrer Unterstützung 5200, 000 bewilligt. Die türkischen Behörden auf Kreta rufen alle Mohamedaner auf der Jasel unter die Waffen. Bei Heraklion ist es heute zwi— schen Christen und Türken zum Kampf ge— kommen. Auf beiden Seiten sind 10 todt geblieben und Viele verwundet. Die tür—- kischen Truppen mischten sich nicht in den Kampf ein. Athen, 6. Aug. Die griechische Re gierung hat ein Rundschreiben an die Großmächte gerichtet, worin sie dieselben ersucht, zur Herstellung des Friedens in Kreta einzuschreiten und erklärt, daß Grie chenland sonst genöthigt wäre, Truppen nach Kreta zu schicken, um seine Untertha nen gegen die Türken zu schützen. Montenegro. Cettinje, 7. Aug. Prinzessin Ana stasia, dritte Tochter des Füürsten von Mon— tenegro hat sich mit dem Herzog Georg von Leuchtenberg verlobt. Congostaat. Brüssel, 5. Aug. Lieutenant Dha— nis, der eben nach dreijährigem Aufenthalt am oberen Congo, hierher zurũckzekehrt ist, meldet, daß der Handel dort empor blüht, neunzehn Dampfer den Strom be— fahren und die Eingeborenen gerne ihre Erzeugnisse verkaufen. Während einer Reise von 189 Tagen von Leopoldsville nach Matahdi traf Dhaniz breißiz weiße Reisende. Aegypten. Cairo, 6. Aug. General Greenfell geht nach Cairo zurück. Der Feldzug ist vorüber. Sarras hat eine ägyptische Be satzung erhalten. Reiterei verfolgt den einzigen Emir, der die Schlacht üderlebt hat und sich mit 200 Mann in den Bergen bei Bellana aufhält. Japan. San Franeisco, 5. Aug. Nach Berichten aus Japmn haben schwere Regen am 9. und 10. Juli eine große Ueber schwemmung im Hita-Bunga Bezirk veran— laßt. Zweihundert und acht Häuser wur den weggerissen und 365 Gebäude mußten später ebgebrochen werden. Viele Men— schen sind in den Fluthen umgekommen. Auch in anderen Städten des Beziks wurde viel Schaden angerichtet. San Francisco, 8. Aug. Die wit dem Dampfer Arabie eingetroffene „Japan Gazette“ berichtet, daß bei der neu— lichen Ueberschwemmung durch das Austre: ten des Flusses Dschikuco in Fukuolaken 100 Personen ertrunken und acht verwun— det worden sind, 12,000 Häuser wegge—- schwemmt und 2500 Aere angebauten Lan des verwüstet wurden. Im ganzen Land sind Sammlnngen sür die Bedürftigen ver anstaltet worden. Merxiko. Mexiko, sB. Aug. In Tabasco sind sehr ausgiebige Petroleumlager entdeckt worden. Im Staat Guerraro sind reiche Kohlen schichten gefunden worden. Das Ingenieur-Bataillon grbt in Coy ascn einen von Montezuma's Palãsten aus, um nach den Schätzen der Aztekenkl nige zu suchen. 2