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I— -1 - 27—* ; 1 ã ã - 2 727 - 27 4 4 —-; q : —72 2 0 42 aa L —— n ——— : ———— cae :; —— —9—— ; 7 ir 7 7 70— ii a ; 2 ; 1 ; . f 2 ; 12 2 ; 1 73 Die Fuxemburger Gazette, erscheiat jeden Dienstag und kostet unter Boransbezahlung sür die Ver. Staaten und Canada : Zuhrlich. . . ù) ò 22.50 Halbjährlich ... . · 81. Stadtabonnenten, jhrlich d 2.50, monatlich B Cts. Nach Europa portofrei: Zhrlich. . . æv)? 8.00 | Halbjhrlich .. .. . · 1.50 Correspondenzen und Mittheilungen müssen spãtestens bis Freitag Morgen, wenn sie in de nãchsten Nummer Aufnahme finden sollen, ein gesandt werden. —Briefe ohne Unterschrift wer den nicht berüchsichtigt. Nur für die Gelder. die per registrirten Brief oder Geldanweisung (Money UOrder) gesandt werden, übernehmen wir die Verantwortlichkeit. Alle Briefe, Correspondenzen u. s. w. adressire n.an einfach: Offiee der „Gazette“r Ecke der 6. und Jowa Straße. Politische Rundschau. Der vielbesprochene allameri kanische Congreß wird am 1. Oltober Nachmittags 12 Uhr in Washington zusam mentreten. In der ersten Sitzung werden außer der Wahl der Schriftführer wohl leine Geschäfte erledigt werden; Abends gedenkt der Präsident den fremden Gsten einen Empfang zu geben, nnd am folgen— den Tag wird ein Ausflug durch die Ver. Staaten angetreten, dessen Leitung Wil liam E. Curtis als Vertreter des Staats-- departements in Händen hat. Der Spe cialzug wird aus den besteingerichteten Pullman - Wagen zusammengesetht sein. In den ersten zehn Tagen der Reise werden die Herren die wichtigsten Handels- und Industrieplhe Neu-· Englands, sowie die Militãr-Academy in West Point besuchen und Sonntag, den 13. Okltober in Niagara Falls zubringen. Hierauf geht's über Buffalo, Cleveland, Detroit und andere Städte nach Chicago, für dessen Besichti gung drei Tage in Aussicht genommen sind. Von hier aus wird dem Nordwesten der Ver. Staaten ein Besuch abgestattet. St. Paul, Minneapolis, Sioux City, Omaha werden besichtigt werden, und dann geht es über Kansas City nach der „Mam muth· Höhle“ und von dort entweder nach den Südstaaten, oder ber Pittisburg, Al toona u. s. w. ostwrts. In Menlo Park wird Edison's Labaratorium besichtigt wer den, drei Tage sind für Philadelphia in Aussicht genommen, und nach einem Be such in Wilmingion und in den Schiffs bauhoöfen zu Chester wird die Reisegesell schaft etwa am 14. November wieder in Washington eintreffen. Falls die Sũd staaien besucht werden, so geht die Reise von Cincinnati über Louisville nach New Orleans und über Birmingham, Atlanta, Chattanooga und Richmond zurück nach Washington. Möglicherweise aber, wenn nãmlich die Gste zu sehr ermũüdet find, wird die Reise nach Süden erst einige Wo qchen spter stattfinden. Die stramm e Zucht und Ordnung, welche Präsident Cleveland in der Ver waltung in Washington eingeführt hatte, schwindet unter der republikanischen Admi nistration wie Butter vor der Sonne dahin. Der Präsident ist auf Reisen, alle Mini—- ster sind in die Sommerfrische und die Breauchefs ahmen das Beispiel ihrer Vor gesetten nach. In Milwaukee, Wisconsin, hatte die moderne Prätorianer Garde, genannt Grand Army of the Republit ihr großes Encampement, zu dem sich alle die alten Veteranen eingefunden hatten. Auch Ge neral Sherman hatte sich eingefunden und nahm Abschied von den Getreuen, da dieses das letzte Feldlager sein soll, dem er bei wohnen will. Als Commandirender der Truppe ward General Alger erwählt. Bei diesem Encampement wurden die räuberi—- schen Anschlge auf die Bundeskasse ge plant um sie dem Congreß vorzulegen. Die republikanische Partei gebraucht diese Garde, um die hohen Schutzzolle im Osten aufrechtzuerhalten und sich in der Macht zu besestigen, dadurch daß sie den Schut zu Gunsten unwürdiger Hungerleider plün—- dert. Dem verwundeten und blesirten Soldaten gehort eine anstndige Pension; aber darum handelt es sich nicht. Stim menfang mit Bundesgelder und Schutzzoll flr Monopolisten, darum handelt es sich. Deßwegen soll nicht allein der ehrliche In valide, sondern auch der Lump und der De sertere pensionirt werden. Der berüchtigte Ex·Senator Wil liam Mahone von Birginien hat am Don— nerstag mit seinen Getreuen die republika— nische Staatsconvention in Norfolk abge halten, sich selbst zum Gouverneura· Candi daten nominirt und der Parteiversammlung seine Platform aufoetroyirt. Die lettere ist das Non plus ultra einer republikani schen Prineipienerklrung, gespickt mit den unverschmtesten Lgen und absurdesten Versprechungen. Hochschuhzoll, Vermeh rung unehrlicher Pensionen bis in's Asch graue, Endossirung der verrückten Blair schen Erziehungsbill zur Berauhung des Bundesschates, unbeschränkte Silberpr— gung -r., -e. , kurz Alles, was dem G- / “ IDIENBUROER GAIETTE”, puxvaux, 10wa. IJuland. 1 /2 2 Für Keht ud Herausgeber: Deutsche, Katholische Drud-Gesellschast. Jahrgang 19. deihen und der Prosperitt der Ver. Staa ten hinderlich ist, wird von den sauberen Mahone· Republikaner auf's Eifrigste be fürwortet. Die Demokraten Virginiens, die schon seit Wochen eine engerische Cam pagne eingeleitet haben, werden jedenfalls bei der Novemberwahl dafür Sorge tragen, daß Herr Mahone ein für allemal von der politischen Bildfläche verschwindet. Indeß ist auch so viel sicher, daß die Harrison-Ad ministration Alles, was in ihrer Macht steht, aufbieten wird, um den elenden Schwammbold zu erwählen. Aber die Mahone'schen Streitkräfte sind weder so stark noch so harmonisch, wie es ehedem der Fall gewesen, und Mahone selbst hat nicht mnehr das Prestige des Erfolgs fũr sich. Die Demoklraten jenes Staates hingegen haben einen populren Candidaten aufge stellt und eine Plattform angenommen, die nichts zu wũünschen üübrig lßt. Mit ihren neuen Constitution sind die Nord Dalotaer bereits in Trubel. Die Rechtsgelehrten in Grand Forks ha— ben entdeckt, daß die neue Verfassung in einem Puncte mit dem Autorisationsgeset Enabling Aet,) welches die Befugniß zur Einrichtung der Staatsmaschine er theilt, nicht stimmt. Während dieser Act vorlũgt, daß die Gesehgebung der Oert lichkeit der Staatsinstitute bestimmen, und das Staatsland unter sie vertheilen soll, ist Beides durch die Verfassung vornweg ge schehen, und das darf doch natũrlich nicht sein. Was wird werden? Nun, mit gutem Willen wird sich ja doch die Kluft uũberbrücken lassen, und die Advolaten, wel che die Kluft gefunden, werden auch das Brũckenmaterial zu finden im Stande sein. In Guthrie, Ollaboma, ist dieser Tage eine Art Verfassungsconvent zusam mengewesen. Natürlich konnten die 75 Delegaten, die do ü gehörten, nichts Rechts kräftiges oder gar Endgüultiges beschließen. Aber sie richteten eine Denkschrift an den Congreß und baten in derselben um baldi ge Organisation als ein Territorium. In ihrer Begrüündung machten sie darauf auf merksam, daß gegenwärtig die Eheschließ ung und die Verabfassung güültiger Testa mente in Ollahoma unmöglich sei. Auch könne man dort weder OGrundstücke verlkau fen, noch herrenlose Kühe einsperren, noch in anstndiger Weise Bankerott machen. Selbst Verbrechen könnten nur bestraft werden, wenn sie gegen die Ver. Staaten verüübt wären. Zugleich haben die Herren Delegaten einen Verfassungsentwurf zur Begutachtung beigelegt. In demselben 2 r Vndeten Vie e Territorial·Staates von 13 Mitgliedern und eines Territorial · Reprãsentantenhau ses von 32 empfohlen. Wir wunschen der Petition den besten Erfolg; denn einem Bezirk, der einmal der Besiedelung er öffnet ist, sollten auch die Mittel vernũünf tiger Selbstregierung nicht verweigert wer n. In Springfield in Zlinois hat die „Farmers' und Laborers' Union of America einen Staats· Convent abgehal ten und eine Grundsatzerklärung angenom men, deren wesentlichste Punkte folgende sind; Der Zoll soll auf Luxusartilel und nicht auf die gewohnlichen Lebensbedürf nisse gelegt werden; der Zoll soll allmh lich herabgesetzt werden und nach und nach zum Freihandel füühren; das System der Nationalbanken soll abgeschafft werden; Monopole, Erwerbung von Grundeigen thum durch Ausländer oder Syndicate; Einfuhr von Contraet- Arbeitern, Verwen dung von Sträflingen zur Arbeit außer halb der Gefängnißmauern nnd Verwäs serung von Eisenbahnaktien sollen aufhd ren; die Legislaturen sollen aufgefordert werden, der Speculation mit Farm · Er zeuguissen zu steuern; und die Land schenkungen an Eisenbahnen sollen ver wirkt werden, falls die Eisenbahnen nicht allen ihnen gestellten Bedingungen nach kommen. In Chicag o hat der Cronin Mord prozeß im Ernst begonnen. Der Prozeß gilt vor Allem der Entscheidung der Frage, ob hierzulande Gesellschaften geduldet wer den koönnen, welche ihre Mitglieder, auf die wahre oder falsche Beschuldigung hin, den Hauptzweck der Gesellschaft vernichten zu wollen, mit dem Tode bestrafen ditrfen, oder ob es nicht an sich schon ein Landes v-rrath gegen die Ver. Staaten ist, sih xemburg —2 7 7/ 44 Dubnque, Jowa, Dienstag, den 3. September 1889. einer derartigen Gesellschaft anzuschließen ? Denn das ist bereits ũüber allen Zweifel festgestellt, daß Cronin auf das Todes.Ur theil eines Clan-na-Gael- „Gerichtsho fes“ hin ermordet wurde, und nur dieser Umstand erklrt es, warum so Viele ge— schäftig mithelfen, um? zuerst die Spuren des Mordes zu verwischen und um nachher und noch jezt die Moörder in Schutz zu nehmen. Gerechtigkeit muß sein und bei aller unaustilgbaren Liebe zu unsern alten Vaterländern haben wir die Gesetze unseres Adoptio-Vaterlandes zu respeltiren, wir können keinen Staat im Staate dulden. Wie zu erwarten stand, stellten die An wäãlte der Vertheidigung eine Reihe von Verschleppungs-Anträgen. Ehe nicht alle Mittel, welche die geriebenen Anwälte in dieser Richtung auftreiben können, erschöpft sind, wird es nicht zur Verhandlung des Prozesses kommen. Der Richter hat die die Gesuche jedem einzelnen der Angellag ten einen eigenen Prozeß zu bewilligen be reits abgelehnt. Nur für Frank Wood—- ruff machte der Richter eine Ausnahme. Die Associirte Presse meldet die ser Tage aus Pittsburg, Pa., eine fast un glaublich klingende Nachricht. Nach der selben sol der „South Fork Fishing Club“ beabsichtigen, den Damm, dessen Bersten Tausende von Menschenleben ko stete und die Stadt Johnstown beinahe vom Erdboden vertilgte, wieder herzustel len und den Fischpond wieder einzurichten, weil die sonst in dem Eigenthum angeleg ten 8200, 000 so gut als verloren seien: Daß das Executiv· Committee des Club durch seine Nachlässigkeit einen großen Theil der Schuld an dem entsehlichen Un glück trgt, ist erwiesen, daß aber daran gedacht werden kann, um einige hundert-- tausend Dollars zu retten, eine neue Ge—- fahr zu schaffen, das geht denn doch über das Bohnenlied. Damit also ein paar Dutzend reicher Mussiggänger ungestoört ihrem Vergnügen nachgehen können, soll das Damollesschwert gestellt werden. Hoffentlich werden die Behdrden dieses frevelhafte Beginnen verhindern. Soll ten sie es aber nicht thun, wer wd- es da den Bewohnern des Conemaugh - Thales verübeln können, wenn sie mit Gewalt zu hintertreiben suchen, daß sie einer zweiten Katastrophe ausgesezt werden. Würde vielleicht Gouverneur Beaver den trauri gen Muth haben, einen dahin zielenden Riot die Soldateslka des Staates entgegen zu stellen. Die Geduld des amerikani schen Volkes ist groß, man hüte sich, sie auf eine zu harte Probe zu stellen. Das Leben von Tausenden von Menschen ist kostbarer als das Kapital der Pittsburger Eisen-· und Kohlen - Barone, daß sie für ihr Vergnügen angelegt haben, und der Aufbau des South Fork Dammes würde eine gewaltige Waffe füür dir rothen Anar chisten werden. Ausland. Die Abreise des hl. Vaters aus Rom ist vor der Hand nicht zu fürchten, da fũr die nãchsten Monate der europãische Friede gesichert zu sein scheint und Leo XIII. Rom nicht verlassen wird, wenn nicht Italien mit Frankreich in Krieg ge· rth. Im Falle eines Krieges muß aller dings der hl. Vater fortgehen. Der Vatie kan ist gegenwärtig Tag und Nacht von Polizei und Gendarmerie vllig umlagert. Geht der Papst, so wird das in Italien eine Bewegung hervorbringen, vor der man im Quirinal zittert. Die Abreise des Papstes wüünscht Niemand als die So cial· Demokraten, denn dann ist für sie die Zeit der Aktion gekommen. Ein trauriges Stimmungsbild über die Lage des hl. Vaters in Rom gibt der „Mo niteur de Rome“ unter der Spihmarke Hoch Giordano Bruno. Das ist jeht das Losungswort aller Gassenjungen und Spitz buben in Rom. Mag es nun ein alter würdiger Priester oder ein schchterner jun ger Seminarist sein, der auf der Straße wandelt, er kann nicht unbehelligt seines Weges ziehen. Halbwuchsige, ausgemer gelte Burschen umheulen ihn mit dem Ge—- schrei: „Hoch Giordano Gruno, Tod den Priestern, nieder mit dem Papst!“ Oie Polizei lacht bei diesen Vorkommnissen. Der Pöbel füühlt sich hierdurch ermuthigt und macht Miene, von Worten zur That zu schreiten. Vor einigen Tagen wurd- er x Kitrhhte. Ke der y. ein französischer Priester bei der Porta Pia halb gesteinigt. Der deutsche Reichstag soll Mitte Okltober wieder einberufen werden, um die neuen Paragraphen des Strafgesetzbuches bezüglich der Presse und der Socialisten in Erwägung zu ziehen. Demgegenüber weisen die Zeitungen auf die stete Ausbrei—- tung der Socialdemokratie hin. In Ber lin gab es im Jahre 1882 24 socialdemo kratische Vereine, heute bestehen dort mehr als 100; Baiern hatte deren im Jahre 1886 1021 mit 58,000 Mitgliedern, heute aber 2200 mit 122, 000 Mitgliedern. Nach der Behandlung der Bergleute in Preußen seit dem jüngsten Streik braucht man sich ũber diese Zunahme der Socialisten nicht mehr zu wundern. Die Verhandlungen zwischen der Schweiz und Italien über Verhütung des Schmuggels sind im Sande verlaufen, weil die Schweiz nimmermehr sich dem Verlangen fugen wird, daß italienische Grenzwchter die Schmuggler auch auf Schweizerbeden verfolgen dürften. Der Vorschleg des Bundesrathes, man möge die Grenzwache verstrken, und sein Aner bieten, von größeren schmugglerischen Un— ternehmungen Kenntniß zu geben, sind von Ztalien abgelehnt worden. Der „Bund“ ertheilt den guten Rath, Italien möge das erbrmliche Gehalt, welches manchen Grenzwäãchter zur Gewinntheilung mit den Schmuggleyn verlocken dürfte, angemessen erhoöhen; für harten Dienst beträgt es außer der Uniform nur 12 Dollars monat- Di e Holländer haben auf Java wieder einmal einen harten Strauß zu bestehen gehabt. Die Atchinesen haben am 25. Juli einen Artillerieangriff auf die Festung Kottapahoma unternommen. Die Garni son der Festung wies den Angriff zurück, verfolgte den Feind am 26. Juli, demon tirte ein Geschtz und nahm die Festung Tjade Kedivervean in Sturm, wobei 30 Mann den Tob fanden. Die Hollnder verloren an Todten 3 Osfiziere und 18 Mann, an Verwundeten 4 Offiziere und 87 Mann. In Franlreich fngt man an, sich wit den bevorstehenden Kammerwahlen zu be schäftigen. Es verlautet bereits, daß die selben gegen Ende September stattfinden sollen, und daß die Regierung entschlossen ist, keinerlei Demonstrationen zu Gunsten Boulangers zu dulden. Was diesen famo sen Abenteurer anbelangt, so wird gemel det, daß sein Prozeß auf das Publikum einen tiefen Eindruck gemacht hat und daß sein Ansehen tief gesunken ist. Daß dem o ist, geht aus einer Versammlung hervor, welche am Sonntag v. W. in Paris von den Boulangisten abgehalten wurde. Es handelte sich um die Aufstellung von Can—- didaten für die bevorstehenden General wahlen. Laguerre, erklärte, daß, obwohl er als ein persönlicher Freund Boulanger's betrachtet werden wolle, er doch nicht bereit sei, dem General blindlings zu folgen. Sein erstes Streben gelte einem Triumph der Ideen, welche von Boulanger reprsen tirt würden. Die Versammlung löste sich in Tumult auf und Candidaten wurden nicht aufgestellt. Die wichtigste Nachricht aus England ist gegenwärtig der gewaltige Streil der Londoner Dockarbeiter. Der— selbe macht sich der Riesenstadt sehr fühl bar, denn er hängt ihr den Brodkorb höher. Die Dockarbeiter sind es, welche die Schiffe ausladen, die mit ungeheuren Vorräthen von Lebensmitteln für den Magen London's in der Themse ankommen. Der Streik hat kaum eine Woche gedauert und schon haben die Restaurants ihre Preise erhoöht. Dampfer aus Frankreich und Italien ver sperren die Schifffahrt in der Themse, da Niemand die Waaren ausladen will, die nun in ihren Ränmen verfaulen. Die Ursache des Streiles ist einfach die: die Dockarbeiter erhielten bisher s Cents per Stunde ihrer sicherlich nicht leichten Arbeit und sie wollen nun 10 Cents per Stunde haben, ein gewiß nicht unbilliges Verlan gen, wenn man bedenkt, daß die Beschãfti gung der Leute eine unregelmßige ist, so daß sie oft stunden- und tagelang außer Arbeit sind. Selbst wenn sie beständig zu thun häãtten, würde ihr Auskommen ein kmmerliches sein. Die Z-hl der Strei— Nedalteur: Nicholas Gonner. Nummer 945. kenden beträgt 40, 000. Sie paradiren in den Straßen an der Themse, halten Ver— sammlungen und sammeln Geld, wobei sie erklären, daß sie es bis zum bitteren Ende aushalten wollen. Die Situation ist sehr ernst, nicht nur für die Streiker selbst, die vielfach am Verhungern sind, sondern auch für London selbst, dessen Lebensadern unterbrochen werden. Am Albert Dock stehen, dreiviertel einer englischen Meile lang, Eisenbahn- Frachtwagen voll Waa— ren, die auf Schiffe verladen werden sollen. Es wird aber weder ein- noch ausgeladen. Militãr ist an den Fluß beordert worden, um einem etwaigen Aufstand die Spitze zu bieten und 2000 Polizisten stehen zu dem— selben Zwecke bereit. Die Schiffseigen thũümer erklären in einem Manifest an das Publikum, daß sie die Lohnerhöhung nicht gewähren können; die Dockarbeiter ant— worteten darauf mit einer Prozession, die aus 50, 000 Personen bestand. Das Pu—- blikum steht auf der Seite der Streiker und sammelt Geld fũür sie. Der ganze Handel droht in's Stocken zu gerathen. Aus Rußland kommen wieder Nach— richten über Verhaftungen von Nihilisten. Seit mehr als 15 Jahren sind seitens der russischen Regierung die allerentschiedensten Maßregeln ergriffen worden, um das Uebel des Nihilismus auszurotten; indessen wa ren diese Maßregeln zum größten Theil meist rein äußerlicher Natur. Was dem Nihilismus immer wieder neue An— hänger zuführt, ist die Unzufriedenheit über die allgemeinen heillosen Zustnde des rus sischen Reichs, die von Jahr zu Jahr im mer unfreulicher werden und an deren durchgreifende Besserung Niemand Hand anlegt. Die neuesten Meldungen stam men aus Charkow, das stets als ein Herd des Nihilismus gegolten hat, und wo wh rend der letzten zwei Wochen 84 Revolu— tionäre, darunter 31 Juden, verhaftet wurden. Aehnliche Nachrichten liegen auch aus Obessa vor. In der Neger-Republitk Haiti (San Domingo, Westindien,) hat der seit längerer Zeit auf beiden Seiten mit großer Grausamkeit geführte Bürgerkrieg einstweilen mit dem Siege Hippolyte's ũber den rechtsmäßigen Präsidenten Legi time geendet. Lehterer ist auf einem fran zösischen Dampfer nach Frankreich entwi— chen. Da er unzweifelhaft unter franzö—- sischem Einfluß stand, während Hippolyte ofjen den Amerikanern zuneigte, wird un serer Regierung dieser Ausgang nicht un—- lieb sein. Ob Hippolyte sich indeß halten kann, bleibt abzuwarten. Telegraphische Depeschen. Deutschland. London 27. Aug. Graf Herbert Bismarck wird zu einem vierzehntägigen Aufenthalt nach England kommen. Die Norddeutsche allgemeine Zeitung be hauptet, daß die Regierung noch bis in den Februar hinein die Verschmelzung der Pe—- ters'schen mit der Wißmann'schen Cxpedi tion zur Verhinderung unnutzer Geldver schwendung befürwortet habe. Berlin, 27. Aug. Gewisse Artikel in der „Kölnischen Zeitung“ und im „Ham— burger Correspondent“, welche die Ueber legenheit des französischen in Folge des neuen fcanzösischen Wehrgesetzes be sprechen, werden als eine Andeutung von der Absicht der Regierung, bei dem Reichs-- tag neue Bewilligungen sir das Herr nach zusuchen, aufgefaßt. Berlin, 20. Aug. In Betreff des Magdeburger Zuckerkrachs ist ein vorläu—- figes Uebereinkommen getroffen worden, wonach die drei zahlungsunfhigen Firmen, durch welche die Krise derbelgesühet worden ist, ihre Geschäfte ohne Einmischung des Gerichts abwickeln sollen. Mittlerweile werden die Häupter der drei Firmen für alle von diesen eingegangenen Verbindlich· keiten haftbar sein. Berlin, 20. Aug. Der Kaiser Wil helm hat heute im Laufe eines Gespr— ches mit einem Mitgliede des Provinzial landtages gëußert, daß die vorhandenen preußischen Gesete zum Schut der Arbei ter beklagenswerthe seien; sie seien zum Schutze der Arbeiter gegen die Habgier der Capitalisten gen und gar euultie und eine Umgestaltung derselben sei dringend nothwenbig. Oesterreich-Ungarn. Wien, 26. Aug. Die Polizei hat einen über ganz Galizien weit verzweigten Soecialisten · Verein entdeckt; Rechtsan wälte, Studenten und auch Frauen, welche ihm angehöörten, sind verhaftet worden. Preise der Anzeigen. Zezer Hn ver Soalte ver denei: ⁊ ( ; „ „3 Monate ð 5.00 Für jede Feie Brevier, oder deren Raum, das erslemal 10 Tents, die nächstenmale 5 Cents. Heiraths- und Todesanzeigen mit Spruch $1.50, ohne Spruch SI.OO. Auoswärtige Anzeigen miüssen vorausbezahlt werden. Anzeigen für Picnics, Lotterien, Glücksspiele - p ger Geiste der kath. Kirche zuwider/ fin den keine Aufnahme. Anzeigen sende man spätestens Montag Morgen ein. Job · Arbeiten aller Art prompt und billig ausgeführt. Osfsiee der „G aze tte“: Ecke der 6. und Jowa-Straße—- ien, 26. Aug. In Folge der Aus schließung der Juden hatte sich zu dem heute hier eröffneten Saatenmarkt nur die Hälfte der sonst hier erschienenen Käufer eingefunden. Der Schah traf heute hier ein und wurde herzlich empfangen. Er wird mehrere Tage hier bleiben. Wien, 27. Aug. Das Befinden des Grafen Andrassy, der ernstlich erkrankt war, hat sich bedeutend gebessert. Pessth, 28. Aug. Der Schah hat die Rückreise nach Pecslen angetreten. Belgien. Brüssel, 29. Aug. Der Rath der belgischen Arbeiter hat in einem Telegramm an den Londoner Arbeiterführer Burns seine Uebereinstimmung mit den Londoner Streilern Ausdruck gegeben und in Abrede gestellt, daß belgische Arbeiter nach London esendet worden seien, um die Stellen der teadea Werftarbeiter einzunehmen. Italien. Turin, 27. Aug. Die Seantosette und die Tiberine-Bank haben ihre Zahlun gen eingestellt. Der Ministerpräsident Crispi hat die Direktoren der National bank und anderen Banken zur Berathung der nothwendigen Maßnahmen, dem Bank krach Einhalt zu thun, zusammenbernfen. Frankreich. Paris, 27. Aug. Wie es heißt, be absichtigt der französische Ingenieur Al phand im Okltober zur Feier des 307. Jah—- restages der Entdeckung von Amerika ein rnee amerikanisches Fest zu veran alten. Paris, 27. Aug. General Boulan ger wird in dem Wahlbezirke des Mont matre als Candidat auftreten. General Thibaudin's Name ist in die Candidaten liste der Boulangisten aufgenommen. Paris, 27. Aug. Buffalo Bill ver anstaltete heute zu Ehrea hier befindlicher reisender Amerikaner, wie Edison, John Hoey, Chauncey Depew, Mich. O'Brien, Augustin Daly, Frulein Ada Rehan, Oberst Moore und T. P. Branch aus Georgia ein Gabel frühstück, an welchem 75 Damen und Herren theilnahmen. Der Gesandte Whitelaw Reid und viele Mit glieder der amerikanischen Colonie wohnten dem Gastmahle bei. Paris, 27. Aug. General Boulan ger verffentlicht ein Verzeichniß von Can didaten für die Kammerwahlen in dem Be zirk des Departements der Seine. Von Kopenhagen aus wird gemeldet, daß der russische Thronfolger in Paris einen amtlichen Besuch machen wird, wenn die Begegnung des Czaren mit dem Kaiser Wilhelm nicht in Uebereinstimmung mit Jenes Wünschen ausfallen sollte. Paris, 28. Au Der Präsident Carnot hat eine Verordnung erlassen, welche den Tag der Kammerneuwahlen auf den 22. September festsetzt. Der zu Boulanger's Anhang gehörige Abgeordnete Thieße wurde gestern Abend wegen Widerstandes gegen die Polizei bei Gelegenheit einer Boulangisten · Versamm lung verhaftet. Paris, 28. Aug. Außer der Abge ordneten Thiesse wurden bei der gestrigen Boulangisten- Versammlung noch 78 Per—- sonen verhaftet. Paris, 28. Aug. Die Ausstellungs- Jury empfiehlt die Verleihung' einerʒgol denen Medaille an die Stadt Boston für deren Schulausstellung. Aehnliche Em—- pfehlungen sind zu Gunsten der Cornell- Universitt und der virginischen Universität gemacht worden. Großbritanien. London, 29. Aug. Bis jetzt hat sich die Srarr in dem großen Streik noch nicht verändert und der Streik dauert noch fort. Heute fand eine Massenversamm lung der Arbeitslosen statt, welcher 4000 Streiler beiwohnen. John Burns hielt eine Ansprache, in welcher er voraussagte, daß noch heute die Forderungen der Strei ker bewilligt werden würden. Aber Anzei chen weisen auf einen Sieg der Leute hin, so lange diese fest zusammenstehen. Die Werftbesitzer haben sich erboten, den strei kenden Werftarbeiter auf ihren Privatwerf ten zu beschaftigten; dieses Anerbieten ist aber nicht angenommen worden. Rußland. St. Petersburg, 26. Aug. Die Stadt Dubno ist heute zur dant abge brannt. Der Verlust ist shr edeutend. St. Petersburg, 27. Aug. Der Czar und die Czarina sind nach Kopen hagen abgereist. London, 27. Aug. An der russischen Grenze hat gestern ein Erdbeben stattge funden. In dem Dorfe Khanzorik wurden 129 Menschen lebend verschüttet. St. Petersburg, 27. üri Der Czar wird sechs Loeqtn auf Reisen blei ben. Man erwartet, daß er sich unmittel bar nach Kopenhazen bogeben wird.