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Ostener Schreibebrief des
DihMpp. Kauerampfer.
1074,
Mein lieber Herr Redacktionär!
Wie Se aus
mein letzte Schrei
webrief gelese
hm, ,ftn ich aus
den Ehrschipp
erunner un in en
Riwwer gefalle,
wo mich schwarze
Fellersch aufge
pickt un nach ih
ten Willetsch ge
schleppt hen. Se
hen mich arig
neiß getriet un ich
hen mich off
Kohrs die Fel-
lerfch wenig angeguckt, un ich muß
sage, daß ich feindet geschkehrt gewese
sin. An die vollständige Aebsenz:
von Kleider hen ich reiteweg genoh
tißt, daß es mit ihre Ziffileisehschen
nit so arig weit.hecgewese is, un
ich hen an Stories denke müsse, wo
ich in meine Kindheit von meine I
Gränma hen verzählt kriegt, un wo
wilde Mensche drin vorkomme sin,
wo weiße Mensche uffgefresse hen.
Die Fellersch hier den, wie se mich
Widder in gutes Schehp gehabt hen,
die Kopp zusamme gesteckt un hen
for die längste Zeit getahkt. Ich
hen nit höre könne, was se gesagt
hen, un sin nur dann un wann ehbel
gewese, eWort odder zwei auszupicke,
un feile Worte hen mich die Schills
gewwe, belief mie. Ich hen in mei
Meind kein Daut gehabt, daß se mich
for Dinner genieße wollte un daß
se jetzt nur driwwer Ahrguments ge
habt hen, ob se mich rehr -odder well
donn finnische sollte. Herr Redack
tionär, Sie wisse gut, daß ich mein
Nörs immer mit mich hen un daß
mich so leicht nicks schkehre kann
awwer dieselwe Zeit is es doch kwa
fte Lebenssrag, wenn mer in Aus
ficht hat, von so Fellersch gebeult und
ausgestesse zu werde, grad wie auch
anneres Stückelche Rindvieh. Wenn
ich nur wenigstens gewißt Hütt, was
se for Lengwitsch tahke duhn, so
daß ich en intellitschente Spietsch
mache hätt könne.
ULFctt etnem mal sin drei von die
Fellersch zu mich komme, hen en diese
Vau gemacht und hen dann das
Heisein gewwe, indem se mit en
Knippel Holz uff Sinn pähn ge
kloppt hen un dann sin die Lehdies
komme awwer? »Herr Redacktionär
duhn Se nit eckspeckte, daß ich Ihne'
Deskrippschen von die gewwe, was
se in den Weg von Dresses gewähre
hen. In die erschte Lein könnt ich
die Deskrippschen mit einem Wort
gewwe und ich sin efsreht, daß Sie
es doch nit Printe dehte. Ich kann
nur sage, daß se geguckt hen, es war
Freit, un dieselwe Zeit war es
fchacking, un ich sin nur froh, daß
die Lizzie, was meine Alte is, nit
pressent war. For so zartbesaitete
Lehdie wie meine Alte eine is, geht
so ebbes iwwer die Hutschnur.
Wie se all beisamme gewese sin,
hat einer en Spietsch gemacht, awwer
ich hen kein Wort unnerstehn könne.
Er hat auch Muhsments gemacht,
als ob er eckspeckte deht, daß ich ihn
en Ennser gewwe deht. In meine
Desperehschen hen- ich gesproche wie
mich der Schnawwel gewachse is. Ich
hen gesagt: „Schentelmänner, ich
fin motsch obleitscht, daß Sie so
keind zu mich gewese sin, un ich deht
am beste gleiche, wenn Se mich so
schnell wie möglich zu meine Familch
schicke könnte." Wie ich das gesagt
Hen, da hen ich genohtißt, wie einer
von die Fellersch. den annere in die
Spehrrips gepohkt hat, un er hat zu
ihn paar Worte gesproche, un dann
hen se alle beide gelacht wie krehsig.
Wie se sich wenig beruhigt gehabt
hen, da is einer zu mich komme un
hat im reinste Hochdeitsch gesagt:
„For de Lands Sehk, sin Sie nit
der Philipp Sauerampfer?" Well,
Herr Redacktionär, da sin ich awwer
doch so surpreist gewese, daß ich for
trie längste Zeit kein Wort hen sage
könne. Wie ich endlich iwwer die
Surpreis enaus war, da hen ich
gesagt: „Jetzt sage Sie mich nur um
alles in die Welt, woher kenne Sie
mich denn?" Un da hat er Widder
gesagt: „Wer wird denn en Mann
wie den Philipp Sauerampfer nit
kenne? Da mißt ich mich ja fcheh
me, wenn ich so dumm war." Un
dann hat er mich in die deitsche
Lengwitsch verzählt, daß se ihren
Meind aufgemacht hätte, daß ich ihr
King sein sollt, un dann hätt ich
awwer feines Lewe. In die ersch
ic Lein müßt ich den alte King seine
Dochter heirate un dann könnt ich
noch so viele annere von die Lehdies
Heirate wie ich wollt.
Well, da sin lch awwer doch so
verschrocke, daß ich an mein ganze
Körper geschiwwert hen. For Gut
neß Grehsches, wenn das die Lizzie
gehört hätt! Wet, die hätt mich
die sämtliche Auge ausgekrätscht! Un
for alles in die Welt, duhn Se da
von nicks in Ihr Pehper Printe die
Lizzie deht mich das nie nit' ver
gesse. Die Fellersch hen insistet, daß
ich King werde sollt, un ich hen tahke
könne, so viel wie ich gewollt hen,
es hat alles nicks ausgemacht. Se
hen mich auch gedroht, wenn ich resf
juhfe deht, dann dehte se mich op
seit daun an den höchste Baum uff
hänge. Well, for Zeit zu gewinne,
hen ich gesagt, ich wollt mich die
Sach noch emal iwwerdenke, un da
sin se for die Pressente Zeit sätis
feit gewese.
Denke Se nit, daß ich jetzt emal
genug Trubel gehabt hätt? Womit
ich verbleiwe Ihne Jhrn liewer
Nach
Massen
Philipp Sauerampfer,
DerWßer
am
MMiSSS
1
*"isri
Dschungelpfad
englischen Aufzeichnungen erzählt
von Bodo Wildberg.
Während eines unserer Morgen
ritte durch die Dschungel stießen wir
auf den uralten Fakir. Wir erblick
ten ihn ganz plötzlich, und es war
das Verdienst Heathcoteö, der von
uns allen die besten Augen hat, daß
wir ihn nicht übersahen oenn er
hatte die größte Ähnlichkeit mit ei
nein verdorrten Baumstumpf, der noch
eine Schößling getrieben, doch auch
dieser war bereits abgestorben. Die
ser aufrechte, trockene Sproß war
nämlich der rechte Arm des Büßers,
den dieser seit Jahrzehnten unbeweg
lich in die Luft streckte. Die langen
Nägel wuchsen wie furchtbare Dornen
nach der Handfläche zu. Der Bart
war eisgrau und mit wucherndem Ge
strüpp eins geworden.
So hockte der Asket inmitten der
staubgrauen Landschaft. Bunte Pa
pageien flogen kreischend um seine
unbewegliche Gestalt. Die Tamarinde,
unter der er saß, gab nur dürftigen
Schatten. Im DMe, der erhitzten
Luft flammten die hochroten Blüten-
der Pata.
Als wir vorbei waren, äußerte ei
ner von uns sein Erstaunen darüber,
hier einen Fakir zu finden in der
Einsamkeit, wo ihn keine gläubige
Menge füttern und bestaune, würde
wo es nur einige Dörfer der
Gonds gab, die allerdings in dieser
Gegend dem Einfluß der Hindukul
tur unterlegen waren.
Erst als wir abends auf der Ve
randa des Bungalos saßen, erzählte
uns Heathcote die Geschichte dieses
Büßers, wie sie ihm aus den Auf
zeichnungen eines englischen Offiziers
bekannt war. Dieser Offzier, der
Oberst Meadows Taylor, hatte sei
nerzeit die Bekenntnisse des berüchtigt
ten Thags Emir Ali entgegengenom
men, da er mit der Überwachung
dieses siebenhundertfachen Mörders.,
der als Kronzeuge gegen seine Spieß
gesellen austrat, betraut worden war.
Es sind schauerliche Bekenntnisse aus
der letzten Blütezeit der Thaggi, je
nes ungeheuren „heiligen" Mörderkon
zerns, der jahrhundertelang der
Schrecken aller Wanderer in Indien
gewesen ist.
„Es war Abend, und ich saß vor
meinem Zelte", erzählte Ali, „da er
blickte ich einen Reiter, umgeben von
einem kleinen Gefolge, unter dem
sich zu meiner Verwunderung ein jun
ges, schönes Mädchen besand, das ei
nen feurigen Pony regierte. Sie ka
men aus der Stadt, ritten dicht an
unserem Lager vorüber, kreuzten den
Fluß und begaben sich in das Heilig
tum, das auf dem jenseitigen Ufer
lag. War dies mein neues Opfer?
Ich blieb nicht lange in Ungewißheit.
Bald kam eine Botschaft'vom Mullah,
mit dem ich mich vorher verständigt
hatte, und der jetzt um meinen Besuch
bat. Ich nahm mein Schwert und
folgte dem Boten.
An der Seite des alten Mullah
saß unter einem Baume der Nabob
Subsi Khan Bahaduc und schlürfte
den bitteren, berauschenden Trank, den
er liebte Bhang oder Subsi
(Hanf), wovon er seinen Beinamen
erhalten hatte. Rings um ihn stan
den einige seiner Leute, grimmig,
dreinblickende Burschen, zum Teil mit
tiefen Narben auf ihren rauhen Ge
sichtern, die deutlich zeigten, daß sie
ihrem edlen Herrn in manchem harten
Gefecht zur Seite geständen. Hinter
ihm saß die Sklavin, von der ich
schon gesprochen habe, ein schlankes,
liebliches Mädchen, die emsig beschäf
tigt war, eine frische Schale von dem
Trank zu bereiten, den der Nabob so
sehr liebte.
Der Mullah stellte mich vor: „Dies,
Lerr. ist der tunge Mann. von. dem
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«1 ^v «I M':::-
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-ffw
4. •»*•4 •.
New Ulm, viinn.,
ich gesprochen hatte. Deine scharfen
Augen werden sogleich erkennen, daß
er von anständigem Herkommen ist
und eine gute Erziehung genossen hat.
und somit einen geeigneten Reisege
fährten für einen so hohen Herrn ab
geben könnte."
Ich reichte den Griff meines
Schwertes als Nazar (Ehrengabe)
darüber Nabob berührte ihn mit.der
Hand und bat mich dan^ sich Zu ihm
auf den Teppich zu setzen.
Ich erwiderte, daß dies eine zu
große Ehre für mich sei, und setzte
mich so, daß meine Fersen nur den
Rand des Teppichs berührten.
Mein Schwert gefiel ihm. „Das
ist eine stolze Waffe, Mio Sahib
darf ich sie näher betrachten?"
„Das Schwert gehört meinem -er
tauchten Herrn." Davit bot ich ihm
den Griff zum zweiten Male.
„Nein, Mio Sahib, ich will es nicht
haben aber ich bin ein Neugieriger
in solchen Dingen und besitze eine
auserlesene Sammlung, die ich dir
eines Tages zeigen möchte."
Er zog es sorgfältig aus der
Scheide, und als es prächtig im
Glänze der späten Sonne aussunkel
te, betrachtete er es mit einem freudi
gen Lächiln, als begrüßte er einen
alten Freund nach Janger Trennung
wieder.
Der Pabob war hoch und kräftig
gewachsen, besonders seine Arme, die
man unter dem dünnen Musselin ge
nau sehen konnte, waren von auffal
lender Muskelstärke und ungewöhn
lich lang. Seine Gestalt neigte ein
wenig zur Fettleibigkeit, vielleicht in
folge des Alters, das auch den gelock
ten Bart- und Schnurrbart mit Grau
besprenkelt hatte. Sein Antlitz erin
nerte an kein anderes, das ich zuvor
gesehen, und ich bin seither keinem
ähnlichen begegnet. Im bescheidensten
Gewände würde der Nabob äugen
blicklich als ein Mann aus vornehmer
Familie und als tapserev Soldat er
tonnt worden sein.
Er trug einen Rosenkranz aus gro
ßen Perlen um den Hals, sonst kein
Geschmeide. Seine Kleidung war
von ausgesuchter Einfachheit, dabei
äußerst gut erhalten. Ich bemerkte
zwei tiefe Narben, die eine am. Hin
terkopf, die andere auf seiner breiten
Brust. So sah Subsi Khan aus, der
Sieger in vielen Schlachten er,
den ich bei der ersten Gelegenheit um
zubringen gedachte.
Er betrachtete mein Schwert so
ernsthaft und fö lange, daß ich schon
dachte, es könnte vielleicht einem Opfer
meines Vaters gehört haben, das der
Nabob gekannt, und ich erwog schon
im Geiste eine Antwort für den Fall,
daß er mich fragte, woher ich die
Waffe hätte, als er plötzlich zu spre
chett anfing: „So hast auch du
Kämpfe gesehen, mein Freund. Es
sind ein paar geringfügige Schar
ten in diesem guten Schwert, die
dem Finger eines alten Kriegsman
nes nicht entgehen konnten. Wie kam
es dazu?"
„Oh, ein kleiner Zusammenstoß mit
Räubern, als ich von Hindostan her
abzog." Und ich erzählte ihm eine
rasch erfundene Geschichte.
„Wacker gefochten'" rief der Nabob.
„Und was würdest du sagen, mein
junger Freund, wenn ich vorschlüge,
der Fahne Subsie Khans zu folgen?
Er hat zur Stunde nichts, das er
dir geben könnte aber die Zeit ist
nicht fern, da tapfere Männer sich
etwas verdienen dürften."
„Möge dein Schatten wachfeh, gro
ßer Nabob! Du bietest mir, wqs mei
ne Seele verlangt hat. Wenn es zum
Kampfe kommt, sollst du mich nicht
in der letzten Reihe finden!"
„Also, willst du mich begleiten?"
sprach er freundlich. „Das st mir
sehr willkommen. Ich sehe, laß du
Leute bei dir hast, und Rasende.
Wollen wir nicht den kürzesten Weg
nach Dschebalpur einschlagen? S'ist
ein rauher Pfad, aber ich bii eilig
der Weg über Nagpur ist zwar besser
und nicht von Räubern heimgesucht,
jedoch um vieles länger."
„Den Weg gedachte ich ein ufchfa*
gen, Nawab Sahib", entgegvite ich.
Vor Dieben und Räubern kamt mein
Gebieter doch keine Furcht mpsin
den?"
„Mit den paar Leuten, ic um
mich sind, hätte ich mich nur ungern
in die Dschungel gewagt", gestand
der Nabob mit liebenswürdig er Of
fenheit. „Denn die Thags, vo denen
so viel erzählt wird, sind mäd tig und
ohne Erbarmen, und es wire ein
trauriges Ende für Subsi Kan, an
einem unbekannten Fleck zu fallen,
nachdem er sein Leben1 auf Schlacht
seldern zugebracht."
„Und doch wird es dir so ergehen.
Nawab Sahib", dachte ich ei mir
im stillen. „Der Todesstre ch wird
dich in diesen Dschungeln iteichen,
die du fürchtest, und kein Denkmal
wird den Ort bezeichnen, Ivo die
SV «l4S"1hJ£y-
«, VfL"*1 s^',»' /.
tX-' ^,4^
tun
21. August 1914,
ileb er teste Subsi Khans liegen wer
den."
Ich kehrte zu meinem Zelte zurück.
Am dritten Morgen nach der Abma
chung brachen wir auf, sobald der
Tag dämmerte.
Als das Licht um uns herum zu
nahm, enthüllte es mir die Erschei
nung des Nabobs-, der an mbiner
Seite dahinritt. Er saß aus einem
herrlichen Brauuen, der stolz und
freudig ausgriff die Decken und
die Zaumzier waren von purpur
nent Samt, etwas abgenützt, aber
noch immer prächtig. Das Sattel
tuch und der Kopfschmuck des Pser
des waren reichlich mit Goldfäden
durchstickt.
Mehr noch lenkte der Reiter meine
Aufmerksamkeit auf sich. Er trug
ein stählernes Panzerhemd um die
ses war ein schöner,-grüner Schal
gewunden, in dem zwei oder drei mit
Gold und Silber verzierte Dolche
steckten. Von seinem Stahlhelm hing
eine karminrote Seidenquaste heraus,
und ein kostbares Tuch war um den
Helm gelegt, zum Schutz gegen die
Hitze des Tages. Auf seinem Rücken
lag ein Schild aus Nashornhaut,
reich bemalt und vergoldet und ein
langes Schwert war an der sammet
nett Schärpe befestigt, die um seine
Schulter lief.
Die erste Tagereise verging ohne
Abenteuer. Dorfleute erzählten uns,
daß die Dschungel von hier an dich
ter würde, daß der Weg steinig und
schlecht sei und daß die Gond.^ unter
den Waffen feien und jeden anfielen,
der ibnen beseanete.
Wir bewegten uns nun mit größe
rer Vorsicht. Am Ausgange eines
Hohlweges stießen wir mit Gonds zu
sammen. Sersoras Khan, von dem
ich sogleich mehr erzählen werde, schoß
ihren Häuptling nieder, und bald zo
gen sie sich in die Berge zurück.
Sersoras Khan war der wildeste,
unbarmherzigste und. ruchloseste von
uns allen. „Ich vermute", sagte ich
am zweiten Tage zu ihm, „daß du
schon weißt, weshalb der Nabob in
unserer Gesellschaft reitet."
„Ich kann es erraten", erwiderte
er „aber wie ihn überwältigen?"
„An der ersten klaren Quelle, wenn
die Sklavin''ihm seinen Scherbet
mischt."
Der Nabob ritt an mich heran.
„Eine gnadlose Gegend, Mio
Sahib! Ich bin so durstig wie eine
Krähe bei heißem Wetter. Könnten
wir nur einen Fluß, einen Brunnen
finden! Ich würde einen wonnigen
Trunk tun."
Doch Meile um Meile wurde zu
rückKlegt, ohne daß ein Gewässer sich
zeigte. Schon glaubte ich, die Dörf
ler hatten mich belogen, als ich beim
Ueberschreiten einer Hügelwelle den
kleinett Fluß zu unseren Füßen liegen
sah.
„Laßt schnell meine Sklavin kom
men!!" rief der Nabob entzückt.
„Dies ist gerade die Tageszeit, da
ich meinen Scherbet am allerliebsten
trinke."
Ich sandte einen Boten zur Nach
Hut, und wir wählten einen weichen
Rasmfleck, wo wir uns auf unsere
Satteldecken niederließen.
Nach und nach kamen alle heran.
Die Wasserpfeife machte die Runde.
Ich sah, daß alle auf ihren Posten wa
ten. Auf jeden Mann des Nabobs
entfielen drei Thags.
Dieser fing wieder an, sich im
Bhang zu berauschen. „In allen zehn
Königreichen Hinds", rief er ..aus,
„lebt keine Sklavin, die den Trank so
trefflich bereitet wie meine Kurima.
Ist's nicht so, Mädchen?'
„Wenn mein Herr zufrieden ist,
kann seine Magd sich nichts mehr
wünschen", erwiderte Kurima.
Ich machte Sersoras Khan ein Zei
chen. Das Rumal (Würgtuch) war in
meinen Händen. Ich stand hinter
dem Nabob.
„Sieh, Nawob!" rief Serforas
Khan vertraulich und erfaßte den
rechten Arm des Sitzenden.
„Was fällt dir ein, mich anzurüh
ren, Sklave? Du wagtest es, einen
Nabob zu berühren?!"
Es war seine letzte Rede. Ich
hatte das Tuch um seinen Hals ge
schlungen, Sersoras Khan hielt seine
Arme fest, und ein anderer zog ihn
an den Beinen. Der Nabob schnarchte
wie ein Mensch in tiefem Schlummer,
aber mein Griff ließ nicht nach. Er
wand sich unter mir, jeder Muskel in
feinem Körper bebte jetzt schnarchte
er noch lauter, und dann war et tot.
Ich hatte Subsi Khan erwürgt
ihn, der Hunderte gefällt, den berühm
ten Kriegshelden!
'. Doch nun ereignete sich etwa, das
für Serforas Khan das Ende sei
nes bisherigen Lebens bedeuten
sollte.
Die arme Sklavin hatte uns den
Rücken zugewandt sie war emsig dar
an. ibrem Herrn einen neuen Trank
MWM fjpnf^WWf
V^iM t*r ffl.
s. Sir* »$• rnssM&A, -M iL.« -t 5
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051
zu bereiten.' Sie hatte das Geräusch
des Kampfes, die Todesseufzer des
Nabobs und feiner Leute nicht ver
nommen. Jetzt näherte sie sich ah
nungslos der Stelle, wo Sersoras
Khan den Leichnam seiner Rüstung
und seiner Gewänder beraubte.
Nie werde ich ihren Schrei ver
gessen, nie ihren Blick voll Entsetzen
und Wehe, da sie vorwärtsstürzte
und sich über den Leib des Ermorde
ten warf. Sie hatte ihren Herrn
geliebt.
„Er kann nicht tot fein! Kann
nicht tot fein!" fchrie das schöne
Mädchen, indem sie sich halb aufhob
und die verwirrten Haare von den
Augen wegstrich. „Und doch rührt
er sich nicht spricht kein Wort!
Oh!" kreischte sie. „Seht seine Augen
sie werden ihm aus dem Kopse
fallen und sein Antlitz! Das ist
nicht seines, das sind nicht die Lip
pen, die so oft gütig zur armen Ku
rima gesprochen waben!"
„Das geht nicht!" rief ich aus.
„Möge sie einer von ihrem Schmerze
befreien ich führe nicht mit Wer
bern Krieg."
„Das Mädchen ist schön," stach
Serforas Khan. „Ich will ihr einen
Weg zur Rettung offenlassen."
Sie wiegte sich klagend in den
Hüsten, indem sie neben, dem toten
Nabob kniete Serforas schüttelte sie
am Arm: „Höre mich! Ich bin ohne
Weib und Kind! Du sollst mir
beides ersetzen! Stehe auf und folge
mir"
„Wer sprach?" flüsterte sie fast un
hörbar. „Ach, reiße mich nicht von
feiner Seite mein Herz ist gebro
chett! Ich sterbe, und du willst uns
trennen?"
„Höre auf mich, Närrin!" rief
Serforas. „Ich gewähre dir das
Leben, ein glückliches Heim! Mein
Roß steht bereit, wir wollen die To
ten vergessen und ihres Loses nicht
mehr gedenken."
„Ihn vergessen? Meinen großen,
edlen Freund? Nie, nie! Er ist tot,
und auch ich will sterben!"
Auf meinen Befehl ergriffen vier
Männer den Leichnam und trugen
ihn fort: zwei andere bielten die Skla
bin fest, die sich verzweifelnd ihrer zu
erwehren suchte.
Serforas hob sie dann wie ein
Kind in seinen Armen empor und
setzte sie auf fem Pferd. Sie kreischte
entsetzlich, und die anderen verhöhnten
den Khan wegen seiner Verliebt
heit. So waren wir etwa eine Meile
geritten, und man durfte befürch
ten, daß die Verwünschungen des
Mädchens den Reisenden zu Ohren
dringen würden, die etwa des Weges
kämen.
Jetzt entriß sich Kiytttta mit einem
Ruck den Armen des Serforas, sprang
vom Pferd und warf sich mit Gewalt
zu Boden.
„Haltet mein Pferd!" rief der
Khan, und er versuchte, sie auszurich
ten. Da sie sich ihm immer heftiger
widersetzte und ihre Schreie die
Dschungel erfüllten, zog et fein
Schwert und bedrohte sie damit.
„Stoß zu!" schrie sie ihn an.
„Schuft und Mörder!" Und sie spie
ihm ins Gesicht.
Da steckte er sein Schwert in die
Scheide, warf das RuriTal um ihren
Hals und erdrosselte sie.
„Da!" rief er. „Es war ihr Schick
sal." In dumpfem Schweigen ging
er zu seinem Pferde.
Aber von diesem Tage an war
Serforas Khan ein anderer gewor
den. Hunderte hatte er hingemordet,
ohne daß sein Gemüt sich dessen er
innert hätte. Jetzt aber, feit er die
Sklavin erwürgt hatte, sah man ihn
oft ins Leere starren, zuweilen füll
ten sich feine Augen mit Tränen und
schwere Seufzer entrangen sich seiner
Brust.
Er begleitete uns nach Hause, er
hielt seinen Anteil an der Beute, den
er sogleich an die Armen wegschenkte
dann nahm er Abschied von feinen
Bundesbrüdern. Er entäußerte sich
seiner Kleidung, bestreute seinen Leib
mit Asche und ging so in die Welt
hinaus, um als Fakir ein elendes Da
sein zu fristen.
Nach Jahren so ist mir berich
tet worden kehrte er dann an
den Ort zurück, wo er Kurima er
mordet hatte. Dort ließ er sich nie
der unter Tigern, Bären und Ge
spenstern. Die Thaggi hat ihn noch
lange vermißt, und oft gedachten wir
seines Mutes und seiner Entschlos
fenheit. Wir haben keinen Ersatz für
ihn gefunden.
Das ist der Bericht des Thags
Emir Ali, den Oberst Taylor aufge
zeichnet hat. Und ich zweifle nicht
daran," schloß Heathcote seine Er
zählung, „daß wir heute Serforas
Khan, den Räuber und Mörder,
dort am Dfchungelwege büßen sa
hen."
Einer äußerte feine Verwunderung
!HÄÄ ,.r„,-J
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ßätf'i
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*!?/."
iK"?
oaruoer, dah der Fakir tn all oen
Jahren keinem Tiger zum Opfer ge
fallen fei.
Heathcote lächelte: „Denken Sie,
solch alter Fakir sei ein appetitlicher
Bissen?"
Ein anderer erkundigte sich nach
dem jJEtger, der das Gonddorf in
den lHten Wochen beunruhigt hatte.
„Der wird sich wieder verzogen
haben", meinte Heathcote. „Es ist
ein Stank von wilden Hunden in
der Luft und die vertreiben ein
jedes Tier, sogar Tiger, Löwen und
Büffel weichen gern aus ihrem
Dunstkreis."
Am andern Morgen war große Er
regung in der Station. Streifende
Gonds hatten die Kunde gebracht,
daß der Fakir von Raubtieren zer
rissen worden sei.
Mit neugierigem Widerstreben such
ten wir den Ort auf, wo dem Räu
ber und Büßer sein Schicksal ereilt
hatte. Die letzten Erdenspuren des
Serforas Khan Boten keinen erfreu
lichen Anblick. Ein Rudel wilder
Hunde hatte das Blut des Fakirs
getrunken. Diese Tiere jinl nicht
wählerisch und haben auch vor ei
nem Heiligen keine Achtung, der sei
ne schweren Sünden zwei Menschenal
ter lang mit verdorrten Gliedern ge
büßt hat.
'Aj4^•
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-On A
Schwere (5»»ttäuschung.
„Aber, Gertrud, warum hast du
deine Verlobung mit Albert gelöst?"
fragt eine Frau ihre jüngere Fteun
din.
„Weil er mich schmählich getäuscht
hat, Ada. Er hat mir versprochen,
keinen Alkohol zu trinken. Ich habe
ihn gebeten, das Rauchen sein zu
lassen, und er willigte ohne weiteres
ein. Ich bat ihn, keine Karte an
zurühr en, und er hat mir auch daS
zugeschworen. Schließlich verlangte
ich, daß er nie in den Klub gehe,
und er versprach auch das."
„Na, mehr kann man von einem
Manne nicht gut verlangen."
„Gewiß nicht nun hat er mir aber
gestern abend gestanden, daß er seit
Iahten Abstinenzler ist, niemals
geraucht habe, in seinem Leben keine
Karte angerührt hat und überhaupt
keinem Klub angehört. Diese
Gemeinheit hat mich dermaßen em
pört, daß ich die Verlobung auf
der Stelle rückgängig gemacht habe.
Ein Mann, an dem nichts zu bes
fern ist, interessiert mich nicht."
Bureaulratismtts.
Der Konrektor eines deutschen
Gymnasiums, der sonst nur das
Entschuldigungs- und Fehlwesen
unter sich hat, vertritt den verreisten
Rektor und haust auch in dessen Bu
reau. Von ungefähr kommt zu ihm
ein Schüler, um sich vom Nachmit
tagsunterricht dispensieren zu lassen.
„Ja, Sie wollen mich ja als Kon
rektor sprechen," schmetterte der Ge
waltige, „warten Sie draußen!"
Nachdem- der Herr Konrektor seinen
Schreibtisch sein zugeschlossen und die
Tür zum Rektorzimmer abgeschlossen
hat, begibt er sich mit dem Schü
ler nach dem zwei Stockwerke höher
gelegenen Konrektorat, schließt Türe
und Pult auf und richtet seine Ak
tenmappe her. „Nun, was wünschen
Sie denn?" beginnt er dann, zu dem
Schüler gewendet, der, voll Erstau
nen über diesen Buteaukratismus,
kaum seinen Wunsch vorbringen kann.
DaS Ideal eiste* japanische« Ehe
mannes«
Eine Tokioer Wochenschrift hat bei
ihren Leserinnen angefragt, wie ihr
Ideal eines Ehemannes beschaffen
fein müsse. Hier seien nun die ver
langten Eigenschaften dieses Muster
gatten nach der ihnen in den Augen
der japanischen Schönen zukommen
den Wichtigkeit geordnet angeführt:
Er darf kein Geizhals sein und sich
nicht zu viel mit seiner eigenen Tot
lette beschäftigen. Er soll ^eine
wirklich männliche Erscheinung bie
ten, sich klar und Bestimmt aus
drücken und sich aller Andeutungen
und Anspielungen enthalten. Er
entscheide sich schnell allen Dingen
und sei klug genug, sich auch aus
bedrängter Lage zu befreien. Der
Mann muß ein Ideal haben, dessen
Wahl ihm überlassen Bleiben mag.
Die Ordnung des Hauswesens soll
er der Frau überlassen und sich
vor allem niemals in der Küche zei
gen. Die Hute und Kleider der Frau
darf er nicht kritisieren und sich dar
über auch anderen Personen gegen
über nicht vertraulich äußern. Er
soll sich hüten, seine? Gattin ein Ge
genstand des Abscheus zu werden, soll
nicht zu viel trinken, nicht zu dick
werden und soll endlich auch niemals
eifersücbtta sein.
Ty
II