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iD" Pril« de» Jahrgang«« »so 53 Kümmern Zwei Éét Ii Ir
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IG5 Bestellungen auf da» Blatt können nicht beachtet »erde«, WM»
Sicht wenigsten« der Betrag für 6 Monate (S 1) beigefügt ist.
Die graue /rau.
Eine wahre Geschichte in drei Abtheilungen.
MM de» Englischen Erarbeitet von HeuricuS Mm Eee»
unserer wahrnahm, uns mit seinem Gruße entgegen.
Mehrere der Gesellschaft schienen bereits alte Bekann
te von ihm zu sein. Er war ein herzensguter Alter,
waS der freundliche Ton seiner Stimme und der tu»
hige Ausdruck seiner Augen zur Genüge bewies. Er
begleitete uns nach einer Laube und ließ uns dann
Kaffee und Kuchen, wie wir es bestellt, durch seine
Tochter und eine Aufwärterin auftragen. Als et
sich nach diesem noch eine Zeit lang mit uns unter
halten, verließ er uns um in den übrigen Garten
Häuschen, in denen sich ebenfalls Gesellschaft befand,
Kaum noch hatte eine meiner Freundinnen diese
Wir waren beinahe mit unserm Kaffee und Kuchen
zu Ende, als schwere Regentropfen auf unser dichtes
Laubdach herabfielen schneller, immer schneller ka
men, so daß wir zuletzt keinen genügenden Schutz
mehr vor ihnen in unserem blättmunhullten Aufent
halte fanden. Alle Gäste, die sonstwie noch anwe
Das Bild stellte ein Mädchen von außergewöhn
licher Schönheit dar, in dessen Gesichtszügen einem
bei längerer Betrachtung eine gewisse kindische Scham
auffiel, anscheinend durch den Blick, den der Künst»
let auf sie heften mochte, als et sie malle, hervorgeru
fen. Obschon das Bild an und für sich nicht beson
ders gut ausgeführt war, so vermuthete ich dennoch,
daß es getroffen sein müsse, da wie bereits gesagt,
bet Gesichlsausdruck des Mädchens zu deutlich ihre
Empfindung während des Malens verrieth. Der
Garderobe nach zu urtheilen, nahm ich an, daß es in
der letzten Hälfte des vorigen Jahrhunderts gemalt
wurde, was ich auch später bestätigt fand.
Nachdem eine kleine Pause in der Unterredung
zwischen meinet Freundin und Frau Scherer einge*
treten, bat ich dir erstere, die Frau des Müllers zu
frage», wen das Gemälde vorstellen sollte. Sie that
also und erhielt eine lange Antwort, die sie mir, in
dem sie das Bild ebenfalls betrachtete, in der Ueber
fetzung mittheilte:
»Es ist das Bildniß einer Großtante ihreS Ge
mahls. Der Name sei in der Bibel eingetragen mit:
»Anna Scherer, 1778 Sie soll sehr schön gewesen
sein, habe aber aus Furcht und Schrecken graues
Haar bekommen und es werde daher heutzutage noch
viel von ihr, als der grauen Frau in der Familie,
gesprochen. Sie sagt, diese Anna Scherer habe ein
Leben voll schrecklicher Schicksale gehabt, weiß aber
nichte Näheres darüber mitzutheilen, verweist mich
vielmehr an ihren Mann, den guten Müller, der ei»
Ii
ige Papiere habe, die von dem Original des Bildes
selbst geschrieben und an ihre Tochter gerichtet seien,
die in diesem Hanse gestorben wäre, kurz nachdem sie
sich mit Scherer vcrheirathet habe. Doch wir kön
nen ja den Müller selbst darüber fragen."
Unser freundlicher Wirth trat in diesem Augenblick
ein und benachrichtigte und daß er Jemand nach
Heidelberg gesandt, um eine Droschke besorgen zu las»
sen, die uns heim bringen sollte, da es nicht aussehe,
als wenn der Regen heute noch nachlassen würde.
Meine Freundin dankte ihm für feine freundschaftli»
che B'mühung und suchte dann einigen Aufschluß
übet die Sache zu erlangen, die feit kürzet Zeit un»
fett Neugierdeio sehr erregte.
.$ÜN *»i*
S?
sshrg. 21,
xr Erste Abtheilung.
Auf der Nordsehl des Neckars, unweit Heidelberg,
steht eine Mühle tart am Ufer des Flusses wo sich
in
des Sommers beißen Tagen viele Besucher einfin»
den, um bei einer Tasse Kaffee die herrliche Aussicht
auf das jenseitige Heidelberg und des sich fcahinfrutn»
menden Neckar« zu genießen, dessen Fluthen sich schau
mend auf das Mühlrad stürzen, unter dessen Wucht mochten wohl Näheres darüber erfahren, nicht wabr?
sich dasselbe rauschend dreht. Die Außengebäude mit h'" N-'d Papiere, die Tante Anna für ihre
des Müllers Wohnung bilden ein Viereck, in dessen Tochter geschrieben, um sie vor der Verbindung mit
Räumen geschäftiges Leben und Treiben Herrschi. Et- 'l,nc" zu bewahren, de» sie sehr liebte, und
waS abwärts vom Flusse befindet sich ein mit Wei- £ie "an,rt? au^ ^is
denbäumen und prächtigen Blumen bepflanzter Gar- d»g geblieben, obschon mein Vater froh gewesen wâ
ten, in welchem mebrere Lauben sind, die die müden If'nc "ra.u *u besitzen/
Ankömmlinge zur Rube und Erholung einladen. In Währenddem er so sprach, suchte er in der Schub
jedem dieser schattigen Plätzchen befindet sich ein weiß- i einer alten Commode unter einem Stoß Papie
angestrichener Tisch, sowie mehrere leichte Stühle von j" i°3 alsbald erntn Pack gelber Manuscript- her
derselben Farbe. \tox'
send waren, suchten in aller Hast nach einem Obdach gerne glücklich,ehen! Lege diese Papiere dem
odet eilten nach ihren Kutschen, die außeihalb statt» guten Pfarrer Schriesheim vor, wenn Du, nachdem
den. Da auf einmal kam der Müller mit einem -Du
»A.ü!" sagte er, indem sein Gesicht einen schmerz
lichen Ausdruck annahm, „die Tante Anna hat eine
traurige Lebensgeschichte, die ihr ein teuflischer Fran
zose bereitet. Ihre Tochter, die Base Ursula wie
wir sie nannten als ich noch ein Kind war, hatte noch
darunter zu leiden war sie doch sein Kind eben so
flut wie das ihre, und die Kinder haben so für die
Sunden der Väter zu büßen? Meine Damen
3r
Es war im Jahre 184-, als ich mit einer kleinen zeichte: Nehmen Sie diese Papiere mit nach Hause,
Gesellschaft einen Au-flug dahin unternahm. Der ^nni?/rTnfn Vergnügen machen sollte, unser deut
stattliche Müller, ein ältlicher Mann. kam. sobald er jF.es^Geschreibsel zu entziffern. Im Uebngen mögen
nachzusehen, ob seine Gäste alle befriedigt seien und ^Schmerz hinweißt, den sie ihrer Tochter dadurch be
als er so dahinschritt, dieser freundlich und glücklich |rcü.ft' daß sie gegen die ihr in Aussicht stehende Hei
aussehende Mann pfiff er ein einfach munter Lied- räch war. Ich vermuthe daher, ohne daß es eines
chen, wie ich noch keines vernommen. jnähere» Aufschluss des guten Müllers bedurfte,daß
»Die Mühle ist in den Händen der Familie seit !tinf heüige Scene zwischen Mutter und Tochter und
den alten Tagen des Palatinats, oder besser,
der
Grund ist in dem Besitz derselben seit jener Zeit, da *tn Is»'1 muß, ehe erstere folgendes schrieb:
ihr dieselbe bereits zweimal von den Franzosen nie
dergebraimt wurde, Sollte es Sie vielleicht Verlan«
gen, Herr Scheret in einer Art von Aufregung zu se
hen, so sprechen Sie mit von der Möglichkeit einer
französischen Invasion/
Bemerkung gemacht, als wir den Müller,
immer noch brechen nicht so leicht. Wie schrecklich auch das Schick
dasselbe Liedchen vor sich hinpfcisend, die Stufen des
höher gelegenen Gartens in den Mühlenhof hinabge
hen sahen, und hatte ich daher für diesmal keine Ge»
legenheit, den guten Alten in Leidenschaft und Auf*
regung zu versetzen.
rte
scharlachrothen Regenschirm, unter dem der ganze 'n Ungewißheit lassen. Dieses aber will ich Dir sa
Rest der im'Garten Zurückgebliebenen Schutz gcfu»- -ge» mein gutes Kind, daß über das was ich Dir
den hätte, die Stufen herauf gestürzt. Seine Toch- hierin mittheile, niemals ein Wörtchen zwischen 'ins
ter mit »och zwei Mädchen folgten ihm, eine jegliche gewechselt werden darf ich würde sterben, darüber
mit einem gleichen Regenschirm versehen. gefragt zu werden, denn die SchreckensbilderderVer,
»Kommen Sie, kommen Sie mit mir in's Haus ^gangenheit würden alle wieder vor meine Seele tre
es ist ein starkes Gewitter und wird den Garten meh
tete Stunden lang überschwemmen kommen Sie!* Mein Vater besaß, wie Du weißt, die Muhle am
Mit diesen Worten sammelte uns der Müller unlet Neckar, wo Dein ncuzefundener Onkel Scheret jetzt
seinen Schirm und brachte uns in's Haus. wohnt. Du wirst Dich der Ueberraschung entsinnen
Für's Erste betraten wir die Küche. Solch eine jkönnen, mit der wir, seit der letzten Weinlese vor ei.
Auswahl von glänzendem Kupfer- und Zinngeschirt !»em Jahre, daselbst empfangen wurden wie mir
habe ich bis jetzt nicht wieder gesehen zudem herrsch
te hier Reinlichkeit im höchsten Sinne des Wortes.
Der rothe Ziegelboden war fleckenlos, als wir eintra
ten, wurde jedoch in kurzer Zeit förmlich von Schmutz Jugendzeit zu sprechen anfing, die wir so glücklich
überzogen, den die immer frischen Ankömmlinge, die miteinander verbracht wie ich ihm erzählte, wie er
der Müller mit seinem großen rothen Schirm herein- ^als lustiger Knabe auf den höchsten Gipfel des Kirsch»
holte, an ihren Füßen mitführten. Immer noch baumes, —der einst seine grünen Aeste vor dem Fen»
brachte der unermüdliche Müller unter seinem großen st" meines Schlafzimmers ausbreitete, jetzt aber um.
Schirm des Obdachs Bedürftige in's Haus, und als gehauen ist gestiegen, um mir seine Kappe voll
den letzten seiner Gäste vor dem stürmischen Ge- Kirschen zu brechen, die ich so gerne aß.
witter in Sicherheit wußte, rief er sogar noch die Hun-j Du weißt es noch mein Kind, wie mein Bruder
de herein und hieß sie unter Tisch und Bank sich nie- '8'*itz mir endlich Glauben schenkte, obgleich eé ihm
betlegen.
vorkommen mochte, als sei ich von den Todten auf
Nachdem dies geschehen, sagte seine Tochter etwas erstanden und Du weißt es ebenfalls, wie er seine
zu ihm in Deutsch das ich nicht zur Genüge ver- ^Frau hereinführte und sagte, daß ich nicht todt, jon
stand, da der Müller jedoch lächelnd den Kopf schilt» dem noch einmal in die alte Heimath zurückgekehrt
telte und die übrige Gesellschaft laiit auflachte, wurde fei und zwar sehr verändert. Sie aber wollte ihm
ich neugierig zu wissen, was sie gesagt, und frug da« nicht glauben und maß mich Krpf bis zu Fnß mit
her eine meiner Freundinnen, die der deutschen Spra- mißtrauischen Blicken. In diesem Augenblick ha«
che vollkommen mächtig, was sie wohl gesprochen, be ich sie als Babette Miiller wiedrr erkannt und
»Sie sagte ihm, er mochte auch die Enten herein« theilte ihc daher, aus gewissen Gründen, die Du et
bringen, doch ich glaube, es ist bereits überfüllt fahren tri it, mit, baß ich keineswegs gekommen sei.
hier genug, um erdrückt werden zu können und er- um die Hülfe von Freunden und Verwandten in An
achtc ich es daher für raihfam, der Frau Scheret, die spnich zu nehmen, da meine Vermögensverhältnisse
ich gut genug kenne, einen Besuch in dem nächsten ^er Art wären, daß ich dieses nicht nöthig hätte. Du
Zimmer abzustatten/ Nach diesen Worten wandte wirst Dich noch erinnern, wie sie dann frug —nicht
sich meine Freundin an die Tochter des Hauses, uin mich sondern ihren Mann warum ich so lange
uns von ihr dorthin begleiten zu lassen, was auch mit nichts von mir habe hören lassen, und Vater, Bruder
dem größten Vergnügen geschah. Die Fenster des und Alle, die mich |0 sehr in meiner alten Heimath
Zimmers, das wir betraten, mündeten auf den Nck- gel'kbt, in dem Glauben ließ, daß ich todt sei. Und
tat. Der Boden war glatt, wie polirl: die Wände Du weißt auch noch, wie Dein Onkel darauf etwie
zierten lange, schmale Spiegel, in denen sich das je»- derte, daß et nicht mehr wissen wolle, als mit ihm
(eilige romantische Ufer abspiegelte. Ein Kachelofen mitzutheilen beliebe, daß ich seine geliebte Schwester
von weißem Porzellan, den mehrere alte Messing-Or- Anna sei, die et wiedergefunden, um ihm Glück und
nomente schmückten, ein Canapee, mit echtem Utrech- Freude noch am Abend seines Lebens, wie in der
ter Sammet überzogen, vor dem ein schön gearbeite« Kindheit seligen Tagen, zu bereiten. Ich dankte ihm
ter Tisch stand, unter dem ein gestickies Stück Tcp- aus dem Grunde meines Herzens für seine brüderli
pich lag, eine Vase mit künstlichen Blumen sowie d?e Liebe und Nachsicht, die es mir erleichterte, mit
ein weichgepolsterter Lehnsessel, der in einer Fenster- meiner schrecklichen Vergangenheit so viel als mög
verliefung stand und auf dem die Frau des guten lich zurückzuhalten. Doch Jene, die ich meine Schwa
Müllers saß, eifrig mit Stricken beschäftigt, war das gerin nannte, hielt mit ihrem Willkommen zurück,
Möblemeiit des Zimmers, was mir bei meinem Ein
tritt zunächst auffiel. Nachten sich meine Freundin
in eine Unterhaltung mit der Fran Müllerin, in ei
net Sprache, die ich nur halb verstand, eingelassen,
und ich somit als ZuHörerin ruhig dasitzen mußte,
wurde meine Aufmerksamkeit auf ein Oelgemälde ge
lenkt, das in einem dunkeln Winkel des Zimmers
hing. Ich stand auf, dasselbe näher in Augenschein
zu nehmen.
an
'ör Ende le
»»einet Freundin mit den Worten über-
Sie dieselben behalten, so lange es Ihnen beliebt, um
sie mit Ruhe durchsehen zu können nur mnß ich sie
wieder haben, wenn Sie damit fertig sind.''
Auf diese Weise kamen wir in den Besitz des Ma
nuicriptes folgender Erzählung, die in Form eines
Briefes geschrieben ist. Während der langen Abeude
des nachfolgenden Winters haben wir uns damit be
schäftigt, dasselbe zu übersetzen und stellenweis, wo
wir es für nöthig fanden abzukürzen. Der Brief,
wenn wir das Manuscript so bezeichnen dürfen, fangt
damit an, daß die Schreiberin desselben auf den
möglicher Weise noch einer dritten Person vorgcfal.
»Du liebst Dein Kind nicht, Mutter! Du fühlst
den Schmerz nicht, derihrdas Herz zu brechen droht!*
Ach Gott und diese Worte meiner herzlichen
Ursula hallen in mein Ohr, als sollten sie mich noch
auf dem Sterbebette beunruhigen
I
Kind Herzen
sal sein mag, das Leben ist zäh und der Mensch kann
jviel ertragen. Ich will jedoch nicht fur Dich entschei
den. Ich will Dir Alles mittheilen und Du magst
jfcann die Last und Qual über Deine Wahl selbst
tragen. Ich mag vielleicht im Unrecht sein. Ich
!habe nur noch wenig Scharfsinn und habe, glaube
ich, nie viel besessen ein Instinkt aber tritt bei mir
an die Stelle der Benrtheilungskraft, und dieser In
stinkt sagt mir, daß es besser wäre, Du würdest nie»
mals mit Deinem Henry verheirathet. Doch ich
»nag im Irrthum sein Ich möchte mein Kind ja
gelesen, noch Zweifel haben solltest, die Dich
Dein Onkel nicht glauben wollte, daß ich seineSchwe
iflct Anna sei, die er lange für todt hielt, und wie er
jrnt'ch erst dann wieder erkannte, als ich von unserer
uu' oelchcm Grunde ich mich auch nicht in Heidel,
.g niederließ, wie ich es beabsichtigt, um in der
Nähe meines Brnders Fritz zu sein, der mir aber
trotzdem sein Versprechen gab. daß er meiner Ursula
ein guter Vater sein wollte, wenn ich dieses Jam»
merihal der Welt, wo ich so viel ausgestanden, einst
verlassen sollte.
Babette Mullet war, wenn ich es sagen soll, die
Ursache aller meinet Leiden. Sie war die Tochter
eines Bäckers in Heidelberg und galt allgemein für
eine große Schönheit, was sie, wie ich auch selbst zu
stehen muß, auch war. Auch ich Du hast ja mein
Bild gesehen wurde für eine große Schönheit ge
halten und ich glaube, daß ich es Dir gestehen darf,
daß ich es war. Babette Müller sah auf mich herab
als eine Rivalin. Sic wollte gerne bewundert sein,
fand aber nur wenig Liebhaber, währenddem ich vie
le hatte. Wenn sich nach Heidelberg kam, um Ein
käufe zu machen, bieß es alletwärls »Da kommt die
schöne Müllerin
Das waren schöne und glückliche Tage. Käthchen,
eine alte Verwandte half mir meine Hausarbeit ver
richten, und ich kam» sagen, daß mein guter, alter Va
ter stets nachsichtig gegen mich gewesen und mir nie
ein böses Wort gab, obschon er sonstwie sehr strenge
war, besonders aber gegen die Lehrjn'.igen in der
Mühle. Karl, der älteste unter ihnen, war sein Lieb
ling und hätte es mein Vater gerne gesehen, wenn ich
dessen Frau geworden wäre. Kacl verrieth eine starke
Neigung für mich ich wollte jedoch nichts von ihm
wissen, da er sehr roh in seinem Benehmen war, nicht
gegen mich, wohl aber gegen Andere. Ich wich ihm
daher allcriväits a tie was ihm wie ich furchte, viel
Gram und Schmerzen bereitet.
Jetzt nahte die Heiraih Deines OnkelS Fritz und
führte et Babette als seine Frau in die Mühle. Auf*
richtig gestanden, ich machte mir sehr wenig daraus,
meinen Posten abgeben zu müssen, da ich es sehr be
schwerlich fand, das Hauswesen zn versehen, denn
mit den MUhlknappen und einer Magd unter der
Aussicht von Käthchen gingen wir allabendlich zn El»
fen zu Tisch, als ich aber sah, daß Babette Zivisttg
feit mit dem guten Kä-Hchen anfing, ärgerte ich mich
sehr, meine Macht verloren zu haben, um weniger un
gerecht gegen meine Untergebenen verfahren zu fön»
neu.
Nach und nach merkte ich auch, daß Babette Karl
aufmunterte, offener in seiner Liebe gegen mich zu
sein. Sie sagte ihm geradezu, er solle mich doch end»
lich in sei» e genes Haus führen, damit sie mich los
würde. Mein Vater wat alt und nahm meine kläg
liche Lage nicht wahr, über die ich ihn, um ihm das
Herz nicht schwer zu machen, auch nicht unterrichtete.
tie Freundin von der aus die Einladung an mich
erging. Madame Rtippcechl war geradezu nicht reich
hatte jedoch ein anständiges Auskommen.
Nachdem alles dies ermittelt war, hatte mein 93a»
ter keine Einwendung mehr gegen Abreise zu machen,
um so weniger, als Babette sie mit aller Macht befür
wortete, und selbst mein guter Fritz mein Vorhaben
unterstützte nur Käthchen war dagegen Käthchen
und Karl. Ich muß jedoch gestehen daß der Ein
wand des Letzteren mit mehr Veranlassung zu mei
nem Entschlüsse gegeben, als irgend etwas Anderes
denn wäre mir Karl mit seinen Licbesanlrägeu fern
geblieben, hätte ich es vorgezogen zuHaufe zu bleiben.
Ich war innerlich ordentlich aufgebracht, als ich
sah, wie Babette meine Garderobe besichtigte und die
selbe für zu gewöhnlich oder zu altmodisch fand, um
darin einen Besuch einer so noblen Madame und de
ren Töchtern abzustatten, und toie sie es auf sich nahm,
das Geld zu verausgaben, das mit mein Vater ge
ben, um mir ein: neue Ausstattung von Kleidern für
diese Gelegenheit zu kaufen. Wie gesagt, es ärgerte
mich dieses, obschon ich auf der anderen Seite sehr
beschämt fühlen mußte, da ein Jedes ihre Bereitwil
ligkeit, mit ter sie die Anordnungen für mich traf,
ate eine große Gefälligkeit betrachtete, und sicherlich
hat sie es auch hierin gut mit mit gemeint.
Endlich verließ ich die Muhle am Neckar. Mein
Bruder Fritz begleitete mich auf der Reise nach Karls
ruhe, die eine» ganzen Tag in Anspruch nahm. Nach
unserer Ankunft suchten wir sofort die Nupprechts auf,
die in dem dritten Stock-eerk eines Hanfes, etwas ab
wärts von der Hauptstraße, wohnten. Wir mußten
vorher durch einen Thorweg in einen kleinen Hof tre
ten, ei.)e wir in dasselbe gelangten. Noch entsinne
ich mich meines Ueberraschcns, als ich die engen
Räumlichkeiten wahrnahm, in denen die Rupprechts
wohnten es mochte jedoch dies daher gekommen sein,
weil ich aus den großen Stuben und dem sonstigen
Ueberfluß von Raum in der Mühle nur selten ander
wärts hinkam. Trotz alledem herrschte hier eine
Großartigkeit, die mir jetzt fremd war.
Madame Rupprecht war ein zu formelles Wesen
für mich und fühlte ich daher auch nie behaglich in
ihrer Gegenwart Sophie dagegen war noch dieselbe
wie ich sie früher in der Schule kennen gelernt:
freundlich, ergeben und nur zu gefällig in manchen
Dingen gegen mich. Ihre jüngere Schwester hielt
sich uns so fern als thunlich, was uns in der ersten
Freude unseres Wiedersehens und det Erneuerung
unserer Freundschaft sehr angenehm trat.
In dem Leben der Madame Rupprecht schien ein
Hauptzweck vorzuherrschen, der darin bestand, daß sie
sich bemühte, ihre frühere Stellung in der Gesellschaft
aufrecht zu halten da ihr jedoch die Mittel nicht
mehr zu Gebote standen, wie bei den Lebzeiten ihres
Mannes, suchte sie so viel wie möglich äußerlichen
Aufwand aufzubieten, gerade das Gegentheil von
dem, wie es in meinem Vaterhause war. Ich glau
be, daß meine Ankunft bei der Madame Rupprecht
nickt besonders angenehm war, da ich, natürlicher
Weise, auch meinen Mund zum Mitessen mitgebracht.
Sophie hatte sie aber ein ganzes Jahr lang um die
Erlaubniß gebeten, mich einladen zu dürfen, um eine
Zeit lang bei ihnen zu verweilen, und da sie ihre Ein
willigung dazu gegeben, war sie viel zu stolz, um ih
ren Mißmuth nur im Geringsten merken zu lassen.
Das Leben in Karlsruhe war sehr verschieden von
dem zu Hanse: die Stunden wurden später eingehal
te», der Kaffee war schwächer, die Snppen waren
nicht so kräftig, das Rindfleisch wechselte weniger mit
anderen Speisen ab, die Anzüge waren feiner und die
Abciidunterhaltuiigen regelmäßig. Was letztere an*
belangt, so fand ich sie äußerst unangenehm da
konnte man nicht stricken, um sich die Langeweile zu
vertreiben, sondern wir mußten im Kreise niedersitzen
und Iir.ö gegenseitig unterhalten. Gelegentlich wur
de die Conversation von einem Herrn unterbrochen,
der sich aus einer Gesellschaft von junge» Männern
die sich nahe der Thüre in ein eifriges Gespräch
einließen mit dem Hut unter dem Arm auf den
Fußspitzen u uns durch das Zimmer stahl und dann
seine Füße in eine Position bringend, wie ich es
bei der ersten Lektion in der Tanzschule lernte eine
tiefe Verbeugung gegen die Dame machte, welche et
anzureden gedachte. Als ich dieses zum ersten Male
sab, konnte ich mich eines Lächelns nicht entehren
Madame Rupprecht aber merkte es und sagte mir den
nächstfolgenden Morgen bedenklich, daß ich in meiner
landlichen Erziehung natürlich nichts von Hofmanie
ren und französijcher Made wissen könne, habe aber kein
Recht, darüber zu lacken. Natürlich versuchte ich es
nicht wieder in Gesellschaft zu lachen.
Die Visite, wo dieses vorfiel, fand im Jahre—89
statt, gerade zur Zeit als Jedermann auf die Vor
gänge in Paris gespannt war, und dennoch sprach
man damals in Karlsruhe mehr von französischer
Mode als französischer Politik. Madame Rupprecht
hielt besond"S viel auf das französische Volk, und
das war geraoe wieder das Gegentheil von Dem,
wie man bei mir zu Hause dachte. Mein Bruder
Fritz konnte es kaum ertragen, auch nur den Namen
eines Franzosen nennen zu hören, und wäre mein
Besuch bei Sophia fast aus dem Grunde zu Nichts
geworden, weil es ihre Mutter annahm, statt des ein
facheren Titels »Frau* sich »Madame" nennen zu
lasse».
Eines Abends, da wit anderweitig zur Visite ein
geladen waren, saß ich neben Sophie und sehnte die
Zeit des Abendessens herbei, um nach Haufe gehen zu
können, wo wir uns dann nach Herzenslust mitcinan
der unterhalten wollien, was uns blos im äußersten
Nothfälle durch Madame Rupprccht's Regeln der
Etikette als Mitgliedern einer Familie während der
Gesellschaft strengstens untersagt war. Ich saß da,
möchte ich sagen, und konnte kaum meine Neigung
zum Mahnen zurückhalten, als zwei Herten eintraten,
wovon der eine mir vollkommen fremd in der Gesell
schaft zu fein schien, was ich um so mehr durch die
formelle Manier, in welcher ihn der Gastgebet seiner
Ehehälfte vorstellte, vollkommen bestätigt fand. Ich
dachte in diesem Augenblick für mich, daß ich noch
keinen schöneren und eleganteren Herrn gesehen' habe.
Sein Haar war gepudert, an seinem Teint konnte
man jedoch erkennen, daß er von Natur aus blond
sein müsse. Seine Gesichtszüge traun zart und fein,
wie die eines Mädchens. Kurz, es lag etwas Ein
nehmendes in feinem Gesicht, auf dem er zwei Mou
cheo, wie mart zu jener Zeit die Schönheitspfläster
chen nannte, trug wovon das eine an dem linken
Mundwinkel und das andere nahe dem rechten Auge
saß. Sein Anzug war blau und reich mit Silber
borden besetzt. Ich war so
diesen schönen jungen Mann verloren, daß meine
Ueberraschung keine Grenzen kannte, als ihn die Da
me des Hauses auf mich zuführte, um ihn mir vor
zustellen. Sie nannte ihn „Monsieur delaTourelle."
Er redete mich französisch an. Obschon ich ihn je
doch vollkommen verstand, wagte ich es dennoch nicht,
hm in derselbe» Sprache zu erwidern. Als er meine
Verlegenheit wahrnahm redete et mich in Deutsch
an, das er jedoch nur gebrochen sprach, was für mich
einen außerordentlichen Reiz hatte. Ich wurde je
doch, ehe noch die Visite zu E»de, feiner affektiven
Zärtlichkeiten, gezwungenen Bewegungen und über
trieben?» (Komplimenten, mit denen er mich förmlich
überschüttete, herzlich müde, um so mehr, als es so
auffallend wurde, daß sich Aller Augen auf mich rich
Ich trug daher meine Bürde allein, und je zudring» teten. Madame Rupprecht schien jedoch sehr mit fei»
licher Karl gegen mich wurde, je mehr verabscheute
nem
ich ihn, obschon er im Grunde genommen, kein übler è» fein. Sie sah es gerne, daß entweder Sophie oder
Meiisu, *ar. Ich hatte doch keine Lnst zum Heira» »ch Aussehen erregten natürlich wünschte sie ihrer
then und nnte es nicht ertragen, wenn iiut davon fochtet hierin den Vorzug, wenn es aber nicht sein
gesprochen wurde, konnte, war ich, alS gute Freundin derselben die
So standen die Sachen, als ich eines Tages eine Nächste.
Einladung nach Karlsruhe bekam um eine Schul» wir ausbrachen, um uns nach Hause bcge
kamtädin, die ich recht lieb gewonnen hatte, zu be- ^h ich, wie Madame Rupprecht und Monsieur
suchen. Babette war sehr für meine Abreise, obschon la Tourelle im eifrigen Gespräch miteinander be
ich keine große Lust zeigte, meine Heimath zu verlas- griffen waten, aus dem ich alsbald vernahm, daß
sen, da ich sehr blöde war und mich somit nicht gut ju"8 der frenziftfche Herr den nächsten Tag besuchen
unter fremden Leuten zu bewegen wußte. Ich wurde wolle. Ob ich mich darüber freute oder nicht, kann
jedoch auf irgend eine Weise dazu bewogen. Mein uicht mehr sagen, nur so viel weiß ich noch daß
Vater und Fritz erkundigten sich über den Charakter mich geschmeichelt fühlte, als mit Madame Rupp»
der Familie Rupprecht, und erfuhren sie, daß det recht mittheilte, daß sie ihn eingeladen, da er sich ihr
Vater eine äußerst respektable Stellung am Hofe des gegenüber geäußert, daß es ihm ein außerordentliches
Landgrafen eingenommen, jedoch gestorben fei und Vergnügen bereite, in meiner Gesellschaft zu sein.
eine Wittwe, eine sehr noble Dame, mit zwei Töch-1 Der nächste Tag nach dieser für mich so ereigniß»
tern hinterlassen habe. Die älteste, Sophie, war mei- zollen Visite kam heran und ich mußte meinen groß»
ten Putz anlegen was bei den Uebrigen ebenfalls der
Benehmen, daS mir so lästig wurde. zufrieden
Fall war. Meiir Heiz schlug heftig, und als ich die
Stimme Monsieur de la Tourelle's, wie et in dem
Hausgang nach Madame Rupprecht frug vernom
men, hatte man die größtmöglichste Mühe aufzubie
ten, daß ich nicht aus dem Salon entsprang.
Als sich unset Gast nach kurzer Anwesenheit wie
der entfernt hatte, gratulirte mir Madame Rupprecht
auf die Eroberung, die ich in dem französischen Herrn
gemacht. Es sah in der That so aus, da et feine
ganze Aufmerksamkeit im Gespräche fast ausschließ»
lich mit zuwandte und nur so viel, als sich mit dem
Anstand verträgt, anderweitig zollte. Als et sich
entfernte, lud et sich gewissermaßen selbst ein, am
Abend wieder zu kommen, um, wie er sagte, un8 ein
neueS Lied, das zur Zeit allgemein Anklang in Pa»
ris finde, mitzubringen.
Madame Rnpprecht war den ganzen Morgen ab
wesend, um Erkundigungen über die Verhältnisse des
Monsieur de la Tourelle einzuziehen. Das Resultat
ihrer Bemühung war, daß sie in Erfahrung gebracht,
er sei ein Proprietät« und habe ein Chateau in den
Vogesen, wo et große Strecken Landes besitze neben»
dem habe er anderweitig noch bedeutende Einkommen.
»Mit einem Wort, es ist eine ausgezeichnete Partie/
wie sie mit mit besonderem Nachdruck versicherte. Sie
gab nicht im Entferntesten dem Gedanken Raum, daß
ich dem reichen Franzosen, der zudem so elegant war,
eine abschlägige Antwort auf einen etwaigen Heiraths«
antrag geben könne, und glaube ich, daß sie ihre Toch
ter Sophie in diesem Falle keiner freiwilligen Wahl
überlassen, selbst wenn et so häßlich und alt gewesen,
wie er schön u»d jung war.
Ich weiß es nicht mehr genau, ob ich ihn eigentlich
lieble oder nicht, da zu viele Ereignisse seit jener Zeit
an mir vorüber gezogen sind, die mich in meiner Er
innerung darüber verwirren. Doch nimmer werde
ich es vergessen, wie et mich verehrte und mich durch
seine Betreuerungen, Licbesgeständnisse und seine
inbrünstigen Anträgen ordentlich zu beängstigen wuß
te. Zudem war er freundlich und wahrhaft auf
opfernd
gegen
Alle, die mich umgaben, und die ans
diesem Grunde sich in entzückenden Reden über ihn
ergingen und mich eines der glücklichsten Geschöpfe
unter Gottes Sonne nannten. Trotz alledem jedoch
fühlte ich mich sehr unbehaglich in seiner Gegenwart,
und es war mir jedes Mal ordentlich wohl, wenn et
mich verließ, obschon ich ihn sehr vermißte, wenn et
nicht kam. Er verlängerte seinen ursprünglich vor»
gehabten Aufenthalt in Karlsruhe, weil er beabsich
tigte, um mich zu werben. Mit Geschenken wurde
ich förmlich von ihm überhäuft, die ich jedoch nicht
angenommen hätte, wenn es Madame Rupprecht
nicht für einen dummen und eingebildeten Stolz ge»
halten, diese abzuweisen. Viele derselben waren alte
und werthvolle Juwelen, jedenfalls aus seiner Fa
milie stammend, wie ich vermuthen mochte. Durch
die Annahme solcher verdoppelte ich die Bande, die
mehr durch obwaltende Umstände, als durch meine
eigene Neigung um mich geschlungen wurden.
Damals schrieb man noch nicht so häufig an ent
fernte Freunde und Verwandte, wie heutzutage, nnd
selbst in den wenigen Briefen, die ich nach Hause
schrieb, wagte ich es nicht, den Namen Monsieur de
la Tourelle's zu nennen. Eines Tages jedoch erfuhr
ich zu meinem nicht geringen Schrecken von Madame
Rupprecht, daß sie an meinen Vater geschrieben, um
ihn von meiner ausgezeichneten Eroberung in Kennt
niß zu setzen und ihn zugleich zu bitten, nach Karls
ruhe zu kommen, um meiner Verlobung beizuwohnen.
Ich hörte ihr mit großer Ueberrafchimg zu hatte ich
mit doch die Sache noch nicht reiflich genug überlegt,
um diesen Schrill thun zu können, als sie mich in
barschem Tone frug, was ich eigentlich bei meinem
Benehmen gedacht, ob ich Monsieur de la Tonrelle
nicht zu heirathen gedächte? Ich habe seine Besuche
und Geschenke angenommen und während seiner Be
Werbung weder Abneigung noch Widerwillen gegen
ihn gezeigt. Sie'hatte Recht, es war alles wah!
ich zeigte reine Abneigung gegen ihn, obgleich ich ihn
nicht zu heirathen gedachte, zum wenigsten nicht so
bald. Was konnte ich anders thun, als mit gesenk
tem Haupt meine Einwilligung geben, wollte ich
nicht, daß der Fluch, ich sei eine herzlose Coquette,
ewig auf mir lasten sollte.
Auf det Mühle gab es einige Schwierigkeiten, wie
ich später erfahren, die meine Schwägerin jedoch zu
verhindern wußte, daß meine Verlobung zu Haufe
und nicht anderswo abgehalten werden sollte. Mein
Vater und Fritz waren besonders dafür, daß ich in
die Mühle zurückkehren sollte, um verlobt und von
dort ans vcrheirathet zu werden. Die Rupprecht
und Monsieur de la Tourclle aber bestanden darauf,
daß sie in Karlsruhe abgehalten werden sollte, was
Babette sehr angenehm war, da sie den Trouble nicht
auf der Mühle haben wollte, zudem vermuthe ich
gefiel ihr auch keineswegs der Unterschied zwischen
meiner Heirath, die eine großartige genannt wurde,
und der ihrigen.
Mein Vater und Fritz kamen daher nach Karls
ruhe und nahmen für vierzehn Tage ein Logis in ei
nem Gasthofe, da noch vor Ablauf derselben meine
Trauung stattfinden sollte. Monsieur de la Tonrelle
unterrichtete mich, daß ihn gewisse Geschäfte nach sei
tut Heimath abberufen, die ihn während der ganzen
Zwischenzeit unserer Verlobung und Trauung in An
spruch nehmen würden. Im Grunde genommen war
mir dies sehr lieb, da es mir nicht entging daß er
meinen Vater und Bruder weniger hochschätzte, als
ich es wünschen mochte. Er war zwar höflich gegen
sie es schien mir jedoch dies mehr eine Gewohnheit,
als irgend etwas Anderes zu sein. Mit seince über
schwenglicheuZärtlichkeit und seinen gezwungenen Be
wegiingen, die er leider gegen mich mit so viel Erfolg
anwandte, wußte er, bei meinem Vater und Mada
me Rupprecht anfangend, bis zur kleinen Alittna
herab einem Jeglichen ein schmeichelhaftes Compli
ment zu machen. Auf die altmodischen Kirchen-Cere
monien, denn mein Vater sehr anhing, spöttelte er je
doch gerne. Mein Bruder Fritz schien überhaupt sei
ne Komplimente für Satire und Sarkasmns zu hal
te» was, wie ich nur zu gut wahrnahm, meinem zu
künftigen Grmahl nicht entging, weßhalb er ihn mit
Geringschätzung behandelte.
Als meinem Vater ein Begriff von de laTourel»
le's Reichthum beigebracht wurde, war er über alle
Maßen erstaunt, und drückte et seine größte Znfrie
deichest über meine Wahl aus selbst mein Bruder
Fritz runzelte die Stirne, indem ein leiser Pfiff ihm
ihm über die Lippen fuhr nur mir allein war alles
gleichgültig. Ich war wie behext, in einen Traum
in Bewunderung über versunken, der mich säst zur Verzweiflung brachte
war ich doch durch meine Schüchternheit in ein Netz
gerathen, auS dem es kein Entkomme» mehr für mich
gab.
Während der Abwesenheit Monsieur de la Tou»
relle's hing ich mit mehr Innigkeit an meinem Va
ter und Bruder, denn je zuvor ihre Sprache sowohl
als ihr Benehmen hatte im Gentrast zu jener Ge
zwnngenhei!, mit der ich mich seit einiger Zeit bewe
gen mußte, etwas angenehm Familiäres für mich
Es that mit ordentlich wohl, daß ich thun und spre.
chen konnte, wie es mir beliebte, ohne von Madam.
Rupprecht corrigirt oder von Monsieur de la Totv
relle auf höchst zärtliche Weise getadelt zu werden.
Eines Tages sagte ich zu meinem Vater, daß i
!,
nicht heirathen möchte und es vorziehen würde, mit
ihm nach der lieben alten Mühle zurückzukehren. Et
schien mich jedoch, allein schon des Gedankens wegen
für eben so ehrlos zu halten, als wenn ich Meineid
begangen und bemerkte et mit zudem, daß nach der
Verlobung Niemand mehr ein Recht über mich habe,
als mein zukünftiger Manu, dem ich mich bereits
versprochen.
»Findest Du irgend einen Fehler oder eine Schuld
in Deinein Zukünftigen, die den Segen des Hirn
mcls von Deiner Ehe abhalten würden? Hast Du
ugend einen gerechten Grund zur Abneigung oder zu
einem Widerwillen gegen ihn?"
Was sollte ich meinem Vater auf diese Fragen er
widern Nur mühsam stammelte ich, daß ich befürch
te, ich liebe ihn nicht genug. Mein armer alter Va
ter sah jedoch in meinem Widerstreben nur die Ein
bildung eines einfältigen Mädchens, das nicht wisse,
was es wolle.
So wurden wir denn getraut, und. zwar in der
Hofkapelle, ein Privilegium, welches M'adame Rnp
precht, keine Mühe scheuend solches zu erlangen, fut
uns erwirkt hatte und das, wie sie dachte, uns in
späteren Jahren noch eine angenehme Erinnerung sein
werde.
Nachdem die Hochzeit, welche zwei Tage währte,
und auf's Großartigste gefeiert wurdr, vorüber war,
sagte ich meinem guten alten Vatet auf ewig Lebe
wohl. Ich bat meinen Gemahl, mich übet Heidel
berg nach feinem Schloß in den Vogesen zu bringen
et versagte mir jedoch meine erste Bitte mit einer sol
chen Entschiedenheit, daß ich eS nicht wagtéj ihn deß»
alb nochmals zu bedrängen.
»Von nun an, Anna," sagte er, »wirst Du in ein
jLeben eintreten wo Dich eine andere Sphäre um*
.gibt, und obschon Dir die Macht zu Gebote steht,
jDeiner Anhänglichkeit an Deine Verwandten Aus»
ldruck zu verleihen, so wäre es mir dennoch sehr er»
wünscht, wenn keine gegenseitigen Besuche stattfinden
!würde», denn ich kann und darf es, in Anbetracht
meiner Stellung, unmöglich erlauben
Ich fürchtete mich fast, nachdem er so mit mir ge
sprochen, meinen Vater und Fritz einzuladen, mich
zu besuchen als ich aber von dem Schmerz des Ab
^schiednchrnens hingerissen wurde, vergaß ich alle Be
jdeiiflichfeiten und bat dieselben herzlich, doch ja recht
^bald zu mit zu kommen sie aber schüttelte» die Kö
pfe und sprachen von Geschäfien, die sie zu Hause hiel
ten, von dem Unterschied des Standes und daß ich
jetzt ei» französische Madame sei. Zuletzt aber brach
jmein Vater in fcgcnflehendcu Worten über mich aus,
und fügte hinzu: Wettn mein Kind unglücklich sein
sollte was Gott verhüten möge! dann soll es
[ine vergesse», daß ihm seines Vaters Hang noch of
fen steht."
I Gerade war ich im Begriff, laut aufzuschreien:
'»Ach! mein Vater, so nehmt mich jetzt mit Euch zu
jtt'tck! ach mein Vater, nehmt mich mit!" als ich
mehr fühlte denn sah, daß mein Gemahl i-meinet
jNähe war. Er warf mir einen leicht verächtlichen
Blick zu, erfaßt» leise meine Hand und führte mich in
meinem Schmerz mit de» Worten, daß ein kurzer
Abschied der beste sei, von bannen.
Es währte zwei Tage, ehe wir sein Chateau in den
^Vogesen erreichten, da sich die Straßen i» schlechtem
'Zustande befanden, und es schwer war, den Weg zu
finden. Während der ganzen Zeit unserer Reise war
sehr aufmerksam gegen mich. Es schien, als wolle
jer sich nur alle erdenkliche Mühe geben, um mir de»
Schmerz der Trennung von meinem früheren Leben,
jdet immer peinlicher auf mich einwirkte, zu erleichtern.
Jetzt erst schien das Bewußtsein in mir zu erwachen,
daß ich verheirathet sei, und muß ich es gestehen, daß
.ich meinem Gemahl nichts weniger als eine heitere
'und liebevolle Gefährtin auf dieser langweiligen Ret
se gewesen. Mein Kummer daß ich meinem Vatet
und Bruder so ferne ziehe, dem ich mich nicht überhe
benkonnte machte endlich Monsieur de la Tourclle
soZmißmulhig und verdrießlich daß et sich von mit
abwandte und mich einem Schmerz üb?rließ, der mit
das Herz zu brechen drohte.
I» solchem Zustande der Stimmung langten wit
in ties Rochers an und mochte ich denken, daß daS
traurige Aussehen desselben feinen Grund in meinet
Niedergeschlagenheit fand. Auf der einen Seile sah
das Chateau wie ein nagelneues Bauwerk aus, das
in aller Eile für den Gebrauch hergerichtet zu fein
schien. Die Ueberreste der Bausteinewaren noch nicht
aus der unmittelbaren Nachbarschaft entfernt, wo sich
weder Baume noch Gesträuche zur Zierde befanden
stattdessen aber wucherte Unkraut in wilder Menge
tun und auf dem Schutthaufen.
Das Schloß erhielt feine» Namen von den Felsen
massen, die auf der andern Seite düster in die Hohe
ragen und mit denen die Wälle des älteren Baues
dicht vermauert waren und somit ein Aussehen bekam,
als wenn es ein wunderbares Machwerk det Natur
wäre.
Tie Wände waren grau, und obschon vom Zahn
der Zeit verschont, konnte man dennoch annehmen,
daß sich der Ursprung dieser alten Burg viele Jahr
hunderte zurück datirt. Sie war nicht groß, noch um*
fangreich, jedoch ungemein stark und massiv ausse
hend und wahihaft malerisch gelegen, weßhalb ich
wünschen mochte, lieber darin zu wohnen, als in dem
neuen Anbau, der in aller Eile für mich hergerichtet
worden war. Unübereinstimmend, wie die beiden
Banwerke im Styl und Aussehen waren, grenzten sie
dennoch aneinander, und waren die Räumlichkeiten
beider durch viele labyrinthartige Gänge und geheime
Thüren, deren Zweck ich mir nie erklären konnte, ver
bunden.
Monsieur de la Tourelle führte mich in eine Reihe
von Gemächern und ubergab sie mir n einer formel
len Weife als ein Bereich, in dem ich Gebieterin sei.
Er entschuldigte sich Über die eilige Herrichtuiig- der
selben, und gab mir, ehe ich noch die geringste Be
merkung gemacht, noch an eine Klage dachte, dieVet
sicherung, daß er dieselben, ehe noch wenige Wochen
verstrichen seien, so luxuriös ausstatten lassen wolle,
wie es nur mein Herz wünschen könne.
Ich war zufrieden. Als jedoch in der Dämmer»
stunde eines Herbstabends mein Blick in einen der
großen Spiegel fiel und ich meine eigene Gestalt mit
unbestimmten Umrissen, sowie den nebeligen Hinter»
gründ des nur halb ansstasfirten Salons, den die vie
len Lichter nicht zu erleuchten vermochten, wahrhaft
schaurig abgebildet sah fühlte ich so beängstigt, daß
ich Monsieur de la Tonrelle bat, er möge mich in die
Zimmer führen die er vor feinet Heirath in dem äl»
tereu Theile des Schlosses eingenommen. Et schien
auf dieses hin seht ärgerlich zu fein, bemühte sich je
doch zu lächeln, indem er mit mit einet Bestimmtheit
meine Bitte versagte, daß ich in stillschweigender
Furcht vor den phantastischen Figuren und Formen,
die meine Einbildung in dem dunkiln Hintergründe
der Spiegel wahrzunehmen wähnte, zurückschauderte.
Mein Boudoir sah weniger traurig aus, als der Sa
lon doch auch hier gefiel es mir nicht sehr absonder
lich und machte ich daher mein Schlafzimmer mit
seinem großartigen, jedoch schon etwas glanzlosem
Mcublcment zu meinem hauptsächlichen Aufenthalts
orte, indem ich sämmtliche Thüren, die in mein Bon
doir, meine» Salon und den langen Corridor führ
ten, abschloß und nur die Thüre, durch welche Mon»
siatrde la Tourclle ans seinen eigenen Appartements
in dem älteren Theile deS Schlosses einzutreten pfleg
te, ließ ich unverschlossen. Der Vorzug jedoch, den
ich meinem Schlafzimmer zum Aufenthaltsorte cot
Ceti übrigen Gemächern, die mir zur Verfügung sta
den, gegeben, behagte meinem Gemahl keineswegs,
wie ich solches nur zu deutlich an ihm wahrnahm,
obschon et es unterließ, seinem Verdruß darüber Aus
druck zn verleihen. Statt dessen bemühte er sich aber
fortwährend, mich zu bewegen, den Tag über in dem
Salon zuzubringen, der mir jedoch immer mehr we
gen seiner Abgeschiedenheit von meinen übrigen Zim
mern, als auch des langen Ganges, der nach ihm
führte und in den sämmtliche Ausgangsthiiren mei
nes Appartements öffneten, mißfiel. Dieser Gang
war von beiden Enden durch schwere Thüren und Por«
tteres versperrt, durch welche kein Laut von irgend ei
nem Theile des Gebäudes zu meinen Ohren dringen
konnte und, waS sich in Folge dessen von selbst ver
steht, konnte keines der Dienerschaft irgend riuemci»
ner Bewegungen wahrnehmen, und wenn ich iahet
I
auch nur das Geringste begehren mochte, mußte ich
Irnich
eines Glockenznges bedienen. (Forts, f.)
ÜEIi WESTßOTIl
E I N A i
TERMS:
Der Krieg!
Bon der Cumberland Armee. TW
Armee in Sicherheit.
Trotz der heftigsten
Anstrengungen der vereinigten südlichen Streitkräfte
unter Bragg, ist es dem Gen. RosecranZ gelungen,
seine Armee in der Umgegend von Chattanooga
einer festen Stellung zu coneentriren, wo er glaubt,
lich so lange halten zu können, bis ihm die auf dem
Wege befindlichen Verstärkungen zugekommen sein
werden. Am Nachmittag des 21. Sept. machte da?
Corps des Gen. Longstreet einen stürmischen Angriff
auf daS Corps des Gen. ThomaS, welcher den Rück
zug unserer Armee deckte, wurde aber mit bedeutendem
Verlust zurückgeschlagen. Seitdem scheint ein neuer
Angriff nicht stattgefunden zu haben, und ist über die
Bewegungen und Absichten bet Rebellen »ichtS Ge
naues bekannt.
Die Regulären Reserven haben bedeutend gelitten
von IGOU Mann, die zum Kampfe marfchirten, ka
men blos 415 zurück Brig. Gen. I. H. King ijh
weder verwundet noch gefangen, wie früher berichtet
wurde. Unsere Verwundeten, soweit sie nicht deW^
Feinde in die Hände fielen, sind nach Stevenson und
Bridgeport, Ala., gebracht worden, von wo aus sie
nach Nashville kommen sollen, so schnell als dieses
thunlich ist.
Mr. ShankS, ein Correspondent deS N. N
raid, ist am 24. September von dem Schlachtfeld t*-,
Georgia, wo et ein Augenzeuge der 2tägigeu Schlacht
gewesen, in Cineinnati angekommen. Er sagt, die
von Washington ausgestreuten offiziellen Bericht«
übet die Schlacht feien im Wesentlichen grundfalsche
Die Cumberland Armee habe thatsächlich eine Nie»-,
derlage erlitten, in Folge deren sie sich für einige Zeit
defensiv zu verhalten haben werde. Thomas' CorpA
var eigentlich das einzige, welches überhaupt
kämpft habe. Am ersten Tag habt es dem Gen. &on(
street eine verderbliche Niederlage beigebracht und se
ne Truppen in Unordnung über den Chieamanga
trieben. Longstreet habe bei dieser Gelegenheit lOUWk
Todte und 200D Verwundete verloren. Die CorpU
von MeCook und Crittenden wurden an demselbt»
Tage von dem Feinde geschlagen, welcher unser Ceil
trum durchbrach und Crittenden's Truppen nach al
len Richtungen auseinander trieb. Dadurch sah siH
Gen. Thomas gezwungen, zurückzufallen, um sei«
Flanke zu decken und die Linie wieder herzustellen?
Der Feind, der nicht wußte, welchen Sieg er errm**?
gen, ließ die Gelegenheit vorbeischlupfen und gabuiM
Zeit, die Gen. Wood und Negley in das Centrum
schicken, welche denn auch unsere Schlachtlinie wiedM
herstellten. So war der Tag für uns gewonnen, eilet
gleich der Feind das Schlachtfeld im Besitz hatte.
Wir hatten 3 Kanonen mehr genommen als verloretW
Thomas schlug am ersten Tag dcn Gen, Longsttetk
am zweiten rettete et die Armee vor der Vernich»
tnng. Von 10 bis 12 Uhr schlug et sich mit dM
Feind herum und warf ihn in 3 Angriffen zurück!.
Als der Feind sah, daß alle seine Angriffe nutzlo?
feien, stürzte er sich auf den rechten Flügel und dach
Centrum, brach schon beim ersten Angriff Crittenden'#
und MeCook's Linie und trieb ihre gesammtcn Truy^
pen, die von panischem Schrecken befallen waren, liitfe
sich in Verwirrung aufgelöst hatten, nach RvßviM
und Chattanooga zurück. Thomas hielt sich immer
noch, und
fah
in
sich, durch die ihm unter Gen. GraiM
ger zugekommene» Verstärkungen in den Stand g«
setzt, seine Position bis Dunkelwerden zu behaupte,^
und wahrend der Nacht den Rückzug anzutreten. Hr.
hanks ging um 7 Uhr am Sonntag Abend vom
chlachtfeld und am Montag Mittag von Chatta
nooga ab. Er sagt, daß Rosecrans in seiner Steh»
lung bei Chattanooga jedem Angriff gewachsen ui#
mit genügenden Vorräthen versehen sei, um im Notlj»
fall eine Belagerung von einem Monat aushalten zM
können. 9
Das Resultat ist eine Niederlage füt unS, d» tob
eine ungeheure Masse Kriegsmaterialien verloren hA
ben. Nicht weniger als 50 Kanonen sind dem FeinG
in die Hände gefallen, obgleich Bragg bloS 20 ater
giebt. Der Verlust der Rebellen an Todcen und 93ef»
wiindeten übersteigt den mistigen, besonders in Bezi«»
hung auf Todte. Rofeeraiié ist außer Gefahr, da*
gegen ist die Gefahr für Bnrnside um so drohender.
Südliche Berichte über die Schlacht.-—
Folgendes ist der officielle Bericht des Gen. BraM
über die beiden ersten Schlachttage (Samstag und
onntag):
„C i ea manga, 21. Sept. Nach zweitägige»
harten Kämpfen und einem verzweifelten WiderstaiH
von Seiten des Feindes, haben wir denselben auß
mehreren Stellungen getrieben allein er ist imm«
noch in unserer Front. Verlust schwer auf beid»
fiten, besonders an Offiziere». Wir haben 20 Kt»
noneii erbeutet und 2500 Gefangene gemacht.
Braxton Bragg/
Die Rebellen Blätter sind mit dem Resultat d!
2tâgigen Schlacht durchaus nicht zufrieden, sie schcj
»tn nichts Geringeres erwartet zu haben, als eiij
gänzliche Aufreibung der Roseerans'fchen Anne)
Ihre Verluste am Samstag und Sonntag geben
zu 5000 an. Unter den Getödtete» befinden sich
Generäle und unter den Verwundeten 8. Gott
Harris von Tennessee telegrafierte am Sonntag
Nacht: daß die zweitägigen Kämpfe kein entscheidet!»
deö Resultat geliefert haben, und daß die Rebell^»
2500 Gefangene und von 25 bis 30 Kanonen erteil»
teten. Am Montag dagegen telegraphirte er d«
Sieg der Rebellen fei ein vollständiger und fugt bei,
es wird berichtet, dvß wir 5000 Gefangene gemaeft
haben man erwartet, daß 20 weitete etobette Kano
nen ankommen werden.
Die Potomac Armee ist in Bewegung. Rs
eoguoseirungeu durch unsere Cavalleric haben dargk
than, daß Lee'ö Armee sich nach Gvrdsnsvillezurück»
gezogen hat.
N e w Notk, den 23. Sept. Die TimeS sagt:
Meade's Cavallerie und ein Theil seiner Jnfanteyie
befindet sich ans der südlichen Seite des Rapibati
unsere CavaUerie ist bis Orange Coitrihaus vorge
drungen, ohne eine starke Rebellenmacht anzutreffe»»
Die Rebellen sind nach Gordonsville zurückgefalle»^
wo in Bälde entweder eine Schlacht stattfinden «dßt
eine der beiden Armeen sich auf die Flucht be^ebD
muß.
Eine Spezial-Depesche an die Tribune vom Haupß
quartier der Potomac Armee datirt, den 22. Se^t»
sagt. Gen. Meade ist während der letzten 2 Tagt
beinahe auf de.selben Linie vorgerückt, wie Gen. Pope
im letzten Iahte. Gen.
vallerie gestern Abend Madison Courthaus frest|t
und den Feind durch die Straßen gejagt. Beinahe
alle männlichen Eimvehitet halten den Crt verlasse»«
Bon Charleston haben wir keine wichtig#*
Nachrichten. Beide Armeen sind mit der Errichtung
von Batterien beschäftigt, und unsere Flotte feie«.
Am Mittwoch raf'te ein Sturm, und hielt bis Don
nerstag Abend an. Zelte wurden weggeblasen, oder
durch die stürmische See weggeschwemmt, und die
Soldaten traten im Freien einem det heftigste» R*
geiistürme ausgesetzt, die je in jenerGegeiid vorkamen»
Viele Schiffe wurden von ihren Ankerplätzen gerisso»
abet glücklicher Weise ist keines gestrandet. .«
Für Liebhaber von Postfreimarken werben f5(»
geitde Notizen von Interesse fein „Die billigste Frei*
marke ist die französische zu 1 Centine, die theuerM
die ealifotnische zu 4 Dollars. Die am sauberste»
gravincn sind die von Neuschoitland, demnächst dt»
von Frankreich und Griechenland. Die unaiisehi»
lichsten sind die belgischen und die englischen Penny»
marken. Die größten sind die sibirischen, die klein»
Iii» die von Mecklenburg-Schweris. Das Bild der
Königin Victoria befindet sich auf 40 verschiedene»
Arten.
N e w U o k 2 3 S e U n e dem Scepter
Abrahams 1. hat das amerikanische Volk schon got
Manches erlebt, welches man in diesem great coua»
try früher nicht für möglich gehalten hätte. Zu diu
sen Ettiiiigenschasten gehören auch die geschlossene»
Gesellschaften, welche man jetzt häufig durch die Strâ
ßen eéeortitt werden sieht. Gestern wurden neu*
Deserteure, zwei und zwei zusammengeschlossen an ei
ner zwischen ihnen durchlaufenden Kette, nach de»
Park-Barracken gebracht. Einige der Leute sahen
vettecgebrätint aus, während andere kaum der Kin
derstube entlausen zu sriu schienen. Ei» schöner Frei»
heitokampf das zu dem die Streiter in Ketten ze»
schleift .-Verden. (Staaksztg.)
itttd
Buford
Columbus, j©., Donnerstag, R. October 1863 No. S
»,00 pmr rear, Invariably 1*
hat mit seiner Ca-