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Der westbote. [volume] (Columbus, Ohio) 1843-1871, November 26, 1863, Image 1

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Der Westbote»
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iÖ* Preis de« Jadrgailgt« in 13 Stemmers 3 W 11 $ ft to
•wauébewtlung.
IG» Stftcdnng« aas da« Blatt fSnatti nicht kechtet »erbte, »i
«l*t «eiligsten« fctr Betrag für 6 Monate (f 1) beigefügt iß.
Das Däschen vom Fände.
Eine Familien-Geschichte von Otfried Mylius.
sZortstvung.)
„@ti nur zufrleben, Panlinchen faqte der Kom»
merzienrath „mir zu Liebe magst Du Dich
noch
ne oder zwei Nächte in demKammerchen behelfen, bis
bit weiblichen Gäste fort sind dann bezieht Rudolph
eines der Gastzimmer, und Du hast wieder Dein
Dachstübchen für Dich allein!"
„Wie? ich soll nicht in der Fabrik wohnen 1" rief
der Neffe Buchhalter beinahe fröhlich überrascht.
Mit nichte« Du sollst mir hier im Haufe »u
Hand sein jederzeit, wann ich Dich bedarf, Rudolph/
„Aber die Tante, bester Onkel! Wird sie damit
einverstanden sein? Wird sie mir den Aerqer, icht
nachtragen, den ich ihr gestern Abend verursacht ha
6t?"
,Jch werde meinen Willen durchsetzen Rudolph
wem ich mein unbedingtes Vertrauen schenke, derber»
dient auch an meinem Tische zu speisen und mit mir
unter Einem Dache zu wohnen! Und alle Bitten und
aller Widerwille meiner Weibsleute sollen mich dieß,
mal nicht von meinem Entschluß abbringen 1 Sie
sollen und müssen Dich als Hausgenossen antiken»
nen.â
„(Sott geb's/ sagst dtr Buchhalter lächelnd „ich
bin nicht immer eine Kratzbürste, sondern beiße nur,
wenn man mir die Zähne meist 1'
„Ein echter Balder 1* sagte der Kommerzienrath.
„Utfctißtns brauchst Du Dich um die Frauensleute
gar nicht zu bekümmern. Geh Du Deinen Weg,
.tjaShifenlttA. und laß ihnen den ihrigen/
„Gewiß, Onkel! Aber wie ist's denn mit Vetter
Robe«? Wie fanden Sie ihn? Sie sprachen mir
noch gar nicht von ihm?"
„Robert? Ei nun, ein wackerer Junges sagte der
Kommerzienrath. „Ich fand ihn sehr verändert und
zu seinem Vortheil. Er ist gesetzt und ruhig gewor»
den, und hat in seinem Wesen etwas so Bescheidenes
und Freundliches, daß er mich mehr an seineMutter,!
als an meinen Bruder Lukas erinnerte. Du magst
ihm sagen, Pauline, daß ich ihn beim Gabelfrühstück!
begrüßen werde, weil ich erst den Neffen hier im Ge»
schatte tinführen, will. Und nun Gottbefohlen, liebes!
Kind 1" setzte er hinzu und griff nach Hut und Stock,
„Adieu, Oiikelchen I"
„Auf Wiedersehen, Väschen!" sagte der Bnchhal«
ter und gab Paulinen einen warmen Händedruck.
Es war schon nahe an Mittag, als Herr Balder
und Rudolph von der Fabrik zurückkehrten zum De»
jeuner. Als sie die Höhe erstiegen hatten und sich,
dem Landhause näherten, sahen sie einen Reiter den!
Zaun entlang sprengen, und der Buchhalter runzelte
die Stirne, als er in demselben den Herrn erkannte,'
welcher gestern Abend am Arme Ida's erschienen
war. Der Bursche macht Adelheiden eine Fenster«!
parade, dachte er, und fragte den Kommerzienrath,
als der Reiter grüßend vorüber geritten war: „Wer
ist der Herr da, Onkel, der Sie so freundlich gegrüßt
hat?"
„Ich weiß es nicht/ war die Antwort „ein Frem»
der, glaub' ich, ein Italiener, der hier in den Gast»
Höfen herumlungert und die jungen Fabrikanten
söhne lehrt, was sie noch nicht wissen. Ich kenne ihn
nicht/
„Und doch war tr gestern auf ihrtm Ballt. Onkel,
und ließ Bäschtn Ida nicht aus dtn Augtn und vom
Arme/
„Wirklich?" rief der Kommerzienrath erstaunt
„das möchte ich mir jtdoch bestens verbeten haben.
Daß er in meint Salons kommt, das geht meiner
Frau an aber um ihm Zutritt in der Familit zu
geben dazu btdarf tr, dtiik' ich, auch noch mtintr
Erlaubniß/
„Wit heißt tr denn?*
„Er nennt sich, glaub' ich, Damians ttttb gilt für
einen italienischen Flüchtling von Staudt/ versetzte
der Kommerzienrath.
„Damiani? Damians?* wiederholte Rudolph
nachdenklich „der Name ist mir zwar fremd, aber
dieses Gesicht muß ich schon irgendwo gesehen haben.
Aber wo? Das fällt mir jetzt um alle Welt nicht,
ein»
Mittlerweile hatten beide Herren das Landhans
erreicht und das elegante Familienziinmer betreten, i
wo die ganze Familie und die Gäste ihrer harrten.
Der Kommerzienrath begnügte sich, die Frau v. See-,
wald und thre beiden Töchter und die junge Gräsin'
Spaneck mit konventioneller Artigkeit zu begrüßen,
und bemerkte mit einiger Befriedigung, daß sie schon
wieder in Reisekleidern waren und von ihrer Heimkehr
sprachen. Er widmete sich seinem vermeintlichen
Holländer Neffen1, den er auf das Herzlichste begrüß
te, und überließ es Rudolph, sich die Gunst der Da»
men vom Hause wieder zu erwerben, welche er am
vergangenen Abend so muthwillig verscherzt hatte,
Den Buchhalter kümmerten jedoch die finsteren
Blicke nicht, die ihm die Tante zuwarf, geschweige
denn ihr einsilbiges Wesen. Er entschuldigte sich
nicht einmal wegen der Störung, die er gestern ver
ursacht hatte, sondern beklagte sich noch über die
Barschheit und verletzende Gleichgültigkeit, womit
ihm die Dienerschaft begegnet sei. Da aber mit der
Tante kein Gespräch anzuknüpfen war und sie von'
ihm zu Frau v. Seewald flüchtete, so wandte er sich
an Henriette, die etwas bleich und verstört am Fen»
ster stand und in den trüben Herbsttag hinausblickte.
Das kräftige, frische, dicke Mädchen war bewegt, und
sichtlich bemüht diese Bewegung zu verbergen, obschon
ihm dies nicht gelingen wollte.
„Guten Tag, Cousine! Zürnen anch Sie mir we
gen des gestrigen Auftritts 1" fragte der Buchhalter,!
und ergriff ohne Un stände ihre widerstrebende Hand. I
„Keineswegs, Herr Rudolph erwiderte sie ihm!
kalt. „Sie traten in eint Welt, die Ihnen fremd
war, und Ihr linkisches Benehmen ist deßhalb ver-j
zeihlich. Wir wollten Ihnen eine Demüthigung
«sparen, intern wir Sit nicht sogltich in diese Cirkel
einführten, für welche man sit trst gtbildet habtn
muß 1"
„Alltrdings, Cousint," sagtt der Buchhalter iron
isch. „Sie und die Tante hallen Recht gehabt, wenn
ich der Bauerntölpel wäre, für den Sie mich hielten,
und als welchen ich mich gestern gab. Allein ich
glaube, ein junger Mann, welcher in den ersten Han»
dels- Fabrikstädten Englands fünf Jahre lang gelebt
und auch einiges von der großen Welt gesehen hat,
der würde eventuell wohl ebenso viel Lebensart und
Wellgewandtheit an den Tag legen können, als die
Lieutenants und Stutzer einer deutschen Provinzial
Stadt
„Wir erfuhren dieß erst von Vetter Robert/ ent«
gegnete Henriette „hätten wir dieß gewußt oder auch
nur eine Ahnung davon gehabt, daß Sie ein Freund
von Vetter Robert sin*, so hätten wir...
„Natürlich, so wäre mir schon um des reichen Vet'
tert) teilten eine freundlichere Miene gezeigt worden
sagte der Buchhalter ironisch. „Aber sein Sie ge
recht, mein Fräulein, und gestehen Sie, daß es nicht
meine Schuld war, wenn Sie eist durch den Holläiv
der Neffen erfuhren, daß der Wetterfelder kein unge
hobelter Bauer sei, sondern ein gebildet« Kaufmann.
Gestehen Sie ferner, daß es wenig Sympathie von
Ihrer Seite für die Verwandten väierlichcrseils ver»
räth, eine Elkundigung unterlassen zu haben, die mit
wenigen Worten Sie über den Ankömmling anfge
klärt hätte, und daß es zum mindesten nicht sehr lo*
gisch gedacht war, einen tölpischen Bauernburschen
vom Dorfe für befähigt zu halten, den verantwortn
chen Posten eines Buchhalters in Ihres Vaters
Comptoir zn bekleiden/
Henriette biß sich auf die Lippen und konnte trotz
ihrer Weltgewandtheit ein leichtes Erröthen nicht ver
bergen. „Ich gebe zu, daß wir Ihre Epigramme ei«
uigermaßtn verdient haben, Herr Rudolph Balder/
gab sie nach einigem Besinnen znr Antwort.
„Ich ehre Sie irni der Gerechtigkeit willen, die In
dieiem Geständnisse liegt/ siel er in die Rede.
„Aber da Sie soeben auch unwillkürlich mir zuge
standen, daß der Auftritt von gestern Abend nur eine
Komödie war/ fuhr sie streng und stolz fort, „so ha
ben Sie sich sowohl des Rechts begeben, uns Vor
würfe zu machen, als des Rechts, von uns Vertranen
und freundliches Entgegenkommen zu erwarten!"
„Sie gehen zu weit, Cousine!* entgegnete der Buch«
Halter. „Verscherzt habe ich dadurch noch nichts
und ich denke, Sie sollten mich nicht ganz nngehört
verdammen.— Sie sollten erst die Motive kennen ler-
ei-
nen, welche mir jenen mnthwilligen Einfall eingaben,
'o zu erscheinen, wie man sich mich vorstellte. Sie
hätten um Vetter Roberts willen nicht einen solchen
Kontrast in dem Empfang unser beider an den Tag
legen sollen, da wir beide ja in gleichem Grade mit
Ihnen verwandt sind. Was mußte Robert von Jh
nen denken, wenn er erfuhr, daß diese Huldigungen
nur feinem Vermögen galten, nicht seinem verwandt
schaftlichen Verhältniß? Wie unangenehm mußte
ihn, den einreichen gemüthlichen Mann, die Verwahr
losung berühren, die man sich so geflissentlich gegen
seinen Vetter erlaubte, blos weil derselbe der Sohn
minder wohlhabender Eltern ist?—Schon um Ihrer
selbst willen hätten Sie und die Tante nicht in diesen
Fehler verfallen dürfen1"
Henriette erglühte und wandte den Blick ab ihre
Augen, schon zuvor mit Thränen voll, hatten Mühe,
diese zurückzuhalten.
„Glauben Sie nicht, daß seine plötzliche Wieder
abreise in einigem Zusammenhang mit dieser Gnt
tättschung steht, die Sie ihm bereiteten, Cousine?*
flüsterte er ihr zu.
Sie schrack zusammen, undheftete ihre großen Au
gen thränenfeucht auf ihn. „Wie? Sit wissen schon?
....Sprach er mit Ihnen darüber?"
„Ja, er äußerte gestern Abend, daß er heute wieder
abreisen müsse/
„Und sonst nichts? Bezeichnete et (einen Grund
für diese Nothwendigkeit?*
„Ach ja, mein Fräulein Familienrücksichten
dringende Geschäfte wegen Wahrung seiner Jntcres»
sen, zumal angesichts dieser Handelskrise... .*
„O, Sie wissen noch mehr! Sie müssen mir Alles
sagen, Herr Rudolph
»Bah, Cousine 1 Ich habe ja Ihr Vertrauen ver
scherzt!
„Vetter flüsterte Henriette „Sie sind grausam,
unversöhnlich vergeben Sie mir! Ich sehe ein, wie
gefährlich es ist, Sie zum Gegner zu haben
„Bäschen, es ist stets gefährlich, einen Mann zu
beleidigen und zu kränken!" erwiderte der Buchhalter.
„Jeder rechte Mann hält es für sein heiligstes Vor
recht, aus seinem Herzen keine Mördergrube zu ma
chen, und so Neigung wie Abneignng Freundschaft
und Geringschätzung offen an den Tag zn legen/
»Vetter, ich verspreche Ihnen, diesen Rath zn be
folgen Aber ich beschwört Sie, sagen Sie mir offen,
was Robert gesprochen hat 1" flüsterte sie in tiefer Bt
wtgnng mit fliegendem Athem und wogendem Bnscn.
„Er sprach mit Ihne» über mich, über uus alle
was sagte er? Ich bitte Sie, antworten Sit mir of
fen, geben Sie mir Wahrheit
„Dtr Vetter ist Ihnen herzlich gnt tr bewundert
Sie, tr ist überrascht, Sit so herrlich tntwickelt zu
finden, er hing mit einer gewissen Pietät und Innig
keit an Ihnen, als an einer Jngendncigung. Sie
sind vielleicht feine erste Liebe. Und dennoch ist er
einigermaßen enttäuscht...
„Wieso?" fiel ihm Henriette in'S Wort und er
griff unwillkürlich seine Hand.
„Er fand Sie stolzer und anspruchsvoller, als er
von Ihrem Geist und Verstand erwartet hatte—mer
ken Sie sich, Henriette, das sind seine eigenen Wor
te. —Er staunt über den zügellosen fürstlichen LnxuS
in diesem Hanfe, und fragt sich ob Ihnen das Be
wußtsein abhanden gekommen sei, daß Sie nur einen
Kaufmann, einen Bürger zum Vater haben.
Er ist nicht erbaut von dieser kalten Vornehmheit,
van diesen leeren Ostentationen die hier im Hanse
eingerissen sind. Und dieß dürfen Sie ihm nicht übel
nehmen, Cousine! er ist ein Hollander, ist Kaufmann
wie wir, ist ein Mann, der den Werth des Geldes um
so mehr schätzt, als er weiß, wie schwer es zu verdie
nen ist und welch' ein Mittel es, wohlgehütet und
wohlbenützt, zur Wohlfahrt Aller werden kann I Und
aus der rauschenden Musik heraus, tönte ihm der
Nothschrei der Armen, die gestern in der Fabrik brod
los wurden...
»Das Frühstück ist angerichtet I* rief der Lakai zur
Thür herein.
„Ihren Arm, Fräulein 1* flüsterte der Buchhalter,
und Henriette legte ihn in den seinigen, des erstaun
ten zornigen Blickes nicht achtend, welchen die Kom
merzienräthin dem frechen Buchhalter, und des tadeln
den, den sie ihrer Tochter zuwarf.
Das Frühstücks,«mer lag im Erdgeschoß, und im
Hinuntergehen flüsterte Henriette: „Vetter Robert
hat nicht ganz Unrecht, obschon er vielleicht uns all»
zuviel Schuld beimißt. Wenn ich wüßte, waß sein
Ideal ist von einer Frau, so würd' ich mir alle Mü»
he geben, demselben nachzustreben. Und welch' eiuj
Unsttrn, daß er gerade wieder abreisen muß wo wir!
uns nur vor Fremden, nur auf dem Ball gesehen ha»
ben! Welche Unannehmlichkeit, daß wir selbst heute,
durch die Anwesenheit dtr Gäste gleichsam beengt unb
getrennt ...
„Sein Sie überzeugt, daß er dies nicht weniger!
fühlt als Sie, Cousine!" fiel ihr der Buchhalter in'
die Rede. „Das eben ist ja der Finch jeder natnrwid»!
rigen Handlung, daß sie ihren verderblichen Einfluß
nach allen Seiten hin geltend macht/
„Sein Sie edel und großmüthig, Vetter/bat Hen
riette, „und versichern Sie ihn, daß ich diesen Glanz
missen kann und daß ich alles aufbieten werde ihn
bei seiner Wiederkehr in einfachere, herzlichere und
gemüthlichere Verhältnisse einzuführen. Es war ein
Mißgriff der Mama, ihn durch tin so rauschendes
Fest ehren zu wollen, weil sie in ihm nur den an»
sptuchsvolleu Großstädter vermuthete. Und nun hat
et lit Comtesse zu Tisch geführt, und ich verliere
ihn/
„Und auch mich, Cousine ich will die Abgunst der
Tante nicht noch höher steigern, indem ich neben Ih
nen eine Stelle am Tischt einnehmt. Mein Platz ist
dort unten/
Alle hatten sich schon gesetzt und ihrt Servittttn
ausgebreitet, nur der Buchhalter stand noch vor dem
einzigen leeren Convert. „Nun, Rudolph! was zö
gerst Du 1" fragte der Kommerzienrath.
„Ich sehe kein Convert für mich hitr, denn ditsts
ist ohne Zweifel für Paulinen trwidtrtt tr.
Die Kommerzienräthin erglühte, warf ihm einen
gehässigen Blick zu und wollte eint bittere Bemerkung
machen aber ihr Gatte kam ihr znvor, nickte ihm be
deutsam zu und sagte lächelnd und bestimmt: „Du
hast Recht, Rudolph Pauline fehlt noch. Legen
Sit ihr ein Convert ant, Franz, und rufen Sie sie.
Ich will die ganze Familie um mich sehen/
Die Kommerzienräihin wollte vor Grimm bersten,
mußte aber um des Scheines von Frieden willen die
se Weisung bestätigen. Der Buchhalter setzte sich erst,
als Pauline erstaunt und erröthe»d eintrat und nur
durch wiederholte Befehle des Oheims und der Tan»
te bewogen ward, sich mit an den Tisch zu fetzen.
9.
E3 ist zum Todtärgern —ich bin nicht mehr Her
riii in meinem Hanse, mein Kind sagte die Kom
merzienräthin nach dem Frühstück zn ihrer jüngeren
Tochter. „Hast' Du welch' impertinente
Frechheit dieser Wctterfelder"Bauernjnnge hatte, um
es zu ertrotzen, daß Pauline an den Familientisch
komme, und sogar noch Angesichts der vornehmen
Gäste. Er that es nur um mich zu quälen und zu
kränken und sich bei eurem schwächen Vater einzu
schmeicheln, den er gegen mich aufhetzt. Aber mir Ge
dnld, Bürschchen wir wollen Dir dieß nicht verges
sen Wir haben schon mehr solcher Nissen aus dem
Hanse geschafft/
„Sie sollten mit diesem aber eine Ausnahmt ma
chen, theuerste Mama versetzte Ida schmachtend.—
„Er scheint mir von einem zäheren Schlage als
Andern, und Sie dürften nicht so leicht mit ihm fer
tig werden. Er ist ein bedentender Mensch, beste Ma
ma, ein wahrer Held Sahen Sie nicht, mit welcher
klassischen Ruhe er das Ding mit Panlinen vorbrach
te, wie fest und ruhig er mit seinem scharfen dnnkel»
grauen Ange Ihren Blick aushielt Das hätte ein
gewöhnlicher Mensch nicht vermocht und seine Be
sonnenheit, Rnhe und Willensfestigkeit haben mir ei
»e wahre Bewunderung abgenöthigt/
„Gänschen versetzte die Kommerzienräthin tut»
muthig „Was Du mit so hochtönenden Namen be
legst, das ist mir nur eine maßlose Frechheit und
Unverschämtheit. Hat man je eine solche Anmaßung
erlebt, daß ei» Mensch, der kaum eine Nacht in un
serem Hause als Gast ist, sich vermißt, die wohler
wogene Hausordnung umzustoßen?"
„Aber gestehen Sie wenigstens, beste Mama, daß
er es mit einer bewundernswerten Wurde und einem
unzerstörbaren Aplomp that!" wandte Ida ein. „Und
hernach, als die Rede ans das Reisen kam und auf
englisches Leben, sprach er da nicht wie ein Buch?—
er, den wir für einen ungehobelten Bauernjungen
hielten, frisch vom Pfluge hinweg 1*
„Das eben ist es ja was mich noch am meisten
empört sagte die Kommerzienräthin „gestern spiel
te er den dummen Jungen, um nns zu demüthigen,
und heute sucht er uns zu beschämen durch Eigen
schaften, die wir ihm nicht zutrauten das eben ist
es, was mir ihn so fatal und unausstehlich macht.—
Und sahst Du nicht, wit er sich sogar bei Henrietten
insinnirt hat
„Das wundert mich gar nicht, liebe Mama/ ver
setzte Ida „wenn ich ihn erst näher kennen würde,
wäre ich im Stande, für ihn zu schwärmen. Er ist so
kühn, so sicher, so .... so ganz wie der Held eines
Romans/
„Jenun, Jdchen, der Roman soll kurz sein, den er
in unserem Haust spielt sagte ihre Mutter mit
mühsam verhaltenem Ingrimm. „Der Lump, der
unser Gnadenbrod ißt! Wie ganz anders ist doch
Vetter Robert! Wie fein und freundlich, wie ver
bindlich und fügsam, und was ist er gegen den Wet«
terfelder Banernjnngen/
Der Buchhalter, welchem diese Diatriben galten,
saß mittlerweile mit dem Holländer Vetter und dem
Oheim an einem Fenster des FrühstückSzimmers und
plauderte übet Geldmarkt und Handelskrisen. Es
entging ihm nicht, daß die Blicke der Tante auf ihm
weilten, aber ihr grimmiger Ausdruck störte ihn nicht
im mindesten, und sein An^e begegnete dem ihrigen
gelassen und unbefangen. Henriette widmete sich den
vier Damen, welche sich vir Abreise anschickten, und
Pauline räumte den FrühftückStisch ab. Jetzt kamen
die Frau von Seewald und ihre Tochter und die
Comtesse in Reisemänteln und Pelzen herein, verab
schiedeten sich laut und mit einem ungemeinen Auf#
wand von Herzlichkeit von ihren Wirthen, und tritt»
den von der ganzen Familie des Kommerziepratbs an
den harrenden Wagen begleitet selbst der Holländer
Ntfft ging in aufopfernder Artigkeit mit.
„Nun, Bäschen, habe ich es nicht fertig gebracht,
Sie zur Tischnachbarin zu bekommen 1" fragte der
Buchhalter, sobald er mit Paulinen allein war.
„Sie, Vetter? Also Sie Haben es gethan?" erwi»
bette sie. „Ich danke Ihnen für Ihre Freundlichkeit,
aber ich wünschte, Sie hätten es nicht gewagt. Die
Tante vergißt das nie wieder/
„Bah, sie soll Ihnen nichts dafür anhaben, Bäs»
chen/ sagte der Buchhalter. „Sie flehen unter mei
nem Schlitz/
„Wer spricht von mir, Vetter? Ich meinerseits
fürchte die Tante gar nicht so sehr!" erwiederte Pau»
line. „Ueber kurz oder laug vertreibt sie mich doch
aus dem Hause darauf bin ich längst gefaßt. Aber
ich finde dann leicht ein Unterkommen als Putzma
cherin, als Ladenmädchen u. dgl., und wenn ich auch
den Onkel ungern verlasse, so verliert er an mit sel
ber doch nicht viel. Wie ganz anders dagegen an
Ihnen, Vetter? Er bedarf Ihrer so sehr, und hat
sich to lange auf Ihr Eintreffen gefrent, und wenn es
der Tante nun dennoch gelingt, Sie aus dem Haufe
zu beiße»?.../
„Das bringt fit nicht ftrtig, Bäschtn/ sagtt der
Bnchhalttr mit
ironischem
Lächeln „ich .fürchte sie
nicht."
„O, sie setzt bei dem guten'Onkel alles durch
meinte Pauline, „sie verg'ßt nie eine Beleidigung und
ihr Groll keimt keine Rücksicht. Und der Gedanke,
Vetter, daß Sie um meinetwillen so viel gewagt und
der Onkel Gefahr laufen soll, Sie wieder zu verlie»
ten, ist mit unerträglich/
„Diese Uneigenniitzizkeit ist rührend, Bäschen
aber ich versichere Sie, Ihre Besorgniß um mich ist
ungcgründet/ sagte der Buchhaltet. „Ich trotze der
Tante in ihrem eigenen Hanse und es soll nicht die
letzte herbe Lehre sein, die ich ihr geben werde, um
ihren Hochmuth heruuterzustimmen. Und dennoch ge»
he ich jede Wette ein, daß sie mich nicht aus diesem
Hanse vertreiben soll, oder daß ich dieses Haus nicht
anders verlasse, als mit Ihnen, Bäschen/
„Wie soll ich das verstehen?" fragte sit vtrwun
bett und blickte ihm betroffen in die Augen.
„Stille, man kommt!" flüsterte er „aber behalten
Sie es im Gedächtniß: ich nicht ohne Sit, Sit nicht
ohne mich/
Die Entfernung der Gäste schien tintn gewissen
Zwang von den Mitgliedern des kleinen Kreises ge
nommen zn haben und es bildeten sich sogleich zwang
lose Gruppen nach freier Wahl und Neigung. Hen
riette gesellte sich zu dem Holländer Vetter und ging
mit ihm in den Garten-Salon, bis die Räume im
obern Stockwerke von den Domestiken gereinigt und
geiäinnt, und die Spuren des qestrigen Festes varans
entfernt worden waren. Die Commeizienräthin ging
hinauf, um dies zu betreiben und ihr Gatte vertiefte
sich in Zeitungen, welche die Morgenpost gebracht
hatte. Pauline ging ihren häuslichen Geschäften
nach, und so ward es dem Buchhalter leicht, sich Ida
zu nähern, die in den „Fliegenden Blättern" blätter
te und sichtlich erwartete, von dem Vetter angeredet
zu werden. Bald hatte der Buchhalter auch dtn Ton
gefunden, Ii
in Ida in eine angelegentliche Unttrhal»
tung zu verwickeln, in deren Verlauf sie ihn in den
Gartensalon hinüberführtt, wo sie Henrietten und den
Vetter Robert schon im angelegentlichsten Gespräche
fanden.
Der vermeintliche Holländer Vetter beobachtete ge»
genübet von Henrietten jene schüchterne,-beeiferte, ver
ehrunzsvolle Ergebenheit, welche namentlich dann
ungemein schmeichelhaft und insinnirend wirkt, wenn
sie von einem Manne von sicheret Stellung und be
gtüudetem Ansehen ausgeht. Es liegt darin ein
Verzicht auf die Geltendmachung der eigenen Persön
lichkeit und des persönlichen Werthes, welche den
Frauen stets eine gewisse dankbare Anerkennung ab»
nöthigt. Seine Huldigungen hatten etwas eigen»
thümlich demüthiges, werbendes, so zwar, daß Henri
ette anfangs darob erstaunt und verblüff! gewesen,
und erst nach und nach ahnend diejenige Erklärung
davon gefunden hatte, welche fur ihr Selbstbewußt
sein so schmeichelhaft und befriedigend sein mußte.
Sie gab sich daher die größte Muhe, ihm gegenüber
denselben Ton anzuschlagen, und so gewann dieser
Verkehr ohne beider Wissen und Willen eine Zartheit
und Wärme, welche eine mehr als vorübergehende
Wirkung ausüben mußten.
Ganz anders war die Unterhaltung Ida's und des
Buchhalters. Sie verehrte ihn mit einer erzwunge»
nen Bewunderung sie legte in ihn ein Ideal hinein,
bem er nicht gerecht werden konnte und wollte, denn
er gab sich offen, gerade und natürlich. Und dazwi-!
schen hinein bestürmte Ida ihn wieder mit Fragen
englische Zustände betreffend, von denen sie durch Lee
jiire vi-sler-englischen Romane ein verworrenes, schie
fes der Wahrbeit eher entrücktes Bild gewonnen
hatte, oder befragte ihn übet Italien und seine Zu
stände, oder plauderte von dem gestrigen Balle, auf
dem sie sich so köstlich ainüsirt habe. Dabei gedachte sie
mehrfach ihres vorzugsweise» Tänzers, des Grafen
Damian!, von dessen feinen Manieren und großer
Welterfahrnng sie nicht genug zn rühmen wnßte.
„Das ist wohl derselbe Herr, Cousine, welcher Ih
nen vor anderthalb Stunden hier Fensterparade ritt?"
fragte der Buchhalter.
Ida erröthete und gab sich bm Anschein, als ob sie
davon nichts wisse abet sit ward sichtlich geschmei
chelt von dieser Huldigung.
„Wie lange ist der Herr von Damiani schon hier?"
fragte der Buchhalter, und erfuhr nun, daß ein jun«
get Herr aus der Stadt den Fremdtn im Herbst aus
irgend einem fashionablen Bade mitgebracht habe:
daß Damiani für gewöhnlich in Paris lebe und auch
dorthin zurückzukehren gedenke, sobald et erst etwas
mehr von Deutschland gesehen haben werde. „Sit
sollten ihn kennen, Vetter!" sagte Ida unter Aiidetttf
im Tone eines überschwenglichen Entzückens. „Wie
fein nnd gebildet, wie gewandt und liebenswürdig et
ist! Er singt reizend und mit einem unübertreffliche»
Pathos. Er hat Geist und Witz und schon der wnn
derhübsche fremdartige Accent, womit et deutsch und
Westbote.
französisch radebrecht, ist charmant. Ach, er ist all
zulieb, allzu einnehmend/
„Wirklich?" versetzte der Buchhalter ironisch „neh
mtn Sit Ihr Herzchen in Acht, Cousine solche
fremde Herren von Standi sind jungen Erbinnen sehr
gefährlich."
Ida erglühte wit tint Päcnit, und wandtt sich ab
um mit tinetn Papagti zu tändtln. Dtr Buchhal
tcr aber schien gedankenvoll und trat an tin Aqua
rium.
„Denken Sie sich, Herr Rudolph, Vetter Robert
ist nicht festzuhalten! Er reist mit dem Nachtzuge ab!"
rief Henriette herüber, um ihn wenigstens nicht unbe
achtet zu lassen.
„Wirklich? kann er sich so leicht wieber losreißen?"
fragte der Buchhalter ironisch. „Du willst nicht
bleiben, Vetter?"
„Du wirst am besten zu beurtheilen wissen, ob ich
bleiben kann oder scheiden muß!" erwiederte dieser
mit einer versteckten Bezüglichkeit, worin sich der
Schmerz des Scheidens deutlich genug verrieth.
„So wie die Sachen stehen, lieber Vetter, kann ich
nur Deinen Entschluß billigen, noch heute abzureisen
und Deine Angelegenheiten tn der Heimath möglichst
rasch zn ordnen. Der Mann soll nichts Höheres
kennen, als dit Pflicht. Das ist auch meine An*
ficht und ehi Grundsatz!" sagtt der Buchhalter.
„Was sonnen einige Wochen mehr oder weniger nach
solch langer Trennung in's Gewicht fallen, wenn es
das Wohl oder Wehe einer ganzen Zukunft
gilt?"
„Einer Zukunft?" rief Henriette erblassend. „Steht
denn wirklich so viel auf dem Spiele?"
„Glauben Sie, der Vetter vermöchte sich sonst aus
dem Zauberkreise Ihrer Nähe loszureißen, wenn we
niget für ihn riskirt wäre?" fragte der Buchhalter
lächelnd.
„Ah, Sie können auch galant sein, Herr Rudolph?"
rief Henriette, ihre leichte Verlegenheit hinwegznscher
zen „ein neuer Vorzug, den ich hier an Ihnen ent
decke Und nun nahm die Unterhaltung den Cha
ratter jenes leichten, tändelnden, scherzhaften Geplau
ders an, mit welchem wit so häufig die tiefet gehen»
den Bewegungen unsers Gemüths zu maskiren un
ternehmen, weil wir sie vor Anderen nicht an die Er
scheinung treten lassen wollen.
Unterdessen hatte Frau Balder mit ihrem Gatten
im Ftühstückszimmet eine andere Unterredung. Ge
wöhnt, ihren Willen souverän und absolut gültig zu
sehen, verlangte sie vom Kommerzienrath der neue
Buchhaltet solle auf der Fabrik wohuen und sich sei»
ne Kost im Gasthofe nehmen Paulint aber fürder
vom Familientische ferngehalten werden.
„Du verlangst Unsinniges," hatte Herr Balder
geantwortet. „Rudolph bleibt hier, wohnt hier,
speist mit uns, und ist mit immer naht, so daß
ich ihn zu jeder Stundt der Nacht rufen und mit ihm
arbeite» kann. So langt et hier, speist aber auch
meine Nichte Pauline an unserm Tischt. Das sind
nun abgemachte Geschichten, Albertine, von denen ich
mit kein Jota abbrechen lasse, denn ich habe meine
Verfügungen deßhalb schon gegeben."
„Und ohne mich zuvor zu fragen? ohne meine
Zustimmung, die ich doch in meinem Hauswesen
nothwendig Herrin bleiben muß? Und Du glaichst,
ich werde darauf eingehen?"
„Unnützer Streit, Albertine! es bleibt bei meiner
Verfügung!"
„Mit nichten ich bin die Hausfrau!"
„Und aus meiner Kasse fließen die Mittel zu Dei
nem Hauswesen, das ich meines Erachtens doch
wahrhaftig theuer genug bezahle, um Deinen Gä
sten gegenüber ebenfalls auch einige von mir gebetene
bei Tische zu sehen!"
„Das ist wieder Dein boshafter Hohn, Gottfried
das thust Du mit zu leid, um mich zu kränken unb
zu demüthigen weil Du weißt, daß dieser Rudolph
mich gestern empfindlich beleidigt hat!"
„Sei nicht lächerlich, Albertine! ich habe Dir
meine Gründe bereits angegeben, und ich bleibe un
erschütterlich. Uebrigens ist es seltsam, daß Du mich
eintö boshaften Hohns beschuldigst, Du, die mir nie
etwas zu Gefallen thun kann? die in schrankenloser
Selbstsucht nie auf meine Wünsche und Bitten hört!"
Der Streit war auf dem Punkte, in eine jener ge
hässigen lauten Zwistigkeiten auszubrechen, die
solchen Ehe» häufig sind. Aber der Kommerzienrath
stand gelassen auf, sah seine Gattin fest an und sagte:
„Laß uns abbrechen, Albertine! Unfriede zerstört,
und ich habe meine Ruhe nöthiger als je. Stelltest
Du Dich geflissendlich nicht blind und tanb, so muß*
test Du sehen, daß unsere Verhältnisse auf einem
Wendepunkte stehen, von welchem Wohl und Wehe
Vieler, nicht nur unser eigenes, abhängt. Die nach*
sten Monate, Wochen oder Tage schon können eine
Entscheidung bringen, vor welcher ich zittere. Willst
Du mir durch häuslichen Hader vollends die Festig
keit und Ruhe des Gemüths ranben, deren ich so
dringend bedarf, so thue es auf Deine Gefahr. Aber
wenn dann die Waage sinkt, dann erinnert Dich an
das gehäufte Maß Deiner Verschuldung, und bewei
nt Deine Kinder, die Du durch Deinen Uebermuth
arm gemacht hast I"
Damit verließ tr das Zimmer unb nach einigen
Minuten auch das Haus mit dem neuen Buchhalter.
Frau Balder sah ihm in wortlosem Erstaunen nach.
Diesen Ton hatte et noch nie angeschlagen diese
Ruhe war tin Mitttlding von Resignation und Ver
zweiflnng diese Sprache klang ihr wie ein Traum.
Eine vage, ahnungsvolle Angst zog in ihre Seele ein,
und erfüllte sie mit Granen. Allein sie war ein
Weib, herrschgcwohnt und eigensinnig sie wollte ge
genüber von dem Neffen Recht behalten und ihre
häusliche Autorität wahren. Daher suchte sie ihrt Töch
ttr noch einmal auf, um sich bei diesen und Robert über
de» anmaßenden Wetterfelder Neffen zu beklage».
Zu ihrem Erstaunen aber fand sie auch diese drei auf
btr Stitt dts Buchhalters.
„Ich gebe zu, daß Rudolph gtsttrn Abenb sich ei
nen ziemlich derben Scherz erlaubt hatte," sagte der
vermeintliche Vetter Robert „allein Sie müssen ihn
wenigstens einigermaßen entschuldigen: Rudolph war
gereizt durch die Zurücksetzung und Geringschätzung
mit weichet er empfange» wurde, durch die kalte Bo»
denkammct, die man ihm angewiesen hatte, welcher
doch durch den lieben Oheim zu einem solchen Ver
trancnsposten im Hause berufen worden war. Be
denken Sie ferner, daß es ihn, einen solch' nahen
Verwandten des Hauses, kränken mußte, wenn ihm
die Domestiken zumutheten, er solle sich schlechthin
nur zu Bette legen, weil eine Festlichkeit im Hanse
sei, von welcher tr sich förmlich ansgeschlossen betrach
ten mußte. Erwägen Sie ferner, daß er mich, der
Ihrem Hause um fein Haarbreit näher verwandt ist,
in sürstlich möblirten Zimmern auf das zuvorkom
mendste aufgenommen sah, und daß er sich, da er an
persönlichen Verdienst und Kenntnissen mir sicher
Überlegen ist, hiedurch auf verletzende Weise an den
Unterschied unserer äußern Lebensstellung erinnert se
hen mußte. Erwägen Sie ferner, daß ihm außer
Paulinen keine befreundete liebe Hand den Willkom
men bot, und Sie werden sicher fein Betragen von
gestern und heute minder schuldig und sogar einiger«
maßen gerechtfertigt finden!"
Die Kommerzienräthin biß sich auf die Lippen und
schüttelte den Kopf, denn sie war nicht so leicht zu
überzeugen. Henriette aber meinte: „Vergcss'n wir
diese leidige Geschichte, liebe Mama! Unsere Schuld
war keine absichtliche, sondern nur ei» Irrthum, weil
wir t» dem ntutii Vetter aus Wetlerfeld nur einen
unbeholfenen, ungeleckten jungen Menschen erwarteten.
Papa hat uns nie gejagt, daß Rudolph sein beson»
derer Schützling ist und ein durch Reisen und L.etii
te nnd gute Erziehung gebildeter Mensch, auf welchen
auch Vetter Robert seht große Stücke hält ..."
„Du, Robert kennst Du ihn denn?" fragte bit
KomMerzienräthin.
„Den Rudolph aus Wetterfeld fragte dieser unb
fuhr, als die Kommerzienräthin bejahte, mit freund«
licherem Lächeln fort: „Gewiß kenne ich ihn und sehr
genau, beste Tante! Ich nehme den herzlichsten An«
theil aii ihm, denn ich bin überzeugt von seiner auf«
richtigen Dankbarkeit gegen Onkel Gottfried, der ihn
erziehen und reisen ließ, und von seinem redlichsten,
beeifertsten Bestreben, diese Dankbarkeit dem Oheim
durch die treuesteu Dienste an den Tag zu legen.
Fürwahr, beste Tante, was Sie ihm thun, bas be
trachte ich mir erwiesen, und ich lege daher jetzt förm
lich und inständig eine recht freundliche Fürbitte für
ihn ein, worin ich auch Paulinen einschließe, weil ich
weiß, daß Rudolph's Eltern und ganze Familie seit
alten Zeiten mit der Familie Paulinen's eng befreuu
bet waren und das arme Kind wirklich einer li.bevol«
len freundlich«! Behandlung ftht bedarf. Eint
Dopptlwaift, ohne Heimath, ohne Vermögen, in
dieser Jugend und Unerfahrenheit schon allen Ein
flüssen einer unbarmherzigen Welt blosgestellt ver
dient ein solches Geschöpf nicht etwas Wohlwollen
und herzlicht Thtilnahmt?"
„O gewiß, und sie kann sich auch sicher über einen
Mangel daran in unserem Haufe nicht beklagen/ et
widerte die Kommerzienräthin. „Aber Du begreifst
doch, lieber Neffe, daß Paulinens Erziehung sie noch
nicht salonfähig gemacht hat und baß sie noch sehr
linkisch ist...."
„Und daß sit eigentlich gerade aus dieser Scheu
und Befangenheit sich lieber mit den Domestiken be»
freundete, als an uns anschloß ergänzte Henriette.
„Mama wollte ihr deßhalb Unterricht ertheilen lassen
oder sie in einer Erziehungsanstalt unterbringen, aber
sie wollte nicht...."
„Sie hat feinen Drang nach Bilbung »ersetzte
Ida.
„Oder sit scheut sich vielmehr vor der fremden,
frtiidenlostn Umgtbunz in tintt solchen Erziehungs
anstalt wandte Robert ein „der Uebergang aus
dem einfachen, traulichen Vaterhause mit seiner treu»
hetzigen, schlichten Weise wäre natürlich wie tin
Mehltha» auf dieses junge Gemüth gefallen, und da
rum schreckte Pauline wohl davor zurück. Bedenken
wir doch, daß der Mensch etwas Liebe und Wohltvol«
len bedarf, um gut zn bleiben! Und Paulinens
Schicksal, welches mir noch von meinem Vater beson
dtrs auf dif Seele gebunden worden ist, geht mit in
der That so nahe wie dem Vetter, und Sie, beste
Tante, und ihr, meine holden Cousinen! könnt mir
iii meiner Abwesenheit keine aröß re Liebe erweisen,
als wenn ihr dem Vetter und
Der Zng fuhr vor, die Flügelthüren des Warte
saales wurden geöffnet, die Scheidestunde schlug.
Robert umarmte den Oheim und Ida, drückte dem
Buchhalter noch die Hand, und kehrte sich jetzt zu
Henrietten, welche laut schluchzte.
„Auf Wiedersehen meine liebe, theure Henriette!"
flüsterte er ihr zu und schloß sie in feine Arme unb bet
Kuß, welchen tr ihr auf bit Wange drückte, war län
ger und zärtlicher, als sich wohl für tintn tinfachen
Vetter paßte.
„O, mein Geliebter!" flüsterte sie zurück „fchrtib
mit bald oder ich sttrbt vor Sehnsucht nach Dir l"
„Morgen schon 1 morgen von Frankfurt aus, mein
süßes Leben!" erwiederte der Vetter „laß uns schrift
lich uns sage», wie viel wir uns gegenseitig sind!"—
Dann noch eine Umarmung, ein Kuß, ein Händedruck
und der Vetter eilte in einen Waggon, »nd ehe er
sich noch recht bequem gemacht, branSte bet Zug da
von ulid in die dunkle Nacht hinein.
10.
Der Buchhalter war nun schon feit einigen Wo
che» in seiner neuen Stellung thätig, und genoß des
Kommerzicnraihs ganzes Vertrauen aber keine Stel»
lung zu der Tante Albertine war noch um kein Hiat
besser geworden. Er hütete sich zwar sehr, das Miß1
fallen der Ksmmerzienräthin geflissentlich auf sich zu
ziehen, allein er verschmähte eé auch durch Kriechen
oder Schmeicheln dem Borurtheile der Tante gegen
ihn etwas abzubrechen. Vielmehr äußerte er sich oft
mit einet unverhohlenen Ironie übet den thörichten
Luxus, welcher in diesem Hause nur ans bloßer Os
tfniation getrieben wurde, um es den übrigen Fami
jlien zuvorzuthun, aus bloßer Eitelkeit, um andere
zu übe»strahlen. Er spottete übet den Müssigang der
Cousinen und lobte in ihrer Anwesenheit Paulinens
iRührigkeit und A istelliakeit er setzte des arbeitsa
men Mädchens Gesundheit, Frische und Heiterkeit
den „Nervenleiden", der Migräne und den häufigen
[Verstimmungen von Henrietten und Adelheid gegen
Über, und verscherzte dadurch dasWohlwollen, welches
[ihm die Cousinen anfangs gezollt hatten, eitiigerma»
ßen.
Die häuslichen Zustände waren seit seiner Abwe
senheit nicht gerade besser geworden. War auch jenem
pninkoollen und in seinem Hauptzwecke erfolglosen
!Feste eine gewisse Einschränkung in einzelnen Theilen
!gefolgt, so war dtr Aufwand im Allgemeinen nicht
'wesentlich vermindert worden, und dct Kommerziell
.rath war ungehalten Über jede Ausgabe, welche seine
Fran ans die Kasse zog, Er selbst ward von seine»
'geschäftlichen Sorgen gerade jrtzt so seht in Anipnich
I genommen, daß er sich um die Familien-Augelegtn
Helten wenig oder gar nicht bekümmern konnte. Keine
Post kam, ohne Verluste zu melden oder BeH'irchtnn»
ge» zu solche» zu geben und er hatte kaltes Blut unb
I seine volle Besonnenheit nöthig, um bei den Verlu
fit» einerseits und den Ansprüchen seiner eignen Gläu
biger andererseits das Gebäude seiner Passiven im
Gleichgewicht zu erhalten und fein Fahrzeug durch
alle diese Fährlichkeiten sicher hindurch zu steuern.
Aber selbst dieß wäre ihm, dem direkt Betheiligten,
nicht möglich gewesen, hätte er nicht in dem Neffen
Buchhaitee einen durchaus nichtigen unb umsichtigen
kaltblütigen und besonnenen Kaufmann zur Hand ge
habt, dem ein außerordentliches Glück eigen zu sein
schien. Wenn die deutschen Bankiers ihre Vorschüsst
zurückverlangten und von fernerem Kredit nicht mehr
hören wollten, so gelang es einem einzigen Briefe bes
Buchhalters, bei den ungleich vorsichtigeren ersten
Firmen Hollands und Englands, selbst in dieser Zeit
Kredit zn erhalten, und durch die Verbindung mit
solchen Häusern auch die deutschen Bankiers wieder
vertrauensvoller zu machen. Wenn der Kommerziell
rail) oft verzweifeln wollte und alles verloren wähnte,
wußte der Buchhalter noch Rath, und wie dnrch Zan
berschlag wichen vor seinem Zugreife» alle Schwie
rigkeiten.
Unter bieten Verhältnissen, wo bie wichtigsten In
teresse» des Kaufmanns Herrn Balder beschäftigen,
wo 'örmlich Wohl und Wehe seinen Familie nnd der
Erfolg der Thätigkeit eines ganzes Lebens auf dem
Spiele stand, was es dem Kommerzienrath nicht zu
verdenken, daß et dem Bennden feinet Tschtet keine
große Aufmerksamkeit zuwandte, geschweige denn gar
die Veränderung bemerkte, welche mit ihnen vorge
gangen war. Henriette, die kräftige, blühende, wohl
beleibte, war blaß nnd mager geworden und zeigte
einen gedankenvollen Ernst, der ihr seither fremd ge
»resen war. Ida dagegen fand keinen Geschmack mehr
au Romanen, sondern trieb entweder emsig italieni
sche Sprachstudien oder vergrub sich in der Einsam
keit ihres Zimmerchens.
Dieß alles war dem Vetter Buchhalter nicht ent
gangen, und er hatte den Schlüssel zu Henriettens
unruhiger, aufgeregter Stimmung, wie zn Ida's
stiller Träumerei. Er wtiß'e von dem abwesenden
Vetter, wie sehr derselbe in Henriette verli.bt trat,
und schloß aus dem Gemüthsu'staude dieser, daß auch
sie die Neigung des Veiters erwiderte. Ebenso hatte
et auch den Grafen Damiani nicht aus de.n Ange
verloren, und deutlich wahrgenommen, welche Müht
sich derselbe gab, Ida's Herz und Vertrauen zn ge
winnen, ein Vorhaben, welchem sich der Buch
halter jedoch alles Ernstes zu widersetzen und das
zu vereiteln gelobt hatte, so seht auch Frau Alberti»
»WWI
Mo. 13.
Panlinen mit Nachsicht,
Duldung und Wohlwollen begegnet. Diese Hoff
nung wird mir den Abschied wesentlich erleichtern,
und die Freude des Wiedersehens bedeutend er
höhen
Diese Hindeutung auf das bevorstehende Scheiden
gab dem Gespräch eine andere Wendung, und da sein
Entschluß nicht zu erschüttern war, so gönnte die
Kommerzienräthin in schlauer Berechnung Henriet
ten und ihrem Vetter noch einige Stunden ungestör
ten Beisammenseins und Abtausches. Nach dem
Diner fuhr er in des Kommerzieiiraths Equipage auf
ben Bahnhof Onkel Gottfried und seine Töchter be
gleiteten ihn dahin auf dem Bahnhofe selbst warte«
te der Vetter Buchhalter, nahm den Holländer etwas
bei Seite und händigte ihm nach einer kurzen Unter
tednng noch ein Päckchen ein, welches der Reifeferti*
ge sorglich in der Brusttasche verwahrte, ehe er sich
wieder zu den Andern wandte.
et
UEli WESTBOTE.
Der Äticfl
AuS Louisiana. Ueber den Angriff der Re
bellen auf (Sen. Washbnrnc's Division bei Carrion
Crow in der Teche Gegend haben wir jetzt Privatnach«
richten, aus welchen hervorgeht, daß die Sache bedeu
tender war, als die früheren Berichte vermuthen lie
ßen.
New Orleans, den 11.Nov, Weitere Nach
richten ans der Techegegend in Betreff des Angriffs
auf Washburue's Truppen geben unseren Verlust cm
Todten, Verwundeten und Gefangenen zu 677 an.
Das 07. Ind. Reg. fiel sammt und sonders in die
Hände des Feindes. Das (X). Ind. und 96 O. er
litten schwere Verluste. Dit Rebellen hatten eine
Uebetmacht von fünf gegen einen der unfrigen. Un
sere Artillerie hat jedoch, wie man glaubt, große Vtr
hetrung unter dem Feind angerichtet.
Ei» Brief von New Orleans an die N. Y. Ex
preß, datirt vom 11. Nov., schlägt unseren Verl
ist
auf 500 Todte und Verwundete und 1000 Gefange
ne an. Unsere Truppen wurden im Schlafe von ei
net Uebermacht überrumpelt, kämpften aber doch ta
pfer. Zwei 12Pfüiider Parrott Kanonen fielen eben«
falls den Rebellen in die Hände. Die Rebellen hat
ten 5000 Mann, während wir nur 1800 zur Verfu
gung hatten. Dit Nachricht, daß Gen. Ptire mit
15,000 Mann in Alexandria angekommen fei unb
gegen unsere Armee vorrück.', sowie der Mangel an
Lebensmitteln bewogen unsere Generäle den Rückzug
nach New Orleans anzutreten. Unsere Wagenzüge
wurden gerettet.
Mississippi. Die Rebellen Blätter enthalten
die folgende Depesche: Tennessee, Miss., den 10.
Nov. Wir machten gestern oberhalb Bayou Sara
einen Angriff auf eine 300 Mann starke Bande Yan
fees und trieben dieselben mit großem Verlust nach
ihren Schiffen zurück ihre Wagenzüge und 25 Ge
fangene blieben in unseren Händen. Blos 3 von u»S
sind verwundet.
«m
TERMS:
nens Eitelkeit unb mütterliche Schwäche die Werb
ung des Fremden zn begünstigen schien.
Eines Abends kam der Buchhalter vom Comptoir
nach Hause und fand Pauline allein, um sein Abend«
brod zu theilen. Die Tante und die Cousinen waren
ausgebeten, und der Kommerzienrath ebenfalls in ei
nen gtseüigtn Kreis von Bekannten geganzen, der
ihn an gewissen Abenden in Anspruch nahm. Solche
Fälle kamen öfters vor und die Kommerzienratbin,
welche jedes Tete-a-tete zwischen Panlinen und dem
Buchhaltet zu vereiteln suchte, pflegte dann meist
schon am Mittagstische tint Andeutung falltnzu las
sen, daß ste wünscht, Rudolph mögt stin Abtndbrod
auswärts tinnehmen. Heute schien sie es übersehen zu
haben, und die beiden Verwandten waren daher mit
einander allein, und ergaben sich einem harmlosen
Geplauder. Pauline hatte vielen natürlichen Ver
stand ja sogar Geist und etwas Humor, und ihre
innere Gesundheit und Frische fpieg:Ite sich in ihrer
unzerstörbaren Laune, so daß die Unterhaltung mit
ihr immer heiter und anziehend und voll Abwechs
lung war. Heute aber schien sich hinter dem anschei
nend harmlose» Geplauder doch noch eine Sorge zu
verstecken, welche das Gemüth des Mädchens bedrück
te, tin Ernst, der dem geübten Blick be6 Buch
halters nicht entging.
(Fortsetzung folgt.) .v*
Aus Ost Tennessee. Der Kampf bei
Knoxville.
Schon seit einiget Zeit war es be»
sannt, daß ein bedeutender Theil von Bragg's Ar«
mee, unter dem Befehl des Gen. Longstrcet in bet
Richtung gegen Knoxville abgegangen war, um BuniO
sides kleine Truppeninacht zu überwältigen oder weiß
uigstens ans Ositennessee zu vertreiben, Cumberland
Gap wieder einzunehmen, und dann durch eine Flan»
kenbewegung, vielleicht einen Einmarsch in Kentucky
den Gen. Grant zur Räumung von Chattanooga^
und dadurch^natürlich des ganzen südöstlichen Theile#
von Tenne,jee zu zwingen der Plan ist gut angeK
legt, und wen» die südlichen Streitkräfte ausreichen?
um ihn auszuführen, und bis zu dessen Gelingen ihl
te Stellung vor Chattanooga zu behaupten, so ma,
er den beabsichtigten Ziveck im Gefolge haben, geling!
er aber nicht, so mögen für das südliche Heer, weichet
dadurch in zwei Theile getheilt wird, deren Verbind
diing leicht abgeschnitten werden kann, die nachtheiD
ligsten Folgen entstehen. Rasche und gl'icklich a»sM
geführte Bewegungen allein können den Siidlicheâ
znni Ziele verhelfn es wird deßhalb schon viel tze*
wonnen sein, wenn Bnrnside im Staudt ist, bit Re
bellen bei Knoxville eine Zeitlang festzuhalten unb
ihreAngriffe auf feint befestigte Stellung zutückzuschla»
gen.
Longstrret überschritt ben Tennessee Fluß am ©am».
stag, den 14 d. Mts. bei London, wurde aber cctjP
Bnrnside am Nachmittag desselben Tages, als noef1
nicht die Hälfte seiner Truppen über de» Fluß warenA
angegriffen und fast bis zum Flusse wieder zurücfgeH
trete». Allein während der Nacht setzte Loiigfhec*
den Rest seines Commando's übet und rücktt ans*
Sonntag Morgen gegen Bnrnside vor, welcher, ziF
schwach um es mit seinem Gegner aufzunehmen, nad^*
Lenoir zurückfiel. De- Feind bedrängte die Nachhut^
den ganzen Tag und machte während der Nacht dref*
verschiedene Angriffe, die aber immer zuriickgeschlageii^
wurden. Am Montag Morgen räumte Burusid^
Lenoir, allein der Feind zeigte eine solche Energie iij?
der Verfolgung,' daß Bnrnside sich genöthigt sah
ig
Nachmittags Hall zu machen und den Kampf aufzitJ*
nehmen, welcher bann bis in die Nacht hinein bau*
ette.
Dieser Kampf fand bei Campbell's Station ftait|*
unsere erste Position beherrschte diesen Ort von alleis^
Seiten. Der Feind wartete nicht lange, sondern be#®
gann den Kampf ohne Verzug. Nachdem tr mehrt*11
tt glänzende Bajonnet Angriffe auf unsere Jnfante«.
rie gemacht hatte, gelang es ihm dieselbe ans unser#®
Batterien zurückzuwerfen, welch letztere jedoch nun eiiW
so verheerendes Fener eröffneten, daß die Rebellen wit#*
der bis an den Fluß zurückwichen. Als dit Rebellttr®
den Kampf erneuern wollten, zog sich Burnside, wel^
cher persönlich eommandirte, nach einer günstigeres
Stellung zurück, wo dann der Kampf bis Abends
fortdauerte. Während der Montags Nacht traterf^
unsere Truppen den Rückzug wieder an und trrtichtert
Knoxville Dienstag Morgens früh, tre die entscheiden^
de Schlacht geschlagen werden wird. Zahlreiche®
Scharmützel und Vorpostengefechte fanden am $)irnr®
stag und Mittwoch statt. Unser Verlust in dem
fecht bei Campbell's Station mag sich auf 200 biÄ^*
300 Mann belaufen, und in dem Scharmützel ans111
Mittwoch, in welchem Gen. Saunders verwundet
wurde, verloren wir ungefähr 150 Mann. Der Ver^
lust der Rebellen ist viel größer.
Folgendes ist die Depesche der N. N- Tribune übe^
das Gefecht bei Knoxville am Mittwoch, aus'welcher*
hervorzugehen scheint, daß die Rebellen Knoxville «in»fi
zuschließen und auf dem Wege tintt Belagerung zu
nehmen beabsichiigen:
Dtt Feind begann um 10 Uhr diesen Vormittags^
von leinet Stellung an der Kingston Straße aus
Pläiiklergefecht mit unseren Vorposten. Unsere Avant***
garde aus Kavallerie und berittener Infanterie beste»P*|
hend, linier Gen. Saunders, wnrde später in ihreijj
Position angegriffen. Am Mittag eröffnete der Feind/*™
welcher durch ein großes Haus gesch itzt war, ein Ka-^
nonenfeuer auf geringe Schnywnie. Benjaniin'^^
Batterie, welche die Han^tschan^e, eine Meile aiißenr^*
halb der Stadt, iimc hat, antwortete, Ilm .'{_Uh#^
Nachm. machte der Feind tintn heftigen Angriff
unsere Leute, welche auf dem Kamm deö Hügels
flirt und dnrch Barrikaden geschützt waren. Gen^â
Saunders wurde schwer verwundet »nd v.om Felde g«£
tragen. Wir gaben nun die Position auf und fv4®NI
len nach einer stärkere», etioa
iwt
1/-j
Meile lotit zuriicf&^*
Der Feind hat den Platz vollständig eingeschlossen^*^
allein Bnrnside wird sich verlheidigen bis auf den letz-iK»
ten Mann und wahrscheinlich mit Ertolg. £)ie Trup*
pcu sind vom besten Geiste beseelt und der wichtigst#**
Punkt ist befestigt.
âi|
„Sind Deine Kohlen attch „(egef 6*3# i
ein eifriger Repnbllkaner in Hartford, Conn., eintit'H
demokratischen Kohlenhändler, bei dem tt Einkäufe«-»*
machen wollit.
„Ei freilich," entgegnete diese»', sind pe bris?
schwarz genug."
Der Loyale verstand den Wink und teat jufriebe*.

Jahrg. SR. S olnmbus, O., Donnerstag, 36. November 186 3,
A I E k
PUBLISH
EltS.
*,00 P0r year, Invariably fe é
Datvey H. Maury, Gen. Major.

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