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Der Westbote. VWVW1 9 i $ S 8 e e y r' Heravsgeder. WU^ UrM de» Zahrt«»ge S» teaiM volar« t» e»rss»be|4|ls*#. Per Krösus 9*» Ptzttadetph«. «•IRT ... FC V" "V i A» *, U»« SltWe-SlN'slh«! .SJ6 NZ' W -l Si .? Wie fett ich Ihn,« fite, ZH« GiUe beeâni, Her, ©atUrb? fegte Brook«, deff« Senfc erfassend, et. nen treuen Dieser aber ««de» We an mit haben I Da« weiß ich» Brooks.und darum habe ich mehr für «ich selbst gethan, al» Mt Sie. Wolle« Sie denn Ihr Vermögen in dem «nte wohnten Hause während dieser Rächt so unbewacht lassen? fragte der Capitän. Ich thue e« ungern, obgleich ich in dieser ersten Rächt keine Gefahr dafür fthe, antwortete Gatlard, eZ ist aber so unbequem, dort auf der Erde zu schla sen. Unbequem oder nicht, Ich würde et doch thun, ich traue de« Matrosen nicht. Wenn fiel sähen, daß Sie hier a* Bord schlafe» sagte Brook« mahnend. 66 weiß ja Keiner, wohin ich die Sache« gebracht habe, entgegnete Gatlard lachend, dennSch will ich Ihrem Rath folgen. Morgen früh kommt der Schlösset nach dem Hanse, um eine eiserne Thür für den Keller anzufertigen, dann ist alle Gefahr beset tigt. Wat macht denn unser freundlicher Zollbe» amter, ich bin ihm doch vielen Dank schuldig. Er liegt steif betrunken in Ihrem Bett, wohin wir ihn tragen mußten. Wenn wir jetzt noch Et» wa« zu schmuggeln hätten, so wäre der Weg frei, entgegnete der Capitän. Mag er gut schlafen! Wenn er feinen Dienst hier an Bord beendet hat, «erde ich ihm einige Kisten Portwein zum Geschenk machen, er hat ste reichlich verdient. Doch nun will ich mich nach meinem Hause be» geben, will aber doch meine Waffen mitnehmen, sagte Gatlard, ging in die Cajüte, und trat bald darauf mit Pistolen und einem Handbeil bewaffnet und mit einer großen wollenen Decke auf dem Arm wieder auf das Verdeck. Run schlafen Sie wohl, Capitän bis morgen, sagte er, Brooks die Hand reichend. Gute Nacht und gute Träume, Herr Gatlard, antwortete der Capitän, und geleitete ihn an die Brüstung, von wo Gatlard rasch auf die Werfte hinunter sprang, in der Dunkelheit davoneilte und fich bald darauf bei feinen Schätzen auf dem Fuß» boden zum Schlafen niederlegte. Er verbrachte eine unruhige Recht, träumte tin* angenehm, und erhob sich schon beim ersten Grauen de« Morgens von seinem harten Lager. Das Erste, was er unternahm, war, daß er mit dem Handbeil die obern Reife von einem der Grld fässer schlug und den Deckel davon herausnahm. Mit einer wahren Wollust hing sein Blick an dem blanken Golde, welches ihm aus dem Fasse entge genhlitzte, und eine Handvoll der glänzenden Stücke herausnehmend, ließ er dieselben klingend wieder hinein fallen. Der helle Ton des GoldeS fuhr ihm durch alle Nerven, es war ihm die lieblichste Musik, die er jemals gehört hatte. Nachdem er eine Zeitlang in wonnige Träume reien versunken damit gespielt hatte, zählte er die Kaufsumme für daS HauS davon ab, stellte die Gold» faulen neben einander auf, und rollte sie schließlich in Papier ein, welches er von dem Schiffe mitge» bracht hatte. Dann legte er den Deckel wieder in daS Faß, verließ mit dem Geld in den Taschen und in de« Händen das HauS, und begab fich zu dem frühern Eigenthümer desselben, welchem er den Be» trag dafür auszahlte. Dan« ging er nach dem nächsten Gasthaufe, wo die g^ühstückSglocke bereits geläutet hatte, um dort das Morgenbrod einzunehmen. Bald nach acht Uhr erwartete er, in sein HauS zurückgekehrt, den Schlosser, den er in den Keller führte, ihn daS Maß zur Thür nehme« ließ, und ihm lie Möglichste Erle zur Fertigstellung derselben «nbefachl» Daß HauS mit dem nöthigsten Mobiliar zu ver seheni, ging er dann in verschiedene Läden, machte die Einkauft davon, und bestimmte die Ablieferung der gekauften Gegenstände auf den Nachmittag in seinem Hause. So verstrich der Morgen und mit Widerstreben dachte Gatlard an die Nothwendigkeit, bei seiner Braut zu Mittag zu speisen. Sie paßte nicht mehr in seine Verhältnisse, nicht in die vornehme, hohe Stellung die er nun in dem Lebnt einnehmen wollte, und wie eine bleierne Last hing das einfache, bürgerliche Mädchen ihm an den Schritten, die er jetzt für seine glänzende Laufbahn thun mußte. Und doch wußte er nicht, wie er fich bon dieser Last befreien sollte, unmöglich koynte er es so Plötz lich thun, er schuldete Azlaja und ihrer Mutter zu viel, er hatte ihnen während langer Jahre fast seine ganze Existenz, ja, er hatte ihnen sein Leben zu dan ken. Dennoch konnte fie nimmer die Frau des Millionärs, des vornehmsten, reichsten Mannes in Philadelphia werden, daS war unmöglich, und in der einen oder der andern Weise mußte sein Ver hältniß zu ihr gelöst werden. Nur nicht plötzlich durste dies geschehen, nach und nach mußte sie sich an den Gedanken der Trennung von ihm gewöhnen, und dann gab fie wahrscheinlich selbst eine Ursache dazn, um mit ihr zu brechen. Gatlard entschloß sich, nach Astor« zu gehe«, und bei ihnen zu Mittag zu speisen. Dort kommt er ja schon, Mutter, sagte Aglaja zu dieser, als sie Gatlard in der Ferne die Straße heraufkommen sah. Schon?—Ich meine, es sei spät genug am zwei ten Tage nach einer so langen Trennung von Dir. Er ist zurückhaltend und kalt, und scheint ffch hier verlegen zu fühlen, als habe er kein gutes Gewissen, sagte Madame Astor mit traurigem Tone, Gott ge» be, daß Alles noch gut werde 1 Aber, beste Mutter, Du siehst wieder schwarz, Du weißt, Du hast ihm schon oft Unrecht gethan, ent gegnete Aglaja bittend, und richtete ihren Blick wie» der in der Straße hinab nach Gatlard hin. Niemals that ich ihm Unrecht, Gott ist mein Zeuge, daß ich es immer gut mit ihm gemeint habe er ist aber ein Mensch, aus dem man nicht klug werden kann er wechselt sein Benehmen, wie das Chamäleon seine Farbe. Meinst Du denn, daß mir Dein Glück, Deine Zukunft nicht am Herzen läge?^ Mtfh Glück liegt nur in ihm, Mutter, und ohne ihn glitt es für mich keine Zukunft, sagte Aglaja tief bewegt. Und das weiß er, und dennoch kann er so rück sichtelos gegen Dich handeln 1 versetzte die Fra« mit einem schweren Athemzug, nach kurzer Pause aber fuhr fie, die Thränen in Aglaja's Augen gewahrend freundlich fort: Mag es nun sein, wie (8 wolle, Aglaja, wir we nizstens wollen ihm keine Veranlassung geben, un zufrieden mit uns zu sein, von uns soll er nie etwas Anderes, als Liebe und Freundschaft aufzuweisen haben, erkennt er sie nicht an, so mag er das vor Gott allein verantworten. Komm, mein Matchen, es giebt Nichts in der Welt, waS ich nicht aus Lie be für Dich thun würde! Daraus küßte die Frau Aglaja schnell, strich ihr die Wange und sagte: Run gehe Gatlard entgegen, HerzenSkmd, «nd kommt vergnügt zu mir herein 1 Aglaja drückte ihre Lippen auf die Hand ihrer Mutter, warf ihr noch einen dankbaren Blick zu und sprang nun nach der Gartenthür, zu welcher Gatlaid jetzt heranschritt. Lächelnd, doch nicht ganz ohne Vorwurf, hielt fie ihm ihre Hand entgegen, die er ergriff, fie küßte und dann heitern Tones sagte: Wie geht eS Dir und Deiner Mutter, Aglaja? Schon zweifelte ich daran, ob es mir möglich wer» dèn würde, zum Essen zu Euch zu kommen, ich habe aber viele Geschäfte auf den Nachmittag verschoben w» mir diese Stunde bei Dir zu verschaffen. Und dafür danke ich Dir auS tiefstem Herzens gruude,Richard, komm herein, die Mutter f^eut sich auch über Dein Kommen sie hat immer weniger Entschuldigung für Dein fern von uns Bleiben, als ich, denn bei ihr rechnet nur der Verstand, und bei mir nur das Herz, welches so gern all Dein Thun und Lassen rechtfertigt, sagte Aglaja, und ging nun Iaheg. 88 Arm in Arm mit dem Geliebten zu Frau Astor in daß Zimmer. Ich freue mich, daß Sie gekommen find, lieber Gatlard, haben Sie denn nun bald Ihre dringend ste« Geschäfte beendet, so daß Sie wieder mehr un« angehöre« hub die Frau freundlich an und reichte ihm die Hand. Ich fürchte, meine Arbeit fingt jetzt erst recht a«, antwortete Gatlard «nd fnhr nach einer Paust be fangen fort: Heute früh habe ich mir ein eigne« Hau« gekauft daS Hallway'fche Haus, in welchem Cases zur Miethe wohnten «nd welche« seit einiger ZeÜ leer stand. Ein Donnerschlag au« heiterm Himmel hätte Ag» laja und deren Mutter nicht mehr erschrecken fön» nen, al« Gatlard Worte, fie fuhren zusammen und sahen einander bestürzt an. Ein Hau« fragten Beide mit gepreßter Stimme und von Aglaja's Wangen war die letzte Spur von Röche verschwunden. Ja, ein Hau« Gottlob, ich bedarf eine« sol» chen dringend, denn ich werde mich jetzt selbst etab Ilten, und muß ein Geschâft«lokal haben, autwor tete Gatlard, freier aufathwend, als sei ihm leich ter, nachdem er die erste Mittheilung über die Ver» änderung in feinen Verhältnissen »««gesprochen hatte. Der Schrecken der beiden Damen verschwand jetzr von deren Zügen und Erstaunen trat an dessen Stelle. Selbst wollen Sie ein Geschäft gründen, Gat lard? fragte die Frau in halb ungläubigem Ton, dazugehört ja ein bedeutendes Kapital, und auf gut Glück hin mit fremdem Gelde Etwas der Art zu unternehmen, ist gefährlich. Auch das Haus muß ja viel kosten. Ich habe einige dreißigtaufend Dollars'dafürge» geben und sie gleich baar bezahlt, antwortete Gat» lard, von seiner Sucht zu glänzen gegen seinen Vor satz, den Besitz eines großen Vermögens noch ge heim zu halten, hingerissen. Und so fuhr er, durch die Verwunderung der Beiden geschmeichelt, von seiner Eitelkeit getrieben fort: Ich werde mir auch in der Kürze ein größeres und besseres Schiff, als der „Neptun* ist, bauen lassen und das Geschäft mit Westindien für eigene Rech nung betreiben. Aber Richard, was sagst Du da Alles, daS klingt ja wie ein Mährchen, wie ist dies denn möglich—hast Du einen reichen Freund gefunden, der Dir helfen will? fragte Aglaja in freudigem Erstaunen. Ich bedarf keines Freundes, ich stehe auf eignen Fußen, antwortete Gatlard stolz. Aber woher haben Sie denn mit einem Male so großes Vermögen erklären Sie uns doch Sie sehen uns ja in allerhöchsten Erstaunen, fiel Frau Astor ein, und trat an den Tisch, denn Hanna hatte dnS Mittagsessen aufgetragen. Das ist leicht erklärt, antwortete Gatlard, indem er sich anscheinend nachlässig auf seinen Stuhl nie derließ, ich habe in Westindien einige gute Speeu» lationen für meine Rechnung gemacht und sehr viel dabei verdient. Aber, was sagt denn Herr Penncl dazu, die Un ternehmnng wurde ja für dessen Rechnung ge macht, fragte Frau Astor wieder. Meine Unternehmungen hatten mit den seini^en durchaus Nichts zu schaffen und haben dieselben in keiner Weise benachteiligt. Ich habe vollständig mit ihm abgerechnet und Nichts mehr mit ihm zu thun, erwiederte Gatlard gleichgültig. Nun, ich weiß nichts weiter darauf zu sagen, als daß der liebe Gott ihnen ungewöhnlich gnädig ge wesen sein und Sie unter seinen segensvollen Schutz genommen haben muß und daß wir Beide unsern Dank für die Ihnen erwiesene Gnade mit deinJH rigen vereint zum Himmel aussenden werden. Ja nur unter seinem Schutze ist Gedeihen und Segen 1 'agte Madame Astor ties ergriffen mit feierlichem Tone, und sah es nicht, daß Gatlard bei ihren Wot ten erbleichte und mit bebender Hand sich ans seinem Teller beschäftigte, um die Erschütterung zu verber» gen, die seine Pulse hemmte und ihm das Blut nach dem Herzen «rieb. Doch Aglaja sah ihn halb erschrocken an und sagte: Mein Gott, Richard, ist Dir nicht wohl, Du bist bleich geworden, was fehlt Dir? Dabei ergriff sie seine Hand und sah ihm äugst» lich in das blasse Antlitz. Was ist Dir? Deine Hand zittert und ist kalt, o Gott, Du bist doch nicht krank? fuhr sie erschrocken ort und stand auf. Nichts, Nichts, Aglaja, es geht sogleich wieder vorüber ich habe schon seit einiger Zeit an solchen Zufällen gelitten, wo mir das SMut sich nach dem Herzen drängt, es hat aber gar Nichts zu sagen, antworte Gallard, sich ermannend und stürzte den Madeirawein aus seinem Glase hinunter. Madame Astor aber heftete jetzt überascht ihren Blick auf ihn und brachte in Gedanken seinen Plötz lichrn Zufall mit ihren zuletzt gesagten Worten in Verbindung. Sie schwieg, doch Gatlard war wieder Herr seiner elbst geworden, zog Aglaja auf ihren Stuhl nieder und sagte mit erzwungenem Lachen: Siehst Du, es ist schon vorüber. Mein Arzt in Havanna sagte mir, es käme vom Blut und ich hätte Nichts davon zu fürchten. Gott gebe, daß es keine ernstere Ursache hat, be» merkte Madame Astor und sah Gatlard mit fragen dem Blick in die Augen. Dieser aber wich ihm aus und wandte sich scher zend zu Aglaja, indem er sagte: Du mußt Deinem Patienten aber noch ein Gla« Wein einschenken, und Dich selbst dabei auch nicht vergessen Aglaja füllte schnell die Gläser, worauf Gatlard das fciiiigt mit den Worten: Du sollst lebe«! gegen sie «hob, und dann das» selbe leerte. Der Wein ist gut, doch ich werde dieser Tage ei nige Kisten mit Madeila und mit Portwein hier» hersenden, damit wir etwas besonders Feines zu trinken haben. Die Traulichkeit war aus der Unterhaltung ge» wichen, und so leicht und unbekümmert sie Gatlard zu führen sich bemühte, so blieb sie doch gezwungen, und man konnte es leicht erkennen, daß ein Zeder an etwas Anderes dachte. Gatlard verlangte nach dem Augenblick, wo er sich vom Tisch erheben konnte, und als derselbe ge kommen war, entschuldigte er sich mit dringenden Geschäften, daß er nicht zum Kaffee bleiben könne. Mit dem Versprechen, er wolle so bald es ihm möglich sein würde, wieder kommen, verabschiedete er sich rasch, und als er von Äglaja begleitet durch den Garten davonschritt, sah ihm Madame Astor bedenklich mit dem Kops schüttelnd nach. Achtzehntel Kapitel. Die Mnterfreuden. Der neue Diener. Der Gouverneur. Spanische Artigkeit. Verlegenheit. Die Klotille.—» Der Riesenstrom.— Das Jndianerkind.— Der Mo» gen. Der rothe Kluß. Der Herbst hatte die diückende versengende Gluth der Sonne tn Louisiana gemildert, und die alljähr lich in New Orleans sich einstellenden Fieberkrank» heiten waren verschwunden, reges geschäftliches Trei« den war wieder in die Stadt eingezogen, und die Bewohner derselben gaben sich, von den kühlen Nachten ersrischt, abermals den Freuden sorglosen südlichen Lebens hin. Aus den im Fackelscheine und Lichterglanz strahlenden Fandagohäusern schall» ten allnächtlich die wogenden Klänge der Mando linen, Cy ubeln und Tambourine»» und die Jubel töne der wild begeisterten Tänzer und Tänzerinnen hervor, die Paläve der spanischen Großen glänzten im Lichtmeer von blitzenden Kronleuchtern und &an> delabern, und in deren durch die Fenster strömen» den Scheine prangten festlich geschmückte Damen i.i prächtiger Toilette und Herren in goldbordirteu Sammetröcken und reich galonnirten Uniformen. Während des TugeS rclltin schwerfällige, goldig verzierte StaatSearrossen mit hohen, lang befranz» ten Böcken und schwer betreßten Dienern durch die Straßen, und auS ihren Fenstern sahen schöne fpa nische und französische Creolinnen hervor. Nach mittags zogen die Siiergefechte Vornehm und Nied rig, Reich und Arm nach der Arena und Abends, wenn der Wind kühl von der See herauf über die Stadt zog. füllte sich die Almeda mit Lustwandeln» den d«r vornehmen Welt. Louvencourts nahmen an diesen Vergnügungen keinen Antheil, nur auf den Abendspaziergängen fanden sie sich ein, um sich an der erquickenden «bendluft zu laben, und fich von der Hitze de« Ta geS zu erholen. Dort trafen sie dann mit ihren neuen Bekannten zusammen, die sie immer theilneh mend und freundlich begrüßten und bedauerten, daß fie schon so bald die Stadt verlassen und weit in das Land hineinziehen wollten denn die Vorbereitn«» geu zum Ausbruch nach dem schwarzen Fluß waren beendet und der Graf wartete nur darauf, sich rneh» reren großen Booten anschließen zu können, welche Vorräthe aller Art für General nach des sen Fort bringen und von einer Militärbedeckung be gleitet werden sollten. Von Lonvencourt's früheren Dienern in St. Do mingo waren viele Männer und Frauen seinem Ruf gefolgt und hatten sich mit dem Schooner »Delphin* zu ihm nach New Orleans begeben, so daß sich seine Arbeitskräfte jetzt auf circa fünfzig Personen beliefen. Er hatte fünf große Boote in Bereitschaft liegen, um in ihnen alle Vorräthe, Werkzeuge, Zug- und Reitthiere, sowie eine Milch» kuh zu verschiffen, und hatte die Fahrzeuge zum Segeln und zugleich für den Gebrauch von Rudern einrichten lassen. Ein sechstes leichteres Boot aber war für ihn, die Gräfin und Rani bestimmt und mit allen Bequemlichkeiten versehen, die man sich in einem so beschränkten Raume für eine so lange beschwerliche Reise verschaffen konnte. Der Bankier Graville hatte Lonvenconrt bei fei» neu Vorbereitungen mit Rath und That auf's Zu vorkommendste unterstützt, er hatte ihm die dabei nöthigen Gelder bereitwillig vorgeschossen und hat« te schließlich auch die Schmucksachen verkauft, und zwar zu hohen Preisen, so daß der Gras wieder über achzigtausend Dollars baares Vermögen besaß. Moire, der Halbindianer, war täglich bei Lou» veneourtâ aus» und eingegangen, hatte dessen Ku che fortwährend mit frischem Wildpret und mit Fi schen versorgt und hatte jede Gelegenheit erfaßt, um sich ihm angenehm und nützlich zu machen, so daß er in der That sich in seinem Dienste befand, wenn er auch nicht fest als Diener bei ihm eingetreten war. Jetzt aber, wo die Abreise so nahe bevorstand, fühlte der Gras das Bedürfniß, einen sach- und landkundigen Mann wie Moire bei sich zu haben, um durch ihn einen für seine Ansiedlung passenden Platz zu finden, und mit seiner Hülfe und seiner Er» fahrung die ersten Schwierigkeiten und Gefahren eines Lebens in der Wildniß zu überwinden. Moire hatte ihm schon wiederholt seine Dienste angeboten, der Graf aber war bis jetzt einer bestimm ten Erklärung darüber ausgewichen, weil Lazare fein Bedenken über den Charakter des Halbindia» ners ausgesprochen hatte, und weil er selbst auch kein großes Zutrauen zu demselben hegte. Es war aber nicht leicht, aus gut Glück in die Wildniß hineinzufahren und dort ein den Wünschen und Bedürfnissen entsprechendes Stück Land zu sin den und doch war dies die Lebensfrage, um die sich die ganze Zukunft Lonvencourts drehte. Darum entschloß er sich jetzt, wenn auch mit einem gewissen Widerstreben, Moire in seine festen Dienste znneh« men, und eS zu versuchen, ob er ihn durch Güte und liebevolle Behandlung zu einem treuen Untergebe» nen machen könne. Derselbe zeigte sich von diesem Augenblick an rast los thätig und aufmerksam mit seinen Erfahrun gen alS Bootführer machte er die zweckmäßigsten Einrichtungen in den Fahrzeugen, sorgte für An schaffnng unzähliger Gegenstände, deren großen Nu izen auf einer solchen Reise nur er so genau kannte, und war jeden Augenblick, wo ihn Geschäfte nicht 'ein hielten, des Grasen Winks gewärtig. Nur die Höflichkeit und der Respekt, welche er ge gen Lazare dessen Stellung und Achtung wegen, welche derselbe bei Louveneourt's genoß, zu beob achten hatte, schienen erzwungen zu sein, mochte dies nun seinen Grund darin haben, weil derselbe ein Neger war, oder weil er bei seiner Herrschaft so großen Einfluß hatte, kurz Moire hegte augenschcin» lich eine Abneigung gegen ihn, die er jedoch durch gemessene Artigkeit zu verbergen suchte. Er mied iyn aber wo er konnte, und machte ihm gegenüber lets seine überlegene Bekanntschaft mit Dingen, die das Leben in der Wildniß betrafen, sehr laut gellend, besonders wenn der Graf zugegen war. Lazare kannte Moire's Abneigung gegen sich sehr wohl, doch er sah in ihm eine werihvolle Person für das Interesse seines Herrn und darum war er freundlich und nachsichtig gegen ihn. Er zog ihn bei den schließlichen Vorbereitungen bei Allem zu Rathe, wovon er glaubte, daß derselbe ein richtiges Urtheil abgeben könne, und befragte sich oft bei ihm über die Lagen, in welche sie der bevorstehende Wan derzng bringen könne. Der Graf hatte den spanischen Gouverneur von Lpusiana, welcher in New Orleans residirtt, um die Erlaubniß gebeten, sich den Traneportschissen anzu schließen, welche derselbe an General Sarzano ab senden .vollte, und hatte die freundlichste Antwort mit der Genehmigung seiner Bitte erhalten. Schon über eine Woche war Louvencourt voll ständig reisefertig, als eines A'endS der Gouver, »cur ihm sagen ließ, daß die Abfahrt der kleinen Flotte am folgenden Tage stattfinden werde. Der Morgen erschien und ans der Weifte, vor welchem die spanischen Boote lagen, sammelten sich die neugierigen Bewohner der Stadt, um die Schis sc absegeln zu sehen. Auf dem Mast des vordersten der Schiffe wehte die spanische Flagge und die Hälfte der Militär abtheilung, welche sie begleiten sollte, stand dort unier dem Gewehr, während die andere Halste der selben sich auf dein letzten Schiffe befand. Da rührte der Tambour die Trommel, die Col taten traten in Reih und Glied, und die schwere vergoldete Staatèearrosse des Gouverneurs rollte polternd auf dem unebenen Wege langsam heran. Auf der Werfte angekommen, hielt sie still, der Gou verneur General Don Jose Amadeus Bullartaly Znmpango stieg aus und die Soldaten präseniirten vor ihm das Gewehr. Er war ein sehr kleiner beleibter Herr, dessen von kolossalen goldenen Epauletten überragte Uniform so reich mit Goldstickerei und mit Orden bedeckt war. daß man ihre Grundfarbe kaum noch erkennen konn» te. Ein riesiger Federhnt bedeckte seinen dicken Kopf, der schildkrötenartig zwischen seinen breiten Schultern hervor sah, ein fettes rothes G.ficht war mit einem großen kohlschwarzen Schnurrbart durch zogen, und ei» ungeheures Schwert hing von sei» nein runden Körper quer hinter ihm di« auf die Gr de herab. Mit kühnem, soldatischem Schritte trat er aus der Werste bis an das erste Boot, hielt eine zu Hei denthaten anfeuernde Ansprache an das Militär, wandte sich dann zu dem Capitän der Expedition, Do» Valencia, dem er austrug. General «arzano die Versicherung seiner Verehrung und seine Gruße zu überbringen, trat dann, an den Federhut grei send, einen Schritt zurück, bekam seinen großen Sä bei zwischen die Beine und siel, die Füße gegen den Himmel emporstreckend, rücklii gS aus dieCrde nieler Vergebens kugelte er sich hm und her, um sich wieder auszurichten, bis der Unteroffizier auf die Werfte sprang, ihm hilfreich seine Hand dazu lieh und ihm bann den Staub von der Uniform klopfte Ein stürmisches schreiendes tNclachter erschallte unter der großen, auf der Werste befindlichen Zu schauermenge, der Gouverneur aber warf einen Blick der Verachtung auf die Schreier und schritt dann mit möglicher Eile stolz auf der Werfte hin, um dem Grasen Louveneourt, dessen Schiffe etwas weiter Fluße hiiiauflagcn, noch Lebewohl zu sagen Dabei druckte er den Federhm fester auf den Kopf,' und Wimmern ausging, während in kurzer Entfer und hob daS Sch»ert, wie eine zum Sturmangriff eingelegte Lanze, vor fich empor. Der Graf, welcher ihn hWanschreiten sah, kam ihm entgegen, und dankte ihmMr die ihm so freund lich ertheilte Erlaubniß, fiHlider Expedition au schließen zu dürfen, worauf Zâ Gouverneur fich z« feiner höchsten Größe ausrichte und sagte: Ziehen Sie hin, Herr Gra» so weit Spanien'S Banner weht, mit diesem mdient Arm, mit diesem meinem Schwerte werde ich Ste schützen! Dabei hob et die in der Scheide ruhende Waffe empor und schwang sie mit hereeiimilthig begeister tem Blick über sich durch die Luft. Da gewahrte er die Gräfin, welche sich von ihrem Sitz im Schiff erhoben hatte told an dessen Brüstung stand, leichten Fußes eilte et auf sie zu, nahm seinen Federhnt ab, zog eine Rose et|8 einem Knopfloche seiner Uniform, und reichte fit ihr mit graziöser Be wegung und mit den Worten: Dem Cavalier unsern Arm, unser Schwert, der schönen Signora ihr Ebenbild, tie Rose, und unsere Verehruna! Dann sprach er mit den zi/rtichsten Worten der Gräfin seine Wünsche für da« Gedeihen der Unter» nehmung ihres Gatten aus, uudzog dabei sein Ta schentuch ans seinem Rockschoß hervor, um sich die Perlen von der Stirn zu wische«, welche die Son nenwärme seiner Haut entlockt hatte. Er wollte das Tuch mit einer leichten Bewegung entfallen, es widerstand seinen Bemühungen, hin und her schwenkte er es in seiner Rechten, doch eS wollte in dem nächsten Augenblick seinem Willen noch nicht Folge leisten da ergriff er e« mit bei den Händen, zog es auseinander und zu seinem Schrecken sah er jetzt, daß es eine Danien-Chemi» sette war, welche seine Wäscherin wahrscheinlich ans Versehen zwischen seine Taschentücher gelegt hatte. Sein Gesicht färbte sich purpurroth, dann aber wieder bleich, und den fatalen Gegenstand schnell irieder in seinem Rock verbergend, warf er einen ängstlich verlegenen Blick auf die Gräfin, um zu forschen, ob sie das ihm nicht zugehörende Klei» dunggstück wohl erkannt habe, doch aus den Zügen der Frau lag derselbe wehmüthige Ernst, mit dem sie seinen ersten Grnß empfangen hatte. Da kam dem Gouverneur der Trommelschlag des Tambours auf dem ersten Schiffe, welches soeben vorübersegelte, zu Hülfe, er warf sich schnell in die Brust, salutirte die Mannschaft, und nahm dann von Louveneourt's Abschied, deren Boote jetzt auch die Werfte veiließen, um den Regierungsfahrzeugen zu folgen. Der Wind war frisch und günstig, und trieb die Flotte, unter vollen Segeln gegen die gewaltige Strömung anrauschend, vor sich den Riesenfluß hin auf. Die Stadt New Orleans blieb zurück und verschwand nach und nach unter dem Duft der Fer lie vor den Blicken der Reisenden. In dem vordersten Schiffe des Grafen, welches mit Ackergercithschaften, mit anseinandergenomnie» nen Wagen und Karren, zur Errichtung einer Müh» le nothwendHen eisernen Gegenständen und mit Werkzeugen vieler Art befrachtet war, befand sich, außer acht Dienern des Grafen, der Halbindianer Moire als Booisührer, während das letzte Schiff von Lazare befehligt wurde. Das Boot, welches dem ersten folgte, war da«, in welchem Lonvencourts fuhren, und dessen Mann» schaft aus sechs Negern bestand. Dasselbe war mit einem leinenen Hounendach versehen, welches dessen Hintere Hälfte,W^eine klei ne Cajüte und vor derselben die «itzc deMassagicre angebracht waren, überschattete, w^eâdieââkk^ das vordere Theil inne hatten." Die Fahrt ging langsam vorwärts, denn die Schiffe segelten nicht gleich, so daß die schnelleren von ihnen die Segel weniger straff anziehen muß ten, um den langsameren Zeit zu geben, mit ihnen zu kommen. Dennoch war es ein großer Vortheil, daß der Wind stark genug wehte, sie gegen die fliegende Strömung vorwärts zu bewegen^ denn dies durch Rudern zu erzielen würde große Anstrengung und mehr Zeitaufwand gekostet haben. Die Boote des Grafen sämmtlich aber waren chneller, als die der Regierung, und nur ans Höf» lichkeit blieb derselbe hinter tiefen zurück, obgleich Moire wiederholt vorschlug, an ihnen vorüber zu fahren. Dieselben vertheilten sich über die ganze ungeheure Breite des Flusses, so daß mehrere von ihnen in der stärksten Stiöniung fuhren, während Moire immer derselben auswich und tn dem ruhi» gern Wasser die Fahrzeuge des Grafen sich hinter» einander folgen ließ. Darum lag ihr Weg gewöhnlich dem einen oder dem andern Ufer sehr nahe, so daß die Schiffer den Einblick in die dunkeln Schalten der sie bedeckenden Uciväldcr erhielten und sich an dem tausendfältigen Blumenflor, welcher dieselben bis an die höchsten Wipfel der Riesenbänme schmückte, erfreuen konn» ten. Die acht dieser Wälder war den Fremd lingen neu, und sie beachteten in der frohen Be wn»cerunz ihrer neuen Heunath nicht die grünen häßlichen Alligatoren, welche in großer Zahl die schlammigen Ufer UdeckK'ii, und die unzahligen Schlangen, welche tort ih e Köpfe zischend nach den vorüoersahrendcn Schissen emporrichteten. Sie sahen nur das liebliche des Bildes, freuten sich über die Schaaren von silbcrweii-en Reihern und purpurrolhen Flamingos, welche vor ihren Booten ausschwebten und sich wieder ferne vor ihnen auf dem Ufer niederließen, bis sie endlich, zu einer zahl losen Menge versammelt, sich wie eine Wolke hoch in die Luft erhoben, und in dem Gold der Sonne schwärmend und kreisend, wieder zurück den Fluß hinabzogen. Zwischen diesen ununterbrochenen Urwäldern aber wurden tiouvfiieeurts von Zeit zu Zeit durch den Anblick einer Niederlassung freudig überrascht, denn sie sahen in ihr schon ihre eigene neue Heimath im Geiste vor sich. Ein lästiges Hinderniß in der Fahrt waren die unzähligen, in dem Strouie herabtreibenden Baum» stamme, denen man ausweichen, oder die man von den Schiffen abwehren mußte, um diese nicht von ihnen zertrümmern zu lassen doch in jedem Boote standen die Schiffer, mit langen Stangen bewaffnet, bereit, dieselben damit zur Seile zu schieben. Der Tag verstrich, die Sonne sank, der Himmel glühte, sich feurtz in der eilenden Ftuih spiegelnd, über dem dunkeln Urwald und daS düster des Abends steigerte die Einsamkeit, von der die Reisenden sich umgeben fühlten. Dieselbe that aber den Herzen der Louvkneonrt'o wohl, sie aihmeten bei dem Ge danken, daß sie jetzt von ver bösen Welt getrennt waren und fern von iizr bleiben würden, freier auf, und träumten von dem stillen ungestörten Frieden ihres häuslichen Kreises, in welchem sie die Schick salsstürme vergessen wollten, die so furchtbar und zerstörend ihr ^eben «schlittert hatten. Es war schon sehr düster, als Moire fein Boot des stillen Wasser« wegen hart an die linke Seite des Flusses gelenkt, hatte, wo die Riesenarme der himmelhohen Bäume sich weit über die Fluth streck und die Schiffer in Louvenconrt's Fahrzeug ten, feines höheren Mastes wegen dasselbe mehr in den Strom hinaus steuerten, ivährenv die-RegierungS schiffe sich an der endeten Seite des Flusses besau» den. Plötzlich rief Moire mit lauter Stimme den ge» wohnlichen Mahnruf: Habt Acht ein Baum stamm I nach dem Boote de« Grasen zurück, und dessen Schiffer streckten schnell ihre Stangen au«, um das gefährliche Holz zur S«ie zu bringen da erschallte ein nicht sehr lautes, aber ängstliches Schreien wie das eines kleinen Kindes. Mein Gott, ein Kind 1 tiefen der Gros und des sen Gattin fast zusammen aus, und sprangen, in der Richtung nach dem Schreien durch das Duster spähend, von ihren 5citz n empor. Da kam ein ungeheurer Eichenstamm auf der dun kein Fluty herangezogen, aus jtinet Mitte hoben sich viele abgebrochene tiefte nahe zusammen über ihm auf, und in Veten Mitte kauerte eine kleine dunkle Gestalt, von welcher das angstliche Weinen nung hinter derselben ein riesiger Alligator fich mit dem Vordertheil auf den Baum gehoben hatte, und feinen halbgeöffneten, furchtbaren Rachen nach ihr hinstreckte. Die Schiffer hatten den Baumstamm zur Seite geschoben, und eilig trieb er an dem Boote vorüber, al« der Graf feinen Leuten mit dringender, befeh lender Stimme zuschrie: Halt, halt, das ist ein Kind— haltet den Baum stamm an! Doch da« ungeheure Holz zog vorüber, e« war den Männern unmöglich, dasselbe iis seinem Laufe auszuhalten. Rettet, rettet da« Kind, rief die Gräfin in ver» zweifelnder Stimme, während der Graf und dessen Bruder das Segel lösten und den Negern zuriefen, die Ruder einzulegen und dem Baume zu folgen. Wenige Augenblicke reichten hin, um daS Boot zu wenden, der Strom erfaßte eS, und die Ruderer trieben eS in fliegender Eile dem Eichenstamm nach, welcher von der dahineilenden Fluth weiter vom Lande entfernt wurde, so daß er den folgenden Schif fen keine Gefahr bringen konnte. Lazare im letzten Boote sah da« Fahrzeug feine« Herrn mit dem Strome heranschießen, und konnte fich den Grund dazu nicht erklären, er lenkte schnell sein Schiff nach ihm hin, und traf fast zugleich mit ihm bei dem Baume ein. Rette das Kind von dem Baumstamme, stehst Duden Alligator, Lazare? rief diesem der Gras mit aller Macht feiner Stimme zu. Das Segel in dem Boote de« Haushofmeister« war gelöst, und dieses fuhr mit einem heftigen Stoß gegen den mächtigen Baum an, doch Lazare war schon auf denselben hinanfgefprungen, hatte daS kleine schreiende Kind, welches fich fest zwischen den Aesten an dieselben anklammerte, erfaßt, auf feinen Arm gehoben, und das Ungeheuer mit einem Axt schlag in die Flnth zurückgestürzt. Reich mir das arme Kind, Lazare, rief ihm die Gräfin zu, deren Boot jetzt an die andere Seite de« Baume« anfuhr, und streckte ihre Hände nach der Kleinen aus da nahm es der Graf von Lazare in Empfang und legte es in die Arme feiner Gattin. Es war ein wunderhübsches Jndianerkind, ein Mädchen von ungefähr drei Jahren, welches fich jetzt beruhigt an die Gräfin schmiegte und fie mit feinen großen dunkeln ©a.ellcnaugen verwundert anschaute. O, Du kleiner Engel, der Himmel hat Dich mir gesandt, sagte die Frau, das Kind liebkosend, zu ihm, und hüllte es in ihren Schawl ein, während ihren Augen Thränen der Erinnerung an ihr eige» »es Kind entquellen, wie mag Deine Mutter jetzt um Dich jammern und weinen, wie mag Deinem Vater das Herz bluten! Dann strich sie der Kleinen da« tieffchiearzc Haar aus dem Gesichtchen und küßte ihren frischen zierli chen Mund, worauf dieselbe einige unvetständli che Worte hervonnurmelte, als wolle sie Antwort auf die Fragen der gütigen fremden Frau geben. Während dieser Zeit waren die Boote von de« Baumstamme entfernt worden, ihre Segel waren wieder aufgewogen,und bald darauf nahmen sie aber mals ihren frühern Platz in dem Zuge fctt Schiffe 'n. Die Dunkelheit, welche sich schnell verdichtet und den Schiffern noch größere Vorsicht auferlegt hatte, wurde bald durch das Aufsteigen des Mondes wie der verjagt, und dessen taghelles Licht zeigte ihnen ihren Weg auf der silberglänzenden weiten Fluth. Eine Todtenstille, nur durch da« Rauschen und 'Brausen der Wogen unter den Spitze» der Schiff« Vdatchfcai heiler»Krächzen aufgescheuchter Wofjtt» vögcl unterbrochen, lag aus der einsamen Gegend, doch von Z.it zu Zeit eriönte auch der laute Ruf Habt Acht ein Baumstamm I durch die lautlose Nacht, und wurde von dem Echo der Riefenwälder wieder gegeben. Die Gräfin hatte dem geretteten Kinde Speise und Trank gereicht und es dann mit sich in die Ca jiite genommen, wo sie es auf weichem Polster zur Ruhe brachte. Der Gras aber und dessen Bruder blieben außerhalb auf ihren Sitzen, um die Sicher» heit der Boote zu überwachen. Doch auch sie pfleg ten der Ruhr und wurden nur dutch den Rut, daß ein Baumstamm im Hetanschwimmen sei, au« ih rem Schlaf geweckt. So verstrich die erste Nacht und der neue Tag goß sein heiteres Licht über Wald und Strom, als die Gräfin mit ihrem kleinen Schützlinge auf dem Arm aus der Cajüte trat, und ihrem Gatten den Morgengruß brachte. Die Kteine ist so lieb und so geduldig, sie hat sich während der ganzen Nacht nicht gerührt, sagte die Frau mit wehmüthigem Lachein dem Kinde die Wange sti eichenb. Wer weiß auch, wie lange da« arme Mädchen auf dem Baumstamme geschwommen hat, entgeg liste der Graf und ergriff freundlich dessen Hanv chen. Ich glaube, es hat recht lange darauf zugebracht, es war gestern Abend sehr hungrig und namentlich 'ehr durstig, es hat gewiß nicht gewagt, fich ans den Arsten nach dem Wasser hinznbengen. Das arme kleine Wesen, wären wir ihm nicht noch zu rechter Zeit begegnet, so hätte es gewiß das Ungeheuer, der Alligator, geiödtet, versetzte die Gräfin, und fuhr nach kurzer Pause, während welcher sie der Kleinen freundlich zulächelte, zu ihrem Gatten gewandt fort: Wir müssen ihr aber einen Namen geben, ich denke, wir nennen sie Sauvee. Ja, das ist der passendste Name* für fie, denn wahrlich, sie wurde vom sichern Untergänge geret tet, versetzte der Gras, teilnehmend auf das hübsche Kind schauend, welches seinem Blick lächelnd begeg nete im6 fein Köpfchen in den Schooß der Gräfin drückte. Diese trug ihrer Dienerin Cleo nun auf, fur die Kleine aus Baumwollenzeug, welches fie ihr gab, ein Kleidchen anzufertigen, und dasselbe gegen daS Lederröckchen, welches sie trug, zu vertauschen. Es war noch sehr früh, der Nebel rollte sich noch in leichten Wölkchen auf dem Strome und auf den Usern unter dem erfrischten Laube der Baume und der Wind war kühl und erquickend. Bald hier, bald dort sah man aus dem du ikeln Grün der Wal» der Hirsche, Büffel und einzeln auch einen Bären aus das Ufer hervortreten, um in der dahinranfchen feen Fluth den Morgcntrunk einzunehmen, und ver wundert blickten die Thiere nach den vorüberziehen den Schiffen, ans denen eS dann mit erschreckendem Knall ihnen entgegen blitzte und eines oder mehre» te ihr-r arglosen Gefährten durch eine Kugel zu Bo den streckte. Es war dies ein grausames Spiel der Sch ffer welches der Graf den feinigen untersagt und sie oh ne irgend einen Nutzen die Thiere nicht quälen soll ten, doch aus den Regienuigsschiffen wurde der Zeit vertreib fortgesetzt und es erschallte dort immer lau ter Jubel, wenn ein Stück Wild getroffen worden war. Der Wind blieb günstig, er blies von Süden heraus, der helle Mondschein gestattete es den Schis» fern, auch während der Nächte ihre Bahn zu verfol» gen, und so erreichten sie nach Verlans von achtTa» gen die Mündung des rothen Flusses, in welchen sie einbogen. Zwei Tage spater aber verließen fie denselben wieder, indem sie in dem schwarzen Fluß hinauf steuerten, um nun bald zu dem Ziel ihrer Reise zv gelangen. Neunzehnte« Kapitel. Di« Landung. Die Indianer. Emporblühen der Anfied. hing. Glücklich, ohne wettere Abenteuer, langten die Reisenden an ihrem Bestimmungsort an. Es war ein wundervoller, von der Natur reich gesegneter, idvllisch schönet Pß^tz, den sie sich zu ihrer Nieter» lassui'g wählten und mit einem Gottlob sprangen der Gras und seine Gattin an das Ufer dieses Pa radieses. Sofort wurden die Schiffe ausgeladen und die Männer fällten Bäume und errichteten DEE WESTBOTE^- Hüt IV« Blockhütten, während die Frau e« ihren nothwendige sten Beschäftigungen nachgingen. In der Nähe de« Muffe« lag ein Fort, da« vo» «v den Spanier« zum Schutze gegen die zahlreiches Indianer errichtet worden und der Schauplatz »ie,, ter Kämpfe war. Die Wilden haßten die Spanief viel mehr als die Franzosen und die Gemetzel »urk-.l den mit der wildesten Grausamkeit geführt. Graf Louvencourt hatte gleich in den erste« Taè gen da« Glück, einen Häuptling der Shawnee Jnâ^ dianer, Namen« Ugahi, den die ih« ftt«Mihti§h: Miiigoe Indianer auf den Rücken eines »ilde» Pferdes gebunden Hatten, vom sichere« Todez« ret-D^ »t: ten. Ein weiterer glücklicher Zufall wollte e« «och. daß Ugahi der Vater deS gefundenen KindeS warM^ Seine Dankbarkeit gegen den Grafen und fcit@t5*v «r sin kannte feine Grenzen. Und dieS war ei« gt04 ßes Glück für die neuen Ansiedlern, denn Ugahl schützte fie durch seine Krieger und dutch seinen Ein« fiilß «$ter vielen wilden Stämmen gegen große Ge fahren. Moire, der Halbindianer, dagegen, erwie« fich als ein verräterischer Schuft, der blo«Freundschaft^'^ gegen den Grafen Heuchelte, um die Ansiedler desto^ sicheret den Messern der MingoeIndianer zu über-^ liefern und sich mit ihnen in die Beut« zu theilen^^ Lazare, der treue Neger, entdeckte aber den fchwar-ßLM zen Plan und in der Nacht, al« Moire die Bvrbe-V« j? reitungen zum Ueberfalle traf, wurde er mit feinem^ Spießgesellen von dem kräftigen Reger gepackt und£ der treue Hund Vaillant machte dem Leben de« Elen den ein Ende. Nun erfreute fich die junge Ansiedlung der Ruhet^^ «nd de« tiefsten Frieden« und während sie fröhlich^) gedith, wollen wir unsere Aufmerksa«»tett tan DU*» ne in Philadelphia zuwenden. Z»a»zigste« Kapitel. Großes Aufsehen. Vermuthungen. Dal Geschäft. Duldsame Liebe. Hartherzigkeit. DerSeldlaften.— Die erste Eesellschaft. Die Lord« och tet. Die Betgeltung. Der Stuß. Die verlassene Braut. In Philadelphia hatte Gatlard'«Auftreten da«, größte, allgemeinste Aufsehen erregt, in allen Krxi-. sen der Gesellschaft wurde von ihm geredet, in allen^ Trinkhäusern, an allen öffentlichen Orten «t der Gegenstand de? Gesprächs, und an dttb 'j 'öitfe steckte man ungläubig die Köpfe z«s»«n jind prophezeihte, daß fein unerklärliche«, so ur plötzliches Reichwerden sich in eine großartige Schwindelei auflösen würde. Doch, was konnte alles Gerede ihm anhaben fein Baarzahlen in Gold strafte eS täglich immer wieder Lügen. DaS Schiffvolk de« ,9frptun* hatte fich, »ril der selbe ausgebessert werden und darum lange nnthä tig liegen bleiben mußte, bald nach seiner Ankunft nach allen Weltgegenden auf andere Schiffe verdun |Mi, und nur Capitain Brooks war in Philadelphia zurückgeblieben, dennoch, waren von den Matrosen während ihres kurzen Aufenthalte« in der Stadt hin und wieder Aeußerungen gefallen, die auf die Cuttle von Gatlard's Reichthümern hingewiesen Hatten und die nun mehr und mehr in dem Munde der Leute nach Muthmaßungen und Wahrscheinliche leiten bearbeitet und geformt wurden. Die einen sagten, daß die französische Regierung -U in St. Domingo ihm ungeheure Summen anver-tzK^ traut habe, um fie vor »«.. Rebellen zu sichern «nd?z daß er damit davongefahren wäre, rvJhim» u« StttkT^ gierung dort auf die Schwarzen übergegangen und^. .,' keine Reklamation der Gelder von Gatlard möglitk,^' sei, Andere glauben, er habe irgend einen feanzöfi«^^ scheu Nahob mit seinen Schätzen in St. Doming«^ an Bord genommen und ihn dann in Itßäifc gfflwtii®6® faiutr Weise fftt immer verschwinden soffen, untT' wieder Andere behaupteten, daß er in der Nähe voiWâ Cap Hayti einen dort vergrabenen Schatz geiundeifti und gehoben habe, mit welchem er schnell davongeè segelt fei. Darin kam man aber schließlich überein, daß sei»WM Vermögen von Cap Hayti und zwar aus der Zei|r,M des großen Massacres, welches die Schwarzen ter den Weißen angerichtet hatten, herstamme und daß wahrscheinlich viel Blut an demselben hängen möchte. Mit einer gewissen Scheu tret man Gatlard ent gegen, wenn sein großartig eingeleitete« Geschäft UND fein fortwährendes Baarzahlen die gefchâfttrei bende Welt ihm auch zuführte, und ein Jeder bei ihm eüie.i Nutzen zu erzielen suchte, denn Die allge^ meine Stimme, daß fein plötzliches Reichwetdei^. nicht mit rechten Dingen zugegangen sei unditgenH^ etwas auftauchen könne, was iyn eben so plötzlid»^! wieder von seiner Höht herabstürzen würde, bliept Vorhanden. é Gatlard'« seht intime« Verhältniß zu Capitai Brooks, welcher bei ihm im Haufe lebte, trag au viel dazu bei, den Verdacht, den man gegen ihn i Bezug auf den rechtlichen Erwerb seines uuerfchöpf lichen Reichthums hegte, zu unterhalten, und malt bezeichnete den Capitän als seinen Mitschuldigen. Gatlard aber lachte aller Gerüchte und schritt un« bekümmert seinem Ziel, der angesehenste höchstste hende Mann in Philadelphia zu werden, entgegen. Et hatte unweit seines Wohngebäudes ein zwei tes großes Haus gekauft und dasselbe zu feinem Ge schästslokal eingerichtet, er hatte mehrere Schisse gekauft und sie unter feiner Privatflagge nach West inbien expeditt und et hatte mit allen Welttheile» Geschäftsverbindungen angeknüpft. m. Dabei benutzte er jede Gelegenheit, um fein Vet mögen so bald als möglich sicher anzulegen, damiff^ er es nicht mehr in seineniKeller zu bewachen brauchte1*M und hierzu hatte et auch unter andern einen Wei^: eingeschlagen, auf dem et bedeutenden Nutzen z« erzielen hoffte. Weit und breit um die noch nicht so bedeutende Stadt war das Land wüst und öde und hatte n«Ein seht geringen Werth, und Gatlard kaufte meilen* weit im Umkreise allen Grund und Boden, den ei""' für Geld erhalten konnte. Aber auch in der Stat|t seiest kaufte er öde Plätze, wo man sie ihm für eti»,. nen billigen Preis anstellte und namentlich hatte am Fluß ein bedeutendes Stück des Ufer« an fiA gebracht, wo er eine Werfte bauen wollte. So stand es mit der öffentlichen Meinung übW^' Gatlard und mit seinen VermögenSangelegenheiteiH doch noch viel mehr als diese hatten sich seine Ver» hältnisse-zii der Astoischen Familie geändert. Seine Besuche bei Aglaja und deren Mutter w reu immer seltener und sein Benehmen gegen immer kältet geworden, ohn« daß er bis aus den ILu» geublick den Muth gehabt hätte, vollständig mit ih nen zu brechen. Immer noch ging er von Zeit zu Zeit Abend« ihnen und hoffte bei jedem Besuche, daß sie ihm e|t ne Ursache geben möchten, alle ferneren BeziehmW gn zu ihnen auszuheben. Aglaja aber hatte kein« Vorwürfe, kein Hertel Wort für ihn, sie hatte nur Liebe und Thränen. Da« Herz ihrer Mutter aber war mit tiefst Verachtung und mit bitterstem Haß gegen Galiar] gefüllt, doch sie hielt es verschlossen, um sich i Kind zu erhallen. Und dennoch sah fie e« Tag si^ Tag, wie Aglaja bleichet, wie fie hinfälliger wuidfc wie der Gram ihr an Körper und Seele nagte, wen* fit auch nur lächelnd vor igt erschien, um ihr Ttoß5 Über sich selbst einzuflößen. Ach, ihr Lächeln war da« eine« Enges«, bet baW die irdische Hülle verlassen wollte» und mit diese» Lächeln drängte sie jedes Wort gegen Gatlard eoe de« Lippe« ihrer Mutter zurück. (Fortsetzung folg».) Grave! Der frühere Schutzmacher und jetzige Wirth, Tony Niederwiesa in St. Louis, der neben« bei Er-Stadtrathömitglied isthatdendeutfch-patri» otifcheii Hilföfond auf folgende Weise um $100 bt reichert: Der Staatssekretär von Missouri, Rod mann, bot Hrn. Niedttwiefer $100, wenn et ih« ein Paar Stiefel eigenhändig, in feiner (Niederwie fet'e) Wirthschaft machen wolle. Dieser ging da rauf ein obschon er feit Jahrzehnten sein Handiteit nicht betriebe» hatte, brachte et em tadelloses Paar Stiefel zitrechi (seine Gäste sahen ihm dabei zu), nahm die $100 dafür in Empfang und .«fee**» diese dem deutsch-patriotischen HilsSsond. jtir 1 n if ,*n iU i \n\n Eo lumbus, iv., Donnerstag, 15 December 187 O, I I i A I E E PUBLISHERS. Two dollari per year, invariably w