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iv v-, ^Det Westbote. (^yVWWWWVAIVSAAIVVVVVV i s i s Se fttil de» Iahr,«»«e» Mt ö»»t »•Itr» U 0otMMt|«|Uta«» iW £cc Kriis« um PhiIa»l,hiT Vo« fit «tarnt. r* u¥h~ (Aortsetuss.) â», met« verehrt« geliebter Charly?, so ist'«. ^ne»^ eS verkaufen, nenn' e« heirathen, tote Dn Üttl0st Gatlard wird mein Gemahl, antwortete 'Ockavia lachend und setzte ihren Stuhl in Bewe- AHE« Du bist darum durchaus nicht an« meinem Dienst entlassen, schöner Jüngling, und darfst mir attch setzt wobt die Mühe erspaten, mich selbst zu fchßukeln. Vor aArn Dingen aber, werde nie eifer süchtig, denn ein eifersüchtiger Mann beraubt sich selbst. Y' c, Ich «eine. eS wäre Anlaß genug für mich, wenn Du heirathest, entgegnete Tatuall finster, doch Oc tavia fiel ihm schnell in da« Wort und f«gt in dem selben heitern Tone: KeineS von Deinen finstern Gesichtern, Geliebter und mm hbre mich ruhig an und entscheide dann, oh'Du mit meinem Vorhaben zufrieden sein willst, «da tiichf, dasgeht bci Dir, ich thue darum doch, WCKS ich beschlosst« habe. Mèiu erwählter zukünftiger Gatte besitzt viele tn, dttev HBrkin UfrtitUfitlich HKtde, sobald mehr für «ich, èeu ich mir nicht erfüllen könnte. Für thu solche Machtstellung darfman dem Geber derselben wohl freundlich sein und sich Gattin von ihm schelten lassen. Wir werden in Glanz und Pracht leben, werden ein großes HauS machen und werden Herrn Charley Tatnall zum Hausfreund haben, das heißt, wenn er sich vernünftig beträgt und wenn ihm überhaupt Etwas an feiner Octavia gelegen ist. Wenn ich spazieren fahre, wenn ich verreise, wird er mich begleiten, wenn mein Gatte verreist, wird der HanSfreund mich statt seiner beschützen, und wtnn Charley einmal in lustiger Gesellschaft bei'm Spiel mehr verloren hat, als ihm sein Herr Vater in Enzland erlaubt, so wird die Millionärin ihm ihre Börse borgen. Sei nur zufrieden, Charley, min Herz bleibt Dein, und meine Hand würdest Du ja nie begehrt, noch würde ich die Deinige an genommen haben. .Du verlierst darum Nicht«, und ich gewinne Millionen. Aber, beste, theuerste Oetavia, wie kann ich zu frieden sein, wenn ich Dich in den Armen eines Anderen weiß? versetzte Tatnall mit bitterem Ton. Eines Anderen, den ich nicht liebe? Das kann Dir einerlei sein, Charley, entgegnete Octavia be ruhigend. Diesen Abend wird Gallard mich in seinem reizenden Cabriolet spazieren fahren, und sobald ich mich bei ihm bedankt und ihn nach Hause geschickt habe, kpmme ich in den Garten dort in die Laube, wo Du mich erwarten mußt, und Du sollst sehen, wir werden uns ebenso lieb haben, wie frü her auch. Zerstöre unser Glück nun nicht! Wie aber kannst Du einen Menschen, den Du nicht liebst, den Du nicht einmal achtest, weil er geistig so tief unter Dir steht, heirathen wollen? versetzte Tatnall wieder. Man heirathet nicht au« Liebe, man liebt nur aus Liebe, antwortete Octavia, zum Heirathen be. dient man sich der Vernunft, weil man etwas Nütz liches, etwas Vortheilhaftes dadurch erzielen will. Und wo in der Welt könnte ich wohl größern Vor theil finden, als in diesem Krösus? Ich meine, Du solltest Dich darüber freuen, daß er kurzsichtig ist und Liebe nicht von Vernunft unterscheiden kann Du wirst niemals darüber im Zweifel sein, daß ich Dich nur aus Liebe liebe Bei diesen letzten Worten erglühten Oetavia's 'Wangen, sie schlang ihren Alabasterarm um des Lüngling's Nacken, heftete ihre feurig glänzenden, dunklen Augen auf die seinigen und preßte dann ihre vollen Lippen in stürmischem, langem Kusse 4iuf seinen Mund. Hietauf erhob sie sich rasch und sagte: Nun geh' hinein zur Mama, und mach' ihr ein wenig den Hof, ich will schnell meine Toilette ord nen, denn es wird Zeit zum Mittagsessen. Noch einmal brannten ihre Lippen zusammen, und Octavia glitt in das Haus, während Tatnall, seinen Halskragen glättend, ihr langsam nachfolgte. Gatlard Verbrachteden Tag in Geschäften, denen er sich eifrig hingab, um seine Sehnsucht nach dem Abend zu bemeistern. Nach Tische ging er mit Ca pitän Brooks nach der Werfte, wo das für ihn im Bau befindliche Schiff lag, und von da wandelte er mit ihm nach einem fernen Ende der Stadt, wo er sich einen prächtigen Palast aus Marmor erbauen lassen wollte. Dabei schauteer oftmals nach der Sonne sie schien ihm heute so langsam ihre Bahn zu verfol gen, und wieder zu Hause angelangt, legte er sich in das Fenster und richtete seinen Blick abermals nach ihr hin, bis sie endlich sich neigte, und die Schatten der Häuser sich dehnten. Jetzt war der Augenblick der Seligkeit nicht mehr fern. Gatlard befahl seinem Kammerdiener, das Cabriolet anspannen zu lassen, und machte sich nun selbst zn der Glücksfahrt bereit. Wieder und wie der trat er vor den Stehspiegel, musterte seinen An zug und sagte sich mit Wohlgefallen, daß er das Bild des vollkommensten Gentleman's vor sich habe. Er schritt hinaus an daS bereitstehende Cabriolet und betrachtete dasselbe, sowie das Pferd, rundum. Alles war in bester Ordnung, und nun stieg er ein und ergriff Zügel und Peitsche. So freudig, so kräftig hatte er niemals früher die Zügel gehalten, er zog sie straff an, ließ die Spitze der Peitsche auf den mächtigen Braunen sinken, und dieser hob sich feurig zum Galopp, doch Gatlard hielt ihn ihn mit fester Hand zurück, bis er in Trab fiel und nun fliegend mit ihm dahinrannte. Der Abend war reizend, die Luft leicht bewegt und kühl und Alles schien sich günstig zu gestalten, um den glücklichsten Moment in Gatlard's Leben zu verherrlichen. In gestrecktem Trabe bog er in die Straße nach Lord Rowley's Wohnung ein und sein erster Blick in derselben hinauf erkannte Octavia, das Ziel sei» neS Sehnens, seines Wünschens, auf dem Balkon. Ihr Gruß mit dem Batisttuch flog ihm entgegen, dann verschwand sie durch die Balkonthür und Gat lard fuhr vor das Palais vor. Schon war die Thüre des HauseS geöffnet und zwei Diener traten, des Winkes ihrer erwartenden jungen Herrin gewärtig, an die Seite des Cabrio letö, doch Lord Rowley selbst führte fein theures Kind an seinem Arm die Marmorstufen herab an den Wagen, und sagte, Gatlard höflich, doch trau lich grüßend: Ich theile die Freude, welche Sie, theuerster Freund, meiner Tochter bereiten und fühle mich durch die Auszeichnung, welche Sie ihr augedeihen lasst'n, hoch geehrt. Dabei lieh er Oetavia die wenige Hülfe, deren sie bedurfte, um in das Cabriolet zu steigen, denn sie sprang leichten Fußes hinauf und ließ sich mit den Worten auf das rothsammetne Kissen nieder« sinken:' Nu«, verehrter, gütigster Herr Gatlard, liegt mein Leben in Ihrer Hand, doch bleibt mir, wenn Sie mich zu Tode bringen, der Trost, daß wir zu sammen sterben 1 Dabei blickte sie ihn mit ihrem süßesten Lächeln an und entfaltete ihren Fächer. Ein süßer Tod würde es sein, doch Ihr Leben, Frâtllein Oetavia, ist mir zu theuer, als daß ich es auf ei» Lichtes Spiel setzen könnte, entgegnete Gal lard glückstrahlend und zog die Zügel an. Seien Sie vorsichtig, Herr Gatlard, der Drau ne ist tin muthiges edles Thier, sagte Lord Row ley und winkle noch einen Gruß nach, denn schon stob das gewaltige Roß mit dem lachte« Fuhrwerk dahin, daß die Feder ait Octavia's Hut im Winde fiatierte. O, Octavia, wie namenlos glücklich haben Sie mich gemacht 1 begann Gatlard mit bebender Stirn» me und sah ihr liebeschmachtend in die schöne» Au gen. Zu meinem ^gnen Glück, mein Gatlard! ent gegnete Octavia mit einem Blick zum Himmel und richtete dann ihre großen, prächtigen Augen liebe schwer auf ihn, indem sie ihre Hände vor ihrer Brust faltest. O, sagen Sie, wie soll ich es Ihnen tan ten, geliebter Mann, daß Sie mir, dt* «uhedeu- M) ki Geraus gebet. u 1 5 -t.i" tf *«. f*v~i£f g*M 4«^ senden unerfahrenen Mädchen, Ihre Freundlichkeit Ihr Herz zugewandt haben 7 Mit Deinem eignen Herzen, mit Deiner Liebe, füße, einzige Octavia! rief Gatlard außer sich, nahm die Zügel in seine Rechte und ergriff mit fei ner Linken die Hand des Mädchen», indem er stam. melnd fortfuhr: O, sag' es mir. himmlisches We fen, willst Du mein Leben beseligen willst Du mein sein? Ja, Dein für ewig, mein Gatlard, mein Ri chard 1 sagte Octavia, wie von ihrem Glück über» wältigt, mit halblauter Stimme, und senkte ihre Lippen auf Gatlard's Hand, denn die letzten Hau ser von Philadelphia waren hinter dem flüchtigen Braunen schon zurückgeblieben und kein beobachten» des Auge war auf der Landstraße zu sehen. Gallard aber hemmte des Rosses Lauf, schlang seinen Arm um die Geliebte und sie schmiegte sich, mit dem ersten Kuß von ihm auf ihren Lippen, zärt lich an sein Herz. O, geliebter, theuerster Mann, lange schon war ich Dein mit ganzerSeele. als Du meines Herzens EmpKuden noch nicht erkennen wolltest, bis mich Verzweifle dazu trieb, der Jungfrau Schüchternheit, der Jungfrau Verschämtheit zur Seite zu werfen und Dir mit meinem Fächer zuzu rufen, daß ich Dich liebte, so heiß, so innig, wie je ein Mann von einem Mädchen geliebt wurde. Gottlob, daß Du mich nicht verkanntest, daß Du die leideuschaftliche erste Liebe eines kindlichen Mäd chenherzens nicht für Leichtigkeit für Leichtsinn gehalten hast, denn hät,est Du meine Liebe nicht erwidert, so hättest Du mich gelobtet. Bei diesen süß g.flüsterteu letzten Worten reichte Octavia ihrem liebetrunkenen Begleiter abermals ihre vollen Lippen zum Kusse und ließ ihn die Thrä ne sehen, die in ihrem Auge glänzt«. O, Du meines Himmels Seligkeit, mein ganzes Leben soll in Dank für Dich vergehen, rief Gatlard außer sich und küßte die erzwungene Thront von Octavia's Wimpern. Dabei ging der Braune im ruhigen Schritt auf der von hohem Wald überragten Straße hindurch dessen Dunkel nur hierund dort ein goldner Strahl der scheidenden Sonne über die üppig begraste Erde blitzte. Sich, Richard, hob Octavia beruhigter an und legte sich liebevoll an Gallard's Brust, cs bangte mir immer, daß Dir mein heiteres, lustiges Wesen eine unrechte Meinung über mich geben möchte, denn Du sahst mich ja oft mit jungen Männern reiten und wie leicht hättest Du darin mehr, als unschul dige Fröhlichkeit erkennen können. Gottlob, sage ich nochmals, weil Du es nun weißt, daß Du mci ne erste, meine einzige Liebe bist und ewig bleiben wirst! Unter den Versicherungen ewiger Liebe und Treue waren die beiden Glücklichen langsam durch den dämmernden Wald dahingefahren, als Octavia zu erst an den Heimweg erinnerte und Gatlard den Braunen nach der Stadt zurückwandte. Ich werde noch heute Äbend, sobald ich das Ca»1 briolet nach meinem Hause gefahren habe, zu Euch kommen, um Deinen Eltern unlet Bündniß zu ver künden und mir von ihnen Deine Hand zu erbieten, 'agte Gatlard im überströmenden Gefühl seines ho hen Glückes, ein so reizendes makelloses Mädchen und zugleich die Tochter des vornehmsten Mannes in Philadelphia sein nennen zu können. Thue es lieber morgen Vormittag, ich muß mich erst sammeln, mein Richard, ich bin so außer mir, das Glück hat mich ganz verwirrt und dann konnte möglicherweise Besuch kommen, Abends ist man nicht sicher, allein zn sein, und in solchem be-' seienden Augenblick müssen wir tmgeftitt bleiben, allein nur im8 sißöreu und fügte, sich fester in Gatlard's Arm schmiegend, hinzu: O, wäre die Zeit doch schon da, wo ich al, lein nur für Dich. Du mein Richard, leben darf Bald, recht bald, Du EngelSivesen, soll im8 Nichts mehr trennen, entgegnete Gatlard, durch die innige Zuneigung seiner angebeteten Octavia hoch beglückt und wieder stob der Braune in fliegendem Trabe dahin, um die Stadt noch vor eintretendem Düster zu erreichen. Um diese Zeit trat Madame Astor mit ihrer Toch ter am Arm ans dem Gärtchen vor ihrem Hanse, und wandte sich in der Straße hinaus der Prome nade z«, welche um die Stadt führte. Du sollst sehen, Aglaja, der Spaziergang wird Dir gut thun, die Lust ist stärkend, und auf die Be wegung wirst Du sicher schlafe», sagte die Mutter, mit einem bangen Blick seitwärts auf ihr bleiches Kind schauend und führte dasselbe langsam auf dem Trottoir vorwärts. Du bist zu besorgt, liebe, gute Mutter, antwor tete Aglaja mit auffallend matter Stimme, den chlaf entbehre ich nicht ich habe ja niemals sehr viel geschlafen. Jetzt aber, liebe Aglaja, ist er Dir nothwendig, Du bist angegriffen, und der Doktor sagt, Du muß test Alles thun, um Dich zu stärken, und müßtest Alles vermeiden, was Dich aufregen könnte. Sei iark, mein geliebtes einziges Kind, und suche aus Deinen Gedanken zu bannen, was Dich grämt mir zu Liebe, Aglaja, Deiner treuen Mutter zu Liebe! fuhr die Krau fort und drückte ihrem Kinde die Hand. Ich thue ja, waS ich kann, Mutter, und will ja für Dich das Leben ertragen, antwortete Aglaja, den Handdruck erwidernd. Und meine Liebe soll es Dir versüßen und Dich mir wieder froh und heiter machen, sagte Madame Astor liebevoll. Nächsten Winter reisen wir nach dem Süden, wo die herrlichen Blumen blühen und die Lust immer mild und warm bleibt. Ja, nächsten Winter in das Land des ewigen Frühlinges, des ewigen Friedens, wo keine Thräne geweint wird, .vo kein Herz bricht, murmelte Agla ja mit einem schweren Athemzuge vor sich hin und stützte sich mehr auf den Atm ihn Mutter. Doch diese hatte die Worte wohl verstanden, sie schnitten ihr durch das Hetz, sie schwieg aber und wandte ihr Antlitz seitwärts, damit ihr Kind die Thränen nicht sehen sollte, die ihre Augen füllten. Schweigend und langsam gingen sie dahin und bogen in die Promenade ein, wei he von Spazier gängern belebt war. Aglaja hatte ihren Schleier herabgezogen und hielt ihren Blick vor sich auf den Weg geheftet, als der Hufschlag eines flüchtigen Pferdes von der Landstraße her ertönte, ein Cabrio let auf derselben heraneilte und in die Promenade einbiegen wollie. Madame Astor sah sich um, sie trat seitwärts, um dem Fuhrwerk aus dem Wege zu gehen, und er kannte mit Entsetzen Gatlard mit der Tochter des Lords an seiner Seite. Sie wollte Äglaja wenden, so daß derselben der Anblick des Bösewichts erspart werden mochte, doch diese sah sich gleichfalls um und starrte auf Gallard und dessen glückstrahlende Gefährtin. Ein dutch Mark und Bein dringender Schrei ent [lieg Aglaja's Lippen, sie streckte beide Hände ab wehrend nach den Heranfahrenden aus und stürzte, ehe die Mutter sie auffangen konnte, rückwärts zu Boden. Die nahestehenden Spaziergänger sprau gen herzu und sammelten sich um die jeblos dalie gende Aglaja und deren verzweifelnde Mutter, und das Pferd in dem Cabriolet scheute zurück, bäumte sich hoch und sprang zur Seite, doch Gatlard traf es heftig mit der Peitsche, gab ihm die Zügel und fort sauste es im Galopp auf dem Fahrweg an der Promenade hin. WaS war das kanntest du das Mädchen, Ri chard fragte Oetavia, sich von ihrem Schreck er holend, während Gatlard das Pferü wieder meister le und es in Trab setzte. Nein, ich kannte sie nicht ich weiß nicht, wer sie war, antwortete Gatlaid entschlossen und hielt seinen Blick aus das noch unruhige Pferd geheftet. Sie kannte Dich aber, fuhr Octavia fort, ihr Blick starrte Dich ja an, als sei ihr ein Geist aus der Unterwelt erschienen. Sie hat sich vielleicht in der Person geirrt, be merkte Gatlard leichthin und sprach wieder dem Pferde zu. ..f Höre, Richard, hob Octavia abermals, doch mit freundlichem Lächeln an, wenn Dn gestern noch ei ner Andern angehört hättest, so babe ich kein Wort darüber zu sagen, von jetzt an aber gehörst Du mir, Deiner Octavia allein wenn Du auch erst morgen das Jawort von meinen (Eltern bekommst, so hast Du es von mir heute schon für alle Ewigkeit er halten. Theuerste, geliebteste Octavia, wie wäre eS mög lich, jetzt uoch das leiseste Gefühl für eine Andere zu hegen! Kennst Du Deinen eignen Werth denn so wenig? Dein bin ich allein Dein für die Ewigkeit! entgegnete Gatlard, seine Verlegenheit überwindend, und reichte Octavia verstohlen seine Hand. So sausten Sie an der Promenade hin und Vie lerAngen richteten sich verwundert auf sie, überrascht, die Tochter des stolzen Lord Rowley und den jun gen Millionär zusammen zu sehen. Der Lord empfing seine Tochter bei ihrer Rück kehr vor seinem Hause wieder selbst und vereinigte seinen Dank mit dem Octavia's für die Freute, wilche Gatlard ihr bereitet habe. Diese aber reich te ihm, als sie ausgestiegen war, nochmals die Hand, sah ihn mit der ganzen Öneslt ihre« Zaüberblickt« an und sagte: Bis morgen, mein gütiger Freund! Dann ließ sie sich von ihren» Vater die Stufen hinaufführen und reinste von dort Gatlard, welcher sein Pferd gewandt hatte und davon fuhr, noch einen innigen Grnßzu.. Der Unfall, welcher Aglaja Astor begegnet tear, hatte unter den Zuschauern großes Aussehen gemacht und allgemeine Theilnahme für das Mädchen er regt. Aglaja's Verhältniß zu Gatlard war ja seit Jahren bekannt, und mit Spannung und Neugier» de hatte man seit dessen Aufschwung der Entwick lung desselben entgegengesehen. Man wußte, daß er noch immer von Zeit zu Zeit A slot's Haus be suchte und nahm an, daß nun die eheliche Vereini giing des jungen Paares bald folgen werde. Nähere Bekannte der Wittwe Astor und ihre Na*barn freilich dachten anders darüber, wenn sic auch nichts Bestimmtes davon wußten, sie hfrtten aber die Seltenheit von Gatlard's Besuchen bei Ag« Iaja bemerkt, und namentlich war ihnen deren gei stiges und köiperliches Sinken seit Gatlard's Rück kehr, sowie die gedrückte traurige Stimmung von Madame Astor ausgefallen. Unbezwcifclt war an dicscm Abend das Entsetzen und die Ohnmacht Aglaja's durch das Erscheinen Gatlard's mit der Tochter des Lord's an feiner Seite herbeigeführt worden und der Zusammenhang des Austritts war leicht zn erklären. Mit der größten Theilnahme drängten sich die anwesenden Damen zu der Ohnmächtigen, um ihr und ihrer verzweifelnd'» Mutter Beistand und Trost zu leihen, man trug Aglaja in das nächste Haus, während Hunderte von Herren und Damen sie da» hin begleiteten. Es wurde laut geurtheilt und die Entrüstung ge gen Gatlard steigerte sich so sehr, daß man ihn ei nen gewissenlosen Emporkömmling, ja, einen herz losen Schurken nannte. Aglaja wurde, sobald sie wieder zu sich gefönt« inen -rar, vo» ihrer Mutter nach Hause gefahren und eine große Z.ihl von Leuten, welche selbst nicht näher mit der Wittwe bekannt waren, erschienen am folgenden Morgen bei ihr im Hause, um sich nach dem Befinden ihres armen allgemein bedauerten Kindes zu erkundigen. Wie ein Lauffeuer ginA der Vorfall von Mund zu Mund durch die Stadt, aber auch die Zeitungen brachten schon an diesem Morgen Berichte darüber, in welchen über Gatlard sehr scharf gerichtet wurde. —•&*. parte vtese Anilel vereiis gelesen,^ als er nach dem Palais Lord Rowley's fuhr, um sich bei ihm um die Hand seiner Tochter zu bewerben, und er be reute es jetzt seht, daß er gegen Oetavia seine Be kanntschaft mit der Ohnmächtigen abgeleugnet hat» te. Er setzte voraus, daß Rowley's gleichfalls die Zeitungsartikel gelesen haben würben und fürchtete, einen nicht sehr freundlichen Empfang bei ihnen zu erhalten. Zu seiner Verwunderung aber kam man ihm bci seinem Erscheinen sehr herzlich und traulich entgegen, der Lord nannte ihn seinen theuersten ver ehrieilen Freund, dessen Gattin nannte ihn liebens würdig und edel und Oetavia drückte ihm noch wär» nur die Hand, als am Abend zuvor. Dies ermnlhigte ihn, sein Vorhaben schnellmög lich st auszuführen und als Octavia sich einmal ane dem Saal entfernte, wandte er sich sogleich an die Ellern und hielt um die Hand der Tochter bei ih nen an. Beide thaten sehr überrascht und erstaunt, sagten, sie hätten keine Ahnung davon gehabt, daß ihnen diese Ehre, diese Funde zu Theil werten würde, und gaben sofort ihre Zustimmung und ihren Se» gel» zu dem Bunde zwischen ihm und Octavia, Kaum hatten die beiden (litem ihrer Herzen Wünsche für das Glück Gatlard's und ihrer geiieb» ten Tochter ausgesprochen, als Lady Rowley nach der Thür lauschte und lächelnd flüsterte: Da kommt das Kind, unsere Octavia selbst, wie wird sie überrascht werden! Sie ist ja ihrem Gefühl und ihrem Thun und Lassen nach wirklich noch ein rechtes Kind. Da flog die Thür auf, Oetavia glitt herein und Lord Rowlcy sagte mit freudig bewegter Stimme zu ihr: Mein Kind, trete zu un«, t« erwartet Dich eine sehr ehrende Ueoerraschung. Ociavia aber warf sich ihrem Vater uud dann ih rer Mittut in tie Atme und sagte mit schluchzender ttmme: Ja, Vater, ja, Mutter, das höchste irdische Glück, die Vtebe dieses edlen Mannes, meines Richaids, ist mir zu Theil geworden, und es bedurfte nur noch Eures Segens, inn uns dies Glück zn sichern. Dann fiel sie Gatlard in die Acme, schluchzte laut,, und ließ sich von ihm nach dem Sopha geleiten, in welchem sie mit ihrer Mutter Platz nahm, während der Loid und Gatlard sich zur Seite niedersetzten. Oelavia Halle ihre Fassung vollkommen wieder erlangt und nun begann Xtorfc Rowley die Angele« genheit als höchst wichtiges Familienereigniß zu bereden. Zuerst erwähnte er deS altersgrauen Ursprung« seines Geschlechts, und wies nach, daß die Row leys schon unter Richard Löwenhcrz hervorragende Persönlichkeiten und gewaltige Streiter gewesen waren. Dann entwickelte er den ganzen Stamm bäum seiner glorreichen Familie, schloß ihn endlich mit dessen letztem jéetg, mit der ihrer Abstam mung iviirtigcii, mWeWtieii Octavia Rowlcy, und wünschte schließlich seinem Hause Glück, daß dieser letzte Lpiößling mit einem so edlen Manne wie Gatlatd vereinigt werden würde. Darauf ging er zur Beredung der Schritte über welche dieser Vereinigung vorangehen sollten und fragte feinen zukü»fligen Eidam, wie et cö mit dem Veröffentlichen der Verlobung gehalten zu haben wünsche. Gailard meinte, daß man sich' durch zu ft.ithei Bekanntmachen derselben unnöthig viele Belästi gungen auflade und daß eö datum angenehmer sei, erst tut vor der Hochzeit dicVtilobiing anzuzeigen. Octavia war derselben Meinung, weil, wie sie sag» le, Nichts dadurch erzieU würde, als große Genie, und weil auch in dem öffentlichen Geheimniß ihres Glückes ein süßer Zauber läge. Nein, nur nicht lange als Braut und Bräutigam umhergehen, sagte sie in übermüthig flohlichem Tone, tas ist das Langweiligste von der Welt, je des Lächeln, jedes Wort der Braut mit einem aiv der» Manne als dem Bräutigam wird kd'isitt, man verlangt sie ernst, stumm, steif ja, als Nonne sehen. Nicht wahr mein Richard,.eine solche Braut möchtest Du nicht haben? So, wie DU bist, so sollst Du bleiben, als mei nejiiße Braut und auch als meine angebetete, theu re Gattin, antwortete der glückliche Bräutigam, welchem nach der gestrigen unangenehmen Scene auf der Promenade an einem inner Verlobung gelegn, war. Au Dveiundzwanzigstes Kapitel. vöse Mutterliebe. Der Gang zur Kirche. EeistMvlung.—DaS Brautpaar.- Das Schatzgewölde. Die tëanbtlabtt und der Blumenaufsatz Tie Et« •. scheiming.— Wahnsinn!».— Die Mutter.— Det Segen. Der gute Reiter. Die Rast. l5f|r bald nach diesem Glücksmorgen jedoch wr» de Gatlard'« Verhältniß zu der Tochter Lord Row ley's bekannt, den« er ging nun täglich in dessen Palais ei« und aus, er war Octavia's steter Be gleiter zu Auß, zu Pferd und zu Wagen und der Lord schritt oftmals Arm in Ann mit ihm von der Börse nach Haus und speiste bei ihm zu Mittag. Die Kunde von der, wenn auch noch nicht erklär» ten Verlobung erweckte großes Aufsehen und leb haste Betheiligung unter den Bewohnern Philadel phia's, sie rief awr keine guten Gefühle unter ih nen wach, denn die öffentliche Meinung war Über» Haupt dem räthselhafter Weise so reich gewordenen, so stolzen, unabhängigen Gallart) nicht sehr hold und sein Handeln gegen die arme Aglaja Astor hat» te sie noch mehr gegen ihn gestimmt. Aber gleich zeitig rniUhtn griff man nun auch seine Braut an, unzähligâöeschichten fiber ihre Liebereieu mit der s»NDG'?Wrnnerivelt und über ihre auffallende Ver trauthei^mit einzelnen derselben gingen von Mund zu Muninind in's Besondere bezeichnete man den jungen Hausfreund Tatnall als ihren heimlichen Gelitfcteiu Wohl drangen solche Laute der Voltsstimme zu Gatlard's Ohr und berührten ihn nicht angenehm, doch, an die Feindseligkeiten gewöhnt, welche seht Aufschwung gegen ihn hervorgebracht Hatte, setzte er sich auch über diese bösen Nachreden als Erzeug nisse des Neide« u»d der Bosheit mit Verachtung hinaus. Um so stolzer, um so unabhängiger trat er auf, und um so reger betrieb er die Vorbereitungen zu seiner Verehelichung. Sein Wohnhaus ließ er für dir Aufnahme seiner Gemahlin auf das Glänzend sie einrichten, die Räume für sie wurden mit Pracht uud Reichihum überladen, Ind eine kostbare Egui» page, nur für ihren Dienst bestimmt, ließ er von New Kork kommen. Jetzt war es auch au der Zeit, aus feinen Schä tzen die weribvolllle» Kunstwerke herauszuwähleu und sie au« ihrem Dunkelan das Licht in seine Gemächer zu befördern. Er war lange nicht in dem Keller gewesen, denn er hatte feine Veranlassung dazu gehabt, Geld auS demselben zu Holen, alle feine Einkäufe von Land um die Stadt und von Bauplätzen innerhalb der selben waren baar bezahlt und in sein Geschäft hat te er ein so übergroßes^Capital nach und nach ein gelegt, daß der Buchhalter oftmals seine Schwie» ugkeiten hatte, um es nützlich zu veiwenden. Es war aber auch eine gewisse Scheu, ein un» heimliches Grauen, welches ihn manchmal in dem Keller übet fallen hatte und ihn von demselben fern hielt, wenn es nicht nothwendig war, hineinzugehen, und dies war auch der Grund, daß er so viel Geld in das Geschäft gelegt hatte, wodurch ihm der öfu re für ihst sy unangenehme Besuch im Keller erspart wurdet Jetzt aber, w» er durch Aufstellen solcher, in die sein Lande noch seltene» Kostbarkeiten vor der Welt sein Glänzen, sein Prangen noch höher steigerit konnte, um Alles um ihn her al« atm und klein er scheinen zu lassen, jetzt sehnte er sich danach, die Schäße, tie er damals in Havanna beim Umpacken nur flüchtig betrachtet hatte, genau in Augenschein zu nehmen, das kostbarste für seinen Gebrauch da raus zu wählen und das Uebrige zu Geld zu ma che«. Die erste Nacht, in welcher et sich frühzeitig von fu.rcriotauf entftrm»—VW*«, oesttmmie er zurAuS» fill rung dieser ersehnten Arbeit denn es wurde im mer sehr spat bei Rowley's zu Nacht gespeist und nach Tisch blieb man dann noch lange in heiterer Unterhaltung zusammen unter der Veranda oder in der Gartenlaube sitzen. In dem Hause der Wittwe Astor sah es still und traurig ans. Aglaja hatte nach jenem erschüttern den Vorfall auf der Promenade mehrere Wochen ihr Stübchen nicht verlassen können, der entsetzliche Anblick Gallatds mit der Lotdstochtet hatte zu tief in ihr Seelenleben eingegriffen und dadurch ihre», schon von Leid und Weh geschwächten Körper noch mehr niedergeschmettert. Der letzte, matte Hoffnungsfunke war in ihrem Herzen erstickt und die letzte freudige Regung ihrer Seele für die Welt war erstarrt. Nur der 'Anblick ihrer Mutter und der Gedanke an sie fesselte sie noch an das Leben und mit aller ihr noch zu Gebote st. hendeu Scelenkraft klamniirte sie sich au dasselbe an, um die geliebte Frau vor tiefstem Jammer und Elend zu bewahren. Frau Astor hatte sie Tag und Nacht nicht verlas sen und der Mutterliebe war es gelungen, das Kind dem nahen Grabe wieder zu einreißen und dessen hinsteibende Lebensflamme wieder anzufachen. Die Mutterliebe war mächtiger gewesen, als die Etin timing in den» Kinde, sie drängte gewaltsam mit ihrer himmlischen Gegenwart die trübe Vergangen heit aus dessen Seele zurück und an dem Mutter herzen zog wieder Ruhe in Aglaja ein. Sie erholte sich, wenn auch langsam, sie ging wie» der hinaus in das Gärtchen, sie pflegte und begoß Abends wieder die Blumen, doch sie pflückte keine wieder Madame Astor selbst schmückte daS Zim mer mit Blüthen. Aglaja war von Klein auf immer gern und oft in die Kirche gegangen und da an jedem Abend dort bei Licht Gottesdienst gehalten wurde und die Kit« che nicht weit von ihrer Wohnung stand, so hatte sie sich regelmäßig 'Abends, namentlich während der Reife Äallaid's, wenn ihre Mutter nicht mitgehe» wollte, allein dahin begeben. Seit sie sich erholt hatte, besuchte sie fast jeden Abend am Arme ihrer Mutter taö Hans Gcticj und etzt ging sie auch wieder allein hinein, wenn die ge« liebte Frau aus irgend einem Grunde zu Hause zu bleiben wünschte. i Die Ttotloirs von der Wohnung der Wittwe Astor bis zur Kirche waren Abends stets so seht mit Spaziergängern gefüllt, welche sich von der Hitze des Ta^es erholen und sich ergehen wollten, daß ei nein jungen Mädchen auch nicht die aliereiitfernte* sie Gefahr droht«, wenn es diesen Weg allein wan delte. Es war ein sehr heißer Tag gewesen und die Nacht war schnell hereingebrochen, als Madame Astor ih te Tochler an ihrem Atm im Gärtchen auf und abführte und mehrere Nachbarn mit Gesangbüchern in den Händen vorüberschritten. Es ist Kitcheiizeit, liebe Mutter, sagte Aglaja zn ihr, wirst Du zum Gottesdienste gehen Ich wollte eigentlich heute Abend zu Hause biet» ben, doch wenn Du die Kirche besuchen willst, so netbe ich Dich begleiten, antwortete die Frau liebe voll. Nein, gute Mutter, das sollst Du uicht, daS würde ich unbedingt nicht zugeben, mtd ich möchte es doch, fuhr Aglaja bittend tort. So gehe iii Goties Namen allein, mein geliebtes Kind, ich begleite Dich dann morgen Abend, entgeg nete die Frau freundlich. So will ich mich gleich bereit machen, sagte Ag laja, legte ihren Atm um den Nacken ihrer fluttet und küßte sie. Dann ging sie in das HauS, hing ihren Schleier über, nahm igten grauen Shawl uud ihr Gesang buch, und kehrte zu der Mutter in da« Gärtchen zu» rück. Gehe mit Gott, meine Aglaja, sagte die Fran zu ihr, küßte sie und gab ihr bis an die Gartenthür das (Seiet!, von wo ans Aglaja langsam auf tc.u Trottoir hinschrill, um die nächste Straßenecke bog und nun der hell erleuchteten Kirche sich näherte. Sie hatte sich dicht verschleiert und die Nacht war sehr dunkel, so daß die Nachbarölrule, welche an ihr vorübergingen, ]ie nicht erkannten. Mit ihr zugleich traten viele Andere in die Kir che ein und naymen in dem mittleren Raum der selben Platz, während Äglaja sich zur Seite wand te ili.d sich tu dem Schauen der Säulenreihe hinter perfrtben in ctnrr Banf an der Wand tttrfettitff. ftp. 19. Sie hatte den Schleier zurückgelegt, ihr Antlitz auf ihre gefalteten Hände gegen das Pult vor sieh gesenkt und in frommer Andacht ihr Gebet verrich tet, als ein altes Mütterchen zu ihr in den Stand trat und sich neben ihr niederließ. Jetzt tönten die feierlichen Klänge der Orgel durch die Kirche, und die anwesenden Andächtigen begannen zu singen. Auch Aglaja hatte ihr Buch aufgeschlagen und stimmte, auf dasselbe schauend, in daS Lied ein, während der Geistliche die Kanzel erstiegen hatte und sich gleichfalls an dem Gesang betheiligte. Da rauschte es durch die Thür in tie Kirche her» ein, Aglaja erhob ihren Blick über das Gesangbuch hinweg, und sah Richard Gatlard an der Seite der in glänzendem Seidengewande strahlenden LordS» tochter in dem mittleren Gange in da« helle Ker zenlicht treten. Ein Laut, wie ein TodeSschrei, erstickte auf Ag» laja's Lippen, das Gesangbuch fiel ihr auS der Hand, und starr, wie versteinert, stierte sie mit ent» setzten, bleichen Lügen nach dem Paare hin. So saß sie einige Augenblicke unbeweglich, mit vor sich herabhängenden Händen da, al« die alte Frau neben ihr sie beim Arme erfaßte und leise iu ihr sagte: Mein Kind, tvaS fehlt Dir? Da verklärten sich Aglaja'« Züge, ihr Nli«k »er» lot feinen wilden Glanz, ein milde« Lächeln zog übet ihr Antlitz, und sich nach der Frau «endend, flüsterte sie mit freudigem Tone: Sil, Mütterchen, eS ist mein Vrâutigam, der gekommen ist, um sich mit mir trauen zu lassen, so» bald der Gottesdienst vorüber ist. Die alte Frau sah sie verwundert an, denn da« freundliche, glückliche Bild, welches sie jetzt in Ag laja vor sich hatte, war ein so ganz andere«, alS da« entsetzlich starre,ßverzweifelte, welches sie bei deren Schrei in ihr erblickte und wieder legte sie ihre Hand theilnehmend ans Aglaja'S Arm und sagte: Du bist nicht wohl, liebe« Kind, soll ich Dich nach Hause geleiten? Dabei bückte sich die Frau, hob da« Gesangbuch aus und reichte es Aglaja, welche es schnell auf schlug, doch das Unterste oben in der Hand hielt und wieder lächelnd flüsterte: Still, gute Frau, damit eS Niemand merkt, denn die Leute wollen nicht, daß wir uns heirathen sol len. Nach dem Gottesdienst aber wird er mefot! Dann sah sie wieder auf das verkehrt gehaltene Gesangbuch und singend, stimmte sie leise vor sich hin in das Lied ein. Die alte Frau schüttelte mitleidig den Kopf, und richtete wieder und wieder ihren Blick auf die blei chen, heitern Züge Aglaja's, die nun bald auf ihr Buch, bald wieder nach Gatlard hinschaute, wel cher sich mit Oetavia Rawley in die vordere Reihe der Andächtigen gesetzt hatte. Der Gesang verstummte, der Geistliche hielt sei ne Rede und Aglaja sang immer noch, doch kaum hörbar vor sich hin. Alles Leid, aller Schmerz hatte sie verlassen, wie ein vernichtender Blitzstrahl war der Anblick des treulosen Geliebten ihr durch das Gehirn gefahren und hatte ihre Sinne zerrüttet. Wieder wogten die Orgeltöne durch daS HauS Gottes, wieder erklang daS Lied der Andächtigen und Aglaja verhüllte ihr Gesicht mit ihrem Schlei er. Dabei sah sie nun unverwandt nach Gatlard hin, bis das Lied zu Ende war und nur die Orgel töne noch sottwogten. Die Leute erhoben sich und verließen die Kirche, doch Aglaja hielt ihren Blick immer noch nach Gat lard hingerichtet, als die alte Frau neben ihr auf« gestanden war und zu ihr fa^tr: Komm Kind, der Gottesdienst ist jetzt zu Ende. Aglaja hörte sie nicht, fit sah aber jetzt, daßGat lard mit seiner Dame aufstand und lautlosen Trtt tes huschte sie, sich in ihren Schleier und ihren Shawl hüllend, zwischen der Menge hindurch au8 der Kirche in die Dnnkelh.it der Straße hinaus. Sie ging nach deren anderer Seite hinüber, blieb dort an einem Zaune stehen und blickte nach der der Ktrchenthi'tr, aus welcher die Leute, von dem daraus hervorströmeuden Lichtschein beleuchtet, in die Straße traten. Da erschien Gatlard mit der Tochter deS Lord« an seinem Artn uud ging in der Straße hinab und Aglaja folgte ihnen in einiger Entfernung nach. So willst Du wirklich nicht mit uns zu Nacht speisen, mein Richard? hob Octavia während deS Gehens an. Heute nicht, geliebter Engel, antwortete Gatlard, indem et feinen Atm um die Braut schlang, ich ha be eine schon oft aufgeschobene, jetzt aber dringende Arbeit auszuführen und will diese Nacht dazu ver wenden, dann ist sie beseitigt, und um so froher widme ich Dir jede Stunde, welche mein Geschäft nicht beansprucht. Und ich werde in Gedanken bei Dir sein, und Dir bei Deiner Arbeit helfen, dann wird sie Dir noch einmal so leicht von der Hand gehen, versetzte Octavia, sich an den Arm ihres zärtlichen Bräuti gams schmiegend und so erreichten sie bald d»S HauS des Lord Rawley. Gatlard führte dort die Ge* list's die Marmorstufen hinauf und nahm iu der Hausthür liebevoll Abschied von ihr. Dann eilte er in der dunkeln Straße hin und seiner Wohnung zu, und hinter ihm her lautlos, wie die leicht bewegte Lust, glitt Aglaja in Shawl und Schleier gehüllt. è Anstatt an der Hausthür die Schelle zu ziehen, schritt Gatlard durch das offen stehende Thor in den Hos und durch den hintern Eingang in den bellet leuchteten Corridor deS Hauses. Er blieb einen Augenblick stehen und blickte sich um, es war kein Diener zu sehen und et schloß sehr richtig, daß die selben ihn erst spät erwarteten und ihremVergnü geil nachgegangen waren. So seht et diese Freiheit sonst aber auch gerügt haben würde, so war ihm die Abwesenheit der Leu ie augenblicklich willkommen, da er von ihnen un gesehen in den Keller zu seinen Schätzen» hinabstei« gen konnte. In dem Augenblicke, als er sinnend flehen blieb, schlich Aglaja, mit der Vorsicht der Schlauheit und der Spannkraft, welche so oft mit dem Wahnsinn gepaart sind, in das Haus und seitwärts in eine dunkle Elte, wo durch eine offenstehende Thür die Treppe in den Keller hinabführte. Kaum hatte Ag laja dieselbe bemerkt als sie hinunterglilt und un ten in der tiefen Fnchctniß an der Wand Yin zur Seiie traf. Gatlard nahm, ohne sich zu besinnen, von einem Tische neben der Treppe einen der fcaraufstrhrndtn Handlenchier, zündete das Licht an der Wandlam pe an und eilte in den Keller hinab. Unten ange langt, wandte er sich seiiwärts nach einer schweren eisernen Thür, vor welcher er den Leuchtet nieder setzte, einen Schlüssel aus dem Busen hervorzog, und die Schnur von demselben löste, an die er fest geschlungen war. Nun nahm er das Licht wieder in die Haud, schloß die Thür auf und schritt in da« Gewölbe hinein. Im Augenblick nachher kam et »übet au« der Thür hervor und sprang die Treppe hinauf, um die obere Thür, welche offen gestanden hatte von Innen zu verschließen, so daß keiner der Diener ihn unten bei seiner Arbeit stören könne. Dann kam er wieder herab, ging in das Gewöl be hinein und zündete eine, zu diesem Behuf in ei net Mauernische stehende Lampe an, deren Schein nun den, mit Kceuzbogen gewölbten unterirdischen Raum hell erleuchtete. 5» der Mitte desselben auf den Steinplatten de& Fußboden« waten viele Säulen blanker Goldstücke nibeiieinantet aufgethünnt, und rund um stände« noch verschlossene, mit solchem Gelte gefüllte Foj set, hinter denselben aber nach den Wänden teS Kel» lets hin, befanden sich Kisten, Kasten, Koffer ur i Fasset, vou denen viele bereits geöffnet ireteu ui tünstlich gearbeitet»« Silbergeschirr hervor seht ließen. Hier blitzten die Arme eine« Candclabers, ein Kronleuchters, dort ein reich verziertes Theebrei. •im Xytfntaschiw/ ttiw Kaste«tan«« htm«, DER WESTBOTE. E I N A it I E S E É RBSI: WO diesen blanken Silbersachen, sowie aus dem Golde spiegelte sich der volle Glanz de« Lichte«. Gatlard hatte feinen Rock gegen einen grau kei nenen Kittel vertauscht, ein Beil ergriffen und iff nete nun mehrere Kisten, in welchen gleichfall« sil berne Geschirre sichtbar wurden. Au« einer dersel ben hob er zwei riesig große vierarmige Leuchter hervor, stellte sie auf den Fußboden nieder und be trachtete sie mit großem Wohlgefallen. Sie »atm wunderbar schön gearbeitet. Die Füße stellten die Köpfe eine« Drachen« vor, dessen Schwanz sich nach Oben hob und die Säule de« Leuchters bildete, während ein anderer Drache sich von Oben herab mit ihm verschlang und feine vier Köpfe als Alme des Leuchters von sich streckte. Die Leuchter stammten von dem Grasen Louven« ecurt her, in dessen Wappen sich ein vierköpfiger Drache befand und welcher diese Eandelaber in Pa ris hatte anfertigen lassen, um sie seiner Braut zu« Geschenk zu machen. Nachdem Gatlard die Kunstwerke von allen Sei ten betrachtet hatte, hob er einen ebenso prächtig ae« arbeiteten großen silbernen Tischausi'atz au« derit» ste, welcher gleichfalls Drachengestalten zur Schau trug, und zum Halten von Blumen bestimmt war. Auch dieser hatte Lonvencourt angehört und war »,n ihm feiner Gattin bei der Hochzeit zum Geschenk gereicht worden. Gatlard hatte ihn gleichfall« aus de« Bode« ge stellt und sich mit dem Licht in seiner Linken dabei niedergekniet, um ihn recht genau in Augenschein zu nehmen, da kam e« ihm vor, al« ob hinter ihm sich Etwa« bewegt hätte. Zusammenschreckend ergriff er da« Beil und fuhr herum und in der Thür hinter ihm stand ein« inet« neu grauen Shawl und einen schwarzen Schleier verhüllte Gestalt. Zurück wer bist Du? schrie er wie von To deshand berührt, fiel, feine Rechte mit dem Beil nach ihr ausstreckend, aus den Boden zurück, nnd stierte sie, von eisigem Schauer ersaßt, bebend an, da hob Aglaja langsam den Schleier von ihrtt» todtbleichen Antlitz und richtete ihren wirren Blick auf den treulosen, von ihr einst so herzgeliebten Ri. chard. O, Gott stieß »r mit erstickter Stimme ans, rassle sich, wie von einem Gespenst aufgejagt, em pot uud sprang hinter die nächste Kiste. Slill Richard, der Pfarrer betet und dann will er un« traue» laß un« mitbeten, sagte Aglaja mit hohler Stimme, und winkte Gatlard lächelnd zu sich heran. Allmächtiger Aglaja 1 tief dieser entsetzt au» und trat wankend hinter der Kiste hervor. Wo hast Du den Blumenstrauß? fuhr Aglaja in demselben Tone fort. Sieh, ich habe Dir zu uns rer Hochzeit einen frischen mitgebracht. Gerechtet Himmel—wa« sagst Du da? flammet« te Gatlard, jetzt rasch zu ihr hintretend und faßte fie bei der Schulter, wie kommst Du hierher was willst Du hier? Mit Dir zur Kirche fahren, die Lichter brennen schon, antwortete die Wahnsinnige. Thorheit 1 sagte Gatlard, sich ermannend. Wie kommst Div hierher? Das schöne Silber und Gold gieb an die Armen, Richard, es hat uns Unglück gebracht wir haben ja Blumen in unserm Gärtchen fuhr Aglaja nie» der fort, ergriff damit schnell Gatlard'« Arm tfnd flüsterte: Hörst Du die Orgel nicht, komm sing mit mir. Dabei hob sie das Gesangbuch vor sich und schlug es auf. Gatlard bebte an allen Gliedern. .Wahnsinnig l* sagte er halblaut und wandte sein Gesicht von Ag laja ab, waS soll ich thun wohin soll ich sie brin gen 7 Ihre Mutter wird sie suchen ein neuer, öffentlicher Auftritt 1 Dabei fuhr er sich mit der Hand durch da« Haar, daß es gerade empor stand und wankte unentschlof sen hin und her. Da ist der Wagen, um un« zur Kirche zu sah» ren, Richard, hub das Mädcheu wieder an, «yumf Gatlard rasch sagte: Ja, ja, laß uns gehen, Aglaja. Dabei wars er den Kittel von sich, zog seinen Rock an, nahm den Handleuchter vom Boden auf und sühne Aglaja aus der Thür. Schnell hatte er dieselbe verschlossen, ergriff wieder den Arm der Wahnnsinigen nnd leitete sie eiligst die Treppe hin an. Dort öffnete er die Thür, zog Aglaja mit sich fort dutch den Corridor die Treppe hinauf und brachte sie in fein Wohnzimmer. Ich will sie nach Hanse fahren, daS wird da« v«. ste sein, sagte er vor sich hin und wollte klingeln, um dem Wagen zu befehlen, als plötzlich die Schel le an der Hausthür so stürmisch gezogen routfce, daß es ängstlich dutch das Gebäude tönte. Z" spät da ist die Alte! sagte Gatlard ent setzt, stand unentschlossen, was zu thun und sah nach Aglaja und dann nach der Thür hin, da verstumm te die lärmende Schelle an der Haus hür und statt ihrer Hörle Gallatd jetzt die Stimme der Madame Ästot uiiten im Corridor. Wo ist Dein Herr? schrie ste in wilder Verzweif unfl und rannte die Treppe hinaus, während Gat lard zitternd an die Thür trat, um sie zu empfan gt". Schurke, Du hast mein Kind geopfert! schrie fie ihm entgegen und stürzte in da« Zimmer, «o ihr erster Blick auf Aglaja siel. Gerechter Gott Aglaja, Du hier bei diesem Bösewicht? schrie die Frau, von Entsetzen erfaßt, und sprang nach ihrer Tochter hin, doch Aglajalä chelle sie freundlich an und sagte: Still, Mutter da kommt der Pfarrer, um un« zu trauen ich habe ja den Kranz schon aufgesetzt. Madame Astor fuhr zurück, das Wort erstarrte auf ihren Lippen und ihre Hände bebend nach Ag laja ausstreckend, stierte sie dieselbe an. Sing doch mit Mutter, hörst Du die Orgel beul nicht fuhr Aglaja lächelnd fort. Mit einem Zetergeschrei schlug die Frau beide Hände vor ihre Stirn, und ihre zitternden Lippen stammelten: Wahnsinnig! Dann fuhr sie herum nach Gatlard, erfaßte ihn bei der Schulter, wandte ihn nach Aglaja hin und sagte mit eisigem schauerlichem Tone: Sie hier, Ungeheuer, da steht Dein Werk^-mag Gott Dich dafür richten,! Doch höre den Gegen, den die Mutter Deines Opfers Dir ertheilt: Mö ge der gerechte Gott über uns Dir langes Leben, lange Qual auf Erden geben, möge dieses Bild Dei» ne Seele nie einen Augenblick, weder bei Tag noch bei Nacht, verlassen und möge eS Dich dereinst, zu Tod gefoltert, aus dieser Welt in da« Jenseit« be gleiten Dabei hob sie die Hände wie zum Segen empor und tief schließlich mit entsetzlichem Tone: Fluch, Fluch, ewiger Fluch über Dich! Dann wandle sie sich zu Aglaja, schloß ihre Ar me um sie und führte ste wimmerâ «ttf •vn fef dem mer und au« dem Hause. v (gertstfctttti fslet.) «in 71er aus Snghien vor Part« «el« det nach Erfurt vom 18. November: Gestern kam in der 12. Compagnie ein sonderbarer Fall beim Gxerciren vor. Von den Vorposten gekommen, exerziert dieselbe und Lieutenant v. Conta char girt, fragt aber erst: „(88 hat doch keiner geladen woraus er einige Schritte vor der Front Feuer eom mandirt und in demselben Augenblicke von einer Kugel getroffen todt zu Boden sinkt. Der Erfur« ter Lauerbach hatte nämlich beim Wegmarschiren von der Votpostenstellung sein Gewehr einem An dem gegeben, um eine Matrazze aufzunehmen und so geschah das Unglück. Die Sache liegt dem Kriegsgericht vor. Der fehlt noch. In Washington geht das Gerücht, daß der berüchtigte Butler einen Sitz in Cabinet des Präsidenten bekommen werde. E i n S o a e o e n A u s e n v e o lorabo, wirdunter'm 21. Dec. geschrieben 6tn Sol dat, Der sich bei River Lend auf Voxpostendienst be fand, fror auf der zu Tooe. Die Schuld wird den Cfjicitten zugeschrieben, die zeitig ßWiifl von ietnem Zustande bestächtichiiit Zim \n\n Jahrg. Ä8. E, Iambus, O., Donnerstag, 29 December 187 O, PUBLISHERS. dollars per year, invariably In adraaee.