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è?# [$•* 4' ^s-MÉ 4-fWij yjttih i mhii i '«i*. -j Wie ein riesenhafter f% |S|£ rDdlv. •8: ?3ft .jte! «X -ffU f{ I .10}* S- -Aft vWiS &mé r, u-Aj-y -•k#t .tri i&r j4 i#* *j4 â£^h »U. i# *§*%$£• âs Hteinsart Akeser, Herausgeber Vedi«su«gei»t Zwei D»ll«rS per Jahr. in »ora«»»tz,hl«s. 5ff|4|feBâ drei Abtheilungen vos BaldM Mvllhauftn. (FchrtletzunH) Der Förster blickte dem Fuhrwerk eine Weile im* entschlossen nach. Wenn die zu einem kranken Pferde fahren, gibt es auf der ganzen Welt kein gesundes Stück Vieh mehr, sprach er in Gedanken, aber wissen möchte ich, was sie treiben, und Herrn Samberger wäre gewiß nicht weniger daran gelegen. Doch wir wollen sehen. -tf. Dann betrachtete s?.' Ollsach, überlegend^ob Hm nicht einige Andeutungen zu entlocken seien, aus welchen er aüf des Schmieds Geheimnisse schließen könne. Aber Olldach, getroffen von der rotheit Be leuchtung und umsprüht von den unter den Häm mern sich von dem Eisen lösenden Funken, sah nicht aus wie Jemand, der ihm hätte Rede stehen mögen. giührouritt sta glückte Roßkamm da bald bauschte die rechte, bald ©I 'tand der alte miß- die linke Wange über dem zusammengerollten Vir ainiakanaster auf, und an dem weitbauchigen Blase oakg riß er mit einer Gewalt und Wuth, als hätte sich, statt der gefühllosen Eisenstange, sein spezieller freund Förster in dem knisternden Feuer befunden, um zur leichtern Verarbeitung auf dem Ambos her gerichtet zu werden. Ohne sich zu verabschieden, schlich der Förster von dannen. Hämisch lachte er vor sich hin. Ich will des Teufels sein, wenn derblinde Baron und seine Tochter nicht hinter Allem stecken, mur melte er ein schlechtes Pferd, welches nicht zweimal anzieht. Auch wir lassen uns nicht leicht abschrecken. Der Schmied befand sich ym diese Zeit mit seinem Fuhrwerk schon weit abwärts. Bevor er von dem Dorfwege in die eigentliche Landstraße einbog, machte er einen kleinen Umweg über den angrenzenden Wei deacker, der ihn an einer wenig umfangreichen, dich ten Vaumgruvpe vorüber führte. Im Schatten dieses Hains, hart am Stamm einer hundertjährigen Eiche war vor vielen Iahren eine Steinbank errich tet worden. Sobald der Wagen in der Nähe der Bank anhielt, trat eine tief verhüllte Gestalt aus dem Schatten der Bäume. Kasper, sind Sie es? tönte es ängstlich und ge dämpft aus der Umhüllung hervor. Alsbald sprang der Schmied vom Wagen, und zu der Gestalt herantretend, Jagte er leise: Ein Glück, daß Sie hier ausgestiegen stnd, gnädi ges Fräulein. In der Schmiede befanden sich mehr Augen, als nothwendig waren, um Ihre Fahrt ge heim zu halten. Helene antwortete nicht in ihrem Herzen wohnte Verzweiflung, und mechanisch waren ihre Bewegun gen, als Kasper ihr mit ehrerbietiger Sorgfalt nach dem Leiterwagen hinaufhalf. Sie hatte kaum auf dem festgestopften Strohsack Platz genommen, da zogen die Pferde wieder an zuerst langsam, um das laute Klappern des Wagens zu vermehren. Sobald Kasper sich aber ausserhalb der Hörweite der Schmiede und des Försterhauses wußte, gebrauchte er die Peitsche. Die Pferde ver fielen in einen scharfen Trab ihnen schräg entgegen stand der kalte Westwind, der wiederum zerstreute Regentropfen mit sich führte. Der Wagen mit den drei schweigsamen Gestalten polterte am Himmel folgten hastig und sich überstürzend die zerzausten Wolken der ihnen den Weg vorschreibenden heftigen Luftströmung. Hin und wieder schaute der Mond durch die Risse des beweglichen dunkeln Schleiers auf die stille Landschaft nieder, die nächsten Wolken mit he» schönen silbernen Ständern schmückend 7. Das Eulennest. Derselbe Sturm, der den btsci über die Feldmark vsn Mövenhorst dahinrollenden Reisenden entgegen brauste, traf auch einen im hoben Walde auf einsa mer Höhe gelegenen halb zerfallenen Thurm, den letzten 9icft eines aus den verschollenen Feudalzeiten herstammenden Jagdschlosses und die nicht minder baufällige Hütte eines WiPwärters, die kaum noch lur Ausnahme von menschlichen Wesen geeignet zu seht schien. Nur nicht in so langen Athemzügen wehte er um das morsche Mauerwerk herum, sondern in wirbeln den Stößen, die zwischen den hoch hinausragenden Tarnten hindurch ihren Weg niederwärts fanden. Um so schauerlicher sang er dafür zwischen den grünen Nadeln der sich unwillig wiegenden Wipfel und durch die Nitzen, Spalten und Oeffnungen der Mauern, und zwischen den verkrüppelten Ebereschenbäumen und Stechpalmen, die in den offenen Fugen des be moosten Gemäuers nothdürftig Wurzel geschlagen hatten. Ruine wie Hütte schienen seit langer, sehr langer Zeit vergessen zu sein.' Die sie umgebenden Schon ungen Hatten sie gleichsam überwuchert und den Blicken der in der Ferne Vorüberreisenden entzogen. Eine vor der Hütte sich ausdehnende Lichtung baun bete nothdürftig, daß einst von dem daselbst hausen den Waldwärter auf dem sandigen Boden die noth dürftigsten Gartenftüchte und Küchenvegetabilien erzielt worden waren. Die Brotstelle, welche die früheren Besitzer von Mövenhorst, theils aus Acht ung vor dem letzten Erinnerungszeichen in Staub ^zerfallener Geschlechter, theils um die entlegensten ^orstschlage unter Schutz zu wissen, in besseren Zei ten gegründet Hatten, war eingegangen. Der letzte ^olzwärter hatte das Zeitliche gesegnet nach seinem ^odc hielt man für überflüssig, den verwaisten Pv jten wieder zu besetzen und sparte lieber die in einem solchen erforderlichen laufenden Ausgaben. Jeglicher Aufsicht und einer ordnenden Hand ent öehrend, waren die an den Thurm lehnende Hütte und der zu derselben gehörende kleine Stall sehr bald verfallen, so daß sie mindestens ebenso alt aus sahen, wie die ephheuumrankte Ruine im Hinter gründe. Ein schmaler Fahrweg, kaum noch zwischen dem üppig wuchernden Unterholz erkennbar, führte in vielen Windungen um Waldwiesen und Brüche her um nach der vereinsamten Stätte, di5 sogar von Waldfreulern gern gemieden wurde. Man schien sich vor den Geistern der Verstorbenen zu fürchten, welche, nach den Aussagen abergläubischer Dorfbe wohner, zur nächtlichen Stunde die Ruine und deren Umgebung grausig belebten. Und gespenstisch sah die graue Ruine in der That ous, besonders an jenem Abende, an welchem tiefe Schatten und bläuliches Mondlicht abwechselnd über das zerbröckelnde Gemäuer hineilten, der Wind knar rend und brausend die hohen Tannenwivfel schüttelte und die in der Nähe Horstenden Eulen schreiend und dumpf lachend den Thurm mit geräuschlosem Flügel schlage umkreisten oder zeitweise in der einen oder der andern kaum noch ertennbaren Schießscharte ra steten. Um so mehr mußte es daher überraschen, das klei ne Fenster der Hütte mit den gesprungenen und ver klebten Fensterscheiben matt erleuchtet zu sehen, und zwar zu einer Stunde, zu welcher die Landbewohner im Allgemeinen sich zur Ruhe zu begeben pflegen. Das Licht war unstet und ging von einem herdarti gen Kamin aus, welches zugleich zur Zubereitun 'von Speisen, wie zur Erwärmung des einzigen, no nicht mit Schutt und niedergebrochenen Balken an gefüllten, wenig umfangreichen Gemaches diente. In dies Gemach gelangte man von einer kaum sechs Fuß im Geviert Haltenden Vorflur, von welcher es durch «Ute dünne Lehmwand und eine zwar windschiefe, je doch ziemlich feste Thür geschieden wurde. Der diesem Gemach gegenüberliegende Theil der Hütte bestand nur noch aus morschem Fachwerk, aus welchem die mit Lehm und Stroh umwickelten Pfäh le größtenteils verschwunden waren, so daß Wind und Wetter aus allen Richtungen Eingang in die moderigen engen Räume fanden. Aber auch von oben her zwischen den verschobenen Balken und Sparren hindurch hatten Mondlicht, Sonnenschein, Regen und Schnee stets freien Zutritt. Ter andere Theil der Hütte wäre ebenfalls längst in Trümmer zerfallen, hätte nicht die massive Mauer des vierecki gen Thurmes aus dieser Stelle die Rückwand des jüngeren Gebäudes gebildet, es gestützt und zugleich dem schadhaften Rohrbach einigen Schutz gewährt. Eine schmale Thür führte aus dem bewohnbaren Ge mach aus den Thurm zu in eine enge finstere Kam mer aus dieser aber gelangte man durch eine etwa drei Fuß im Durchmesser haltende Oeffnung in dem schweren Mauerwerk in den Thurm selbst, dessen im terster, roh gewölbter und durch zwei schmale Schieß scharten erhellter Raum den früheren Bewohnern der Hütte offenbar als Keller gedient hatte. Die von dein mit trockenem Holz mäßig genährten Fttjer ausströmende Helligkeit beleuchtete vier Lehm wände, auf welchen kaum noch bemerkbare Spuren eines früheren weißen Kalkanstriches sichtbar. An den in unregelmäßigen Zwischenräumen in die Wân- *r ~-Ä',u?rs%- t*% '•-4'W -icjo»- â. ri föii '&wfe W Wß'tm» *a* *E n '«,«"* 4 .è Fissur, ljb^ r*^ '*. ..^A fcstf 8P 3f Wv 4•:?»« rf#., i* S *'^S 1 -V che Flinte, eine mit Dachsfell überzogene, vielfach ausgebesserte Jagdtasche, mehrere Fuchseisen und M«rderfallen ferner vereinzelte, sehr abgetragene Kleidungsstücke und ein Paar denselben entsprechen de hohe Wasserstiefel. Ein Tisch neben dem Feuer herd, der einige wenige Küchengeräthfchaften trug, eine Bettstelle mit blau gewürfelten Pfühlen und mehreren Decken, ein kleiner Schrank und vier braun roth angestrichene, aus krumm gewachsenem Astholz sinnig angefertigte Lehnstühle bildeten die Möbel einrichtung, während festgestampfte Lehmerde zur Verkleidung des Fußbodens gewählt worden war. Zwei der Stühle waren an dem erwähnten Aben de besetzt. Sie standen so vor dem Kaminherd, daß die beiden Männer, welche sie trugen, zugleich von der Wärme und der flackernden Beleuchtung Vortheil zogen. Beide stützten den Oberkörper auf Arme und Kniee und schauten so ernst in die Flammen, als hät ten sie aus denselben eine Unterhaltung herauszule sen vermocht, welche ein weiteres Gespräch zwischen ihnen überflüssig machte. In ihrer grübelnden Stel lung bildeten sie einen seltsamen Contrast zu einan der, der sowohl durch die Verschiedenheit der Jahre, wie durch Körperbau und Gesichtsausdruck bedingt wurde. Der ältere, offenbar der eigentliche Bewohner der Hütte, war längst in's Greisenalter getreten, doch verrieth seine Haltung noch immer Rüstigkeit. Sei ner mittelgroßen Frgur fehlte sogar nicht eine gewis sc Fülle, die indessen mehr die Folge einer gesunden und abgehärteten Körpereonstitution, al£ einer in's Volle greifenden Lebensweise. Eine abgenutzte Mütze von Fuchspelz bedeckte sein kahles Haupt, wel ches nur noch am Hinterkopf und an den Schläfen einige dünne weiße Locken aufzuweisen hatte. Um so starker war dafür der weiße, durch den Einfluß der Atmosphäre bereits wieder vergilbte Vollbart der selbe bedeckte das wettergebräunte, schwer gerunzelte Antlitz fast bis an die Augen, die von langen, strup pigen weißen Brauen beschattet wurden. &ie etwas trüben braunen Augen und die breite gerade Nase verschwanden fast zwischen dem Rauchwerk der Mütze und dem dichten Barthaar, nicht zu gedenken eines Zuges von Unzufriedenheit und Bitterkeit, der sich zu beiden Seiten des Mundes in dem ungewöhnlich buschigen Schnurrbart verlor. Gekleidet war er nach Jägerart: rauh und dürftig, was, in Verbindung mit seinem hohen Alter, Jeden, der ihn zum ersten Mal sah, mit einem Gefühl des Mitleids und fteund licher Theilnahme erfüllte. Sein Gefährte mochte ihn, wenn sie sich aufrichte ten, wohl um Kopfeslänge überragen. Indem der selbe aber fast.regungslos dasaß, rief es den Ein druck hervor, als habe er eine Last zu tragen gehabt, schwer genug, ihn bald bis unter den Rasen hinab zudrücken. Obwohl mindestens dreißig Jahre jün ger, als sein greiser Gastfreund, war auch fein Haar, welches sich kurz geschoren an das Haupt an schmiegte, schon so weit ergraut, daß kaum noch er kennbar, ob dessen Farbe ursprünglich braun oder dunkelblond gewesen. Der röthliche, ziemlich kurz gehaltene Vollbart war ebenfalls stark mit Weiß un termischt, wogegen das hagere, wettergebräunte Ge ficht noch immer die deutlichen Spuren früher hoher männlicher Schönheit trug. Seine Augen waren blau und groß ein dunkler Rand um dieselben machte sie noch größer erscheinen und oerlieh dem Antlitz einen leidenden Ausdruck, während die große gebogene Nase durch den sehr starkenSchnurrbart wie der auf ein den Gesetzen der Schönheit entsprechendes Maß zurückgeführt wurde. Auffallend klein waren seine Hände, ebenso die Füße, welche von derben Stiefeln geschützt wurden. Ein grüner Rock, äugen scheinlich erst durch Abtrennen der militärischen Ab reichen in einen Civilrock verwandelt, umschloß seinen Oberkörper knapp und wohlkleidend. Derselbe war bis unters Kinn zugeknöpft mehrere verblaßte fremdländische Ordensbänder, die offenbar nicht aus Paraden und in dustenden Boudoirs verdient wor den waren, schmückten die linke Brust. Es mochte gegen elf Uhr sein, und längere Zeit hatten die beiden Männer schweigend vor sich in die Muth gestarrt, als ein dumpfes Getöse aus der an dem Seite der Hausflur den frühern Soldaten plötz lich aus seinem finstern Brüten aufstörte. Er rich tete sich empor und sah fragend auf den greisen Forstmann. Es ist nichts, bemerkte dieser eintönig, der Wind wird wieder einen Sparren heruntergeworfen haben. Solch Poltern ist mir nicht neu ein Stück Holz geht nach dem andern, und ich will zufrieden sein, wenn das Nestchen Dach über uns so lange zusammenhält, bis meine Zeit abgelaufen ist. Wer sechsundsieben zig Jahre auf dem Rücken trägt, handelt weise, nicht auf zu viele kommende Tage zu rechnen. Sechsundsiebenzig Jahre und in einem elenden Stalle zu hausen, versetzte der Krieger, indem er fei ne Blicke wieder auf das Feuer lenkte, es ist unver antwortlich, gewissenlos, ja, verbrecherisch, daß man Sie mit Ihren fünfzig Jahren Dienstzeit hierher ver bannte. Zweiundsünfzig Jahre, Herr von Felgen, verbes serte der Forstmann, doch was läßt sich dagegen aus richten Ich wurde alt und steif, der neue Besitzer von Mövenhorst hatte keine Verbindlichkeit gegen mich vielleicht mißfiel ihm auch meine Anhänglich keit an den Herrn Baron kein Wunder, daß er mei neu früheren Hilfsjäger, mit dem er besser fertig wur de, an meine Stelle setzte. Warum ließ man Sie nicht wenigstens in Möven horst unter Menschen wohnen? Der alte Grunow lächelte bitter: Herr Samberger wollte mich wahrscheinlich loSsein, weil er meine Offenherzigkeit nicht liebte. Möglich, daß er in meinem Verkehr mit ihm die Ehrerbietung vermißte, welche ich unveränderlich dem Herrn Ba ron zollte ein morscher Stamm bricht ja lieber, als daß er sich biegt viel hat auch wohl mein Nachfolget', der nicht gern von mir controllirt wer den wollte, zu meiner'Verbannung beigetragen. Ge nug, man gab vor, mir einen bequemen Ruheposten zu gönnen, und so bin ich denn so weit von dem Dachsbrink verschlagen worden, daß ich nur noch an besonders schönen Tagen mich auf den Weg begebe, um dem armen Mindert Herrn die wunderlichsten Märchen von seinen schönen Forsten zu erzählen. D, mein Gott, wenn der wüßte, wie man jetzt in den stolzen Waldungen haust' :e hc lieber Grunow Sie haben wenigs I u etriebenen Holzpflöcken hingen eine lange einfa- Betrachtungen gestört. ens Ihr leidliches Auskommen, Ich erhalte nicht genug, um zu leben, und zu viel, ell I um schnell zu verhungern ich helfe mir indessen mit dem Fang von Mardern und Füchsen durch, was mein Nachfolger mir ebenfalls nur zu gern abschnei den möchte. Auch erinnert sich wohl noch der Eine oder der Andere, dem ich einst vielleicht einen Gefal len erwies, meiner und wendet mir etwas Butter, Kaffee, Taback und sogar einen kräftigen Jäger trunk zu. Verwandte besitzen Bit nicht mehr Nein, in dieser Provinz nicht, daß ich wüßte. Ich stamme weit von der russischen Grenze her. Ha, besäße ich nur einen einzigen Verwandten in dieser Gegend, und hätte er nicht das liebe Brod, würde Herr Samberger längst dafür besorgt haben, daß ich dem Unglücklichen zur Last siele. Wie heißt Ihr Nachfolger? Kreeper, ein hinterlistiger Bursche, de* die Ehr lichkeit nur dem Namen nach kennt. Trotzdem hat er bei dem Herrn Lamberger stets freien Zutritt. Dieser Lamberger, der zuerst mit einem Hausirbün del in's Land kam und dann so erstaunlich schnell reich geworden ist, soll ebenfalls ein weites Gewissen haben. Sein Hauptkummer besteht darin, daß die Nachbarn den Verkehr mit ihm meiden, als ob sie hinter seinem Golde nichts Gutes witterten. Ich kenne ihn ans früheren Zeiten damals ahn te ich indessen nichts weniger, als daß der gefällige und zuvorkommende Wucherer und fein Genosse, ebenfalls ein unsauberer, filziger Jude, sich noch ein mal zu einer solchen Höhe emporschwingen würden. O, Herr von Felgen, die Güterschlächterei ist ein einträgliches Gewerbe, und ich fürchte, die Zeit ist nicht fern, in welcher das schöne Rittergut Möven horst behandelt werden wird wie eine Deputat-Kuh. Hier schwiegen die beiden Männer wieder, und den"durch das vorhergegangene Gespräch angeregten Gedanken nachhängend, 6 lief ten sie in die Flammen. Grunow hatte seine kurze Pfeife angezündet und rauchte, als hätte er am liebsten alle Sorgen mit dem bläulichen D^tmpf vermischt, der, von der Zugluft ge trieben^ sich langsam dem Kamin zuwand. Mit dumpfem Heulen fuhr ein heftiger Windstoß zwischen den Tannenwipfeln und dem geborstenen ©emittier hindurch, große Regentropfen mit Gewalt gegen die kleinen Fensterscheiben schleudernd. W ist nicht denkbar, daß sie heute kommt, bemerk te Felgen, durch das Unwetter wiederum in seinen Das Wetter würde das gnädige Fräulein schwer lich zurückhalten, versetzte Grunow, sie ist eine zu ge wissenhafte Dame. Was sie verspricht, hält sie. E nen bestimmten Abend hat Karpet nicht genannt Nein er brachte die Nachricht, daß sie heute ober morgen zur späten Abendstunde auf dem Eulennest eintreffen würde. Nun, Karpet ist ein Mann, auf den man bauen darf, erwiderte Grunow, sein greises Haupt bedäch tig wiegend ich kenne ihn lange und habe oft mit ihm zu thun gehabt. Ich sah ihn vor vielen Jahren flüchtig es war damals in der unglücklichen Zeit. Seine Züge, na mentlich fein finsterer Blick und sein ernstes Wesen hatten sich indessen meinem Gedächtniß so seskeinge prägt, daß ich ihn sogleich wiedererkannte. Wo begegneten Sie ihm? Vor zwei Monaten in Böhmen. Er wanderte in Begleitung feiner Kinder. Auch e? erkannte mich, und wir sprachen von Mövenhorst, unserm beidersei tigen Ziele. Trotz seiner großen Zurückhaltung leg te er freundliche Gesinnungen für mich an den Tag, denn feiner Gefälligkeit verdanke ich allein, daß es mir so schnell gelang, mich heimlich in Verkehr mit Fräulein von Seedorf und mit Ihnen zu fetzen. Er verrieth sogar in feistem Bestreben eine gewisseAengst lichkeit, die mich befremdete dagegen weigerte er sich, in meiner Gesellschaft zu reifen, obwohl ich, gleich ihm, größtenteils zu Fuß wanderte. Seine Kinder, ein wunderbar liebliches Mädchen und ein auffallend schöner Jüngling, sah ich nicht wieder ich vermuthe indessen, baßjte in der Nachbarschaft wei len. Ein seltsamer Mann, dieser Karpet wenn Sie ihn schon lange kennen, stammt er vielleicht gar auS dieser Gegend ein Ungar ist er wenigstens nicht, davon war ich überzeugt, sobald ich die ersten Worte mit ihm gesprochen hatte. Grunow wand sich verlegen aus seinem Sessel hin und her erst nach einigem Zögern antwortete er mit dem Ausdruck des Zweifels: Ob er ans dieser Gegend stammt, weiß ich nicht. Ich entsinne mich nur, ihn als blutjungen Burschen aesehen zu haben, und das muß länger als dreißig Jahre her sein. Aber es ist wahr, er besitzt viel An hänglichkeit für Mövenhorst, oder er würde auf fei nen Wanderungen nicht immer wieder hierher kom men. Mit der Familie des Schmieds ist er befreundet? Er muß wohl, pflichtete Grunow nachdenklich bei, findet er doch stets eine gute Aufnahme, so oft er daselbst vorspricht. Für Fräulein von Seedorf hegt er große Verehrung, und merkwürdigerweise ist des Schmieds Frau des gnädigen Fräuleins Milch schwester Sie entsinnen sich vielleicht der Bäuerin, welche auch noch in späteren Jahren zuweilen im Schloß erschien? Ich entsinne mich, antwortete Felgen dtüttpf, in dem er die Arme wieder auf die Knie stützte und sein Gesicht in beibe Hände vergrub. Ein Dachshunb, der so lange in dem dunkeln Winkel unter bem Tisch gelegen hatte, knurrte un wirsch. Trotz Sturm und Regen kommt Jemand, bemerk te der greife Forstmann zuversichtlich, das Thier be geht nicht leicht einen Irrthum. Halloh, Walbmei ster! roenbete er sich barauf an ben Hunb, träumst du, oder witterst du Besuch? Aus diese Anrede kroch der Hund aus seinem Win kel hervor, und nach der Thüre hineilend, begann er, wie um feine erste Kundgebung zu bekräftigen, laut zu bellen. Schon gut, schon gut, beruhigte Grunow das wach same Thier, indem er sich erhob, welchem Beispiel Felgen sogleich folgte. Sie werden's sein, wendete er sich an biefen, enttueber das gnädige Fräulein in Karpet's und des Schmieds Begleitung, oder Karpet allein mit Nachricht. Dann öffnete er die Thür, und in den gerade mondbeleuchteten Wald hinaus lauschend, unterschied er das Klappen einer Peitsche, mit welchem der Schmied die Pferde auf dem gewundenen und hin bemißreichen Walbwege einhertrieb. Da8 gnäbige Fräulein, sprach et nach dieser Ent deckung in das Gemach hinein, der Wagen kann aber nicht vorfahren: wollen Sie nicht lieber entgegen gehen Felgen hatte sich, seitdem er ausgestanden war noch nicht von der Stelle gerührt. Die rothe Be leuchtung des Feuers verbarg, baß Todtenblässe sich über sein Gesicht ausgebreitet hatte in der Art aber, in welcher der eine Arm schlaff an seinem Kör per niederhing und er sich mit dem andern auf die Stuhllehne stützte, bekunbete sich ber furchtbare Kamps seiner Empfinbungen. Nein, ich kann nicht, antwortete et enbtich leise, fast flüsternb, ich kann sie nicht einmal hier empfan gen nein es möchte ihr selbst nicht lieb sein lassen wir eS bei unserer früheren Verabrebung. Ich muß sie allein unb ohne Zeugen sprechen, sie muß bas Bewußtsein haben, baß Niemanb die zwi schen uns gewechselten Worte hört, oder die Zusam mentunft ist vollkommen zwecklos. Gehen Sie nur, Grunow, und führen Sie Fräulein von Seedorf herein ich werde mich in den Thurm begeben und sie dort erwarten. Sorgen Sie dafür, daß die An dern fern bleiben, daß Niemand uns belauscht. Der greise Forstmann warf einen Blick des tief sten Mitleids auf feinen Gast sinnend wiegte er dos Haupt, dann trat er hinaus, sogleich in den durch das überwucherte Gartenfeld hinlaufenden Fußweg einbiegend. ,, Sobald Grunow sich entfernt hstä£ beschattete Felgen feine Augen mit der Hand. ÜD, mein Gott, daß wir uns unter solchen Verhält nissen wiedersehen müssen stöhnte er in sich hinein. Dann, als hätte der laute Ausbruch seiner Gefühle ihm seine volle Kraft zurückgegeben, trat er festen Schrittes an den Tisch. Eine Lampe stand auf demselben. Er mündete sie an, und sie vor sich tragend begab er sich nach der Kammer, in welcher die niedrige Thüröffnung des Thurmes vor ihm lag. Sich bückend gelangte er leicht über den Schutt durch das ellendicke Äauer werk als er sich wieder ausrichtete, erhellte die kleine Flamme matt einen etwa sieben Fuß höhnt, gegen sechzehn Fuß breiten und zwanzig Fuß langen Kel lerraum, der ringsum nur nacktes Mauerwerk zeigte selbst der Fußboben war mit Feldsteinen gepflastert. Düster, unheimlich wie ein Kerker, lag ber öbe Raum ba nichts in bemselben, was bas Auge auch nur annähernb milbe berührt hätte. Alles kalt und starr sogar das Heu in dem einen Winkel schien einem verflossenen Jahrhundert anzugehören. Mehre Holz blöcke, eine kurze Leiter und vereinzelte mit dickem Rost überzogene Ackergeräthe lagen ungeordnet um her. ES gehörte ein geringer Grad von Einbil dungskraft dazu, alle diese Gegenstände bei der un bestimmten Beleuchtung in die schrecklichsten Folter werkzeuge zu verwandeln und so mit ihrer düstern Umgebung in Einklang zu bringen. Theilnahmlos glitten Felgen's Blicke über die vergessenen Geräthe bes friedlichsten aller Gewerbe hin. Er lauschte rückwärts, wo bie Thüre bes grö ßeren Gemaches geöffnet würbe unb ber alte Gru now im ehrerbietigsten Tone einzutreten bat. Ein leichter Luftzug strich bttrch bie nächste Schießscharte in bett Kell err a um hinein unb spielte mit ber Flam me. Mechanisch trug Felgen bie Lampe nach einer Stelle hin, auf welcher sie geschützt war. Behutsam stellte er sie auf einen Holzblock bann trat er bis in bie Mitte bes Raumes vor, wo ihn, ohne baß er es bezweckt ober berechnet hätte, bie Beleuchtung voll traf. Sein Athem war kurz unb gepreßt, «uf seinem geisterhaft bleichen Antlitz spiegelten sich alle Em pfinbungen, bie heftig in feiner Brust arbeiteten als er aber nur wenige Schritte von sich jene sanfte, süße Stimme vernahm, bereit Klang wie durch Zau ber die Erinnerung an die holdeste, zugleich aber an die entsetzlichste Zeit seines Lebens in ihm wach rief, schien die mit so viel Willenskraft heraufbeschworene Fassung wieder von ihm weichen zu wollen. Ich danke Ihnen, lieber Grunow, folgten die Worte der einst so trauten Stimme auseinander, und Felgen glaubte zu unterscheiden, wie viel Ueberwin dung es Helene kostete, eine gewisse äussere Ruhe zu bewahren, ich danke Ihnen von ganzem Herzen, Sie treuer Freund unseres zusammenbrechenden Hauses es ist mir Alles ganz recht so ich spreche Herrn von Felgen am liebsten ohne Zeugen Kasper wird Ihnen so lange Gesellschaft leisten, und Karpet ist ja bei den Pferden zurückgeblieben, so daß wir un besorgt fein dürfen. Also dort im Burgverließ treffe ich ihn? ertönten ihre Worte mit wunderbarer Ruhe jetzt bedeutend näher aber bemühen Sie sich nicht weiter, wendete sie sich noch einmal «u den greisen Forstmann, der ihr mit einem brennenden Kienspan leuchtete, ich finde den Weg ohne weitere Hülfe auf der ändern Seite sehe ich Lichtschimmer Sie wissen ja, als Kinder sind wir, mnn Bruder und ich, Jahrgang 29. Columbus, Ohio^ Donnerstag, dm 14. März 1872. No. 30. oft hierher gewandert, um unter der Aussicht des al ten Holzwärters zwischen dem Mauerwerk unsere Spiele zu treiben. Bei diesen Worten zog sie ihren Mantel fester um sich zusammen, und sich neigend, trat sie in die Mau eroffnung. Hinter sich hörte sie die Thür nach des Försters Wohngemach zufallen und leise den Riegel vorschieben. Als sie sich nach einer kurzen Beweg ung aufrichtete, stand vor ihr Felgen, der Geliebte ihrer Jugend. Zu derselben Zeit schwang sich auf der Aussenseite des Eulennestes unter welchem Namen die Ruine allgemein bekannt war, eine schwarze Gestalt leicht und gewandt nach dem Mauerwerk hinauf. (5s war Karpet, der Kesselflicker. Nachdem er mit kundiger Hand die Pferde sicher an den nächsten Baum ange bunden hatte, war er davongeschlichen. Ein Blick in des Försters Wohnung belehrte ihn, daß der Schmied, in ein ernstes Gespräch mit jenem vertieft, neben ihm vor dem Fetter Platz nahm. Immer mit derselben Vorsicht begab er sich darauf nach der Rui ne, und vertraut mit der Lage und Bauart derselben gelang es ihm leicht, einen Punkt zu entdecken, von welchem aus er nicht nur durch eine konische Mauer scharte den von Felgen und Helene eingenommenen Raum zu übersehen vermochte, sondern auch jedes einzelne zwischen ihnen gewechselte Watt, «ie durch fitt Hörrohr verstärkt, deutlich verstand. r' Sas Wiedersehe». Wenn Helene von Seedorf, indem sie sich zu der so dringend geforderten Zusammenkunft entschloß, zugleich den Vorsatz faßte, keine Schwäche zu verra sie der Ueberzeugung levte, daß nach ben then wenn unsäglich bittern Erfahrungen es nichts mehr in ber Welt gebe, wodurch sie noch tiefer gebeugt werben könne, so fühlte'sie, sobald sie den ersten Blick aus Felgen geworfen, daß sie ihre Kräfte weit überschätzt hatte, ihre ernsten und wohlüberlegten Entschlüsse jeglichen Halt verloren, in Nichts verschwammen. In ber kräftigsten Jugenbblüthe und ein Bild männlicher Schönheit hatte der Geliebte, nachdem er den Keim zu unversiegbaren Leiden in ihre Brust gelegt, sich vtn ihr gewendet. Er hatte sie verlassen, ohne ein Wort des Trostes oder der Hoffnung an sie zu richten verlassen, nachdem er sie selbst wie ihre ganze Familie in einer Weise gekränkt und beleidigt, welche eine erneute Annäherung unmöglich machte. Er war gegangen, beladen mit den Verwünschungen ihres Vaters, der in ihm den Verführer seines Soh nes und die mittelbare Ursache von dessen Verderben zu sehen meinte beladen mit dem Haß und ber Ver achtung ihres Brubers, aus welchen er, zu ben ihm zugefügten Beleibigungen, awch noch bie mörberifche Waffe richtete. Er war gegangen unb verschollen 'für überflüssig hatte er es gehalten, sich um Die jenigen zu kümmern, bie btirch ihn unglücklich gewor ben, wie von Seiten biefer nie nach ihm geforscht, nicht einmal sein Name laut genannt würbe. Eine lange Reihe von Jahren lag zwischen jenen Zeiten unb dem jetzigen Wiedersehen. Hatten aber diese Jahre den von Helene mit ergebungSvsller Sünd haftigkeit getragenen Kummer nicht zu mildern ver mocht, so war in diesem Zeitraume auch das Bild Desjenigen, der sie einst schmachvoll verließ, keiner Aenderung unterworfen gewesen. Ihrem Geiste schwebte er noch immer vor als der übermüthige Of fizier mit der einschmeichelnden Stimme, mit den verlockenden Augen und den heißen Schwüren ewi ger, unwandelbarer Liebe und Treue. Selbst die erfahrene Schmach unb Erniebrtgung hatten nicht hingereicht, ein Bilb zu zerstören, welches sich itaa ihrer ersten Bekanntschaft mit ihm unauslöschlich tie in ihr Herz eingegraben. So sah sie ihn vor sich, als Stephan ihr bie Kun de von seinem plötzlichen Auftauchen in der Gegend überbrachte so sah sie ihn vor sich, als sie an der Seite der beiden raupen, aber treu ergebenen Freun de durch Nacht und Qsturrn dahinfuhr. So sah sie ihn noch im Geiste vor sich, als das.Licht im Erb geschoß bes Eulem^estes ihre Bewegungen lenkte unb sie enblich bie letzte Grenze überschritt, welche ihn in Wirklichkeit von ihr trennte. Lange unb sprachlos vor Entsetzen starrte sie auf ihn hin, ber schweigenb unb wie einen vernichtenben Urtheilsspruch ernmrtenb, vor ihr stanb unb nur be benb seine Augen zu ihr zu erheben wagte. War ber Mann mit dem gebleichten Haar und den schwer burchfurchten, wetterzerrissenen Zügen berjenige, ber sie hierher befchieben hatte unb ben zu sehen unb zu sprechen sie gekommen Der Mann in ber unschein baren abgetragenen K leibung unb mit bem Antlitz, welches nie ein Lächeln kennen gelernt zu haben schien, war er derselbe, der einst nur äußerem Glanz und blendendem Schimmer huldigte und durch sei nett sprudelnden Uebermuth Alle, die näher mit ihm verkehrten, zu bezaubern wußte? Da begegneten ihre Blicke den seinigen, und als hätte sie ihn an den Augen, die trotz des düsteren Ausdrucks unverändert geblieben, erst wiedererkannt, faltete Sie erschüttert die Hände, wahrend heiße' Thränen über ihre bleichen Wangen rollten. Herr von Felgen, begann sie mit bebenden Lippen, und fast versagte ihr die Stimme Albert, hob sie von neuem an, als sie gewahrte, daß bei ihrer ersten Anrede ein heftiges Zittern die gebeugte, aber noch immer hohe, kriegerische Gestalt durchlief, Albert, du hast mich rufen lassen und ich bin gekommen ob ich recht handelte, mag Derjenige entscheiden, der die Geschicke der Menschen lenkt. Ich bin gekommen, auf daß du mir dereinst in deiner letzten Stunde kei mten Vorwurf machst, als hätte ich dir das einzige, was ich noch zu bieten habe und dessen du, wie ich sehe, im höchsten Grade bedürftig, verweigert, ich meine, einige aufrichtige Worte des Trostes und die Ver sicherung, daß ich dir vergab. Möge diese Versiche rung zu deinem Glück, zu deinem Seelenfrieden bei tragen, denn Albert wenn ich jetzt von dir gehe, so geschieht es aus Nimmerwiedersehen. Was ich duldete, was ich litt, ich versuche nicht, es zu schildern allein wenn du noch eine Spur von Mit leid, von Erbarmen für mich hast, so wirst du meine Wünsche berücksichtigen und nie wieder banach trach ten, eine ähnliche Zusammenkunft herbeizuführen. Fester unb ruhiger war allmählich Helenens Stim me geworben sie hatte während bes Sprechens ihre Fassung zurückgewonnen. Kälte unb Härte blieben ihr bagegen fern, unb mit Bangigkeit sah sie ben Worten entgegen, welche Felgen nunmehr an sie richten würbe. Dieser, ttachbem Helene geendigt, seufzte tief auf. Er machte Miene, ihre Hanb zu ergreifen, allein er bebtt zurück vor bem heiligen Ernste unb dem festen Willen, die so sprechend in ihren schönen, schwermü thigen Augen ruhten. Helene/hob er zögernd an, indem du mich nach alter, unvergeßlicher Weise anredest, gestattest du mir, ein Aehnliches zu thun. Es ist dies mehr, als jemals zu hoffen ich gewagt hätte selbst baß du dich nicht scheutest, hierher zu kommen, mir zu begegnen in einer Umgebung, die an Kerker und Gefangen schaft erinnert, hielt ich nicht für glaublich. Dein Asyl aber zu betreten, dich in deiner jetzigen trauri gen Heimat aufzusuchen, durfte ich nicht wagen ich konnte nicht wissen, ob du nicht vorzögest, meiner hinfort als eines Verstorbenen zu gedenken. Alle Zweifel, welche du betreffs unseres Wiedersehens hegtest, bu hast sie überwunben bit hast mir ben trüben Trost gewährt, bir zu beweisen, daß Alles, was ich an dir und deinen Angehörigen verbrach, sich furchtbar an mir rächte. Es kann dir nicht entgan gen sein, daß ich mich im Lause der Jahre sehr ver änderte. Was ich aber in diesem langen Zeitraume, bei diesem ewigen Ringen nach einer elenden Exi stenz litt, bas ahnst bu nicht, kannst bu nicht ahnen. Ja, bu mußt schwer gelitten haben, entgegnete Helene leise, wie v\ Traume, aber denke zurück, den te weit zurück und vergegenwärtige dir Alles genau, was du glaubst, das meine Seele beugt, und dann frage dich, ob die Leiden, welchen du unterworfen gewesen, einen Vergleich aushalten mit dem, was zu tragen und zu dulden ich ausersehen war. Noch ein mal fordere ich dich auf, dir Alles, jeden kleinsten Umstand zu vergegenwärtigen, bevor du mir ant wortest, bevor du mir erklärst, weßhalb du mich zwangst, noch einmal vor dich hinzutreten und Er innerungen mit von hier fortzunehmen, dich mich täusche dich darüber nicht noch elender machen. Ich begreife es, Helene, ja, ich begreife, was du unfchttldigerweife leiden mußtest ich verstehe, daß mein Anblick dich mit Schrecken erfüllt aber fluche mir nicht, wenn schließlich dennoch die Sehnsucht den Sieg über die kalt berechnende Vernunft davon trug Die Sehnsucht fiel Helene mit einem matten, öet 1 geistigten Lächeln em. 3vi. 2ehnm'c!)t, bekräftigte Atlgcn in überzeu- gcndem Tone, sie hat mich getrieben über Hunderte von Meilen fort sie machte mich unempfindlich da gegen, daß ich im Gewände eines Bettlers vor dir erscheinen mußte, unempfindlich gegen die Nothwen digkeit, wie ein Verbrechet heimlich diese Gegend zu durchstreifen, heimlich und in steter Furcht vor Ent deckung, um nicht dir zu schaden, um nicht Denjeni gen zu begegnen, die mich einst kannten, jetzt aber sich in Verachtung von mir wenden würden. Alles dies habe ich überwunden, und es gereut mich nicht nehme ich doch einen reichen Segen mit mir, die Ver zeihung, welche du mir selbst großmüthig verkündig test. Und wenn du so weit gegangen bist, Helene, önnst du mir dann noch einen zweiten Trost? Ge 'tattest du mir, mich nach dem Ergehen -B yrnes An dern zu erkundigen? Bei dieser Frage erbleichte Helene. Als hätten ihre Füße das Gewicht des Körpers nicht mehr zu tragen vermocht, schritt sie schwankend nach dem nächsten aufrechtstehenden Holzblock hin, aufweichen sie sich niederfetzte. Frage nicht, entwand es sich dumpf, jedoch einen unerschütterlichen. Willen verrathend, ihren Lippen, frage nicht nach Denjenigen, bie mir am nächsten stehen, bie bu mit Füßen von bit stießest unb an welche du kein Recht mehr besitzest. Frage mich nach Niemand, nach keinem Einzigen, wer es auch sei, begnüge dich damit, daß ich heute, indem "ich deinem Rufe folgte, dir den Beweis lieferte, wie aufrichtig, wie wahr meine Liebe zu dir gewesen, und wie we nig ich das Loos verdiene, welches du mir bereitetest. Sei barmherzig, Helene, flehte Felgen, und wie aus Wachs gemodelt, blickte das wettergebräunte, erbleichte Antlitz zu ihr nieder. Sei du selbst barmherzig, erwiderte Helene, fei barmherzig und verschone mich mit Erkundigungen nach Denjenigen, über welche ich dir beim besten Willen keine Auskunft zu ertheilen vermöchte. Sei barmherzig und mahne mich nicht fortgefetzt daran, daß du es warst, der störend in mein ganzes Leben, in meine Familienverhältnisse eingriff, der verschul dete,^ daß die heiligsten Bande, welche nur immer Menschen aneinander knüpfen können, gewaltsam zerrissen, und vernichtet wurden. Ich ahnte es, aber ich wollte mich dem Glauben nicht hingeben, daß das Unglück einen so weiten Um fang angenommen habe, murmelte Felgen zerknirscht dann, nachdem er eine Weile finster und grübelnd dagestanden hatte, richtete er seine Blicke wieder ver zweiflungsvoll auf Helene. Wäre ich zurückgekehrt als ein vom Glück reich Be günstigter, hob er an, wäre ich vor dich hingetreten, anstatt im Gewände der Armuth, umgeben von Glanz und Ueberfluß, würbe auch bann deine Ant wort Sprich nicht weiter, Albert, nein, sprich nicht wei ter! rief Helene, ihn unterbrechend, aus unb wie um eine böse Vision abzuwehren, hob sie bie Hanb gegen ihn empor cittwürbige nicht btch selber, ent würbige nicht mich! Was zwischen uns waltet, kann burch teilte äusseren Verhältnisse einen Wechsel er leiben. Jnbem bu auf beine Verarmung hinweisest, erinnerst bu mich an bie bürftige Lage, in welcher mein erblinbeter Vater lebt, unb wenn ich in biesem Augenblick meine gänzliche Mittellosigkeit beklage, so geschieht es nur, weil ich dadurch ausser Stand gesetzt bin, dir ausreichend zu helfen. Würdest du von mir Hülfe annehmen, Helene, wenn meine äusseren Verhältnisse mir gestatteten, sie dir anzubieten? fragte Felgen, indem er sich stolz ausrichtete, und in feinen Augen erglühte ein flüch tiges Feuer. Nimmermehr! rief Helene und legte wie betheu ernd die Hand aufs Herz, nie und unter keinerlei Bedingung. Und dennoch wäre es nur das Abtragen einer schweren Schuld, welche ich dadurch auf mich lud, daß ich die Habe deines Vaters vergeuden half, be merkte Felgen bitter. Auch das würde die Sache nicht ändern, bekräftigte Helene ihren ersten Ausspruch aber ich sehe ein, ich habe dir durch meine Worte webe gethan glaube in dessen, es lag nicht in meiner Absicht, dich zu verle tzen, ich sprach nur das, was sich in der Erregung aus meinem Herzen drängte. Doch möge das ruhen vielleicht ist es sogar besser, daß wir einander in dürftigen Verhältnissen wiedergesehen haben wir wissen jetzt wenigstens, daß die zwischen uns gewech selten Erklärungen sich nicht auf den Besitz vergäng licher Glücksgüter stützen. Und so laß uns denn Albert fuhr sie fort, und sie wollte sich erheben, als Felgen sie bat, ihm noch einige Minuten zu schenken, und ihr gegenüber auf einem Holzblock Platz nahm. Du kannst es mit nicht verargen, sprach et trau rig, wenn ich unsere Zusammenkunft die letzte in un serm Leben, wie du es bestimmtest, jju verlängern wünsche. Denn wie dein erster Anblick mich nieder schmetterte, ein zahlloses Heer der entsetzlichsten Vor würfe Pid Gewissensbisse wach rief, die mich an den Rqnti des Wahnsinns zu bringen drohten, so wirkt jetzt deine Nähe tröstlich auf mich ein, wenn ich auch empfinde, daß ich eines solchen Trostes unwerth bin. O, Helene, Helene! Was habe ich zu bereuen! Wie schmachvsll ist meine Vergangenheit und wie verächt lich erscheine ich mir selbst beim Rückblick auf jene Zeiten, in welchem ich mit verbrecherischem Leichtsinn in's Leben hereinstürmte, fremder Leute Gut und Blut hohnlachend meinen tollen Genüssen opferte, und andere, bessere, edlere Menschen mit mir tu den Abgrund hinabriß! O, Helene, wohin meine Gedan keifsich wenden, überall und in allen Lebenslagen schwebst du mir vor, du, die arme, zertretene Blume, du, die großmüthige Dulderin, bie versöhnenbe Hei lige Unb beim och, dein Bild, umflossen von den edelsten Eigenschaften deS Herzens, geschmückt mit dem Ausdruck unendlicher Güte, für mich ist und bleibt es bis an mein Lenscnde eine Rachegöttin, vor welcher ich mich ohnmächtig und unter den gräß lichsten Seelenqualen winde du Helene, du und Nicht weiter, Albert, unterbrach Helene den ficht bar Verzweifelnden wieder ernst und sie vermochte die Thränen nicht länger zurück zu drängen, welche sich bei Felgen's lauten Klagen in ihre Augen ge schlichen hatten nicht weiter, ich bitte darum. Du sagst, mein Bild erschiene dir als Rachegöttin das darf nicht sein, soll nicht sein denn mich für erdul dete Leiden zu rächen, entspricht zu wenig meinen Neigungen, meinem Charakter. Ich habe dir be theuert, daß ich dir Alles, Alles verzeihe stelle die fe Betheuerung neben mein Bild, wenn es dir set nerhtn erscheinen sollte, auf daß es dir nicht zur Qual, sondern zum Trost gereiche. Es ist dies das Einzi ge, was ich dir mit aus deinen einsamen Lebensweg geben kann. Was aber sonst noch deine Seele beu gen mag, Albert, dafür giebt es keinen Rath. Je der Mensch ist seines eigenen Glückes Schmied wir haben kein Recht, mit der Vorsehung zu hadern, denn in unsere Hände war es gelegt, vielem bittern Leid auszuweichen. Wir haben von unserer Freiheit des Handelns keinen guten Gebrauch gemacht und müs sen uns daher ergebungsvoll in das Unabänderliche rügen. Und du klagst dich mit an, während ich allein es war, der Alles verschuldete? versetzte Felgen tief er schlittert. Das Elend deines Vaters, dein eigenes, es fällt mir Alles zur Last! Dir nicht allein, Albert auch mein Bruder hat viel, wohl gar das Meiste gethan, daß Alles so kom men mußte, namentlich an mir hat er nicht brüder lich nein, er hat im Augenblick des Scheidens un edel, unredlich gehandelt, daß ich es ihm nie verzei hen kann. Er hat mein ohnehin gebrochenes Herz zermalmt, daß es ein Wunder ist, wie ich alle diese langen Jahre hindurch habe leben können, ohne zu unterliegen oder dem Wahnsinn anheim zu fallen. Er mochte in mancher Beziehung ein Recht besitzen, mich zu strafen, allein mich ^u martern, dazu besaß er kein Recht über auch ihm will ich verzeihen, wenn Wenn? wMiâcholte Felgen zaghaft, ihr letztes Wort, als sie plötzlich schwieg und, die Hände auf ihrem Schooße leise ineinander ringend, starr auf dieselben niedersah. Helene preßte die Hände vor ihr Antlitz, als hat te sie, Schutz suchend vor ihren eigenen Gedanken, diese gemeinschaftlich mit der ganzen Welt von sich ausschließen mögen. Vereinzelte Thränen fanden ihren Weg zwischen den schlanken Fingern hindurch* doch nur kurze Zeit dauerte dieser heftige Ausbruch ihres Schmerzes. Ja, mein Bruder hat sich schwer an mir versün digt, sprachen die bleichen Lippen gleichsam mecha nisch, ohne daß die Augen ihren starren Ausdruck verloren. Hast du später Nachricht von ihm erhalten? such te Felgen mit tödtlicher Spannung das Gespräch weiter zu führen. V Amerika kurz angezeigt Nachdem er mir seine Ankunft im westlichen Nord- Meerschaums sollen gefärbt werden und um biesés Helene, hob er an, und seine Stimme zitterte, als hätte das, was zu sagen er beabsichtigte, ihn selbst mit Furcht erfüllt, Helene, du siehst mich vor dir arm und mittellos, und doch nicht viel ärmer, als ich alle diese langen Jahre hinburch gewesen bin, feitbem ich mich so schmachvoll an bir verging, unb bennoch ist es mir möglich gewesen, über einen großen Theil bes Erbballs hinzuschweifen. Ich will offen sein. Ntichbem ich burch baS wieberholte Alleinsein und die ans solchen einsamen Stunden hervorgehenden Betrachtungen zu dem wahren Bewußtsein dessen ge langt war, was ich verbrach, dann aber mir ausmal te unb vergegenwärtigte ben Umfang beS Jammers, welchen ich mit frevelhafter Gewissenlosigkeit in ei nen glücklichen Familienkreis hinemaefchleubert hat te, da begriff ich, daß ich für einen ruhigen, strebsa men Lebenswandel, ja für das Leben überhaupt ver loten fei. Mit blieb nur bet einzige Ausweg, ein verfehltes, fluchbeladenes Dasein burch einen ehren vollen Tob zu sühnen. Ich ging bahin, wo ich hoffen bürste, ein Ende zu finden, dessen ich mich nicht zu schämen brauchte, wie ich mich meiner Vergangenheit schämen mußte. Auf dem glühenden Wüstensande Afrika's in den Reihen verwegener, halbwilder Soldaten begann ich meine neue Laufbahn. Ob meine Kameraden mich liebten ober mir aus dem Wege gingen, ich weiß ,s nicht: ich weiß nur, daß ich sie mied. Trotzdem genoß ich bei ihnen eine gewisse Achtung, was darauf zurück geführt werden darf, daß ich auf ben einzelnen ge fährlichen Kriegszügen mich stets unter ben Vorbet sten befanb. Man ahnte freilich nicht, was mich so kaltblütig, ja gleichgültig gegen bas Leben machte. Nach Jahren eines fast ununterbrochenen Umher streifend unb nach manchem mörberifchen Kampfe, in welchen es schien, als ob ich unverwunbbar fei, führte bas Geschick mich nach ber Krim unb endlich in die Laufgräben vor Sewastopol. Wo Tausende und aber Tausende den feindlichen Geschossen, den furchtbaren klimatischen Einflüssen und verheerenden Krankheiten erlagen, da ging ich unverletzt hervor, um die Bürde des Lebens noch schwerer und uner träglicher zu sinben beim jemals. Ich kehrte wieder mit meinem Regiment nach Afrika zurück. Ich leug ne nicht, daß ich daran bachte, mir persönlich Kunde zu verschaffen Über dich und über Alle, welche dir am nächsten standen, allein mir, da ich tausendfach mit kalter Ruhe dem Tobe in's Auge geschaut hatte, fehlte ber Muth, vor bich hinzutreten. Wieberum gingen Jahre eines unsteten Kriegslebens bahin, als unser Regiment abermals nach Europa berufen würbe, um gemeinschaftlich mit ben Italienern gegen bie Oeste reicher geführt zu werben. Ich erntete Anerkennun gen, auf den blutgetränkten Gesilben, allein bie Ru he, bie letzte Ruhe, welche ich so heiß ersehnte, ich fanb sie nicht sie floh mich) wie einen Geächteten. Ich fanb sie nicht auf ber italienischen Halbinsel, nicht auf bem afrikanischen Festlanbe, so baß enblich ber Plan in mir zur Reife gelangte, www hatte, horte kmm* ich nix wieder von ihm, entgegnete Helene, wie von wirren Träu men umfangen. Er würdigte mich sogar keiner Ant wort, als ich mich brieflich an ihn wendete und doch mußte er wissen, daß ich gerade durch diese Nichtachtung am meisten litt. Als er von hier fort ging, fuhr sie nach kurzem Sinnen .fort, und ihre Stimme klang leise und ausdruckslos, wie bei einer Somnambulen, da raubte er mir ein Kleinod, einen Schatz, der einen weit höheren Werth befaß, als al les Andere, was ich seitdem verloren habe. Hier brach sie wieder ab, nicht beachtend, daß Fel gen sich weit zu ihr hingeneigt hatte und seine Au gen mit sichtbarer Todesangst an ihren Lippen hin gen. Minuten verrannen. Da vermochte Felgen das Schweigen nicht länger zu ertragen er ergriff He lenens Hand, die sie ihm, wie unbewußt, ließ, ob wohl sie befremdet zu ihm ausschaute. zurückzukehren, kennen zu lernen ben ganzen Umfang bes ElenbS, zu welchem ich bie Saat ausgestreut hatte, unb dann da, weiter reichten meine Pläne und Hoffnungen nicht! Nenne es wie du willst, He lene nenne es Instinkt, was mich noch einmal zu dir führte, nenne es Wahnsinn, was mich rastlos von Land zu Land, von Ort zu Ort trieb, gib ihm jeden beliebigen Namen, nur das glaube mir, daß feine selbstsüchtigen Ideen mich leiteten, keine unbestimm ten Ahnungen: mein trauriges Loos könnte hier eine Wandlung erfahren. Und welcher Wechsel wäre noch möglich Mein Stolz ist noch immer derselbe: Lieber einen zehnfachen Tod erbulben, als auch nur bie kleinste Hülfe Anbetet annehmen, bie einem Al mosen vergleichbar. Unb noch bin ich ja im Besitz einiger Mittel, nothdürftig ausreichend, wieder über die Grenzen des Vaterlanbes hinauszugelangen und dann zu den Verschollenen gezahlt zu werden. (Fortfttznng folgt.) Meerschaum und Bernstein. Wohl allen unsern Lesern werden diese Materia lien aus eigener Anschauung bekannt sein, doch wer den Manche noch nicht wissen, wie dieselben gewon tteit werben und wie ein echter Meerschaumkopf wis senschaftlich angeraucht fein will. Diese kleine Ab Handlung wird besonders der großen und sich täglich vergrößernden Klasse der Raucher interessant sein und ihnen hauptsächlich widmen wir diesen Artikel. hierher Der Meerschaum ist eine Art Ton, gebildet aus Wasserkalk (Magnesia Hydrat) vermischt und durch setzt mit Kieselerde, und wird in verschiedenen Thei len Europas, besonders aber in Kleinasien, gesun den. Wenn die Masse zuerst aus der Erde genom men wird, ist sie weich mit Wasser vermischt, er zeugt sie Schaum wie die Seife, und wird daher auch oft von Leuten, die in der Nähe solcher Fundplätze wohnen, als Seife benutzt. Der beste und reinste Meerschaum hat eine bläu lich-weiße Farbe und ist an der Oberfläche mit klei nen sternförmigen Pünktchen übersäet, aber diese Art kommt sehr selten nach denVer. Staaten. Es giebt sodann noch mehrere geringere, aber dennoch ächte Arten vvn Meerschaum, deren jede von den andern verschieden ist. Eine besondere Eigenschaft der erst beschriebenen besten Gattung ist die schöne Politur, die sie annimmt, und ihre gänzliche gleichartige glat te Fläche, sowie durchaus egale Farbe, weßhalb die selbe auch im Handel als „Spiegel-Meerschaum" be zeichnet wird. Bis je|t hat der hohe Preis des Spiegel-Meerschaums seiner größern Verbreitung in diesem Lande Schranken gesetzt, aber diese Schwie rigkeit kann gehoben werden, wenn man den Meer schaum im Rohzustande importiren und hier verar betten würde, was indessen bis jetzt erst von wenigen Fabrikanten versucht worden ist. Bevor der Meerschaum zu jenen schöngeschnitzten Pfeifenköpfen verarbeitet werden kann, die wir in den Schaufenstern oft so sehr bewundern, muß der selbe gekocht werden und der Grund dazu ist folgen der: Wie alle Tonarten wird auch der Meerschaum tro cken und hart, sobald er der Luft ausgefetzt ist und würde in diesem Zustande niemals das Nikotin ober Tabacksöl abforbiren, welches ihm boch erst bie schö ne bräunlichgelbe Färbung verleiht, welche Raucher so außerorbentlich hoch schätzen. Wenn bie Meer schaummasse in Oel ober Wachs gekocht wirb, son betn sich die Tonbestandtheile durch die Hitze aus und bas Oel ober Wachs, bas bafiir in bie Poren einbringt, bleibt barin, nachdem die Masse abgekühlt ist unb die Poren sich wieder verdichtet haben. Nach unb nach, wenn die Pfeife beim Rauchen heiß wird, schmelzen jene Theilchen von Oel unb Wachs unb entweichen burch bie von ber Hitze wieber cmsgebehn ten Poren unb in biefe bringt nun bas Nikotin ein unb verleiht bem Meerschaum seiue reiche Farbe. Wir müssen noch hinzufügen, daß der Meerschaum politurfähig ist, bevor er gekocht wird. Wenn die kochende Meerschaummasse abgekühlt, aber ehe sie noch ganz verhärtet ist, werden von Ar bestem die Stücke ans den Blöcken herausgeschnitten, geformt und polirt, und von andern Arbeitern mit künstlichen Schnitzereien versehen. Hierauf wird bet nun vollenbete Kopf nochmals in Wachs abgekocht unb überpolirt und ist dann zum Gebrauch fertig. Solche künstlich geschnitzten Pfeifenköpfe werden, je nach dem Grade ihrer Vollkommenheit, theuer be fahlt und manche besonders schöne Exemplare wer Ben in Europa mit bktz zu $200 berechnet. Nachdem wir solchergestalt die Art der Bearbei tung des Meerschaums in rohen Umrissen skizzirt ha ben, kommen wir zu der Art und Weise wie die Meerfchaumpfeife angeraucht werden soll. Wettn die Absicht einfach die wäre, das Oel oder Wachs, das beim Kochen in die Poren DerWestbotr. BimTBABD 6 ilBSIS, Pellliheri, zu bewirken, muß die Hitze eine stufenweise fem. Weitn die Hitze gleich Anfangs zu groß ist, würden die Tonbestandtyeile verbrannt werden und so, ihre« natürlichen Zusammenhanges beraubt, zerbrökeln. So ist es erklärlich, warum so viele Meerschaumpfei sen und Spitzen beim Rauchen zerspringen und wie der andere sich nur stellenweise färben. Die richtige Manier einen Meerschaumkopf anzu rauchen, ist folgende: Man stopfe die Pfeife das erste Mal nur halb voll und zwar lose, man rauche langsam und bemü he sich, die Pfeife so kühl als möglich zu erhalten ebenso lasse man die Pfeife nach dem Rauchen nicht zu plötzlich abkühlen, wenn man sie nicht dem Zer springen aussetzen will. Auch ist es nicht gut die Pfeife im Futteral zu rauchen, da das Oel oder Wachs, das der Pfeifenkopf ausschwitzt, sich in dem Futteral festsetzt und in Folge davon würde der Meerschaum Schmutzflecken annehmen. Aechter und unächter Meerschaum gleichen sich so sehr, daß selbst Kenner sie oft nicht zu unterscheiden vermögen, erst beim Rauchen stellt sich der Unter schied heraus. Der unächte Meerschaum wird aus den Abfällen und Abschnitzeln des ächten gebildet. Diese Substanz, die nicht die Eigenschaft des ächten Meerschaums besitzt, sich gleichmäßig auszudehnen oder zusammenzuziehen, zerspringt leicht, sobald sie erhitzt wird, und das darin befindliche Oel oder Wachs,' weil nicht gleichmäßig absorbirt, verbrennt lang sam und verbreitet dabei einen unangenehmen Ge ruch. Diese unächten Mcerfchaumköpfe werden käufig für ächt verkauft, doch nehmen sie entweder nie die ewünfchte Farbe an, oder zerspringen sobald sie an anaen, sich ein wenig zu färben. tiefer unächte Stoff kostet nur ein Sechstheil deâ ächten Leichtigkeit des Gewichts und die Fähigkeit im Wasser zu schwimmen, sind noch keine Beweise für die Aechtheit des Artikels. Daher thut man gut, sich beim Einkauf vorzusehen und derartige Ar tikel nicht von Pebdlern zu kaufen, fondern dieser* halb bei reellen Händlern vorzusprechen. Bernstein ist eine harzhaltige, gummiartige Masse, im Aussehen dem Copalgummi sehr ähnuch, aber viel härter und wird meistens an der preußischen, Ostseeküste von Tauchern auf dem Meeresboden ge funden. Seit Jahrtaufenden wurde er schon zu Schmucksachen verarbeitet und schon die alten Phöni zier wußten ihn zu schätzen. In Europa wird der sogenannte wolkige oder Milchbernstein (d. h. der von wolkenartigen oder wird nicht so hoch geschätzt, als jener am theuersten werden solche Stücke bezahlt, die durchaus eine voll kommen gleiche jjarbe ijnbett: auch gibt es eine hell grüne Abart, die ebenfalls sehr theuer, doch auch sehr feiten ist. Bernstein wird auch in Minen gegraben und wird letzterem der Vorzug vor dem Meerbernstein gegeben, da er härter und von reinerer Farbe ist. Dieses schöne unb harte Material wirb von Rauchern schon lange als Munbstück an Pfeifen unb Cigarrenspitzen sehr geschätzt unb in der Türkei, wo in eleganten Pfeifen ein großer Luxus getrieben wirb, wurden schon 82000 für ein einzelnes Mundstück bezahlt. Auch von diesem Artikel gibt es viele Nachahmun gen, doch erreicht keine an èchönheit und Härte den ächte» Bernstein. Amerikanische Krahwinkler. Unlängst überkam den Kommandanten eines Mili tätpostens bes Westens bie geniale Jbee, Kanonen statt auf Wagen ober Laffetten auf ben Rücken star ker Maulesel zu befestigen unb so Artillerie gegen bie Jnbianer vortheilhafter anzuwenden. Um biefe Methobe zu probiren, würbe eine kleine Haubitze ei nem gebulbigen Maulesel so aufgeschnallt, baß bie Münbung in ber Schwanzrichtung zielte, bann mit Kugelpatronen gelaben unb hernach das Thier an die hohe Bank des Flußufers geführt. In der Mitte des Fltißes stand eine Zielscheibe, der die Rückseite des Maulesels zugekehrt war. Der Major versah das Zündloch mit einer langsam brennenden Lunte, zielte, zündete die Sunt« an und entfernte sich. Unbeweglich stand der Esel. Bald jedoch machte das Zischen den Maulesel stutzig er bog den Kopf nach der Seite, von welcher das Geräusch herkam und fing an, sich im Kreise so schnell zu drehen und die Militärabtheilung mit der Haubitze zu bedrohen, daß eine allgemeine „Stampede" erfolgte. Der Major erkletterte einen nahen Baum, die Lieute nants glitten das Ufer hinab in den Fluß, ohne die Kosten der Uniformen zu berechnen, der Adjutant entfloh in's Fort und die übrige Mannschaft zankte um jegliche Schutzstelle, die die Umgebung darbot. Nur furze Zeit währte der panische Schrecken eine Rauchwolke ein dumpfer Knill und der aulefel o! wo war der? Die abgeschossene Kugel traf den Schornstein aus dem Hause des Kom «landanten und das plötzliche Einstürzen und Ge rumpol der Backsteine erschreckte die Dame des Hauses so daß man sie in Konvulsionen fand. Ob das Er gebniß dieser neuen Kriegsmethode dem Kriegsde partement berichtet ward, ist bis jetzt unbekannt. Hyr deutsche Einwanderer. Ein Jünglina kam er über'n Ocean Und siedelte sich an der Küste an Und spannte sich aus deutschem Tuch ein 3SB ,. Ueber vier Pfähle in der fremden Welt. So gründete der Ankömmling sein Haus, Ging auf Erwerb mit frischen Sinnen au$ Und was er sann und sann, das kam in Ter Segen war mit seiner fleiß'gen Hand.' Und wie die Oa.rt auf seinem Feld und rote Das junge Holz u» feinem Forst, gedieh Und blüht' und schoß in stolzem Wuchs emfft Des Hauses Jugend und sein schönster Flox. Des Farmers Kinder welch' ein schön Geschlecht. Blauäugig, rothwangig, ein blond (Besicht, Ein braun Gelock, ächt Deutsch doch ist es nicht Des deutschen Vaters Sprache, die es spriM.. Die Mutter kam nicht über's Meer, sie wat Ein Kind der neuen Welt und sie gebar Amerikaner, ihre Sprache spricht Das Kind, und denkt des deutschen VaterS nicht. Und so verlernt, verliert und so vergißt Er, was ihm in der Heimat theuer ist. In Arbeit wird der Sater grau und alt, Sein deutsches Herz ist längst für Deutschland In eingedrungen ist, wie der auszutreiben, würde die Hitze, die sich beim Rau chen entwickelt, hinreichen, aber es ist etwas mehr er forberlich. Alle bie einzelnen Bestandtheile des a n k o kalt. Und auf das Sterbelager sinkt er hin Sein Volk beklagt in fremder Zunge ihn, Er aber tröstet: „Wiedersehen —dort!" DaS war im Haus das letzte deutsche Wort. Die Berliner „Tribüne" meldet: „Betfttfttt wurde hier am 7. Feb. der Klempnermeister Woe decke, ein Mattn, der, nachdem er von hier flüchtig geworden, über 20 Jahre in Amerika gelebt hatte. Derselbe hatte hier in den Vierziger Jahren, nach dem Tode seiner Ehefrau, mit deren Tochter aus er ster Ehe ein intimes Verhältniß angeknüpft, das nicht ohne Folgen blieb und wegen dessen er zu zweijäh riger Strafarbeit verurtheilt wurde. Noch bevor feme Abführung nach der Strafanstalt erfolgte, ge* lang es ihm, die Flucht zu ergreifen. Et entkam nach Amerika und bald darauf folgte ihm die Stief tochter, die bort eine gesetzliche Ehe mit ihm schloß, mit ihren Kinbern. Nach langjähriger glücklicher Ehe starb die Frau und nachdem die Kinder es auch zu einer gewissen Selbstständigkeit gebracht, erwach te in betn alten Manne bie Liebe zur Heimath und ber Wunsch, seinen einzigen hier in guten Verhält nissen lebenben Bruber noch einmal zu sehen. Vor etwa zwei Monaten traf er hier zum Besuche ein und hat feitbem sich völlig frei unb ungehmbert bewegt. Alle Vorkehrungen zur Heimreife waren bereits ge» troffen, als bie Behörbe, auf ihn aufmerksam ge macht, zu seiner Verhaftung schritt, bie jeboch erst aus Grund eines Beschlusses der Rathskammer er folgte, da die Frage in Betracht kam, ob dieVerjäh rungsftist nicht Platz greife. Woedecke hat sich so^ sort an den amerikanischen Gesandten gewendet, in dem er sich darauf beruft, daß er Bürger der Ver. Staaten fei gleichzeitig ist auch ein Begnadigungs gesuch eingereicht." ". Ky., has eme fj&f» brunst, welche in Sevigert's Block an St. Clair Straße ausbrach, 6 Stores nebst Inhalt gänzlich zer stört. Das einzige Kind einer in dem Blocke woh nender Famtlie Harris kam in den Flammen um. In Philadelphia starben in letzter W«He Personen an den Blattern. Alte Garde. ©efe?ft von Streitlust ist Fra« Marth«, .0'föie kummervoll ihr Eh Herr spricht rfioch taps'rer als die alte Garde: Sie stirbt nicht und tttzWt sich nicht. \n\n heimlich 1 E B« Two Dotirn per Year, invariablf in Aifaaee.