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'i Der Weftbote. ilH Herausgegeben ben Reinhard & Fieser. fobtmitts, be* 2 2 Dezember 1881. Am ersten Montag im Januar versam IKclt sich unsere Gesetzgebung. Der Kampf und der Schacher um die verschiedenen Beam tenstellen ist schon seit vielen Wochen im Gange und je näher der Tag der Eröffnung heranrückt, desto hitziger geht es her. Die Demokraten können diesem Streite um die Knochen mit großer Gemütsruhe zuschauen. Es ist weder ihre Hochzeit, noch ihr Begräb niß. Reorganisiren fömnn die Republikaner diesesma! auch nicht, denn die sämmtlichen Staatsanstalten befinden sich in ihren Hän den. SDte ganze Staotsmaschinerie wird von ihnen beherrscht. Alle Plätze im Staats hause, bis zum letzten (Ékxt und Auskehrer herab, sind mtt Republikanern besetzt. Soll also Jemand hinausgeschmissen werden, so muß es ein Republikaner sein. Die Demo kraten befinden sich augenblicklich in Ohio in der Lage des Mannes, der nichts zu verlieren hat, während die Republikaner den El^phan ten einer Zweidrittelmehrheit auf dem Rückt it haben. Wenn sie unter dieser Last nicht zu sammen brechen, dann trügen alle Ersah« Mngen. S ö n e u n w a e W o r- e a S e n a tor Pendleton, von Ohio, im offenen Senate über das schamlose Beutesystem gesprochen. Der Auszug aus seiner Rede, den wir heute mittheilen, ist höchst lesenswerth. Wir fiuch^ ten abet, daß die schönen Worte in Washing ton keinen fruchtbaren Boden finden werden. Die Politiker der herrschenden Partei sind nicht gesonnen, die Beute fahren zu lassen. Wurden die Aemter nach Verdienst vertheilt, dann wäre es mit ihrer Herrlichkeit vorbei, denn die meisten von ihnen besitzen kein an? deres Verdienst, als daß sie vor keinem krum men Mittel zurückscheuen, wenn cs sich darum handelt, den Besitz der Parteimaschine zu be Häupten. Gouverneur Foster wohnte am Diens Guiteau's Verhör bei. Der Ohio Gou vèrneur ist in Washington erschienen, um sich an dem Kampfe um die Beute zu betheiligen, der jetzt unter den Aemterjägern in vollem Schwünge ist. Auch General-Anwalt Nash, der Vorsitzer des republikanischen National Comites von Ohio, hat sich zu demselben Zwecke in Washington eingefunden, desglei chen Hunderte des „kleineren Gefräßes" aus dem Buckeye-Staate. General Grosvenor, der immer dabei ist, wenn die Knochen ver theilt werden, fthli auch nicht. Allen diesen Stößen steht Ex Gouverneur Young gegen über, der als Stalwart und Grantmann Hahn im Korbe ist. Der Kampf unter den beiden Factionen um die Brode und Fische verspricht sehr interessant zu werden. seine Geschäfte mit dem Präsidenten erklärt hat. Den Gebrauch, Leute vorzulassen, welche blos in's Weiße Haus kommen, um dem Prä sidenten die Hand zu schütteln, Ueber 700 neue Bills wurden am Dienstag im Hause des Congresses eingereicht und die Schleichen stehen immer noch offen. Von dieser Unmasse von Gesetzvorschlägen werden vielleicht keine zehn passiren, aber sie nehmen doch die Zeit der Herren Volksver treter in Anspruch. An Bills, die aus söge nannte „Jobs" oder auf die Beraubung des Bundesscyatzes hinauslaufen, fehU es auch wieder nicht. Unsere ganze Gtftzgebetet läuft aus eine systemlose, consuse Pfuscherei hinaus. Vorläufig macht sich noch kein Zei 'Hen der Besserung bemerkbar. General-Postmeister James hat dem Präsidenten ferne Resignation eingereicht, die am 1. Januar in Kraft treten soll. Es wird gesagt, daß die neue National Bank in N-w Jork, als deren Präsident James gewählt worden ist, von ihm den sofortigen Antritt jenes Amtes fordert. Er klopft auf den Busch. Am Don nerstag Nachmittag ließ der geschwätzige Gui teau gleich nach der Eröffnung der Gerichts »erHandlungen wieder eine kleine „Speech" vom Stapel er sagte: „Ich glaub-:, ich habe ein tausend Handschriften mit meinem 'Na men fortgegeben, seitdem dieser Prozeß be gann. Man hat mir gerathen, mit 25 Cents sür jedes Stuck bezahlen zu lassen, aber das will ich nicht. Wir brauchen übrigens Geld für das Vahör. Es giebt gewisse Aemter-, haltet in dieser Stadt und überall im ganzen Lande, die niemals zu ihrem Amte gelangt fein würden, wenn es nicht für meine Inspi ration (seinen Mord des Präsidenten) gerne sen wäre. Ich verlange von diesen Leuten, wenn sie ein wenig Gew ssen besitzen, daß sie dieser Aufforderung Folge leisten und uns etwas Geld schicken. Thun sie es nicht, so werde ich aus der Schule plaudern und das nächste Mal ihre Namen nennen. Einige reiche Leute in Nero Jork gaben Frau Gar field einige hunderttausend Dollars. Das war eine edle That, die ich belobe. Jetzt verlange ich, im Namen der Gerechtigkeit und von Rechtswegen, daß sie auch mir etwas geben." Guiteau beschimpft die Zeugen und die Advokaten nach Herzenslust, aber er hütet sich sorgfältig, der Jury zu nahe zu treten, denn et weiß sehr wohl, daß sein Schicksal von den Geschworenen abhängt. Dies ist ein sehr deutlicher Beweis, daß der Bursche sehr schlau und durchaus nicht so verrückt ist, wie er sich stellt. a s große Heer der Aemter e ist jetzt von allen Theilen des Lan des in Washington eingezogen und Präsident Arthur wird von diesen zudringlichen Rittern der Beute vollständig belagert. Es hilft ihm wenig, daß et an einem einzigen Tage bet letzten Woche über einhundert Postmeister er nannte, das ist doch nur ein Tropfen im Faß. Uebtigens versteht sich Arthur auf den Umgang mit den Aemterjägern. Er empfängt sie höflich, läßt sich aber aus keine Versprech ungen etn. Ale Maschinen Politiker und frühe rer Zollcollektor, als welcher er 1200 Unter beamte anzustellen hatte, kennt er dies Ge schäft und ist nicht gesonnen, sich von den Aemterjägern das Leben verbittern zu lassen, wie dies bei Garfield der Fall war. Herr Brewster, den Präsident Arthur als General Anwalt in sein Cabinet berufen hat, war bisher ein hervorragender Auookat in Philadelphia. Ueber feine Vergangenheit wissen wir wenig. Die „New Z)ork Staats zeitung" schreibt darüber: „Seine politische Vergangenheit ist keine besonders Vertrauen erweckende. Fur einen pennsylvanischen Po litiker mag er rein genug fem, aber er steckte jedenfalls im Cameron'schen Ring neuer dings soll et einige Unabhängigkeit entfaltet haben, doch hat er sich keineswegs in dieser Beziehung hervorgethan." „Gaih", der Correspondent des „Cincinnati 8nquirer", der Brewster genau kennt, be schreibt ihn als den excentrischsten Mann, der jemals eine Stelle im Cabinet übernahm. ist 65 Jahre alt, kleidet sich elegant wie ein französischer Aristokrat aus alter Zeit. Er läßt sich nie ohne Handschuhe sehen, seine Wäsche ist tadellos und wird durch einen blauen Frack mit blanken Messingknöpfen her vorgehoben. Elegantes Schuhwerk bekleidet seine Fuße und sem ganzes Auftreten ist das eines Hofmannes. Er gehört jener Sorte von Leuten an, die man vor hundert Jahren als Gesandte nach dem Auslande oder in den stupid, wie Corkhill. Kommt, Htrr Richter, Bundessenat geschickt haben würde. Aoer in laßt uns nach Haufe aajen," Vertagung. )lmk würde mcm sich vor ihm fürchten. Er ist ein sehr tüchtiger Redner, Hon lebhaftem Temperament, rasch und ver wegen in seinem Vorgehen und könne daher, wenn er in's rechte Fahrwasser geräth, den Sternpost-Schwindlern sehr unbequem wer den, meint „Gctth". Es ist jetzt bei Arthur im Weißen Hause nicht so leicht anzukommen, als bei früheren Präsidenten. Kein Fremder wird vorgelas- stellen, ungeheuer lappisch und wurden ge sen, ehe er nicht vorher dem Pnoatsecretar Und nun ist der Streit unter de« Doc» toten über die Behandlung Garfields auf's Neue ausgebrochen. Frau Garfield hat neulich erklärt, daß ihr Mann den Doctor BÜß nicht aufforderte, den Fall zu überneh men. Büß droht nun mit unliebsamen Ent hüllungen, spricht von den „Hunden, welche Frau Garfield in den Streit hineinziehen," und nennt sie „ehrlose Schufte." Die Herren Doctoren sollten doch warten, bis Guiteau abgethan ist. Das Volk hat an dem einen Skandal vollkommen genug- Vielleicht wäre Guitean's Verhör gar nicht nöthig ge- rooiben, wenn man ihn den sieben Doctoren übergeben hätte. Sie würden ihn wohl bei dieser Zeit glücklich zu Tode cuiirt haben. Die Mitglieder des deutschen Reichs iageS erhalten noch immer keine Besoldung, müssen noch immer unentgeltlich dienen. „Nebenverdienste", wie ihre amerikanischen Collegen, haben sie auch nicht, stehlen können sie eben so wenig, denn es wird ihnen zu viel aus die Finger gesehen, und im deutschen Rtiche geht es viel knapper und sparsamer her wie in der verschwenderischen amerikani schen Republik, wo der Congreß tiaë Geld mit vollen Händen zum Fenster hinauswirft und es auf em paar Millionen mehr oder we niger gar nicht ankommt. Usbrtgens wäre es nicht mehr als recht und billig, wenn die Mitglieder des deutschen Reichstages für ihre "Dienste bezahlt würden, denn jetzt können nur Wohlhabende solche Posten ohne Besoldung annehmen. Aber alle Beschlusse des Reichs tages für die Besoldung seiner Mitglieder sind bis jetzt vom Bundesrathe zurückgewiesen worden. Dr. Spitzka von New Aork, der im Guiteau Prozeß Zeugniß ablegte, scheint doch kern Humbugger zu sein, wie vielleicht viele Leute geglaubt haben mögen. Die „N. ?). Stsztg." schreibt über ihn: „Die Aussagen Dr. Spitzka's in den gestrigen Verhandlun gen gegen Guiteau werden aus das Publikum wie aus die Geschworenen einen großen Ein druck machen. Dr. Spitzka hat sich nicht allein als Specialist einen Namen gemacht, sondern darf auch als einer der unabhängigsten Sach verständigen betrachtet werden, welche bisher vernommen wurden. Die gewöhnlichen be stellten und bezahlten Aussagen Sachverstän diger sind in letzter Zeit so sehr in Mißkredit gerathen, daß sie wenig geeignet sind, den Ausgang eines Prozesses zu beeinflussen. Dr. Spitzka war aber sowohl von der Vertheidi gung wie von der Anklage als Sachverständig ger vorgeladen, weigerte sich jedoch zu erschei nen, bis er durch Gerichtsbefehle dazu ge zwungen wurde. Namentlich mit Rücksicht auf die an ihn von dem Staatsanwalt ergan gene Einladung, als Sachverständiger aus zusagen, waren sahet die Bemühungen Da vidge's, die Competenz des Zeugen in Frage bühtendermafcen ftp mit hem vurriubenten erklärt v.ör. .. will Arthur abschaffen. Er scheint entschlossen zu fem, sich von müßigen Schwätzern und aufdring lichen Aemterjägern nicht zu Tode peinigen :g| lassen und darin hat er Recht. Das Verhör des Präsidentenmörders Iftßt sich mit einem Circus vergleichen. Gui teau ist der Hanswurst, hier zu Lande Clown genannt. Sein letzter großer Act wird in einem gewaltsamen Luftsprunge bestehen. zurückgewiesen. Dr. Spitzka ist überzeugt, daß Guiteau wahnsinnig ist und wich im Kreuzverhör nicht von seinem Standpunkte ab. Ihn können keine vielten* motive bewegen, solche Aussagen zu machen, denn das Verhalten des Auditoriums und die Art und Weise, wie die Ankläger seine Aus sagen als werthlos hinzustellen suchten, konnte von ihm nur erwartet werden, sobald er sich gezwungen sah, für den verhafteten Attentäter einzutreten. Die Weigerung, als Zeuge zu erscheinen, zeigte am Besten, daß er mußte, welche Unannehmlichkeiten die Aeuße rung seiner Meinung zur Folge haben wurde. Indessen sind Dr.Spitzka's Aussagen noch nicht genügend, Guiteau vom Galgen zu retten. Er weigerte sich, übet die moralische Verantwort lichkeit des Angeklagten auszusagen. Es ist keineswegs ausgemacht, daß ein Mensch total unverantwortlich für alle feine Handlungen ist, weil er Symptome geistiger Krankheit zeigt, ebensowenig rote alle Menschen als voll ständige körperliche Invaliden, also etwa als erwerbsunfähig zu betrachten sind, die den einen oder anderen körperlichen Fehler haben. Die Frage bet Verantwortlichkeit wird von den Geschworenen entschieden werden, aber auf diese Entscheidung wird Dt. Spitzka's Aussage aller Wahrscheinlichkeit nach großen Einfluß haben." Vuiteau und kein Ende. Guiteau's langwieriges und langweiliges Verhör kam am Mittwoch plötzlich zum Still stände. Nach kurzer Sitzung meldete sich einer der schworenen krank und das Ge richt mußte sich vertagen. Die verschiedenen Zeugen, die an diesem Tage verhört wurden, worunter auch der Pastor einer Kirche in Boston, halten Guiteau nicht für oirrücft, sondern für einen schlauen, durchtriebenen Taugenichts. Der Advokat Collier, von Nero Aork. erzählte einen Fall, in welchem Guiteau $175 unterschlug, Schon damals habe er dem Richter jefagt, daß er Guiteau für einen Dieb und öchurfen halte. Guiteau unter brach die Zeugen häufig und schimpfte auf sie, wie ein Rohrspatz. Am Donnerstag wurde das Verhör fortge setzt. Die Zeugen, die Vormittags verhört wurden und mit Guiteau bekannt waren, sprachen sämmtlich die Ansicht aus, daß Gui teau kein Verrückter, sondern ein schlauer und durchtriebener Nichtsnutz sei. Einer der Zeugen war der Pastor Shipper, von Wash ington. Er wohnte von April bis zur Er. mordung des Präsidenten mit Guiteau in demselben Kosthause und speiste mit ihm an demselben Tische. Guiteau war sehr ge sprächig und etwas nervös, legte aber nie male Spuren des Wahnsinns an den Tag. Die Gespräche bezogen sich meistens aus den Streit zwischen Conkling und Garfield und auf die neue Übersetzung des neuen Testa ments. Dr. Aoung, der Arzt der Jail in Washington, der häufige Unterredungen mit Guiteau hatte, erklärte Guiteau für vollkom men geistig gesund, für so aufgeweckt und in telligent, wie nur möglich. Nicht die leiseste Spur von Wahnsinn fei an ihm zu entdecken, nur fei er etwas ungeduldig und zu Zeiten etwas nervös, wie dies bei einem Menschen in feiner Lage seht natürlich fei. Schlimm für Guiteau war das Zeugniß des Generals Reynolds, eines Advokaten von Chicago er kannte Guiteau in Chicago und besuchte ihn in der Jail. Bei dieser Gelegenheit sprach Guiteau über die „Ermordung" des Präsi denten und sagte kein Wort davon, daß ihn Gott zu der That inspirirt habe. Er las Guiteau in der Jail vor, was Grant, Gotik» ling und andere vorgebliche Freunde des Mörders über das Verbrechen sagen. Dar über war Guiteau höchlichst erstaunt und be merkte „Was meint das? Ich würde mein Leben eingesetzt haben, daß mich diese Leute vertheidigen werden. Sie wollten Garfield aus dem Wege haben und dennoch beschul digen sie mich und sehen in meiner That nur ein blutiges Verbrechen." Diesen Zeugen bezeichnete Guiteau als einen Spion, den Corkhill angestellt habe, wofür ihn Gott ver fluchen werde. Als alter Freund habe sich der Spion bei ihm eingeschlichen. Guiteau war überhaupt wieder sehr ratio, beschimpfte die Zeugen als elende Lügner, gemeine Hunde und so weiter. Vom Distrikt-Anwalt Corkhill sagte er: „Er ist zu schmutzig und zu stinkend und ehe er sich's versieht, wird ihn der Allmächtige abrufen und nach unten schicken." Nachmittags wurde Gen. Reynolds von Scomlle in's Kreuzverhör genommen, woraus übrigens blos so viel hervorging, daß die Re gier ung die Ausgaben bezahlte, während er sich in Washington aushielt. Er bekam $85 und hatte drei Unterredungen mit Guiteau im Gefängnisse. Eine Anzahl Briefe wur den vorgelesen, die Guiteau im Gefängnisse schrieb, um daraus zu beweisen, daß er durch aus nicht verrückt sei. Es wurde ferner nach gewiesen, daß Guiteau vor zehn Jahren sich eine Lebensoersicherungs-Poiice zu oerschaffen suchte, wobei er schwor, daß sich in seiner Familie niemals ein Wahnsinnes all ereignet habe. Schließlich wurde Scoville's Kreuz verhör so langweilig, daß Guiteau fernem Schwager zurief: „Du bist beinahe ebenso n_.v|. vi|. vvi,iv.yv vvvi |v Stillstande. Der Tod der Frau des Geschwo renett Hobbs wurde angezeigt. Um dem Manne Gelegenheit zu geben, dem Begräbniß seiner Gattin beizuwohnen, vertagte sich das Gericht bis Mittwoch. Der langwierige Pro zeß wird sich jedenfalls bis in's neue Jahr hineinschleppen. Berichte von Washington melden, das ein großer Wechsel im Schatzdeparte mente im Plane des neuen Schatzsecretärs liegt. Die Hälfte der höheren Beamten in dem Departemente soll gezwungen werden, ihre Resignation einzureichen, um Andern Platz zu machen. Es heißt, daß auf diese Weise der Ring gesprengt werden soll, der sich unter ©Herman gebildet hat zugleich soll aber auch den Freunden von Blaine, Foster, Sherman und anderen verdächtigen Gegnern der Stalwarts auf diese Weise ein Hieb ver setzt werden. Frau Dunmire, Guiteau's geschiedene Frau, betrat am Freitag den Zeugenstanv und roth(ere Ladies rüsteten sich, den Saal zu verlassen, weil sie etwas gar zu „Saftiges" erwarteten. Zum allgemeinen Erstaunen wurden ihr indessen blos eift paar Fragen vorgelegt, die sie dahin beantwortete, daß sie bei Guiteau niemals Zeichen der Verrücktheit wahrnahm, so lange sie als seine Gattin mit ihm lebte. Guiteau, der sehr unruhig aus feinem Stuhle hin- und hergerutscht war, schien sehr erleichtert zu sein er dankte den Advokaten und als die Frau den Zeugei.stand verließ, tief er aus: „Ich habe diese Lady seit 8 Jahren nicht gesehen. Soweit ich weiß, ist sie eine hochsinnige, christliche Dame und ich habe nichts gegen sie. Ich wünsche ihr Glück in jeder Lage, in welcher sie sich befin den mag." Dem Distrikt-Anwalt Eorkhill, den er einige Minuten vorher ein altes Schwein genannt hatte, weil er diese Frau als Zeugin vorgeladen hatte, sprach er seinen Dank dafür aus, daß er sie mit weiteren Fragen verschont hatte. Ohne Zweifel hatte Guiteau befürchtet, daß ihm die Geschiedene ein sehr garstiges Zeugniß ausstellen werde. „Puck", das beliebte New Aorker Witz Matt, bringt in seiner letzten Nummer ein recht sinniges Bild, das General Grant dar stellt, der, mit Geschenken beladen, die Hand ausstreckt, um eine Pension vom Kongresse in Empfang zu nehmen. Sein Freund Logan hat bereits eine Bill zu diesem Zwecke im Senate des Congresses eingebracht. Grant ist bereits ein Millionär, hat eine fürstliche Einnahme, kann aber, wie es scheint, niemals genug bekommen. General Sherman wurde soeben von einer Soldaten-Fair-Gesellschast in Boston ersucht, ihr den Degen zur Ausstellung zu leihen, den er bei Gelegenheit seines Marsches nach Savannah getragen habe. Darauf er widerte der General: „Thatsache ist, daß ich webet während des Marsches, noch zur Zeit, als ich zu Nashville Nachfolger des General Grant im Oberbefehle der westlichen Armeen wurde, einen Degen oder Säbel trug." Was sagen dazu die Bildersabrikanten, die so häu fig den General mit geschwungenem Degen an der Spitze bet Armee gemalt haben? Der General sollte den Bostonern seinen alten Sattel zuschicken. Der hochbetagte Kaiser von Deutschland spürt doch nachgerade sein Alter. Ost ist er genöthigt, in seinen Gemächern nach dem Krückstock zu greifen. Jedenfalls läßt sich annehmen, daß die Tage des greifen Herrn gezahlt sind und schon richten die Gegner Bismarck's ihre Blicke sehnsuchtsvoll nach dem Palaste des Kronprinzen als dem kommenden Mann an Deutschland's Spitze. Em böses, altes Sprüchwort sagt, „es kommt selten was Besseres nach", woran freilich oft nicht ge dacht wird. Und nun wird Senator Logan, von Illinois, als Präsidentfchafts-Candidai der Grantbande vorgeschoben! Das heißt, wenn Grant im Jahre 1884 unmöglich ist, dann soll Logan auf das republikanische Banner gehoben werden. Nun, das fehlte noch. Zwischen Grant und Logan würben wir die Hand nicht umdrehen. Grant ist Grant und Boß Logan fein Prophet und gehorsamer Dienet. Mit Arthur als Präsident und dem Heere der Bundesbeamten auf ihrer Seite, werden die Grant Republikaner auf der näch ften republikanischen National-Convention die erste Violine spielen. Die Stockhalter oder Act'.eninhaber der Pacific Bank von Boston müssen jetzt 100 Prozent ihier Stockantheile beisteuern, um die Verluste der Bank gutzumachen. Dasselbe passirte den Stockyaltern der Bank von Nero Jersey, die von ihrem Kassier beschwindelt wurde. Da ist's angenehm, ein Stocthalter zu sein. e o s i i e e i e e n Wiener Theater brand liegt jetzt vor. Er bestätigt die schlimmsten Beschuldigungen, welche gegen die Theater- und Polizeibeamten eihoben worden sind, während er zu gleicher Zeit die Verantwortlichkeit derselben dadurch zu mildern sucht, daß er behauptet, Rauch und Gase hätten die meisten der Verunglückten sosort erstickt und auch die Rettungsmann schaften am Eindringen in das Gebäude ver hindert, in welchem man übrigens auch Nie manden mehr vermuthet hätte. Einen schreck lichen Commentar zu dieser „ossiaellen" Er klärung liefert eine andere, in welcher ange geben wird, daß man aus den Trümmern des Theaters circa 794 Leichname gezogen, von denen nur 144 mit Bestimmtheit ldentisizirt werden konnten. Präsident Arthur ernannte am Montag Thomas Acton als Hülss-Bundes-Schatz meister in New Aork, Horace Gray, von Mas sachusetts, als Bundesrichter der Supreme Court der Ver. Staaten, und W. H. Tres cott, von Süd-Carolina, als Spezial-Ge sandten nach den Republiken Chili, Peru und Bolivia. Scoville fürchtet, daß sein Schwager Guiteau noch vor dem Ende des Verhörs auf meuchelmörderifche Weife umgebracht werden wird. Das kann wohl passiren, wenn Sco ville durch Advokatenkünste den Prozeß un nöthigerweise in die Länge ziehen sollte. Das Volk verliert nachgerade die Geduld, es hat übrig genug von Guiteau und feinem frechen Gebähten. Dauert die Geschichte noch viel länger, dann möchten wir für nichts einstehen. Der neue General-Anwalt Bremstet ist vielleicht der häßlichste Mann, der je eine Cabinets-Stellung eingenommen hat. Als Kind war er in's Feuer gefallen, wodurch fein Gesicht entsetzlich verstümmelt worden ist. Er sieht so fürchterlich aus, daß nervöse Men schen, die ihn zum ersten Mal sehen, ihn für den leibhaftigen Satanas halten und sich vor ihm entsetzen. Seine abschreckende Häßlich fett soll Herr Brewster inbeffen durch sein höfliches Betragen gegen das weibliche Ge schlecht aufwiegen und daher kommt es wohl, daß er eine der schönsten Damen Philadel phia's als Gattin erobert hat. Das Material für Gesetzgeber. Eine correcte Liste der Mitglieder unserer nächsten Gesetzgebung liegt vor uns. Wir ersehen daraus, daß säst alle Stände unter den neuen Gefetzfabrikanten vertreten sind. An Advokaten ist wieder ein Ueberfluß vorhanden. Der Stand der Aerzte ist durch ein halbes Dutzend Doctoren vertreten hof fentlich sind es solche, deren Patienten keine Noth leiden, während die Herren Hetlkünstler sich hier mit „Staatsgeschäften" die Zeit ver treiben. Auch etn Zahnarzt fehlt nicht er kann sich sehr nützlich machen, wenn dieser oder jener feinet Collagen mit Zahnschmerzen behaftet werden sollte. Vielleicht bringt er für solche Fälle feine Instrumente mit. Ein Professor ziert den Senat, ein Lehrer das Haus und die Editoren und Drucker sind auch nicht leer ausgegangen. Fabrikanten, Kauf leute und Handlet sind ziemlich stark vertre ten. Weiter zählen wir etn paar Grundeigen thumëagenten, einen Präsidenten einer Ver sicherungsgesellschaft, einen Bankbesitzer, zwei Bauunternehmer, einen Ingenieur, einen schließen könnte, daß der Farmerstand in der nächsten Gesetzgebung so ziemlich zahlreich vertreten sein wird. Aber die Erfahrung hat uns gelehrt, daß viele der Herren Achtbaten, die sich für Farmer ausgeben, eigentlich gar feine sind, oder höchstens zu der Klasse der „lateinischen Farmer" gehören, die niemals gelernt haben, den Pflug gehörig zu regieren, die häufig aus ihrer Farm das schönste—Un kraut im ganzen County ziehen. Wirkliche Farmer, die bei der Arbeit selbst zugreifen, lassen sich nur selten für die Gesetzgebung wählen, was für das allgemeine Wohl zu be dauern, während es für ihr eigenes Wohl weit rathfamer ist, wenn sie daheim auf ihrer Farm bleiben. Farmer, die ein paar Jahre lang in der Gesetzgebung gesessen haben, sind in der Regel für lyren Berus verdorben. Die Feldarbeit schmeckt ihnen nicht mehr. Aus nahmen giebt es freilich, aber diese beweisen blos die Richtigkeit der Regel. Und nun werden die neugebackenen Gesetz gebet in einigen Tagen ihre Heimaten ver lassen und nach Columbus eilen, um sich über das „Wohl des Staates" zu berathen und das vielgeplagte Volk mit Hunderten von neuen Gesetzen heimzusuchen. Einzelne sind schon in dem Geschäft erfahren sie kennen den Rummel und wissen ziemlich genau, wo Barchel den Most holt. Viele aber sind noch grasgrüne Neulinge auf diesem Gebtete und laufen leicht Gefahr, in die Schlingen der alten Vögel, die so schön pfeifen können, zu gerathen. Will man aus einem jungen Manne einen Schuhmacher, Tischler oder sonst einen Handweiter machen, so schickt man ihn in die Lehre will Einer eitlen sogenannten wissen schaftlichen Beruf wählen, so muß er sich durch Studium wenigstens einigermaßen vorberei ten. Aber unsere Gesetzgeber werden frisch vom Zaun gelesen und bedürfen keiner beson deren Vorbereitung, Nun, wenn Einer nicht auf den Kops gefallen ist und den guten Wil len besitzt, so kann er sich in unsere Gesetzge bung, wie sie einmal ist, leicht hineinfinden. Schümm aber ist es, wenn bei dem nöthigen Verstände der gute Wille fehlt und der neue Gesetzgeber, statt seinen Pflichten obzuliegen, sich der Bummelei ergiebt, weit häufiger auf der Straße, als in seinem Sitze zu finden ist und durch feine sträfliche Abwesenheit den Gang der Geschäfte aufgalt. Unsere neueren Gesetzgebungen sind leider immer sehr reich an solchen Bummlern gewesen und wir müs sen fürchten, daß es auch diesen Winter nicht an solchen bösen Kunden fehle« wird. Im Uebrigen heißen wir die Herren in unserer Hauptstadt willkommen! Präsident Arthur hat Timothy O. Howe, von Wisconsin, als General-Post meister an die Stelle von James ernannt. Schöne Worte sprach Senator Pendleton, von Ohio, vor einigen Tagen zur Unterstützung seiner Bill für eine gründliche Reform unseres Civil inertstes. Er wies unter Anderem nach, wie das schandbare Beutesystem zur Ermordung des Präsidenten Garfield geführt habe. Den folgenden Auszug aus feiner Rebe wird man mit Interesse lesen: Ein Mann von gewöhnlicher Intelligenz, unge ordnetem Gemüth, nehmen und Nach rem sind als a e angeführt, woraus man Er begründete mit Paul FoCeniuS die „(Sie- ein verbissener Parteigänger, arm an Mitteln und arbeitsscheu, wünscht ein Amt. Er belagert das Weiße Haus, und schließlich, da et seine Absicht nicht erreicht, ergreift er die Partei der Gegner und schießt den Präsidenten nieder, der ihm fein Amt geben wollte. Ich will mich nicht dabei aufhalten, zn fragen, ob er die Worte sprach: „Ich bin ein Stalwart und nun wird Arthur Präsident sein!" Die Thatsache steht fest, daß er eine neue Vertheilung der Aemter wollte. Er glaubte, daß ein neuer Präsident eine neue Vertheilung vor daß er dadurch eine neue Chance be- kommen würde. Das Verlangen nach einem Amte, der Glaube, daß er es verdient habe, der Glaube, daß der Prä sident die Beute unter den Siegern vertheilen kann und soll, die Brutalität unserer Politik, welche den Charakter verändert und die Beweggründe gemeiner macht, so oft eine Differenz der Meinung und des Handelns stattfindet, dies Alles machte das Ver brechen möglich, machte es möglich, daß der Mör der erklären konnte, er hätte geglaubt, seiner Partei und seinem Lande einen Dienst zu erweisen. Das Volk fand ohne Unterschied der Partei die Quelle und die Bedeutung der Gutteau'schen That heraus. Das Beutssysteni war der wirkliche Mör der Garfield's. Die Idee, daß einmalhunserttau send Aemter, lediglich der Verwaltung, ihrer Be schassenheit nach meist nur Clerkstellen, und welche mit IOC Millionen Dollars salärirt werden, vom Präsidenten und dessen Angestellten vertheilt wer den, nach jever Wahl und so oft während des Ter mms die Raubgier der totellenjäger ihn dazu bere den kann, als Belohnung für Parteidienste, ist ein Verbrechen gegen die Civilisation des Zeitalters. Es ist der fruchtbare Erzeuger von Betrug, Corrup tion uud Brutalität. einer ganz natürlichen Logik des Systems werden die verhältnißmäßig größten Belohnungen Denen zu Theil, welche die schmutzigste Arbeit un serer luedltasten Politik gethan haven. Es macht unsere Präsidenten uito Minister zu Aemterschache- und lenkt ihre Ausmerkiamkelt weg von einer weisen und getreuen Erfüllung der hohen Pflichten, welche ihnen übertragen looroen. D'.es System treibt Senatoren in die Lage, daß sie nicht nur ihre Haftpflicht als Gesetzgeber ver nachlässigen, sondern oft auch von ihren Freunden veranlaßt werden, die Regierung zu unterstützen, um ihren Freunden Aemter zu verschaffen. Und dieses Anrufen der Liebe zum Geld und zur Patro nage erzeugt einen wilden und brutalen Partei geist, der vor nichts zurückschreckt, um seine Zwecke zu erreichen. Ev macht eine freie Wahl und eine intelligente Ausübung des Wahlrechts unmöglich. Dieses System hat auch die Wirksamkeit des Dienstes geschwächt. In 1565 aufeinander folgen den Tagen vor 1871 betrug die Zahl der Amtsver änderungen im New Uorker ZoUhaufe Iö78. Das heißt, es wurde durchschnittlich tn jener Zeit jedes Amt zweimal gewechselt. Die Folgen konnten nicht ausbleiben: Bestechungsgeloer wurden angenom men, Wahlen beschränkt, viele unnöthige Beamte wurden angestellt, Geld wurde von Kaufleuten er preßt, Schmuggel und Unterschlagung fand statt. 1878 kostete es den Ver. Staaten nahezu 7 Mil lionen Dollars, um Zölle im Betrage von 700 Mit lionen einzunehmen, während es Großbritannien nur 5 Millionen kostete, um 1800 Millionen für Import zu erheben. Das System hat fähige Leute vom Amte fern ge halten, Angestellte in Angst erhalten, das schlechte Element eingelassen, den Dienst erniedrigt und die öffentliche Moral heruntergebracht. Wenn gute und tüchtige Leute in Aemtern gefunden werden, so ist es trotz dieses Systems geschehen. Wir müssen dieses System ändern, wir müssen es mit Eclat abschaffen. Ein besseres System muß an feine Stelle treten, gegründet auf tie Idee, daß öffentliche Aemter öffentliche Vertrauenssache sind, daß sie zum Besten der allgemeinen Wohlfahrt ver waltet werden müssen, daß der beste Mann sie ver sehen müsse, bis noch bessere Leute gefunden wer den. Wir müssen den Grandsatz ausstellen, daß die Angelegenheiten von 50 Millionen Menschen von Geschäftsleuten nach Geschäft^prinzipien geführt wer den müssen. Wenn die fretgemordenen Stellen nur von Leuten besetzt würden, welche die Besten sind, ohne persönlichen Einfluß, wie gering würde der Druck werden, Beamte abzusetzen. Und wenn Ab setzungen nur vorkämen, weil sich ein fähigerer Mann gefunden hat, wie gering würde der Streit darum sein. Das ist das System des Verdienstes. Es er nennt Männer, welche ehrlich, fähig und treu sind. Es behält im Dienste Diejenigen, welche sich be währt haben. Es würde den Dienst wesentlich ver bessern, ihn zehnmal wirkamer machen. Es würde die Ausgaben verringern. Es wurde den Partei geist müßigen. Es würde die Politik Leuten über weisen, welche höheres Streben und edlere Ziele verfolgen. Vor allem würde es unserem Präsidenten lung und unseren Ministerien, sowie den Eongreßnütgiiedern Zeit und Herz für ihre hohen Pflichten lassen. Es würde mehr thun, es würoe dem Verdienst den höchsten Lohn gewähren und alle vorzüglichen Kräfte zum Wetteifer anfeuern. Es würde zu einer höheren intellektuellen und politischen Erziehung führen. Es würde alle Fälschungen der' freien Wahl verhindern und eine ehrliche Stimmenzäh- bewirkn. Wie bei der Jacobsletter würde der Fuß auf der Erde und die Spitze im Himmel fein. i Friedrich Münch, der unter dem Schrift* stellernamen „Kar West" auch vielen unserer Leset bekannt war, ist am 14. Dezember auf ferner Farm in Missouri in dem hohen Alter von 82 Jahren plötzlich gestorben. Dem „Anzeiget des Westens", der noch an demsel ben Tage eine Zuschrift über die Bereitung des Sorghum Zuckers von dem geistig tha tigen Greise enthielt, entnehmen wir die fol genden Bemerkungen: „Friedrich jJiünch wurde am 25. Juni 1799 in Riebergmünden, Oberheffen, als Sohn eines protestantischen Geistlichen geboren und widmete sich dem Berufe des Baters. Schon vor dem vollenoetcu 20. Jihre hatte er ferne theologischen Studien vollendet und wurde erst Bicar, dann Nachfolger fernes Baters. Ohne persönlich verfolgt zu sein, faßte er im Unmuthe über die Bet folgung, die feine Freunde zu erdulden hatten, und int Bewußt sem der Hoffnungslosigkeit bet damaligen liberalen und ticmheUabestrcbunaen der beut •i U.n lu*5 ui «Uli ßenet Auswandeiungsgesellschast" und wandte sich, als einer der Führer derselben, durch Duden's Berichte veranlaßt, dem Staate Missouri zu, wo er sich mit anderen Mitglie dern jener Gesellschaft in Warren County niederließ. Auf derselben Farm, die er sich in der unmittelbaren Nähe von Duden's früherem Besitzthum vor 48 Jahren erworben hat, ist er nunmehr gestorben. „Mit Friedrich Münch ist einer der ältesten, hervorragendsten und verdientesten Vertreter bet Einwanderung der 30er Jahre von uns geschieden. Obwohl viele Iahte hindurch mit den schweren Mühen und Entbehrungen des Farmers und Pioniers ringend und des Lebens Unterhalt mit harter körperlicher Ar beit erkämpfend, verstand er es dennoch, sich geistig scisch zu erhalten und die wissenschaft liche Bildung, die er aus dem alten Bater lande mitgebracht, zum Nutzen der neuen Heimat utto fetner Landsleute insbesondere in vielen Richtungen zu verwerthen. In der Z it von 1847 bis 1872 ließ er eine Reihe von Flugschriften erscheinen, in welchen et theils religiös philosophische Themata, theils praktische Fragen der Landwirthschaft und der Anstellung von Einwanderern behandelte. Seine Hauptthätigkeit als Schriftstellet ent faltete er in der Tagespresse, indem et für St. Louiser wie auswärtige Blätter zahlreiche Arbeiten über fast alle Tagesfragen lieferte." Auch an der Politik beteiligte sich der Verstorbene sehr lebhaft. Im Jahre 1856 hielt et Stumpreden für Fremont, noch im Jahre 1872 besuchte et die berühmte Mai Convention in Cinc-nnati. Ja den 60get Jahren vertrat er seinen Distrikt im Senate der Gesetzgebung von Missouri. Weiter be merkt der^ „Anzeiget": „Als Schriftsteller wie als Politiker hat er für feine AoopUvheimat, für die Besiedelung und Entwickelung des Staates Missouri und für Erhaltung und Förderung alles dessen, was jeder gute Deutsche von dem angestamm ten Wesen erhalten sollte, eine segensreiche Thätigkeit entfaltet, die in dem Andenken der Menschen noch lange fortleben wird. Sein Familienleben ist ein überaus glückliches ge wesen und eine Schaar von Kindein, Enkeln und Urenkeln, rings umher im Lande woh nend, hatte sich an seinem Grabe versammelt. In Mitte seiner Obstbäume und Weinreben, deren Cultur bis zum letzten Augenblicke seine besondere Liebhaberei war, sind die stetb lichen Ueberreste von Friedrich Münch bestat tet worden." Von de nJr ten ätz ten, Doktoren und Gelehrten ist Dr. Spitzka von New Aork bis jetzt der einzige gewesen, der Guiteau für ver rückt erklärt die anbereit Sachverständigen halten ihn für einen durchtriebenen Schurken. Neulich brachten wir, was die N. Z). Stsztg. über Dr. Spitzka zu sagen hatte folgendes ist die Ansicht des „Philadelphia Demokrat": „Ein Sachverständiger darf kein Esel fein, denn alsdann versteht er Nichts von der be treffenden Sache. Aber ebenso schlimm ist es, wenn er überstubirt ist alsdann geht er mit so vorgefaßten Theorien an die Beurtheil ung einer vorliegenden Frage, daß et vor lauter Bäumen den Wald nicht sieht, wie man zu sagen pflegt. Wie es scheint, hat man in Dr. Spitzka, einem Irren-Arzt von New Aork, einen solchen Theoretiker vor sich, der als Sachverständiger über den Geisteszustand des Hallunken Guiteau in dessen Prozeß verhört wurde. „Dr. Spitzka erklärt den Mörder für irr sinnig, weil er falsche Vorstellungen und illu forifche Projekte habe und unter Sinnes« Täuschungen leide. Wenn man alle Ange klagten, welche sich in ähnlicher Verfassung befanden, oder Las vorgeben, als sie ein Ver brechen begingen, für unzurechnungsfähig er klären will, dann wird bald kein Verbrechet mehr bestraft werden können. „Der Doktor nennt den Mörder eine mo ralische Mißgestalt, mit anderen Worten, eine unmoralische Bestie. Das wird allgemein zu gegeben, aber warum er deswegen nicht zu rechnungsfähig, fonbetn strafftet sein soll, da er die Gesetze und die aus den Verbrechen stehenden Strafen genau kennt, ist nicht zu begreifen. Die Behauptung, daß Guiteau auf so thierischer £tuse stehe, um nicht Herr feiner Handlungen zu sein, wird durch das ganze Leven des Mörders widerlegt, welches ihn als einen durchtriebenen, pfiffigen und gewissenlosen Schurken hinstellt, der immer ganz genau wußte, wo er seme Spitzbuben Streiche ausführen sollte, also immer Herr feiner Handlungen war." Gesichtsmasken o u 8 Marien glas sind die neueste Erfindung zum Schutz der Arbeiter. Diese Mat sen werden bis ptzt nur in Deutschland angefertigt, bürsten sich aber auch hier bald einbürgern. Sie sind vollkommen durchsichtig, nicht zerbrechlich und wenig Warme leitend. Sie gestatten im Ge gensatz zu Draht- ober Marienglaëbtillen eine freie Umschau und schützen das ganze Gesicht gegen starke Hitze, Staub, Säuren, Funlen, Steinsplitter u. |. w., was für Feuerarbeitet, Glasfchmelzet, Schleifer, Stein Hauer und an bete Arbeiter von großem Nutzen ist. Sie sind weit genug, um das Tragen von Brillen und farbigen Gläsern, wo das nothwendig ist, zu gestatten und lassen sich leicht mit Respiratory verbinden, durch welche das Athmen gereinigter Luft gesichert wird. Ma rienglas wird in Massen in Amerika gefun den, es steht hier also der billigen Herstellung dieser Masken Nichts entgegen und ein Be darf für dieselben ist gewiß vorhanden. (R. Y. Stsztg.) Kongreß. Den 13. Dez. Im Senate hielt Herr Pendleton eine große Rede für seine Bill im Interesse der Civildienst-Reforrn. Er weist die bemoralisirenben Folgen des gegenwär tigen Aemtervertheilungs- und Beutesystems nach, welches zur Ermordung des Präsiden ten Garfield geführt Hube und freie Wahlen und eine ehrliche Zählung der Stimmen un möglich mache. Mehrere neue Bills wurden eingereicht, darunter ein Verfaffungs-Amen bement für die Erwählung bet Postmeister, Steuerbeamten, Bundesrichter, Marschälle und Distrikt-Anwälte durch das Volk. Logan von dem Militär Committee berichtete feine Bill zurück, welche den General Grant auf die Armee-Wartelifte stellt, das heißt, ihm die Pension eines Generals der Armee be willigt. Das Haus passirte einen Beschluß für die Ernennung eines Committees von elf Mit gliedern, welche alle Ansprüche und Ausga ben, die aus der Krankheit und Beerdigung des Ptäfidenten Garfidd erwuchsen, feststel len und zugleich berathen sollen, wie viel Pension der Frau Garfield bewilligt werden soll. Eine wahre Sündfluth von Bills strömte heute ein, darunter die folgenden: Für die Abschaffung der Steuern auf Deposi ten in Sparbanken und der Stempelsteuer auf Bankchecks für die Herabsetzung des Brief portos auf 2 Cents für die Verwilligung von 10 Millionen Dollars zum Unterhalte der Schulen in Staaten und Territorien, je nach der Nothwendigkeit der Verfasser dieser Bill, White, brachte auch einen Vorschlag ein, der den Gebrauch bes Alcohols auf medizini sche, mechanische und ärztliche Zwecke be schränken soll also eine Temperenzbill. Eine Bill wurde eingereicht, welche den Han delsdollar zum gesetzlichen Zahlmittel macht. Als 756 neue Bills an die Committees ver wiesen worden waren, vertagte sich das Haus bis Freitag. Den 14. Dez. Im Senate fetzte Beck in einer Rede tue Nothwendigkeit auseinan der, feste Bestimmungen für die Nachfolge in der Präsidentschaft im Falle des Ablebens eines Präsidenten zu treffen. Er schilderte bie Schwierigkeiten, die eintreten müssen, im Falle kein Präsident des Senats und kein Sprechet des Haufes da ist, um die Stelle eines verstorbenen ober unfähig gewordenen Präsidenten zu übernehmen. Noch andere Senatoren besprachen diese Frage, worauf der Senat zu geheimer Sitzung überging. Den 15. Dez. Sherman berichtete seine Bill für die Ausgabe von $200 Mil lionen in drei Prozent Bonds zur Einlösung der 3v prozentigen mit der Empfehlung des Committees zurück. Eine Anzahl Bills tu tic* den eingereicht und dann die Debatte übet die Nachio'ge in der Pv nidentug fortge etzt. 'Das Äauâ war nicht in Schuu TT Ii- i'- Beide Häuser vertagten sich heute bis nach den Feiertagen, also für zwei Wochen. Im Ganzen sind gegen 3000 neue Bills einge reicht und das ist so ziemlich alles, was bis jetzt geschehen ist. Die Ernennungen von Benjj. Brewster als General-Anwalt und Davis als Hülss-Staatssecretär wurden am Montag vom Senate bestätigt. Die Bill, welche der Frau Garfield das Frankirrecht für alle Briefe und Zeitungen bewilligt, ist zum Gefetz erhoben worden. Repräsentant Deu ster, von Wisconsin, dessen Rückkehr von Europa durch stürmisches Wettet verspätet wurde, erschien am Montag im Hause und leistete den Amtseid. Unter ben neuen Bills befindet sich eine, welche jeden Angriff mit töbtlicher Absicht auf den Präsibenten der Ver. Staaten mit dem Tode bestraft. Interessante Notizen. un a s o s o i e a w u e Laufe dieses Jahres von 1060 Touristen be sucht. Kentucky besitzt nach Senator Beck die schnellsten Pferde, schönsten Frauen und die reinste Demokratie. De reichste Kaufman New Aotk's ist Moses Taylor. Er besitzt ein Vermögen von $40,000,000. i e a n z e i n i s s i s s i i wollen beweisen, daß Baumwollensamen-Oel zum Braten besser ist als Schmalz. Der Dampfer Amsterdam, aus Rot» terbam, der unter den überfälligen Dampfern aufgeführt ist. ist am Donnerstag nach stür mischer Fahrt in Nero York eingetroffen. i e W a s i n o n e o e e s i z e halten jetzt goldene Ernten. Tausende von Aemterjägern füllen die Stadt,und feiten reist Einer ab, ehe seine Baarfchaft zu Ende ist. In Indianapolis stürzte ein vier stöckiges Haus, das der Firma F. Stout und Son als Niederlage diente, ein. Glücklicher weise befand sich Niemand im Gebäude. Der Wiener Theaterbrand hat in New Jork die städtische Brsnd-Commission auf die Beine gebracht, und eine Visitation aller öffentlichen Vergnügung«.Anstalten ist ungesäumt in's Werk gesetzt worden. In St. Louis verursachte die Explosion eines Ofens in der Franklin Schule einen panischen Schrecken unter den Kindern eine Anzahl kleinere Kinder wurden im Gedränge unter die Füße getreten und schlimm verletzt. e u s e e o e E i n e e pesche aus Texas meldet: Otto Engelhardt, ein deutscher Apotheker, wurde auf dem Wege nach Galveston, nahe Lockhardt, Caldwell Co., von zwei Mexikanern ermordet. Das Östreich ische e n e a l- o n sulat in New Jork hat bereits 1000 Gul den östreichischer Wahrung zur Unterstützung der hülfsbebürftigen Familien bei dem Thea terbrand Verunglücktet nach Wien gesandt. Der große Monopolist zu Land und zu Wasser Hilgard-Villard läßt sich in New Ijork in der Madison Avenue nahe der fünfzigsten Straße ein Wohnhaus bauen, das nach dem Voranschläge eine Million Dollars kosten soll. Dicke des Polareifes. Norden skjolv hat während seiner Polar-Reise Unter suchungen über die Dicke des Eises in den arktischen Meeren angestellt und gesunden, daß baffelbe zwischen 1 bis Metern ge schwankt hat. E i n e u n e a e i n i k e o u n y i n Missouri, die sich dieser Tage verheirathete, trug bei dieser Gelegenheit die seidenen Strümpfe, welche die Großmutter bei ihrer Hochzeit getragen hatte. In Amerika ist so etwas allerdings beinahe unerhört. Sieben Einbrecher versuchten Mitt woch Nacht den Geldschrank der Ersten Na tionalbank in St. Clair, Mich., zu erbrechen, was ihnen nicht gelang, obwohl sie Schietz pulver in Anwenbung brachten, Der Wäch ter war vorher geknebelt und gebunden «or» den. Wieder kommen Klagen gegen den Auswanderungs-Agenten Strauß in Ant werpen, weil er Einwanderet beim Verkauf von Eifenbahnbilletten betrogen hatte. Es ist Zeit, daß die deutschen Einwanderer ernst lieh gewarnt werden, sich mit diesem Men schen irgendwie einzulassen. Wie telegraphisch schon gemeldet, ver unglückte bei dem furchtbaren Mühlenbrond in Minneapolis, Minn., der Chef der dortigen Feuerwehr, Hr. Cornelius Frede ricks. Wir erfahren jetzt, daß dieser Herr ein Deutscher war, eigentlich Friedrichs hieß Und aus Thüringen stammte. Herr Blaine hat dem Hauptmann von Steuden hinausgekabelt, baß er mit Vergnü gen die Würde eines Taufpathen des kleinen Baron Blaine von Steuben annehme. Zu gleich hat er bei Tiffany in New Jork einen prächtigen silbernen, innen vergoldeten, Trink becher für den Kleinen bestellt. Ein Bahnzug beraubt. Los Ve gas, N. M., 15. Dez.—Ein westwärts gehen der Paffagierzug auf der Southern Pacific Bahn nach El Paso wurde von Bahnräubern angehalten. Die Diebe drangen in Wells u. Farges Waggon, schlugen den Expreßboten nieber, erbeuteten $3000 in baar una sonstige Werthsachen im Betrage von $12,000. Mit italienischen Eisenbahn«r beite tn ist man in Texas weniger zufrie den als in Deutschland und der Schweiz, wo derartige italienische Arbeiter im Allgemei nen sehr gelobt werden. Sie sollen anmaßend sein und das Privateigentum, besonders in Gestalt von frei umherlaufenden Schweinen und Ochsen, wenig respektiren. San Francis co, 11.Dez.—Der Dam pfer „Oceanic" ist von Hongkong über Joko hama hier angekommen. Unter den Passa gieren befinbet sich der neue chinesische Ge sandte in Washington, Chung Jsao, in Be gleitung seiner Frau, seines Sekretärs unv eines Gefolges von 15 Personen. Er ist un gefähr 54 Jahre alt und von angenehmem Aeußeru. Mord aus Ei ferfucht.—IndemOert chen Fayztte unweit Dubuque in Iowa wür be am Abend des 10. Dezember ein Mann Namens John Hay-voob von einem gewissen Bobnec meuchlings erschossen. Beibe waren Bewerber um die Hand von Rosa Schultz. Haywood scheint der Bevorzugte gewesen zu sein und Bobner handelte aus Eifersucht. Haywood starb in den Armen der Geliebten. Jüngst fand man im Dickicht sechs Mei len von Lexington, Mich., die Leiche des Vieh händlers Phillips aus Allentown, Pa. Phil lips war zweifelsohne ermordet und beraubt worden. Jetzt hat man feinen Agenten, I. W. Dixon in Ridgewcty, Mich., unter dem Verdachte des Mordes in Haft genommen. Im Gefängniß hat Dixon Gift genommen und liegt jetzt in prekärem Zustande datnie der. In dem Staatszuchthaus zu Na?h ville in Tennessee ist die ganze Fabrikein richtung von Cherry u. Co., welche die Sträf lingsarbeit gepachtet haben, burch Feuer zer stört worben, unb der angerichtete tochaben übersteigt den Versicherungsbetrag um mehr als §250,000. Viele Sträflinge betheilig ten sich mit Eifer an ben Rettungsarbeiten, und trotz der herrschenden großen Aufregung sind nur sechs derselben enf Sprüngen. Verheerender Tornado. Mem phis, Tenn., 14. Dez. Ein heftiger Sturm suchte gestern Abend diese Gegend heim. Zwei Meilen von hier wüthete ein vollstän diger Tornado. Das Haus des Mr. Brewer stürzte ein. Er und feine fünf Kinder wur den unter den Trümmern begraben. Er lag zur Zeit krank im Bette unb würbe fast tobt unter ben Trümmern hervorgezogen. Mrs. Barkers Haus würbe theilweife zerstört und das Haus des Wm. McCarver zertrümmert. Samuel Scotts Haus wurde theiltveife de molitt. Viele Dampfer auf dem Fluß wur den gegen den Strand geschleudert. Felder und Waldungen wurden arg verwüstet und eine große Menge Vieh getödtet. Ein verzweifelterDeferteur war der farbige Soldat Richardson von Compag- eau hat Herr T. I. Salsman zu Colmar in nie des neunten Caoallerie -Regiments I Uitclc Sam's. Er desertirte kürzlich oon Fort ,a i:*.u v.- ,• atfl in Arizona und nahm £500 jtegime.its- i gelber mit. Ein Sergeant mit zwei Solda ten wurde zu seiner Verfolgung abgeschickt, die ihn auch drei Meilen nördlich von San Marcial in Neu Mexiko einholten. Als der Flüchtling feiner Verfolger ansichtig wurde, eröffnete er ein Reooloerfeuer auf dieselben unb erschoß einen Soldaten. Er floh dann weiter, wurde aber später in einem mexikani schen Hause von dem Sergeanten eingefan gen und bei einem erneuerten Flutversuche erschossen. In Manitoba schwankte das Thermo meter am Samstag zwischen 10 und 30 Grad unter Null. Dt. Hayes, ein bekannterNotdpolfah rer, ist in New Aork gestorben. Er war 1832 in Pennsylvanien geboten. Der 55jährige Peter Ze e in Chicago wurde vor sieben Wochen von einem Spitz gebissen und ist jetzt an der Waffer scheu gestorben. Der deutsche Juwelier Wm. Fried rich in Washington hat den Auftrag erhal ten, alles Silbergeschirr des Weißen Hauses neu zu plattiren. Er erhält $5000 für die Arbeit. BeiCharlestonin Westvirginien ertran ken fünf Arbeiter, indem die Kähne, mit de nen sie über den Kanawha fetzen wollten, in die Strömung geriethen und über den Damm gerissen wurden. In Harbor Springs, Mich., setzten zwei Kinder eines Mannes, Namens August Alberts, einen Hausen Hobelspähne in Brand, das Haus brannte nieder und die beiden Kin der kamen in den Flammen um. 58000 werth Uhren und Juwe len, welche Patterson in Boston gehören, fielen, als der Eigenthümer sie über die cana dische Grenze zu schmuggeln »ersuchte, den Zollbeamten in Montreal, Canada, in die Hänbe. In Wilkesbarre, Pa., wurde letzte Woche ein Mann um $4.50 bestraft, weil er eine Frau dreimal gegen ihren Willen geküßt hatte. Macht also $1.50 per Kuß. Wenn das der gesetzliche Preis für einen Kuß ist, danken wir für das Vergnügen. Von einem fürchterlichen Rausche wird aus Anamosa, La., berichtet. Der Ad vokat Thomas Pierce trank sich so voll, daß er, als er sich auf sein Bett warf und mit dem Gesicht nach unten zu liegen kam, nicht im Stande war, sich umzudrehen, und elendiglich erstickte. In dem Wholesale- Grocery- Geschäfte von French Mcstnight in Erie, Pa., vermißte man seit einiger Zeit Papiergeld in ziemlich hohem Betrage. Jetzt hat man hinter der Gelvlade ein Mäusenest entdeckt, welches voll kommen aus den vermißten Scheinen hetge stellt war. Das Geld war unbeschädigt. Gräfliche Folgen des Leicht s i n n e s. Harrisbu?g, Pa., 19. Dez. Eine Depesche aus Mount Union, Hunting ton Co., meldet: John A. Ingram, ein Bergmann, legte heute früh eine Kanne Dy namit auf den Coke-Ofen zum Trocknen. Die Kanne explodtrte mit gräßlicher Gewalt und riß das Gebäube in Stücke. Ingram, feine Frau und vier Kitiber, wurden getödtet. Der Gouverneur St. John von Kansas mißbraucht sogar das Begnadigungs recht für feine Zwecke. So hat er trotz des Protestes fast der ganzen Bevölkerung einen hartgesottenen Verbrecher, der in Allen Cour ty einen Wirth ermordet hatte, begnadigt, während er einem armen unwissenden schwe dischen Knaben von ebenda her, der wegen geringen Diebstahls zum Zuchthaus vetur theilt war, die Begnadigung abschlug, ob gleich ein großer Theil der Bevölkerung dar um bat. Wenn der 2 an mann im Früh jahre die Kartoffeln pflanzt, legt er dieselben in die Furchen, ohne darauf zu achten, ob die Augen derselben nach unten ober nach oben liegen. Ein Herr in Trier hat nun die Probe gemacht und in einem Theile seines Gartens die Augen der Kartof feln nach unten gelegt unb im anderen Theile nach oben. In dem ersteren Falle hat er doppelt so viele Kartoffeln erhalten, wie in den letzteren, denn die Kartoffeln, deren Kei me nach unten lagen, erhielten mehr Nahr ung als diejenigen, welche ihre Keime nach oben hatten. Ländlich, sittlich. Da8 „Colorado Journal" erzählt: „Die bekannten Brauerei besitzet Wehrfritz Tribolet zu Tombstone, Arizona, lösten dieser Tage, wie wir aus ei net Korrespondenz ersehen, ihre Partnerschaft aus. Als Curiosum kann die Art und Weise betrachtet werben, wie sie bei Theilung ihres Eigenthums, zu Werke gegangen sind. Sie würfelten nämlich darum, und der Verlierer Tribolet fügte sich ohne Murren feinem Schick sale, und steht mit dem glücklichen Gewinner und jetzigen alleinigen Besitzer der „Eagle Brauerei," Hrn. Bernharb Wehrfritz, auf dem freundlichsten Fuße." Griffel. Der gute alte deutsche Schie ferstift wird hierzulande immer mehr von den bedeutend weicheren Stiften verdrängt, wel che aus dem kreidehaltigen Sei/, es er hergestellt werden. Ja einem Bruche nahe Castleton, Vt., produziren 35 At better täglich 50,000 Stifte und man beabsichtigt, diese Summe auf 100,000 zu erhöhen. Die gebrochenen Blöcke werden in Stücke geschnitten, welche 7 bis 12 Zoll messen, und dann in einen, hal ben Zoll starke Stücke gespalten und geglät tet. Jedes dieser Stücke, nachdem es zwei mal durch eine Schneide-Maschine gegangen ist, liefert 50 Stück 7 Zoll lange Stifte. Die Stifte werden noch gespitzt, abgerundet, ttffortirt und in Kästchen, welche je 100 Stuck enthalten, in ben Handel gebracht. Selbstmord eines 14jährigen Mädchens.— Des Moines, Iowa, 19. Dez. Die Leichenschau über die 14 Jahre alte Lullu Barnes, welche am Sonnabend Selbstmord begangen, hat bie Thatsache an das Licht gebracht, daß dieselbe von ihren El tern, dem Farmer T. S. Barnes in Camp Township und dessen Frau, auf das Schänd lichste tyrannisirt unb mißhandelt worden ist. Die Mutter, welche gelähmt ist, befchulbigte das Mäbchen, 5 Cents gestohlen zu haben, und schickte einen Jungen ab, um dasselbe zu züchtigen. Der Junge fand in der Kutschen Remise nur noch die Leiche des Mädchens dasselbe hatte sich aufgehängt. Früher hatte das Mädchen erklärt, sich die Kehle abschnei den zu wollen. Eine schrecklicheMordtragödie. New Aork, 19. Dez.—Diesen Morgen schlug ein deutscher Tischler, Namens Felix Menzel, welcher seit Monaten invalid und fast utifa hig gewesen war, aus seinem Bette herauszu gehen, seiner Frau das Gehirn mit einem Hammer aus, worauf er sich erst die Kehle durchschnitt und dann hängte. Beide waren tobt, als bie Polizei sie fand. Das Paar war kaum ein Jahr verheirathet gewesen und die Frau wäre in wenigen Wochen Mutter ge worden. Denselben Morgen besuchte sie die Polizeiftatton, erklärend, daß ihr Gatte krank fei und bat, daß er nach dem Hospital ge bracht würde. Es wurde nach dem Kranken wagen geschickt, aber bevor derselbe ankam, hatte Menzel seine Frau unb sich getödtet. Eifersucht war das Motiv. Furchtbares Ende einer Hochzeit« reise. Lathrope, Pa., 15. Dez. Die Tochter Bella bes Stadtclerks Bell von West moreland County würbe gestern mit Hrn. Robert Karris getraut. Kurz nach dem Hoch zeitsmahle brach bas glückliche Pärchen, von den Wünschen vieler Freunde begleitet, auf, um eine Hochzeitsreise anzutreten. Sie ka men gegen halb 5 Uhr hier an und mußten die Wagen wechseln. Der junge Ehemann hatte etwas in dem soeben verlassenen Wag gon vergessen und sprang für einen Augen blick zurück. Seine Frau wartete auf der Platform und als sie den Erpreßzug heran kommen sah, wollte sie zurückspringen, fiel aber zur Erbe und wurde von den Rädern des Zuges vollständig zermalmt. Der junge Mann kam gerade rechtzeitig genug, um fein Weib sterben zu sehen. Er gebetbete sich so wild, daß man für seinen Verstand fürchtet. Ein passendesGefchenk für Gui- ^oroa nach Washington unter der Adresse des daw: jui ist für Guiteau. Er soll sie bei der Gelegen heit tragen, welche einen denkwürdigen Tag bilden wird, indem an diesem Tage unser uns geraubter Präsident durch die Bestraf« ung seines Mörders gerächt werden wird. Die Weste kam im Herbst 1876 in meinen Be sitz. Guiteau wohnte damals in meinem Gafthaufe, dem „Mansion House" zu Wau kesha in Wisconsin, um Vorlesungen über „das zweite Erscheinen Christi" zu halten. Seine Abreise würde eine plötzliche und stille gewesen sein, wenn ich ihn nicht gegen seinen Willen mit Gewalt so lange zurückgehalten hätte, bis ich die Weste nebst einigen anbe* cn Sachen als einzige Bezahlung von ihm er hielt." —Also etne weiße Galgenweste! Zuverlässigen Quellen entnehme» wir, daß es zwischen 50 und 60 Mühlen in unserem Lande gibt, welche Baumwollen» saat verarbeiten. Die meisten befinden sich in den südlichen Staaten. Die Mühlen ver arbeiten jährlich ungefähr 410,000 Tonnen Saat. Die Saat wird erst gereinigt, dann fein zerhackt und in wollene Sacke verpackt. Daraus werden letztere unter Matratzen von Pferdehaaren gelegt und unter eine hydrauli sche Presse gebracht. Das gewonnene Del wird entweder sogleich in Barrels verzapft oder es wird einem chemischen Prozeß unter worfen unb gibt bann ungefähr 82 Prozent feines Del. Das ganze Ergebniß für ein Jahr ist ungefähr 15,000,000 Gallonen, von denen, wie man sagt, ungefähr 10,000,000 Gallonen nach ,Frankreich vxportirt und dort mit Olivenöl gemischt werden. Diese Mi schung wird dann von Frankreich aus nach allen Theilen der Welt versandt. Der Ab fall wird als Futter für's Vieh gebraucht. Ueber großartige Fälschungen und Betrügereien im Austern Handel macht ein Herr Lindsey in Pittsburg Enthüllungen: Er fand, daß aus einem Faße ächter Austern oftmals von den Retailhänblem die doppelte Quantität gemacht wurde, indem sie verdick tes Wasser zusetzen Kalk wird auch dazu angewandt. Austern werden häufiger ver fälscht als Milch. Das Wasser vergrößert die Austsr, bleicht sie aber zu gleicher Zeit und macht sie ungenießbar. Wenn et die Autorität dazu hätte, so würde Lindsey eine authentische Untersuchung größerer Quanti täten von Austern vornehmen, welche er im Besitze hat. Der Markt ist mit gefälschten Austern überschwemmt. Diejenigen in Blech büchsen werben eben so oft verfälscht als die in Kübeln. Er fand in einigen Blechbüchsen nur 16 Austern, und der Rest bet sechs Dutz end, welche in jeder Büchse sein sollten, wird wahrscheinlich nach demselben Maßstabe vet theilt werben sein. Der Grund zu dem Be trüge ist, wie Herr Lindsey meint, der gerin ge Profit am legitimen Austerhandel. Sech zigtaufend Gallonen Austern wurden vom 25. August bis 5. April 1881 in Pittsburg und Allegheny verkauft davon wurden 9500 Gal lonen von Stratzenhausirern losgeschlagen, welche 75 Prozent, oder 7125 Gallonen Was ser zugefügt hatten 5800 Gallonen mit 37^ Prozent oder 2175 Gallonen Wasser wurden von Retailhänblem verkauft die anderen 44,700 Gallonen waren durch die Hände von Wholesale Verkäufern gegangen, welche zu ihrem Profite 12 Prozent oder 5364 Gallo nen Wasser zusetzten. Ueber die Entdeckung e i n e n e u en Höhle wird aus Kentucky gemeldet: Vor einigen Tagen wurde auf bet Farm von Evan Rogers, ungefähr eine Meile von Litch field, eine Höhle entdeckt, welche der berührn« ten Mammuth Höhle gleichzukommen, wenn nicht dieselbe zu übertreffen verspricht. Hin ter Rogers Haus ist ein Berg, in welchem mehrere kleine Höhlen sich befinden, von de nen eine als ein Kellet benutzt wird. Herr Rogers beabsichtigte, diese Höhle dadurch zu vergrößern, daß èr aus der Hinterwand der selben einige Felsen lossprengte dabei kam eine große Deffnung zum Vorschein, welche von der früheren Höhle nur durch eine dünne Felswand getrennt war, unb er fand sich zu feinem Erstaunen vor einer enormen Höhle, mit mindestens 100 Fuß weiten Gängen. Er ritt sogleich nach der Stadt und theilte fv' neue Entdeckung mit ei wurden Fackeln macht, und von mehreren Geschäftsleuten uub Countybeamten begleitet, kehrte er zurück, um die wunderbare Höhle zu erforschen. Drei Stunden lang durchstreiften sie die großen Gänge, ohne ein Hinderniß zu finden, bis sie an einen weiten unb tiefen Fluß kamen, in dem sie ©chaarfn von augenlosen Fischen und andere Wasserthiere fanden. Sie gingen hierauf zurück, um die Erforschung am näch sten Tage fortzusetzen. Diesmal waren sie von dem Landvermesser John E. Stone be gleitet, welcher eine genaue Messung der zu rückgelegten Entfernung vornahm. Sie ka men anscheinend an das Ende des Hauptgan ges, nachdem sie eine Strecke von 4 Meilen zurückgelegt hatten. Der Fluß den sie ent deckten, ist breit, lang und tief genug, um ei nem kleinen Boote eine Fahrt darauf zu et lauben. Prächtige Stalactiten, welche wie Diamanten funkeln, hängen von der Decke herab, während gewaltige Marmor- und Ala daster-Säulen wie ebenso viele Denkmäler in die Höhe ragen. Ein Scheusal in Menschengestalt. Vor einem New Aorker Criminal Gerichte wurde kürzlich ein Mordprozeß verhandelt, der die Aufmerksamkeit in viel höherem Grade auf sich gezogen haben würde, wertn nicht aller Augen nach Washington gerichtet gewesen wären. Ein junger Mensch, Namens Wil liam Sindram, war angeklagt, eineFrau Creve, in deren Hause er mit seinem Bruder Adolph wohnte, absichtlich und ohne Entschulvigungs grund erschossen zu haben. Sein Verthei diger wußte wenig zu seinen Gunsten zu sagen. Der Angeklagte beging die That, weil Frau Creve, über bie er üble Nachrede geführt, ihm verboten hatte, in ihrem Hause länger zu wohnen. Er beging sie, nicht etwa in hartem Wortgefecht, sondern am Tage nachdem er aus dem Haufe gewiesen worden, mit Vorbe dacht und voller Ueberlegung. Bei kaltem Blute schoß er sein Opfer nieber. In Brie«" sen, welche im Gericht verlesen wurden, gab er feiner Meinung Ausdruck, daß er gehängt werde und gehängt zu werden wünsche. Er war selbst der Meinung, daß keine mildernde Umstände zur Beschönigung seines Verbrechens vothanben sind. Er empfindet keine Reue, sondern erklärte mit frivoler Anspielung auf das tragikomische Verfahren der Geistlichen, welche verurtheilten Verbrechern bie Thore zum Himmel öffnen, daß ja vom Galgen der Weg direkt zum Himmel führe. Sindram ist der Sohn eines deutschen Setzers, der viele Jahre lang unb bis zu feiner letzten Krank heit an der „Staatszeitung" beschäftigt war. Der Junge war von Kindes Beinen an ein durchaus verdorbener Bengel. Der Vater konnte feine Erziehung zu Hause nicht über wachen, und seine Mutter soll die Ruthe an ihm gespart haben. Doch ist es fraglich, ob bei solcher Verbrecherisch angelegten Natur eine andere Erziehung den Burschen geändert hätte. Gefühllos hörte er die Seufzer feiner betagten Mutter, die im Gerichte hinter ihm faß. Ihre Thränen rührten ihn nicht. Er ist Steindrucker seines Gewerbes. Das Ge richt fand ihn des Mordes schuldig und vertu» theilte ihn zum Tode. Ein Cowboy-Krawall. Caldwell, Lr?'/ i8, Eine Bande Cowboys bestehend aus ©honen, alias Talbot, Jim Martin, Bob Münsing, Bob Bigtree, George Shatpe und ein Bursche Namens Lowe, trie ben sich ben Tag über hier herum, betranken sich und fingen Abends eine Rauferei an. Einer derselben feuerte feinen Revolver auf der Straße ab die Polizei schritt sofort ein und gelang es vorläufig die Ruhe wiederher zustellen. öpäter begann jedoch die ganze Bande auf der Straße bltnb um sich zu schießen. Eine Anzahl Bürger machten sich sofort auf, bewaffneten sich, so gut sie konnten, unb be gannen, die Bande zu verfolgen. Diese hat» ten sich nach einem Leihstalle am Ende der ptabt zurückgezogen, und den Besitzer befiel» ben gezwungen, ihnen Pfetbe zu geben, auf denen sie tn bet Richtung nach Hunnewell entflohen, einer, Namens Spear, wurde noch fischt, als er sem Pferd besteigen wollte ilhnfi ^renb d»s Krawalls er» schoß Talbot den Ex-Mayot Meagher, der als Hulsspolizist herzugekommen war. Die Aufregung dahier ist ungeheuer. Man ist nun hart hotter der Bande her Capita« ^pear von Wichita, der Schwager des ermor* 1 1 :'. ö hört zu einer Hter chtirtten »tetmur