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TT 1 Éebanfsn schienen nicht sehr angenehmer Art zu sein, doch glättete seine Stirn sich sogleich, als Captain Red im elegantesten Ueberziehsr, den feinen Kastor in der Hand, zurückkehrte v* und seinen Arm ergreifend, lächelnd ausrief: & „Nun komm', Freundchen, es ist noch zu früh, um zu schlafen. Ich führe Dich dort hm, wo sich Alles zusammenfindet, was reich und schön ist." i Bob machte sich von fernem Arm los, um oor den Spiegel zu treten und seine Toilette zu mustern. Der Captain ergriff einen '-»'Leuchter, utn ihm das nöthige Licht zu vet schaffen, wobei er zu gleicher Zeit in den Spie ,„5gel blickte und das (Besicht des Freundes auf- Gmerksam betrachtete. K „Warst Du nicht stüher ein Liebhaber der "blonden Farbe?" fragte er plötzlich. Bob begegnete im Spiegel fernem forsche"5 den Blick und schüttelte xtim denKopf. „Vergiß nicht, daß wir geborene Schau 'fptcler find," versetzte er, sein schwarzes Haar .sorgfältig scheitelnd, „ich mag früher meiner jeweiligen Rolle gemäß wohl auch Blond ge 'liebt haben, doch war Schwarz stets meine Naturfarbe." Sonderbar,^ meinte der Captam köpf schüttelnd, „hätte Dich doch schwerlich wieder ersannt, wenn Iltis mir nicht Deinen Na men gemeldet. Die Spitzbuben-Augen sind allerdings dieselben geblieben, aber der jchwarze Vollbart genirt mich. Was meinst 'Du dazu, wenn wir der Polizei eine Nase drehen und Dich für einen Amerikaner aus- Aeben?" Bleib' mit ein für allemal mit der Poli H« vom Halse," sagte Bob halblaut und är erlich, „wenigstens warte damit, bis ich's 'elber wünsche." Er trat vom Spiegel zurück und nahm set* "tien Hut. „So, nun können nur gehen," setzte er, em Gähnen unterdrückend, hinzu. Der Captain schritt voran und ertheilte braußen dem Iltis, der eine Art Dienerstelle bei ihm vertrat, einige leise Befehle. Als sie auf einem andern Wege das Haus verließen, drückte Bob dem Iltis einen Strei ken Papier in die Hand. Dieser verriegelte hinter dem Gebieter die SCbür, entfaltete das Papier und las: „Kom Ine morgen Abend punkt acht Uhr nach dem Wirthshaus „Zum grünen Hecht," ich werde Dich dort erwarten." Gut, werde kommen," knurrte der Dieb, {braucht K-L"W-Dââ^7è^ ••_-• M, N«in?ard & Aieser, Herausgebt GediugAttgeits Stoti SollarS Ker Jahr, is Bol0«MZWNtß Jahrgang 39» 1 Z« der letzte« Stunde. (gfertfelmifl.) De begab sich ist sein Schlafzimmer, wSh rend Bob einen Fluch murmelte und sich dann V finster in den Sessel zurückwarf. Seine der Alte nicht zu wissen, hätte mich onst wohl öffentlich nach dem grünen Hecht »Hellt. Sieh, sieh, der gute Junge hat die »Ken Höhlen doch 'nicht vergessen, war im mer ein geriebener Kerl und daß ich ihn enter dem schwarzen Bartgestrüpp auf der Stelle erkannte, mag ihn in Respekt gesetzt Haben. Hm, hm, die Teuselsstatze würde ich |n jeder Verkleidung her auswittern, wäre Ein famoser Polizeimann geworden.- 3®' »et kann wissen, was aus dem Menschen noch *itd, der Herr Commissair ist mir gewo Den." Er brach ab, blickte V noch einmal auf den Papierstreifen und verbrannte denselben an der Flamme der Kerze, mit welcher er den beiden „Herren" hinausgeleuchtet. 15. Kapitel. Der Jockch-Club. Captain Ned befand sich mit seinem Be gleit« aus der Straße und ergriff ungenirt len Arm desselben, welche Vertraulichkeit ^rn. Bob hier draußen durchaus nicht zu be igen schien. „Wohin geht's denn eigentlich?" fragte er, entschlossen stehen bleibend. „Ich lasse Dir die Wahl, mein Bester!" versetzte der Captain, lächelnd ein Monocle vor das Äugle klemmend, „sollen wir ein Spielhaus am Haymaiket, em Restaurant in Bow-Street oder einen Jockey Club besu chen?" ,Einen Jockry Club!" wiederholte Bob ach's'elzuckend, „Deine Späße sind mir gegen Über schlecht angebracht, braver Ned!" i" hax Bah, sieh mich an, kann ich einen sol chen Club etwa nicht besuchen?—Ich bin Mit Med eines Jockcy Clubs, dem allerdings fei He Barone angehören, aber doch meistens die Sort öldens Jugend der City. Ich führe Dich unter dem Namen—ja, wie soll ich Dich vorstellen, Bob?" „Findet man dort auch emen gewissen Hrn. Birch?" fragte jener plötzliche „Edgar Birch!-natürlich, ein flotter Zun« ae, kennst Du ihn?" „Nein, man erzählte mir unterwegs von Am." mh, gewiß ein Gläubiger, der arme Bur tee hat Schulden, habe auch hundert Pfund von ihm zu fordern," lachte Captain Red, will Dich mit ihm bekannt machen." Aber wie, in des Henkers Namen, bist Du in diesen Club hineingerathen, Ned? Wer öffnete Dir die Thür einer solchen exclusiven Gesellschaft?" „Hm, das Gold schafft gar leicht Freunde," versetzte Ned halblaut, „mit diesem Zauber tchlüsseUassen sich viele Thüre öffnen. Glaubst Du vielleicht, baß jene arme Teufel, welchen ich Herr und (Bebietet bin, mir den eigentli chen Goldstrom eröffnen können, welchen ich bedarf, umnch gänzlich unabhängig zu ma chen? Dort in jenem Club," fuhr er leise fort, „spielen die Söhne der Millionäre, und meine Aufgabe ist es, ihr Geld in meine Ta sche zu leiten. Die Polizei erhält dann und wann einen heimlichen Wink, um ihren Tribut holen —Du siehst, Freund Bob, wie sicher „Freilich, Du erregst in der That meine Bewunderung," erwiderte Bob nachdenklich. Unter welchem Titel und Namen kennt man Dich dort?" „Als Captain Brandon, und we soll tch Dich dort einführen?" „Hm, verspüre im Grunde keine Last dazu, bemerkte Bob kopfschüttelnd. „Hast Du Furcht vor alten Bekanntschaft ten?" forschte Ned, „ich sage Dir, keine Seele wird Dich erkennen. Uebrigens ist es durch weg junge Brut." .Gut, führe mich hm, doch werde tch mich ein wenig vorsehen. Laß uns einen Wagen nehmen, Captain Brandon!" Dieser rief einen langsam vorüberfahren ben Kutscher an und in der nächsten Minute tollten sie durch das endlose Gewirr von Stra ßen und Plätzen dem Westend zu. Im Wagen brachte Bob eine sehr wirksame Metamorphose fettig, und zwar durch eine goldene Brille, deren Gläser so seltsam ge schliffen waren, daß ihr blitzender Glanz das Auge vollständig verhüllte, wahrend er selber scharf zu beobachten vermochte. „So," sagte er selbstzufrieden, „Vorsicht ist die Mutter der Weisheit, hier hast Du die Karte des Doktors McLain." Er überreichte bei diesen Worten dem Cap tain eine zierlich gestochene Karte, welche die set entgegennahm. „Du scheinst für alle Fälle gewappnet zu sein, mein werther Doktor 1" sprach er gut ge launt. „Kommst direkt aus der schottischen Hauptstadt—oder von Glasgow?" „Bewahre, ich habe seit zwei Jahren den Continent bereist und bin Dr. der Philo sophie/ „Schön, wirst die gelehrte Miene nicht nö jhig haben! Philosophen sind wir freilich alle sammt, und was Deine Kenntnisse hinsichtlich der Pferdedressur u. s. w. betrifft mivft thu mit mir lutrteöen fem. Ka •2: .«$#•* K ~t£z .• •*''€.'',' I '-4 pital» fiel Bob spöttisch ein, „die noblen Passionen dürften mich allenfalls für den Club der Hochtory's befähigen." „Ja, ja, ein Teufelskerl warst Du immer, und scheinst Deine Zeit gut angewendet zu ben. Deshalb rathe ich Dir auch vor allen inaen, mein Nachfolger zu werden." „Davon später, mein theurer Neb! Solche Dinge wollen überlegt sein." Das Getümmel der Straßen verschlang jetzt eine weitere Unterhaltung und nach einer ziemlich langen Fahrt hielt der Wagen vor einem palastähnlichen Hause in einer der un zähligen Straßen von Westend. Der Capitain schien dem Portier eine sehr bekannte Persönlichkeit zu sein er ließ sich schmunzelnd ein Geldstück in die Hand drücken und den Begleiter unbeanstandet passiren. „Sind noch viele Gentlemen anwesend, Tim?" „Es geht Sir! Werden noch kommen, denke ich." Die beiden Herren legten Hüte und Ueber zieher in einer sehr elegant eingerichteten Garderobe ab und durchschritten dann meh rere prächtige, aber vollständig leere Zimmer. „Es ist heute kein eigentlicher Clubabend," bemerkte der Capitain halblaut, „desto besser für unseren Zweck» da wir nur Goldvögel an« treffen werden. Alle Wetter! wie hat Dich die Brille verändert!" setzte er plötzlich leise und erstaunt hinzu, „das sind ja wahre Vexir Gläser." Bob lächelte mit einer vornehmen Ueber legenheit, welche den guten Capitän einiger maßen verblüffte, und ihm eine sehr hohe Meinung von den Errungenschaften des ein stigen Kameraden einzuflößen schien. Sie traten jetzt in ein Zimmer, vor wel chem ein Jockey in eleganter Livree Wache hielt. Er warf einen Blick auf den ihn durchaus nicht beachtenden Bob und öffnete dann rasch die große Flügelthür, da er in dem unbe kannten Begleiter des Herrn Capitains eine hohe Persönlichkeit wittern mochte. Sie befanden sich nun in dem eigentlichen Clubzimmer, wo sich einige Herren mit Schach und dergleichen harmlosen Spielen beschäf tigten und die Eintretenden nur flüchtig an sahen. Capitain Neb durchschritt, von Bob nur langsam gefolgt, auch dieses prächtig ausge stattete Zimmer, das in seiner Ausdehnung einem großen Saale glich, und, von vergol» beten Gaskronen erleuchtet, in blendender Helle strahlte. Sie betraten hierauf ein Ca binet, welches keinen weiteren Ausgang mehr zu besitzen schien. Es war schwach erleuchtet und nur mit schwellenden Dioans und seidenen golddurchwirkten Tapeten ausgestattet, welche in ihrer Purpurfarbe einen herausfordernde it Eindruck machten. „Nun?" fragte Bob, sich erstaunt um blickend. Neb legte den Finger an die Lippen und flüsterte: „Verweile hier einen Augenblick, ich muß Dich anmelden." Er trat in einen Winkel und war ver schwunden. Nach wenigen Minuten kehrte er wieder zurück. „Es sind nur ein Dutzend Herren anwe send," flüsterte er, „sie machten Schwierig ketten, welche ich glücklich überwunden. Fol gen Sie mir, Herr Dr. McLean! Das ver trauliche Du bleibt draußen." Er ergriff Bob's Hand, führte ihn in ben Winkel und drückte an eine Feder, welche die Tapetenwand geräuschlos zur Seite schob, worauf sie einen kleinen Corridor durchschrit ten und sich plötzlich der Pseudo-Doktor wußte nicht wie in einem hellerleuchteten Büffetzimmer befanden, wo eine blendend schöne junge Dame die Wirthin machte und einige Kellner die Bedienung besorgten. Ä)r. M'Lean, wie wir Herrn Bob jetzt nen nen müssen, warf einen Blick auf die Dame, woraus er mit vornehmer Gleichgültigkeit dem Freunde folgte. Die junge Dame nickte dem zurückschatten den Capitain vertruulich zu. Die beiden Gentlemen betraten jetzt das Allerheiligste des Jockey-Clubs, das Spiel zimmer, wo dem verbotenen Spiel gestöhnt und das Gold der City mit vollen Händen verschleudert wurde. Aller Augen wandten sich auf den eintre tenden Fremden, der mit Sicherheit und voll endetet Tornüre des Aristokraten sich dem Kreise der jungen Millionäre nahte. Capitain Brandon stellte ihn ebenso ge wandt vor und empfahl ihn der Gesellschaft als einen Kosmopoliten, welcher sich zum Schluß seiner Wanderungen, so zu sagen zum Dessert, London aufgespart, um mit philoso phischer Ruhe die Freuden der Weltstadt zu genießen. Unset Doktor ließ seine Vexir Gläser im Kreise umherblitzen und verbeugte sich nachlässig-stolz. Er verstand es aus dem Grunde, Respekt einzuflößen und hatte schon in der ersten Viertelstunde jedes Mißtrauen beseitigt, während er in den folgenden fünf zehn Minuten bereits die allseitigste Anetten nung seines Witzes gefunden hatte. Nachdem man einige Flaschen Champagner mit Idem interessanten Gaste geleert, sollte das Spiel fortgesetzt werden, worauf Capi tain Brandon auf allgemeines Verlangen die Bank übernahm. „Nehmen Sie Ihre ganze Philosophie zu fammen, Doktor 1" schnarrte ein junger Dandy mit einem äußerst faden Gesicht, es geht hier scharf her, stets mit goldenem Geschütz!" „Ah, Herr Birch wird witzig," lachte ein Anderer boshaft, „dann heißt es sich vorsehen mit dem goldenen Geschütz." Dr. M'Lean richtete die blitzenden Gläser aus den faden Dandy und fragte im verbindlichsten Tone: „Herr Edgar Bitch?" „Freilich nenne ich mich so," versetzte der Dandy, einen zornigen Blick auf den jungen Gentleman schleudernd, welcher ihn so bos haft angegriffen. „Und ich denke," setzte et drohend hinzu, „daß dieser Name einen eben so goldenen Klang besitzt, wie der Herrn Ge ralb's, welcher seinem intimen Umgange nach keinen übermäßigen Werth darauf zu legen scheint". Eine plötzliche Stille folgte diesen laut ausgesprochenen Worten und Aller Augen hafteten sich mit einer Art Bestürzung auf Herrn Gerald, einen jungen Mann von sehr intelligentem und kraftvollen Aeußetn, der zur allgemeinen Verwunderung indessen ru hig blieb und mit einem spöttischen Seiten blick auf den Dandy achselzuckend sagte: „Will Herr Birch vielleicht auf meine Bekannt schaft mit seiner eigenen werthen Person an spielen Edgar Birch et Blaßte und stützte sich wüth bebend auf Gerald, der die Arme kreuzte und ihn mit einem verächtlichen: „Was beliebt noch weiter?" langsam von oben nach unten maß. „Sie leisten mir Abbitte für jenes Wort, Sir!" schrie Edgar. „Abbitte? Ihnen?" Herr Gerald lachte laut auf. „Wenn Sie die eigene Person dabei nicht in'S Auge gefaßt," fuhr er spöttisch fort, „wer in aller Welt kann dann damit gemeint fein, welcher Gentleman meiner Bekanntschaft sollte so sehr die Mißachtung eines Herrn Birch ver dient haben „Freilich sucht ein Herr Birch sich seine Freunde anderswo, als unter dem Dienst Personal", rief Edgar giftig lachend. „Dienst Personal?" wiederholte Gerald, die starken Brauen zusammenziehend, „sprc chen Sie von meinem Freund, Herr Btrch?" „Ich wüßte nicht, daß sich ein Dritter art unserer Conversation betheiligt hätte," ver setzte dieser brüsk. „Nennen Sie gefälligst Namen, Sir!" „Dann muß ich mich zvvor mit einer Frage an den Gentleman wenden," sprach Birch mit sichtlichem Triumph. „Gehört der Correspon dent eines englischen Handelshauses zur Fa mtlie oder tum Personal „Welche kuriose Frage!" lachte Capitän Brandon auf. „Ein Correspondent dient dem Chef so gut over so schlecht, wie der letzte Comptoirdiener, sollt' ich meinen.'4 „Ganz in der Ordnung," bemerkte &r. M'Lean, seine blitzende Brille fester drückend, „ein Correspondent ist in der ganzen Welt nichts mehr und nichts weniger, als ein Die ner seines Herrn." „Sind Sie nicht auch dieser Meinung, Sir?" wandte sich Mr. Birch höhnisch lä chelnd zu Gerald. „Es kommt darauf an," versetzte dieser, verächtlich die Achseln zuckend, „das Urtheil des Capitain Brandon und seines Freundes kann für meine persönliche Meinung nicht maßgebend fein. Ich verlange Namen, Sit." „Ein gewisser Mr. Francis, Correspondent des Hauses Painter, ist Ihr intimer Freund, Sit!" sprach Edgar Birch, langsam jedes Wort betonend. „Ganz richtig," nickte Gerald, „Mr. Fran cis ist mein Freund, und ich darf stolz darauf sein, da er ein Mann in des Wortes schönster Bedeutung ist. Kann einer der Gentlemen meine Behauptung widerlegen oder die leiseste Verunglimpfung mir in's Angesicht hinein wagen?" Eme tiefe Stille folgte tiefen Worten, welche selbst Mr. Birch nicht zu unterbrechen wagte, als plötzlich ganz sanft uno würdevoll die Stimme des Dr. M'Lean ertönte. „Um Vergebung, Sit!" sagte er, „ist die ser Mr. Francis ein Engländer?" „Ich sagte Ihnen bereits, daß er ein Mann sei, mein werther Sue!" versetzte Gerald kalt, „das Andere kümmert mich nicht. Was soll die Frage?" „Hm, ich lernte vor mehreren Jahren einen gewissen Herrn Harald Francis in Indien kennen wenn Ihr Freund mit demselben identisch wäre „Nun, was könnte daraus folgen?" rief Gerald gereizt, als der Doctor schwieg. „Daß Sie in diesem Falle Herrn Birch Genugthuung zu geben hätten." Gerald erblaßte und maß den kecken Ftent den mit der fabelhaft blitzenden Brille mit einem drohenden Blick. „Ich meine, daß hier im Club die beste Gelegenheit dazu wäre," rief Edgar Birch, vor Vergnügen strahlend, „morgen sind wir vollzählig beisammen, um ein Ehrengericht übet jenen Eindringling abzuhalten." Gerald wandte ihm den Rücken und fragte, den Doctor s&ttf „Sie sind ein Schotte, Sir? „Ja, Sir!" V „Dann haben Sie Ihre Muttersprache ver lernt man könnte Sie eher für einen Iren oder gar für einen Aankee halten." Der Doktor wiegte lächelnd den Kops. „Wer wie ich fett fünfzehn Jahren fast alle Zungen der Erde gehört und zum Theil in denselben geredet, darf sich nicht verwundern, wenn ihm der eigenthümliche Accent der Muttetsprache verloren gegangen." „Ist doch selbstverständlich," nickte Capi tain Brandon, vergnügt lächelnd, „der Doctor ist ja stets unterwegs wenn man glaubt, ihn endlich einmal festzuhalten, rutsch, fliegt et davon." 5s mag d'rum sein," brummte Gerald, „morgen Abend also, auf Widersehen!" Er wandte Herrn Btrch, sowie dem Capitain und seinem Freunde mit unverkennbarer Ge tingschätzung den Rücken. „Guten Abend, Gentlemen!" sagte et und war, rasch der Thür zuschreitend, im nächsten Augenblick verschwunden. „Beschreiben Sie uns Ihren Hrn. Horatio Francis," rief Edgar Birch, jetzt dem Doktor beide Hände auf die Schultern legend, „wenn ich nur wüßte, welchen Taufnamen unser Cor respondent besitzt!" Er heißt Harald," versetzte ein junger Gentleman, dessen körperlicher Umfang ihm den Stichnamen „Falstaff" eingetragen. „Wirklich?—Sie irren sich nicht, mein theu rer Sir John fragte Eogar ungestüm. „Ich irre mich niemals, wie Sie wissen werden, mein sehr ehrenwerther Sir Schwäch lich!" versetzte Fallstaff mit stoischer Ruhe. Ein lautes Lachen ertönte ringsum, Sir John warf sich in die Brust, um seinen Witz auf's Neue zum Besten zu geben, als der Doktor seine Stimme erhob, und ein steck briefliches Signalement des Hrn. Francis zum Besten gab, in welchem Allesammt den Cor respondent des Hauses Palmer wiedererkanr ten. „Er ist's, es kann kein Zweifel mehr ob walten," rief Hr. Birch, sich triumphirend die Hände reibend, „jetzt werther Sir!—erzählen Sie uns von diesem großen Manne, diesem angebeteten Freunde Hrn. Gerald's." „Meinen Hrn. Harald lernte ich im Jahre 1858 bei dem indischen Aufstande kennen," begann der Doktor nach einem kurzen Nach denken, „er diente unserm Sir Colin Camp bell als Spion und führte ein Detachment di rekt in die Höhle des Tigers Nena Sahib, wofür ihm der hänferne Order sicher gewesen wäre, wenn er sich nicht unter die Klauen des Nena versteckt hätte." „Und das wollen Sie morgen Abend hier tn seiner Gegenwart wiederholen?" unter brach Sir John ihn verwundert, „Gott be hüte Ihre Knochen, Sir!" Der Doktor lächelte melancholisch, und fuhr dann gleichgültig fort: „Sit Colin hat es mir selber mitgetheilt, Hr. Francis wird gegen diesen hohen Gewährsmann nichts ein« zuwenden haben. Seins persönliche Be kanntschaft machte ich in einem brennendenHau se, wo ich Aufnahme gefunden." „In dem brennenden Hause?" unterbrach der unverwüstliche Fallstaff ihn auf's Neue. 5s brannte erst in der Nacht, als wir Alle im tiefsten Schlafe lagen," lächelte harmlos der Doktor, während seine Gläser wie Blitze umherfunkelten. „Das Haus ge hörte einem englischen Oberst, dessen Gattin und Tochter ich in's Läget geleiten sollte, da sie hier keine Stunde mehr sicher waren vor dem räuberischen Ueberfall der Hindus. Der Oberst hatte mir eine Anzahl Soldaten mit gegeben, und ich entschloß mich, bis zum Mor gen zu warten, um nicht im Dunkel der Nacht einem Hinterhalt zum Opfer zu fallen." „So waren Sie dort Offizier oder derglei chen?" tva," Fallstaff wieder dazwischen. „Ich diente dem General als Dolmetscher und war so zu sagen sein Vertrauter," ver setzte der Doctor mit bewunderungswürdiger Ruhe, „jener Oberst war Sir Colin's Lieb ling, daher der Auftrag, welcher ebensoviel Klugheit als Muth erforderte. Ich hatte Wachen ausgestellt, die Gegend selber tecog* noscirt und durfte mich ruhig dem Schlafe überlassen. Noch muß ich bemerken, daß des Obersten Tochter, ein Engel an Schönheit und Herzensgüte, der Abgott ihrer Eltern war." „Auch der Ihrige, Sir?" fragte Fallstaff, boshaft mit ben Augen zwinkernd. „Lassen Sie doch Ihre ewigen Unterbreche ungen," fuhr Edgar Birch zornig empor. „Sachte, mein theurer Schwächlich, fachte," höhnte Falstaff, „die Galle fährt in's Blut und der zarte Teint wird verdorben." Es wäre jetzt sicherlich zu einer regelrech ten Boxerei gekommen, wenn Captain Bran don nicht dazwischen gefahren und dem Freunde zu geraunt hätte: „Schrei so laut Du kannst, mach' es kurz, ich sterbe vor Unge duld." Mit einer nervenerschütternden Stentor stimme, welche die Ruhe augenblicklich wieder herstellte, fuhr der Doktor fort: „Ich bitte die Gentlemen, mich jetzt ohne Unterbrechung ausreden und ihre kleinen freundschaftlichen Scherze auf einige Minuten ruhen zu lassen. Kurz nach Mitternacht wurde ich durch ein furchtbares Geheul geweckt. Ich war wie der Blitz hinaus, da ich mich unausgekleidet niedergelegt und taumelte erschreckt zurück, als mir bereits die Flammen entgrgenfchlu gen. In dem blutrothen Scheine sah ich die dunklen Gesichter der Hindus, welche wie hie Ohio, Katzen herumhaschten. Jetzt wurden meine Soldaten lebendig. Schüsse knallten und ein fürchterliches Gemetzel begann. I ch dachte an die Frauen, welche auf meinen Schutz an gewiesen waren und stürzte durch die Flam men zu den Gemächern derselben. Da sah ich einen Mann aus dem Fenster sich fchwiiv gen mit einem Wesen im Amt—es war meine junge Schutzbefohlene." „Retten Sie. mein Kind!" schrie mir die Mutter verzweifelnd entgegen, „der Spion hat sie geraubt für den Nena." „Ich ergriff die Frau, um sie dem sichern Flammentode zu entreißen und folgte mit Windeseile dem Räuber. j$)er Kampf tobte an der entgegengesetzten Seite, weshalb ich den Fliehenden bald wieder entdeckte und ein holte. Da er sich eines solchen Usberfalls nicht versehen mochte, so hatte ich den ersten Vortheil, welchen ich auch so vortrefflich be nutzte, daß er sich schon nach einigen Augen blicken überwältigt und zu Boden geworfen sah." „Hm, hm," machte Falstaff, bedenklich die schwächliche Gestalt des Doktors mit den Au gen messend. „Ich muß hinzufügen," fuhr dieser rasch ort, „daß. de* Spion die.OhnWächtigbâ rrtt behalten, und die jähe Ueberraschung ihm die Üeber'iegung geraubt haben mochte. Ich schob dem Burschen, nachdem ich ihm blitzschnell die Füße gefesselt, ein Tuch in den Mund und wollte mich nun mit der Ohnmäch tigen beschäftigen, als plötzlich eine Kugel an mir vorüberpfiff und die Gattin des Obersten niederstreckte der Spion hatte diese Helden that vollführt." „Als Strafe für Ihren Leichtsinn, ihm die Hände zum beliebigen Gebrauch frei z» las sen, Sit!" nickte Sir John lächelnd. „Ich muß Ihnen leider Recht geben, wer ther Sir!" seufzte der Doktor, „denn bevor ich mich von meinem Schrecken erholen konnte, hatte der Schurke sich unbemerkt näher heran geschoben, um mir den Dolch in die Rippen zu stoßen. Ich bemerkte es früh genug zu meinem Glück und sprang zur Seite, doch war das Schrecklichste bereits geschehen, ein Engel gemordet." Der Doktor strich sich mit bem feinen Bat tisttuch über die Stirne, als ob er die schreck liche Erinnerung verscheuchen wolle, während Sit John etwas von einem „sentimentalen Philosophen" in sich hineinbrummte. „Ob der Spion die schöne Miß mit Vor setz ober durch einen unglücklichen Zufall, dem ich mein Leben verdanke, ermordete," fuhr Jener fort, „kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, doch glaube ich das Erstere annehmen zu dürfen, da er ein höllisches Hohngelächter ausstieß und schon im nächsten Augenblicke aufgesprungen und entflohen war." „Mit gebundenen Füßen fragte Falstaff kopfschüttelnd. Die Gentlemen lachten, während Mr. Birch zornig mit dem Fuße stampfte und den dicken Störenfried am liebsten erwürgt hätte. Der Doktor aber blickte ruhig umher und fuhr unbeirrt fort: „Der Schurke hatte mit dem haarscharfen Dolche feine Fessel durch schnitten und sich auf diese Weise befreit. Meine Soldaten trieben die Hindus, nachdem gegenseitig viel Blut geflossen, in die Flucht und ich kehrte zurück in's Lager, utn dem un glücklichen Oberst nur die beiden Leichen zu überbringen." Nach einer kurzen sehr effectvollen Pause, welche der ehrenwerthe Doktor seinen schmerz lichen Erinnerungen zu weihen schien, begann er auf's Neue: „Ich habe den Spion und Mörder, der sich Harald Francis nannte, noch zweimal wiedergesehen, das eine Mal, als mein Oberst, dessen Gattin und Tochter er gemordet, ihm bereits die Schlinge um den Hals hatte legen lassen, und sein Schutzpa tron, der Gottseibeiuns, ihn in der Gestalt eines Hindu-Anführers befreite das andere Mal -in der Gesellschaft eines jungen Man nes, Namens Horatio Donalfon, dessen Freundschaft er sich erschlichen und den er so teuflisch umgarnt hatte, daß der arme, einst so treffliche junge Mann, welcher eine lie benswürdige Braut besaß, ein Spieler und ein Schlemmer wurde, und schließlich, nach dem er seinem Verführer Ehre und Vetmö gen geopfert, auf eine unheimliche Weife ver schwunden ist. So erzählte man mir später in Bombay!" „Alle Wetter," rief Falstaff, „vor diesem Mr. Francis muß man tn bet That Respekt bekommen." „Und diesem Menschen, vorausgesetzt, daß Palmer's Correspondent mit demselben iden tisch ist, wollen Sie morgen Abend solche fürchterliche Dinge in's Gesicht schleudern, Sir?" fragte ein Dritter unruhig. „Ich werde damit einfach eine Pflicht ge gen die gute Gesellschaft, in welche sich ein schwerer Verbrecher eingeschlichen hat, er füllen," nickte der Doktor und seine Brillen gläser blitzten herausfordernd im Kreise um her. „Hm, hm," meinte Sit John plötzlich fehr ernstlich, „Sie scheinen sehr viel Muth zu besitzen, Sir! Was mich persönlich anbe trifft, so fühle ich mich zu der Erklärung ver pflichtet, Mr. Francis so lange für einen gan zen Gentleman halten zu müssen, bis der Augenschein mich vom Gegentheil überzeugt hat. Ich wünsche Ihnen einen guten Abend, Gentlemen!" Sir John verbeugte sich nachlässig und ver ließ gravitätisch das Zimmer und auch ver schiedene Andere machten Miene, seinem Bei spiele zu folgen, als bet Capitän mit einem kecken Entschlüsse dieser drohenden Flucht zu vorkam und freundlich lächelnd den Vorschlag machte, die unerquickliche Geschichte über Bord zu werfen und em kleines anregendes Spiel zu machen. Der Vorschlag wurde mit Acclamation an genommen der Capitän übernahm die Bank, bei welcher Manipulation sein Freund Dr. M'Lean ihn so vortrefflich und in decenter Weise unterstützte, daß die hoffnungsvolle Jugend der goldenen City bereits nach zwei Stunden mit leeren Taschen und einer be deutenden Ehrenschuld den Heimweg antreten konnte, während der Capitän ihr fabelhaftes Pech beklagte und aus morgen Abend Re vanche versprach. Wie konnten die jungen Herren auch nur das leiseste Mißtrauen hegen, da Dr. M'Lean ebenfalls mit leerer Börse das Haus ver ließ Als dieser sich mit dem Freunde auf der Straße befand, sagte der Capitän vertraulich seinen Arm ergreifend: „Du bist der vortreff lichste stille Compagnon, Doktor! und wer de ich die Ernte brüderlich mit Dir theilen,— gehst doch mit mir nach H.mse?" „Nein, Capitän,—ich nehme einen Wagen, um nach meinem Hotel zu fahren doch for sche nicht weiter, mein Interesse erheischt es, eine Zeitlang inkognito hier zu leben." „Wie Du willst, Freund Bob!" versetzte der Capitän etwas unmuthig, „Du erscheinst mit überhaupt wie ein lebendiges Räthsel. Was, zum Henker, bezwecktest Du mit der indischen Mordgeschichte? Ich starb fast vor Ungeduld, da Deine wunderbare Phantasie mir das Spiel zu verderben drohte." Bob lächelte zerstreut. „Mit meiner Mordgeschichte vertrieb ich Dir, wenn ich nicht sehr irren sollte, zwei vor laute Jungen, mein theurer Ned! Dieser Hr. Gerald sowohl als der Junker Falstaff können Dir unmöglich sympathisch sein." „Das ist richtig," nickte der Cagitän, „es sind ein Paar recht fürwitzige Gesellen, besonders jener Gerald, dessen Gegenwart mir durchaus nicht genehm war, da er mir stets das Spiel verdorben, während Falstaff der unausstehlichste Schwätzet von der Welt ist.—Doch noch eins,—beabsichtigst Du wirk lich, Dich morgen Abend diesem Francis, der eine seine Klinge führen und den Sperling im Fluge treffen soll, zu stellen?" 9?(fi dejtfe nytt daran, meyt Äe»' Donnerstag, den „Ss ist die Mordgeschichte erfunben?' fragte dieser, erstaunt stehen bleibend. „Nicht so ganz, Capitän, die Geschichte hat sich wirklich zugetragen. Ich habe ein famo ses Er^ählertalent, nicht wahr?" „Smunenswerth," nickte Neb gedanken voll, „doch sage mir, was hat jener Corre sponbent Dir gethan „Nichts, mein Capitän, als daß er zu frech geworden ist. Auf Wiedersehen, morgen!" Bob wollte nach diesen Worten in eine an dere Straße einbiegen, fühlte sich indessen von dem Complicen zurückgehalten. „Beantworte mit nur das Eine noch, Bob, wirst Du mich morgen Abend triebet in ben Jockcy-Club begleiten?" „Ich wiederhole Dir, daß ich nicht daran denke," versetzte jener ungeduldig. „Zum Henker, Kerl," flüsterte Ned, „dann bindest Du mir die ganze Geschichte auf und machst mich dort fernerhin unmöglich." „Bah, Du wirst Dich leicht herauswinden, ein fo feiner Kopf, weichet mit der Polizei auf Du und Du steht „Still, ich bin völlig außer mir, Du weißt nicht was Du mit Deiner überflüssigen Geschichte angerichtet hast. Die Polizei wird Wind toeta bekommen, wird de» Francis am Ende gar verhaften und Dich dazu." „Wenn sie mich hat—" lachte Bob spöttisch. „Nun, dann wird man mich dafür in's Ge bet nehmen und mich zwingen, den Doktor M'Lean heibeizufchaffen." „Mein bester Capitän Neb," sagte Bob, ihm beide Hände auf die Schultern legend, „ich fange an, weniger Bewunderung für Dein Genie zu empfinden. Welche Polizei kann Dich zu einer Unmöglichkeit zwingen? Und es wird Dir sicherlich ganz unmöglich fein, den Dt. M'Lean, einen alten Bekann ten aus früherer Zeit, in London aufzufin den „Aber ich habe mich für Dich im Club ver bürgt," versetzte Fed im hellen Zorn, „nimm Dich in Acht Bob, mein Haß könnte Dir leicht gefährlich werden. Zum letzten Male: gehst Du morgen Abend mit, um bem Club gegenüber Dein Wort einzulösen?" „Netn, zum Henker nein," zischte Bob, „laß mich zufrieden mit Deinem Club. Lüge Dich heraus, so gut Du kannst, ich will mor gen zu Deiner Beruhigung ein Schreiben durch die Post absenden." „An wen?" „An Hrn. Birch,—kennst Du seine Adresse „Ja, Herr Edgar wohnt Oxford-Straße 120." „Gut, er mag die Sache, da ich burch bett Telegraphen nach Schottland gerufen bin, ordnen und die Kastanien für mich aus bent Feuer holen. Gute Nacht, Neb!" Gute Nacht," erwiderte dieser, langsam weiter schreitend. Bob entfernte sich rasch und bog in eine Seitenstraße ein, wo er im nächsten Augen blick einem großen, offenen Thorwege ver schwunden war. Capitän Neb schritt nun etwas schneller trnb wenn ber gute Bob sein Gesicht hätte sehen können, würbe der feindselige Ausdruck des selben ihn doch wohl nachdenklich gestimmt haben. „Et wird natürlich voraussetzen, baß ich ihm heimlich folge," brummte Ned, „und sich vor der Hand ein Versteck suchen, um mich vo!» beipassiren zu lassen und da er in die Da visstraße eingebogen, wird er in diesem Falle den Durchgang nach der Mountstraße benutzen, gehen wir also durch die John ftraße." Er fchritt ruhig weiter u»d'bog tn eine der ersten Seiteastratzen ein, wo er einige engen Gassen durcheilte und an der Ecke der John ftraße, welche hier einen Winkel bildet, sich so postirte, daß er den verdächtigen Durchgang von beiden Seiten im Auge behielt. Wir müssen hinzufügen, daß es Mondschein und die Straße so hell wie am Tage war. Von dem Kuchthurme schlug es in biefem Augenblicke Eins. Die beiden ehemaligen Complicen, welche sich gegenseitig zu überlisten trachteten, be wiesen darin eine bewunderungswürdige Auibauer und Geduld. Dreiviertel Stunden waren bereits vergangen und schon rüsteten die alten Glockcn sich zur zweiten Morgen stunde, als sich ein Schatten auf der Mount Straße, welche wie ausgestorben schien, zeigte. Er beugte sich vorsichtig nach rechts und nach links und eilte dann dem Hyve-Patk mit lan gen Schritten zu. „Endlich," murmelte Capitain Ned mit wil der Freude, un) sich vorsichtig im Dunkel der Häuserreihe haltend, huschte et, geräuschlos wie ein Schatten, dem Flüchtling nach. Der schlaue Neb hatte die Zeit des War tens benutzt, um sich Stiesel und Strümpfe auszuziehen und dieselben dann zu wechseln, also die Letzteren über die Ersteren zu ziehen. Auf diefe sinnreiche Weise, deren Erfolg et schon erprobt, vermied er jedes Geräusch und konnte, da er im Laufen sehr geübt war, sei nen Vorderschatten ohne große Anstrengung, bevor dieser das Enbe bet Straße erreicht hatte, einholen. Bob ging jetzt, vor jeder Verfolgung sich sicher wähnend, lungsam weiter, bog in die Parkstraße ein und schritt, bie dampfende Havana int Munde, die Straße ruhig ent lang, bis er vor dem Grosvenor-Hotel Halt machte und im nächsten Augenblicke im In nern desselben verschwunden war. Capitain Ned nickte befriedigt vor sich hin und wartete geduldig zehn Minuten. Nach Ablauf derselben schritt er aus das Hotel zu, klingelte mit edler Dreistigkeit und fragte den öffnenden Portier, ob Dr. M'Lean im Hotel logire? „Nein!" versetzte der Cerberus unwirsch, indem er zu gleichet Zeit die Thür schließen wollte. Net» schob rasch den Fuß zwischen Thür und Angel, drückte dem Portier ein Goldstück in die Hand und fragte weiter: „So war es nicht der Doctor, welcher vor ungefähr zehn Minuten in das Hotel trat?" „Nein, das war ein Amerikaner." „Sein Name?" Capitain Ned drückte dem Portier ein zwei tes Goldstück in die Hand. „Herr Bennett aus New Jork." „Ich danke, Sit!" Unser Capitain eilte fort er hatte einen weiten Weg nach Hause, da er nur dort über nachten durfte. Der gute Neb, welcher sich bereits ein bedeutendes Vermögen unter den Augen der Polizei erworben, seufzte bei die sem Gedanken und sehnte sich unaussprechlich nach dem Moment, wo er das gemeine Ar beiterviertel Southwark verlassen und als vor nehmer Mann in völliger Freiheit sein Leben genießen durfte. Nun endlich, als er den rechten Nachfolget gefunden zu haben glaubte, sollte dieser ihn nicht blos in seiner Hoffnung, dtc Kette abstreifen zu können, betrügen, son dern zum Ueberfluß auch noch den Boden un ter den Fußen fortziehe«? „Gemach, Herr Bob, gemach," murmelte er, „ich bin noch um ein Prozent schlauer als Du, und hatte Dich jetzt wie einen Maikäfer im Faden, Willst Du mein Haus in South wark beziehen, well, bann treibe was Du willst, nenne Dich Dr. M'Lean ober Herr Bennett, ich werbe Dich nicht verrathen. Wo nicht, liefere ich Dich ohne Erbarmen an's Messer." Der Capitain hielt stets fein Versprechen, selbst die Polizei konnte sich aus sein Wort verlassen. Aber er sehnte sich in der That darnach, ein ehrlicher Mann zu werden, fern von dem Schauplatz seiner jetzigen Wirksam keit als steter Gentleman in der guten Ge sellschaft zu leben, und hatte er von dem Chef der Polizei auch wirklich die Erlaubniß er halten, sobald et für einen zuverlässigen Nachfolger gesorgt, sich, wohin es ihm gefiel, zurückziehen zu dürfen, ohne durch besondere Aufmerksamkeit ferner behelligt zu werden. Dezember 29. Den Kops voll Entwürfen und Plänen, et während ber abnunas^ 1881. lose Bob sich ohne jegliche Getmssenâscrupel mit bem genugthuenden Gcfühl, seinen Abend glänzend verwerthet zu haben, ben Armen bes Schlafes überließ. ß. Kapitel. Drachens a a t. Am nächsten Morgen zeigte der Himmel ein vollständig heiteres Antlitz. Die April Sonne strahlte mit mailichem Glänze herab auf die erwachende Flur und selbst die alte Nebelstadt London machte ein helles unb fröhliches Gesicht. Vor dem Grosvmor-Hotel hielt die glän zende Equipage Herrn Palmer's der alte Herr machte dem Neffen und Erben feines Jugendfreundes einen pflichtschuldigen Ge genbesuch unb lub ihn ein, mit nach ber City zu fahren. „Ich werbe Sie nachher nach ber Börse führen unb bort einigen Freunden vorstellen," setzte Palmer, auf feine Uhr blickend, hinzu, „jetzt habe ich keine Minute länger mehr Zeit und muß um etwas Eile bitten, Sir." Er, Bennett, hatte im Grunde keine Lust, die Einladung anzunehmen, doch durfte er den alten Herrn nicht erzürnen, und beeilte sich deshalb, dem Wunsche desselben nachzu kommen. Er schob einen Brief in die Brust tasche seines eleganten Ueberziehzrs und bat Herrn Palmer, bei der Post halten zu lassen, um etwaige für ihn bort liegenbe Briefe mit zunehmen. „Soll geschehen," nickte ber Kaufmann, und nach wenigen Augenblicken rollten sie im offenen W|en durch das elegante Westend. Als sie vor dem Postgebäude hielten,'wollte Patiner den Diener hineinsenden, doch schon war Bennett hinausgesprungen und tn die Post geeilt, worauf et nach zwei Minuten wieder im Wagen saß. „Briese und dergleichen besorge ich stets persönlich," sagte er lächelnd zu dem erstaun ten Kaufmann, „man giebt dem Diener sich so zu sagen in die Hand, wenn man demsel ben bie Besorgung seiner innersten Beziehun gen Überläßt." „Wohl wahr," nickte Painter, „selten benkt der Mensch daran, wie leichtsinnig er oft seine geheimsten Gedanken, vielleicht gar seine Ehre der fraglichen Redlichkeit und Gewis senhaftigkeit preisgiebt. Es freut mich, fo viel Vorsicht unb Berechnung bei Ihnen zu finden, Sir, da ich diese beiden Eigenschaften hoch zu schätzen weiß. Bennett verbeugte sich lächelnd unb meinte, daß ein guter Kaufmann ohne diese Eigen schaften nicht denkbar sei, welche Bescheiden heit Herrn Painter sehr zu gefallen schien. „Wie gefällt Ihnen Miß Alice?" fragte et plötzlich, zu dem Amerikaner sich neigend. „So außerordentlich, Sir, daß ich fest ent schlossen bin, sie über den Ocean zu entfüh ten!" „Ich wünsche Ihnen Glück dazu, Herr Bennett! Wie ich gestern mit Vergnügen bemerkt, besitzen Sie der geistigen Waffen ge nug, um ein stolzes Herz, wie das meiner Tochter zu fesseln gebrauchen Sie diese Waf fen mit Klugheit und Geschick. Apropos, ha ben Sie Briefe aus New Aork empfangen?" setzte Palmer hinzu. „Ja, Sir! doch trägt der Brief nicht mei nes Onkels Handschrift," versetzte Bennett besorgt, „mein Telegramm könnte ebenfalls schon beantwortet sein. Ich befürchte in der That das Schlimmste. Sie erlauben, Sir?" Er zog bei diesen Worten einen Brief her vor und riß das Convert auf. Rasch überflo gen seine Augen den Inhalt. „Was ist das?" stammelte er bestürzt, „Herr John Bennett ist noch am Tage meiner Abreise tödtlich erkrankt und in der darauf ge nden Nacht verschieden! Großer Gott, wäre ich doch bei ihm geblieben, aber er trieb mich fast gewaltsam fort und spottete meinet Angst!" „Sie dürfen sich keine Vorwürfe machen, Sir!" sagte Painter tröstend, „da Sie fei nem Leben keine Spanne Zeit zusetzen und den Tod nicht zurückhalten konnten. Ueber legen wir die Sache kaltblütig, da Sie nun wohl so rasch als möglich nach New Jork zu rückkehren müssen. Hat Herr John Bennett ein Testament hinterlassen?" „Allerdings, Sir! Et hat mich barin zum unumschränkten Unioetsaletben eingesetzt." „Gut, dann wäre die Hauptsache in Otd nung," nickte Palmer, „da es nun zum Be gräbniß ohnehin zu spät „So könnte ich die Abreise sehr wohl noch eine Zeitlang aufschieben, ohne die Pietät gegen den Vetstoi u e« zu verletzen," fiel Bennett hastig ein, sollte das nicht auch Ihre Meinung sein, Sir I* Palmer nickte. „Sie werden jedenfalls einen tüchtigen Vertreter dort haben. Sir l1 „Derselbe, ein Herr Henderson, schreibt mir eben diesen Brief er führt an, daß er fett dreißig Jahren das volle Vertrauen des Verstorbenen besessen und fragt, wie ich es ferner mit dem Geschäft zu halten gedächte. Ich werde ihm einstweilen die nöthige Voll macht ertheilen unb sodann an bas bortige Gericht schreiben." „Ganz gut," nickte Palmer, „boch noch eins, Sir, haben Sie selber Einblick von bem Te stament genommen?" „Freilich habe ich das! Mein Onkel zeigte mir die Abschrift des Testaments am Abend vor meiner Abreise und bedeutete mir, da ich keine besondere Neigung zeigte, mich verhan deln zu lassen, daß er mich enterben werde, falls ich seinen Willen durchkreuzen unb bie Hanb Ihrer Tochter ausschlagen könne." „Nun fragte Palmer stunrunzelnb, Jener schwieg. „Nun," fuhr Herr Bennett ruhig fort, „Onkel John zeigte mir Miß Alice's Bild, und ich widerstrebte nicht länger." i als Der alte Kaufmann lächelte spöttisch. Sich zu fernem Gaste neigend, meinte er sarkastisch: „Ich hätte Sie für einen besseren Kaufmann gehalten, S:t. Wenn Palmer's Tochter so häßlich wie eine Meerkatze gewesen wäre, so mußte Sie das leinen Augenblick stutzig machen, da Sie Ihre Millionen ver doppeln konnten." Bennett zuckte bei dieser blendenden Aus, ficht kaltblütig die Schultern und versetzte: „Ich bedauere, eine so schlechte Meinung von mir hervorzurufen, Sir! wäre ich meines Onkels Sohn gewesen, dann hätte ich einen klaren Weg vor mir gesehen, so aber mußte ich mir selber und meinem Stern vertrauen, und da widerstrebte es meinem Stolze aller dings, vielleicht mit einem Korbe heimkehren zu müssen—" „Sie scheinen fehr siegesgewiß zu fein," lächelte Palmer, „und haben sich doch noch mit keinem einzigen Ihrer zahlreichen Neben buhler gemessen, Sir!" „Machen Sie mich, bitte, mit den Namen derselben bekannt, Sit!" „Ei, da müßte ich eine Leporello Liste an fertigen.—Namen wie Gerald, Hemas, Hod ges, Pearce, Birch sind nicht so leicht zu über sehen." „Mr. Birch ist wohl Miß VirginienS Bru der?" „Ganz recht, doch haben Sie diesen Gen tleman durchaus nicht zu fürchten er ist mei« net Tochter ebenso unsympathisch wie mir." „Ich fürchte nur einen Nebenbuhler," sag te der Amerikaner, sich dicht zu ihm neigend. Bevor Mt. Palmer, der ein sehr erstauntes Gesicht machte, ihn fragen konnte, hielt ber Wagen. Sie waren zur Stelle. Hier in bem alten, ehrwürdigen Kauf mannshause war der Chef der reichen Firma nur Geschäftsmann,—hier schwiegen alle Pri vat-Jnteressen und nur der gewaltige Hebel, das Gold, trieb in ruheloser Hast die große Maschine des Soll und Habens. Herr Palmer konnte es sich nicht versagen, seinen Gast, nachdem er das Nothwendigste tv: umherzuführen, um dem künftigen Eidam ei nen oberflächlichen Einblick in das gewaltige Getriebe seiner hochangesehenen Firma zu gewähren. Doch wenn der stolze Handelsherr vielleicht geglaubt, einen Einbruck auf den Amerikaner zu machen, fo hatte er sich gründlich getäuscht, wenigstens ließ Hr. Bennett mit keiner Mie ne eine Ueberraschung hervorblicken. Nur bas einzige Mal, als die beiben Her ren ein kleineres, behaglicher eingerichtetes Zimmer betraten, welches Herr Palmer mit bem Wort: „Sie erlauben, Sir!" durch schritt, zeigte sich ein leichtes Erschrecken in dem bleichen Gesicht des Gastes. In diesem Zimmer, welches an das Arbeits cabinet des Chefs stieß, befand sich nur ein Pult, woran Hr. Francis, der erste Correspon dent des Hauses, arbeitete .Der junge Mann verbeugte sich gegen seinen Chef, streifte den Amerikaner mit einem falten, prüfenden Blick und arbeitete dann ruhig weiter. Herr Bennett lächelte mit vornehmer Ge ringschätzung und folgte dem voranschreiten den Kaufmann, der sich in der Thür noch ein mal umwandte und seinen Correspondenten fragte, ob das Haus Schröter u. Co. in ber bewußten Sache bereits geschrieben? „Nein, Sir!" lautete die Antwort, „soll ich dieferhalb eine telegraphische Anfrage an Lecombs und Soh richten Wieder streifte der Blick des Corresponden ten das bleiche Antlitz des Amerikaners, der gleichgültig das Zimmer musterte. „Wir wollen bis morgen damit warten." Der Chef nickte Hrn. Francis vertraulich zu und verließ mit dem Gaste das Zimmer. „Jetzt, Sir," begann Palmer, nachdem sie sein Gemach betreten, „sagen Sie mir vor allen Dingen, welchen Nebenbuhler Sie denn eigentlich unter den Bewerbern meiner Toch ter zu fürchten haben, ba Sie meines Erach tens noch keinen einzigen betfelben kennen gelernt." Bennett beutete auf eine Seitenthür. „Führt biese Thüre in Hrn. FramiS Zim mer fragte er halblaut. „Mein Cabinet liegt bazroifchen,* Bennett schritt nach der bezeichneren^hür, öffnete dieselbe und warf einen Blick in bas Cabinet, worauf er bie Thür halb offen ließ. Hr. Palmer sah diesem Gebahren bestem bet zu. „Ich fetze voraus, daß Ihr Cabinet von jener Seite unverschlossen ist, Sit!" bemerk te der Amerikaner, „und möchte ein etwaiges Horchen unmöglich machen." „Die Vorsicht ist Hrn. Francis gegenüber seht überflüssig," erwiderte Palmer stirnrun zelnd, „ich verzeihe Ihnen diesen entehrenden Argwohn, der eines Gentleman's nicht sehr würdig ist." „Um Entschuldigung, Sir! meine Vor sicht ist dem gesürchteten Nebenbuhler gegen«, über nicht überflüssig." „Ah, was muß ich hören," lächelte der alte Herr überlegen, „hat mein Correspondent Jhuen in der kurzen Zeit des Beisammen seins wirklich schon Ursache zur Furcht gege ben Das zeigt freilich von keinem Ueber fluß von Muth." „Ich muß diesen Vorwurf ertragen, Sir! —oitt aber nichtsdestoweniger metner Sache bereits so ziemlich gewiß." „Das geht zu weit, Sit!" rief Palmer, vor Verdruß enölhend, „welcher Verleum der sollte es gewagt haben, Ihnen solche ab geschmackte Märchen aufzubinden? Ah, ich verstehe," fetzte er plötzlich mit einem verächt lichen Lächeln hinzu, „Miß Virginie Birch wird die Güte gehabt haben, meiner Tochter diesen Freundschaftsdienst zu erweisen. Natt, ich darf Sie versichern, Sir, daß man Sie my stificirt hat, da weder ich noch Miß Alice am allerwenigsten aber Hr. Francis einen trif tigen Grund zu solcher Annahme jemals ge geben haben und eine derartige Verbindung, wie ich Ihnen schon gestern bemerkte, bei dem Charakter meiner Tochter völlig undenkbar wäre." Herr Bennett zündete sich ruhig eine Ci garre an. Es wäre mir allerdings lieb, Sir, mei nett Verdacht, der sich indessen nur aus eigene Beobachtung stützt, widerlegt zu sehen. Als ich gestern Abend Ihr Haus im Westend ver ließ, hörte ich plötzlich Musik herabschallen, und da Herr Francis allein zurückgeblieben war „Ja, er war der Spieler", nickte Painter, unb soll ben Marterkasten ganz kunstgerecht schlagen. Mir ist bie Musik überhaupt uner träglich, und ich kann überhaupt nicht begrei fen, was meine Tochter an dem Geklimper findet." „Ist Miß Alice musikalisch?" „Nein, ich habe glücklich durchgesetzt, sie nicht mit der Marter zu behelligen, was ihr als kleines Mädchen natürlich äußerst ange nehm erschien. Späterhin machte sie mir al lerdings hin und wieder einen Vorwurf dar über seitdem aber Herr Francis ihr deutsche Lieber vorgespielt unb vorgesungen, ist sie buchstäblich eine Musiknärrin geworden. Was mich anbetrifft," fetzte der alte Herr lachend hinzu, „so vertreibt mich allemal schon der erste Ton aus bem Piano aus bem Zimmer.". „Eine köstliche Waffe also," bemerkte Herr Horatio kaltblütig. Palmer blickte ihn stolz an. „Ich will nicht nach ber Bedeutung dieser Bemerkung forfchett, Sir." „Um Vergebung, Sir," sagte ber Amerika ner mit unveränderter Rühe, „ich verstehe mich schlecht auf englische Sitten, unb bin als Sohn eines freien Welttheils „Erlauben Sie, mein Lieber," unterbrach Herr Palmer ihn mit feiner Ironie, „sagten Sie mir gestern nicht, daß Sie in Indien ge boren und dort die größte Zeit Ihres Lebens zugebracht hätten?" „Nein, Sir!" rief Bennett mit einer kaum zu bezwingenden Ungeduld, „ich sagte Ihnen, daß ich von meinem zwölften Jahre an in Indien gewesen, in Amerika aber geboren, folglich ein echter Sohn jene? Welttheils sei!" „Schon gut, Sir!" nickte Painter. „Wa ren Sie in Brittsch-Jndien „Ich habe das ganze Land kennen gelernt." „Also sicherlich auch englische Sitten, wel che in Bri isch-Jndien niemals verleugnet werden, Sit l" sagte der alte Herr mit ruhi ger Würde. „Diese Kenntniß unserer Sit ten wird Sie gelehrt haben, daß das Haupt der Familie die Ehre des Hauses mit äußer stet Strenge zu wahren versteht und seine Thür dem unberufenen Eindringling herme tisch verschließt. Wer als Familienmitglied betrachtet und behandelt wird, maß die Feuer probe bestanden haben!" „O, ich bitte meine unbedachtsamen Worte nicht in solcher Weise deuten zu wollen, Sir!" beeilte sich Mr. Horatio zu erwidern. „Es hat mich in der That stappitt, einen Korrespondenten, der nach meinen Begriffen zum Personal des Haufes gerechnet wird, mag er in anderer Hinsicht noch so gentle manlike sein, wie einen Freund, ja, wie ein Familienmitglied behandelt zu sehen und noch mehr, ihn bei der Dame, welche ich als meine zukünftige Gemahlin betrachte, allein zu wissen, um mit der Macht der Töne ihr Herz zu umstricken. Ich möchte den Mann kennen, der ruhig und zuversichtlich bei die fem Gedanke bliebe, Sir!" Herr Palmet blickte ihn eine» Augenblick überrascht an und schüttelte dann gutmüthig lächelnd den Kopf. „Ein eifersüchtiger Kaufmann! Ei, et, wer kann so etwas begreifen. Lassen Sie das urn's Himmelswillen Miß Alice nicht merken, Herr Horatio, Sie würden ihr gegenüber unrettbar dem Fluch der Lächerlichkeit verfallen. Die Eifersucht ist nämlich in ihren Augen eine der lächerlichsten Schwächen der Menschheit, und niemals wurde sie einem Manne ihre Hand reichen, welcher dieser Schwäche sich schuldig DER WESTBOT: MIHHABD 6 FIESES, Pebll sl E S fwe Beutn psr fear, iimtriabljf ii Ms was .1 No 22. zu, „beziehe ich mich auf meine vorhin gl chenen Worte und bitte Sie, Herrn Fre dessen Ehrenhaftigkeit über allen Zweife haben ist, gänzlich aus dem Spiel zu Und nun, Sir, lassen Sie uns Lloyd's feehaus aufsuchen, um ein zweites FrützMS'. einzunehmen." Herr Bennett verbeugte sich schweiSsb, 1 Et war offenbar verstimmt, was ben «4tn Herrn innerlich zu belustigen schien, ohne dsch1 dieser es im Entferntesten ahnen könn ma$ seinen Gast zu dieser Eifersuchts-C -nobis veranlaßte. Hätte ber gute Herr Palmer einen in das Innere seines GasteS, in die ge^imei» Gedanken und Pläne werfen können, wit. entsetzt wäre er wohl geworden bei dem Ar blick eines Abgrundes, worin vor Allem j« der unverhohlene Triumph, den höllische#' Samen des Mißtrauens sattsam geüet hoben, sich htndgegeben hätte. Z (Fortsetzung folgt.) -p* ,* Ueber verschiedene Geschwindigkeiie» jp macht A. Schroth in ber „Natur" st lgendt interessante Mittheilungen: „Die größte ms» .{ chanische Geschwindigkeit, welche der Nsnjch .' hervorzubringen vermag, ist die der Granate aus schwerein Geschütz. Dieselbe &«trâ$£ nämlich un Anfange, d. h. beim Abfeuern |gj|. Schusses, 500m in der Sekunde. Die Hè schwindigkeit, welche die eines dahinsatHw^ senden Schnellzuges um das 20- vis L5f«hH übertrifft, ist aber gegen diejenige, mit «M. eher die Himmelskörper ihre Bahnen verfelt* gen, nur ein Schneckengang. Unser, Erde bewegt sich auf ihrer Bahn um die ounne 30,450m, die Sonne im Weltraum? 55,oOüm,^ in der Sekunde vorwärts. Die ^sch.vindi^»' kett der Erdbewegung um die Sonne ist ado 61 mal, die ber Sonne im Weltraume 1, mal größer als die AnfangsgeschwindiMte: der Granate. Während also Erde ihre 128 Millionen Meilen lange B.chn tn Jahre durchmißt, würde eine Granau nl fortwährender Anfangsgeschwindigkeit Ol, Jahre gebrauchen, ein Schnellzug mit fort dauernder größter Geschwindigkeit aber mbf* als 1200 Jahre. Die Bewegung der Him melskörper ist wiederum nur ein Schnecken- gang gegen die Bewegung des Lichtes unb gar bei Electricität. Die Entfernung ver Sonne von der Erde betragt etwa 20 Mllio--, nen Meilen. Zur Durchmessung dieser X mension würde die Erde 5 Millionen Selm? ben ober 58 Tage, bie Sonne selbst 2,780,000 Sekunden oder 31| Tage, eine Granate aus schwerem Geschütz 9| Jahre, ein '5chnv£f»u,t ohne anzuhalten, 190 Jahre gebrauchet Dus Licht bedarf dazu einer Zeit von .Mutten.^ bie Electricität 5| Sekunden! Wollte man bie kosmisch verhaltnißmäßig sehr kurz^ Ent fernung nach dem Monde per E-.senbahn u rücklegen, so wären dazu immerhin 173 Tage unausgesetzter Fahrt erforderlich, wc ?.»b bie Kanonenkugel etwa in zehn Tagen hin gelangte. Em Spaziergang nach dem Mcn.de vahme für einen Fußgänger, bet 50 km, zurücklegt, 7500 Tage oder ca. 20f Jahre in Anspruch. Die Schnelligkeit eines E.senbahnzugeS ist bei ben vorstehenden Berechnungen zu 90 Kilometern in der Stunde oder 2170 Kilo metern pro Tag angenommen. Selbstver ständlich kann hierunter nur die größte Ei senbahngeschwindigkeit verstanden sein, denn die gewöhnlichen Schnellzüge (z. B, der Köln-Mindenet Bahn) legen nur 55 Kilo meter in der Stunde zurück. In England ist die größte Geschwindigkeit 75 kp^ bsn-Esinbutg,-dagegen hci-awA fr" amerika auf ver Strecke Nero ^vrk-PMâl phia auf 97 km. tn der Stunoe gebracht. Mit diesem Zuge würde man den Mo as al lerdings in 161 Tagen erreichen ko.nen. Eine Reise um die Erde mit diesem Zuge hätte eine Dauer von 18 Tagen bei unauè* gefetzter Fahrt, mit einem Köln-Mindener chnellzuge von 30 Tagen, während man is jj Wirklichkeit zu einer Schnelltour um die ErdW bei nicht allzu starker Abhetzung 80 Tag ge* i braucht. Von dieser Zeit kommen auf die Benutzung der Eisenbahn aber nur 10 bis 1 Tage, die übrige Zeit fällt auf die Benutzte der Dampfer. Was die Geschwind:g!nt dte^ Fahrgelegenheit betrifft, so beträgt diese für Packetdampfer durchschnittlich 30 km.' ber Stunde, im günstigsten Falle 37 kn Ein Spaziergang um die Erde mit 50 km pro Tag würde 810 Tage in Anspruch neh men. .. Aus bie Etectriatat zurückkommend, musses wit wohl unterscheiden zwischen dem fchen Funken und dem electriicheit St ^.ne. Letzterer, die praktische Verwendung der ikc* triatat, hat eine ungleich geringer«? Ge schwindigkeit als jener. So betragt dieselbe am 4mm dicken Eisendrahte 13,ou0 Meilen, am 3^mm dicken Kupferdrahte 24,000 lUeiU: pet Stunde, während man für den electu* sehen Funken eine Geschwindigkeit con6--yX? Meilen in der Sekunde annimmt. Äin Tele gramm von London nach Indien brauch» im gunstigsten Falle dreißig Minuten. Units fteische Kabel arbeiten viel langsan^x überseeische Drähte über den atAm, Ocean soll der elektrische Strom 2£ C, Minuten gebrauchen. Die Geschwind richtet sich aber im Allgemeinen nach tungsgüte des Drahtes, ist also tn je** »einen Falle eine andere. Der läuft in der Luft 332m. pro Wasser 1474, im Zink 3220, im im Stahl 4080 m. Die Geschwindigk. Orkans steigt bis 40, die eines Stui 20 m., während ein mäßiger Wi, bis 4 m. in ber Sekunde dutch taust. Brieftaube legt in der Sekunde 3u m. in der Stunde also 110 km„ ber Adl.r 8M m, (pro Stunbe 115 km.), bei Windhund unb das englische Rennpferd 25 m., in der Stunde 90 tn., mithin so viel, rote ân für die größte Eisenbahn-Geschwindigkeit «ige* nommett würbe. Humoristisches. Das Allerneueste. Dame: „Ich möchte mir von diefe»''reiz. den Kragen Etwas aussuchen das ist gesn das Allerneueste?" Commis: „Entschuldigen Sie, metm. tiM# dige, das sind eigentlich keine Etagen, f## betn Lampenschirme!" 6 fi Schrei „O, Frau Nachbarin, bereiten! Im Wochenblatt Neujahr die Welt untergeht." „Um'8 Himmelswillen! Bis dahin wah'n ja meine Schweinerln nimmer fett!" nblatt Aus ber Schweiz. (Räthselhafter Ausspruch.) Fremder „Lie- bet Mann, wird's wohl hier zu Lgâ ei# Kartoffeln geben?" Schwummer: „'s ch» te gäh." v Fremder: „Wie sagen Sie?" Schwummer: „'s chönn ere gâh." t" Fremder: „Merkwürdiges Deutsch Lande I Keine Silbe versteht man wGD Gut. Warum kommt Sie heute, Sie war jft &C gestern vorgeladen? Ja, Herr Oberamtma, die BorlabMg hs^ ja koi Sau lesa könnet. Sie unverschämtes Mensch, ich hatte gute Lust, Sie einsperren zu lassen. Herr Oberamtma, Sie wäret doch Koi Narr sein. Wenn man den „Elephanten s e hen will, braucht man in Zukunft nur na4, Atlantic City, N. I., zu gehen, wo zur Zei ein Hotel in getreuer Nachbildung des gto« ßen Vierfüßler« gebaut wird. In de»Beiner befinden sich die Treppen zur Refotmittion, und vom Zelter aus hat man «ine tdbdtwAttifc n"'aprfl"fo°""ljfttTum10""" z \n\n Erzählung von Emilie Heinrichs» Columbus.