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Herausgegeben tum Reinhard & Fteser. KstmsSW, Ns 28. DezemSer 188t. Cin glückliehes Atenjahr Wünschen wir aus vollem Herzen allen Lesern, Freunden und Freundinnen des „Westbo ten" vor allen Dingen Gesundheit und Zufriedenheit, die das Fundament eUeé wah «et irdischen Glückes bilden! Das Jahr 1881 ^ht rasch seinem Ende entgegen. 88 war ein Kometenjahr, das sich durch gewaltige Naturerscheinungen und viele Unglücksfälle zu Wasser und zu Lande auszeichnete. Eine der furchtbarsten Katastrophen bildete noch schließlich der schauerliche Theaterbrand in Wien. Es war kein gesundes Jahr, obwohl ein sehr kalter Winter vorausging. Bösar tige Krankheiten forderten auch hier, nicht blos unter älteren Personen, sondern auch unter Solchen, die im kräftigsten Mannesal ter standen, zahllose Opfer und bevölkerten die Kirchhöfe in außerordentlichem Maße. -Die Ernten fielen in vielen (Seyenden unseres Landes sehr schlecht aus, doch gingen die Ge fchcfte flott und Geld war und ist im Ueber» stufte vorhanden, âr von Zeit zu Zeit wie Verholt sich die Erfahrung immer wieder, daß Geld allein nicht glücklich macht. In der po Kitschen Welt rief die heimtückische Ermor dung des Präsidenten der Ver. Staaten durch die Hand eines elenden Meuchelmörders die ungeheuerste Aufregung und aufrichtigste Trauer hervor. Der ermordete Präsident schläft seit Monaten in seinem Grabe bei Cleveland, aber sein Mörder lebt immer noch «nd fordert durch seine Frechheit den Spott des Auslandes heraus. Die Schwärmerin Charlotte Corday, die das Scheusal Murat im Bade erstach, mußte schon drei Tage nach der That ihr schönes Haupt unter das Fall« bei! legen. Das geschah freilich zur Zeit der französischen Revolution doch wir gerathen da auf ein Feld, das wir heute nicht berühren wollen. Im Ganzen kann da? scheidende Jahr nicht als ein gesegnetes bezeichnet werden. Mit desto größerer Hoffnung wollen wir dem neuen entgegengehen I Ueber die krummen Wege eines Clerks im Staatshause, der den Staatsschatz durch Fälschungen um Tausende deraubt hat, berichten wir ausführlich in unserer Lo calspalte. Den Staatsbeamten muß der Vorfall höchst unangenehm sein, denn derselbe hinterläßt immerhin einen bösen Schatten. Daß Newburgh von den 700 Dollars per Jahr, die er als HüIfscUtl bezog, fein flottes und sehr wüstes Leben nicht bestreiten konnte, daß er spielte, trank und große Summen an freche Dirnen verschwendete, das war bekannt genug. Ader erst als die Zeitungen Lärm geschlagen hatten, dachten bic Beamten an eine Untersuchung, und selbst dann noch schüt telten die Herren ungläubig die weisen Häup ter und behaupteten, es sei rein unmöglich, daß sich Newburgh Staatsgelder für den eigenen Gebrauch verschafft haben könnte. Die Folge zeigt, daß es doch möglich war, „•nd das Ende ist erst noch abzusehen. Fred. Newburgh ist eine von jenen bösen jungen Pflanzen, wie sie leider auf unserem gesell' schaftlichen Sumpfboden nur zu üpxig ge deihen. Die AmtsßeschMe im SkaetshMfe Müs sen in manchen Zweigen, gelinde gesagt, sehr lose geführt werden, sonst hätte ein wegen seines wüsten Lebens bekannter Unterbeamter wohl nicht binnen drei Tagen $4000 an Staatsgeldern ergaunern können. Das Geld verliert der Staat, da Newburgh keine Bürg schaft strllt und nichts besitzt. k\. k Herr Keifer, von Ohio, der Sprecher fceS Repräsentantenhauses in Washington, hat am Mittwoch die stehenden Committees ernannt und nun sind die republikanischen Politiker doch nicht glücklich. Sie beschweren sich mächtig über die ungerechte Beitheilung. 'AMvom Westen beklagen sich, daß dem Osten die wichtigsten und einflußreichsten Committee» zugefallen sind. New Aork ist unzufrieden, weil es in dem Handels.Committee nicht ver treten ist. Auch manche südliche Mitglieder sind nicht befriedigt. Pninsylvanien dagegen hat den Löwenaniheil bekommen nur Bayne, von Pennsylvanien, ist gestraft werben, weil er es wagte, sich gegen die Maschinen-Politi let zu stellen. Einzelne Mitglieder von an deren Staaten sind zornig, weil sie über gangen wurden. Für das wichtige Finanz«Committee hat Sprecher Keifer zwei Pennsylvania und nicht icn New Aorker ernannt, was in New ort viel böses Blut macht. Das Finanz .committee ist entschieden schichMnerisch und --""gegen jede Reform des Tansges?tzes. Das Bank'Committee ist im Interesse der Na tional-Banken zusammengesetzt. Die Demo traten sind bei dcr Vertheiln-g der Commit teen übergangen worden. Mit Aufnahme des Ex Sprechers Randall hat kein Demokrat eine hervorragende Stelle an den Committeen erhalten. D*e lautesten Klagen kommen in» dessen von Republikanern, weil, wie sie sagen, fähige Leute in der. Hintergrund gedrängt und unbedeutende Lichter an die Spitze gestellt worden sind. F. A. Painter, der Auditor der Stadt Newark in New Jersey, hat sich schuldig be konnt, während der drei letzten Jahre $125,000 er städtischen Gelder unterschlagen zu haben eingesteckt worden. Er verlor das jtit Stockspekulationen in der berüchtig èallstreet von New Aork. Wir haben Wissentlichen Spielhöllen wie Deutschland in Baden-Baden, Homburg und Wies .skber wir haben die berüchtigte Wall in New Kork, ein enges 'krummes in welcher jährlich ungeheure Sum- Hpielt werden. Wer |ählt die Opfer, Stock-Spekulationen in dieser Straße ?lbstmord getrieben, oder in's Zucht iu8 gejagt wurden? Wer zählt die ruinir ten Familien? Kelle y, von Philadelphia, den Sprecher Keifer zum Vorsitzer des Finanz-Committees gemacht hat, ist nicht blos ein verbissener Schutzzöllner, sondern auch als Greenbackler und einer der ärgsten Papiermuller bekannt. Wie reimt, sich das mit der Stellung der re nlanischeckHartei in der Finanzfrage zu Hammen? Riddleberge?, der Schuldabschüttler und Bundesgenosse Mahone's, ist von der Gesetzgebung von Virginien als Bundessena tor gewählt worden. Vor sechs Monaten chollte er Sergeant-at-ArmS des Senats wer den, aber die Demokraten verhinderten seine Erwählung. Mit Hülfe der Regierung, ^"-sche die Schuldabschüttler durch Bundes 'J*" '"Hâen ganzen Einfluß unterstützte, ungsHandel zwischen den virgini 5--^Ä?s?soschütilern und den Republika tern fertig zu bringen und eine Gesetzgebung zu erwählen, die jetzt dem Riddleberger sei nen Lohn ausbezahlt hat. Dieser schmähliche Handel macht den Republikanern keine Ehre. Ihre Entschuldigung, daß sie durch dieses Mittel den einigen Süden spalten wollen, reicht nicht aus und wird sich am Ende schwer lich „bezahlen." Nach dem Census von 1880 zählte Ohio 3,193,162 Seele«, roaS eine Zunahme von 532,802 während der verflossenen zehn Jahre eVlvieS. Im Jahre 1890 wird sich die Be wiferung deS Staates vielleicht auf vier Mil lvnen belaufen. Die Besölkuung der Ver. Staaten belief sich nach der Zählung, von 1880 auf 50,155,783 eine Zunahme von 41,597,412 in zehn Jahren. Schreiberin und Ministerin.— Die Frau des neuen General- Anwalts Brewster ist eine Tochter des Achtb. Robert I. Walker, der unter Präsident Polk Schatz' secretär und nachher Gouverntur deZ Terr: toriums Kansas war. Die Tochter heirathete einen gewissen DeLeon, einen Schwager des ordnete, wonach Rebellen-Gesiindten Sltdell, mit welchem daè Kirchthüren auf nach Paris ging. Die nicht Mcklich und nach dem Schlüsse des Re- ftrnt stehen müssen. bellionskriegeö kehrte Frau DeLeon nach Washington zu ihrer verwittweten Mutter zurück. Die Familie hatte ihr Vermögen und ihre Stellung verloren, aber es gelang der noch immer jungen und schönen Frau DeLeon, eine Clerkstelle im Schatz-Departemente zu erlangen. Hier lernte sie Brewster zuerst kennen. Als bald nachher unter Grant's Regierung Boutwell Schatzsecretär wurde, entließ er aus politischen Gründen die Frau DeLeon. Bald darauf bot ihr der zwar von Angesicht recht häßliche, aber einflußreiche Brewstn ihre Hand und sie hat seitdem als seine Gattin in Ueberfluß gelebt. Wie man sieht, war sie die Tochter eines Cabinetsmi nisters, dann Schreiberin mit geringem Ge halt und jetzt ist sie die Gattin eines Cabi netsministers. Sollte Boutwell wieder in's Cabinet kommen, so wird es ihm ein bischen ungelegen kommen, einer Frau als Gattin eines College« zu begegnen, die einst sein Clerk war und die er entließ. Im ähnlichen Falle befindet sich übrigens Arthur. Als ZollhauS-Collektor wurde er von Sherman abgesetzt jetzt ist er Präsident und Sherman bückt sich demüthig vor ihm, um Aemter für seilte Freunde zu erschnappen. Herr Cox, Ausseher in der hiesigen Irren Anstalt, der zur Zeit im Schatzamte ange stellt war, berichtigt vie obige Angabe dahin daß Frau Brewster nicht von Boutwell ent lassen worden sei. Die Lady sei ein sehr tüchtige und eine sehr schöbe grau ge wesen. Ttnkci' den Aemierbeitlern, die jetzt Washington belagern, sollen die Weiber die allerzudringlichsten fein. Sie erzählen gar rührende Geschickten über ihre bedürftige Lage und wie ihre Männer, Brüder oder Lä ter im Dienste der Regierung gestorben. Wir Ivetten darauf, daß man keine deutschen Frauen unter diesen Zudringlichen findet, die sich gar nicht abweisen lassen wollen. Eine deutsche Frau greift in der Regel lieber zur ehrlichen Arbeit, als daß sie fich auf die „höhere Bettelei" verläßt. Die deutsche Armee zählt 18,134 Ossi ziere und 49,140 Unteroffiziere. Also drei mal so viel Ober- und Unteroffiziere, als die Armee der Ver. Staaten Soldaten. Und darauf darf Amerika stolz sein. SUs die Prinzessin Salm von Amerika nach" Deutschland kam, nannte sie in ihrem gebrochenen Deutsch alle Welt Du und auch den jetzigen Kaiser, den sie „Excellenz" titu litte. Das amusirte ihn sehr und er sagte ihm komme auch der Titel zu, da er längst Generallieutenant sei aber die Prinzessin meinte: „Gewiß kommt Dir der Titel zu, denn Du bist ein ganz excellenter König." In Philadelphia ist am Mittwoch ein Beispiel gestellt worden. David Monat, ein „angesehener" Bürger und frühe res StadtrathZmttglied, ist wegen Fälschung der Wahlberichte zu zwei Jahren Zuchthaus und $1000 Geldbuße verurtheilt worden. Arthur zeigt sich. Zu den verhängnisvollen Folgen, welch die Kugel des elenden Meuchlers Guiteau herbeiführte, gehörtauch Das, daß von den sieben Männern, welche Präsident Garsield in sein Cabinet berief, jetzt nur noch dre übrig sind. Vier hat Arthur durch andere Männer ersetzt. Alle vier gehören dem Grantflügel der Partei an, was Niemanden überraschen kann. Niemand dachte in Chi eago an Arthur, bis ihn Conkling auf sein Hchild hob und seine Ernennung für die Vice-Präsidentschaft durchsetzte. Arthur wurde von der Convention als Heftpflaster ange nommen. Ohne dieses Heftpflaster wäre der geschlagene Graniflügel in 1880 nicht mit in's Feld gezogen. Kurz, Arthur ist und bleibt ein Geschöpf der Boße des Grantflügels, trotz aller schönen Redensarten, welche republika Nische Partüiblätter bisher über sein „takt volles" Auftreten vom Stapel gelassen ha-= bett. Dies zeigt sich jetzt schon und es wird sich noch deutlicher zeigen, wenn er erst im Weißen Hause recht warm geworden ist. Von den neuen Cabinetsministern Folger, Frelinghuysen und Brewster läßt sich wenig stens erwarten, daß sie ihren Posten gewach sen sind, wie sie sich freilich in ihren Stel lungen entwickeln, das muß erst noch abge wartet werden. Ihre Ernennung war min destens nicht anstößig. Aber eine entschieden schlechte Ernennung hat Arthur in der Be rufung des Ex-Senators Howe als Gene ral.P^stmeister an der Stelle des tüchtigen James gemacht. Howe ist weiter nichts, als ein abgethaner Politiker, der sich in seinem eigenen Staate Wisconsin so unbeliebt ge macht, daß ihn im Jahre 1879 eine republi kanische Gesetzgebung über Bord warf. Im Bundessenate zeichnete er sich als der verbis sene Parteiklepper und'rücksichtslose Gegner aller Reformmaßregeln aus. Seitdem hat er sich durch nichts hervorgethan, als durch feine eifrige Unterstützung des dritten Ter mins für Grant. Vom Postwesen versteht er rein gar nichts. Ueber seine Ernennung be merkt die „N. Z). StaatSzeiiUng": „Howe ist einer der zweifelhaftesten Polv titer, welche die kriegs- und nachkriegSzeitliche Periode der Vergewaltigung und Corruption auf die Oberfläche gebracht yat. Er hat nie Verwaltunas-Talent bewiesen und außerhalb seines juristischen Berufs überhaupt nichts Gescheides geleistet. In seinem Heimatstaat ist er längst vollkommenem politischen Bänke rott anheimgefallen und Jahre lang dachte Niemand an ihn, bis der gute Hayes, der wahrscheinlich im Hinblick aus das eigene po litische Grab Mitgefühl für ihn empfand, ihn vor Schluß seiner Amtszeit zu einein unserer Vertreter auf der Pariser Münzconferenz machte. Dort spielte er eine unsäglich lächer liche Nolle, war geradezu der Hanswurst der Conferenz und bereitete seinen Collegen Eoarts und Thurman manche Demüthigung. Nach seiner Rückkehr bestürmte er den Präsi deuten um eine Anstellung und jetzt ist er in die Schuhe des Herrn James geschlüpft. Ge gen diese Anstellung wurde in den letzten Wochen noch besonders geltend gemacht, daß Howe's Schwiegersohn einer der Anwälte der Sternpostschwilidler ist und daß Howe's Ver gangenheit nicht gestattet, über eine solche Verbindung hinwegzusehen. Herr Arthur hat durch Howe'S Ernennung die Zwsifel be tresis seines Einstes in Betreff der Verfolg ung der Sternpostschwindler bestärkt. Selbst wenn man von diesem Punkte absehen will, ist die Placirung eines im Postwesen total unerfahrenen Mannes, von dem bekannt ist, daß er den Ausartungen der Verwaltung in einer der traurigsten Perioden der Ver. Staa ten seine Unterstützung als Mitglied des Se nats angedschen ließ, ein entschiedener Rück schritt." Es wird versichert, daß Präsident Arthur nach Neujahr den Ex Senator Sergeant, von California, als Secretär des Innern und W? E. Chandler, von New Hampshire, als Secretär der Flotte ernennen wird, wenn Grant nicht anders bsfichlt. Es wü»de dann blos noch KriegSsecretär Lincoln von Gar field's Cabinet übrig bleiben. Die Ernenn üng Howe's als General-Postmeister wird selbst von republikanischen Blättern als ganz miserabel verurtheilt. Guiteau ist jetzt selbst zu der Usberzeug ung gekommen, daß er mit seiner WahnsinnS AuSflucht nicht durchkommt. Am Freitag er klärte er vor Gericht: „Ich wünsche hier zu sagen, daß ich nicht vorgebe, jetzt wahnsinnig zu sein, ich bm in diesem Augenblicke ebenso wenig wahnsinnig, rote Davidge (der Advokat für die Anklage). Aber ich stütze meinen Fall auf den Anspruch, daß ich a 2. Juli verrückt war, als meine Inspiration und der Zustand meines Gemüths mich zu dem Attentat auf den Präsidenten antrieben." Wenn solch eine alberne Ausflucht stichhaltig wäre, dann konnte am Ende jeder Äöider und Verbrecher scgen, er sei zur Zeit seiner That verrückt gewesen und deshalb nicht ver antwortlich für sein Verbrechen. Eines der lächerlichsten Gesetze, welche nur in Amerika möglich sinv, ist das in Te cumseh, Mich., und AUoona, Pa„ 2c. ver- Ltebhaber, welche an den das Herauskommen ihrer Ehe war Schatzchen warten, wenigstens 60 Kutz ent« Grenzsteine werden jetzt an der neu lich vermessenen Linie errichtet, welche Ohio von Pennsylvanien trennt. Auf der östlichen Seite der Steine, die blos einen Fuß aus der Erde hervorragen, ist der Buchstabe „P" ein gehauen, auf der westlichen der Buchstabe „O." Gleichzeitig ist die Entfernung vom Eriesee angegeben. Durch diese Einrichtung werden viele Grenzstreitigkeiten unter Eigenthümern und Straßen-Compagnien geschlichtet wer- den, die oft zu langen Prozessen führten, und die Leute werben künftig wissen, wo sie ihre Steuern zu bezahlen haben. Der Ohio VersicherungS.Esnnmsiär hat auf Anfrage einer gegenseitigen Hülfs undLebenkversicherungs-Gesellschaft eine Ent scheidung abgegeben, die Tausende von Po lieeinhabern im Staate betrifft. Er entschei bet, daß alle Übertragungen (assignments) von Lebensversicherimgspolicen an Personen, die nicht zu der Familie oder zu den Erben des Verstorbenen gehören, null und nichtig sind und daß die betreffende Gesellschaft keine Auslage zur Bezahlung derselben machen kann. wünsche dem Gerichtshofe, den Geschworenen und dem amerikanischen Volke ein fröhliches Weihnachtsfest. Ich bin glück lich und wünsche, daß Jedermann es sei." Mit dieser Ansprache des Mörders Guiteau schloß der 31. Tag seines Verhörs. Er ist ein sauberes Subjekt, um dem amerikanischen Volke ein fröhliches Weihnachtsfest zu wün schen! Andern zur Warnung! „Der Wahn ist kurz, die Reu' ist lang." Unter den Beamten des Staatshauses ha ben die Fälschungen Newburgh's große Auf regung hervorgerufen. Vor Entsetzen schüt teilt sich die alten Perrücken und Schlafhauben, die so plötzlich in ihrer sanften Ruhe gestört worden sind, und im Chorus rufen sie aus: „Wie war es möglich, daß ein kleiner Unter Clerk Taufende von Dollars aus dem Staats schätze escamotiren konnte, ohne daß Wir, die Wächter des Volkes und Hüter des Schatzes, auch nur das Geringste davon merkten? Wie konnte der junge Mensch so schlecht sein, sich und uns das anzuthun?" Nun, zu verwun dern ist am Ende dabei nichts. Der junge Newburgh ist „ein Sohn seiner Zeit", ein Produkt unseres gesellschaftlichen Sumpfbo dens. Sein Vater, den wir schon seit 30 Jahren kennen, war ein Buchdrucker, bis ihn die Behörde der öffentlichen Werke zu ihrem Clerk machte. Er hat diesem Posten mit gro ßer Pflichttreue und zu allgemeiner Zufrieden heit seit 25 Jahren vorgestanden und immer den Namen eines ehrlichen Mannes behaup tet. Sein Sohn Fred, der unterdessen her angewachsen war, wurde zu seinem Unter Clerk gemacht und das war das Unglück des jungen Mannes. Gewandt, von hübschem Stetigeren und an genehmen Manieren, gelang es Fred bald, als „Societymann" eine Rolle zu spielen. Er kleidete sich „fashionable" und mit gutem Geschmack und galt bei Leuten, die nicht tiefer 'ehen, als die Rockesdicke,^als „vollkommener Gentleman." Durch feine Zuvorkommenheit und Gewandtheit wußte er sich das Wohl wollen und Vertrauen seiner Borgesetzten zu erwerben. Im Laufe der Zeit' nahm sich Fred eine Frau. Sein Gehalt betrug $700 per Jahr. Daß man damit keine großen Sprünge machen kann, das liegt auf der Hand daß man aber bei gehöriger Sparsam keit ganz gut damit auskommen kann, das wissen viele sehr brave Leute, die noch mit Wenigerem auskommen. Die Sparsamkeit war aber keine von Fred's Tugenden er scheint nie gelernt zu haben, daß 6 von 5 nicht geht, ohne eins zu borgen. Wozu auch spa ten Das mag für „altmodische" Leute past en, sagt aber der heutigen „fashionablen" jungen Welt nicht zu. Und so begann Fred, wie viele Andere, nicht blos ein flottes, son dern auch ein gar wüstes Leben. Er spielte hoch, er trank, er wurde ein schlechter Ehe mann und verschwendete große Summen an verworfene Geschöpfe. Solch' ein Leben kostet aber viel Geld. Da fein geringer Gehalt nicht zum zehnten Theile dazu ausreichte, so sann er auf andere Mittel. Vielleicht kamen ihm dabei die Stern postschwindler und andere Millionenräuber in den Sinn. Vielleicht fragte er sich: Können diese öffentlichen Diebe ungestraft Millionen aus dem Schutze des Volkes stehlen, warum kann ich dann nicht auch einige Tausend steh len? Die Versuchung trat ihm in den Weg, er konnte ihr nicht widerst hcn, sondern be nutzte vie Gelegenheit seiner Stellung und ist heute em für's Leben tuinirter Mensch! Die drei Mitglieder der Behörde der öffent lichen Werke entschuldigen sich damit, daß sie Newburgh's wüstes Leben nicht kannten, da sie nicht hier tit Columbus wohnen. Wenn wir diese etwas fadenscheinige Entschuldigung auch gelten lassen tuollen, so müssen wir doch tagen: Mußte es den Beamten im Staats Hause, die Newburgh täglich sahen, nicht satt sam bekannt sein, daß er zehnmal mehr aus gab, als sein Gehalt betrug? Der Vorwand, daß er das Geld bei'm Spiele gewann, sollte sie erst recht gewarnt haben, dem jungen Manne scharf auf die Finger zu sehen. Man muß staunen, daß sie jetzt über ihre eigene Blindheit und Fahrlässigk-it staunen. Doch genug. Newburgh vertrauert jetzt d:e Feiertage im Gesängnisse und hat die beste Aussicht, eine Zelle im Zuchthause zu beziehen und wird höchst wahrscheinlich seine Thorhei ten im Zuchthause büßen müssen. Welch' ein schreckliches Erwachen nach dem tollen Tau mel! Welch ein furchtbarer Schlag für die bedauernswerthen Eltern, die trostlose Gattin, das verwaiste fluid! Sollte nicht diese schreckliche Warnung andern jungen Herrchen mit sogenannten „noblen Passionen" die Mahnung in's Ohr donnern, daß dem kurzen Wahne stets eine lange Reue folgt? Leider können wir dies in vielen Fällen nicht einmal hoffen, denn wir leben in einer Zeit, wo dem äußeren Scheine so viel Wahres Lebensglück geopfert wird. Guitcau'S Bcrhör. Nm Mittwoch wurden mehrere Aerzte e*r« hört, darunter Dr. Hamilton, von Nero York, utti ihr Gutachten über Guiteau'S geistigen Zustand abzugeben. Nach ihrer Ansicht ist der Angeklagte nicht verrückt, sondern' wußte sehr gut, was er that, als er dsn Präsidenten schoß. Guiteau schimpfte wieder recht waid lich den Dr. Worcester, von Massachusetts, beschuldigte er, daß er sich seine Aussagen mit $500 bezahlen lasse. Seinen Schwager Scoville nannte er einen vollkommenen Nar ren und fügte wuthschnaubend hinzu: „Wäre ich der Menschentödtung angeklagt, so würde ich als Mörder gehängt werden, wenn mich Scoville vertheidigte." Seiner Schwester, Frau Scoville, die ihn beruhigen wollte, rief zu: „Halt das Maul, Du bist ein so großer Narr, wie Dein Mann. Wäret Ihr in Chi cago geblieben, so würde es bester um mich stehen. Diese Verwandten sind eine Nuisanz, Ich würde Freunde genug haben, wenn Jh? aus dem Wege wäret." Die Verhandlungen am Donnerstag waren langweilig und ohne Interesse. Ein Dr. Diamond, von Auburn, Nero York, wurde verhört. Er glaubt nicht an Guiteau'S Wahn sinn. Guiteau beschäftigte sich mit dem Schreiben eines Artikels für die Presse, wie derholte dann aber wieder seinen frechen Un sintt, daß ihn Gott zu der That inspirirt habe. Uebrigens würde Garsield trotzdem heute noch leben, wenn ihn nicht die Doktoren umge bracht hätten. „Die Doktoren vollendeten, was ich begann, Gott wollte es so haben und so ließ er ihn durch die Doktoren todten." Von zwei Versicherungsagenten in Reading, Pa., ist ein Brief eingelaufen, die Guiteau'S Leben bis zu einer Summe von $100,000 versichern wollen! Sie verlangen zu die sem Ende feine Namensunterschrift. Em recht pfiffiges Mittel zur Erlangung einer un entgeltlichen Geschäftsanzeige. Bordner und Lessig nennen sich die beiden Spekulanten. „Guiteau ist nicht wahnsinnig." Dies war der einstimmige Ausspruch der Doktoren, dte am Freitag und Samstag verhört würben, pter neue Advokat, Need, von Chicago, der Guiteau's Vertheidigung übernommen hat, wird ihn ebenso wenig vom Galgen retten können, wie fein Schwager Scoville, der für den Lumpen alles gethan hat, was man ver langen kann. Das ficht aber den Anqeklag ten wenig an. Er ließ sich sein Weihnachts- Dinner vortrefflich schmecken. Er hat ein neues Schriftstück für die Presse verfaßt, wel ches, wie er andeutet, wichtig» und interes fante Enthüllungen enthalten s?ll. Er ver langt $100 dafür. Am Montag wurde das Verhör ausgesetzt. Man glaubt jetzt, daß der Ptozefc in der zwei ten Woche vom Januar zu Er.te gehen und Guiteau im Februar gehängt werden wird. Gestern bezeugte der Irrenarzt Dr. Mc Donald, daß Guiteau nicht blos jetzt, sondern daß er auch am 2. Juli bei voUiommenem Verstände war. Ueber ein gräßliches und durch seine eigenthümliche Veranlassung merkwür diges Unglück, welches sich am Sonntag tri der Heiligen Kreuzkirche in Warschau zutrug, theilen wir die Einzelheiten, soweit dieselben bis jetzt vorliegen, unter den ausländischen Nachrichten mit. Ueber ein verheerendes Feuer, welches nach einer Wiener Depesche am Sonn tag in der bekannten russischen Jnselfestung Kronstadt gewüthet haben soll, ist aus St Petersburg, welches nur 30 Meilen davon entfernt liegt, direkt gar nichts in die Oeffent lichkeit gelangt. Da die Nachricht inzwischen auch nicht widerlegt worden ist, so muß doch jedenfalls etwas daran fein. Ueber Friedrich Münch's Tod macht das deutsche Blatt im Missourier Städt chen Washington noch folgende Mittheiln» gen: „Einige Kinder, die gegen Abend am Weinberge vorüber gingen und den alten Herrn an den Weinstöcken schneiden sahen, glaubten zu bemerken, daß seine Bewegungen unsicherer waren, als sonst da er aber ihren Gruß mit einem freundlichen „Guten Abend, Kinder," erwiderte und sich ruh.z einem an deren Weinstock zuwendete, beruhigten sie sich und gingen weiter. Diese Kinder"waren die letzten, die den alten Herrn im Leben sahen, und dieser Weinstock war der letzte, an wel chen er die Hand legte. Nur sechs Schritte that er noch, dann trat der Tod still und freundlich an ihn heran und entführte den treuen Arbeiter aus diesem irdischen Wein berge. Als man den Todten fand, lag er wie ruhig schlafend auf der rechten Seite, die Weinscheere noch in der erstarrten Hand hol» tend." Eine deutsche Ansiedlung in Nebraska. Ein Amerikaner, der vor Kurzem Nebraska durchreist hat, liefert dem „Burlington Hawk Eye" die folgende Beschreibung einer deut scheu Ansiedlung in Thayer County, Ne braska: Auf die Einladung des Herrn E. I. Henderschot, von Hebron, besuchte ich mit ihm die deutsche An siedlung Friedensau, die acht Meilen westlich von Hebron am Blue Creek liegt. Das Städtchen selbst ist klein, zählt nur wenige Häuser, eine Kirche und eine schule. Die Leute kamen eben aus der Kirche und es schien, als ob die ganze Bevölkerung der umliegenden Ansiedlung dem Gottesdienste bei gewohnt hatte. Ohne zu wissen, welchem Volks jtanune die Leute angehörten, hätte man sich bald überzeugen können, la§ es ein strebsamer und flei ßiger Menschenschlag von tüchtigen Farmern war. Alles umher zeugte dafür. Das Getreide war alles eingeheimst und aufgesteckt, aber nur wenig noch gedroschen. Auf drei Meilen weit war das frucht bare Zijal mit den schön geordneten Fruchtbündeln bedeckt. Diese Leute befinden »sich in sehr guten Umständen, sie werden nicht von Schulden geplagt und brauchen folglich nicht zu dreschen, big sie es für gut halten. Ihre Stoppelfelder find gepflügt, nicht gekratzt. Sie bauen hauptsächlich Getreide, nebenbei aber auch Welfchkorn. Ihre Wohnhäuser sinv zwar nicht elegant, aber comsortabel. Sie be sitzen gute Scheunen, die nöthigen Schuppen, nette Gemü,egärten und große Holzhauftn für den Wi-i ter. Die Kälber und Füllen springen in den Höfen mit den Kindern um die Wette. Viele Farmer ha ben noch die Frucht vom letzten Jahre in ihren Scheunen. Der Sheriff wird sie nie belästigen. Sobald sie Geld bekommen, kaufen sie mehr Land dafür. Wir speisten zu Mittag bei Wilhelm Lürmann, einein Farmer, 2 Meilen von Friedensau, der uns ein vortreffliches Mal vorsetzte. Er ist ein tüchtiger Farmer, wie alle feine Macham, und hatte Zur Zeit über eintausend Büschel Weizen in seiner Scheune, neben einem Borrath von Hafer. In fei nein Stulle stehen 14 Arbeitspferde, er besitzt viel junges Rindvieh, etwa 100 Schafe und sein Weizen steht prächtig. Massen von Enten tummeln sich in einem Teiche nicht weit vom Hause. In dieser deutschen AnfiedlWg giebt es noch große Strecken fruchtbaren Lanoes, das jetzt noch zu $5 bis $10 per Acker gegen leichte Anzahlungen zu haben ist. Herr E. I. Henderschot, ein zuverlässiger Mann, der 12 Jahre im County gewohnt hat, wird alle Anfragen in Betreff dieses Landes prompt be antworten. Hebron ist die Countystadt, einsehr blühendes Städtchen mit 700 Einwohnern und naher Eisenbahnverbindung. Herr Henderschot hat in Hebron eine Käsefabrik errichtet, die täglich 1000 Pfund Käse liefern kann, die einen guten Markt finden. Milch und Kühe sind leicht zu haben und 1Z-) Stück Kühe bereits für die Fabrik gesichert. Diese dürftigen Auszüge aus der sehr langen Corresponden., retüjen schon hin, um dem Leser eine Ahnung von der großen Zukunft des jungen Staate» Nebraska zu geben. Und doch Amerika hoch! Der 82 jährige Friedrich Münch rich tete noch wenige Tage vor seinem Tode eine interessante Correspondenz an ein Missourier Blatt. Er erwähnt darin der Uâlstände, die in Amerika zu beklagen sind, der Aus wüchse des Parteiwesens, der Faulflecken unserer gesellschaftlichen Zustände, der großen Mängel unseres ^Gerichtswesens u. f. w., kommt aber dann zu dem folgenden Schlüsse: Und doch sage ich Wie viel besser daran sind wir im Ganzen als Bürger dieses Lan des, als wenn wir irgend einem Theil der alten Welt angehörten Die erwähnten Miß stände bekümmern uns zum Theil darum so sehr, weil hier alles Schlechte und Verkehrte weit mehr als anderwärts zur öffentlichen Besprechung gebracht wird, während von der großen Mehrzahl der friedlich, gesittet und ehrbar Lebenden nicht die Rede ist wir haben doch einen weit zahlreicheren Kern von gesundem Vürgerthum als irgend ein anderes Land, und es jehit uns nicht an den Mitteln, das noch Mangelhafte zu verbessern nichts ist, wie in den europäischen Ländern, durch Vorurtheil und Herkommen gleichsam festge rostet wir haben es weder nut fürstlichen noch mit adeligen Ansprüchen und Anmaßun gen zu thun, und Jeder mag es dahin bringen, daß er keinen anderen Herrn über sich hat als das für Alle in gleicher Art geltende Gesetz. So bewegen wir uns doch freier in jedem Betrachte die Freiheit der Bürger muß nicht erst erbettelt oder durch blutige Umstürze er kämpft werden, sie ist die unantastbare Grundlage unseres Gemeinwesens, und es kommt nur darauf an, den Mißbrauch der Freiheit zu verhüten, für den richtigen Ge brauch alle Einzelnen gehörig vorzubilden. Ist noch irgend ein empfundener Mißstand vorhanden (wie es die Sklaverei war), so brauchen nur die besser gesinnten Bürger sich zu vereinigen, und ihrem Drängen wird keine Macht widerstehen können. Unsere natürlichen Hülfs quellen itnd so reichlich, daß bei beständigem Bestre ben und muthiger Ausdauer Niemand lebens lang zu der Klasse der „Armen und Elen den" (ver n der alten Welt rasch anwachsen den Klasse) zu gehören braucht, indem hier vielmehr durch täglich erneute Beispiele ge zeigt wird, daz es möglich ist, trotz den un günstigsten Umstanden, sich zu Wohlstand und Är,sehen zu erheben. Hier ist doch Niemand gleichsam durch ferne Geburt verurtheilt, für immer die niedrigste Stelle einzunehmen, em weites Feld ist offen für Jeden, aus sich selbst zu machen, wozu Anlagen und ernstes Bestreben ihn befähigen, während das Nach üissen solcher Bestrebung die Famllien der Glückspilze gar bald wieder herunter bringt. Die europäischen Länder starren in Waffen und vergeuden die besten Kräfte der Völker entweder in Kriegen oder doch in steter Kriegsbereitschaft, ja können ihrer zu unbe dingtem Gehorsam gewöhnten KrieMeere «in entbehren, um stets drohenden inneren Ausstanden entgegen zu treten. Wir haben keine Kriege mit anderen Staaten zu führen oder zu befürchten, keine inneren Ruhestörun gen durch Bajonnette und Kanonen niederzu halten, und werden auch unsere Indianer, gegen deren Ausschreitungen jetzt noch ein zU'hendes Heer von etwa 25,000 Mann kriegs bereit gehalten werden muß, mehr und mehr in friedliche Ansiedler umwandeln. Nicht mrliert unsere männliche Jugend den besten ^hetl thur\ai)re in fruchtlosem Kasernen» iOtenjt, niuit opfern wir die Mittet des Lan des dem rohen KriegSgelüste. Ich gedachte noch (ohne von dem wüsten Tretben Rußland zu reden) die traurigen wirthschaftlichen Zustände in Deutschland, die fast unlöslichen Wirren in Großbritannien, die keineswegs beneidenswerthe Lage der französischen Republik u. s. w. zu beleuchten aber ich bin am Ende mit meinem Raume, und so schließe ich für diesmal. Fr. Münch. E o n e De» 31. Dez.—Der Senat passirte nach längerer Debatte einen Beschluß, der den Schatzsecretär auffordert, eine Tabelle der Zölle einzuschicken, welche die Regierungen des Auslandes auf amerikanische Waaren legen. Natürlich wurde die Tariffrage in die Debatte hineingezogen. Im Hause wurde ein Programm für die Garsield Gedenkfeier angenommen. Blaine wird die Gedächtnißrede halten. Viele neue Bills wurden eingereicht, worauf sich beide Häuser bis zum 5. Januar vertagten. Die Committees. Vor der Vertag ung zeigte der Sprecher die verschiedenen stehenden Committees an. Folgendes sind die Vorsitzer der wichtigsten Committeen: Finanzen—Kelley, von Pennsylvanien. Banken und Geldumlauf—Hiscock, von New Bork. Verwilligungen—Hiscock, von New Aork. Wahlen—Calkins, von Indiana. Justiz—Need, von Maine. Auswärtige Angelegenheiten Williams, von Wisconsin. Fabrikanten—Campbell, von Pennsylvanien. Münzen—Fisher, von Pennsylvanien. Von Ohio sind die folgenden Committee Vorsitzer ernannt worden: Eisenbahnen und Kanäle—Townsend. Erziehung und Arbeit—Updegras. Patente—Aoung. Columbia Distrikt—Neal. Revision der Gesetze—McKinley. Interessante Aotizen. JnNewAork ermordete amWeihnachts tag Edmund Hoppe seine Frau und tödtete dann sich selbst. 25 Gebäude find in der Sonntags Nacht in Sullivan, Ind., niedergebrannt. Die Feuersbrunst brach in dem Herrsn-Gar derobe-Geschäft der Gebrüder Kallinkey aus. Die Blatternkranken von der „Westphalia" werden so lange in New Aork in der Quarantäne gehalten werden, bis sie ohne Gefahr entlassen werden können. Frederick Lauer, Brauereibesitze in Reading, Pa., und Vorsitzer des Agitations Committee's des Nordam. Brauervereins, hat fallirt. Verbindlichkeiten etwa $300,000, Activa etwa $250,000, Zu Philadelphia beging am Mitt woch der Schuhmacher Jakob Ebner Selbst mord, indem er sich in seiner Wohnung er hängte. Ebner hatte in letzter Zeit stark ge trunken und litt an Säuferwahnsinn. Denver, Col., ist in den letzten Jahren zu einer Stadt von 45,000 Einwohnern an gewachsen. Baustellen, die 1876 kaum die lückständigen Steuern werth waren, kosten jetzt in den besseren Lagen von $250 bis $500 per Fuß. Ein Gattenmörder. Phil. 26. Dez. Phil, ©tries, an William und 8 Straßen Ecke wohnhaft, schnitt heute Früh seiner Frau, während sie schlies, den Halb ab. Stries stürzte sich dann in den Frankford Creek, um sich zu ertränken, wurde aber ge rettet und verhaftet. Er roeijfr&iae Wotwe für feine That anzugeben. Trotzdem der Sprachgebrauch nur „schwarzen Undank" kennt, so gibt es doch auch.schwarze Dankbarkeit. Old Peter, ein Neger und Koch, in Terrell, Texas, ernährt mit seiner Hände Arbeit seit Jahren seine einstige Herrin, eine verarmte Greisin zu Jefferson, Texas. Er darbt uch's vom Mun de ab, tun es ihr—deren ©flaue er einst war —bequem zu machen. In St. Louis neckte» am Mitwochs abende mehrere halberwachsene Burschen ei nen Chinesen so lange, bis derselbe nach ei nem Beile griff. Dann rannten sie davon, und der in seiner Wuth blinde Sohn des „himmlischen Reiches" schlug einen ruhig des Weges kommenden Deutschen, Namens Adam Ziegler, zu Boden. Ziegler's Verwundung ist eine sehr gefährliche, und der heißblütige Chinese sitzt im Polizeigewahrsam. Eine seltsame Heirath wurde am Mittwoch in New Jork vollzogen. Daselbst wurde nämlich in der St. John's Kirche der Vater des bekannten Generals Dan E. Si ckles, George G. Sickles, mit Frau M. She ridon Sway er getraut. Der junge Ehemann zählt 83 Jahre, während seine Angebetete et ne 48jährige Wittwe ist. Außer sonstigen liebenswürdigen Eigenschaften besitzt übrigens die Ehemalige jetzt wieder unter die Haube gekommene Wittib noch die Kleinigkeit von acht Millionen Dollars. Unter der Mannschaft der Jean nette befanden sich folgende Deutsche: Der Quartiermeister William Lindermann, der Schiffzimmermann John Bliemann und die Seeleute: Eduard Stats, August Görtz, Adolph Dreßler (aus Berlin), Henry Kaack, Geo. Kahm, John Lmderback (Süddeutsch land). Außerdem scheinen der Seelieute nant John W. Dannenhauer aus Chicago und Fred. Neumann aus New Aork deutscher Herkunft zu sein. Stats und Kahm befan den sich in dem Boote, das noch vermißt wird. In Ripley, Iowa, wurde bei einer „Fair" ein prachtvoller Kuchen für „die po pulärste junge Dame" ausgeloost (5 Cents per Stimme), und die Aufregung stieg so hoch, daß der etwa $5 werthe Kuchen $613.20 eintrug. Ein junger Mann gerieth so in's Feuer, daß er baare $100 auf den Tisch warf und damit sein Ideal eroberte. Die also ge ehrte junge Dame aber war nicht romantisch und nahm den andern „Feller," der sich die Geschichte nur 25 Cts hatte kosten lassen, denn sie wollte ihr Geschick nicht an das eines Ver schwenders knüpfen. Die Passagiere e s Hamburger Dampfers „A e a n a", dessen Ma schinerie auf hoher See zerbrach und der des halb nach dem britischen Hafen Queenstown zurücksteuern mußte, sind am 22. Dezember mit dem Dampfer „Westphalia" in New Jork angekommen. Die Zwischendeck Passagiere von der „Alletnania" müssen mit den anderen Zwischendeck-Passagieren der „Westphalia", weil an Bord der letztere» die Pocken aus brachen, bei New Jork Quarantaine halten sie hatten die Sturmreise zweimal zu machen, und jetzt der neue lüstige Aufenthalt in der Quarantaine. Das ist wahrlich viel Mißge schick auf einmal! In Mendotst, Ills., ist am letzten Frei tag ein Zögling des Turnvereins „Aurora," Namens Friedrich Müller, beim Turnen urn's Leben gekommen. Das Turnen war ohne Zwischenfall vorübergegangen und Turnleh rer Rodener hatte die Zöglinge um 9 ent lassen. Auf dem Gange nach dein Garde robezimmer sprang der Knabe ohne Vorwissen des Lehrers noch einmal an das Reck und ver richte einen Felsenschwung zu machen. Un glücklicherweise verlor er seinen Halt und 'türzte von einer Höhe von etwa 5 Fuß herab. Er berührte zwar mit den Füßen zuerst die Matratze, wurde jedoch durch die Wucht des Falles nach vorne geworfen und schlug mit dem Kopse auf die Dielen. Den angestell ten ärztlichen Bemühungen zum Trotz starb er um 5 Uhr Morgens, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben. Das elektrische Lich/, welches jetzt die Chestnutstraße in Philadelphia beleuchtet, hat allerlei Mißstände mit sich gebracht, über welche der dortige „Demokrat" schreibt: „Die Straße hat nicht allein eine große Anzahl von Pfählen erhalten, was sich nicht ändern läßt, sondern auch eine Menge dicker elektrischer Drähte, die sich von einem Pfeiler zum an dern kreuz und quer über die Straße und über die Fußwege in die Pnvathäuser spannen, welche ebenfalls elektrische Beleuchtung ein geführt haben oder einführen wollen. Mit Recht wird davor gewarnt, ohne Weiteres der Gesellschaft, welche dieses elektrische Licht von Brush eingeführt hat, aus ihr Verlangen das Privilegium der Beleuchtung aller «Straßen u. s. w. zu geben. Dafür sollte man doch gewisse Bedingungen stellen und zwar in er ster Linie die, daß alle jene elektrischen Drähte lütter der Erde gelegt würden." Unfälle beim Schlittschuhlau e n. Auf dem Winnebago -See in der Nähe von Fond du Lac amüsirte sich eine An zahl junger Leute mit Schlittschuhlaufen, dar unter Louis Menzel, Sohn von Valentin Menzel aus Fond du Lac und Katie McZntee, Tochter von John McJntee. Menzel schob das Mädchen aus einem Schlitten vor sich her, gerieth aber in ein Luftloch, und Beide bra chen ein. Man warf ihnen ein Seil zu, aber sie waren vor Kälte so erstarrt, daß sie es nicht zu ergreifen vermochten und ertranken. Beide Verunglückte waren erst 18 Jahre alt. In Waterloo, in Wisconsin, brachen zwei Knaben, von 10 und 12 Jahren, Söhne der Brüder Frederick und William Korn, ober halb der Codystraßenbrücke durchs Eis und ertranken. Aus unserer Gegend sind berat tige Unfälle bis jetzt nicht zu berichten, da es noch kein Eis gegeben hat. Eine Wirthsproklamation. Der Wirth Timotheus O'Neil, in dem Städtchen Hastings in Minnesota, hat nachstehende Prok lamation an „Alle die es angeht," erlassen „Männtglich sei es kund, und zu wissen, daß ich in Folge der Zahlung von hundert und dreißig Dollars ($130) ermächtigt bin, in meinem Saloon einen Kleinhandel mit berauschenden Getränken zu betreiben. Die Frau, deren Gatte ein Trunkenbold, oder Jemand, dessen Freund an der Trunksucht leidet, ersuche ich auf's Ernsteste, zeigt mir persönlich solch' einen Fall oder Fälle, in de nen ihr tnteressirt seid, an, und alle solche Personen werden in meinem Saloon nicht geduldet werden. Mögen Mütter, Väter, Schwestern und Brüder dasselbe thun, und ich werde ihrem Gesuche nachkommen. Ich muß eine hohe Steuer für das Privilegium, Whiskey und andere Getränke zu verkaufen, zahlen, und ich wünsche es ausdrücklich ver standen zu wissen, daß ich weder an Trunken bolde und Unmündige, noch an Arme und Herabgekommene etwas verkaufen will. Ich sehe es viel lieber, wenn sie ihr Geld sparten und es da verwendeten, wo es das meiste Gute für ihre Familien bezweckt. Es giebt genügend viele Ehrenmänner und Wohlhaben de, die es erschwingen können, und mit diesen allein will ich es zu thun haben. Denen, die von mir kaufen wollen und es erschwingen können, rufe ich zu: Kommt und ich will Euch zuvorkommend und höflich bedienen." Entsetzlicher Leichtfinn. Eine ganze Familie verunglückt.—Jeffer sonville, Ind., 26. Dez. John McClellan, ein Angestellter in der Wagenbau- Anstalt, belustigte gestern Abend seine Frau und Kin der mit dem Abfeuern von Feuer-Crackers. Damit noch nicht zufrieden, beschaffte er sich ein Pfund Schießpulver, welches er in drei Aleflaschen that, die er fest verkorkte, nachdem er in jede Flasche eine Zündschnur gethan hatte. Die Flaschen entluden sich jedoch nicht und er nahm sie vom Hose, wo er das Schieß experiment vornehmen wollte, in's Haus und stellte sie dort auf den Tisch, an welchem seine Frau und ein kleines Kmd, sowie eine kleine Tochter, Namens Berry, faßen. Mrs. Mc Clellan wollte einen Cracker abfeuern, unq um die Zündschnur anzünden zu können, ent fernte sie den Cylinder von der Lampe. Der Feuer-Cracker ging nun in der Flamme los und die Lampe explodirte. Das brennende Del kam an die drei Flaschen mit Schießpul ver, welche alle explodirten. Das Haus ge rieth in Brand. Die Kleider der Personen geriethen ebenfalls in Flammen. McClellan erlitt schwere Brandwunden. Seine Frau wurde schwer am Kopf und im Gesicht ver fcrannt. Der kleinen Tochter Berry Mc Clellan brannten die Kleider vom Leibe. Außerdem wurden alle drei durch die herum fliegenden Glassplitter schwer verwundet. Der kleinen Berry drang ein Splitter tief in die Seite. Dem Vater drang ein Splitter tief in's Bein. Ueberdies wurde er noch an anderen Stellen des Körpers von Glassplit tern getroffen. Das Hau? wurde gänzlich de molirt. Ein grauenhafter Mord aus Räch» ucht wurde vor einigen Tagen in Newark, N. I., verübt. Ein 13jähriger Knabe, Namens Evdy Soden, wurde von dem 63-jährigen Pumpenmacher James Graves auf der Stra fe niedergeschossen und der einzige Grund dieser ruchlosen That war der, wirkliche oder eingebildete Beleidigungen zu rächen, welche die Eltern des schuldlosen Knaben dem Mör der nach dessen Behauptung zufugten. Graves wohnte früher als Kostgänger bei den Eltern des kleinen Soden und war volle sieben Iah re in deren Hause es gab während der Zeit fortwährend Streit mit den Leuten Graves, ein jähzorniger und gewaltthätiger Mensch, drohte öfters, er werde die ganze Familie todtschlagen, schließlich zog er fort, suchte aber ohne Unterlaß Streit mit den Leuten. Der alte Soden ist Lampenanzünder und da er die Arbeit nicht cillein ausführen kann, half der Knabe allabendlich, indem er die Laternen in mehreren Straßen anzündete. Als er nun letzten Dienstag ahnungslos und eine lustige Melodie pfeifend durch die Market Str. ging, trat ihm plötzlich der alte Graves entgegen und zog einen Revolver schwersten Kalibers aus der Tasche. Da die ganze Familie So den in größter Furcht vor Graves lebte, über kam den armen Knaben ein tödtlicher Schreck, er packte in Verzweiflung die Hände des Mör ders, um ihm die Waffe zu entreißen, aber feine schwachen Kräfte reichten nicht aus er wurde von Graves mit einem Fluche zurück gestoßen und als er sich zur Flucht wandte, krachte ein Schuß und das Kind stürzte blu tend zusammen. Als Graves verhaftet wur de, sagte er: „Ich bekenne mich des Verbre chens schuldig, das heißt, nur des Mordes im zweiten Grade. Der Vater des Knaben hat durch seine Schurkerei und Gemeinheit das ganze Unglück verschuldet. Ich konnte nichts dafür meine Gesundheit ist eine schwache und ich habe keine Arbeit, bin auch leicht erreg bar." Schwächliche Frauen. Jene Gefühle der Mattigkeit, die Ihnen kaum ge statten, das Bett zu verlassen jene Erschöpfung, die Ihnen alle Ihre frühere Elastizität raubt und die Blüthe von Ihren Wangen treibt, jenes be ständige Dahinschwinden Ihrer Lebenskräfte, das Sie so reizbar und verdrießlich inacht, können leicht durch den Gebrach des wunderbaren Heilmittels, Hopfen-Bitters, gehoben werden. Unregelmäßig feiten des Systems werden sofort beseitigt, während die spezielle Ursache periodischer Schmerzen per ma nent wrirt wird. Man lese „Wahrheiten." Die »Jeannette" zu Grunde gegangen. Der größte Theil der Mannschaft gerettet. Von St. Petersburg hat das Staatsde partement in Washington die Nachricht er halten, daß der von James Gordon Bennett, vom New Yorker „Herald," ausgesandte Nordpolfahrer Jeannette am 11. Juni im 77. Grad nördlicher Breite und 157. Län gengrade vom Eis zerdrückt wurde, und daß die Mannschaft das Schiff in 3 Booten ver ließ, von denen, soweit man bis jetzt weiß, 2 an der Mündung des Lena Flusses in Ostsi. birien, angekommen sind. Das Boot Num wer 3 erreichte mit 11 Mann unter Comman do des Ingenieurs Melville am 19. Sept die Mündung des Lena. Später kam Nummer 1 mit Kapitän Delong, Dr. Ambler und 12 Mann in traurigem Zustand ebendaselbst an. Schleunige Hülse wurde für No. 2 ausgesen det, von dem man noch nichts gehört hatte. Der General-Gouverneur von Ost-Sibi rien der zufälliger Weise in St. Petersburg ist, begab sich, sobald er die Nachricht von dem Eintreffen der Mannschaft der „Jean nette erhielt, zum Kaiser nach Gatschina, der sofort Befehl gab, die Mannschaften mit den nöthigen Nahrungsmitteln, Kleidungsstücken, Geld und Transportmitteln zu versehen. Die Mannschaft des ersten Cutters und des Walbootes sind in Sicherheit. Vom zweiten Cutter hatte man, wie gesagt, beim Abgang dieser Depesche noch nichts gehört. General Jgnatieff wird eine Expedition ausschicken, welche mit der Aufsuchung desselben beaus tragt wird. Er leitet persönlich die Vorkeh gen Das Publikum in St. Petersburg be wundert die Ausdauer der Mannschaften. General Anouschin soll der Ansicht sein, daß die Vermißten von Eingeborenen aufgefun den wurden und sich noch in deren Obhut be fänden. Von Washington aus ist vom Staatsdepar tement an ben Geschäftsträger in St. Peters burg telegraphirt worden, die nöthige Für sorge für die Unterstützung und Transporti rung der Ossiziere und Mannschaften der „Jeannette" zu treffen und Schritte zur Auf sindung des vermißten Bootes zu treffen. Ueber das Ereigniß selbst sind die Nachtich» teil ziemlich spärlich. Neuere Depeschen mel den, daß die russischen Behörden in Jakutsch, Ost-Sibirien, Nachricht erhielten, daß drei Eingeborene von Gulonsy bei Cap Baahay, 140 Werst nördlich von Cap Bicoff, am 14. September ein Boot entdeckten, in dem sich eis Personen befanden, welche erklärten, daß sie zur „Jeannette" gehörten und schreckliche Leiden zu erdulden hatten. Der Distrikts Vice-Gouverneur ging, sobald er die Nachricht erhalten hatte, mit einem Arzte und Medica ment n nach Ort und Stelle ab, um den schiffbrüchigen Seeleuten Hülfe angedeihen zu lassen und sie nach Jakutsch zu bringen. Auch erhielt der Vicegouverneur Instruktio nen, alles, was in feiner Macht stände, zu thun, um den Rest der Mannschaft zu retten. Um die ersten Ausgaben zu bezahlen, gab man ihm 500 Rubel. Der Maschinist Melville telegraphirte der Gesandtschaft der Ver. Staaten noch weitere Einzelheiten: Ungefähr 50 Meilen von der Mündung der Lena wurden die drei Boote durch starke Winde und dichten Nebel von einander getrennt und erreichte das unter seinem Kommando stehende Boot -Jlo. 3 am 19. September die östliche Mündung der Le na, wo durch Eisblöcke in der Nähe des Dorses Balenenga, welches von einer heidni schen Bevölkerung bewohnt war, an der Wei terfahrt verhindert wurde. Die Insassen dieser Boote berichten, daß Lieutenant De Long und Dr. Ambler mit zwölf anderen Mattofen der „Jeannette" an der nördlichen Mündung der Lena gelandet seien und sich in hilfsbedürftigem Zustande befänden. Eine Schaar Einwohner von Balenenga ging sofort zu ihrer Unterstützung ab. Von Boot No. 2 hat man nichts gehört. Maschinist Meloille hat durch die Ginge borenen lange Depeschen an Herrn Bennett vom „New ?)ork Herald" abgesandt. We gen Mangels an den nöthigen Geldmitteln wurden sie durch die Post befördert und an General Jgnatieff adrefsitt. James Gordon Bennett, der Eigenthümer des Herald, der sich zur Zeit in Paris befindet, hat sofort nach dem Empfang der Nachricht 6000 Rubel zur Be streitung der vorläufigen Kosten angewiesen. Am 29. Okt. trafen die beiden Matrofen Ninde man und Noras vom Boote No. 1 bei ihren Col legen vom Boote No. 3 ein und meldeten, daß Lieutenant DeLong, Doktor Ambler und zwölf andere Seeleute der „Jeannette" ander nördlichen Mündung der Lena eingetroffen feien, jedoch Hunger litten. Eine Rettungs mannschaft ging sofort ab. Die Ueberleben den haben nur das nackte Leben gerettet. Der „Stündard" in London schreibt: Ob wohl die „Jeannette" der Zerstörung anheim gefallen ist, haben die Amerikaner sich um die Entdeckung der Eisregionen weitere Lor beeren erworben. Eine Berliner Dspesche sagt: Man wird nun aufmerksam auf den Umstand, daß Me russische Regierung die Aufsindung der Schiff brüchigen so lange geheim hielt, und ist sehr erstaunt über diese Handlungsweise. Man hat noch spezielle Nachrichten von Jerome I. Collins, der die Expedition als Correspondent begleitete, und von dem drit ten Offizier John W. Dannenhauer beide sind wohl. Ueber die Resultate der Expedition schreibt die St. Louiser „Amerika": „Wie man sich erinnern wird, war die „Jeannette" ant 8. Juli 1979 von San Francisco abgefahren. Am 2. August traf sie in Unalaska ein, um Kohlen einzunehmen. Am Abend des 3. September sah der Capi tän der Barke „Sea Breeze", Barnes, unter dem siebenzigsten Grad nördlicher Breite und dem hundert dreiundsiebenzigsten östlicher Länge die „Jeannette" bei stürmischem Wetter zum letzten Mal. Beinahe Jedermann glaubte, daß sie von da nach der Küste des Wrangellandes gesteuert sei. Aber als die Ver. Staaten Dampfer „Corwin" und „Rodgers" im August dieses Jahres „Neu Columbia" auf allen Seiten erforschten, fanden sie von dem tapferen De Long keine Spur. Er mußte entweder südlich oder nördlich von der Insel vorübergetrieben sein. Admiral Sir Richard Collinson vermuthete, daß eine östliche Strömung die „Jeannette" nach Patrick Land im Norden des Gebietes der „Hudson Bay Company" getrieben habe. Der dänische Marinelieutenant Howgaard hingegen sprach seine Ansicht aus, daß das so lange vermißte Schiff in der Nähe der sibiri schen Küste zu suchen sei. Die Ereignisse haben dem Letzteren Recht gegeben. Um die geographische Tragweite dieser Er eignisse vollständig zu verstehen, müssen wir bedenken, daß das ganze weite Polarbecken zwischen dem hundertfünfzigsten und dem hun dertachtzigsten Grad östlicher Länge tiner forscht war. Ueber diesen Theil der Erdoberfläche hat nun James Gordon Bennett's Expedition Licht verbreitet. Die „Jeanette" selbst ist ohne Zweifel an der Nordküste des Wrangel landeS vorbei, bis zum siebenundsiebenzigsten Grade nördlicher Breite, und zwar jenseits der neusibirischen Inseln gekommen. Indirect aber ist sie die Veranlassung zu den hochwich tigen Entdeckungen des „Corwin" und „Rod gers" geworden. Wie der kühne Stanley im Austrage des „New Aork Herald" zu den Quellen des Nil und des Congo drang und so das bisher leere Mittelafrika auf den Karten mit Linien und Namen füllte, so hat jetzt der Capitän der „Jeannette" dem ostasiatifchen Polarmeer geographisches Leben verliehen." Ein furchtbares Vervrechen. Zwei Mädchen und ein Jüngling grausam er mordet. Iron ton, 25. Dez. In Geigervtlle, einer Vorstadt von Ashland, Ky., hat sich in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend ein Verbrechen zugetragen, wie solches grausa mer wohl kaum gedacht werden kann. In diesem Orte lebte eine Frau I. W. Gibbons mit ihren drei jüngsten Kindern: Robert, ein löjähriger Krüppel Fanny, ein schönes Ujähriges Mädchen und ein lOjähriger Knabe. Die Familie war allgemein geach tet und sehr fleißig, was um so mehr zu lo ben ist, als der Vater, ein Trunkenbold, die selbe seit langer Zeit verlassen und Nichts für deren Fortkommen gethan hatte. Ein alte rer Sohn, welcher eine gute Stellung in Chat tanooga einnahm, sandte seiner Mutter als Weihnachtsgeschenk am Freitag eine Geldan weisung, welche in Jronton einzulösen war. Frau Gibbons machte sich mit ihrem lOjähri gen Sohne sofort auf den Weg und beschloß, die Nacht über bei ihrer verheirateten, dort wohnenden Tochter zu bleiben und erst ant Sonnabend heimzukehren. Damit aber ihre Tochter nicht gar zu angstlich fei, bat sie die Freundin derselben, Fräulein Mary Thomas, ein lBjährtges sehr schönes Mädchen, Fanny Gesellschaft zu leisten und die Nacht bei ihr zuzubringen, was sie auch versprach. Beru higt ging die Mutter fort. Am Sonnabend aber wurde sie in aller Frühe in Jronton durch die Nachricht erschreckt, daß ihr Haus in Brand gesteckt sei. Sie eilte heim und sollte Furchtbare? erfahren. Gegen 5 Uhr hatte man das Feuer in dem Haufe ber Frau Gib bond bemerkt, das au* dem Fenster herauf« schlug. Beherzte Nachbarsleute waren in das Haus gesprungen, um nach den Kindern zu sehen. Da fanden sie auf dem Erdboden in ihrem Blute schwimmend, Bruder und Schwe« ster mit entsetzlichen Wunden bedeckt, und Mary Thomas ebenfalls ermordet im Bette liegend. Die verstümmelten Leichname wur den herausgetragen und zum Coroner ge bracht, welcher bald constatirte, daß an den armen Mädchen vor ihrer Ermordung ein schändliches Verbrechen verübt worden war. Der Krüppel hat wahrscheinlich den Unmen schen wehren wollen und ist somit auch ihrer Mordlust zum Opfer gefallen, indem sie ihm den Schädel einschlugen. Um die Spuren ihres Verbrechens zu verwischen, hatten sie das Haus in Flammen gesteckt. Auf dem Hofe fand man noch ein blutiges Beil, an dem lange blonde Haare klebten. Die ganze Bürgerschaft ist empört über diese Frevelthat und zeigt für die Eltern der ermordeten Kin der das tiefste Mitleid. Die Leichen wurden zusammen in ein Grab gesenkt und die Bür gerschaft will zu ihrem Gedenken einen Mar morstein errichten lassen. Für die Ergreif, ung der nichtswürdigen Verbrecher ist bereit« eine Belohnung- von über #1000 ausgesetzt worden. Der Her.ausgeberdes „Kansas City (Mo.) Herold," Dr. Chas. Lenzel, bürgt für Folgendes. Genannter Herr schreibt: Ich machte vor etlichen Tagen die Bekanntschaft eines erst eingewanderten, gebildeten Herrn Theo. Schestedt, früher Maurer meister in Hamburg. Er sagte mir, daß er schon Jahre lang an Rheumatismus leide und nur durch kalte Daufche, welche ihm die Aerzte verordneten, Erleichterung gefunden habe. Hier nun hätte er einen heftigen Rückfall bekommen und die Schmer« zen nicht mehr ertragen können, ohne in der Lage zu sein, sein altes Mittel anwenden zu können. Da las er im „Kansas Cith Herold" die Anzeige über das St. Jakobs Del und holte sich sofort aus Breu nert's Apotheke eine Flasche, rieb ein und siehe, schon während der ersten Application war der Schmerz wie weggezaubert. Der Herr wurde im Laufe des Gespräches immer mehr und mehr enthu siastisch und meinte, er würde, wenn es sein müsse, zehn Dollars für eine Flasche St. Jakobs Del be zahlen. Zum Wiener Theaterbrand. Die Wiener Blätter vom 8. Dezember an sind zwar in Amerika noch nicht eingetroffen, und scheint es, als ob die allgemeine Panik, welche die fürchterliche Katastrophe im Ring Theater in der Stadt hervorgerufen hat, auch in den Zeitungsexpeditlonen fühlbar gewor den ist, aber andere deutfchländ'.fche Blätter bringen Auszüge aus denselben und Mitthei lungen über die Katastrophe, welchen wir, als Ergänzung unserer früheren Berichte, noch Folgendes entnehmen: Ueber die Entstehung des Feuers theilt der Schauspieler Lindau folgendes mit: „Ein Arbeiter hatte mit der langen Soffitenstange, welche zum Anzünden der ©ofsitenbeleuchtung dient, und an deren oberem Ende ein Blech gefäß, mit Spiritus gefüllt, sich befindet, aus dem ein brennender Docht hervorragt, die Soffitenlampen anzuzünden begonnen, éx kam mit dem brennenden Docht an die Sof fitenleinwand, welche zur Dekoration im er sten Akt von „Hos mann's Erzählungen" ge hört. Diese Dekoration stellte das Innere einer Schenke dar. Die Sosfitsnleinwand fing im Momente Feuer und die helllichte Flamme theilte sich sofort dem Schleier mit, der im letzten Akte dieses Stückes als ein Zwischenvorhang hinunterfällt. Der brenn« barste Zunder war gefunden. Ich befand mich im Nu in einem Flammenmeere und ich sah, wie der betreffende Arbeiter nach rück wärts sprang. „Es muß durch den plötzlichen und gewal tigen Ausbruch der Flammen ein überaus heftiger Luftzug entstanden sein. Eine hohe Feuersäule stürzte geradeaus auf den Vor hang los, der die Bühne vom Zuschauerraume trennt, und riß in diesen Vorhang mit dämo nischer Gewalt 'ein breites Loch hinein, und durch diese Oeffnung drängte sich der Feuer strom hinaus in das Theater, wälzte sich auf die bereits dicht besetzten Gallerten und hüllte die Unglücklichen mit feinem Todesmantel ein." Die Frankfurter Zeitung, vom 10. Dezem ber, schreibt: „Die Wiener Morgenblätter veröffentlichen Gemälde des Grauens von den Scenen, deren Schauplatz das brennende Theater und seine Umgebung während der Nacht vom Donners tag zum Freitag wurde. Die Panik, welche das Gallerie-Publikum ergriff, als unmittel« bar nach dem Ausbruch des Brandes auf der Bühne es Finsterniß umfing, während die Flammen in wilder Hast zu ihm hinüber fchlu gen, muß entsetzlich gewesen sein. Der er stickende Rauch, der sich im Zuschauerräume verbreitete, machte die Verwirrung und die Verzweiflung der Flüchtigen noch größer. Alles will den Ausgang gewinnen, einige Personen stürzen, man läßt sie liegen und eilt über ihre Körper hinweg. Man flieht und flieht weiter, endlich bleibt man stehen, trie Gänge und die Thüren sind viel zu klei«. Alles kann nicht hinaus. Nun folgt die Ks« tastrophe. Viele wollen einen anderen Ret tungSweg einschlagen sie eilen durch die Korridore und Bühnenräume, verirren sich und finden keinen Ausweg. Diese Unglück lichen, sowie jene Personen, die im Zuschauer» raunt bleiben mußten, weil die Ausgangs thüren von Fliehenden oerbarrifadirt waren], scheinen nicht gerettet zu sein. Unter ihnm befinden sich Viele, welche von ihren Angehö rigen, die sich noch retten konnten, vermißt werden. Ein Trupp von Besuchern aus der vierten Gallerte hatte durch einen offenes! Gang die Flucht ergriffen und war in ciii Zimmer gelangt, dessen Fenster nach deA Schottenring zu gelegen sind. Es war 10 Minuten vor 7 Uhr, als von diesem FenstM ein markerschütternder Schrei ertönte. Die Leute sahen ein, daß sie nur durch dieses Fen ster gerettet werden können, denn hinter ihnen schlugen die Flammen aus den Zimmerman den hervor. Es ist unmöglich, die Verzweif lung dieser Menschen zu schildern. Sie er« hoben flehentlich die Hände und jammerte» um Leitern, allein man hatte keine Leiter zur Hand. Wohl waren schon Löfchtram* ant Platze, aber die Confusion der Rettungs« organe war eine so allgemeine, daß man ans« fangs nicht? zur Rettung that. Auf kleinem Raunte waren sie angesammelt in schreck licher Noth In unmittelbarster Nähe hörte« sie das wüthende Element toben und der im« met dichter werdende Qualm unterrichtete sie in grausamer Weise von dem Fortschreiten des Feuers. Es vergingen qualvolle Minu ten, die den vom schrecklichsten Tode Bedroh« ten zu ebenso vielen qualvollen Stunden wur den Schon machten einige von ihnen Miene, sich von der bedeutenden Hohe auf das Stra« ßenpflctster zu stürzen! Tausendfache stürmt sehe Zurufe von unten antworteten ihnen. Man beschwor dte Unglücklichen, die alle Fassung verloren zu haben schienen, den Sprung nicht zu thun. Man rief ihnen zu, sie möchten warten, da im nächsten Augen blicke Leitern zur Stelle sein würden! Ver geblich Das furchtbare Jammern dauerte fort. Ein Mann, blos mit einem Salonrocke bekleidet den Oberrock hatte er um der grö ßeren Beweglichkei: willen abgelegt schwang sich über die Brüstung des Balkons! Aus tausend Kehlen schrie man ihm zu: „Nicht herunterspringen Eine entsetzliche Pause trat em. Dann wieder ein markerschüttern des Schreien.von oben, ein ohrzerretßendes Durcheinanderbrüllen von unten! Einer über schrie den Andern, Keiner verstand den An dem! Mit zotnsunkelnden Äugen' wartete das nicht minder gequälte Straßenpublikum aus das Erscheinen der ersten Leiter, des ersten Sprungtuches, welches dem in Todes gefahr befindlichen Nebenmenschen da oben Rettung bringen sollte. Wieder verstrichen qualvolle Minuten, die das Menschenherz er beben machten, den Gefühllosesten mit grau sigem Entsetzen erfüllten. In Diesem Moment ertönte das Horn der Löschmänner. Auch eine Leiter war herbeigebracht worden, aber sie erwies sich als zu kurz! Neues jammer volles Geschrei oben, neue Ausrufe der Ent rüstung unten. Endlich war unter dem west lich gelegenen Balkon das Sprungtuch aus gebreitet. Hunderte von Händen griffen gie rig danach. Man schrie tn die Höhe: „Her unterspringen und als die Vordersten auf dem Balköne zögerten, riefen Tausende hin auf: „Schnell schnell! Nicht fürchten ES geschieht kein Unglück! Aber Einer nach 5 jf§ r- & ü0Ckl7.OO I tllen Jtud, '-'ijj es V-| XX dem 1 «pril "~irr 4 \n\n Postangelegenheiten—Bingham, von Pennsylva nien. Oeffentliche Gebäude—Shellabarger, von Penn sylvanien. Pensionen—Marsh, von Illinois. Oeffentliche Ausgaben—Randall, von Pennsyl vanien. Die Namen der Mannschaften sind: Erster Cutter: Lieut. DeLong, Dr. Ambler, Jero^ me I. Collins, Wm. Nindeman, Louis No ras, Hans Erikson, Henry Knack, Adolph Breßler, Carl Görtz, Walter Lee, Niles Joost son, Geo. Boyd, W. Lorn. Walboot—Ingenieur Melville, Lieutenant Dannenhauer, Jack Cole, James Bartlett, Raymond Newcomb, Herbert Leach, Geo. Laudenbach, Henry Wilson, Manson Ani quin. Long. Zweiter Cutter: Lieut. Chipp, Capt. Dun bar, Alfred Sweetman, Henry Waren, Peter Johnson, Edw. Star, Showell, Albert Kathus.