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8 Wochenschau. ; (Schluß von der ersten Seite.) anderthalbjährige Probe bezüglich der ab— gekürzten Dienstzeit Bericht erstattet. Dem Vernehmen nach ist der Versuch voll— kommen zufriedenstellend ausgefallen. Alle weiblichen Sträflinge, welche wegen ihres ersten Vergehens, das sie aus Noth oder Aerger begangen haben, eine Gefäng— nißhaft verbüßen, werden aus Anlaß der Geburt der ersten Tochter der deutschen Kaiserin begnadigt werden. Trotz der entschiedenen Unzufriedenheit, die fich von allen Seiten gegen das Sonn— tagsgesetz erhoben hat, ist die Regierung entschlossen, dasselbe beizubehalten, wird je doch die Behörden ermächtigen, diejenigen Bestimmungen des Gesetzes, welche thatsäch lich mit den persönlichen Bequemlichkeiten in allzu schroffem Widerspruche stehen, auszn merzen. Der Kaiser äußerte sich einem Mitgliede der Berliner Bürgerschaft gegen— über, daß die arbeitenden Klassen den un— gemeinen Werth der Sonntagsruhe bald er kennen und wenn sie die Wohlthat derselben erst genossen, nie eine Aufhebung wünschen würden. Das Auswärtige Amt hat den amerikanischen Gesandten Phelps benach— richtigt, daß die Regierung mit Vergnügen Anstalten für eine würdige Vertretung Deutschlands auf den im nächsten Jahre in Chicago stattfindenden ngressen treffen werde. Ein Comite des Vereins deutscher Bankiers hat sich zu Gunsten der Betheili—- gung Deutschlands an der internationalen Münzconferenz erklärt. Die Banten ver—- folgen eifrigst die Gold. und Silberbewe— gung und interessiren sich jetzt besonders lebhaft für die ungarisch-österreische Con— vention betreffs Einführung einer Gold— währung. Das seit den letzten sechs Wo— chen bei der ungarisch-österreichischen Re— gierung eingegangene Gold belief sich auf 35 Millionen Gulden, ausschließlich 3, 500,- odoo Million Gulden in ameritanischen Goldstücken. Die Prägung von neuen Goldmünzen ist nahe bevorstehend. Der österreichische Finanzminister wird eine Geldanleihe von 100 Millionen Gulden sür Prägungszwecke machen. Der unga—- rische Finanzminister kündigt an, daß seine Regierung so reichlich mit Gold für Münz— zwecke versehen sei, daß sie keine Anleihe zu machen brauche. Sie hat 10 Millionen Gulden in Gold und obendrein die Aus— sicht aus dem Ueberschusse des Finanzjahres noch 30 weitere Millionen zu bekommen. Der Times wird von ihrem Berliner Correspondenten gemeldet, daß der Bun— desrath den dem Reichstag zu unterbreiten— den Gesetzentwurs gebilligt habe wonach für das ganze Reich einheitliche Auswande— rungsbestimmungen eingeführt werden sol— len. Es soll nämlich nach dem Entwufe ein spezielles, mit dem auswärtigen Amte verbundenes Departement für Auswande— rnngsangelegenheiten eröffnet werden, wel— ches allen Auswanderern, denen gestattet wird, Deutschland zu verlassen, mit Rath und That an die Hand gehen soll. Aus—- wanderungs - Agenten sollen nur von deutschen Dampfer - Gesellschaften an— gestellt werden dürfen. Die Kölnische Handelskammer hat ein Gesuch eingereicht, den Entwurf dahin abzuändern, daß auch ausländischen Dampfergesellschaften, welche Agenturen in Deutschland haben, dieselbe Vergünstigung wie der deutschen Gesell— schaften zu Theil werden solle. Ronacher's neues Theater Unter den Linden, das schönste der Stadt, ist kürzlich, wie bereits gemeldet wurde, mit einer Gala— Ballet-Vorstellung eröffnet worden. Der Bau mißt 110 Meter in der Tiefe und 50 Meter in der Breite und wurde von den be— rühmten Wiener Architekten Teller und Helmer errichtet. Das Theater, das einen Wintergarten mit exotischen Pflanzen und Springbrunnen enthält, faßt 4000 Per— sonen und hat im Parquet und ersten Rang große Promenaden - Foyers, deren Wände mit seidenen Tapeten bedeckt sind. Gobelin— Möbel zieren diese Säle, in welchen große Buffets aufgestellt sind. Die Logen sind mit außerordentlicher Eleganz eingerichtet, mit Vorzimmern, in denen Erfrischungen eingenommen werden können. An jedem Abend werden zwei große Ballets und eine Operette aufgeführt. Gespielt wird bis Mitternacht, während das Etablissement selbst bis lUhr Nachts geöffnet bleibt. Für die Aufführung der Ballets sind 200 Figurantinnen angestellt. Gleichzeitig mit dem Theater wurde auch das neue Caféẽ, sowie das neue Hotel eröffnet. Der ge sammte Bau mit Grund und Boden und allen Einrichtungen soll sich auf unge—- fähr 10 Millionen Mark stellen. General Carl Müller, der letzte der noch überlebenden deutschen Offiziere, welche bei Waterloo geföchten, ist am 30. Septbr., 96 Jahre alt, in Hannover gestorben. Dem Vernehmen nach handelt es sich in dem heute dem Bundesrathe unterbreiteten Militärgesetzentwurf um die Friedensstärke der Armee vem 1. Oktober 1893 bis zum 31 März 1899. Es scheint somit, daß der Plan eines Septennats oder Quinquen—- Inats fallen gelassen worden ist. In einer Sitzung des Gesundheitsrathes, in welcher die Professoren Koch und Pettenkofer zugegen waren, wurde be— schlossen, das neue Seuchengesetz auf folgende Krankheiten anzuwenden: Asia—- tische Cholera, gelbes Fieber, orientalische Pest, alle typhösen Krankheiten, Ruhr, Blattern, Diphtheritis, Scharlachfieber, Masern, Grippe, Meningitis, Kindbett— fieber, Tuberkulose, Syphilis, Aussatz, an—- steckende Augenkrankheiten, alle auf Men— schen übertragbaren Thierkrankheiten, wie Karbunkel, Wasserschen, Rotz und Trichi—- nosis; MalarischeFieber, Cholerine bei Ki— ndern und die folgenden Krankheiten, wenn dieselben epidemisch werden: Lungenent— zündung, Gesichtsrose, parasitische Haut— krankheiten, krebsartige Gewächse, Scorbut und Pellagra. Es wurde beschlossen, die Anmeldung der genannten Krantkheiten an die Behörden zum. Gesetz zu erheben; in— dessen, wurde die Frage, ob jeder einzelne Fall zur Anzeige gebracht werden sollte oder nur ein massenhafteres Auftreten von Fällen, einstweilen noch nicht erledigt. Oesterreich-Ungarn. In Prag hat die Verhandlung eines bedeutenden Erbschaftsprozesses begonnen, in welchen die Verwandten des verstorbenen Grafen Waldstein versuchen, ein Legat von mehreren 100,000 Gulden zu Gunsten des Verwalters und des Ohberförstess des Grafen Waldstein für ungültig zu er— „klären, weil dieselben angeblich die Geistes schwäche des Erblassers benutzt hätten, uan Letzteren zu bewegen, ihnen die Legate zu vermachen. Die Verhandlung des Pro— zesses wird etwa drei Wochen in Anspruch nehmen. Als Zeugen werden unter Andern Baron Albert Rothschild, der Marquis von Baequehem und der Cardinal Erzbischof Graf Schoenborn und andere Mitglieder der Aristokratie auftreten. Die Fami— lie Metternich, welche die Klage ange—- strengt hat, behauptet, Graf Waldstein habe den Cognac schoppenweis getrunken, bis er zuletzt irrsinnig geworden sei. Seine Erziehung sei so mangelhaft gewesen, daß er nicht einmal seinen Namen richtig habe buchstabiren können. Aerzte, welche den Grafen behandelt haben, sagen, daß er an einer Vergrößerung der Leber gestorben sei. Der Oberförster Weinelt sagte auf dem Zeugenstand aus, daß Graf Waldstein völ— lig vernünftig gewesen sei und nur von tödtlichem Hasse gegen seine Mutter und Schwester entbrannt gewesen sei, da diesel— ben an seiner mangelhaften Erziehung Schuld gewesen seien. Theils aus Geiz, und theils, um den Grafen seines Vermö— gens zu berauben, hätte sie seine Erziehung vernachlässigt. Der Wiener Corre— spondent des Londoner „Standard“ schreibt: Ein gewisser Szemoidy, der, während er sich in Preßburg in Haft be— fand, in seiner Gefängnißzelle Selbstmord beging, hat sich als der Verüber mehrerer hier vorgekommener Morde und Rauban— fälle entpuppt. Die Verbrechen waren alle bei hellem Tage verübt worden. Unter anderen hat der Angeklagte folgende Per—- sonen ermordet: Einen Juwelier Namens Schütz; einen Hotelbesitzer in Fünfhaus; den Hausknecht des erzbischöflichen Palastes am Stephansplatz, und in der vorigen Woche einen Uhrmachergehülfen. Der Mörder war ohne Zweifel wahnsinnig. Auch in Buenos Ayres soll er mehrere Mordthaten verübt haben. Italien. Das vatikanische Comite für die Pilger— fahrten hat bezüglich der Ankunft der ersten Abtheilung der zur Jubelfeier des Papstes eintreffenden Pilger die nöthigen Anstalten getroffen. Diese erste Abtheilung wird aus 500 Elsässern bestehen, welche unter Führung des Bischofs von Straßburg hier eintreffen. Der Papst hat übrigens, um eine Anhäufung von Menschenmassen in Folge der Pilgerfahrten während der· wär— meren Jahreszeit in Rom zu verhindern, bestimmt, daß die Pilger erst im November nach Rom kommen sollen, da alsdann der Gesundheitszustand in. Europa sich so ge— bessert haben wird, daß mit dem Fremden— andrange keine Gefahr für die Stadt ver— bunden sein wird. Kreisen ist das Gerücht verbreitet, daß der Papst die Erzbischöfe Corrigan von New York und Jreland von St. Paul im nächsten ConsistoriumzuCardinälen ernennen werde. Das italienische Parlament ist durch königliche Kabinetsordre geschlossen worden. Personen auf den Verdacht hin, Mitglieder einer Räuberbande, zur Ausplünderung von Reisenden zu sein, verhaftet worden. Eine Delegation italienischer Bürger von Rio de Janeiro hat dem Auswärtigen Amte ein Schriftstück zugestellt, worin dieselben ge— gen die ihnen von der brafsilianischenPolizei gewordene Behandlung Protest erheben. Das Schriftstück war von einigen Tausend in Brasilien ansässigen Italienern unter— zeichnet. ·Während in dem Schriftstück be— sonders gegen die Polizei Beschwerde ge führt wird, wird ferner darüber Klage ge—- führt daß die Gerichts- und Regierungs— beamten in Brasilien hartnäckig die Rechte italienischer Bewohner ignoriren und ihnen im Falle sie sich beschweren, jegliche Ge— nugthuung verweigern. Der Eigenthümer des Rom Jlournal in Rio de Janeiro, ein gewisser Valperi, verlangt 250,000 Francs Schadenersatz von der brasilianischen Re— gierung, mehrere andere Italiener verlan gen je 100,000 Francs Schadenersatz für Drangsalirungen, denen sie ausgesetzt gewe— sen. Minister Brin hat versprochen die Beschwerden zu untersuchen. Großbritannien. John Dillon, der bekannte irische Poli— tiker, stürzte heute während einer Fahrt auf der Straßenbahn so hettig von der Platt form zur Erde, daß er sich an der Stirue schwer verletzte und den rechten Vorderarm brach. Er befindet sich in ärztlicher Be—- handlung. Großes Aufsehen hat mn London der nnaufgeklüärte Tod früheren Schauspielerii Ruby Russel erregt, welche im Lyrio und Drury Lane Theater aufgetreten war. Ihr wirk— licher Name war Marianna Sharpe. Seit einiger Zeit war sie von der Bühne ver schwunden und es galt als offenes Geheim— niß, daß sie mit Woodburn Heron, einem Militärarzte zusammenlebe. Als Dr. Heron vor Kurzen nach Gambia versetzt wurde, nahm er seine Geliebte mit sich. Am 3. September kehrten Beide nach London zurück. Am vorigen Dienstag er kränkte Frl. Sharpe plötzlich, als sie sich mit Dr. Heron allein befand. Ein zu Hülfe gerufener Arzt erklärte, daß er der Kranken nicht helfen könne. Bald darauf wurde die Kranke bewußtlos und starb ohne wieder zur Besinnung gekommen zu sein. Die Ursache des Todes blieb in Dunkel gehüllt. Bei einem am Samstag abgehaltenen In— quest bezeugte Dr. Heron, daß er und Frl. Sharpe am Dienstag Nachmittag in Streit gerathen seien, und daß sie gedroht habe, sich das Leben zu nehmen. Wahrscheinlich habe sich sich vergiftet. Am Samstag über— nachtete Dr. Heron in einem Hotel an Craven Straße, am Strand. Als er gestern nicht zum Vorschein kam, und die Thüre seines Zimmers verschlossen war, wurde ein Polizist herbeigeholt, um die Thür ge waltsam zu öffnen. Im Zimmer wurde Dr. Heron mit einer gräßlichen Schnitt wunde im Halse am Boden liegend gefun— den. Im Coroners-Inquest über die Leiche des Mädchens hatte Dr. Heron erklärt, daß er ein Wittwer sei und daß seine Frau im vorigen Jahre in Jamaica gestorben sei. Er räumte ein, daß über die Leiche seiner Frau ein Inquest abgehalten worden sei. Aus Blutspuren, welche im Zimmer ge— funden wurden, ging hervor, daß Dr. Heron zuerst, vor dem Spiegel stehend, sich einen Schnitt in den Hals beigebracht hat. Da er fand, daß der Schnitt nicht tief genug war, um seinen Tod herbeizuführen, legte er sich der Länge nach auf den Fußboden. Vorher hatte er ein Gefäß zum Auffangen des Blutes hingestellt und seinen Kopf durch ein untergelegtes Kissen in eine erhöhte Lage gebracht. Nachdem er diese Vorbe— reitungen getroffen hatte, schnitt er sich abermals in den Hals, diesmäl mit besse rem Erfolge, indem er die Luftröhre und Schlagader durchschnitt. Auf einer Zeitung hatte er bereits sterbend seine Liebe zu Frl. Sharpe betheuert und die Hoffnung ausge—- drückt, daß er bald wieder bei ihr sein werde. Es heißt, Heron habe ein Schriftstück hinter—- lassen, worin er gesteht, Frl. Sharpe er— mordet zu haben. Nachdem er gestern Morgen aufgestanden war, schickte er meh— rere Depeschen ab und verfügte sich dann nach seinemnm Zimmer zurück. Die heutige Daily News meldet, daß die Mitglieder des ersten in Windsor stationir— ten Garderegiments in letzter Zeit wegen außergewöhnlich vielerExerzierübungen und Instruktionen, denen sie unterworfen wur— den, große Unzufriedenheit an den Tag ge— legt haben. Gestern fand ein Unteroffizier der Schwadron C die sämmtlichen achtzig zur Schwadron gehörigen Sättel in einer Weise zerschnitten vor, daß dieselben völlig un brauchbar geworden waren. Die Soldaten wurden nach ihrer Kaserne beordert und daselbst eingesperrt. Es dauerte nicht lange, so machten sie einen so heidenmäßigen Lärm, daß die ganze Nachbarschaft in Aufregung gerieth. Sie sangen unter anderm das Lied “Britons never shall be slaves” Wöchentliche Jlinois Staats-Zeitung, Montag, 3. Oktober 1892. und die Nationalhymne. Die Aufregung der Bürger von Windsor in Folge des Spektakels war so groß, daß große Volks massen die Kaserne umdrängten. Abends zwischen 9 und 10 Uhr ging die ganze Schwadron in den Hof der Kaserne, wo sie aus Leibeskräften johlte und sang. Erst als das Commando „Licht aus“ ertönte, wurde die Ruhe wiederhergestellt. Eine große Anzahl der Ruhestörer ist verhaftet und heute ist die ganze Schwadron in der Ka serne in Arrest. Wie es heißt, hat Leystein Rawson, ein sehr unbeliebter Offizier, die Extra-Exerzierübungen der Leute eingeführt und die Soldaten haben, um sich denselben zu entziehen, die Pferdesättel zerschnitten. Die Behörden in Windsor erklären, daß die Berichte von einer Meuterei unter dem hiesigen Garderegiment sehr übertrieben sind, obgleich sie die Zerschneidung der Sättel der Schwadron C nicht in Abrede stellen. Heute fand die Parade der Trup—- pen wie gewöhnlich statt. Nur ein unan— genehmer Auftritt entstand, als Capitän Rawson in einer Droschke in den Kasernen—- hof fuhr. Das ganze Regiment hatte sich nämlich auf den in den Hof mündenden Balkonen versammelt und empfing den mißliebigen Hauptmann mit Zischen und Pfeifen. Eine Fluth vonSchimpfreden wur— de außerdem gegen den Hauptmann ausge—- stoßen. Niemand würde überrascht sein wenn das Garderegiment nach dem Auslande ver—- setzt werden würde, wie es mit dem zweiten Bataillon der Gardegrenadiere geschah, welche im August 1890 wegen Insubordi— nation nach Bermuda geschickt wurden. Eine andere Meuterei entstand im Oktober 1891 im dritten Bataillon der Gardegrenadiere, und vorher waren unter den. Cold Stream— Garden Unruhen ausgebrochen. Alle diese Regimenter gehören zur Elite der englischen Armee. Die Soldaten erklärten, daß ihre Bezahlung unzulänglich sei, daß zu große dienstliche Anforderungen an sie gestellt und zu schwere Strafen über sie verhängt wür— den. Ferner sei das Essen unschmackhaft und unzureichend. Auch in anderen Regi mentern hat sich der Geist der Insubordi— nation geregt, besonders in Portsmouth und Chelsea, woselbst Artilleristen die Pferdegeschirre zerschnitten und für den Gebrauch untauglich machten. Sämmt— tiche bei diesen Meutereien betheiligte Leute wurden bestraft, jedoch wie sich herausge stellt hatte, nicht streng genug, um Andere von ähnlichen Uebertretungen abzuhalten. Die Lage läßt sich kurz in die Worte eines hervorragenden Offiziers zusammenfassen, welche derselbe kürzlich über die Meuterei der Cold Stream-Garden äußerte: Von Leuten, welche nur eine oberflächliche mili—- tärische Erziehung erhalten, läßt sich nicht erwarten, daß sie blindlings ·allen an sie gestellten Befehle gehorchen. Somerset Home wurde neulich ein Syndikat organisirt, welches sich die Erfor— schung des Transvaal - Gebietes und des Mashonalandes zur Aufgabe gestellt hat. Lord Randolph Churchill, mit 11, 000 Aktien und Oberst North & C. S. Goldmann mit 1000 Atktien, sind die ersten Direktoren. Lord und Lady Witborne, Lady Sarah W. Gon und Major Warde, mit je 1000 Aktien, sind ebenfalls Aktionäre in dem von dem neuen Syndikat übernommenen Unterneh— men. Das frühere Syndikat behält sich das Recht vor, andereTheileAfrikas zu erforschen, Ansiedlungen zu gründen und die Entwicke lung derColonie im Allgemeinen zu fördern. —Dr. Francis Charles Scott Sanders, der frühere Besitzer des Lyric Club, welcher beschuldigt ist den Namen des Earl von Londesborough auf Rechnungen im Betrage von 3,733 Pfund Sterling gefälscht zu ha— ben, wurde heute behufs seines demnächst stattfindenden Verhörs beigesteckt. Die ge—- sammte Summe, welche der Angeklagte durch Fälschung der Namen hochstehender Perfonen erschwindelt haben soll, wird auf über eine Million Dollars angegeben. —Die Wahlberechtigten der City of London traten jüngst in Guild Hall zusammen, um einen Nachfolger für den Lord Mayor Evans zu erwählen. Die Halle war bis auf den letz ten Platz gefüllt und der Vorgang erregte ein ganz ungewöhnliches Interesse, da sich gegen Stuart Knill, den Alderman für Bridge Within Ward, welcher der nächste auf der Liste für die Lord Mayorswürde war, eine starke Opposition geltend machte, weil der Candidat Katholik war. Sechs Can— didaten waren von den Wahlberechtigten in Vorschlag gebracht worden. Die Verlesung von Knill's Namen wurde mit lautem Bei— fall begrüßt. Als Stadtrath Moore gegen die Erwählung Knill's zum Lord Mayor Einspruch erhob, weil derselbe Katholit sei, entstand eine gewaltige Aufregung. Moore's Protest wurde mit Zischen und gleichzeitig auch mit Hochrufen entge— gengenommen. Trotz der Opposition ging Knill siegreich aus dem Kampfe hervor. besitzer Englands haben heute beschlossen, die Löhne ihrer Angestellten um fünf Pro— zent herabzusetzen. Die Arbeiter weigerten fich standhaft, sich darauf einzulassen und plänen einen Streik: In Manchester ist man allgemein der Ansicht, daß das Baum— wollengeschäft durch eine zeitweilige Ein— stellung der Fabrikation nur gewinnen kann, da die Spinnereibesitzer auf diese Weise ihre jetzigen colossalen Vorräthe los werden können. —Der Beschluß der Baum— wollenspinnereienbesitzer betrifft siebzehn Millionen Spindeln, auf denen amerikani— sche Baumwolle verarbeitet wird. Frankreich. Von Oberst Dodds, dem Befehlshaber der französchen Truppen in Dahomey gegen die Truppen des Königs Behanzin ist heute die telegraphische Meldung eingetroffen, daß der Kern des Dahomeyanischen Heeres in der am letzten Montag stattgehabten Schlacht vernichtet worden sei und daß die französischen Truppen a auf einen neuen Angriff vorbereiteten. —ln einer neulichen Sitzung des Arbeiter-Congresses in Mar—- seille hielt Liebknecht als Vertreter der deutschen Sozialisten eine Rede, in welcher er unter anderm sagte: Für die Sozialisten gibt es keine Nationalitätsfrage. Wir kennen nur zwei Nationen, die Nation der Besitzenden und die der aus den Arbeitern aller Länder gebildeten Proletarier. Zwi— schen Franzosen und Deutschen fluthet ein breiter Blutstrom, an dem wir jedoch un—- schuldig u.für den unsere Feinde verantwort lich sind. Zwischen Sozialisten jedoch bil— det derselbe keine Grenze des Hasses. Wir protestiren gegen den Bruderkbrieg von 1870. Die Sozialisten bilden eine große Armee, deren verschiedene Corps die Arbei— ter Frankreichs, Deutschlands und anderer Länder bilden. Nach 25jährigem Ringen. haben wir Bismarck besiegt und wir sind bereit, für den Sozialismus unseren letzten Blutstropfen zu verspritzen“ Am Schluß seiner mit großem Beifall aufgenommenen Rede brachte Liebknecht ein Hoch auf die internationale revolutionäre Demokratie aus. Der Deputirte Ferroul, einer der hervorragendsten Delegaten des Congresses, dankte Herrn Liebknecht für seine Rede und forderte die Anwesenden zu Hochrufen aus die deutschen Arbeiter auf. ls Tags darauf der Delegat Guesdo ankün digte, daß, ihm zu Ohren gekom— men sei, Liebknecht solle aus Frank— reich ausgewiesen werden, erwählte der Congreß den mit der Ausweisung bedroh— ten deutschen Delegaten sofort zum Präsi— denten, um damit seine Mißachtung der von der Regierung erlassenen Drohung zum Ausdruck zu bringen. Als Liebknecht den Präsidentenstuhl bestieg, wurde ihm eine Ovation zu Theil. In seiner Anrede sagte er, er könne unmöglich glauben, daß die französische Republik sich einer derarti gen Blamage schuldig machen würde. Für die ihm zu Theil gewordene Ehre und das in ihn gesetzte Vertrauen sprach er den De—- legaten seinen Dank aus. Als einer der Delegaten die Frage betreffs Elsaß-Lothrin— gen berührte, sagte Liebknecht: Lassen Sie uns unsere soziale Republik gründen, dann wird die elsässisch-lothringische Frage von der Bildfläche verschwinden. Durch Krieg kann diese Frage nicht gelöst werden. Nur der Triumph des Sozialismus in Frank— reich und Deutschland wird die Lösung der Frage herbeiführen.“ Liebknechts Rede wurde mit ungeheurem Beifall aufgenom— men. Die Sitzung dauerte bis Mitternacht. —Laut einer Depesche aus Porto Novo ist auf dem Schlachtfelde bei Dogba, auf wel— chem kürzlich die Streitkräfte des Königs von Dahomh von den Franzosen besiegt wurden, eine große Anzahl Gewehre und eine Masse Schießbedarf deutschen Fabri— kats gefunden worden. Die Patronen der Feinde, welche den Franzosen in die Hände fielen, tragen die Inschrift: „Cassel, 1884“ —Der bekannte Dramatiker Hektor Jonathan Cremieux machte seinem Leben durch einen Pistolenschuß ein Ende. Er war geboren am 10. November 1828 und wurde für seine Leistungen auf dramatischem Ge—- biete im Jahre 1864 zum Ritter der Ehren- Legion ernannt. Seinen größten Erfolg erzielte er mit dem Libretto zu der von Offenbach componirten Operette „Orpheus in der Unterwelt“. Rußland. „Novosti“ bringt einen Artikel über die von General Sir Frederick Roberts geführte Gesandtschaft, welche im vorigen Monate von der indischen Regierung an den Emir von Afghanistän gefchickt worden ist. Nach Ansicht der genannten Zeitung war die Ab— sendung der Gesandtschaft darauf berechnet, die Einverleibung Afghanistans in Groß— britannien herbeizuführen. Letzteres würde auf diese Weise Rußland den Weg nach dem indischen Ocean versperren, und viel eher als die Pamirfrage dürfte die vorhin er—- wähnte einen englisch-russischen Krieg her—- aufzubeschwören geeignet sein. Der Petersburger Correspondent des Londoner „Chronicle“ gibt nach eigener Anschauung eine Beschreibung des alljährlich von den Tataren des Malmuck-Bezirks dem Gotte ihres Stammes dargebrachten Sühnopfers. Ein Bauer wurde bei den Füßen aufgehängt und sein Kopf zur Hälfte vom Leibe ge—- trennt. Dann wurde dem Unglücklichen die Brust aufgeschnitten, das noch zuckende Herz herausgerissen und das Gesicht des Gottes damit bestrichen. Spanien. Im Kloster in Azpeitia, der Stadt in der Provinz Guipusco, in dessen Nähe Ig— natius Loyola, der Gründer des Jesuiten— ordens geboren wurde, sind heute die Pro—- vinzialen des Jesuitenordens aus der gan zen Welt versammelt, um einen Nachfolger für den vor Kurzem verstorbenen General des Ordens, P. Anderledy, zu erwählen. Die Wahl wird ohne Zweifel mehrere Tage in Anspruch nehmen. Seit der im Jahre 1534 erfolgten Gründilhg des Ordens ist dies das erste Mal, daß ein General dessel ben außerhalb Rom erwählt wird. Wie es heißt sind die Jesuiten von dem alten Brauche abgegangen,, um sich allen Einflüssen des Vatikäns bei der Wahl ihres Oberen zu entziehen. Der amerikanische Kapitän Andrews, der in einem kleinen Boote den atlantischen Ocean gekreuzt hat, ist in seiner Nußschale in Huclva eingetroffen. Eine zahlreiche Menschenmenge war auf dem Landungs— platze versammelt und begrüßte den kühnen Seefahrer mit begeisterten Hochrufen. So— bald derselbe das Ufer betreten hatte, wurde er auf den Schultern der Volksmenge nach der Präfektur getragen, woselbst ihn der Präfekt mit einer Rede empfing, in der er ihn zur glücklichen Vollendung seiner ge—- fahrvollen Reise beglückwünschte. Dem Londoner „Standard“ wird von seinem Madrider Correspondenten über die Aus—- sichten der heurigen Weinernte geschrieben: Die Lese ist bereits stark im Gange und läßt nach Quantität und Qualität nichts zu wünschen übrig, ausgenommen in eii— gen wenigen von der Reblaus und der Fäule heimgesuchten Distrikten. Die Vortreff— lichkeit der Lese macht bei den Weinzüchtern mehr als je den Wunsch nach einer Erneue— rung der Handelsverträge, besonders mit Deutschland und England rege. Es ist ein offenes Geheimniß, daß dieselben noch ei— nen Theil der letztjährigen Ernte vorräthig haben. Die Olivenernte hat durch Hitze und Hagelschlag stark gelitten und die Preise für Oliven und Olivenöl sind in Folge dessen stark in die Höhe gegangen. In Weizen und anderem Getreide ist nicht ganz eine Durchschnittsernte zu verzeichnen, so daß Spanien mehrere Millionen Hektoliter einzuführen gezwungen sein wird. Der durch die schlechte Ernte entstandene Geld— verlust beträgt 4 Millionen Pfund Ster ling. 2 Merxiko. Die Arbeiten an dem neuen Zolltarif werden mit allem Eifer betrieben und die Veröffentlichung des neuen Tarifs findet wahrscheinlich in etwa vierzehn Tagen statt. Wie es heißt, werden nach demselben die Zölle auf Rohmaterial herabgesetzt, dagegen auf Maschinen erhöht und die sämmtlichen zwischenstaatlichen Steuern abgeschafft werden. —Auf der mexikanischen Eisenbahn linie, jenseits Esperanza, ist das Geleise durch heftige Regengüsse zerstört worden. Getreidemangel hat in Morelia, einer Stadt im Staate Michoacan, einen Aufruhr der Bevölkerung veranlaßt, der nur durch das persönliche Einschreiten des Gouverneurs und das Versprechen desselben, möglichst bald dem Getreidemangel abzuhelfen, be— schwichtigt werden konnte: Der Gouver—- neur hat aus benachbarten Städten so viel Getreide herbeischaffen lassen, daß die Be— wohner bis zur Ankunft des amerikanischen Getreides aller Nahrungssorgen überhoben sind. —ln Chiapa grassiren die Blattern. Die Arbeiten an der projektirten elektri— schen Eisenbahn auf den bekannten Vulkan Popocatepetl werden demnächst in Angriff genommen. Die Regierung hat einen Contrakt für die Errichtung einer scandi— navischen Colonie inMexico unterzeichnet. Generäl Diaz wurde auf vier weitere Jahre, vom 1. Dezember d. Is. ange— rechnet, zum Präsidenten der Republik protlamirt. Serbien. Aus Belgrad kommt die Nachricht, daß Simovice, ein hervorragendes fortschritt— liches Mitglied der serbischen Deputirten— kainmer in Kreljeve ermordet worden ist. Der Bürgermeister der Stadt ist als der That verdächtig verhaftet worden. Allerlei. In einem in Christiania eingetroffenen Schreiben ersuchten die Ver. Staaten die norwegische Regierung um die leihweise Ueberlässung des bei Gogstead gefundenen Vikinger Schiffes für die columbische Welt ausstellung. Die amerikanische Regierung erklärte sich bereit, das Vikinger Schiff mittels einés Kriegsschiffes nach Amerika zu transportiren. Diée Universitätsbehör— den, welche das Schiff in Verwahrung haben, wünschen den Wunsch abschläglich zu bescheiden. In Folge dessen ist der Schiffbäuer Christensen in Sandefjord in Norwegen mit dem Bau einer getreuen Nachahmung des Vikinger - Schiffes bis zum Februar k. Is. beauftragt worden Das Steigen des Nils geht in zufrieden— stellender Weise vor sich und die Ernte— aussichten in Aegypten sind gut. Nachrichten aus Aden zufolge dauert der Stlävenhandel in größerem Maßstabe fort wie bisher. In Folge der starken Nach frage nach Sklaven und der für dieselben offerirten hohen Preise treffen täglich Sklavenkarawanen an der Küste ein. Die Karawanen werden auf ihrer Reise durch Vitu durchaus nicht belästigt. Die Skla—- ven werden in dec Nähe von Zulah, Mas— sauah; Ojibontie und Suakim eingeschifft. Als Bezahlung für die Sklaven nehmen die Sklavenhändler weiter nichts als Schieß bedarf für moderne Schußwaffen. Auf dem Marsche aus dem Innern des Landes bis zur Küste sterben volle siebzig Prozent der Sklaven. Während des kommenden Winters werden in der Gegend des Kongo—- staates und des zu England und Deutsch land gehörigen Theiles von Ostafrika noch bedeutendere Sklavenzufuhren als bisher erwartet. der türkischen Insel Marmara wurde von ·einigen dort ansässigen Ruthenen ein Angriff auf die Wohnung eines Juden gemacht. Die Ruhestörer plün— derten die Wohnung aus und zerstörten sie dann. Polizei wurde zu Hülfe gerufen, allein, ehe dieselbe eintraf, waren die Be wohner des Hauses in Folge der erlittenen Verletzungen mehr todt als lebendig. Meh— rere der Ruhestörer befinden sich in Haft. Der spanische Consul in Hongkong hat die Meldung erhalten, daß die Insel Manilla und andere in der Nähe gelegene Inseln von einem furchtbaren Typhon heimgesucht worden sind, der ungeheuereVer— heerungen an Eigenthum angerichtet habe. Auf der Ausstellung in Philippopel in Ost-Rumelien befindet sich unter Anderem auch eine böhmischeAbtheilung, welche durch den Reichthum ünd Geschmack der Aus stellungsgegenstände allgemeine Aufmerk— samkeit erregt. Ueber dem Eingange be— fand sich die Inschrift: „Kbönigreich Böhmen“, deren Entfernung jedoch vom österreichisch - ungarischen Consul verlangt wurde. Die böhmischen Aussteller weiger— ten sich nicht nur, der Aufforderung des Consuls nachzukommen, sondern hißten obendrein noch die böhmische Flagge auf dem Gebäude auf. Die Cholera. Abgesehen von vereinzelten Krankheits—- fällen in Berlin, Paris, Havre, Krakau sowie in Belgien, den Niederlanden und Rußland und mit Ausnahme von Hamburg ist die Cholera in Europa so gut wie er—- loschen und in Hamburg ist sie im Er— löschen begriffen. Die Zahl der täglichen Erkrankungs- und Todesfälle nimmt dort stark ab. Amtlichen Nachrichten zufolge sind bis zum 24. September im Ganzen 17,157 Personen an der Cholera erkrankt und 7339 Personen an der Seuche gestorben. Die Hospital-Aerzte beklagen sich über ihre elende Bezahlung; sie erhalten pro Tag 34 Mark. Zur Unterstätzung kleiner Gewerbsleute, deren Geschäft durch die Cholera geschädigt worden ist, will die Stadt eine Anleihe von 5 Millionen Mark machen. Die Nie—- derreißung der alten verseüchten Mieths— kasernen hat begonnen. Die 800 da— durch obdachlos gewordenen Perso— nen werden in der Concordia— Musikhalle in St. Pauli untergebracht. Für den Hülfsfond sind jetzt 1,600,000 Mark eingegangen. Baron Schröder von London hat 200,000. Mark zu demselben beigesteuert, Kaiserin Friedrich, der Compo— nist Brahms und Hans von Bülow je 1000 Mark. Dr. A. Stanhope, der in Paris mit Choleragift geimpft worden war und später als Pfleger in einem Hamburger Cholerahospital thätig war, ist in Berlin angekommen. Er ist ge— sund und kräftig und glaubt, daß die Impfung ihn gegen die Ansteckung gefeit habe. Trotzdem wurde ihm in mehreren Hotels die Aufnahme verweigert. Zum Glück hatte der Doktor einige amerikanische Freunde hier, die ihm bereitwilligst ihre Privatwohnungen zur Verfügung stellten. Wegen des Auftretens der Cholera in New York ist die Sperrung der atlantischen Häfen Colombia's gegen Schiffe, die qaus verseuchten Ländern kommen, heute auf alle nach dem 12. September aus den atlanti— schen Häfen der Ver. Staaten abgegange—- nen Schiffe ausgedehnt worden. Der ame— rikanische Postdampfer Newport, der am 10. d. M. von New York abfuhr und heute Morgen hier eintraf, wird von dieser Maß—- regel t betroffen und derselbe wurde un—- beanstandet in den Hafen eingelassen. Der Newport wird nicht vor dem 3. Okt. die Rückreise antreten, da er möglichst alle bis dahin von der Pacificküste eiütreffenden Passagiere und Frachtgüter einzunehmen gedenkt. Nach der Abfahrt des Dampfers ist während der Dauer der Seuche aller Ver—- kehr mit auswärtigen Häfen aufgehoben. Diese Maßregel wird für unbedingt noth— wendig erachtet, da keine Vorkehrungen zur Errichtung einer Quarantäne hier getroffen werden können. Der britische und franzö— sische Gesandte haben Protest gegen die obige Maßregel erhoben. Der englische Postdampfer Atrato, der in Savinalla ei—- traf, nachdem bekannt gemacht worden war, daß der Hafen gegen auswärtige Schiffe geschlossen sei, wurde nicht nur aus dem Hafen ausgewiesen, sondern dem Befehle wurde durch drei Gewehrsalven seitens einer Abtheilung Militär noch ganz besonderer Nachdruck verliehen. Die Schüsse fielen zum Glück dicht vor dem Dampfer in's Wasser. Die Londoner Times sagt in einer kritischen Besprechung der von ihrem Hamburger Cor— respondenten angestellten Untersuchungen über die Ursachen der Cholera in Hainburg, daß die Seuche sehr leicht von der Stadt hätte ferngehalten werden können. Trotz der allgemein angenommenen Ansicht, daß die Hamburger Sanitätsverhältnisse in einem geradezu jämmerlich mangelhaften Zustande seien und daß Reinlichkeit über— haupt nicht zu den hervorragendsten Eigen— schaften Hammonia's gehöre, sagt die Ti— mes, daß in gewisser Beziehung Hamburg allen Grund habe, auf sein Sanitätssystem stolz zu sein. Es herrsche keine Armuth in der Stadt und die Leute wohnten auch nicht allzu gedrängt zusammen und selbst bei den Leuten der ärmeren Volksklassn herrsche eine musterhafte Reinlichkeit. Das Ca— nalisirungssystem ließe nichts zu wünschen übrig, und bezüglich der Lage, des Bodens und der allgemeinen Einrichtungen der Friedhöfe sei durchaus nichts zü bemängeln. Alle diese guten Einrichtungen hülfen je— doch nichts, da seit Jahren andere Uebel— stände in der Stadt herrschten, an deren Abhülfe bis jetzt vergeblich gearbeitet wor—- den sei. Hamburg ist nämlich an einer Seite von einem dreckigen Flusse und an der anderen Seite von einem morastähn— lichen See umgeben. Die Canäle, im Volksmunde „Fleeten“ genannt, sind ge— radezu scheußlich, indem dieselben mit einer Masse dunkelschwarzen, träg fließenden Wassers gefüllt sind. Die Oberfläche des Wassers ist mit dickem zähem schleimähn— lichen Schaum bedeckt, auf welchem sich zahlreiche mit giftigen Gasen gefüllte Bla sen befinden, die beim Platzen einen unerträglichen Gestank verbreiten. Diesem ephitische Dünste aushauchenden Sümpfe sind von himtmelhohen finsteren. Ge— bäuden (Speichern) eingesäumt und nie dringt frische Luft in diese Engpässe. Im August war der Wasserstand in diesen Flee—- ten außergewöhnlich niedrig und die zurück— gebliebene schlammige Flüssigkeit wurde unter der damals herrschenden tropischen Hitze in eine förmliche Giftmasse verwan— delt. Dazu kommt, daß die Wasserzufuhr für die Stadt der Elbe entnommen wird, obwohl der gesammte Unrath der Stadt in den Fluß entleert wird. Das mit dem Un— rath und allen ekelhaften Entleerungen ver—- unreinigte Elbwasser wird unfiltrirt und völlig ungereinigt in die Häuser geleitet und dort als Trinkwasser und zum Haushal—- tungsgebrauch verwendet. Der Umstand, daß das Wasser durch die Wasserwerke geht, trägt nur dazu bei, es noch schmutziger und ekelhafter zu machen, da die Umgebung der Wasserwerke ganüz besonders schmutzig ist, indem sich daselbst Wasserlachen befin—- den, die mit morastigem Wasser und Un— kraut und giftigen Ablagerungen aller Art gefüllt sind. Diese Lachen sind mit ganzen Schaaren von Fischen und anderen Wasser—- thieren angefüllt, die in den Schlamm— und Schmutzmassen ihre Nahrung finden. Die Hamburger Behörde habe übrigens Vor sorge getroffen, die Stadt mit Hilfe der Altonaer Wasserwerke mit reinem Wasser zu versorgen und den Behörden einzuschär fen, alles zum Trinken benutzte Wasser vor dem Gebranche sorgfältig zu kochen. In der unter Vorsitz vom Rathsherrn Martin abgehaltenen Versammlung von Banken und Handelshäusern in Hamburg wurde beschlossen, einen Fond zu grün— den, aus welchem kleine Geschäftsleute, de— ren Geschäft durch die Cholera gelitten hat, Vorschüsse erhalten sollen. Die neue Spar—- bank zeichnete $50,000 zu dem Unter— stützungsfönd für Hilfsbedürftige. Der Fond verfügt jetzt über ein Kapital von $156,000. Es sind bereits mehrere arte—- sische Brunnen angelegt worden, welche die Städt jetzt mit reinem Wasser versor— gen. Von dem Hamburger Canalisirungs— und Wasserversorgungssystem entwirft der Correspondent der Times nachstehende ab— schreckende Schilderung: Die Cisternen sind mit einer dicklichen trüben Flüssigkeit ange— füllt. Je näher das von den Wasserwerken gelieferte Wasser seinem Ziele kommt, desto miserabler und schmutziger wird es. So ist das Elbwasser reiner als das in den Wasserwerken befindliche. Letzteres ist wie der sauberer als das in den Röhren befind— liche und das der letzteren ist reiner als das in den Häusern den Hähnen entströmende. Um die Cholera in der Stadt epidemisch zu machen, war nur Eins erforderlich, nämlich das Eindringen von Choleragift in das Wasserwerksystem. Dank der mangelhaf— ten Anlage der Wasserwerke trat der letztere Umstand nur zu leicht ein. Bei der Fluth z. B. wird der aüs den Abzugskanälen ent— leerte Unrath nach dem Einlaßrohr der Wasserwerke geschwemmt. Während so in Hamburg der Unrath unter dem Keller weg fortgeführt wird, wird er nach kurzem Kreislgufe durch den Fluß von den Wasser—- werken wieder aufgepumpt und den Häu— sern wieder zugeführt. Diese schauder—- haften Zustände haben erwiesenermaßen seit 15 oder 20 Jahren bestanden. Die Stadt beabsichtigt jetzt, neue Wasser—- werke zu errichten und im Uebrigen bleibt Alles beim lten. Die Vollendung der neuen Wasserwerke wird immerhin zwei Jahre in Anspruch nehmen. Ob dieselben den an sie gestellten Anforderungen ent— sprechen werden, ist eine Frage, welche In—- genieure zu entscheiden haben werden. Schlimmer übrigens als in Hamburg ist das Canalisirungssystem in Altona, jedoch ist letztere Stadt von der Cholera wohl des— halb verschont geblieben, weil sie bessere Wasserwerke hat. York sowohl als im New Yorker Hafen ist die Cholera erloschen. Für die Schulverhältnisse in Mecklen—- burg ist ein neuerliches Vorkommniß höchst bezeichnend. Einc adelige Dame hat ihrem Lehrer verboten, Aufsätze, Briefe u. s. w. in der Schule anfertigen zu lassen, da der— gleichen Dinge den Schülern nur zum Nachtheil gereichten. Es hatte sich nämlich auf dem Gute der gedachten adeligen Dame eines der Hofmädchen mit ihrem Schatz entzweit, ihm einen groben Brief geschrie— ben und dafür alsdann eine Tracht Prügel erhalten. Häkte das Mädchen nicht schrei ben gelernt, so hätte es keinen Brief ge— schrieben und auch keine Prügel empfangen, so schloß die „gnädige“ Frau sehr logisch, deshälb sei es eben besser, wenn die Kinder in der Schule das Schreiben nicht erlern— ten. Dieselbe Dame hat auch den geo—- graphischen Unterricht in ihrer Schule unter sagt, so daß der Pastor die von ihm der Schule übergebene Karte von Deutschland aus der Anstalt wieder hat entfernen müssen. Man sollte es kaum glauben, daß so etwas irgendwo im deutschen Vaterlande noch möglich wäre. 0 A 0 19 17 12— 30 91 .0 8 3 * 2 4 2 167 1/ j ; m : 7 2 ; - ; 2 ; ; Ein reines Cremor Tartari-Pulver. Uebertrifft jedes bekannte andere. Gebraucht in Millionen von Häuslichkeiten. 40 Jahre lang das “Standard”. Deliciöse Kuchen und Gebäck, leichte lockere Biscuits, Pfannenkuchen u. .w.; schmackhaft und gesund. Kein anderes Backpulver thut solche Arbeit. Wie die Kleinen leiden! Wenn ihnen die Haut vom Jucken und vom Eczema, und andern Haut- oder Kopfkrankheiten, die Schuppen oder Bläschen verursachen und das Ausfallen der Haare bewirken, ordentlich brennt, das wissen nur die Mütter. 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