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12 Inland. Zu Ehren des verstorbenen Volksver treters Ran dall schreibt der „Philadel. Demotrat“: „Die ehrenden Worte zum Andenken des edlen Randall, die kürzlich in dem Philadelphiaer Waisengericht von Richter Penrose gesprochen wurden, haben einen Wiederhall im ganzen Lande gefun— den. Es wurde bereits mitgetheilt, daß das Gericht den Vericht über die Verwaltung der Hinteclassenschaft Randall's durch dessen Wittwe gutgeheißen hat. Die ganze Hinter— lassenschaft betrug S2OO, wozu $589.75 rückständiges Gehalt als Congreßmitglied tkamen. Der Richter sprach: „Der Ver— storbene, dessen Ruf ein nationaler war, der als Sprecher des nationalen Abgeordne— tenhauses in einer höchst kritischen Zeit un— serer Geschichte fungirte und der fast 30 Jahre lang als Vertreter des dritten Be zirks von Pennsylvanien mit größter Aus— zeichnung diente, starb am 13. April 1890, ohne Testament, mit Hinterlassung einer Wittwe und dreier Kinder. Die Geschichte seiner Armuth und seines Leidens in seinen letzten Lebensjahren, vom 1. Juli 1888 bis 13. April 1890, sind uns in ergreifender Weise geschildert worden.“ Der Richter beorderte dann den Bericht zu Prototoll, nebst den Angaben über einen Stiftungs- Fonds für die Familie von $32, 000. Er fuhr alsdann fort wie folgt: „Das Licht, welches auf den letzten Theil seines Lebens geworfen wurde, sein Verhalten, indem er alle Hülfe seiner vertrautesten Freunde zu— rückwies, rechtfertigt im vollsten Maße den seinem Andeken gebrachten Tribut, der da lautet: Ein solcher Geist und eine solche Unabhängigigkeit bei einem Politiker leider so selten zu finden zu allen Zeiten unserer Geschichte stempelt den Namen und den Ruhm und das Beispiel Randall's zu einem der tostbarsten Besitzthümer des Volks und namentlich des Volks von Phi— ladelphia.“ Mit höchster Genugthuung müssen alle Verehrer des unübertrefflichen Mannes diesen gleichsam gerichtlich-offi— ziellen Nachruf vernehmen.“ Den Staatsgesetzgebungen von Illi—- nois, Wisconsin u. s. w., welche sich mit so großem Nachdrucke für Offenhalten der Weltausstellung am Sonntag aussprachen, hat sich die von Missouri an geschlossen. Auch sie nahm mit beträcht— licher Mehrheit einen Beschluß an, worin der Congreß ersucht wird, seine der Welt— ausstellung aufgeladene Sonntagssperre— Verfügung zurückzunehmen. Aber bei den Mehrheitströpfen im Washingtoner Capitol hilft dies nichts! Ein Bericht der „Nationalen Ehe— scheidungs-Reform-Liga“ über ihre Thätig— im Jahre 1892 zeigt, daß die Bemühungen dieses Verbandes, in die Ehe- und Ehe— scheidungs-Gesetze der verschiedenen Staaten mehr Uebereinstimmung zu bringen, in dem gedachten Zeitabschnitt wiederum von eini gem Erfolg gewesen sind. Während des letzten Jahres sind in Mississippi und Georgia Commissionen eingesetzt worden, um die Annahme einheitlicher Ehegesetze in den Staaten zu fördern, so daß jetzt in acht Staaten derartige Commissionen bestehen. In vier anderen Staaten, Californien, Connecticut, Kentucky und Nord-Carolina, ist den Staatsgesetzgebungen von den betr. Gouverneuren ein gleicher Schritt an empfohlen worden; und man erwartet, daß sich diese Staaten in Bälde der Bewegung anschließen werden. Auch im Congreß ist eine Bill anhängig, um eine solche Com mission für den Bezirk Columbia zu schaffen. Bekanntlich ist ein Zusatz zur Bundesver fassung nöthig, um dem Congreß die Gewalt zum Erlaß eines nationalen Ehegesetzes zu verleihen; aber da die Annahme eines solchen Verfassungszusatzes sehr schwierig und höchst unwahrscheinlich ist, so hat sich besagte Liga die Aufgabe gestellt, die An nahme eines übereinstimmenden Ehegesetzes in den einzelnen Staaten zu betreiben. Wenn erst einmal ein Dutzend Staaten in dieser Hinsicht mit gutem Beispiele voran— gegangen sind, dürften die übrigen nach und nach folgen. ; Am 19. Februar Morgens ist nach schwerem Leiden der pennsylvanische Staatssenator John N. Neeb, einer der Herausgeber und der „Managing Editor“ des „Freiheitsfreund“ in Pittsburg in dem blühenden Mannesalter von nahezu zwei— undvierzig Jahren gestorben. Er war ein echter deutscher Mann in des Wortes schön— ster Bedeutung und sein Hinscheiden wird von seinen politischen Gegnern ebenso tief betrauert, wie von dem zahlreichen Kreise seiner Freunde und Bekannten. John Nicolaus Neeb war am 19. März 1851 in Allegheny City in Pennsylvanien, geboren. Nachdem er sich in einer deutschen Kirchen— schule seiner Vaterstadt eine genügende Vorbildung angeeignet hatte, studirte er mehrere Jahre lang an der West-Pennsyl— vania Universität und trat sodann in den Stab des „Freiheitsfreund“ ein und zwar er lernte er zunächst das Schriftsetzen, sodann wurde er Berichterstatter, Lokalredacteur und endlich „Managing Editor“ des ge—- nannten Blattes, bis er 1889 in Gemein— schaft mit seinem Vetter Harry Neeb in die Firma L. & W. Neeb als einer der Heraus geber des „Freiheitsfreund“ eintrat. Schon in jungen Jahren widmete er sich der Poli— tik und vertrat in den Jahren 1875 bis 1877 die dritte Ward von Pittsburg im Stadtrathe. Später ernannte ihn der Gouverneur Hartranft zum Mitgliede des Verwaltungsrathes der Reformschule in Morganza und in diesem Amte erwarb er sich die Liebe und das Vertrauen seiner Mitbürger in dem Maße, daß die Gouver neure Hoyt, Pattison und Beaver ihn nach dem Ablaufe seiner betreffenden Amtszeit stets zu dem Amte wieder ernannten. 1890 trat er auf den Wunsch seiner Freunde in den Staatssenat, in welchem er ein eifriger Befürworter freisinniger Maßregeln war. Nachdem er die Folgen eines Malarial— fiebers und später der Grippe taum über— wunden hatte, erkrankte er im letzten Spätjahre an einem Leberleiden; dessen ungeachtet nahm er im Januar d. JI. seinen Sitz im Staatssenat ein, mußte aber am 9. Februar krantkheitshalber heimkehren. Das Leberleiden ging in Wassersucht über, welche schließlich seinen Tod herbeiführte. Die Einwanderungs-Statistik für den Monat Januar ist soeben von dem statisti— schen Amte in Washington veröffentlicht worden; sie befaßt sich mit der Einwande— rung in den amerikanischen Seehäfen und läßt mangels zuverlässiger Ermittelung die über die Grenze von Mexico und der briti— schen nordamerikanischen Besitzungen unbe— rücksichtigt. Nach Inhalt dieser Statistit beträgt die Zahl der im Januar d. I. in den Häfen der Bereinigten Staaten gelandeten Einwanderer im Ganzen 14,831. Davon kamen aus Oesterreich- Ungarn mit Aus— schluß von Galizien 2,429, darunter 248 Böhmen und 824 Ungarn; aus Dänemark 344, aus Frankreich 392, aus Deutschland 4,620, aus Italien 2,204, aus den Nieder—- landen 265, aus Russisch-Polen und Ga— lizien 134, aus Rußland mit Ausschluß von Polen 583, aus Schweden und Nor—- wegen 928, aus der Schweiz 139, aus Großbritannien 2,058, (nämlich aus Eng—- land und Wales 1,252, aus Schottland 265, aus Irland 41) und aus allen übri— gen Löndern 735. Die Gesammtzahl der Einwanderer vertheilt sich auf die amerika— rots Hafenplätze folgendermaßen: Bal— timore 1,028, Boston und Charlestown in Massachusetts 420, New Orleans 261, New York 11,891, Philadelphia 1,071 und San Francisco 160. Unter der Gesammtzahl der Einwanderer in den letzten sieben Mo—- naten von 204,357 befanden sich 49,722 Deutsche, denen mindestens noch 12,000 deutschsprechende Schweizer, Oesterreicher und Russen hinzufügen sind, während die Gesammtzahl der englischsprechenden Ein— wanderer aus Großbritannien nur 46,440 betrug. Der Erzbischof Katzer in Milwaukee hat sich gegen den Erlaß eines Staats-- gesetzes zur Erschwerung der Eheschließung ausgesprochen, befürwortet aber ein Gesetz, wodurch diejenigen Personen, welche eine Trauung vornehmen, zu größerer Vorsicht und namentlich zur Stellung der nach dem gegenwärtigen Gesetze erforderlichen Fragen angehalten werden. Der berühmte alte, jetzt so tief gede müthigte Ferdinand de Lesseps, war zwei— mal zu Besuch in den Ver. Staaten, 1880 und 1886—in seinem 75. und in seinem 81. Lebensjahre. Beide Male war er noch im Vollbesitz seiner großen Geistesgaben. Sein Vater war französischer Consul zu Philadelphia von 1821 bis 1825, zur Zeit da Ferdinand als jugendlicher Attachẽ beim Consulat in Lissabon befand. Durch seinen Vater wurde er für die Ver. Staaten einge— n und hat sich stets als warmer Freund derselben ausgesprochen. Im Jahre 1880 kam er direkt von der Inspektion des Panama-Isthmus nach New York, um Amerika für sein Unternehmen zu gewin— nen. Damals erklärte er, daß in dem Bau des Panama-Canals keine Verletzung der Monroe-Doktrin enthalten sei, indem der Canal neutral sein, oder wenn es sein müsse, unter die Controlle der Ver. Staa— ten kommen werde. Durch den Bankerott des Unternehmens und die Einsetzung eines Curators nach französischem Recht ist aber die Sachlage jetzt zu einer der Monroe- Doktrin wenig günstigen geworden. Da— mals, im Jahre 1880, wurde Lesseps zu New Hork großartig empfangen und ge—- feiert. Auf Einladung der Gesellschaft der amerikanischen Ingenieure hielt er einen Vortrag vor einer gewaltigen Versammlung im Union Square Theater über sein Pa— nama-Projekt. Er erklärte es als seinen Plan, womöglich seine Aktienausgabe von $120,000,000 zur Hälfte in den Ver. Staa ten unterzubringen. Es sind aber nur für S3OO, 000 bis $400,000 dieser Aktien hier im Lande untergebracht worden. Damals errichtete Lesseps die sog. amerikanische Direktion der Panama-Gesellschaft. Zum zweitenmal kam er im Jahre 1886 nach den Ver. Staaten als ein Mitglied der Pariser Commission, welche der Enthüllung der Freiheitsstatue im New Yorker Hafen bei— wohnte. Er war von seiner Tochter Feride de Lesseps begleitet und besuchte auch den Präsidenten Cleveland in Washington. In Philadelphia gab ihm George W. Childs ein glänzendes Bankett am 2. November 1886. Lesseps hielt eine begeisterte Dank—- rede auf die Ansprachen an ihn und lud alle seine Freunde zur Feier der Eröffnung des Panama-Canals auf 1890 ein. Offen bar glaubte er damals noch ebenso ehrlich wie fest an ein Gelingen. Blumenthal & Co. daselbst eine interes—- sante Gruppe ausgestopfter Känguruhs aus Neu -Süd -Wales eingetroffen, welche die Firma mit Proben der von ihnen herge stellten Leder zur Weltausstellung in Chi— cago senden wird. Das interessanteste Stück in der Gruppe ist ein graubehaartes Känguruh-Weibchen mit ihrem Jungen in dem Beutel am Bauche. Das größte Stück in der Gruppe ist ein graues männliches Känguruh, welches von der Nase bis zur Schwanzspitze sieben Fuß mißt. Der Vollziehungsausschuß der „Na— tional Union of United Brewery Workmen“ in St. Louis hat über sämmtliche Braue—- reien in St. Paul in Minnesota den Boy— cott verhängt. Von dieser Maßregel sind betroffen: die „Theodore Haun Brewing Company“, die „William Fink Brewing Company“, die „Fred. Emmert Brewing Company“, die „Charles Stahlmann Brew— ing Company“, die „A. Voung Brewing Company“, die „Martin Bruggermann Brewing Company“ und die „Edward Drewery Brewing & Bottling Company“. Heerbrandt's illustrirter Volkskalender für 1893, herausgegeben in New York von der Heerbrandt Publishing Co., 54 Beekman Str., und International News Comp., ent— hält,außer dem üblichen Calendarium gut ausgeführte Holzschnitte und eine reichliche Auswahl von Erzählungen, wohlgeeignet zum Vorlesen am häuslichen Heerde. Vor Allem aber empfiehlt er sich durch den dem Calendarium angehängten Geschichts-Ka— lender, welcher dem Leser das Aufsuchen der Gedenktage wichtiger geschichtlicher Ereig nisse wesentlich erleichtert. Als Beigabe sind dem Büchlein getreue Abbildungen der Weltausstellungsgebäude im Jackson Park lin Chicago eingefügt. Die Vertheidiger des neulich in New York wegen Erpressung verurtherilten Ober— spitzels des Hetzpfaffen Dr. Parkhurst, Charles W. Gardner, die Anwälte Goff und Jerome, hatten sich während der Ver— handlung des Prozesses einer Mißachtung des Gerichts schuldig gemacht und sollten dieser Tage ihr Strafurtheil vernehmen. Nachdem der Richter Smythe Beiden eine gründliche Strafpredigt gehalten, entließ er Jerome straffrei und verurtheilte Goff zu einer Geldbuße von zweihundert Dol— lars oder im Nichtzahlungsfalle zu dreißig Tagen Gefängniß. hiesigen Staates, werden die Farmer all nächtlich durch das Geheul von Wölfen aus ihrem Schlafe aufgestört. Die Thiere sind zahlreicher als je seit zwanzig Jahren, und die Kälte der letzten Woche sowie der Hun—- ger haben sie äußerst kühn gemacht. Ein Rudel Wölfe wurde am hellen Tage in unmittelbarer Nähe der Stadt gesehen, doch ist es bis jetzt den Jägern noch nicht gelun gen, eines der Thiere zu erlegen. Große Vorbereitungen für eine reguläre Wolfs jagd werden getroffen. Die in der Nähe der bekannten Illi noiser Landstadt Champaign wohnhafte deutsche Farmerswittwe Jennie Dilling ist urplötzlich roöich geworden. Anfangs der fünfziger Jahre, kurz nach ihrer Hochzeit, begab sich ihr Bruder Leopold Mueller, welcher mit ihr zusammen von Mecklenburg herübergekommen war, nach Californien, wo damals das Goldfieber herrschte. Er schrieb Jahre lang und auch noch, als er sich im Territorium Washington niederge lassen hatte. Plötzlich hörte der Brief— wechsel auf und Anfragen blieben erfolglos. Seine Schwester nahm schließlich an, er sei todt. Die Ungewißheit ließ sie jedoch nicht zur Ruhe kommen, und als sich vor längerer Wwöchentliche Jlinois Staats-Zeitung, Montag, 27. Februar 1893. Zeit ein Advokat aus Champaign in Seattle im jetzigen Staat Washington niederließ, bat sie diesen, Erkundigungen einzuziehen. Dieser Tage erhielt die Frau, welche blut—- arm ist, eine Depesche, laut welcher ihr Bruder sich seit über 25 Jahren in einem Irrenhause bei Seattle befindet, 70 Jahre alt und unheilbar ist. Derselbe besitzt, so besagt der Brief weiter, den vierten Theil des Grundeigenthums, auf dem der Ge— schäftstheil von Seattle aufgebaut ist, im Werthe von $350,000. Dieses Geld wird Frau Dilling, einer Schwester und ihren beiden Söhnen als einzigen Erben zu— fallen —wenn nämlich die Leute in Seattle zur Zahlung desselben veranlaßt werden können. Laura May Hollingworth, welche vor etwa einer Woche aus dem Coates College in Terre Haute in Indiana verschwand, wurde dieser Tage in Indianapolis ange— halten, als sie im Begriffe war, eine Fahr—- karte nach Cincinnati zu kaufen. Sie ist, wie bereits früher berichtet wurde, die Toch ter eines ehemaligen Countyschatzmeisters, welcher wegen Unterschlagung von SBI,OOO eine mehrjährige Zuchthausstrafe verbüßt, während dieser Zeit seine Frau durch den Tod verloren und nach seiner Entlassung eine Wirthschatterin in's Haus genommen hat, welche auf das Mädchen einen schlech ten Einfluß ausübte. In Folge dessen nahin sich ein Oheim des Mädchens an und brachte es in das Coates College. Dort aber wurde Laura von ihren Genossinnen wegen des Verbrechens ihres Vaters verhöhnt und in den Bann gethan; sie entschloß sich deßhalb zur Flucht aus der Anstalt, um sich aus eigener Kraft durch das Leben zu schlagen. Der sechzehnjährsge Theodor Schätzle in Cincinnati, welcher in Tuchfarber's lithographifcher Anstalt, an der Ecke der Court und Sycamore Straße angestellt war, ward das Opfer eines Unfalles. Als am Morgen Angestellte der Fabrik in den Keller kamen, fanden sie zu ihrem Entsetzen den Jüngling daselbst in bewußtlosem Zu— stande vor. Derselbe war, wie sich später herausstellte, am vorhergehenden Abend, als er sich im zweiten Stockwerk des Ge— bäudes befand, eingeschlossen worden. Dann wurde das Gas ausgedreht und der Knabe, statt im Dunkeln die Treppe zu erreichen, trat in die Oeffnung des Aufzugsschachtes und stürzte bis in den Keller hinab, wo er während der ganzen Nacht in bewußtlosem Zustande gelegen hat. Er wurde nach Hause gebracht, wo die ärztliche Unter—- suchung ergab, daß er innerliche Verletzun— gen erlitten hatte, welche unbedingt seinen Tod herbeiführen mußten. Der Unglück— liche litt furchtbare Schmerzen, bis er Abends durch den Tod von seinen Leiden erlöst wurde. Louis Kunz, der sich am Samstag vor acht Tagen im Central Park in New Hork zwei Kugeln in den Kopf schoß, befindet sich im dortigenPresbyterianer-Hospital immer noch am Leben, trotzdem ihm beide Kugeln in's Gehirn gedrungen waren. Als man ihn fand, war er bei Besinnung und hat er dieselbe auch keinen Augenblick verloren. Im Hospital konnten die Aerzte zuerst die Kugeln nicht finden, doch gab ihnen der Patient bei ihren Untersuchungen so genaue Anweisungen, daß es ihnen gelang, eine Kugel zu entfernen. Als man Kunz in's Hospital brachte, erklärten die Aerzte, er könne nicht länger als bis zum Dienstag, höchstens bis Mittwoch früh leben. Kunz lebt jedoch noch immer und ist jetzt sogar etwas stärker, trotzdem man die zweite Ku— gel noch nicht gefunden hat. Dieser Tage empfing er die Besuche seines Bruders und seines Sohnes. Pattus Moore in Rayner in Texas löste am Donnerstag einen Heirathsschein, um sich am folgenden Morgen mit Kate Blackshear trauen zu lassen, wurde aber, ehe es dazu kam, von dem Sheriff Lee auf Grund eines Steckbriefes aus dem India— nergebiete verhaftet und in das Gefängniß gesperrt. Dieser Zwischenfall verhinderte jedoch die Trauung nicht, vielmehr erschien die Braut mit Zeugen und einem Geist— lichen iu dem Gefängniß, wo sodann die kirchliche Handlung vollzogen wurde. Da— mit aber war der Liebesroman noch nicht zu Ende. Als am Samstag Abend der Sheriffsgehilfe Edward Lee das Abendbrot in Moore's Zelle brachte, irat ihm dieser mit einem gespannten Revolver entgegen, fesselte und knebelte ihn mit Hülfe eines Miigefangenen und verließ das Gefängniß. Vor der Thür erwartete ihn seine junge Frau in einem mit flüchtigen Pferden be— spannten Wagen und das wieder vereinigte Paar fuhr eiligst von dannen. Der Realismus, welchen gewisse Schriftsteller und Maler in höchst geschmack— losér und prosaischer Weise der Gegenwart als Zeichen der Zeit aufhängen möchten, findet sogar auf den Maskenbällen seine praktischen Vertreter und bei vielen Fa— schingsfesten war die Brüderschaft der „Lumpacivagabundi“ nicht selten vertreten. Mit seiner Duldung des derb Komischen ist dieser Tage aber der New Yorker Gesang— verein Arion arg hineingefallen. Bei sei— nem letzten Maskenfeste im Madison Square Garden war,„Bruder Straubinger“ in verschiedenen Spielarten vertreten und die Anwesenden ergötzten sich an den possir— lichen Tänzen und Sprüngen der vorgeb— lichen Landstreicher. Den größten Beifall aber ernteten Mike und Bill, als sie mit ungekämmtem Haar, ungewaschenen Ge— sichtern, eingetriebenen Hüten und in echte Lumpen gekleidet, im Ballsaale erschienen und unter wildem Gebrüll den tollsten Tanz aufführten. Ihre Vorstellung endete damit, daß Mike mit hoch in die Luft ge— streckten Beinen auf den Händen im Kreise umherging, dabei aber Bill, der Purzel baum schlug, anrempelte und ihm einen schweren Stoß gegen den Unterleib ver setzte. Bill nahm das äußerst übel auf und bald waren die beiden Kerle in einer Prügelei begriffen, welche über die Grenzen des Maskenscherzes weit hinausging und das Eingreifen der Polizei erheischte. Nach ihrer Verhaftung stellte sich heraus, daß sie echte und unverfälschte Strolche waren, die von Kamm und Seife nur am Schalttage Gebrauch machen, wenn dieser auf einen Sonntag trifft. Die beiden wüsten Ge— sellen gestanden ein, daß sie ohne Fug und Recht durch ein geöffnetes Fenster in den Ballsaal eingestiegen waren. Eine Anzahl Schüler der öffentlichen Hochschule in East Denver in Colorado hatte sich kürzlich dazu verbunden, den Professor William Smiley zu demüthigen, wenn nicht gar seine Absetzung herbeizu— führen und jetzt befindet sich die ganze Schule in offener Auflehnung. Bisher durften die Schüler nach einer Anordnung von Smiley's Amtsvorgänger die Klassen— zimmer ohne vorgängige Genehmigung des Lehrers verlassen oder unangemeldet Fragen stellen, indem es ihnen zur Ehrensache ge— macht worden war, mit den ihnen bewillig ten Freiheiten keinen Mißbrauch zu treiben. Smiley hob aber die Anordung auf und bestimmte an deren Stelle, daß die Schüler vor dem Verlassen des Zimmers um die Erlaubniß dazu bitten und diese Bitte, so— wie die Absicht, Fragen zu stellen, durch Handaufheben vorher ankündigen müßten; durch dieses Mißtrauen in ihr Ehrgefühl fühlten sich die Schüler auf das Tiefste ver— letzt und sie beabsichtigen nun Smiley zum Nachgeben oder ein Einschreiten des Schul—- raths zu erzwingen. Sie haben die elektri—- schen Drähte im Schulgebäude durchschnit— ten, so daß die Klingeln nicht mehr läuten können und aus allen Schülzimmern er— tönt während der Unterrichtsstunden unge—- bührlicher Lärm. Große Marmorkugeln (Marbles) rollen polternd über die ein wenig schräg laufenden Fußböden der Zim— mern und in den Vorsälen werden Spreng— stoffe entzündet. Greulich stinkende Che— mikalien sind überall aufgestellt, wo sie die größte Uebelkeit erzeugen und die Lehrer haben alle erdenklichen Plackereien zu er— dulden. Der betrügerische Präsident der„Su— perior National Bank“ in West Superior in Wisconsin, Cadwallada, welcher der Un—- terschlagung von $36,000 Bankgeldern an— geklagt ist und unter SIO,OOO Bürgschaft der Haft entlassen und demnächst flüchtig geworden war, ist in Rio Janeiro in Bra—- silien verhaftet worden und wird behufs seiner Prozessirung vor dem Bundesge— richte in Madison in Wisconsin zurückge— bracht werden. Er war vor zwei Jahren dorthin gekommen und gründete die er wähnte Nationalbank, nachdem die „Ame— rican Surety Company“ in New Yortk die für ihn als Bankbeamten erforderliche Bürgschaft von $lB, 000 bestellt hatte. lin vorigen März entnahm er $45,000 aus der Kasse der Bank gegen seine und· seines Va—- ters Wechsel. Mit dem Gelde kaufte er Grundeigenthum, Hypotheken und Actien der „Broadway Hotel Company“. Im April d. I. wurde er verhaftet und von dem Bundesgericht wegen Unterschleifs unter 10,000 Bürgschaft gestellt. Kurz vor dem für seinen Prozeß festgesetzten Tage verduftete er und ließ die Bürgschaft ver fallen. Am 10. Zanuar segelte er von New York nach Südamerika ab. junger Engländer, Namens Harry Phillips, wegen betrügerischer Erlangung von Dia— manten verhaftet. Seine Hauptschwin— deleien hat er jedoch in Sioux Falls in Süd-Dakota verübt. Er erschien dort vor etwa drei Monaten unter dem Namen Taylor und gab vor, der Hauptagent seines sehr reichen Vaters in London zu sein, welcher mehrere Millionen in geschäft— lichen Unternehmungen in Sioux Falls an— zulegen beabsichtige. Ehe er dorthin kam, hatte er die nähere Bekanntschaft des Se nators Pettigraw gemacht und von diesem einen Empfehlungsbrief erhalten. Er knüpfte in der That Unterhandlungen we— gen des Erwerbs von großartigen Stein— brüchen, des Commercial Hotels und von bedeutendem Grundeigenthum an und er— warb auf den Namen seines Vaters Vor kaufsrechte. Da er Geld brauchte, zog er einen Wechsel über ß5000 auf seinen an geblichen Vater in London, welchen Petti wGraw's Geschäftstheilhaber Tate auf Grund des von Ersterem dem Schwindler ausge stellten Empfehlungsbriefes indossirte, der aber später unter Protest zurückkam; alich den Mayor Peck, den Bankpräsidenten Brace, den Präsidenten des Commercial Club und Andere pumpte er um viele Hun— dert Dollars an. Alles dieß yerübte er unter dem Namen Taylor, während er sich mit anderen Leuten in Sioux Falls als Edmund Bebrow · bekannt machte. Diesen gegenüber gab er vor, daß er die Interessen einer Frau Thomas aus New Yort, welche sich zur Betreibung ihrer Ehescheidung dort aufhielt, wahrnehme und in der That war er der unzertrennliche Begleiter der Frau. Man vermuthet, daß Frau Thomas in der Meinung, daß ihr Mann gestorben sei, Bebrow geheirathet und erst nachträglich, als sie erfuhr, daß ihr erster Mann noch am Leben sei, das Scheidungsverfahren ein— geleitet hatte. Von Sioux Falls siedelte Bebrow mit Frau Thomas nach New York über. Jetzt aber stellt es sich heraus, daß der dort zufällig verhaftete Taylor-Bebrow auch die Thomas durch Eingehung der Ehe mit ihr beschwindelt hat und daß er ein ge— riebener Gauner Namens Harry Phillips aus New York ist. An Wahnsinn grenzte die Wette, welche neulich von zwei Brüdern in Garri—- son in Jowa eingegangen wurde. Der ein— undzwanzigjährige Julius Sansa wettete mit seinem neunzehnjährigen Bruder, daß er ihn mit einem geladenen Revolver nicht auf vierzig Schritte treffen könne. Die Wette wurde eingegangen und ihre Schwe—- ster mußte Zeugin sein und wurde ihr der Wettbetrag von FlO eingehändigt. Julius erhielt einen Streifschuß an der Stirne; es tkam zu Streitigkeilen und der Verwundete fiel über seinen Bruder her, warf ihn zu Boden und verletzte ihn derart durch Fuß trilte, daß der jüngere Bruder besinnungs— los vom Platze getragen werden mußte. Ausland. Generaloberst von Pape in Berlin feierte jüngst seinen 80. Geburtstag in voller geistiger Frische. Schon in früher Morgenstunde traf die Jubelgabe ein, die der Kaiser seinem Heerführer verehrte. Es ist ein kostbarer, hoher, offener Pokal mit dem kaiserlichen Wappen und der Widmung und den Jahreszahlen 1813—93. Die Kai— serin sandte eine sinnige Blumenspende, einen Korb mit 80 kostbaren Marschall Niel-Rosen und einer rothen Rose in der Mitte. Der Erbprinz von Meiningen und der Großherzog von Hessen statteten per sönlich Gratulationsbesuche ab. Die Ka— pelle des Elisabethregiments erschien, um dem Jubilar eine Morgenmusik darzu— bringen, mußte aber auf Wunsch des Gene— raloberst davon absehen. Der Moabiter Kriegerverein entsandte eine Deputation mit einem aus Edelweiß und Rosen gebil— deten Stern mit der Zahl 80 in Gold und der Widmung „Seinem hohen Ehrenmit—- gliede“. Der Nachfolger des Herzogs von Ra— tibor als Präsident des preußischen Herren— hauses wird aller Voraussicht nach der Graf Otto zu Stolberg-Wernigerode sein, der frühere Botschafter des Reichs in Wien, dann Vicepräsident des preußischen Staats— ministeriums und Stellvertreter des Reichs kanzlers. Im parlamentarischen Leben ist er nicht fremd. Er gehörte in früheren Jahren dem Reichstag als Mitglied der Reichspartei an, sodann als erbliches Mit—- glied dem Herrenhause, wo er in den Jah— ren 1872 bis 1876 bereits als Präsident waltete. Die Firma Krupp beabsichtigt, in der Gemeinde Altendorf, wo bereits die mei— sten Arbeiter des großen Werkes wohnen, noch eine Arbeiterkolonie zu erbauen. Dem Vernehmen nach sollen auf einem großen, vor einigen Jahren angekauften, in der Ortschaft Holsterhausen gelegenen Grund—- stücke eine ganze Reihe von Istöckigen Ar— beiterwohnhäusern mit kleinen Gärtchen, jedes für zwei Familien berechnet, angelegt werden. Damit nähert man sich dem Cot— tagesystem, das in Bezug auf Gesundheit und Entwickelung des Sinnes für Haus und Familie das Ideal der Arbeitertooh—- nungen ist. Das wäre dann die sechste Ar beiterkolonie für die Fabrikangehörigen. In dem Zeitraum von 1863 bis 1873 wur— den die Arbeiterkolonien Westend mit 326, Nordhof mit 157, Baumhof mit 83, Kro— nenberg mit 1250 qjetzt 1400) und Scheuer— hof mit 772 Wohnungen erbaut, die beiden letzteren in Altendorf gelegen, im Ganzen also ca. 2650 Wohnungen. Die Firma be— sitzt gegenwärtig mit anderen zerstreut lie genden Häusern im Gebiete der Stadt Essen und der Bürgermeisterei Altendorf über 3350 Wohnungen mit über 20,000 Seelen. Das ganze Etablissement hat mit seinen Außenwerken 70,000 Fabrikange—- hörige. Die Nummer der Breslauer soziali— stischen„Volkswacht“ vom 3. und die des parteilosen „Breslauer Lokalanzeigers“ vom 4. Februar sind wegen Majestätsbe— leidigung beschlagnahmt worden. schusse eine bemerkenswerthe Kundgebung stätt. Anläßlich der stattgehabten ersten Lesung des Etats hielt Abgeordneter Dr. Petri eine überaus beifällig aufgenom— mene Rede, welche sich für die Erhebung der Reichslande zum autonomen deutschen Bundesstaat, Besetzung der Beamten— stellen durch geborene Elsaß-Lothringer, sowie weitere Milderung der Paßverfügung aussprach. Der Standpunkt des Pro— testes sei völlig überwunden. Elsaß— Lothringen stehe treu zum Reich. Frau Elise Polko, geb. Vogel, die bekannte Musik- und Familienschriftstel— lerin, beging am 31. Januar die Feier ihres 70 Lebensjahres. Es mag wohl wenige deutsche Familien geben, in denen nicht entweder ihre „Musikalischen Märchen“ oder ihre Familienschrift „Unsere Pilger— fahrt von der Kinderstube bis zum eig'nen Heerd“ oder „Dichtergrüße“ zu sinden sind; und wenn auch unter den überaus zahl— reichen Büchern, welche die Verfasserin im Verlauf einer mehr als vierzigjährigen literarischen Thätigkeit verfaßt hat, sich manches befindet, was nur vorübergehenden Werth beanspruchen darf, so sorgen doch schon die erwähnten drei literarischen Ga ben dafür, daß der Name der Versasferin dauernd in Ehren bleibe. Vor 25 Jahren gehörte sie ohne Zweisel zu den beliebtesten deutschen Schriftstellerinnen. Sie ist die Tochter des Leipziger Pädagogen Vogel, die Schwester des in Afrika verschollenen Reisenden Eduard Vogel. Ihr vor einigen Jahren verstorbener Gatte war Eisenbahn— techniker in Minden. Der Hauptmann Neumann in Erfurt ist, nachdem er einen Depotschein derßeichs— bankstelle gefälscht hatte, mit 55,000 Mark flüchtig geworden. Mit den mit großer Hartnäckigkeit immer wieder geltend gemachten vermeint—- lichen Ansprüchen der gräflichen Familie von Civry an den Nachlaß des Herzogs Wil— helm von Braunschweig, hatte sich neulich wieder einmal das Gericht zu beschäftigen. Vor der I. Civilkammer des herzoglichen Landgerichts stand Termin an in der Klage—- sache der verehelichten Gräfin de Civry ge— gen die Generaladministration des Vermö— gens des Herzogs von Cumberland und ge— gen die Stadt Genf auf Zahlung von Ali— menten. Die Klage war mit Bedürftigkeit der Klägerin begründet. Der Alimenta— tionsanspruch ist damals, als die Klägerin mit dem Anspruch auf Ausweis als Tochter des Herzogs Carl von der obersten Gerichts instanz des Landes abgewiesen wurde, der— selben ausdrücklich vorbehalten geblieben. Da der Anwait der Familie de Civry nicht erschienen war, so wurde in eine mündliche Verhandlung der Klage nicht eingetreten. Der Klageanspruch soll übrigens lediglich zu dem Zwecke gestellt worden sein, eine Verjährung des Prozesses zu unterbrechen. Das seltene Fest der eisernen Hochzeit feierten am 13. Februar Arian Petersen und Frau in Nebel auf der Insel Amrum. Eine solche Feier ist seit hundert Jahren dort nicht vorgekommen. Der Jubilar hat 58 Jahre dem Seemannsberufe obgelegen und während dieser Zeit viele Gefahren überstanden. Er ist 40 Jahre lang als Lootse thätig gewesen und hat stets ohne Unfall seinen Beruf ausgeführt. Die Ehe war mit elf Kinderi gesegnet, wovon sieben am Leben sind. Trotz des hohen Alters ist das Jubelpaar noch sehr rüstig. zweiten Garde -Ulanen -Regiment seinem Leben durch einen Karahinerschuß ein Ende. Birk diente im dritten Jahre bei der zwei— ten Schwadron und hatte wegen Trunken— heit im Dienst eine Arreststrafe von drer Tagen angetreten. Aus diesem Grunde führte er den Selbstmord in der Weise aus, daß er sich auf seinem Bette in der Kaser—- nenstube ausgestreckt hinlegte, die Mün— dung der Waffe an den Mund brachte und den Schuß in dem Augenblicke abgab, wo der Trompeter zum Stalldienst zu blasen begann. —Um Personen aus gebildeten Stän— den, welchen die Mittel zu einer Badekur ganz oder theilweise fehlen, den Gebrauch der Heilquellen und Bäder zu Marienbad in Böhmen zu ermöglichen oder zu erleich— tern, wird ihnen. von der Friedrich-Wil— helms-Stiftung für Marienbad eine Geld— unterstützung von je 100 Mark gewährt und Erlaß der Kurtaxen -c. vermittelt. An Händen und Füßen mit Schlitt schuhriemen umschnürt, den Mund mit einem Papierpfropfen verstopft, fand neu— lich die Frau des pensionirten Stations vorstehers K., welche auf kurze Zeit ihre Wohnung in Darmstadt verlassen hatte, bei der Rücktehr ihren zwölfjährigen Sohn auf dem Boden liegen; in dem Zimmer waren verschiedene Schubladen geöffnet und durch—- wühlt. Als der Junge von herbeigeeilten Leuten von seinen Fesseln befreit worden war, gab derselbe an, daß ein unbekannter Mann in die Wohnung gedrungen sei, ihn vergewaltigt, alle Gefache mit einem Nach— schlüssel geöffnet und durchwühlt und sich dann wieder entfernt habe. Bei eindring licher Vernehmung des Jungen legte der— selbe ein Geständniß ab, welches ergab, daß es sich um xine schwindelhafte Erfindung von seiner Seite handelte. Er hatte dieses Manöver ausgeführt, weil er für den Nach—- mittag seine Schulaufgabe nicht fertig ge— stellt hatte und'deshalb aus der Schule ge— blieben war. Ein Privatförster in der Nähe von Liegnitz erblickte kürzlich bei einem seiner Waldbegänge eine ganz sonderbare Spur, die er für die eines Bären ansah. Vermu— thend, daß aus irgend einer Menagerie oder von einer Zigeunerbande jener Meister Petz entkommen sei, folgte er der Spur, nachdem er vorher eine Kugelpatrone in den Lauf seiner Büchsflinte geschoben, denn solchem verwilderten Vieh ist nicht zu trauen. Seine Bemühungen waren nicht erfolglos, denn er fand, daß die Spur in das Gehölz führte und von da im Bogen nach dem nächften Dorfe. Das Erstauen des Jägers war aber nicht gering, als er dicht vor dem Dorfe einen behäbigen Herrn erblickte, welcher sich gerade die Strümpfe und Schuhe anzog. Derselbe ·hatte als eifriger „Kneippianer“ barfuß seinen Morgenspaziergang in dem frisch gefallenen Schnee gemacht. Eine unerwartete Erbschaft ist dem in Stralsund in dürftigen Verhältnissen lebenden Arbeiter Schindlerschen Ehepaare zu Theil geworden. Sie wurden zum Amtsgerichte beschieden, wo ihnen mitge theilt wurde, daß ein Stiefbruder des Ehe—- mannes, der vor langen Jahren nach Amerika gegangen war und dort ein Müh— lenwerk betrieben hatte, plötzlich gestorben sei und sie zu Erben eines Theiles seines eine Million Mark betragenden Vermögens eingesetzt hätte. 180,000 Mark kämen auf den Antheil der beiden glücklichen Erben. Die Freude der Eheleute war narürlich un— beschreiblich, um so mehr, als sie von dem Verstorbenen nie ein Lebenszeichen erhalten hatten. Der Ehemann S. ist Arbeiter und die Fran ist als Wäscherin thätig. —Wenn's nur wahr ist. Seit dem Jahre 1890 hat sich' die Weizeneinfuhr nach Deutschland aus den Vereinigten Staaten von 519,884 auf 6,302,130 Doppelzentner vergrößert. Ruß—- land, welches im Jahre 1890 nahezu die Hälfte der ganzen Weizeneinfuhr nach Deutschland und im Jahre 1891 vor Er laß des Ausfuhrverbots sogar noch mehr lieferte, hat im vorigen Jahre kaum ein Fünftel beigesteuert. Bei Roggen ist der Rückgang des russischen Antheils am Im— port in Deutschland noch stärker als bei Weizen; während im Jahre 1890 ungefähr sechs Siebentel der Einfuhr russischen Ur—- sprungs waren, lieferte im letzten Jahre Rußland noch nicht ein Viertel. Am be— deutendsten, wenn auch verhältnißmäßig nicht so stark wie bei Weizen, sind auch hier die Vereinigten Staaten vorgeschritten. Dieser Tage sind in der Königlichen Strafanstalt zu Brieg zwei Verbrecher be— gnadigt worden, von denen der eine bereits 32 und der andere 27 Jahre in den Mauern des Zuchthauses zugebracht hatte. Beide waren zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurtheilt worden. Die in Freiheit ge—- setzten Männer, von denen der eine schon graues Haar hat, gebärdeten sich vor Freu— de wie kleine Kinder. Sie sprangen in die Höhe, lachten, weinten und umarmten sich. Die Begnadigung war ihnen unverhofft zu Theil geworden. sich Ende Januar ein eleganter junger Mann im Alter von 25 Jahren, Namens Ignatz Schlögel aus Leka im Eisenburger Comitat. In einem an die Behörde ge—- richteten Briefe giebt er als Ursache ein ameritanisches Duell an. Die Studenten in Lemberg, welche die Abhaltung einer Nationaltrauer wegen der vor hundert Jahren erfolgten Theilung Polens befürworteten, suchen seit Beginn des Faschings systematisch alle öffentlichen Vergnügungen zu stören. Neulich dran gen sie vermummt und übelriechende Ker—- zen tragend, in einen Ballsaal und insce—- nirten eine solenne Keilerei. Bald darauf wollten Studenten einen Maskenball ge—- waitsam stören, wobei sie mit der Polizei handgemein wurden und dieselbe mit Stei— nen bewarfen. Die Polizei zog die Säbel und vertrieb die Studenten, welche darauf in das bürgerliche Kasino zogen und einen dort veranstalteten Tanzabend störten; sie warfen die Fenster des Kasinos ein und prügelten die Festgäste. Die herbeigeru fene Polizei verhaftete 54 Studenten. Eine strafgerichtliche Untersuchung ist eingeleitet. Eine Schneelawine verschüttete in Wegscheid bei Bruck sieben Holzknechte, von denen fünf todt sind. Frankreich hat der schweizerische Bundes—- rath eine abermalige Verschärfung eintreten lassen durch die Erhöhung des Zolls für frisch geschlachtetes, gesalzenes und geräu— chertes Fleich, sowie für Fleischkonserven und dürren Speck französischer Herkunft auf 25 Franes den Doppelzentner. Diese Erhöhung ist darum beschlossen worden, weil Frankreich die schweizerischen Viehzölle durch Einführüng geschlachteten Viehs aus Frankreich zu umgehen suchte. Vize - Admiral von Dockum, 1850— 1852 dänischer Marineminister, später Ge—- sandter in London, 1864 Chef des dänischen Ostseegeschwaders, ist am 29. Januar in Helsingör gestorben. Das vom dänischen König auf Lebens zeit ernannte Mitglied des Landthings, Conferenzrath Carl Andre, ist gestorben. Derselbe war von 1854 bis 1858 Finanz—- minister und 1856 bis 1857 Minister präsident. Ueber die Schicksale des dänischen Barons von Wedel-Wedelborg, dessen Gei— steszerrüttung auf einer Orientreise in Folge einer grausamen Mißhandlung sei—- tens der Muhamedaner herbeigeführt wor— den ist, wird noch Folgendes mitgetheilt: Die frühere Meldung, daß der Baron auf seiner Reise durch Persien einen herbei— eilenden Wirth erschossen habe, weil er in ihm einen Wegelagerer vermüthete, bestä— tigt sich nicht; v. W. wurde vielmehr von den Bewohnern eines persischen Dorfes überfallen, weil er dem Gottesdienst der Muhamedaner beigewohnt hatte. Um sich der erregten Menge zu erwehren, feuerte er seinen Revolver auf die Angreifer ab. Dieser Schuß wurde sein Verderben; wie Rasende stürzten die Verfolger über ihn, schleppten ihn zum Dorfe hinaus und ban— den ihn an den Schweif eines Pferdes; dann wurde das Thier davongejagt. Ein europäischer Konsul, der die Unthat erfuhr, schritt energisch ein und führte die Aus lieferung des Mißhandelten, der noch am Leben war, herbei. Die erlittenen Qualen haben den jungen W. irrsinnig gemacht. Nach längerem Aufenthalt in einer Irren— anstalt in Tiflis ist der Baron jetzt in der Middelfarter Irrenanstalt auf Fühnen un— tergebracht worden; es soll Hoffnung auf Heilung vborhanden sein. Der Kranke geht stets barhaupt, da er seit der Katastrophe es nicht ertragen kann, wenn sein Kopf mit einem Hute bedeckt wird. Das norwegische Storthing ist am 2. Februar mit einer Thronrede eröffnet wor— den, in welcher es heißt, daß das Verhält—- niß Norwegens zum Auslande unverändert geblieben ist. An Vorlagen werden in der Thronrede angekündigt, ein neues Seegesetz, ein Gesetz über Schiffsregister, ein Pen—- sionsgesetz für Militär und Beamte und ein Gesetz über die Begrenzung der Arbeitszeit. Ein Gesetz über Kranken- und Unfallver—- sicherung der Arbeiter ist in Vorbereitung. Der Stapellauf des für die Chicagoer Ausstellung erbauten Witingerschiffes, wel— cher am 4. Februar in Sandefjord, Nor— wegen, von Statten ging, gestaltete sich zu einer glänzenden Feierlichkeit. Eine große Menschenmenge wohnte dem Schauspiele bei. Als Vertreter der Regierung war der kommandirende Admiral Koren anwesend. Bei dem am 4. Febr. im Elissée statt— gehabten französischen Ministerrathe wurde beschlossen, der Kammer eine Vorlage zu unterbreiten, nach welcher die Wittwe Renans. eine lebenslängliche · Pension von 6000 Francs erhalten soll. —Dreihundert französische Arbẽiterfrauen erließen in St. Etienne einen Aufruf an die dortigen Arbeiterinnen, worin sie diese auffordern, ihre strikenden Männer im Kampfe gegen die Fabrikherren zu unter— stüten. Sie erklären in dem Aufrufe, daß sie entschlossen seien, den eigenen Männern die Treue zu brechen, falls sie dem Strike untreu werden. : Der Maire von Nogent-sur-Marne in Frankreich wurde wegen Entwendung von 80,000 Francs ungarischer Rente aus der Verlassenschaft der zu Nogent im Vor—- jahre verstorbenen Wittwe Dietrich, einer gebornen Ungarin, verhaftet. ; An der Universität Dorpat haben die Professoren der theologischen Fakultät auf eine Anfrage aus Petersburg, von welchem Termin an sie ihre Vorlesungen in rus— sischer Sprache halten könnten, geantwortet, daß sie überhaupt niemals russisch lernen könnten, da die ganze protestantische theo— logische Literatur deutsch sei und daß im Falle die Vorlesungen russisch wären, auch in russischer Sprache gepredigt werden müßte, was in Rußland verboten sei. Außerdem sandte die theologische Fakultät ihren Dekan Professor Volck nach Peters burg, damit er sich beim Minister für Volksaufklärung dafür verwende, daß die theologische Fakültät auf den alten Grund—- lagen belassen werde. Der Pope eines Dorfes in der Nähe des Städtchens Svilajnac in Rußland fuhr mit seinem jungen Dienstknecht des Weges, als am hellen Tage, nicht mehr weit von der Stadt, ein Rudel Wölfe aus einem neben der Straße sich hinziehenden Busch hervorbrach und die Reisenden angriff. Durch zwei Schüsse aus dem mitgenomme— nen Gewehr streckte der Pope den vordersten Wolf todt nieder, worauf die anderen Wölfe sich in den Wald flüchteten. Der Pope wollte nun den getödteten Wolf mitnehmen, ließ halten, stieg mit seinem Knecht ab und Beide holten den nur zwanzig Schritte vom Wagen liegenden todten Wolf. Das Ge— wehr ließ der Pope im Wagen zurück. Als die beiden Männer den Wolf in den Wagen hineinwarfen, rissen die Pferde, ohnehin scheu durch den Angriff der Wölfe und das Schießen, aus. „Lauf Bursche, hole die Pferde ein, sonst stnd wir verloren“, schrie der bejahrte Pope seinem Dienstknecht zu. Dieser, ein junger kräftiger Mann, eilte in gewaltigen Sprüngen den flüchtenden Pferden nach, konnte aber erst nach länge—- rem Lauf dicht vor den Häusern von Svi— lajnac das Gefährte einholen; er kehrte rasch um. Als er aber an die Stelle kam, wo er seinen Herrn verlafsen, fand er diesen von den Wölfen zerrissen. Magenleio ; 2 Hamburger . Tropfen gegen Dyspepsie, Unverdaulichkeit, Uebelkeit, Saueres Auf-- stoßzen u. s. w. Diese so gewöhnlichen Krankheiten haben meistens ihren Ursprung im Magen. Der Magensaft hat nicht die zur gesunden Ver dauung der Speisen nothwendigen Eigenschaf ten, dieselben werden nicht gehörig aufge löst, und eine allgemeine Schwäche des Magens tritt ein. Eine Reinigung des Magens ist erforderlich, welches am besten durch Br. Aug. König's Hamburger Tropfen geschieht. Die Tropfen reinigen die Säfte und stellen die erschlaffte Lebenskraft wieder her. E berleiö Hamburger 2 ; / I 1 i: Tropfen Billiöse Beschwerden bekunden eine Trägheit des Ausscheidungs-Organs des menschlichen Körpers, der Leber, und Unregelmäßigkeit in den Funktionen der verschiedenen zur Verarbei tung der ausgesonderten Flüssigkeit bestimmten Organe. Wenn ein Ueberfluß von Galle im Blute zurückbleibt, so treten billiöse Beschwerden auf, welche sich durch gelbliches Aussehen der Haut u. s. w. anzeigen. Als ein Muttel gegen dieses Leiden sind Dr. August König's Hamburger Tropfen aufs Wärmste zu empfehlen. Schon nach den ersten Dosen wird der Appetit zurück kehren, die Mattigkeit wird verschwinden nnd neuer Lebensmuth wiederkebren. Nyeumatismusbuch. 3 ; (Deutsh und Anglisch.) 1 Sichere Heilun. von Gicht andl ; Rheumatismus, ober Belehrung über das finiae sichere, leichte und schnelle Heilverfab- Iren bei Rheumatismus und Gicht durch naturge mße und in den hartnäckigsten Fällen hülfreiche S elmitiet. Wird gegen Einsendüng von 25 Cts. Foder deren Werth in Postmarten portofrei versandt. 9 Deutsche Heilænstalt, õ2l Pine Stroet, Bt. Louis, Missouri. 2 Z rüfet Alles n.das Beste behaltet - Das Lungen-Buch. Die Lungen-Krankheiten und ihre schnelle, sichere und gründüche Heilung! Ein Mahnwort für Brustschwache, ein Wegweiser : e Jeden, der Heilung sucht. Lerantgeneren von Ider „Deutschen Dantae u lieher gegen Ein- Rsendung von 25 Cents oder deren! tei in Posi j marten. 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