Newspaper Page Text
ältester Sohn des bayerischen Prinzregenten Luitpold, der im dreiundsiebzigsten Lebens— jahre steht, wird der jetzt im neunundvier—- zigsten Jahre stehende Ludwig Prinzregent von Bayern werden, wenn sein Vater stirbt, ja sogar König von Bayern, falls der un— heilbar wahnsinnige „König“ Otto in Fürstenried stirbt. Obgleich soeben fünf Sozialdemokraten in's bayerische Abge—- ordnetezhaus gewählt wurden, ist es doch nicht sehr wahrscheinlech, daß eine Republit diesen Ludwig vom bayerischen Throne fernhalten wird. Er besitzt eine gute wissenschaftliche Bil—- dung, liebt die Wissenschaften mehr äls das Militär und sieht im Gegensatze zu seinem Vater, der das frische und kernige Aussehen eines alten Oberforstmeisters hat, eher wie ein Professor aus. Früher war er als „reactionär“ und „reichsfeindlich“ ver—- schrieen. Um fo mehr überraschte die deutschvatriotische und freisinnige Rede, welche er vor vier Jahren beim Turnfest in München hielt. Und in ähnlicher Weise hat er sich seither bei verschiedenen Gelegen— heiten öffentlich ausgesprochen. Auch die Rede, welche er soeben bei Uebernahme des Protettorats über die deulsche Journalisten- und Schriftsteller- Tagung gehalten hat, beweist, daß er ein aufgeklärter und dentkender Mann ist. Dennoch nimmt es sich äußerst sonderbar aus, wenn Vertreter der Presse, welche un— abhängig und frei sein sollen, eine Ehre darin suchen, sich unter die Protektion eines Fürsten zu stellen. Doch - lafssen wir den Herren ihr Ver— gnügen, und hören wir, wie Prinz Ludwig ihrem Wunsche entsprach. Er nahm das Protektorat mit folgender Rede an: „Das Protetktorat über den Allgemeinen deutschen Journalisten- und Schriftsteller— Tag habe ich des hohen Zwecks wegen, den derselbe versoigt, übernommen und auch aus dem Grunde, lveil ich auf's Tiefste von“ der Bedeutung des Standes der Journa—- listen und Schriftsteller für unsere Zeit und für die gesammte Entwickelung der Menschheit durchdrungen bin. Der Beruf der Schriftsteller und Jour—- nalisten ist ein hoher und erhabener. Dem gelehrten Autor liegt es ob, uns mit den Forschungsergebnissen der exakten Wissen jchaften und der historischen Wissenschaft betannt zu machen; sein erstes Bestreben ist darauf gerichtet, die Wahrheit und nur die Wahrheit zu finden, deren es nur eine gibt. Anders geartet ist die Aufgabe der Vertreter der schönen Literatur, die Belle tristit; sie soll uns vor Allem erbauen, be— lehren und erquicken und deßhalb sollten die schöngeistigen Schriftsteller eigentlich aus ihren Werten Alles weglafsen, was nur zum Zeitvertreib dient und nicht auch zur Veredelung des Gemüths und zur Festigung deʒ Charatters beiträgt. Eng verquickt mit dem Schriftsteller beruf ist der Beruf der Journalisten, so eng, daß es schwer zu sagen ist, wo der Journalist anfängt und wo der Schrift—- steller aufhört. Aufgabe der überwiegen den Mehrzahl der Journalisten ist es, dem lesenden Publiktum die Tagesneuigteiten und Zeitereignisse so schnell als möglich mitzutheilen und zu verdeutlichen. Man tann es deßhalb auch dem Journalisten nicht übel nehmen, wenn Manches ungenau oder selbst unrichtig berichtet oder bespro—- chen wird; es ist im Drang der sich in den Redattionsstuben häufenden Arbeit unmög lich, Alles auf die Wagschale zu legen, wte es hinterdrein der nörgelsüchtige Leser thut, wenn er bei Kaffee und Cigarre das ge— druckte Blatt ror sich liegen hat. Dadurch, daß der Journalist so manche Neuigkeit unbesehen in Kauf nehmen muß, unter— scheidet er sich vom streng methodisch arbei— tenden und sorgsam prüfenden und grü— belnden Schriftsteller. Eines aber soll sich auch der gehetzte und an die Minute gebun—- dene Journalist zum unverbrüchlichen Ge— bot machen: er soll nie bewußt Unwahres sagen, nie verleumden. Das Zeitungsmachen ist eine schwierige Kunst, aber auch das Zeitungslesen, d. h. das richtige Lesen der Zeitungen. Wer nur Blätter einer Parteirichtung liest, wird leicht einseitig und von Vorurtheilen er—- füllt. Eine besondere Kunst ist das Zei— tungslesen für hochstehende Personen, auch für solche, welche es verstehen, sich von dem Einfluß ihrer persönlichen Umgebung frei zu machen; gerade für sie ist aber das Zei— tungslesen eine ernste und wichtige Auf— gabe, weil sie dadurch Dinge sehen und hören, die ihnen sonst auch beim besten Willen verborgen bleiben oder die ihnen, wenn sie nicht selbst sehen und hören, in unrichtigem Lichte dargestellt werden. Der Stand der Journalisten und Schrift steller ist das Band, welches Millionen Deutscher auch außerhalb des Reiches in geistiger Verbindung mit uns erhält. Ihr Beruf ist es, diese Verbindung zu pflegen und dauernd zu erhalten, allen deutschen Interessen besondere Aufmerksamkeit zu schenken, sie nach besten Kräften zu vertre— ten und zu verfechten, und die Deutschen im Ausland davon zu überzeugen, daß wir den innigsten Antheil an ihrem Geschick nehmen. Eines, meine Herren, lassen Sie mich be sonders Ihnen an's Herz legen, die Erhal— tung der deutschen Schulvereine, die zur Erhaltung des Deutschthums im Auslande gegründet sind. Durch diplomatische In—- tervention kann für diesen Zweck nichts er reicht werden, diplomatische Intervention würde im Gegentheil die Lage der Deut— schen im Auslande nur verschlimmern; denn Niemand hat das Recht, sich in die inneren Angelegenheiten eines fremden Staatswesens zu mischen. Um der Deut—- schen im Auslande wiilen kann Deutschland niemals Krieg führen. Bestrebungen wie der Irredentismus liegen uns Allen ferne; wir wünschen unseren Landsleuten auch außerhalb des Deutschen Reiches von Herzen alles Gute. Aber wofür wir Alle einstehen und kämpfen, das ist die Erhaltung, ist die Grötze, ist die Macht und ist die friedliche Entwickelung des Deutschen Reiches. Das Deutsche Reich lebe hoch, hoch, hoch!“ Diese natürlich mit großem, „obligatem“ Beifall aufgenommene Rede ist in der That ganz gut. Zu besonderer Ehre gereicht dem Redner das, was er den Fürsten über das Zei— tungslesen sagt. Unter den „deutschen Schulvereinen“ ver steht er natürlich zünächst die, welche von Deutschen in Oesterreich zur Wahrung und Vertheidigung des doriigen Deutschthums gegen das sich dort so ungestüm regende Slaventhum errichtet wurden. Die Art, wie der Redner den Deutschen im Deutschen Reiche die Unterstützung dieser österreichi— schen Schulvereine empfiehlt, ist ebenso diplomatisch tlug wie wohlmeinend. An— genehm berührt auch der deutsch patriotische Schluß der Rede. —Vf Fenrige Hohlen von Altgeld. Gouverneur Altgeld hat sich durch die rohen Schimpfereien, mit welchen er von der hiesigen englischen republikanischen Presse wegen der Begnadigung Neebe's, Schwab's und Fielden's und wegen der Art dieser Begnadigungen überschüttet wurde, nicht abhalten lassen, eine für viele Republikaner erfreuliche Handlung zu begehen. Zum Haupt—- inspekttor der Fabriken hat er die Tochter eines der gefeiertsten republikanischen Führer, jenes William Darrah Kelley von Philadelphia, ernannt, der so lange Zeit der republikanische Schutzzollvorkämpfer im nationalen Abgeordnetenhause war. Natürlich wurde die Dame vom Gouver— neur nicht deshalb, weil sie die Tochter ihres Vaters ist, für einen so wichtigen Posten auserkoren. Aber tihre Ernennung thut den republitkanischen Beschimpfern Altgeld's doch wohl vom Wirbel bis in die Zehen— spiten und wird von ihnen mit überraschen der Freundlichkeit beurtheilt. Die Chicago Tribune z. B. schreibt nach gehöriger Hervorhebung der Abstam— mung der Dame folgendes: „Frau Florence Kelley hat sich in Betreff der Hull-House-Bewegung dahier sehr thätig gezeigt, ebenso betreffs sozialer Fragen und betreffs der Fabritgesetzgebung und Fabrikinspektion in anderen Staaten. Sie übte bei Gestaltung der Fabrikgesetze in Pennsylvanien und New Yort Einfluß aus und besitzt auch große Erfahrung in Bezug auf Kinderarbeit in verschiedenen Staaten. Sie ist die Verfasserin des Buches „Our Toiling Ohildren“, welches von der Kinderarbeit in Fabriken handelt. In letzter Zeit hat sie im Auftrage des Wash—- ingertoner Bureau's für Arbeitsstatistit eine Untersuchung über den Zustand der Fabrikarbeit in Chicago geführt. Sie spricht neben dem Englischen fließend Deutsch, Französisch, Italienisch und auch den Jargon der russischen Juden.“ Was das von der Ohicago Tribhune er wähnte Hull-House betrifft, so ist das ein Gebäude auf der Chicagoer Westseite, das früher einem Herrn Hull gehörte und wel— ches durch Florence Kelley und andere Menschenfreunde in einen angenehmen Aufenthaltsort für Arbeiter mit Lesezim— mern, belehrenden und unterhaltenden Vor—- trägen u. s. w., umgeschaffen wurde. Auch die anderen Ernennungen des Gou— verneur Altgeld für Fabrikinipektion wer den sogar von ganz gegnerischen Blättern günstig beurtheilt. Die meiften der er nannten Männer und Frauen haben sich seit Jahren in rechtschaffener und maßvoller Weise an Bestrebungen zur Verbesserung der Lage des Arbeiterstandes betheiligt. Nach Parteirücksichten fragte der Gou— verneur bei diesen Anstellungen nichts. Aber wie sich unter den Ernannten die Tochter eines republikanischen Führers be— findet, so ist unter ihnen auch die Tochter eines hervorragenden Demokraten, nämlich Frau Belle Matteson Powell, eine Tochter jenes Joel Aldrich Matteson, welcher von 1853 bis 187 der letzte demokratische Gou— verneur von Illinois vor Altgeld war. Auch das hier beleuchtete Verfahren Alt—- geld's beweist, wie ungerecht das Gekreische über „Altgeld's Anarchismus“ ist; denn alle die Ernannten sind Anhänger einer vernünftigen Bewegung zur Verbesserung der sozialen Zustände, und eben deshalb ganz entschiedene Gegner der Anarchie, welche ja auch in dem Amnestiedekret des Gouverneurs als solche danz entschieden verdammt wird. Leider sind nicht alle Ernennungen des Gouverneurs lobenswerth. Im Anfange seiner Verwaltung beging er so manchen Mißgriff durch Anstellung demokratischer Parteitlepper niedriger Sorte. Und jetzt hat er viele rechtschaffene Bürger, nament—- lich auch demokratische, vor den Kopf ge— stoßen, indem er den bisherigen Staatsgeo—- logen und Curator des Staatsmuseums in Springfield, Dr. Josua Lindahl, einen hochbefähigten und verdienten Schweden, zum Rücktritt zwang, worauf der „State Museum Board“, dessen Vorsitzer der Gou— verneur ist, einen Professor Gurley für den Posten wählte. Goldfalle und Gimpelfang. Nichts ist gefährlicher auf dieser Welt, als der ehrliche Betrieb eines ordenilichen Berufes. In der Regel bringt man es dazu gar nicht und geht es gut, so erreicht man ein Stadium, das nicht Essen und nicht Verhungern ist. An die volle Tafel des Lebens gelangt in der Regel nur Der, wel— cher sich bei Zeiten auf den Schwindel verlegt. Möge Jeder meiner Leser in seinem eigenen kleinen Kreise Umschau halten und er wird mir Recht geben. Nehmen Sie z. B. unsere Aerzte. Wer wird rasch reich unter diesen? Ist es der ehrliche Mann, der da bescheiden sagt: „Die Wissenschaft vermag gar wenig, die Natur muß sich selbst helfen“ —oder ist es der Charlatan, der alle Tage in der Zeitung ankündigt, daß er allein der Besitzer des großen Lebens— elexirs ist, und mit drei Tropfen davon mehr ausrichten kann, als alle Aerzte mit ihrer ganzen Kunst? Welcher Prediger hat den größten Zulauf, der schlichte Gottesmann, der den Leuten ernstlich in's Gewissen redet, oder der glänzende Gaukler, der mit den Damen seiner Gemeinde kokettirt 'und ein freundliches Wörtchen für die liebens würdige Schwäche der freien Liebe übrig hat? Und Du selbst, lieber Leser, hast Du es nicht schon tausend Mal ausgefunden, daß Du mit Keckheit und chick, Anma— ßung und Frechheit hundertmal weiter tommst, als mit Demuth und Bescheiden heit? Dem Jäger, der sich den Schwindel als Revier erkoren hat, fehlt es nie an Wild, denn siehe da, sie werden nicht alle. Die Zeitungen mögen jeden Tag Fälle bringen von Solchen, die auf den gold brick- Schwindel oder auf die ebenso plumpe Gaunerei der green goods-Händler her eingefallen ind—die Schurten finden im— mer wieder neue Opfer, gerade wie sich immer wieder neue Mücken in's Gaslicht stürzen, obwohl sie gesehen haben, wie Tausende ihrer Art vor ihnen zu Asche ver brannten. Man muß es nur verstehen, den Gimpeln die Ueberzeugung beizubrin— gen, daß man im Stande ist, ihnen den Besitz oder Genuß zu verschaffen, auf wel— chen ihr Sehnen Tag und Nacht gerichtet ist. Gelingt dieß, dann hat man gewon— nenes Spiel. Steckt der richtige Köder an der Angel, dann hascht der schbaueste Hecht darnach, als wäre er der dümmste aller feisten Karpfen. Leute, die mit ungeheurem Aufwande des seltensten Scharfsinnes große Vermögen aufgebaut haben, werfen sie dem ersten besten Schwindler in den Schooß, wenn er es versteht, seinem Opfer die Binde um die Augen zu legen oder ihm das Spiegelbild des Knochens im Wasser viel größer und saftiger erscheinen zu lassen, als der Bissen ist, den der Köter im Maule hat. Ein wahrhaft glorreiches Beispiel des höheren Gimpelfanges hat sich kürzlich in Britisch-Columbia ereignet und das will ich heute erzählen, weil es Alles oben Gesagte jo schön illustriert. Vor einigen Jahren kam ein Franzose Namens Jules Samson in jene Gegend von Columbia, in welcher einst eben so ausgedehnte als reichhaltige Goldwäschereien bestanden hatten. Der Wöchentliche Allinois Staats-Zeitung. Montag, 17. lAuli 1893. Anblick der jetzt verödeten Goldfelder brachte den Franzosen zum Nachdenken und die Frucht dieses Nachdenkens war ein auf das Goldwaschen angewendeter Keeley-Motor, d. h. eine geheimnißvolle Maschine, deren Construction Niemand kannte, von der wahrscheinlich nicht einmal das kleinste Modell existirt, die aber nach den Ver—- sicherungen des Monsieur Samson Alle, die ihr Geld hineinsteckten, zu vielfachen Mil— lionären machen mußte. Und wie das? Ganz einfach. Die Maschine war eine Goldfalle. Stellte man sie in einem goldhaltigen Gewässer auf, so zog sie die Goldtheilchen aus dem Sande an sich, wie der Magnet das Eisen. Man konnte also so eine Maschine, sagen wir im Mai, auf—- stellen und dann meinetwegen nach Chicago zur Ausstellung reisen. Im September kommt man zurück und findet, daß die brave Goldfalle in der Zwischenzeit so und soviele Tausende von Unzen Gold gefangen hat. Das Ding war zu schön, um nicht wahr zu sein. Und Samson war so bescheiden in seinen Forderungen! Eine Viertelmil— lion Dollars, das war Alles, was er brauchte. Was sind aber $250,000 als Samen, wenn eine Ernte von Hunderten von Millionen gewiß ist? Eine Bagatelle, Pappenstiel. Ein Herr H. A. Fissiault von O'Hawb und A. N. Laperrierri, be—- reits gewiegte, prominente Canadier, von Tausenden ihrer Mitbürger als Vorbilder erfolgreicher smartness verehrt, fanden die Idee bezäubernd und brachten das erfor— derliche Capital auf. Samson sagte den Herren, daß er im Native River bereits einige Fallen an der Arbeit habe und daß sie Wunder wirkten. Es handle sich jetzt nur mehr um die Aufstellung von Fallen in anderen Flüssen, um die ersten Millionen einzuheimsen. Gestärkt durch diese herrlichen Berichte und Aussichten, beschlossen Laperrierri und Fissiault, eine große Expedition nach. dem Native River auszurüsten. Die Reise ging auf Bergpfaden 750 Meilen weit. Die Expedition zählte 40 Köpfe. Darunter war auch Mrs. Samson und ihre zwei Mägde, zwei Köche, 19 Indianer u. s. w., endlich auch die Lieblinge des Monsieur Samson, 4 Hunde und 6 Katzen. Man brach am 2. Mai auf und pochenden Herzens harrte ganz Britisch Columbia auf Nachrichten über die von den Goldfallen gewirkten Wunder. Hielten die Maschinen des Fran—- zosen halbwegs, was er versprach, so muß—- ten sie dem ganzen Lande einen ungeheuren Boom geben. Nach unendlichen Mühen langte die Expedition am Native River an. Aber bald zeigte es sich, daß Samson diese Gegend nie gesehen hatte. Er hatte nicht einmal eine Mausefalle aufgestellt, sondern nur eine Gimpelfalle. Fissiault und La perrierri mertten deutlich, daß sie in einer solchen gefangen saßen. Das Ende vom Lied ist bald gefunden. Am 20. Juni erschien in Quesnelle eine Botschaft von der Expedition. Dieselbe brachte aber keine Nachricht von Gold— schätzen, welche in die Fallen des Monsieur Samson gegangen waren, sondern ersuchte um eine Abtheilung Polizei, die man nach Fort George senden möge, wo Samson von der Expedition als ein rebellischer und gefährlicher Gefangener festgehalten wurde. Als der Hallunke sein Spiel verloren sah, wollte er des Nachts entfliehen. Er wurde aber gefaßt und ihm die Waffen abgenom men, mit denen er schon früher seine Reise— gefährten bedroht hatte. Als Betrüger vor Gericht gestellt, wurde er für wahnsinnig erklärt... Hätte er, um ein kleines, ehrliches Ge schäft anzufangen, die Herren Fissiault & Leperrierri um SIOOO anzupumpen versucht, so hätten sie ihn ausgelacht. Aber $250,- 000 gaben sie hin, als sie hörten, daß sie Millionen wie Brombeeren vom Strauche pflücken würden. Hätte Samson Jemand um SSOO betrogen, so säße er jetzt schon im Zuchthaus, aber ʒ250,000, das ist Wahn—- sinn, ok courss. Aber warum schimpfe ich über Schwindler? Bin doch selbst einer. Anstatt über die Eseleien zu spotten, die ich täglich selbst begehe, geißle ich die der an deren Leute und spiele den weisen Sokrates. Es giebt Augenblicke, wo mir vor mir selbst graut. EGine Unglüückswoche. Mit größerem Jubel und Glanze, wie je zuvor, ist in den Ver. Staaten der 4. Juli d. I. gefeiert worden; aber auf die Freude ist Trauer gefolgt. Mit grauser' Wuth fällt der Orkan über das Gebild der Men— schenhand her, vernichtet in Augenblicken blühende Ortschaften, die Arbeit von Jahr—- zehnten, verwüstet auf ungeheuren Strecken den Segen der Felder und erschlägt zu Hunderten Männer, Frauen und Kinder, oder reißt sie in ein nasses Grab. Und dann kommt das Feuer, zugleich des Men— schen bester Freund und grausigster Feind, und verschlingt nicht nur mit gieriger Lust was Menschenwitz und Menschenkunst ge baut, sondern auch mit grimmer Wuth die Tapferen, die den Kampf mit ihm auf—- zunehmen und ihm Halt zu gebieten wagen. Gegen Orkan und Wirbelwind, gegen Blitz und Hagelschlag, steht der Mensch schutzlos da; er muß sie über sich ergehen lassen als ein unabwendbares Geschick. Denn wenn auch unsere Wetterwissenschaft schon soweit gediehen ist, daß sie anzeigen kann, wann die Bedingungen dafür vor— handen, —wo, auf welchem engeren Raume, auf welchem bestimmten Fleck das Unwetter sich entladen wird, das angeben kann sie nicht. Und könnte sie es, was könnte es groß nützen? Wer kann einem Wirbel— sturm entfliehen? Und was hälfe es einem Farmer, wenn er Stunden vorher weiß, daß ein Hagelschlag seine Erndte vernich— ten wird, da er sie ja doch nicht retten kann? Den Naturgewalten also steht der Mensch hülf- und rettungslos gegenüber. Er kann sie nicht aufhalten, nicht eindämmen, nicht ablenken. Nur die Elemente, die er in seinen Dienst gepreßt hat, die er durch sei— nen Witz zur Thätigkeit entfaltet, die kann er lenken und ·einzwängen, und gegen die kann er sich schützen. Und es ist ein nie—- derschmetternder Vorwurf, daß die helden— müthigen Feuerwehrleute, welche in so ent—- setzlicher Weise auf dem Weltausstellungs—- platz ihren Tod gefunden haben, nicht einem unabwendbaren Schicksal, sondern dem frevelhaften Leichtsinn in der Verwahrung des Feuers zum Opfer gefallen sind. Die Esse des Kühlspeichers war geradezu eine Einladung für das Feuer: ein dünnes Eisenrohr, umkleidet mit Holzwerk und Stuck, und es ist unbegreiflich, daß nach— dem bereits zweimal Feuer darin ausge— brochen war, schon wegen der den anderen Theilen der Ausstellung drohenden Gefahr das Direktorium nicht energisch eine Um— kleidung der Esse mit Stein oder einem un— durchdringlichen Mantel von Asbest gefor dert und durchgesetzt hat. Man verließ sich, wie es scheint, darauf, daß es der Feuer—- wehr, wie zweimal, so immer gelingen werde, des Feuers Herr zu werden. Die— sem frevelhaften Leichtsinn sind die Hun— derttausende an Werthen und die dreißig oder vierzig gräßlich um's Leben gekom— menen oder entsetzlich verbrannten und verletzten Menschen zum Opfer gefallen. Die furchtbaren Ereignisse, welche drau— ßen auf den Prairien so viel Elend und Trauer gebracht, fordern die ganze mensch— liche Theilnahme heraus, aber wenn sie den Menschen an seine Winzigkeit und Ohn— machi erinnern, lassen sie ihm wenigstens den Trost, daß sie unabwendbar waren, und daß nicht er sie verschuldet hat. Das krönende Unglück der Woche aber läßt die— sen Trost nicht zu. Hier liegt eigenes Ver—- schilden vor. Glücklicher Weise scheint man maßgeben— den Ortes aus dem Trauerfall eine Lehre ziehen zu wollen. Der Beschluß des Stadt—- raths, die Ausstellungsgebäude auf ihre Feuergefährlichkeit untersuchen zu lassen, ist ein zweckmäßiger. Nicht als ob die Be sorgniß vorläge, daß nicht in den von der Ausstellungsgesellschaft selbst errichteten Gebäuden der Kühlspeicher war ein Privat-Unternehmen entsprechende Vor— sicht geübt würde, wohl aber, weil nach die— sem entsetzlichen Vorfall das Publitum einer Beruhigung bedarf, und weil vier Augen mehr sehen, als zwei. Die Ausstel— lungsgesellschaft wird übrigens jedenfalls von selbst von nun an noch ängstlicher, als bisher, auf gute Verwahrung des Feuers auf dem Ausstellungsplatz dringen. Wirklichkeit über Dichtung. Daß die grauenvollste Phantasie zuwei— len von der nackten Wirklichkeit übertroffen wird, beweist die Laufbahn des hier in Chi— cago wohlbekannten und übelberüchtigten „Dr.“ Henry Meyer. Wenn er alle die Morde und Mordversuche, deren er bereits angetlagt gewesen ist und jetzt angeklagt steht, wirklich auf dem Gewissen hat, so er scheint er als ein sittliches Monstrum, wie es sich Niemand auszudenken wagen würde, und kein noch so waghalsiger Schund— roman-Verfasser würde sich unterfangen, einen Verbrecher so oft den Maschen des Gesetzes entrinnen zu lassen, wie Dr. Meyer ihnen bis jetzt entronnen ist. Die Reihe der bekannteren Verbrechen, deren er angeklagt war, ist bereits in un— sern Lokalspalten aufgezählt worden, so daß es nicht nöthig ist, an dieser Stelle darauf zurückzukommen. Zwischen dem Morde eines Ehemannes und seiner eigenen Frau, um des Ersteren vermögende Wittwe hei— rathen und dann wieder langsam mor— den zu können, weswegen die Chicagoer Gerichte sich mit ihm zu besassen hatten, und dem Verbrechen, dessen er jetzt in New York angetlagt steht, Vergiftung eines Mannes, um dessen Verficherung zu erlan— gen, liegt eine lange Reihe ähnlicher Ver brechen, von denen er entweder freigespro— chen wurde oder deren Sühne er sich durch die Flucht entzog. Es ist möglich, aber nicht wahrscheinlich, daß Dr. Meyer an allen der ihm zur Last ge legten Verbrechen unschuldig ist. Aber wenn er das ist, so wird man sich doch ver— gebens fragen, wie es möglich ist, daß ein Mann sich fortwährend dem Verdachte aus— setzen kann, ein Mörder zu sein? Und zwar ein Mörder um Gewinn. Das alte Sprich wort: „Wo Rauch ist, da ist auch Feuer,“ scheint hier in vollste Berechtigung zu treten. Leichter ist die Frage zu beantworten, wie es möglich war, daß Dr. Meyer, falls und obgleich er schuldig war, stets der Sühne seiner Verbrechen entrann. Hauptsächlich deshalb, weil er seine Opfer nicht mit Messer und Pistole, sondern mit Gift ab that, und zwar meist langsam wirkenden, den Schein organischer Krankheit hervor—- rufenden Giften, und weil von einer ge—- richtlichen Medizin bei uns noch so gut wie gar keine Rede ist! Wer nicht ungeschickt genug ist, Jemanden mit großen Mengen Strychnin oder Arsenik zu vergiften, die leicht nachzuweisen sind, kann ziemlich ge trost darauf los vergiften, ohne Furcht, daß er seinen Hals wagt, so dringend und über— wältigend auch die Verdachtsgründe gegen ihn sein mögen. ; Die Straflosigkeit, deren sich in Folge der Schwierigkeit ihrer Ueberführung fast durch— weg die Giftmörder in den Ver. Staaten erfreuen, ist es, welche dem moralischen Monstrum Meyer seine bisherige Laufbahn möglich gemacht hat. Aber daß ein solches Monstrum im 19. Jahrhundert überhaupt gezeitigt werden konnte, ist ein neuer Be weis davon, daß mit dem Wachsen mensch—- licher Sittlichkeit und Erkenntniß auch die menschliche Niedertracht wächst, und sich um so stärter gegen das Gute abhebt. Jedenfalls ist dieser Meyer ein psycholo—- gisches Räthsel, auch durch die offenbare Anziehung, welche er auf Frauen ausübt, über welche er eine hypnotische Gewalt zu besitzen scheint. Zweifelsohne wird seine Laufbahn, ende sie nun im Zuchthaus, am Galgen oder in der Gosse, einmal den Stoff zu einem der einträglichsten Schund— romane bilden, weil wie Eingangs gesagt Niemand im Stande wäre, die Verbrechen auszudenken, welcher Meyer geziehen ist und die begangen zu haben er im dringend— sten Verdacht steht. Im Freundeskreise. Kleines Feuilleton der „Illinois “ Staatszeitung“. Warum Grover krank wurde. Es freut mich, daß es Herrn Grover wieder besser geht. Ich kann ihn recht gut leiden. Er spielt nicht Clavier, gehört da— her zu den edelsten Wohlthätern des Men— schengeschlechtes. Er macht auch keine Ge—- dichte, und das rechne ich ihm besonders hoch an. Als ich den ehemaligen Bürger— meister von Buffalo zum ersten Male im Weißen Hause sah das war im Sommer 1885 —da dachte ich mir gleich, er sehe nicht so aus, als ob er den „Faust“ geschrie— ben hätte. Auch machte er mir durchaus nicht den Eindruck, als sei er ein besonders feiner Chopin-Spieler. Ich hatte es gleich weg, daß ihm Alles ferne lag, wozu Mond— schein und Sentimentalität gehört. Alles ist Realismus an ihm, nichts Romantit; nicht ein Blumenstrauß, sondern ein ge— waltiger Klumpen Roastbeef. Er war da—- mals von einem mächtigen Umfang. Doch sah man ihm nicht an, daß dieser Umfang das Resultat zu langer Sitzungen bei der Flasche sei. Bei Gambetta war das was Änderes. Dessen aufgedunsenes Gesicht strahlte von Weitem von altem Burgunder und Sect, während Cleveland eher die Farbe eines Bureautraten harie, der zu viel über seinen Acten hockt. Cleveland's Unglück ist sein Mangel an Bewegung und er ist es, der alljährlich Tausende tüchtiger Männer in's Grab bringt, die ihrer Constitution nach noch 20 —3O Zahre auf diesen Planeten hätten herumkrabbeln können. Und war— um bewegt sich Grover zu wenig? Weil ihm der dazu nöthige Heldenmuth fehlt. Ich höre Sie über das Wort lachen, ich meine es aber in vollem Ernste. Man glaubt nicht, welche Selbstüberwindung dazu gehört, alle Tage zu einer bestimm— ten Stunde bei irgend einem Wetter aus— zumarschiren und 14 oder 2 Stunden durch die Welt zu traben. Ich habe es oft ängefangen und nur wieder aufgege ben, weil mir die zähe Ausdauer fehlt, die dazu gehört. Ich komme mir wie ein Karrengaul vor, wenn ich so durch Stra— ßen und Gassen wandern soll, nur das Ziel vor Augen, daß ich meine Beine in Bewegung setze, um gut schlafen zu kön— nen, gut zu verdauen und Leber, Nieren, Magen, Lunge und Herz anzuregen und zu stärken. Seinerzeit, als ich auf dem Lande mit der Flinte durch Wald und Feld streichen konnte die meisten Hasen, auf die ich schoß, leben heute noch da hatte ich doch „kun“ beim Laufen. Jetzt würde ich es eher mit Herrn Grover halten, der sich im Weißen Hause nur eine Art Be— wegung zu gönnen pflegte, und das war eine Partie Billard nach dem Lunch. Es waren eigentlich richtige Junggesel—- lenfreuden, die Grover in dem prächtigen Billardzimmer des Weißen Hauses zu ge—- nießen pflegte. Das Zimmer ist hell und luftig, eine frische Brise weht von dem breiten, gelben Potomac herein und die Rosen, die in den Beeten gleich unter den Fenstern wachsen, senden ihre Düfte den Spielern als holde Grüße zu. Billard— spielen ist ein schönes Ding. Wie beim Schach, denkt man dabei nicht an Geld, sondern nur an die Ueberwindung des Gegners durch Geschicklichtkeit. Es ist da— her ein vornehmes Spiel ohne niedrige Hintergedanken, ohne Kniffe und List. Es giebt dem Körper Gelegenheit zur Be— wegung und läßt auch den Geist nicht ganz ruhen, ohne ihn aber im mindesten anzu— strengen. Grover's gewöhnliche Zeit für die fröhliche Carambolage ist die Zeit nach langen Kabinetssitzungen, die gewöhnlich von 11 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nach—- mittags dauern. Dann ziehen sich die Herren Minister zurück. Carlisle und Gresham verfügen sich auf ihre Bureaux, wo sie von Bienenschwärmen von Aemter—- jägern erwartet werden. So empfehlen sich auch die anderen Säulen der Admini— stration; nur zwei besonders gewichtige Männer bleiben zurück. Der eine ist Bissell, der Oberpostmeister und frühe—- rer Associẽ Grover's, der andere der Mini— ster des Innern, Hote Smith, der dem Präsidenten besonders sympathisch ist. „Bleiben Sie doch zum Lunch, meine Herren,“ sagt Grover, und die beiden statt lichen Herren lassen sich das nicht zweimal sagen. Und nun gehen die drei Kolosse, die zusammen 1000 Pfund wiegen sollen, mit schweren Schritten nach dem Speise— saal hinüber, wo sie dem Essen so zuspre—- chen, daß man während der ganzen Mahl— zeit nicht ein einziges Mal an die Gewohn—- heiten von Canarienvögeln erinnert wird. Man sitzt nicht länger bei Tisch, als man Zeit zum Essen braucht, und kaum ist das Dessert vorbei, so erscheint der Steward des weißen Hauses mit einem Kistchen Ci— garren von der Gattung, die keine schlechten Eltern gehabt haben. Die drei Herren passen zusammen: sie sind ebenso starke Raucher, als sie tapfere Esser sind, und nun geht es, die dampfenden Glimmstengel im Munde, nach dem Billardzimmer hinüber. Der Lunch war schon eine Affaire sans gène, die Partie Billard aber ist es erst recht. Kaum stehen die Herren an dem grünen Brett, so wird vollständige Jung— gesellentoilette angelegt. Der Präsident und seine zwei Rathgeber werfen die Röcke und ihre “cuffs“ ab. Ist es recht warm, so soll Grover sogar Halskragen und Weste von sich schleudern. Das kann ich aber nicht verbürgen und ich bitte meine Leser, dieses intime Detail nicht ausplaudern zu wollen. Der Präsident spielt seine Partie recht gut und auch Bissell kann sich sehen lassen, Hoke Smith aber spielt bedeutend schlechter wie die beiden anderen. Dafür ist er aber ein auẽgezeichneter Erzähler. Er hat das Leben der Nigger unten in Georgia studirt, weiß den Dialekt der Schwarzen zum Todtschießen gut nachzuahmen und wenn er zu erzählen beginnt, dann unter— brechen Cleveland und Bissell ihr Spiel, stützen sich auf ihre Stöcke wie Krieger auf ihre Musketen und lachen, daß es so seine Art hat. Cleveland weiß einen guten Scherz zu schätzen und erzählt selbst kleine Geschichten sehr niedlich. Bissell verweilt, wen die Reihe an ihn kommt, mit Vor— liebe bei der Zeit, wo er und Cleveland junge Streber waren. Einen Hauptspaß giebt es allemal, wenn der Präsident beim Spiel, wie das jedem Dilettanten pafsirt, einen tüchtigen Schnitzer macht. Dann fragen ihn seine Spielgenossen mit gut ge— schulter Arglosigkeit, ob er nicht etwa irgend ein anderes Spiel besser und lieber spiele, als Billard, indem er es ja doch nie—- mals zu etwas bringen werde. Passirt Bissell oder Hoke Smith ein ähnliches Malheur, so ist es an Grover, den Spöt tern mit gleicher Münze heimzuzahlen. Alles lacht und ist guter Dinge und Nie— mand nimmt einen Scherz übel. Leib, Geist, Gemüth und Humor alles ist in Hemdärmeln. Nachdem man eine Stunde lang die Elfenbeinbälle gerollt, kommt wieder das Geschäft an die Reihe. Hoke Smith, der gut zu Pferde sitzt, besteigt seine Mähre und trabt von dannen. Bissell, der gleich Cleveland das Laufen haßt, setzt sich in sein Coupẽ und fährt nach Hause, während Grover sich wieder in seine Acten vergräbt. Diese Stunde Billard ist also alles, was der Präsident seiner Maschine im Tage zu gönnen pflegt. Und nun hat er dafür büßen müssen. Das Rheuma in Knie und Fuß hat ihm ein deutliches Memento mori zugerufen und wenn er sich nicht zusam— mennimmt, so werden sich bald noch viel stärkere Mahnungen einstellen. Die Natur tennt eben keine Standesunterschiede und sie legt dem Karser, dem König, dem Prä— sidenten einer großen Republik und dem ärmsten Taglöhner dieselben Gesetze auf. Auch der fünfzigfache Millionär kann sich nur frisch und gesund erhalten, wenn er mit den eigenen Beinen täglich sein Pen— sum abläuft; weder ein bezahlter Diener noch auch eine gekaufte kostbare Maschine kann ihm diese Arbeit ersparen. Zwar thun diese Günstlinge des Glückes Alles, um sich zu pflegen und zu erhalten, aber wenn ihre Stunde schlägt, so fallen sie eben auch hin wie wir anderen, die wir die Million nur vom Hörensagen kennen. Da war ber Senator Stanford, 40 oder 50 Millionen todt im Bett gefunden. Da war der Banquier Drexel, am Mer— gen frisch und gesund, nach Tisch mause— todt. Und die sind noch glücklich zu prei sen, denn wie leicht tritt nur theilweise Lähmung ein und dann kommt eine Exi— stenz in Bett und Rollstuhl, die manchmal ihre 10—15 Jahre dauert, ein kläglicher Tod, 365 mal im Jahre, alle Schaltjahre ein Tod mehr. Und doch schaffen die Men— schen darauf los, als seien sie unsterbliche Götler und nicht die vergänglichsten aller Mücken. Da lebt z. B. in Californien ein Nabob, der sich einen feuersicheren Palast bauen läßt. Das Ding wird $1,500,000 kosten. Ich bin von Hause aus nicht scha—- denfroh, sollte ich aber hören, daß der Nabob sterben mußte, gerade als sein Wunderbau beinahe fertig war, so werde ich mir ein satanisches Gelächter leisten, wie man es selbst in der Hölle selten hört. Die millionenreiche Mücke, von der ich rede, hat in afrikanischen Diamantengruben 25 Millionen Dollars „verdient“ und da—- mit kann ein Crank schon allerhand tolle Ideen ausführen lassen. Der feuerfeste Palast wird nicht einen Fuß Bauholz ent— halten, sondern nur aus Eisen, Stahl, Alu minium, Messing, Bronce, Platina, Silber, Cement und Stein bestehen. Und von Steinen kommt nur Marmor zur An— wendung bei den Treppen u. dgl. und im Verein mit Onyx in den Badezimmern. Selbst die Fundamente werden aus Stahl und Concret (Maurerguß) sein, die Fuß—- böden aus Messing, Aluminium und Con— cret, die Mauern aus Stahl, das Dach aus Stahl, Kupfer und Mesfing, die innere Bekleidung der Wände wird verschteden sein, bald oxydirte Eisenplatten, andere aus Messing, Kupfer, Nickel; ähnlich werden die Plafonds sein. Alle Beleuchtung und Heizung wird durch Electricität besorgt. Die Feuersicherheit wird sich auch auf die Vorhänge und Teppiche erstrecken, welche sammt und sonders in Lösungen von Glycerin und borsaures Ammoniack getaucht werden, wodurch sie vollständig unverbrennlich werden. Ich erwarte, daß sich der Nabob ebenfalls in eine solche Mischung wird tauchen las—- sen, sonst könnte er eines Tages mitten in seinem feuersicheren Palaste in Brand ge—- rathen. Der Gute hat wohl keine Ahnung davon, was für ein scheußlicher Vandale er ist. Ich kann mir nichts häßlicheres den ken, als in einem solchen Hanuse zu wohnen; da wohne ich ebenso gerne in einem ausrangirten großen Dampftkessel. Apropos, wenn das feuersichere Haus fertig ist, dann lassen Sie eines bauen, dem die Bacillen nichts anhaben künnen. Für eine Million findet Ihnen vielleicht ein smarter Chemiker ein Baumaterial, dem nicht ein mal der Tod beikommen kann. Dann werde ich es erst begreiten, warum die Leute nach der Million streben. Bis dahin aber lache ich herzlich über dich, du Mücke in deinem feuerfesten Mückenschloß! Yorick. —ffíí —— , Inland. Ueber die vom jetzigen vielgeschäftigen, aber kopflosen Ackerbauminister Morton verfügte Abschaffung der Inspektion des zur Ausfuhr bestimmten Schweinefleisches bemertt das Cincinnatier Volksblatt: „Als Grund führt Morton die Kostspieligkeit an und daß England, welches kein Certifikat verlangt, zehnmal so viel Schweinefleisch bezieht, als alle andern solche Certifikate verlangenden Staaten zusammen genom— men. Diese Gründe sind äußerst matt. England nahm schon vor der Annahme des Congreßgesetzes, welches die Inspektion vor— schreibt, das Schweinefleisch von uns, die anderen Staaten aber nicht. Um diesen anderen Staaten jeden Vorwand für die Zurückweisung desamerikanischen Schweine— fleisches zu nehmen, wurde diese Inspektion angeordnet und daran in dem Gesetze ver—- schiedene Repressalien geknüpft, für den Fall, daß die Einfuhr des amerikanischen Schweinefleisches trotz der Inspektion nicht gestattet werden sollte. Wenn die Inspek— tion aufhört, hören auch die Repressalien auf und demnach steht es den Ländern, welche früher das ameritkanische Schweine— fleisch ausschlossen, und dazu gehört ganz Europa mit Ausnahme England's, frei, diese chikanösen Verbote abermals zu er— lassen. Niemand wird leugnen können, daß die Gefahr eines solchen Verbots eine sehr große ist. Die agrarische Bewegung hat in Europa in den letzten zwei Jahren bedeutend an Kraft und Einfluß zugenom— men. Die europäischen Landwirthe werden jetzt darauf dringen, daß die verhaßte ame— rikanische Coneurrenz wieder beseitigt werde, und die Regierungen werden um so eher geneigt sein, auf dies Verlangen einzugehen, da sie dies mit völliger Gefahrlosigkeit thun können. Will unser landwirthschaftlicher Minister vielleicht die amerikanischen Schweinezüchter und Händler aus seiner Tasche für die Verluste entschädigen, welche ihnen durch diese Aufhebung des Gesetzes erwachsen? Die Handlungsweise des Herrn Morton erscheint uns als superklug und den besten Interessen des Landes schädlich.“ Ueber die neuen Denkmäler, welche die Stadt New York jetzt bekommt, lesen wir in dortigen Blättern: Landschafts- Architekt Vaux berichtete der Park-Com— mission, daß die Statue von Christoph Co— lumbus am besten ihren Platz auf dem Mall im Central-Park, gegenüber dem Shakespeare Denkmal, finde, und es ward demgemäß beschlossen, daß das Monument dort aufgestellt werde. Auch berichtete Herr Vaux zu Gunsten der Aufstellung der Büste von William Cullen Bryant in der Nord— ost-Ecke des Bryant-Parkes. Präsident Tappen meinte, daß der Halbkreis, welcher als Hintergrund für die Büste, zum großen Theil aus Bronze-Reliefs bestehend, in Aussicht genommen worden ist, etwa s3o, 000 koften werde, und er gab sich deshalb der Hoffnung hin, daß die freundlichen Ge—- ber sich auf einen anderen Platz einigen einigen möchten. Schließlich stellte der Präsident den Antrag, daß Herr John Bi— gelow und andere Mitglieder des Comites zu der am 25. d. M. stattfindenden Sitzung eingeladen werden sollten, um ihrer Ansicht betreffs des Platzes des Denkmals Aus—- druck zu verleihen. Das Kunst-Comite berichtete zu Gunsten der Annahme des Piedestals für das Roscoe Conkling zuge— dachte Monument, das auf dem Madison Square Aufstellung finden soll, und das Postament ward unter der Bedingung an— genommen, daß die Basis von 10 Fuß 3 Zoll auf 9 Fuß im Geviert verringert werde. fünfzehnjährige August Ludwig, die Stütze und der Trost seiner armen Mutter, einer Wittwe, unter ergreifenden Umständen Selbstmord begangen. Jetzt weint die Mutter am Grabe ihres Sohnes, ihres Lieblings, welcher sich vergebltch bemüht hatte, ihr die Bürde des Lebens erleichtern zu helfen, und schließlich, als alle seine Versuche, durch ehrliche Arbeit Geld zu verdienen, fehlschlugen, sich in einem An— fall von Schwermuth und Wahnsinn er—- drosselte. Ehe er zum Aeußersten schritt, machte er noch einen letzten, fruchtlosen Verfuch, Befchäftigung zu finden. Ent— schlossen verließ er früh am Morgen das Haus, kaufte einige Zeitungen und ging auf die Suche nach Arbeit, um der in dürf tigen Verhältnissen lebenden Mutter am Ende der Woche ein paar Dollars geben zu können. Niedergeschlagen und verstimmt kehrte er um 10 Uhr Vormittag heim. Auch der letzte Gang war vergebens gewesen. Dem Rathe seiner Mutter folgend, begah sich der Knabe in sein Schtafzimmer, um, wie sie glaubte, auszuruhen. Als Frau Ludwig kurz vor Mittag ihren Sohn wecken wollte, mußte sie dessen Kammerthür ge waltsam öflnen und ein entsetzlicher Anblick bot sich ihr dar. Mittelst eines kurzen Endes Waschleine, welches an einem Haten befestigt war, hatte sich der Fünfzehnjährige erdrosselt. Da die sofort angestellten Wie—- derbelebungsversuche sich als vergeblich er— wiesen, schrie die vor Gram und Schmerz fast außer sich gerathene Frau aus dem Fenster um Hülfe. Ein Polizist eilte her bei, ein Arzt wurde geholt, aber Niemand war im Stande, den Knaben, der in solch' tragischer Weise sein Dasein geendet, in's Leben zurückzurufen. —ln Folge der herrschenden Geld— klemme hat die „Nicaragua Canal Con struction Comp.“ alle Arbeiten an dem Kanale einstellen müssen. Schon seit eini— ger Zeit ging das Gerücht, daß die Gesell schaft in Folge der Geldklemme in Verle genheit gerathen sei, auch war von einem inneren Zwiespalt die Rede. Jetzt haben die Beamten offen eingeräumt, daß die Arbeiten an dem Kanal eingestellt worden sind, weil es der Gesellschaft nicht möglich war, die nöthigen Geldmittel aufzutreiben. Vorläusig werden ihre riesigen Anlagen in Mittelamerita unbenutzt liegen bleiben. Als dieser Tage der Strecken-Vorar beiter der Columbus, Hocking-Valley & Toledo Eisenbahn, William Cook in Pem— berville, in Ohio, in betrunkenem Zustande nach Hause kam, trat er an die Betten, in welchen seine vier Kinder schliefen, und machte mit dem Stiele einer Hacke einen Mordangriff auf sie; sodann ergriff er ein Kind und schleuderte es an die Wand und die Decke des Zimmers, daß das Blut um— herspritzte und das Kind lebensgefährliche Verletzungen erlitt. Möglicherweise werden sämmtliche Kinder ihren Wunden erliegen. In dem Dorfe ist stark die Rede davon, den grausamen Vater zu lynchen. „ sk - 7 Was hewitkt Cuticura? Alles, was reinigend, säubernd und verschönernd auf die Körper- und Kopfhaut und die eer kleiner und urbre e ae ntitrt det ii 7 d tel. Dieselben heilen rasch 18 2 und entstellende Krankheiten der Körper- und Kopfhaut, k A I säubern die letztere von schup aus rein, angenehm, und un fehlbar, empfehlen fie sich den Müttern als die besten Hautreinigungs-und Berschönerungsmittel in der Welt. Eltern, bedentt dies, erspart Euren Kindern Jahre gei stiger und körperlicher Leiden, welche ans Verunstaltüng des Körpers entstehen, von der Pein gar nicht zu reden. Heilungen in der Kindheit sind rasch dauernd und ru Üeberall zu haben. Die Potter Drug & Chemica Corporation in Boston. S „Wie manHauttrankheiten heilt.“ Franco versdt. 84818 Körper-und Kopfhaut gereinigt und verschö uert durch Cuticura-Seife. Durchaus rein. deilen- und Rückenschmerzen, . : 4 Hüst- Nieren- und Gebärmutterschmerzen 2 und Schwächezustände werden durch Cut cura Anti-Pain Plaster, dem er sten und einzigen schmerztödtenden Pflaster, in einer Minute geheilt. ra Amm u a r n u Anzei 3 nzeigen. 7 - 7 Die Milchwirthschaft. und die Bereitung der vorzüglichsten Molkereiprodukte u. s. w. Von B. Rost. Preis portofrei d 1.35. Koœllins & Klappenhach, Deutsche Buchhandlung, 486 Dearborn Str., Chicago. Fi: den deutschen Unterricht in der öffentlichen Schule der Stadt Guttenberg wird ein Lehrer gesucht. Be werber mußz der deutschen wie der eorer detr Sprache mächtig sein, und werden Abiturienten eines Lehrer-Se minars vorgezogen. Wegen näherer Information wende man sich mit Zeugnissen nebst Lebenslauf an den Unterfertigten, Wm. Nolte, Secretary School Board, Guttenberg, Ja. 16j Isou2wö Aufgebot! Der am 17 März 1850 in Stralsund geborene Heinrich Ludwig Egon Maria Bücker- Mecheln, Sohn des Arztes Dr. Joh. Bücter-Mecheln und dessen Ehefrau Loise Josephine geb. Meinck, welcher im Anfang der 70er Jahre dieses Jahrhunderts von Breesen auf Rügen, wo er als Volontär in Stellung war, nach Amerita ausge wandert ist und aus Santa Kita, Staat New Mexico. am 5. März 1882 die letzte Nachricht hierher hat gelangen lafsen, wird auf Antrag seiner Verwandten, der Frau Wilhelmine Uterhardt, geb. Meinck, in Stralsund und der Frau Rosalie von Karwowsty, geb. Meinct, in Loitz, sowie seines Abwesenheitsvormundes Dr. Hermann Lemcte in Stettin hiermit aufgefordert, spätestens in dem auf den 5. Mai 1894, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeich neten Gerichte anberaumten Aufgebotstermine sich zu melden, widrigenfalls er für todt erklärt und sein Ver mögen den nächsten Erben überwiesen werden wird. Alle Personen, welche über das Fortleben des Ver— schollenen Austunft geben tönnen, werden aufgesordert, dem unterzeichneten Gerichte Mittheilung zu machen. Bergen auf Rügen, den 25. März 1898. Königliches Amtsgericht, Abtheilung 4. 17j8wö Dunker, Amtsrichter. MINERVA INSTITUT, (gegründet 1880). N.0.-Ecke Paulinastr. u. Berteau Ave., Ravenswood, 111., ist die älteste deutsch-amerikanische Töchterschule in den Ver. Staaten und empfiehlt sich durch gesunde Lage in dieser vom Mittelpunkt Chicago's durch Pferdebahn und die Chicago &N. W. Eisenbahn erreichbaren Vorstadt. Anfragen wegen Pensionärinnen und Tagschülerinnen werden beantwortet von 2 ; Frau Amalie Ende, Vorsteherin. P. O. Borx 383. 1611.50, mit, wö, jest Hotel zu verkaufen. Das vortheilhaft betannte Ludwig's Hotel m Winona, Minn., ist mit vollständiger guter Einrichtung, getrennt oder zusammen, zu verkäufen. Nähere Bedingungen zu erfahren beim Besitzer, John Ludwig, daselbst. ; 11j11M,t, suwö 3 u verkaufen: Haus und Lot, gut gelegen, sowie Schmiede-und Wagen-Shop mit guter Kundschaft, wegen Geschäftsveränderung preiswerth zu rertauien Nachzufragen bei C. D. Hinrichs, Pictone. 2ul4tWlt 2 7 Wir verwenden besondere Aufmertksamkeit auf Anfra gen von außerhalb. In Orten, wo wir keinen Agen ten haben, verkaufen wir an Familien direkt, :u Fabrikyreisen. 7jährige Garantie, mit jedem lAnstrunrent. Gebrauchte Pianos stets vorräthig. Kalaloge werden gratis zugeschiekt. JULIUS BAUER & CO., leerten Chi : 226 & 228 Wabash Avenue, ; hicago. 17ap wö baw a 2ACOR IONHALER. 7 - Commifsions - Geschäft fe V 8 Lier» und Esel, Staü 2 Union toet Yard, Chicago. Auktionsver- N— L re! eden Freitra - Uhr, Lrirar v-r aul : . Aufträge und Sen dungen von Pferden aus der Stadt und vom Land wer den erbeten und besorgt zum hchsten Markttpreis. Tele phon: Hard 627. 12midin. don, sam, so, wd., 18 3 A Warum Händlern Profit bezahlen ? ʒ2 75 taufen eine $8 Wnite Reed bar Car -1 riage, Fracht frei, auf 10 Tage Probe. Neueste Muster und Mode hersect dubertas S 2 e 5 sig und hübsch ausgestattet. Nur das beste 5 Vaterial wird gebraucht, und wird füt ʒ dahre S garantirt Wir sind seit vieten dahren im Ge— schäfte, sind pertann und gewissenhast: machen und verkaufen nur Das, was wir garantiren können, und geben niedrigste Fabrik-Preise. ceir heute um unsern freien Katalog, welcher einer der voliständigsten im Umlaufe ist. OXFORDO Mrc. cO., 340 Wabasn Avenue, Chnicago, . SPECIAL 6 —1 BABY CARRIA ES From Factory to Consumer. eurerea Froe or Oharge in the V:S M rut e ne; eo- O bourn Avo.· OICAGO, I 5