B edingnngen.
44s Hermannec XtltMaW V
.rnt jede Sa'lag und rottet jahrlich
jci Dollar t halbjährlicher Voraus .
tttaung. Anzeigen werdrn zu ' den
Kldfteqnke,t )öcr,ugugeu aufgenom
mc. längere Anzeigen exkcn im Ver
haitniß derechnet.
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4 r Brette für Vnzel
.U ' Anjeige von jkh pd ,wkAsH'
le kosten:
...gir einmalige Einrücke ' Kl. '
. Iwnmalii ei 1.5t
j.' ' dreimalige 2.0
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Herausgegeben von Iaeod Graf. . ' - : ;
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Jahrgang S Hermann, Mo., LS.IAprtt'ls NoI S.
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Wirs' sllsynnrnt tcira&ttt unt hat für riefelte
Zahlung zu lch'ttn.
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M i ch c l.
Kcschichtc cincs Teutschen unserer Zeit.
Von
Iolmnncs SsKcrr.
Erstes Buch.
Jngendjabrc.
(Fortsetzung.)
Trr Veiberr zwinkerte, indem er dies sagte, listig
,üit r.'i, Äugen-und machte ein sehr geheimnißsvlleS
Besicht.
l,,Aä, gnäriger Herr, Sie meinen loch nicht etwa
lu prciünnaiiscbt Mubrasböhle ?"
Die vrctlcmatifdje ? Nem. Aber die wirkliche,
j., Zi.'dknunlsiebzig Schock dlchdlaue u. s. w.
d i'.'e rie Höble entdeckt, ich! Ja, Consulent,
cic ttngläudikk Thomas, der Sie wissen wollten,
laß nie eine römische Legion hier herum gestanden
ick sag' Ihnen, die Höhle ist da, oder besser die
Erokte, denn 's ist 'ne Alt Grotte, 'ne eljtable
Michraögrottk, so wahr ich Bodo heiße."
Ich spitzte die Ohren bei dieser Wendung des
Gespräches. Der Freihe.r tummelte sein Stecken
sinr itx AUcrttümclei und ich wußte gar wohl, auf
welchem Terrain fcaS gegenwärtig mit Vorliebe ge
l'chah. Es war damals eine gelehrte Mode, den
Spuren ler lurch die Römer vermittelten Verzwei
gungen altonenialischer Culte im westlichen Europa
cifii j nachzugehen, und ler edle Freiherr machte die-
se More rttlich mit.
Sie haben eine Mithraögrotte entreckt, gnädiger
Herr? fragte mein Vater. Wirklich ? Hiex hei uns ?
Ja, wirklich uns hier hei uS."
iQ kenn ?"
,,entllch sollt' ick Ihnen daö noch nicht sagen,
aber Sie mögen'ö immerhin wlssen. Die Grot.c
besiilkel sich im Keißachfoist."
Im k ßach'olst? Alle Welt! Wer. hätte dae
gelacht ? liiii, Sie baden auch den Michrasstein
gefunden '" ,.
o.t nutt. bi-ix daß einer in der Höble sei:
mß. lan: g.ir 'einem Zweifel unterl.egen. Wett,
kleser Tage schaff nachgraben laße Aber wS lad:
.n cer jange i" !
34 lachte n.rllick. kenn als ick sab, wie die bei
len Ailirivuinler über rie fragliche lityiaögrotte
W jeriethen, mich der Ein all, dem 8rei-t-exxrt
etr.rn Possen ;u spottn. 3ir war nämlich noch
da,!.'.lZ ein p i'Äechler Cbnst. daß ich e, entschieden
mehr ' mit ter. alNtstamcü'lichktt , NachepraxiS aU
v.t ?cr rc::c":a::niacii Pcrgedungolhcorie hielt.
Der Freiherr hatte mich AngestchtZ seines Töchter,
leins, welches heute ohnebin gar Nichts von mir
wissen zu wollen schien, einen Sckiingcl und armen
Sünder genannt das sollte it nicht so bingeden,
dem Gott Mithras sei Dank !
Der Fr'ciherr sägte endlich dem Bater Adieu und
trieb sein Gespann an. Im Fortrollen" desselben
konnte sich Jsolie w ihrer Herzensgute doch nickt
enthalten, halb zurückgewendeten Kopfes mir einen
recht guten und tröstlichen Blick Zuzuwerfen. . Aber
ich war nun auch stolz und that, als ob ich von die
er Freundlichkeit keine Notiz nähme.
Daheim traf ich edemalls rvthgeweinte Augen
und zwar im allerliebsten Gesichtchen meines Schwe-
sterleinS. Denke Dir," sagte das kleine Ping mit.
gepreßter Brust. denke Du, der Bertbold ist for
und bat nicht' einmal Abschied von uns genommen
Ist las nickt traurig ?" Na' ersetzte ich groß
aniz,''S hat schon mancher dumme Junge sott ge
mußt nnd dumme, Mädelchen . haben hinter ihm
drein geflennt und der Himmel ist leshalb doch nich
eingefallen."
Wie Du nur heute wieder bist!" fagle iit Klei-
ne, mich mit ihren verweinten Aügen großnsehend.
' ' '
Fünfte 6 Capitel. '
.
j.isttlchtr
! stunden"
i n .r.-.r..
zugcnd. Don meinem Vater. Ein humo.
xrung. -en Murr Die ..Sttick. '
w 'vrrrorfi einer Rönne. i
kasüscht E,ÜÄ,ac de alte airkt. in .
-
frHiiiiii-r T.riti rt , (7. i
" i
,.-......r ,..5. r h jiwtHivH ;
Ich habe die Sentimentalität meiner Wertherpe
riore nie so vollstänlig Vergessen können, als laß ick
in Starten, besonrers in großen, einer Schaar von !
Kinrern begegnenk. liesclben nicht herzlich beklagt!
batte. Auch in Starten, ich gebe eö zu, ag die
Kinreneit ibre Pockie bahtn. ab iA bin ..dfcast
V"
der Ansicht, daß sie sich mit einer auf dem Lanie
riebleu Kindheit nicht me ssen könne. Hier, wo man
w '
V4..- . l . n tL. 1 . r .
du Patur ,o zu sagen aus erster Hand bat, sind die !
Beziehungen des Kindes zum Naturleben viel un-
mittelbarer und inniger, und wo nicht die Scklange
der Armuth das Paradies der Jugend allzufruhzei
tig und zudringlich vergiftet, wird dieses in der Er
innerung des Landkindes immer helleuchtender ste
hen bleiben als in der eines Stadtkindes. Natürlich.
Die werkeltägige Prosa dxS Lebens muß sich dem
Staltkind viel früher aufkrängen als dem Landkind,
dessen Sinn viel länger frisch, dessen Vorstellungen
viel länger nai bleiben.
Meine Jugend blieb, ungeachtet ich jetzt den weit
auö größeren Tbeil des Tages hindurch unter der
itrengen Au?nt klneZ pedantischen Lehrmeisters
n , , , . . . .
stanv. noch immer eine altt.kli?. An rr 1kvis,- '
' Ä ' TO . . ' . y 7 ' ,
vi T M i ...E...M M...(4tA. . ..u.t.:iif: X i 1
in sj. miitiui. ,t. u'tu,iri v uiifU'iiuiu un mcv
nem Sckulsacke flickte oder denselben vielmehr ganz
neu zuschnitt, daß ich mich endlich damit sehen lassen
konnte, bilrete die hum?ristische Bonhommie meines
Vaters einen wohlthätigen Gegensatz. Ich vergaß
alle grammatikalsschen Seilen, alle syntaktische
Slackerei, welch: ich die Woche üder ausgestanden,
wenn er, wie er zu thun gelohnt war, in der Frühe
eines schönen SonntagmqrgenSit uns Kindern
hinausging in die thauige Frische und uns das ewi
ge Buch der Schönheit lesen lehrte, in welchem un
sere Heimatbgegend ein so anmuthizeS Blatt dar
stellte. Bei solchen Wanderungen brach die Poesie
welche in meinem Vater lebte, ohne daß er Verse
schrieb, hervor, wie die Thräne auS der Rebe im!"" UT" ",u. 8"?"L 1.
,H
Lenz," und oft noch summt mir die Strophe eines
mir unbekannten Dichters im Gedächtniß, welche ich
ihn an so einem SonntaaSmoraen. als wir die
Sonne glorreich über unsere Berge aufgehen sahen,
glänzenden Auges vor sich hinsprechen hörte :
. Sonnentragend, Hauvtverneigend
' Trinkt der Hochwald Nebelflut,
BergeSmütter dalten säugend
An der Brust die Ouellenbrut.
Weltumkreisend, Allbesieg.r.
Kommt der Tag triumpbirend her,
Bunte Woik.n, seine Tiger,
Taumelnd, lächelnd, reitet er." ....
Mein Vater war Pantbeist. Er fühlte iu Allem
ind Jelem ken Athem, ler großen Wellfeele. Wenn
. r uns ron rem reilgio,en uvlen. or,tellen u.-.d
Thun der beirnischen Aitsorkern. enällce. aina et-
. 1 - Ost . j . k i. ,
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a iric jiüiiarn trr anen Evliervame, wie ura.M
ler W.Urgeruch lurck seine Rede. Es wurde dann
seinen Zuhörern so andächtig zu Muthe, wie ihm
elber war. Sein Gedächtniß war ein unerschöpfliches
.Wunderhorn" alter Sagen, Mythen und Lieder.
Wenn meine Schwester Hildeaird. die nni'erer Mut
er klare, hohe und reine Stimme geerbt, im Verei, e
mit ibrer Freundin J'olce, kie einen prächtigen Alt
esaß, dem Vattr so ein echtes, altes Volkclier fang,
ging ihm das Herz auf Er liebte die Musik leiden-
chaftlich. Meine Mutter unterrichtete , den Fabian
und mich im Ckavierspiel, während meine Schwester
dieses Instrument unddas nach meinem efüfrl'
noch schönere, die Harfe, zugleich mit Isolde auf dem
Schlösse fpielen lernte. Da .haben w'r denn dem
Vater an manchem Abend mit einem improvisirten
Conrkrt die Stirne geglättet.
Und das war zuweilen nöthig, denn wie alle bu-
moristifchen Naturen bewegte sich auck die meines
Vaters in Contraften: Sein ursprünglich brausendes
Temperament war zwar allmälig durch die Jahre
sel gesänftigt worden, aber mirunter schlug seine
angutnuat immer wieder durch die ruhige, ich
möcht sagen behagliche Gefaßtheit, welche er sich all
mälig angewöhnt hatte. Daraus erklärt sich denn
auch der Jeuerkiier. womit er sich lökliek für die he.
ginnende industrielle Be.egung der Zeit interessitte.
UN :Ck i e.i . . "
vw. u, irinrn Ivlußtj.nnren Bücher wie Gö-
tbe s Werke oder die Fori'chunaen um-r,, .
Germanisten kaum aus seinen Handen gekommen
waren..so sah man ihn jetzt bäufä über nati.n.,lk.
! nomischen und technischen Schriften brüten und er
iieß es sich angelegen sein, auch mir ewigen Ge.
simai anMen Werken beizubringen.-Ich erinnre
j. v . z : i. : j. iL , . , i
lÖP zu nnrnai intö einen z
dicke,, Waher über Maschinenkunde mit Ach uv
I Krach kurchsochr unv kann auf snn' Befragen nickt
t..41...d. . t I" CT . j . 1
verhehlte, dap ich mick ob tem Liog ftcklich ge-
lanaweilt bitte. Tu All,,' pi'
, -7 ' " ' ." '
" . r. I M- Mit I1IH1 IHI M j .kl l k V k i Ulk
r k '
lrdiiennarr m.ii.Ti nrurn.i1! rti ttir
'1f!. fir , .
l.nii. lumcitji iHjifu i'nrn tacri ganj rrauria,
ja, grauenhaft maschinenmäßig, das ist wahr. Ar
rr er Junge, ich fürchte, Du wirst ein ei'erueS Zeit
alter erleben, eine Zei), wo die Maschinen mehr gel-
,tcn als die Mensckeo " Und ach einer Pause
setzte er schwermiithig hinzu; Es ist seltsam und
J X Ll. i .f. .1. st-l...!T... strt .
WK iUC ueur,. 0nuIW H
jn, zu verengen drohen. Du bist jetzt
nug um eingehen, daß d.e alte
I iJr nirni' t a iim 44a r m MMiiMfhiiM im.
V IIU4 UUV ilVIl UUt (V UU'lll U'U . ff (
t JML .
lt v yvivnvn ivnv j uivi it vuiviu ivu) UViy
Götter; sie huldigte Idealen. Sckon unsere Ge
xenwart dagegen setzt eine so altkluge Miene auf,
als wäre aller Cultus des Schönen, des Heiligen
als eine abgethane Kinlerpossc nur so in die Rum..
pelkammer der Weltgeschichte zu werfen, und wenn
das so fortgeht, werden die Menschen bald thun, als
gäbe es gar keine ideeUen Lebenömackte mehr. Da
! mon Mammon wird ihnen die Götter ersetzen. Ne,
ljch sah ich ihn NacktS im Traume. , Od der in
einx ungeheure qualmende Esse verwandelten Erce
lastete er, ein riesiges Scheusal, ein eltalp, und
mir seinen schwarzen Riesenslelermausittigen streifte
i 0r i'nrti rnMti (Ofi iMt flnTrMrtrn
vi unm rniiiMi v ii i iiuiv 1 1 tti uiüiiii Viit y
. . .. - ...
im-
mclsqewölde. ES war ein bö er Traum."
. '
Solche trübe Stimmungen des Vaters waren
aber vorübergehende, und manchmal rettete er sich
aus denselben ermittelst eines plötzlichen humoristi
schen Sprunges. So auch eines Tages, etwa ein
Jahr nach meiner lvceistischen Katastrophe, als ich,
einen Auftrag des Freiherrn zu bestellen, Abendöden
Vater auf seinem Geschäftszimmer aufsuchte. Er
war nicht allein, tenm an der Thüre stand ein jun
ger Bauernbursch, in der linken Hand einen ver
schlossenen Korb tragen, aus welchem ein talblau
tes Gescharre und Gepiepe kam, und mit den Fin
gern seiner Rechten verlegen seine pelzverbramte
, Mütze drehend. Mein Vater saß mit aufgestemm-
. rr., - ! .c. (W.i...ofj.
starrte in einen vor ihm liegenden Brief. Seiue
Brauen waren, zusammengezogen und sein Blick
hatte einen so seltsam willen Ausdruck, wie ich noch
nie an ihm wahrgenommen,.
Vater." begann ich, der gnädige Herr läßt Dich
grüßen und "
Er sah auf. blicke mich stier an und ein schwerer
Seufzer brach laut über seine Lippen.
Was syllS ?" fragte er raub.
Ich sagte, was ich zu sagen batte, aber er nahm
offenbar wenig oder gar nicht Notiz daoon.
Jt Dir unwobl ?" fragte ich. da ich bemerkte,
daß sein sonst so gesund rclhes (Sesicht ganz fabl
blaß war. ,
Er winkle nur abrührend mit der Hand. D''
bemerkte er den unglücklichen Banerjungen an der
?,,,, ? lci bnnrrie .u stWurrr i ,,',
$ r" "w . I
einer gewaltsamen Entladung, schrie er ihn mit ei.
er Donnerstimme an:
Was willst Du, Kerl?"
So ein Donnerschlag mach:e den Burschen voll-
endS ganz evnmö. Er ließ seine Pelzkappe fallen.
stotterte einige unartilulirte Töne hervor, trat dann,
wie mit einem verzweifelten Entschluß, dem Tische
näher, stellte seinen Korb aur. den Boden, öffnete
len Deckel und heraus sprang ein halb Dutzsnk
junger Hahnen vier Capaunen, kie sich alsbalh mit
verstörtem' Geglucks? im Zimmer verbreiteten.
Hvllab. he ! was soll kaS, Du Kaliban ?' schrie
mein Vater. .,
Herr Cons'lknt, ' Herr Cons'lent," stammelte der
Bursch, sich verzweifelnd mit beiden Händen hinter
den Ohren kratzend. ' .
WäS denn ? So thu' doch das Maul auf, Du
Krkuz'fchw'erenöther ! ,, , , ..
Die Muotter, die Muotter" stammelte der tyfe
glückliche.'
Was soll'S mit Deiner Mutter?"
Die Muotter hat halt g'moint von wegen
der Streue im Birkachwaldle und derweil die
Koxxen'huir so wohl g'rathen sind und fett sind
d'Dinger, 's ist wohr und. Tone, hat si, g'fagt.
Tone, 'S, Schmier und 'S Salbe hilft numma ei--nst
alletbalba " ' ,.'."'
WaS ?" fuhr mein Vaterlos. Bestecken will
... t mit .ffabslnnfnfett s.min-fti miTw
man miltf . wiiui ..... 1 ---i j ........... ... ,
M V. i M..-ftMch ch '.in'
mit plt,. W ijl m,w M'h, t Xu uz,
flJ-f..: ..:
; mal; ijtoNta . stow: m'
rttx imit,lttm tU 'v&fMüt'mnt iesgrvßm
. . , , ' , i . ' .yj o - v . ,,
Jungen, der ganz vettattert tasta,' machte' ihn
plößlich hell duflachen.'' '!
- , . . . , . i i '
Mlcdel, fang rie Bestlen zu,ömmen," sesahl tx
mir, unr ich brachte, es unter großem Geflatter unv
aur. Liisn ... ."
T l"au u e
fehl auszuführen. ' '
Mein Vater war aufgestanden nup" kam . hinter
t. ' nr.i.' . 't. ' . i'i.i'..u ' . .
im uirnn(D errpr. . .
Herr JeseS ! Herr Jemine !" rief der Bursch, ei
nen Blick des Entsetzens in die' Ecke werfend, wo das
Meerrohr meines Vaters khnte.'.7'
Aber das gefürchtete Instrument wurde nscht in
Thätigkeit gesetzt. . Mein Vater nahm mir den Korb
ab, in welche., ich die Kapaunen wieder verschlossen
und trat damit auf den Jungen zu, welcher seiner
seitö sich so lange rückwättS concentrirte," bis er an
der Zimmerwand anstieß. Er hatte sich gern durch
dieselbe gezwängt, wenn eö nur ' möglich' gewesen
wäre. .
Bei meinem Vater hatte der Humor augenschein-
lich den Zorn verdrängt.' Er. trat hart vor den
Burschen hin. gab ihm den Korb, um dessen Trag- ,
ring sich die Finger des Geangstigten mechanisch
schlössen, und schnauete ihn an:
Verstehst Du Latein?"
La !a la latein?" stotterte der Bursch..
Aber Tu weißt doch, u?as eine Grabscdrut ist ?',!er
Sell ist nummk ein Geschrifl uf 'nem Grab, j
kreuz, mlln' i." '
So 'was ungefähr, ja. Npn paß' auf, Bursch
und schreib' Dir'S hmter Deine langen Ohreq.
War 'mal vor Zeiten einmal ein wackerer römischer
Legionösollat. Als der zu sterben fairf, veiordnete
er, daß man ihm auf seinen Grabstein die Worte
grabe: Ich lebte, wie eS einem freien Manye
geziemt. WaS ich gegessen und getrunken habe, ist
mir zu Gute gekommen, sonst Nichts." Verstehst
Du mich?"
..Noi."
Du ewiger Latsche ! - Der langen römischen
Grabschrift kurzer deutscher Sin ist: Selber essen
macht fett." Das verstehst Tu doch, Boxpel ?"
Sell verstand i fcho." '
Wohl, so thue darnach und ag' Deiner Mutter
sie soll eö auch so machen, das heißt, nota bene, mir
gegenüber. Die Streu im Birkachwald le könnt ihr
holen, will'S dem Förster sagen und jetzt pack'
Dich!" . :,.- ;.
Am folgenden Morgen nach dieser burlesken
Scene verreiste mein Vater für mehrere Wochen.
Bei seiner Rückkehr war er ernst, fast düster gestimmt,
obschon er es zu verbergen suchte. Er sagte mir
tamals, als er eine Weile mit mir im Garten al
lein war, mit einrringllcher Betonung: Michel,
merk es Dir, kie Plivfiognouiik ist doch keine ganz
eitle Wissenschaft; 'S ist Etwas dran, ja, bei Wo
can und Frauw ! Im Uebrigen, Junge, traue den
Renscken n-.ckt gar zu schnell und gar zu sehr, hprst
Du Sckaff' Dir bei Zeiten eine gehörige Portton
Mißtrauen an; man dat's nöthig in dieser Hunde
welk, das heilet, lie Welt wäre schort, r.chi und schön
aber rie Men,chen, rie Men,chen na, ich . will
;uirer mißtrauisch sein trotz Einem, mißtrauisch wie
'ne Gluckvenne." ' ,
Mit klesem Vorsaß ging eö wohl kaum viel an
lero, als m,t seinem fast täglich erneuten und roch
nie zur Auttubrung gebrachten Entschlüsse, die Ge
genwart reS Katers Murr beim Mittagessen nickt
mehr zu rulien. Besagter Kater war ein kolossales
schwarz und grau getigertes Exemplar seiner Gat
tung und nabm in der Tbiersreundschaft meines
Vaters unmittelbrr die Stelle nach lem alten Hp
las ein. Er war dun Vater und uns Allen über
die Maßen anhänglich, seinem Hausgenossen Hvlae
brülerlich zugethan, gravitätisch . wie .ein Hiralgo
Calreron'ö, aber mit einem unausrottbaien Diebs
sinn behaftet. So lange bloß die Suppe auf dem
Tische stand Suppey, behandelte Don Murr mit
souveräner Verachtung saß das Thier ganz ruhig
zwischen mir und Hildegard auf der Bank. , Sobald
aber das Fleisch kam, schlich sich eine der katirlichen
Pfoten am, T'schrand herauf und ein bald mehr
bald minder unverschämtes Gebäkel. hehrobts den
Jnbalt unserer Teller. ? Beachtete ma diese De.
.'stratign nicht, so stieß Don Murr eln paar
mürrische Mau," Ma ali. indianischen KriegSruf
aus, und wollte man auch las, nicht verstehen, fg. er
folgte eia offener Angriff. ;. . : A
Was. scksu Vierer ?" es dann der Bater aus.
Wart. Murriilkme l WaS. ' ein wissenschastlick, ge.
i :(. öl;. s, T1 nnt Qrkhn l " Ti nimm
rin cic m v w ------ .
r un am Saum r. .'N
,,, la II ,K, tSnttfit 81' tuMIMn, -
U,
taa-w' m" l '
' r: :Z .V.r-T: X2 ,t i f; 5 U ü 3 3
Hat ma den gar inie Ruht i vor. der verammtek'?
Bei)iek, Jet j, will ichsie Abkrleim Essen gewiß-n
nie wieder jm Stmmer haben.Fort damit.!" ,!:.:
Aber, lieber Alter.agtt VÜVe.Multer,',ha, z
Essen schmeckt Dir .ja, doet nicht, . wenn Dein roijsen
schastlich gebilkttej' Kätervieh nicht dabei, i'sj.f j ,
" Wütum nicht gar ? Was ist daswiedn
Einfall ? - Man dichtet mir loch ttuWitiitf .5 .
du , .. , . - - -.--i v
1 Behüte Gott, lieber Örijj; tu kannji' chLic
ohne den ewigen Störenfried selrU ! Schcsss. lho ".
hinaus, Michel.5 ' ' ',"'. ...i ,,. :
Ja. thu' das. Michelz daS heißt, da er nunkoch'''
einmal da ist, so' gebt ihm ''was unter den Tisch..,'
Thiere wollen auch'esen, Gertrud.' weißst Du z'cber
von heut' an soll er jährend des Mittagesens ins
Exil geschickt werden.". , ' '''
: Dazu lääelte dann meine Mutter und wenn sie
sich am ' folgenden Tage itn ' Spaß -machte -Don "
ST.nrr vor dem Essen aus dem Zimmer zu ' entfer "
nen, so trak regelmäßig ein, waö rr Alle drwartet
hatten. Der Vater set)te sicd,' legte Ne ervlene -
über die Sckenkel und tti,ckm tnü ! Xirnentm -
Kopf des würdigen HvlS. der'nnlvankbar seine
Posten neben dem Stuhle - seine, Herrn einnahm.
Dann griff der Vater zum Löffel, aß . aber.yicht.
sondern gab allerlei Zeichen vn Unbehäglickkeit. bis
endlich fragte: Aber wo ist kr Sennor Murr?" .
Auf dieses Stickmort hin eilte meine Schwefter.odu
iwlie Thüre zu öffnur, und herein schoß das .ttuV.v
senschaftlick gebildete Vieh, den mächtigen. Schweiz.!
bolzgerade in die Höhe gestellt und ein lang gezo?.?
genes Miau des Triumphe, uöstoßend. X.)
Die Thierliebhaberei meines Vaters , n -nur
ein Ausfluß seiner HerzenSgüte. X Er aber , behaupt
tete umgekehrt Liebe ; zu den Thieren mache den
Menschen Wild und gütig. Natürlich konnte es nicht,
fehlen, daß wir Kinder seine Liebhabecri. theilten,
pnd so hatten renn die Mutter und unsere zwel aU
tkn Ma.de ihre liebe Noth mit der bunten Mena
gerie, jix sich in ünsereni Haust nsammelte. , - Nur
tzie lriecheuden yestie war,' ausgeschlossen, den
der Vater tonnte sie so wenig leiden, wie die, krie
chenden Menschen. -: Und doch verabreichte, ex mir
eines Tage eine unvergeßliche Ohrfeige, da ich als
kleiner Bube eine harmlose Blindschleiche muthwillig
zertrat. Er lehrte un auch seine mannigfaltigen
ThierzShmungSkünste, allein ich vrvsitirte von diesem
Unterricht lange nicht so viel, wie mein Freund
Fabian, welcher, wie ler geneigte Leser seines Ortes
sehen wird, später Thierliebhaberei und Thierzäh '
mung in's Große trieb. i - ;
Aber nicht allein gegen Thiere war mein Vater
gütig und liebevoll, nnd eö half ihm auch gar Nichts,
laß er, namentlich in späteren Jahren, zuweilen sich
einbildete, ein Menschenfeind zu sein, und demnach
ras Raube herauszukehren versuchte: die Leute muß
ten lock, laß der Herr Tons'lent niemals, so weit es
überhaupt in seinen Kräften stand, eine gegründete
Klage ungestillt lasse. Er war der allgemeine Ver
trauenSmann der ganzen Gegend, und mit Stolz
und Rübrunz denke ich daran, daß mir später sei
tenö alter Leute in meiner Heimath oft der AuSdruck
ranlbarer Rück erinnerung begegnete: O Herr Hell
mutd, Euer Vater selig, .der. Herr vConf'lent. d. a s
war ein Männl ! Der hatte! ein Her, für die ar--l
men Leute ! So Einer thut nicht mehr leben.:'-.'!
Und Eure Mptter, die Frau Gertrud, bei itx hatte
man'eine Zuflucht in allen Nöthen.; , O Herr Je, .
remle, wie war d iV gut und romm !" s - tS
Ja. das war sie. Nie dat. sie sich Ruhe gegönnt,
solange sie in ihrer .Nähe' ein .'Leid ußte, welches.,
sie'zu lindern .hoffen' konnte. ' Die Nklnen Schwö-
cken, die ihr in. Stunden anhafteten welche Miy
Pater ihre Strickstunlen" zu nennen pflegie.' trafen '
gor ihrkn'edl'n und guten Eigenscha'ten weiizuruek..
In ihren Strickstanden konnte sie, wie wir. sahen
eine' energische Disxntirlust entwickeln, ' welche- der
Vater gewöhnlich dadurch zu pariren suchte, daß er
lieselbe mit irgend einer humoristischen Wendung
?ür eine nur seiner eigenen Neigung zu Contto- '
versen zu Gefalle entfaltete ausgab. - Er ließi auch '
merken, daß er ' liefe Schwäche v! &tixlc der;
Mutter für eine Folge ihrer klösterlichen Erziehung
halte - aber gerade hierin wirerfp'rach ihm die Mui'
ter am hartnäckigsten' " Was.'einrn sokcken'Schat,
t,en auf die Klöster im Allgemeinen! un e-llends
auf das Kloster Vnadenbrunn im Besonderen fal,.
Im zulassen? Nimmermehr! -ii-V: ..'
ttx Vater mochte aber nickt so Unrecht haben,
denn die Nachwirkung der klösterlichen Erziehung'
auf meine Mutter war jedenfalls eine höchst bedeu-
. , . . . , . . . .
Hd tt. ,h' k.. W
!7i crttmt M.ßg, tl ft.,
TtlXiJ-
,ut mu '"ISnjl" "lM