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GMGe eines Deutschen unserer Zeit.
" .
Von
JolunncS Sckrrr.
Zweites Buch.
Tbesri?.
.
In der folgenden Nacht ach, der Tag hatte
keine heilsame Krisis gebracht waren Isolde und
ich ganz allein bei der Kanken. Ich hatte den über'
wachten Jcrter mit sanfter Gewalt genöthigt, wenig
stenö für eine Stunde sein Schlafzimmer aufzusu-
chen, und Hildegard, die dazu n'cht zu bewegen ge
wesen, war in einem Lehnstuhl am Fenster vor Ue
bcrmü:ung eZzigeOiclt.
Isolde, selbst kaum rsn einer schweren Krankheit
gcnecn, aß mir blaß und kummervoll gegenüber
und schweigend bewachten wir die schweren unregel-
mäßigen Athemzüge der Mutter, die gegen Mitter
nacht endlich den Scblummer gefunden hatte. Es
währte nicht lange, aber als die Kranke die Augen
wieder aufschlug, erschienen sie mir klarer und weni
gcr verstört als vorher.
Sie ließ ihre zärtlichen Blicke von Isolde zu mir
und von mir zu Isolde gehen und bat dann diese,
das Tifchchen mit der Lamxe näher an'S Bett zu
rücken.
Soldchen, liebes Kind," sagte sie, sieh' doch den
Michel, nein, den Sigfried an. Ist er nicht recht
stattlich geworden V
Isolde senkte die Augen und ein lciseö Roth
glomm ihre Wangen an.
Tie Mutter betrachtete mich lange und liebevoll
unp eö war, als drängte sie einen schwereu Seufzer
zurück, der ihre Brust hob, als sie zu mir sagte
Sigmed, mein Kind, ich wede bald von Tir
eben"
i f '
,O. Mutter, sprich nicht dävon ES kann
niitt sein."
Loch, doch, ich fiibl' eö wohl. ES ist Gottes Wil
le so wem? nicht, Kind Mütter müssen
sterben, aber sie mochten ihre Kindcr.glücklich zurück
lassen."
Und sie rillet: sich soweit kZ ihre Schwäche ge
stattete, in ihren Kissen auf, sah mich wieder lange
an und fuhr dann fort :
Jäz weis;, mein Kind, Tu thatest es mir zu Lie
be, als Du Tick entschlössest, ein Geistlicher zu wer,
c?;; Still, still laß mich auörcdcn
Ich wollte nur Tein Glück, Tein zeitliches und ewi
gcö. Aber Teine Briefe es ist, obgleich Tu
mir eS rcibergcn wolllest aus Liebe, ich weiß
es es ist Etwas in Deinen Briefen, waS mir
Zweifel an Deinem geistlichen Bcru' erregte."
Sprich nicht so, Mutter; Du kannst mich in
Chorrock und Meßgewand sehen, ich schwöre
Nein, hall' ein, Kind. Du sollst Dich nicht in'S
Unglück hineinschwören Sieh' mich an
Dein Herz ist nicht beim Altar und ich
ich entbinde Dich von Deinem Versprechen."
Mir war, als springe eine Kette, die mir schon
lange die Brust umschnürt hatte, klirrend entzwei
und unwillkürlich schweifte mein Blick zu Jsolre hin
über. Die Mutter bemerkte eS und sagte, ihre Er
schöpülng noch einen Augenblick bewältigend :
Kinder, gebt mir Eure HÖjrte."
Wir thaten eS.
Ihr lad mitsammen ausgewachcn " tagte ue
sprach und bemühte sich. Isolde'S Hand in die me
i
..!.. ... i stf.. o5..
Nige ju tegrn OVc Klv l"Vlf lulc ütuut
und Schwester gewesen und jetzt o Jh
habt einander lieb ich weiß tt D Kin
der "
Sie sank zurück und geisterhaft siüsternd, schon
wie aus einer anderen Welt, zitterten noch die Wvr
tc über ihre Lippen :
Segen überEuch I"
Sie war wieder eingeschlummert.
Unter der mütterlichen Hand ruhte die Hand Jsol
de's in der meinigen. Isolde yagte eö nicht, aus
Scheu, die Schlummernde .Zu stören, ihre Hand
wegzuziehen, und ich, o, ich hatte es nicht um eine
Welt gethan
Der Morgen kam und mit ihm trat der Tod in'
HauS.
Das Bewußtsein der Kranken kehrte nur noch
dann und wann für Augenblicke zurück. In einem
solchen litten Moment segnete sie Hildegard und
e zu meinem Vater : Liebster Fritz, der Sigfried
n cht aeitt ick werden. aUr (rm ... .'l,
C I I " MH G j V
werden, 0 gut und brav wie sein Vater."
Ein Ichter Blick der Liebe siel bei diesen Worten
auf ihren Gatten. Dann zog sich das Lebe meh
und mehr aus den Augen der Kranken zurück und
,hre Vorstellungen verwirmn jlchz m traumhafte
Phantasiern, dvrchwoben vielleicht von Erinnerun
gen an glückliche Stunden, erging sich der scheidende
Geist.
Ganz zuletzt kamen noch in gebrochenen Laut-
ie Worte von ihren bebenden Lippen : Du hast
recht, Fritz verzeih' , mir, ganz recht
es war es war eine Linde"
So starb sie in unsern Armen, das Haupt an die
Bruft des Vaters gelehnt.
Michels sagte am Abend der Freiherr zu mir,
welcher gekommen war, die Pflegemutter- seiner Kin
der noch einmal zu sehen M.ichel, sieh' Dir die-
eskilchr an; wie utfig und yeiter eSM: r
Sie ist jetzt bei mn:r seligen Elisabeth Woll-
e, ich wäre auch dort."
Und der gute Mann trockMe sich die Augen und
athmete schwer.
Ich bemerkte, daß er. in en letzten Jahren sehr
gealtert war. Sin Schnurrbart war schneeweiß und
lese kZalten lagen aus seiner Stlrn.
Wir Beile befanden unö allein im Todtenzim-
mer. Der alte Herr war ehrweich; nachdem er ei-
ne Weile mit verschränkten Armen auf- und abge
gangen, blieb er vor mir 'stehen und sagte :
Michel, ich bedaure Tick, glaub' mir. Ich fühle.
daß Du eiu schweres Leid zu tragen hast. Deine
Muteer na. Golt babe sie selia. sie verdient
eS. Tu hasi viel verloren, armer Junge, und wir
Alle mit Tir Du warft früher eine wilde
Rang? und geistlich siehst Tu grade auch jetzt noch
nicht aus Aber eö freut mich, Michel, ich sag'
Tir'S frei und offen, eS freut mich, daß Deine Mut
er doch bis zuletzt an Dir Freude haben konnte; kg
wird nicht allen Müttern so ant. auch nicht allen
Vätern Zwar mein Mädchen, o, die ist gu
und wacker; kann auch nicht viel dawider sagen, daß
sie den jungen Zackstein nicht nehmen mochte. Hätte
hn selber nickt nehmen mögen, sobaldich ihn sah
Aber der Bertholv Nichts kavyn heute
Hast Du nicht bemerkt, daß Soldchen bleich uud
traurig ist ? Sag' Dir, das kommt nicht allein von
der neulichen Krankheit her. Auch nicht vom Tod
Deiner Mutter allein, nein, nein; sie ist schon lange
p. - Sic grämt ireu ne ictip, iu? imu)
-;. ! i r.A. -f rr. ..:.. kr. ja
gräme; sie ist ein gnteö Kind Ja, was wollt'
ich noch sagen ? Nichtig. Wenn Tage kommen soll-
ten, wo Isolde eines Freundes, eines treuen Freun
des bedürfte, so wirst Du nicht vergessen, daß Du
wie ein Burer'mit ihr aufgewachsen nicht wahr?
0, nie, nie l" sagte ich, m.'ine Hand in lie rar-
gebotene deS Freiherr legend.
Ant folgenden Tage schmückten Hildegard und
Isolde, welche diesen letzten Llkbesdienst keinen an
deren Hänlen überlassen wollten, die iZlte Mutter
und legten sie in den Sarg. Dalgg sie nun still
und weiß in den Blumen, ayrnit ike letzte enge
Bebaufunz über und lizzchefüllt war. Ihr
Mund schien wie befrieIzu lächeln : sie hatte
im Leben die Blumen yfftx' gelübt.
Der Vater saß zu Häupten des Sargek. Er
halte die erstarrte Hand der Mutter in der jeini
gen und hielt, ganz verloren in seinem Kummer
leise Zirksprach mit der geliebten Todten, als höre
sie ibn noch. ' .
Ich kann'ö nicht glarchen," pgte er ,
es
ist zu schmerzlich ! Liebe Gertrud, widersprich mi
roch nur ein einziges Mal. btttte, ihn' es, nur
noch einmal, hörst Du? Aber Deine Hand
ist so kalt O, das hättest Du mir nicht zu
Leide thun sollen, das nicht. Es war nicht rech
daü Tu vor mir gegangen, nein, eö war nich
recht. Ich lachte mir, es müßte so sein, wenn Dei
ne Finger mir die Augen zudrückten. Aber nun bi
Du gegangen eö war nicht recht, o, eS war
nicht gut gethan."
Isolde berührte samt die Schulter des Trauenden
Er schaute auf und ph verstört um sich.
Sie sind noch nicht allein," sagte das schöne blei
che Mädchen und zeigte auf Hildegard und mich,
Ihre Kinder sind da!"
Er öffnete uns seine Arme und genieinsam ström
ten nnfere Thränen.
Als der dritte Morgen gekommen war, bestatte
ten wir die Mutter zur Seite der Großmutter
Sechstes Capitel.
Auf der Heidelberger Schloßterrasse Veserkerzorn
Herr Hans Burger. Etu Geschäft aufdcr Hirsch
jjafle. Villeggiatur im'Winter. Dreimonatliche?
Duell mit einer Wanze." Briefe von Hause. -
Man und Weib. Ein letzter xug.
Seither war ew Jahr und drüber ergangen.
Ich stand mit meinem geliebten Fabian, welcher
demnächst in da Priesterseminar treten sollte, auf
der Terasse deZ 'Heirelberger Schloßeö und schaute
hinab in'S schöne Neckarthal, auf welches der. Herbst
seinen ganzen Farbenkasten ausgeschüttet hatte.
' Seitdem ich von dem frischen Grab der Mutter
hinweg nach der Universität zurückgekehrt war, hatte
ich an dem bursckik-sen Treiben nur noch so gelezent
lich Theil genommen. Die Mysterien, welche im
8. C. (Senioren-Convent) oder im O. O. sCorpS
Conve'ntZ betrieben urden, konnten mir kein In
teresse mehr abgewinnen. Allerdings war ich schon
alt genug, mir selbst und. Andern offen zu sagen, daß
iese Kindereien nicht einmal, le die der sZreimau-
rerei, als erhabene Lualifizirt .werden konnten, aber
ch mochte sie dock nicht mehr mitmachen,, und zwar
aus dem einfachen Grundes roeil sie mich langweil-
ten.' Außerdem manaeltees mir an Zeit dazu, denn
ich hatte meinem Vater versprochen, in de.r Jurist e-
rei, zu welcher ich von der Theoleg,iemsattekte. mich
fleißig umzuthun. Jch hatte auch WoH gehalten,
obgleich Ich nicht ochste" wie der ganz' bezeich
nele Ausdruck fSr'daS rein mechanische Studium
autct, dem sich zu meiner Zeit die Durchschnittszahl
der Hochschüler om sechsten oder siebenten Semester
an widmete, um furch's Examen zu kommen "
andern wirklich arbeitete. . Ich kann freilich nicht
agen, daß mich das Corpus jurn mehr angemuthe
hätte, als früher die Kirchenväter thaten, und in un
muthigen Stunden nannte ich das römische Recht ein
.Monstrum, welches der byzantinische Schakal mit der
jfan Wölfin Roma gezeugt hatte. Dagegen hatte
ich mtt lkve dem tudllM unsrer aima?
dil'chS Recht öquellen zugewandt, wodurch ia eme
klarere Einsicht in lie Entwickelung der geschichtlichen
Verbältnisse überhaupt gewann. Aber rechte. Be
friedigung gewahrte mir alle die Bücherweisheit
nicht. Es war ein Drang in mir, in das wirkliche
Leben thätia einzuqreifen. Wie ? Das war mir
freilich vor der Hand noch ganz unklar. Nur das
sing ich allmählig zu begreifen an, daß eö mit dkx
Realisirung enthusiastischer WeltverbesserungSpläne
doch nicht so gSnz schnell und leicht gehen dürste, ' wie
ich mir früher eingebildet hatte. Wenn auch leider
die Geschichte sonst den Menschen richt viel lehrt,
d a S wenigstens macht sie ihm begreiflich.
O, wie schön ist es hier!" sagte Fabian.-
Prächtig, aber, lieber Junge, der Mensch lebt
nicht allein von schönen An- und Aussichten, weißt
Du ? Und demnach, wenn Du Nichts dagegen hast,
wsllen wir nach der Restauration hinübergehen, um
eine Flasche Markgräflrr auSzustechen."
.Wir thaten so, denn wenn, man eine Ferlenrcie
in die Neckar-, Main- und Nheingegenken unter-
nommen hat, wie der Fabian und ich gethan, so will
man doch wohl neben den schönen Gegenden auch i-
nigermaßin die Weine kennen lernen, welchedort
wachsen. " '' ' M"
Gingen also hinüber und setzten unS in kepibel so
früher Abendzeit noch ziemlich gästeleeren Garten ab-
seitS unter einen Baum. An einem Tisch: unfern
von dem unserigen, saß ein elegant gekleideter Mann
von mittleren Jahren, der in eiue englische Zeitung
von ungeheurem Umfang vertieft war und dazwischen
von Zeit zu Zeit aus rem vor ihm stehenden Römer
nippte; Wir nähmen weiter keine Notiz von ihm.
Leider aber wurtze von uns selbst Notiz genom
men, und zwar Seitens zweier Studenten, die roth
wvße Corpsmützen auf den Köpfen, Arm in Arm
und iktz.'seräuschVollem Gespräch durch ten Garten
daherkämen und an unserem Tische Platz nahmen.
Sit waren in unverkennbarer Weinlaune, beson
dcri der Jüngere, eine schmächtige zierliche Figur
mit einem hübschen aber verwüsteten Gesicht. Der
Andere war ein abgewetterter Bursch, mit einem
tüchtigen Schmiß" quer über der Nase.
Der Jüngere rief mit einer dünnen Falsetstimme
nach CbaAvaaner und schlug, als die Fla'che kam
renommistisch den Hals derselben ab, so daß die Häls
te des Schaumweines über den Tisch hinströmte und
mir den Slock benetzte. Während der Aelterc dies
höflich entschuldigte, schrie der Jüngere nach einer
zweiten und stürzte mehrere Kelche rasch hinter ein
ander hinab. Dann stemmte er die Ellbogen auf den
Tisch und starrte dem Fabian, der ihm gegenüber
saß, unverschämt in S Gesicht.
Nachdem dies eine Weile gedauert, fragte er
ihn :
Wer sind Sie denn eigentlich, mein Junge ?"
Fabian, obgleich eine sanfte und schüchterne Na
tur, entgegnete doch in etwas pikirtem Ton: '
Das dürfte Sie wenig interessiren mein Herr."
Doch, Hoch," versetzte Jener. Sie scheinen mir
zur Gattung Kümmeltürke, Species Theologe zu ge
hören, und da ich gerade mildem Studium dieser
Gattung und dieser Species beschäftigt bin, so wer
den Sie mir gütigst nähere Auskunst über Dero
werthe Person geben."
Mein Herr," sagte Fabian, in".em ihm das Blut
in'S Gesicht s chcß, wenn Sie sehen, daß ich ein
Theologe bin. so sollten Sie auch wissen, daß ich
nickt im Falle sei. für eine so rohe Beleidigung
Genugtbuung zu fordern."
,.1'L.Ql pis pour von?." erwiederte der Mensch
mit höhnischem Lachen oder, da Sie wahrfchein
lich nicht französisch rerstehm-eln uncivilisirtk
Pack, diese Schwarzkittel ja, um so schlimmer für
Sie." , ,
Mein Blut kochte. Ohne ein Wort, zu sagen,
streckte ich meinen Arm auö und schlug den Beleidiger
zu Boden.
, Ex kollerte unter den Ti,ch, aber da war mir
nicht genug. . Denn plötzlich on einem jener wilden
Zornanfälle ergriffen, die mich in meiner Jugen
zuweilen heimsuchten, sprangjch auf raffh eln Mes
ser vom Tische und stürzte mich auf den halbohnmäch-
tig Daliegenden ohne Fabian'S Schreaenörus 1
beachten. .
' Aber bevor ich den Gegenstand-melner -Wuth tu
reicht hatte, wurde ich aufgehalten,; My.kZlMidkr
stehlich starker Arm wand mir daMesser-anö-der
Hand und eine fremde Stimme sagte nachdrücklich in
UefemBaßt' ' ! -r MM 2 ? '
. SSewi Sie einen .Wehrlose schlechtrrdingfmch
weiter züchtigen wollen, so nehmen - Siewenlgsten
nur einen Stock oder eiu SwhlbtlnMzu. :! Besser
sv 'ö ist kla ar."- ,;
, Ich schaute auf und in eln Gesicht, welket mir
imponlrte.' Dieses Gesicht ungewöhnlich schmale,
aber avch ungewöhnlich hohe Stirn, unter sehr lan
gen und buschigen schwarzen Brauen große graue
Angen, deren Blick wie Feuer im Eise" war, sehr
chmale, außerordentlich gebogene Nase, kleinerMund ,
mit energisch geschnittenen Lippen und deeidlrtem
Kinn, dieses Gesicht hatte etwas ganz merkwürdig
Vogelartiges, etMS frappant , AklermäßlAeS. Eö
gehörte dem Fremden mit der englischen Zeitung.
Mein Herr" wollte ich auffahren, aber im
nämlichen Augenblicke überkam mich tiefe Scham über
mein beserkermüthiges, Gebühren,' welches mlch'üm'S
Haar über einen schotrHesiegten hätte herfallen las
sen, und mich fassend,' sagte ich nur Mein ' Herr,
Sie haben lcht."
Gewiß," erplederte er. Der ketrunk: Junge
da war kaum ' einen Faustfchlag, geschweige einen
Messerstich werth, ,'sistkla ar.
Damit ging er an seinen Platz zurück, nahm eine
Schluck aus dem Römer und langte wieder nach seiner
Zeitung.
Ich folgte ihm und sagte: Darf lch wissen, mein
Herr, wem ich für die passende und von mir dankbar
anerkannte Zwischenkunft verbunden bin V :!.
Ich heiße Bürger, HanS Bürger. Uad !Sie t"
.Michel Hellmuth." --Vi
Ah," sagte er mit trockenem, kaustischem Lachen
Michel und Hans waldursprünglicheNamen
passen zusammen -r 's ist kla ar."
Dieses dreimal betonte .'S ist. kla-7-ar" - welche,
der Mann seinen Akußerungen anzulügen liebte.
bildete zu seinem knappen, kurzanökdMveW.eien
einen komischen .Eontrat.
Inzwischen hatte der dumme Junge, .welcher die
widerwärtige Scene herbeigeführt, sich wieder ausge
rafft und verhandelte mit seinem Kameraden, der
eifrig in ihn hinein sprach und dann zu uns her
über kam. ' ' -
Mein Herr," redete er mich an. -
Was beliebt?" "
Ich bin senior vom hiesigen TorpS der Schwel-
zer." -
,ßl". .
. Sie sind Studeflt k" . . - ...
Zu dienen." , , -
Sie geben Satisfaction ? , hii.:t
Natürlich." .. '
Si? haben meinen Freund und Corpsbruder dort
touchirt." ...
Recht fühlbar, hoff' ich." '
Er verlangt Satisfaction und ist der Beleidigte."
Weiter:" :r-
Morgen früh, nm 3 Uhr, auf der Hirschgasse,
krumme Säbel, zwölf Gänge."
Gut."
Duwirst doch nicht Michel l'siel Fabian ein
und vollends um meiner willen."
Ich werde, Fabiane carissirne, aber nicht um
Deiner, sondern um meiner willen."
Der Senior, ein braver Bursch, wke sich spater
zeigte.sagte noch höflich:. ,
Ich werde das Nöthige besorgen. Aber, mein
Herr, wer wird Ihnen sekundlren ? Sie sind fremd
hier. Wünschen Sie eö, so beschaff' ich 'Ihnen ei
nen Sekundanten ?" , . t'-
Nicht nöthig," mischte sich Herr Bürger hinter
seiner Zeitung hervor in das leise geführte Gespräch.
Wenn der geforderte Herr Nichts dagegen hat, wer,
de ich ihm mit Vergnügen sekundiren,' obgleich eS
lange her ist, seit ich mit Schlager und Säbel Hand
tirte. Kenne aber die Hirschgasse noch ganz gut.
Scköner vrt zu dergleichen Amüsements 'S ist
kla-ar." - ; ' ' ':.y: ;a
Und ,u mir gewandt, setzte er noch hinzu:
.Ohne Umstände. Thue Ihnen den kleinen
Gefallen gerne. Kann mich zugleich bei dieser Te
legenheit alter Zeiten erinnern. Muß aber jetzt
ein Geschäft in der Stadt besorgen gehen. Auf Wie
dersehcn also, Herr Hellmuth. Holen Sie mich mor
gen um 7 12 Uhr in meinem Gasthaus ab. Logire
im Prinz Karl, Nr. 2, eine Treppe hoch, rechter
Hand." -l
Fabian ließ es sich am andern Morgen nicht aus
reden, mich zu kegleiten, und machte ei so trübselig
ernste Gesicht, daß mich rrdentttch Mitleid '
wandelte. " ?: - '' : ;iI 5
' Ei," sagte ich ja ihm -.so t' US) keine Lei,
chenbittermine auf.' -ES ist ' ia ' Meilen tei
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