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0 "*X y 4* S' |cf IN- baMWchel. k\ (9. Fortsetzung.) »®a8 Üeine Burgfräulein scheint -Oberhaupt sehr beschränkter Natur zu fein," spottete Raoul. »Für ge «ähnlich ist sie stumm wie ihre Ah* Rengruft, und sobald man auf die Historische Feder drückt, fängt sie an, -wie ein Papagei zu plappern. Dann schnurrt sofort ein ganzes Jahrhun fccrt herunter, mit Haarstraubenden Mitternamen und unendlichen Jahres Hahlen, es ist wirklich grauenhast!" V „Und doch bist Du es gerade, der Herlinde veranlaßt, sich immer wie "tier in dieser Weise lächerlich zu ma chen," sagte die Gräfin vorwurfsvoll. J$bie ist viel zu unerfahren, um hin itr Deiner Artigkeit und Deiner .MeinbarenBewunderungihrcrKennt «isse den schonungslosen Spott zu be Merken. Kannst Du sie denn nicht tlt Frieden lassen?" „Sie fordert aber den Spott ge radezu heraus," warf Hortense ein. „Mein Himmel, welche Toilette und Welche Verbeugungen! Und wenn sie den Mund öffnet, ist es vollends -aus. Nimm es mir nicht übel, liebe Marianne, aoer es ist fast unmöglich, Deinen Schützling in die Gesellschaft 'einzuführen." „Das ist nicht die Schuld der ar men Kleinen," sagte Marianne. *Sie hat das Unglück gelabt, schon tit den ersten Kinderjahren ihre Mut ter zu verlieren, hat nie etwas von Her Welt gesehen, ist nie mit Men jchen in Berührung gekommen, den Vater ausgenommen, und der alte Sonderling hat das Kind förmlich abgerichtet und untauglich gemacht Dr jeden anderen Umgang." „Ich bewundere Ihre Geduld, Ma rianne, daß Sie überhaupt noch mit Oberstem verkehren," sagte Steinrück. JJch habe ihn früher einmal aufge sucht, weil er mir in seiner Verein •fanning leid that, mu.ßte aber sofort höreu, daß sein Geschlecht zweihun hert Jahre älter sei, als das meinige. Ich glaube, er hat mir das sechsmal erzählt es war überhaupt kein ver nünftigcs Wort mit ihm zu reden, so hatte er sich schon damals in seine Marotten verrannt, und jetzt scheint beinahe kindisch geworden zu sein." ..Er ist alt und trank, und es ist «ein trauriges Schicksal, in Armuth ANd Einsamkeit zu verkümmern," ent segnete die Gräfin sanst. „Seit ihn fem Gichtleiden zwang, den Abschied .zunehmen, besitz ter nichts als seine kleine Pension und die alten Trüm mer der Ebersburg. Wenn er wenig fltn» nur zu bewegen wäre, Gerlinde auf einige Zeit von sich zu lassen, ich lMme sie gern mit nach Berkheim oder nach der Stadt, da wir ja in die fem Winter auf einige Zeit dorthin gehen, aber das wird kaum zu errei Hen sein." „Der alte Egoist!" sagte der Gene teil ärgerlich. „Was soll denn aus dem Kinde werden, wenn er die Augen schließt? Aber unsere jungen- Da men lassen in der That auf sich war ten, es wird Zeit, haß sie erschei tienv* Die jungen Damen hatten sich aller dings etwas verspätet, aber es waren nicht Toilettenangelegenheiten, die sie zurückhielten. Hertha befand sich schon völlig angekleidet in ihrem Zimmer, sie hatte ihre Kammerfrau fortgesandt und stand vor dem großen Spiegel, in den sie unverwandt hin einblickte. Man hätte glauben kön nen, sie sei in die Bewunderung ihrer eigenen Schönheit versunken, aber die Augen hatten einen seltsam träu Menden Ausdruck und sahen offenbar Hichts votk dem Bilde, welches das helle Glas zurückwarf sie schienen weit darüber hinauszublicken in un endliche Fernen. Da wurde leise die Thür des Ne benzimmers geöffnet, und Gerlinde erschien. Die beiden jungen Mäd chen hatten stets mit-einander ver kehrt, wenn die gväfliche'Familie nach Steinrück kam, dennoch herrschte nicht die geringste Vertraulichkeit zwischen ihnen. Gerlinde blickte mit scheuer Bewunderung zu der glänzenden Hertüa empor, während ihr diese höchstens eine mitleidige Duldung ge währte und ste bisweilen sogar mit dem ganzen Ueberinuthe des verzöge tttn Glückskinde» verspottete. Auch heute'ruhten die Augen des „kleinen Burgfräuleins" mit neidloser Be wunderung auf der jungen Gräfin, tte in der That bräutlich schön aus sah in dem weißen Atlaskleide, das in weichen schweren Falten niederfloß. Das Haar schmückte nur eine einzige weiße Rose, und ein Strauß duften der, halbverschwssener Htosenknospen lag aus dem Tischchen mbMÄxm Spiegel. •, $ B& SN i „Wie schön Du bist!" sagte Ger jUsntic unwillkürlich. Die junge Grä sin wasdte sich.nun uyd lächelte, gber es war kein Lächeln befriedigter Eitel teit. ^.„Jch kann Dir,das Kompliment ânriickticben," erwiderte sie. „Du Ml)st heute allerliebst uns." Das junge Mädchen trug allerdings Sticht mehr das graue Aschenbrödel ttekdchen, die Gräfin hatte dafür ge sorgt, daß ihr Pnthenkind bei dem heutigen Feste in entsprechender Toi lette erschien, aber Gerlinde fühlte sich osfenbar bedrückt von der un^ewohn ten Pracht und verstand es nicht, sich tzvrik zu beBegen. Sie mochte wohl ftihlty, wie wenig sie überhaupt in bieten glèwOnden Kreis paßte, und das verschüchtcte sie noch mehr. Ver legen und än^Mich stand sie va und wagte saunt diè Augen auszuschla- JRur biete iächerftchc steife Hat ßâlNg mußt Du ablegen," krltlstrte Hertha. è aui der 7'n11- einsamen Ebersdurg noch völlig. Dich unter Menschen zu bewegen. Du siehst ja Niemand dort, als Deinen Vater und höchstens die Bauern des benach borten Dorfes, Km 2DjL die Messe hörst." ... Gerlinde schwieg Md senkte dttS Köpfchen. Niemand? Sie dachte an den jungen Gast, der in Sturm und Unwetter gekommen und im hel len Sonnenschein wieder, gegangen war, aber sie hatte das bisher noch mit temer Silbe erwähnt, obgleich es ein Ereigniß in ihrem einsamen Le ben war. Eine unbewußte Scheu schloß ihr die Lippen, und heute hätte sie nun vollends nicht davon sprechen können. Die Erinnerung an den sonnigen Morgentraum auf den alten' Burgtrümmern gehörte nicht vor das Ohr der jungen Dame, welche die Jugendfreundin mit so kühler Ueberleg-nheit hofmeisterte. Hertha hatte sich wieder umge wandt, sie streifte dabei das Tischchen, wo der Rosenstrauß lag, und dieser fiel zu Boden, ohne daß sie es beach tete Ge rlinde hob ihn auf.' /. „Danke!" sagte Hertha gleichgKl ug, indem sie die Blumen wieder in Empfang nahm. Sie schienen nur lose zusammengefügt zu fein, denn eine der Rosen hatte sich qui dem Kreise ihrer Schwestern gelöst und lag gerade zu den Füßen der jungen Gräfin, die mit einem eigenthümlich derben Ausdruck darauf niederschaute. Vielleicht kam ihr die Erinnerung an jenen Abend, wo auch solch eine duf tende Knospe ihrer Hand entfallen war, um wenige Minuten darauf zu sterben unter einem eisernen Tritt, der sie zermalmte. „Laß das!" wehrte sie heftig, als Gerlinde sich von Neuem bücken wollte. Was lieg bett an der einzelnen Rase, ich habe ja genug davon." „Es ist aber ein Geschenk Deines Bräutigams." bemerkte das junge Mädchen. „Nun ja, ich werde es auch am heutigen Abend tragen, mehr kann Raoul doch nicht verlangen. Wenn nur erst die Ceremonie des Glückwün schens vorüber wäre! Es ist tödtlich langweilig, von Jedem dasselbe zu hören und all diesen'banalen Redens arten Stand halten zu müssen. Ich bin heute gar nUbt in der Stimmung dazu." Die Worte klangen sehr ungedul dig, und es lag auch eine nervöse Ungeduld in der Art, mit der sie jetzt im Zimmer auf und ab zu schreiten begann. Gerlindèns Augen folgten erstaunt der stolzen, königlichen Er scheinung, der die schwere Atlas schleppe rauschend nachfolgte sie be griff nicht, daß eine Braut an ihrem Verlobungstage nicht in der Stim mung sein könne, Glückwünsche zu empfangen, und mit naiver Verwun derung fragte siè: „Hast Du denn den Grauf Aaoul nicht lieb?" E Hertha blieb plötzlich stehen. „Seltsame Frage, wie kommst Du darauf? Gewiß habe ich ihn lieb, wir sind ja für einander erzogen wor den, ich wußte ja schon in meinen Kinderjahren, daß er mir zum Ge mahl bestimmt war. Er ist schön, ritterlich, liebenswürdig, mir gleich an Namen und Geschlecht, weshalb soll ich ihn denn nicht lieben. Du glaubst wohl, es müsse bei einer Ver mählung noch heute so romantisch zu gehen, wie in Deinen alten Chronik büchern, wo immer erst um die Braut gekämpft und gestritten wird? Du hast uns ja gestern erst eine derartige Geschichte erzählt von einer Ger trudis—" „GertrudiS von Eberstein und Dietrich Fernfcacfje*,? fiel Gerlinde schleunigst ein, als habe sie mit dem Namen ein Stichwort erhalten. „Aber sie durfte ihn nicht ehelichen, dieweil er nicht ritterlicher Abkunft, son dern nur der Sohn eines Kaufherrn war." „Sie durfte nicht?" fragte Hertha, den Kopf aufwerfend. „Sie wollte vielleicht auch nicht, es widerstrebte ihr wahrscheinlich, den alten, edlen Namen ihres Geschlechtes gegen den einer reich gewordenen Krämerfamilie umzutauschen. begreifst Tu das nicht Gerlinde? Was würdest Du thun, wenn Du zum Beispiel einen bürgerlichen liebtest?" „Das wäre schrecklich!" sägte das kleine Burgfrüiuein, mit dem Ent setzen eines Sprößlings aus dem zehnten Jahrhundert, fetzte aber dann mit voller UekerzeugMA hinzu: 'fte nicht „Mein Pahä sagt, ttojstiir vorkommen." „Es ist aber doch vorgekommen so gar in Eurem eigenen Geschlechte. Wie endete denn dwSache eigentlich, hat Deine Ahnfrau auf ihren Dietrich verzichtet?" Die arme Gerlinde merkte cl in der That nicht, daß sie während ver ganzen Zeit ihres Hierseins nur das Stichblatt für- den Sp.ptt Raoul's und Hertha's gewesen war, die sie bei jeder Gelegenheit veranlaßten, sich lächerlich zu machen. Sie wollte sich so gern dankbar zeigen für die ge spendete Gastfreundschaft und glaubte in aller Unschuld und .'öarnilofigfcit, man interesfire sich in Steinrück wirk die GeschichchM, die ihr-so un« endlich wichtig erschienen. So fat* te-te 'sie denn auch jetzt ernsthast die Hände, und begann wieder in der ge» wohnten,, Art,einen Abschnitt ihrer Hauschronik /herzubeten, der aber diesmal nicht mit einer fröhlichen Hochzeit endete, wie bei Kunrad von Eberstein und Hildegund von Otte nau, sondern mit einer Trennung. Die Geschichte war sehr lang, und bis Nitternamen und JahreSzablen, die Raoul so haarsträubend fand, kamen wieder in unendlicher Menge vor, aber die junge Gräfin schien heute ihre Spottlust verloren zu haben. Me war an das Fenster getreten und blickte unverwandt und regnttgSloK hinauè, bis Gerlinde schloß: 5. „Also war Gertrudis vermählt an den edlen Herrn Ringstetten, und Dietrich Fernbacher zog hinaus in den Kampf gegen die Ungläubigen und kam nimmex wieder." „Und kam »immer wieder nimmer!" V Hertha's LWen sprachen leise, wie traumverloren die Worte nach, und dabei nahmen ihre Augen wieder den seltsamen Ausdruck an wie vorhin, als sähen sie etwas, das in weiter Ferne lag, weit hinter dem Ntbel und der Dämmerung, welche die Land schast draußen zu verschleiern bc» gann. Es entstand ein längeres Schwei gen, das Gerlinde nicht zu brechen wagte, aber endlich mahnte sie doch leise: „Hertha ich glaube, es ist Zeit." Hertha sah auf, als «mW sie aus einem Traume geweckt. „Zeit wozu?" „Zu%dem Feste man erwartet uns." „Ja, so das hatte ich vergessen! Geh' voran, Gerlinde,, ich folge so gleich, ich will nur noch etwas an meiner Toilette ändern.. Ich bitte Dich, geh!" Die Aufforderung klang so be stimmt, daß das junge Mädchen ohne weiteres Zögern gehorchte, sie war aber kaum zu der Treppe gelangt, die in das untere Stockwerk führte, als ibr ein Diener engegenkam, den der General abgesandt hatte. Excellenz ließen die junge Gräfin um ihre Ge» genwart bitten, soeben sei der erste Wagen in den Schloßhof gefahren. Gerlinde kehrte um, um selbst die Botschaft auszurichten geräuschlos glitt ihr Fuß über den Teppich des Vorzimmers und ebenso geräuschlos öffnete sie die Thür, blieb aber betraf fen auf der Schwelle stehen. Hertha saß oder lag vielmehr in dem Armsessel am Fenster, die Hände krampfhask in einander geschlungen, das Haupt zurückgelehnt, aber unter den geschlossenen Wimpern drängte sich eine Thräne hervor, und die Brust hob und senkte sich unter einem wilden, leidenschaftlichen Schluchzen. Die junge Braut weinte, weinte so heiß und schmerzlich, wie einst das Kind geweint hatte, als die weißen Schneerosen, die man den zerstören den kleinen Händen entrissen hatte, den Flammentod starben. „Hertha, liebe Hertha, was ist Dir?" rief Gerlinde auf sie zueilend. Die Gerufene fuhr empor.und ein Blitz des Zornes sprühte Clus ihren Augen. „Was willst Du, weshalb kommst DU zurück? Kann ich denn nicht eine Minute allein sein?" „Ich wollte ich kam nur, Dich zu holen," sagte das junge Mädchen scheu zurückweichend. Graf Stein rück läßt Dich bitten zu kommen, die Gäste fahren bereit? vor." Hertha erhob sich und fuhr mit dem Tafchentuch über das Gesicht. In einem Momente waren die Thrä nenspuren vertilgt und die junge Gräfin trat anscheinend ganz ruhig vor den Spiegel, um noch einen prü fenden Blick auf.ihre Toilette zu wer fen. Dann griff sie nach dem Ro fenstrauß. „Nun, laß uns gehen!" Sie gingen, das Atlasgewand rauschte über die Treppenstufen, und wenige Minuten später traten sie in den Empfangssalon, wo die Braut bereits mit Ungeduld erwartet wurde. Im Schloßhof fuhr jetzt Wagen auf Wagen vor und die Festräume begannen sich zu beleben, die Gäste trafen immer zahlreicher ein, und noch vor Ablauf einer Stunde war die ganze Gesellschaft versammelt, vor der General Steinrück nunmehr in aller Form die Verlobung seines Enkels mit der Gräfin Hertha ver kündigte. Von Naonl's Stirn war jede Wolke verschwunden, er schien heute nur Augen für seine Braut zu haben, die sö schön, so stolz und siegesgewiß an seiner Seite stand und für jeden Glückwunsch, für jedes Compliment ein Lächeln hatte. Man fand das sehr natürlich und begriff auch die strahlende Heiterkeit auf dem Antlitz des alten Grafen, dessen eigenstes Werk diese Verbindung war. Er hatte mit fester Hand zusammenge fügt, was durch Geburt und Name, durch Glanz und Reichthum znsain mengeborte, und es war|o jchsyes, ein so glückliches'Paar. Ein trüber Oktoberhimmel lag über dem endlosen Häusermeer der Haupt stadt, das sich mit jedem Jahre weiter nnd mächtiger ausbreitete. In den Hauptstraßen fluthete der Verkehr wie gewöhnlich und das unaufhör liche Menschengewoge, der Lärm und das Wagengerassel hatten etwas Be täubendes für ?eben. der aus der stillen Einsal"!»'! Berye kam und nun mitten in dies fluthende Leben flerieth. Der General Steinrück hatte seine Wohnung in einem der militärischen Dienstgebäutze, wo ihm die sammt» lichen Räume des ersten Stockwerkes zur Verfügung standen. Die Ein richtung war eine reiche, theilweise sogar luxuriöse, soweit sie die Zim mer der Gräsin Hortense betraf Steinrück trug in diesem Punkte dem Geschmack seinere Schwiegertochter Rechnung und ließ ihr überhaupt freie Hand in Allem, was die Reprä sentation betraf, während ét anderer seits die Zügel seines HauseS fest in Händen hielt. Seine Stellung er laubte ihm immerhin, auf größerem Fuße zu leben, wenn auch die Ein künfte des Familiengutes nicht be deuten!) waren. Die Wohnräume des Generals wa ren im Gegensatz zu denen seiner Schwiegertochter sehr schmucklos ein gerichtet, und das Arbeitszimmer vollends war von einer beinahe spar tanischen Einfachheit. Hier herrschte J's V MA .in ii'*i I» kein trauliches Haioöunfel, wie jenen Salons hier gab es keine wei then Teppiche und orientalischen Vor hänge, sogar der künstlerische Schmuck von Gemälden und Statuen fehlte. Durch die hohen Fenster drang das Tageslicht voll und scharf herein auf dem Schreibtische waren Papiere, Briefschaften und Bücher sorgfältig geordnet, die Möbel von hellem Eichenholz ohne jede Schnitzerei oder sonstige Verzierung, mit dunklem Leder überzogen, konnten kaum schmuckloser sein, und die Bilder an den Wänden hatten offenbar nur einen persönlichen Werth für den Be sitzer, als Familienandenken oder als Erinnerungszeichen. Es war ein Ge mach zum Arbeiten, nicht zum behag lichen Ausruhen, und es entsprach in seiner strengen, fast nüchternen Ein fachheit völlig dem Charakter seines Bewohners. Steinrück saß am Schreibtische und sprach mit seinem Enkel, der soeben von Berkheim zurückgekehrt war, wo hin er seine Braut und deren Mutter begleitet hatte. Raoul schien wirk lich ein glücklicher Bräutigam zu sein aus seinem Gesichte lag heller Son nenschein, als er von der Reise bench tete, auch um die strengen Züge des Grafen spielte ein Lächeln: die Er füllung seines Lieblingswunsches machte ihn weit milder und zugäng licher als sonst. Sie hatten von dem bevorstehenden Besuch Hertha's und ihrer Mutter, von der Vermählung gesprochen, die im nächsten Sommer stattfinden sollte, und Raoul sagte endlich: „Du wirst mich jetzt wohl fort schicken müssen, Großpapa, es ist die Stunde Deines dienstlichen Empfan ges." „Noch nicht," entgegnete der Gene ral mit einem Blick auf die Uhr. „Wir haben immerhin noch eine Viertelstunde Zeit, and überdies liegt für heute nichts Besonderes vor, nur einige Meldungen und Vorstel lungen jüngerer Ossiciere." Er nahm ein Blatt vom Schreib tische und überflog es, auf einmal aber verfinsterte sich sein Gesicht und halblaut murmelte er: „Ah so! Also heute!" Raoul, der neben dem Großvater stand, hatte gleichfalls einen Blick auf die Liste geworfen und dort einen be kannten Namen gefunden. „Lieutenant Rodenberg?" Ist der zum Generalstab commcinbirt? „Kennst Du ihn?" fragte Stein rück, sich rasch umwendend. „Einigermaßen, ich war im ver gangenen Jahre mit den Rodenbergs zu einer Jagdpârtie geladen. Es ist doch einer der Söhne des Obersten, der in W. kommandirt?" „Nein!" sagte der General kalt. „Nicht? Ich glaubte, es gäbe gar keinen anderen Träger des Namens in der Armee." „Ich glaubte es auch und war in demselben Irrthum befangen wie Du. Ich werde Dich wohl darüber aufklären müssen, Raoul, welche Be wandtniß es mit diesem Rodenberg hat. Du bist ja durch Deine Mutter längst eingeweiht in die Familien geschichte unseres Hauses." Der junge Graf stutzte und richtete einen Blick aus den Großvater. „Ich weiß allerdings, daß dieser Name noch eine andere, peinliche Be beutung für uns hat, aber davon kann doch hier unmöglich die Rede fein. Es ist doch nicht etwa „Louisens Sohn!" vollendete Stein rück finster. WX'ir 1 „Um dés Himmels willen,. das fehlte nur noch!" rief Raoul in voller Bestürzung. „Taucht diese unselige Geschichte wieder empor, die wir längst begraben und vergessen wähn ten? Der Bube war ja davon ge laufen, war gestorben und verdorben, wie es damals hieß. Wie kommt dieser Bursche, der Sohn des Aben teurers, zu einer solchen Lebens stellung'?" Der General runzelte die Stirn in diesem Augenblick Überwog bei dem alten Krieger der Corpsgeist alles Uebrige, selbst die Abneigung gegen den verleugneten und gehaßten Sohn des „Abenteurers" trat davor zurück. Michael trug wie er deuDegen an der Seite beschimpfen ließ er ihn nicht in seiner Gegenwart. „Mäßige Dich!" sagte er streng. „Es handelt sich um einen Ofsicier der Armee, einen sehr tüchtigen Offi cier sogar, von dein spricht man nicht in solchen Ausdrücken." „Aber, Großpapa, Du wirst doch zugeben, daß dieser Rodenberg uns im höchsten Grade lästig, ja noch mehr werden kann, gerade weil er Ofsicier ist, denn das giebt ihm die Möglichkeit, unseren Kreisen zu na hen, und auf welchem Fuß sollen wir denn mit ihm verkehren? Und ge rade jetzt kommt er zum Vorschein, wo meine Verlobung mit Hertha die Augen der ganzen Gesellschaft auf uns richtet! Er wird natürlich nichts Eiligeres zu thun haben, als seine Beziehungen zu uns aller Welt zu verkündigen." „Das bezweifle ich, sonst wäre es längst geschehen: es weiß aber bis zur Stunde Niemand darum, ich habe Erkundigungen eingezogen. Jeden falls muß er wissen, daß wir nicht geneigt sind, diese Beziehungen anzu erkennen." „Gleichviel! Anerkannt ober nicht, er wird früher oder später als Enkel des Grafen Steinrück auftreten und den nöthigen Vortheil aus dieser Stellung zu ziehen wissen. Glaubst Du wirklich, daß ein bürgerlicher Ofsicier diesem Vortheile entsagen und seine nahe Verwandtschaft mit dem kommandirenden General ver schweigen wird?" „Jedenfalls werde ich versuchen, das zu erreichen. Du hast Recht, ge rade jetzt muß dies Wühlen in der Vergangenheit, dies Hèvorzerren alter, längst begrabener Geschichten s i tux Jeden Vreis vermieden werden. Ich xjâvz Zcodenserg nur ein einziges Mal gesehen, aber wie ich ihn be urtheile, bleibt ein Appell an fein Ehrgefühl nicht vergeblich. Er wird sich einer Familie nicht aufdrängen, die ihn nun einmal nicht kennen will, und er hat mindestens ebenso viel Grund wie wir, das Andenken seines Vaters in der Dunkelheit und Ver gessenheit zu lassen. Wie sich die An gelegenheit aber auch gestalten mag, Du schweigst unbedingt darüber gegen Deme Braut und deren Mutter. Sie sind durch Zufall mit Rodenberg sannt geworden und haben ahnungâ los mit ihm verkehrt." „Sagte ich es nicht, es ist ein Un glück, daß dieser Mensch gerade Offi cier ist!" rief Raoul heftig. „In je dem anderen Lebenskreise könnte man ihn ignoriren, jetzt hat er bereits Ge legenheit gesunden, sich den Damen unseres Hauses zu nahen, und das wird in wohlberechneter Absicht ge schehen fein. Selbstverständlich dür sen sie nicht erfahren, wer er ist. Wie würde die stolze Hertha mich an blicken, müßte ich mich vor ihr zu die sem Vetter bekennen! Das muß ver hindert werden, koste es, was es wolle, wir sind ja sicher zu jedem Opfer bereit', wenn „Du vergißt immer, daß es sich jetzt um den Lieutenant Rodenberg han bett," unterbrach ihn der General mit voller Schärfe. „Einem Offizier un serer Armee kann man sein Schweigen nicht abkaufen, man kann sich hoch stens an seinen Stolz wenden. Er muß und wird begreifen, daß es keine Ehre ist, mit dem Scchne seines Vaters ver wandt zu sein wenn überhaupt etwas von ihm zu erreiche« ist, so kann es nur auf biefem Wege geschehen." Raoul schwieg, aber seine Miene zeigte, daß er diese Ansicht nicht theilte. Zu einer weiteren Erörte rung kam es nicht, denn der Erwar tete wurde soeben gemeldet, und Steinrück winkte ihn eintreten zu lassen. „Verlaß uns!" sagte er halblaut zu seinem Enkel gewendet. „Ich will ihn allein sprechen." Raoul gehorchte, aber als er im Begriff war, das Zimmer zu verlas sen, trat Rodenberg bereits ein und sie trafen an der Thür zusammen. Michael grüßte flüchtig den ihm un bekannten Herrn, aber dieser streifte ihn nur mit einem halb feindlichen, halb verächtlichen Blicke und wollte vorübergehen, ohne weiter Notiz von ihm zu nehmen. Da aber vertrat ihm der junge Offizier plötzlich den.Weg und maß ihn vom Kopf bis zu den Füßen, ohne ein Wort zu sprechen, aber fein Auge und feine Haltung forderten so gebieterisch den Gegen grüß, daß der Graf sich unwillkürlich dazu bequemte. Er neigte widerwil lig das Haupt und zog sich dann zu rück. Steinrück hatte die Scene, die nur einge Sekunden währte, schwei gend beobachtet. So wenig er das Benehmen seines Enkels billigte, er zürnte ihm fast, daß er sich hatte zwingen lassen. Michael trat jetzt näher, und selbst der schärfste Beobachter hätte nicht be merken können, daß irgend ein enge res Band zwischen diesen beiden Men schen existire. Der Untergebene stat» tete feine Meldung in streng vor schristsinäßiger Weise ob, und der Vorgesetzte nahm sie in gewohnter Art entgegen, kühl, ernst und gemes sen keiner von Beiden verlor auch nur auf einen Moment die streng dienstliche Haltung. Als aber das Nöthige gesagt und beantwortet war und der junge Offizier auf feine Ent lassung wartete, nahm der General von Neuem das Wort. „Ich möchte etwas mit Ihnen be sprechen, was uns Beiden von Wich tigkeit ist," sagte Graf Steinrück nach Erledigung der dienstlichen Angele-, genhei'ten. „Als wir uns das erste Mal sahen, waren Zeit und Ort nicht geeignet dazu heute sind wir unge stört. Wollen Sie mich hören?" „Zu Befehl Excellenz." lautete die kurze Antwort Michael's. „Ihre Haltung bei jenem Zusam mentreffen hat mir gezeigt, daß Sie die Beziehungen, die zwischen uns ob walten, in ihrem ganzen Umfange kennen, und wir werden uns wohl über die Auffassung derselben von beiden Seiten verständigen müssen." „Ich halte eS nicht sürnothwendig, daß dieser Punkt überhaupt zwischen uns erörtert wird," .sagte Michael kalt. Der General sandte ihm einen fin steren Blick zu er hatte für gut be funden, eine eisig ablehnende Hal tung anzunehmen, um jede etwaige Vertraulichkeit bei dieser Unterredung von vornherein auszuschließen, und begegnete nun genau derselben Hal tung, die fast ebenso hochmüthig war wie die seinige hier gab es nichts zurückzuweisen. „Aber ich halte es für nothwendig, daß wir darüber ins Klare kommen", erwiderte er mit fcharfer Betonung. „Sie sind der Sohn der Louise Stein rück" (er sägte nicht meiner Tochter). „Ich kann das selbstverständlich we der ableugnen, noch Sie hindern, diese ganze legitime Abkunft geltend zu machen. Sie haben bisher darauf verzichtet, haben die Sache sogar.als Geheimniß behandelt, und das läßt mich boffen, daß Sie selbst die Unzu träglichkeit eine Veröffentlichung ein sehen—" ... „Die Sie sürchttz«l? ergänzte Mi chael. „Die mir zum Mindesten nicht er wünscht ist. Ich will giuiz offen ge gen Sie sein. Durch Oberst Rcval werden Sie erfahren haben, daß kürz lich ein Familienfest in meinem Hause gefeiert worden ist mein Ev'el, Graf Raoul. hat sich mit der Gräfin Hertha Steinrück verlobt, die Ihnen ist wohl auch bekannt ist^ In dem Gesichte des jungen Offi ziers zuckte etwas auf, freilich nur w fr einen Moment lang, dann war es wieder verschwunden und er entgeg nete anscheinend mit vollkommener Ruhe: „Ich habe es allerdings gehört." „Nun wohl. Die Vermählung wird im Kurzen stattfinden, und das junge Brautpaar wird sich im Laufe dieses Winters dem Hose und der Gesellschaft vorstellen. Diese Ver binoung der beiden letzten Sprossen meines Geschlechtes legt mir doppelt die Pflicht auf, den Namen und das Wappen dieses Geschlechtes rein zu halten von jeder Verdunkelung. Ich will Sie nicht beleidigen, Lieute nant Rodenberg, aber ich darf wohl annehmen, daß Ihnen das Leben und die Vergangenheit Ihres Vaters be konnt sind?" „Ja!" Das Wort kam kurz und rauh von den bebenden Lippen, aber man hörte doch die innere Qual heraus. „Es thut mir Leid, dem Sohne ge genüber diesem Punkt erwähnen zu müssen, aber es läßt sich leider nicht umgehen. Sie sind ja völlig schuld los daran, und Sie werden auch schwerlich darunter leiden. Ihr na hes Verhältniß zu dem Professor Wehlau deckt alle unbequemen Nach forschungen. Wie ich höre, gelten Sie für den Sohn seines Jugend freundes, der in feinem Haufe erzo gen wurde ein ganz vorzügliches Auskunftsmittel! Ueberdies ist Ihr Vater seit mehr als zwanzig Jahren todt und hat die letzte Zeit seines Le bens im Auslande zugebracht. Auch ist er so viel ich weiß nie in den offenen Konflickt mit den Gesetzen ge rathen." Schneidend scharf, wie die Klinge eines Dolches war dies: So viel ich weiß? Michael war todtenbleich geworden, er antwortete nicht, aber ein unheilverkündender Blick schoß auf den Mann, der ihn so erbarmungslos folterte und der jetzt mit derselben kalten, überlegenen Ruhe fortfuhr: „Die Sache liegt jedoch ganz an ders, sobald Sie den Namen Ihrer Mutter nennen. Das wird selbstver ständlich ein sehr großes Aufsehen geben, zumal in den Kreisen der Aristokratie und der Armee es wird ein endloses Gerede entstehen, das peinlich, ja gesährlch werden kann, denn das Gerücht geht in solchen Fäl len immer über die wirklichen That sachen hinaus, und was ein halbes Menschenalter in Vergessenheit ge bracht hat, wird rücksichtslos wieder ans Tageslicht gezogen. Ich muß es Ihnen überlassen, ob Sie es ertra gen können und wollen, wenn das Andenken Ihres Vaters dieser Ver gessenheit entrissen wird. Was meine Stellung zu der Sache betrifft, so wende ich mich nur an Ihr Gerechtig keitsgefühl, das Ihnen sagen wird „Genug!" unterbrach ihn der junge Offizier dumpf mit halb erstickter Stimme. „Ersparen Sie mir das Weitere, Excellenz. Ich sagte Ihnen ja bereits, daß diese ganze Erörte rung überflüssig ist, denn ich habe nie auch nur einen Augenblick daran ge dacht, Beziehungen geltend zu ma chen, die ich ebenso entschieden ab lehne wie Sie. Ich sollte meinen, das müßte Ihnen schon unsere erste Begegnung gezeigt haben, wo ich die mir angebotene „Protektion" zurück wies. Ich sehe jetzt erst, daß sie der Preis für mein Schweige« sein sollte." (Fortsetzung folgt.) Vorschlag. „So oft ich in der Wanne bade, er kälte ich mich." „Das könnt n Sie vermeiden, wenn Sie sich für die Folge nur in Wonne baden 1" Willkommener Rath. Frau (zu ihrem Manne, der be rauscht nach Haute gekommen ist): „Aber, Mann, wenn Du Dich schon betrinken mußt, so thn's doch lieber zu Hause, statt Dich in dem skanda lösen Zustande aus der Straße zu zeigen!" Mann: „Js en janz juter Rath! Her mit der Pullet" Im Jahre 2000. Junger Mann: „Ich liebe Sie wirklich, mein Fräulein, und werd», nie ein anderes Mädchen heiratheu, als Sie!" Junge Dame (schnell und unge sehen ihren Momentphonograph, der sich an ihrer Halskette befindet, öff iiend): „Was sagten Sie? Ich hatte nicht genau verstanden." Geschieht ihn« recht. „Fünfmal ist Henry Lehman« ver lobt gewesen, ohne daß es zu einer Hochzeit gekommen wäre. Jetzt hatte er sich wieder verlobt mit Emma Müller. Ob dieser Bund denn wohl halten wird?" „Das glaube ich sicher, den«'hier ist er ja der Geleimte!" Berechnete Fallhöhe. A: „Weshalb wohl Frau Schlau michel immer so kleine Dienstmädchen bat ihr gestern neu eingetretenes Mädchen ist auch wieder unter Nor malgröße?" B: „Die Spekulation ist sehr durch sichtig: Wenn die kleinen Dienstmäd chen Küchengeschirr fallen lassen, ist die Möglichkeit, daß es ganz bleibt, doch eine viel größere!" Wo hinein soll ich den» 1 fallen? "Mutter: „Wie! In den Schmutz bist Du gefallen? Ungezogener Bube! Komm her. Du sollst Schläge betont« men!" Karlchen: „Aber Mama, vorgestern fiel ich in die Milch und bekam Schläge, gestern fiel ich in's Wasser und bekam Schläge, und heute falle ich in den Schmutz und bekomme wie der Schlüge. hinein soll ich denn sollen?" V, 0, welches Glück doch, cfir JWF11 r#'"T' -*w\jr r*&l a fv Der Berliner Schutzmann ist eh# Kind der Revolution. Daß Jahre 1848 die Sicherheitsorgane Alles 31* wünschen übrig ließen, ist bekannt, und sehr begreiflich mar darum das Bestre ben der Staatsgewalt, sich zuverlässi otrt Kräfte, die sie selber in fester Hand hielt, zu schaffen. Am 22. Juli 1848 erschien der Erlaß des Polizeipräsiden ten, welcher den Berlinern von der neu begründeten Schutzmannschaft /fcunde gab und daran die Bitte um deren Un terstützung durch alle Ordnungslieben den Bürger knüpfte. Eine gewisse Un sicherheit in dem Erlaß ist unverkenn bar. Nachdrücklich wird betont, daß die neue Organisation nicht die Freiheit der Bürger beeinträchtigen, nicht daS ängstliche Bevormundungssystem deS Polizeistaates zurückführen wolle. Der Polizeipräsident hatte gut reden! Der Berliner traute ihm und seiner muen Schöpfung nicht, machten ihre schlech ten Witze darüber und nannte die Schutzmänner, dieweil ihre Ausrüstunz derjenigen ihrer Londoner Kollegen nachgebildet war, Kon stabler oder, mit echt berlinischem Tonfall, „Konstabu löhr. Das Mißtraum und die Abnei gung auf der einen Seite erweckten die gleichen EmpfÄdungen auf der ande ren, und es traten sehr unerquickliche Verhältnisse ein. Bald galt die Be zeichnung „Konstabler" als eine Be schrmpfung, die gerichtlich bestraft wurde, und hieran trug ein Lied die Schuld, das in der Zeit des Belage rungszustandes verfaßt und nach der Weise „Wenn ich am Fenster steh" ge sungen wurde. Hie» mögen ein paar Strophen des wenig ^bekannten LiedeZ wiedergegebn werden: v And so vergeht die Zeit !t*' In Ruh' und Friedlichkeit, & Berlin, nu kannst Du ruhig schlafen! So recht viel Pulizei, Belagrung auch bciM, Det is det Scheenste, Berlin, wat meensteF Glaubt ihr, daß nichts ich ffftrT Mein Amt, das ist die Ruch',-â SV?* Die erste aller Bürgerpflichten» Auf Bummler muß ich sehn, .... Fest an die Ecke stehn, Seht her, das thu'Ä^ 1 Berlin ist ruhig! Der erste Kund«. Man schildert so oft die Sehnsucht eines jungen Arztes nach seinem ersten Patienten, aber noch niemals haben wir von den Schmerzen eines Photo graphen gelesen, der auf femm erste Kunden wartet. Und doch waren diese Schmerzen bei dem neu etablirten Photographen Emil Plattkopf z. B. ziemlich groß. Bereits acht Tage faß er neben seinem Apparat, gespannt horchend, ob die Glocke ihr erlösendes- Signal nicht er tönen lassen würde. Und siehe da! Am nächsten Tage erklang diese Glocke leise unb schüchtern. „Wahrscheinlich ein Backfisch ober ein Dienstmädchen, das sich für ihren liniernfficier photo graphiren lassen will," dachte er und stürzte nach der Thüre. Ein etwaS ärmlich, aber sauber gekleideter Mann stand vor derselben. „Ich wollte Sie bitten „Nur herein, treten Sie tin." Der Mann zögerte, aber der Photo graph wurde beinahe grob und ersuchte ihn, möglichst schnell hereinzukommen, da „sich für heute eine Menge Kunden angemeldet" hätten. Er führte ihn in's Atelier und nöthigte den sich sträubenden Mann zum Sitzen. Dann sprang Plattkopf an den Apparat. „Bleiben sie so, aber bitte, ein freundliches Gesicht." „Wie soll ich denn ein freunblickjeSr Gesicht machen, tvesr ich drei Tage lang nichts gegessen habe." sagte der Mann weinerlich, „und ich wollte Sie deshalb um eine kleine Gaöe bittel* Tableau! Selbstbewußt. Graf (g* seiner 'bürgerlichen, aber immens ret* chen Braut): „Ja, liebe Agnes, unter den Millionen thönerntr Gefäße, die mit dem Fabrikstempel der Natur ver sehen, das gemeine Gros der Mensch heit bildet, hast Du in mir eins jener goldenen Gefäße gefunden, welches die Natur in ihrer starren, abgeschlossenen Aristokratie nur hin und wieder zn schaffen sich gefällt." Euphemistisch drückt A.: „Dein Tohn woLte doch Arzt werden, und nun fällt et zum zweitenmale durchs Examen! Was Hebenkt er denn nun anzufan aen?" B.: „O, dem geht's gut der hat bereits eine Heilanstalt fut Durst Patienten gegründet."—A.: „Wie—?* B.: „Nun ja, «r hat ettte KmiYK aufgemacht." Erkla 11 ch."" Erster Protz: „Warum spielt Ihre Tochter z. B. nie Wagner!" Zweiter Protz: „Nun, wird sie doch nich spiele» was Anderes, wenn sie kann spielen was Selbsttom vonirte»! Ad5r ist sich dMMst bei Nächste!" E i n Hundeleben, »Ja wohl, mein Herr» seit er die reiche Er bin geheiraihe: hat, führt er ein wah res Huitdeleben." »Das sollte An Deren zur Warnung „Hat nichts weiter zu thun, als zu essen, zn trinken,zu schlafen mibjtch sttticheltt .. '..Vi*jbJ&'- *•«. ytvsfcriS fc? I 1 «in mtt» der Re»ol«tio». 'X L. |A Y s 11 w 1 Konstabulöhr zu sein, «Sagt, ist das nicht das schönste Leben? Zu steh'n aus einem Fleck, Nur zu dem einigen Zweck,. Zu stehn lmd zu sehen» Wie Andre gehen. 1*3 M.v i V. \n\n ,/lttomon von L. Werner. %s