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M" IS» l/ §flii6l MM. Soman von 8. Werner» i K (12. Fortsetzung.) .... „Ich Hobe leider keine Minute tch nehr übrig, ich sagte es Dir ja, daß nur im Fluge herkam. Gnädige Drau I Er wandte sich wieder an Heloise And schien noch eine leise Fracke an sie Gichten zu wollen, aber Plötzlich trat lermont zwischen Beide und legte cherzend, aber doch-mit einem gewis en Nachdruck die Hand auf den Arm einer Schwester. „9hm, wenn Du solche Eile hast, ^vollen wir Dich nicht halten, nicht Avahr, Heloise? Aus morgen denn!" „Auf morgen!" wiederholte Raoul, ihm flüchtig die Hand reichend er schien keine Lust zu haben, den Freund zum Vertrauten zu machen, sondern verabschiedete sich in gewohnter Weise und ging, wenn auch mit sichtbarer Gerstimmung. Kaum hatte sich die Thür hinter ihm geschlossen, so wandte sich die junge Frau mit sehr ungnä diger Miene zu ihrem Bruder: y „Du kamst sehr ungelegen, Henri!" „Das sah ich", versetzte er ruhig. „Ich hielt es aber für Zeit, der Scene tin Ende zu machen, denn Du warst im Begriff, fke ernsthaft zu neh men." Heloise warf mit trotziger Entschie denheit den Kopf zurück. „Und wenn ich das nun thäte! Würdest Du mich vielleicht hindern?" „Nein, aber ich würde Dir klar machen, daß Du im Begriff bist, eine grenzenlose Thorheit zu be stehen weiter bedarf es hoffentlich nichts, um Dich zur Vernunft zu hängen." „Meinst Du? Du könntest Dich doch irren", sagte sie triumphirend. „Du unterschätzest meine Macht über Raoul. Ein Wort von mir, und er zerreißt seine Verlobung und bittet seiner ganzen Familie Trotz.* „Und was dann?" Die kühle, scharfe Frage machte dem Triumphe der jungen Frau ein {Sind?, sie blickte betroffen den Bruder «n. der mit vollkommener Gelassen heit fortfuhr: „Du kennst den General. Glaubst Du, daß er seinem Enkel jemals einen solchen Schritt verzeihen, daß er eine «Verbindung mit Dir auch nur zulas sen würde? Und gegen seinen Willen ijann sich Raoul überhaupt nicht ver mahlen, da er gänzlich von ihm ab hängt." „Er ist der Erbe seines Großvaters, ttnd dieser steht bereits in den Sieb zigen „Ist aber eine eiserne Natur, mit tiner stählernen Gesundheit", fiel Clermont ein. „Er kann noch zehn Jahre leben, und Du bist doch nicht thöricht genug, Dir einzubilden, daß Raoul's Leidenschaft oder Deine Ju 4jend so lange «stand hält? Du bist volle fünf Jahre älter als er." Frau von Nerac preßte heftig ihren fyächer zusammen. „Henri, Deine Rücksichtslosigkeit Übersteigt bisweilen alle Begriffe!" „Es thut mir leid, aber ick kann Dir die Wahrheit nicht ersparen. Du kannst nicht mehr aus die Zukunft rechnen, dafür muß die Gegenwart wahrgenommen werden. In wenigen Jahren hast Du überhaupt nicht mehr zu wühlen." Heloise antwortete nicht, aber sie nahm eine äußerst gereizte Miene an. Die Erörterung beleidigte sie äugen ^scheinlich. Clermont nahm jedoch keine Notiz davon er behielt, seine kühle. Überlegene Ruhe. „Und gesetzt auch, Raoül käme bald, käme jetzt schon in den Besitz seines EibeS, er wäre dennoch keine Partie für Dich. Dem General er laubt das hohe Einkommen seiner Charge auf anständigem Fuße zu leben, das fällt bei feinem Enkel fort. Schloß Steinrück ist ein Luxusbesitz, der vielleicht noch Zuschuß erfordert, jedenfalls nichts einbringt, und was das Majorat mit den großen Herr schaften betrifft, an welches Du wahr scheinlich denkst, so gehört es der süd deutschen Linie. Die norddeutschen Oettern wußten recht gut, warum sie sämmtlich in den Staats- und Armee dienst traten. Das Familiengut reicht allenfalls hin, einen braven kandedelmann ju ernähren, der mit Weib und Kind zeitlebens auf seiner ßcholle sitzt und sich selbst mit der Bewirthschaftung plagt. Aber Du Hind Raoul in einer solchen Lage J" s wäre wirklich zum Lachen! Ueber bies liegt mir sehr viel daran, daß er jetzt noch auf gutem Fuße mit dem Venera! bleibt durch ihn allein haben .ßoir Fühlung mit dem Steinrück'schen Hause." 'p „Das wäre viel leichter durch den Marquis Montigny zu erreichen", jsagte Heloise, noch immer in gereiz hem Tone. „Er ist ja kürzlich an die hiesige Gesandtschaft versetzt worden Pnd verkehrt selbstverständlich im Hause seiner Schwester." „Gewiß, aber Du irrst sehr, wenn tek' Du glaubst, der stolze Montigny würde sich mit solchen Dingen abge fe fcen. Er behandelt mich schon mit Ifiner Nachlässigkeit, einer Nichtach iiiitg, die mir oft genug das Blut ins Antlitz treibt. Er würde eher seine ^Stellung opfern, als sich herablassen i— genug davon! Ich denke, Du %. siehst es jetzt selbst ein, daß Raoul'S «erhältnisse Deinen Ansprüchen auch ßlicht entfernt gewachsen sind Du hast t: «n der Seite Nerac's bewiesen, wie t. Weit dies« Ansprüche gehen." „Rennte ich dafür, daß er sein Ver- Mögen bis auf den letzten Rest bet- „Nun, Du hast ihm redlich dabei wir wollen das nicht weitet geholfen erörtern. Die Thatsache ist, daß wir ohne jedes Vermögen sind, und daß Du auf eine glänzende Pvtie ange wiesen bist. Dein Noman mit Raoul muß eben ein Roman bleiben, und Du würdest sehr unklug handeln, jfcoenit Du ihn zum Bruche mit seiner 'Braut triebest. So lange der Gene ral lebt, ist eine Verbindung zwi schen Euch überhaupt eine Unmög lichkeit, später wäre sie eine Thor heit. Bedenke das und sei vernünf tig ^WaS giebt eS denn?" fragte die junge Frau, sich ungeduldig umwen dend, da in diesem Augenblicke der Diener mit einer Karte eintrat. „Wir sind im Begriff auszufahren und kön nen keinen Besuch annehmen." „Es ist ein Herr von der Gesandt schaft, er wünscht Herrn de Clermont nur auf einige Minuten zu sprechen", entschuldigte sich der Diener. „Ah, daß ist etwas Anderes", sagte Henri rasch, indem er die Karte nahm plötzlich aber stutzte er und reichte sie seiner Schwester, die eben falls einen erstaunten Blick darauf warf. „Montigny Er kommt zu Dir Du sagtest ja soeben—" „Ja, ich begreife es auch nicht, es muß irgend etwas Besonderes sein, was ihn herführt. Verlaß uns nur einige Minuten, Heloise, ich muß ihn empfangen." Die junge Dame zog sich zurück, und Clermont gab dem Diener einen Wink, den Besuch einzulassen, der gleich darauf erschien. Der Marquis de Montigny war ein Mann von etwa fünfzig Jahren, eine vornehme Erscheinung, in stolzer Haltung, der freilich gerade in diesem Augenblicke eine kalte, etwas absicht liche Gemessenheitzeigte trotzdem kam ihm Henri mit der größten Liebens würdigkeit entgegen. „Ah, Herr Marquis, ich bin sehr erfreut, daß ich endlich das Vergnü gen habe, Sie bei mir begrüßen zu dürfen. Darf ich bitten Er lud ihn mit einer Handbewe gung ein, Platz zu nehmen aber Montigny blieb stehen und entgeg nete kühl: „Sie sind jedenfalls erstaunt, mich hier zu sehen, Herr von Cler mont." „Das nicht, unsere Beziehungen als Standesgenossen und Lands leute „Sind nur sehr allgemeiner Na tur", fiel ihm der Marquis schroff in die Rede. „Es ist eine durchaus persönliche Angelegenheit, die mich zu Ihnen führt. Ich wünschte nicht, sie auf der Gesandtschaft zu erledi gen. Der Ton war in tet That sehr nachlässig. Clermont preßte die Lip pen zusammen, und ein drohender Blick schoß auf den Mann, der es wagte, ihn in seinem eigenen Hause so nichtachtend zu behandeln, aber er schwieg und erwartete Das Weitere. „Ich bin soeben meinem Neffen begegnet", nahm Jener wieder das Wort. „Er kam jedenfalls von Ihnen." „Gewiß, et hat unS soeben Ver lasien." „Und Graf Steinrück verkehrt täglich in Ihrem Haufe, wie ich höre „Allerdings', wir sind fng befreun det." „Wirklich?" fragte der Marquis kalt. „Nun, Raoul ist jung und unerfahren Jlmen aber möchte ich doch zu bedenken geben, daß diese „Freundschaft" schwerlich der Mühe lohnen wird. Einem jungen, noch ganz unbedeutenden Beamten im Ministerium werden keine Staats geheimnisse anvertraut, man ist hier sehr vorsichtig in solchen Dingen." „Herr Marquis!" fuhr Clermont mit voller Heftigkeit aus. „Herr von Clermont?" „Ich habe schon öfter Gelegenheit gehabt, mich über den Ton zu bekla gen, den Sie für gut finden mir ge genü-ber anzuschlagen. Ich bitte um eine Aenderung desselben." Montigny zuckte die Achseln. „Ich wüßte nicht, daß ich vor der Gesellschaft die nöthigen Rücksichten gegen Sie vergessen hätte. Jetzt sind wir unter vier Augen, und da erlau ben Sie mir wohl, offen zu fein. Ich habe erst kürzlich von den Beziehun gen des Grafen Steinrück zu Ihrem Haufe erfahren und weiß nicht, in wiefern Frau von Nerac daran be theiligt ist. Dem sei nun, wie ihm wolle. Sie werden es begreifen, wenn ich die Bitte oder vielmehr die Forderung ausspreche, daß bei den Zwecken, die Sie Beide verfolgen, der Graf aus dem Spiele bleibt. Suchen Sie sich andere Persönlichkei ten dazu, als den Sohn der Gräfin Hortense und den Neffen deS Marquis de Montigny!" Clermont war todtendleich gewor den seine Hand ballte sich und seine Stimme klang heiser/als er entgeg nete: „Sie scheinen zu vergessen, daß wir Standesgenossen sind. Mein Name ist alt und edel wie der Ihrige, und ich fordere Achtung für denselben." Montigny trat einen Schritt zurück und sah ihn von oben bis unten on, dann sagte er schneidend: „Ich achte. Ihren Namen, Herr von Clermont nicht Ihr Geschäft!" Henri machte eine Bewegung, als wolle er sich auf den Beleidiger stür zen mit halb erstickter Stimme stieß er hervor „Das ist zuviel! Sie werden mir Genugthuung geben!" „Nein!" sagte Montigny mit der selben eisigen Ruhe, wie vorhin. „So werde ich Sie zu zwingen wissen „Ich rathe Ihnen, das nicht zu thun." siel der Marquis drohend ein, „Sie würden mich sonst zwingen zu erklären, weßhalb ich Ahnen die Ge- V -v„ «$•* *, & I -t i I 1 s nugthnng weigere. Das würde Sie in der Gesellschaft unmöglich machen und mir eine Verantwortung aufer legen, die ich nur im äußersten Noth falle tragen würde. Ich wiederhole meine Forderung wird sie nicht er füllt, so öffne ich meiner Schwester und ihrem i&ohne die Augen ich denke, Sie lassen es nicht darauf an kommen!" Er neigte das Haupt stolz und ver ächtlich, daß der Gruß füglich für eine neue Beleidigung gelten konnte dann wandte er sich um und ging. Clermont stand unbeweglich und sah ihm nach. Sein ganzer Körper bebte in mühsam unterdrückter Wuth, und halblaut murmelte er: »Das sollst. Du mir büßen Das Reval'sche Haus bildete eine Art Mittelpunkt für die Geselligkeit der Hauptstadt, der gern und vielfach aufgesucht wurde. Man fand dort stets einen auserlesenen Kreis, in welchem neben dem Geburtsadel auch die Geistesaristokratie zahlreich ver treten« war. Der Oberst und seine Gemahlin setzten ihren Stolz darein, die bede-utendsten Persönlichkeiten der Kunst und Wissenschaft zu den Freun den ihres Hauses zu zählen, und ihr Reichthum âlaubte ihnen, die Gast freundschaft in großartigem Maß stabe zu üben. Am heutigen Abend versammelte eine größere Festlichkeit noch einmal am Schluß des Winters den ganzen Freundes-und Bekanntenkreis. S,ie gestaltete sich hier, in den weitläufi gen, prachtvollen Räumen um vieles glänzender, als in dem Verhältniß mäßig einfachen Sommersitze zu Elmsdorf, und auch die Gäste waren weit zahlreicher. Die Gesellschaft wogte durch die lichterfüllten Zimmer und Säle man begrüßte sich man lachte und plauderte. Auf den Fest lichkeiten des Reval'schen Hauses lag immer eine heitere, angeregte Stim mung das zeigte sich auch heute. Neben unbedeutenden und gleichgül tigen Erscheinungen, die jede größere Versammlung ausweist, erblickte man auch manche schöne Frauengestalt, manchen ernsten bedeutenden Män nerkopf.' Es hatte sich in der That Alles zusammengefunden, was ir gendwie auf Bedeutung Anspruch machen konnte. General Steinrück, den eine lang jährige Freundschaft mit dem Oberst verband, war mit seiner ganzen Fa milie erschienen, und man hatte auch die Aufmerksamkeit gehabt, den Bru der der Gräfin Hortense, den Mar quis von Montigny, einzuladen. Selbst Professor Wehlau, der sonst die großen Gesellschaften nicht liebte und sich ihnen soviel wie möglich ent zog, hatte diesmal eine Ausnahme gemacht und war mit seinen beiden Söhnen gekommen. Hans blieb je doch vorläufig noch unsichtbar, er stellte die lebenden Bilder, die einen Theil des Festes ausmachten, und Hatte die Regie der Vorstellung über nommen, während -Michael seine Theilnahme daran bestimmt verwei gert Hatte und nur als einfacher Gast erschien. „Auf ein Wort, lieber Rodenberg!" sagte der Oberst Halblaut, indem er den Hauptmann auf einen Augenblick bei Seite zog. „Haben Sie sich dem General gegenüber irgend etwas zu Schulden kommen lassen?" „Nein, Herr Oberst", entgegnete Michael mit vollkommener Ruhe. „Nicht Es fiel mir auf, daß er an Ihnen vorüber ging, ohne auch nur ein einziges Wort an Sie zu richten, mit einer sehr kühlen Erwi derung Ihres allerdings sehr gemesse nett Grußes. Es ist also wirklich nichts vorgefallen?" „Durchaus nichts. Ich habe den General ja überhaupt nur einmal gesprochen, als ich mich bei ihm mel dete, und ihn dann nur hin und wie der bei dienstlichen Veranlassungen gesehen weßhalb sollte er mir beson dere Rücksicht erweisen?" „Weil er Sie und Ihre Leistungen kennt. Er sprach sich lobend darüber aus, noch ehe er Sie persönlich kannte, und überdies weiß ich, daß meine Empfehlung bei ihm in's Ge wicht fällt. Trotzdem hat er während des ganzen Winters so gut wie gor keine Notiz von Ihnen genommen, sogar die Einladung, mit der er sonst die ihm vorgestellten Offiziere beehrt, ist unterblieben, und wenn ich das Gespräch auf Sie bringe, sucht er ent schieden abzulenken mit ist das unerklärlich!" „Die Erklärung wird wohl darin liegen, daß ich nicht das Glück habe, Seiner Excellenz zu gefallen", sagte Michael achselzuckend, doch bet Oberst schüttelte den Kopf. „Der General hat keine Launen, und es wäre auch das erste Mal, daß er sich ungerecht zeigte gegen einen Offizier, von dessen Tüchtigkeit er überzeugt ist. Sie müssen durchaus etwas versehen haben." Rodenberg schwieg er wollte lieber einen derartigen Vorwurf tragen, als noch länger dieser peinlichen Erörte rung Stand halten zum Glück wurde der Oberst jetzt von einer anderen Seite in Anspruch genommen und gab ihn frei. Inzwischen begrüßte Professor Wehlau die Gräfin Steinrück, die er feit mehreren Jahren nicht gesehen hatte, und wurde von ihr mit großer Freundlichkeit empfangen. Sie ver gaß es nicht, daß er sich damals, bei dem Tode ihres Gatten, mitten au« einer wichtigen und dringenden Ar beit gerissen hatte, um an das Sterbe bett des Grafen zu eilen. Aus seine Erkundigung nach ihrem Befinden klagte sie über ihre zunehmende Kränklichkeit und ließ den Wunsch durchblicken, seinen Rath in Anspruch zu nehmen, obwohl sie wußte, daß er sich längst von der ärztlichen Thätig keit zurückgezogen hatte. Der Pro» fessor kam ihr artig entgegen mtt der Erklärung, daß er ihr gegenüber stets eine Ausnahme mache und ganz zu ihrer Verfügung stehe, und Beide waren im besten Einvernehmen, als die Dame unglücklicher Weise ein ver fängliches Thema berührte. „Ich habe mich für morgen bei Ihrem Sohne angemeldet", fegte sie. ,Wie ich von ihm höre, ist sein großes Bild fast ganz vollendet und soll in der nächsten Woche ausgestellt werden. Ich möchte es aber vorher noch ein mal allein im Atelier sehen, da eS doch bereits mein Eigenthum ist. Sie wissen das vermuthlich?" „Ja", entgegnete der Professor, dessen gute Laune sofort dahin war. Hans hatte ihm bereits triumphirend verkündigt, daß sein Werk noch aus der Staffelei verkauft sei, und zwar an die Gräfin Steinrück, die jetzt un befangen fragte: „Nun. und was sagen Sie denn zu diesem Werke unseres jungen Künst lers „Gar nichts! Ich habe es noch nicht angesehen", gab Wehlau schroff zur Antwort. „Wie? Das Atelier liegt ja doch int Garten ihres Hauses." „Leider! Aber ich habe noch keinen Fuß hineingesetzt und werde es auch nicht thun." „Noch immer so unversöhnlich?" fragte die Gräfin vorwurfsvoll. „Ich gebe ja zu, daß der Streich, den Ihr Sohn Ihnen gespielt hat, ein wenig arg und übermüthig war aber Sie müssen sich doch nun wohl selbst über zeugt haben, daß eine derartig be gabte und veranlagte Natur für die kalte, ernste Wissenschaft nicht ge schaffen ist." „Da haben Sie Recht, Frau Gräfin!" fiel der Professor mit einem herben Tone ein. „Ter Junge taugt zu nichts Ernstem und Vernünftigem, so mag er denn meinetwegen Maler werben ,Denken Sie so niedrig von der Kunst? Ich dächte, sie wäre der Wis senschaft ebenbürtig." Wehlau zuckte die Achseln mit dem ganzen Hochmuth des Gelehrten, der überhaupt keinen Berus dem seinen ebenbürtig hält, und dem die Kunst mehr oder minder für eine Spielerei gilt. „Nun ja, eS ist recht hübsch, Bilder in seinem Salon zu haben, das leugne ich gar nicht, und Sie haben ja in Berkheim eine ganze Galerie davon. Da wird wohl auch diese neueste Errungenschaft noch Platz finden." Die Gräfin sah ihn befremdet an. „Sie scheinen den Gegenstand des Gemäldes nicht zu kennen, es ist ja für die Kirche in Sankt Michael be stimmt." „Für die Kirche?" fragte Wehlau befremdet. „Gewiß, da ein Heiligenbild ist." Jetzt fuhr der Professor in die Höhe. „Was? Mein Sohtt malt Heiligen bilder „Allerdings! Hat er zu Ihnen denn nie davon gesprochen?" „Er wird sich hüten Und Michael hat mir auch keine Silbe davon ge sagt, trotzdem er zweifellos um die Geschichte weiß." „Das ist wohl nicht anders möglich, denn Hauptmann Rodenberg hat Modell dazu gestanden." „Nun, das'mag ein schöner Heili ger geworden sein!" brach der Pro fessor mit grimmigem Lachen aus. „Der Michael paßt gerade dazu! Sind die Jungen denn alle Beide verrückt geworden? Entschuldigen Sie, Frau Gräsin, ich fühle, daß ich grob werde, ober das übersteigt alle Begriffe, das ist darüber muß ich mir Gewißheit holen." Er machte eine kurze Verbeugung und schoß davon, so eilig, daß er fast eine junge Dame streifte, die halb verborgen in der Fensternische hinter dem Sitz der Gräsin stand und ihm ganz erschrocken nachblickte. „Kommst Du endlich zum Vor schein, Gerlinde?" fragte die Gräfin, sich umwendend. „Kind, was soll daraus werden, wenn Du Dich beim Eintritt in die Gesellschaft sofort hin ter die Fenstervorhänge fluchtest! Du hättest eine der Berühmtheiten der Residenz kennen gelernt, wenn Du Dich nur gezeigt hättest." Das junge Mädchen war in der That erst in diesem Augenblick her vorgetreten und fragte nun. schüch tern „Dieser grimmige Herr, der die Heiligenbilder nicht leiden kann—? „Ist einer der ersten Gegenwart, er ist Forscher der etne gefeierte Grvye ver Wissenschaft, und deßhalb muß man ihm schon einige Schroffheit hingehen lassen überhaupt etwas choleri- scher Natur." Berlinde blickte noch immer ängst lich dem Professor nach. In der Un terredung, die sie mit angehört hatte, war kein Name genannt worden, der sie hätte aufklären können, und es kam auch jetzt nicht dazu denn soeben wurde das Zeichen zum Beginn der Vorstellung gegeben, und die ganze Gesellschaft fluthete nach dem Saale, wo sich die Bühne befand. Hans Wehlau bedeckte sichren dem heutigen Abend mit Ruhffr. Dit Bilder, die er nicht nach vorhandenen Gemälden, sondern nach feinen eige nen Ideen, an allbekannte Sagen oder Dichtungen anknüpfend, gestellt hatte, machten seinem Künstlertalent alle Ehre. Jedes einzelne war eine Schöpfung an sich, und so oft sich der Vorhang hèb, gabeS eine neue Ueber» raschung. Der eigentliche Triumph des Abends fiel jedoch der Gräfin Hertha Steinrück zu, die im reichsten phan tastischen Kostüm als Loreley auf einem Felsen thronte. Hans wußte sehr gut, warum er dies Bild als letz- 31'* t. "Éki- iL® tes gewählt hatte und die junge Gräfin allein in dem Rahmen erschei nen ließ, ohne ihr einen Gefährten zu geben. Ein Ah! der Bewunderung ging wie ein Rauschen durch die Zu fchauermenge jbet diesem Anblick, der Alles, was man bisher gesehen hatte, in den Schatten stellte. Es war in der That, als sei die Gestalt der Sage lebendig geworden mit ihrem ganzen berückenden Zauber. Sogar Professor Wehlau vergaß für einige Minuten seinen Aerger, den er während der ganzen Borstel lung hatt? aussparen müssen, und war nur Anschauen und Bewunde rung als aber nun der Vorhang ge fallen war und der jugendliche Re gisseur mit sämmtlichen Mitwirken den im Saale erschien, da wallte ihm die Galle wieder auf, und er ver suchte feines Sprößlings habhaft zu werden. Das war jedoch nicht so leicht denn Hans war der allgemein Gesuchte, Unentbehrliche Hans wurde von allen Seiten mit Lob und Schmeicheleien überhäuft er theilte de« Triumph des Abends mit der Gräfin Hertha. Es verging fast eine Viertelstunde, ehe es dem Pro fessor gelang, sich seiner zu bemächti gen." „Ich habe mit Dir zu sprechen", sagte er mit unheilverkündender Miene und schleppte den jungen Mann in dieselbe Fensternische, wo vorhin Fräulein Gerlinde von Eberstein ge standen hatte. „Mit Vergnügen, Papa", versetzte Hans, der selbst vor Vergnügen strahlte. Das erhöhte noch den Aer ger des Professors, der sich nicht lange, mit der Vorrede aufhielt, sondern so fort auf das Ziel losging. „Ist es wahr, was die Gräfin mir soeben mittheilt, daß das Bild, wel che» Du gemalt hast, ein Heiligenbild ist?" „Ja wohl, Papa", bestätigte der junge Künstler harmlos. „Und es ist auch wahr, daß Michael Dir dazu Modell gestanden hat?" „Ja wohl, Papa!" „Also doch Habt Ihr denn alle Beide den Verstand verloren? Michael als Heiliger! Das wird eine schöne Karikatur geworden sein." „Int Gegentheil, er nimmt sich höchst imponirend aus als zürnender Erzengel. Das Bild stellt nämlich Sankt Michael dar „Meinetwegen den Satan!" unter brach ihn Wehlau ingrimmig. „Der ist auch dabei, sogar in Le bensgroße. Aber was geht denn Dich eigentlich der Gegenstand meines Bil des an?" „Was es mich angeht fuhr der Professor auf. der Mühe hatte, den gedämpften Ton beizubehalten, den die Rücksicht auf die Gesellschaft er forderte. „Du kennst doch meine Stellung der kirchlichen Partei gegen über. Du weißt, daß ich deswegen von den Priestern in Acht und Bann gethan bin, und jetzt malst Du Heili genbilder für ihre Kirchen? Das leide ich nicht das dulde ich nicht, ich ver biete es Dir!" „Das kannst Du nicht, Papa", sagte Hans kaltblütig. „Das Bild ist Eigenthum der Gräfin und über dies schon in Sankt Michael angekün digt." „Wo es natürlich mit allem nur Möglichen Pomp installirt wird." „Ja wohl, Papa, am Sankt Michaelsfeste." „Hans, Du bringst mich um mit Deinem: „Ja wohl, Papa!" Am Michaelsfeste also, wo das ganze Ge birgsvolk zusammenströmt das wird ja immer schöner! Die klerika len Zeitungen werden sich natürlich der Sache bemächtigen sie werden spaltenlange Berichte bringen übet die Prozession, die Messe, dieAndäch tigett, und mitten oariit fortwährend den Namen Hans Wehlau, meinen Namen." „Bitte, das ist mein Name", ent gegnete der junge Künstler mit Nach druck. „Ich wollte, ich hätte Dich Pan kratius oder Blasius taufen lassen, damit die Welt doch einen Unterschied machte!" rief der Professor verzweif lungsvoll. „Pqpa, warum bist Du eigentlich so wüthend fragte Hans mit See lenruhe. ,Jm Grunde müßtest Du mir doch dankbar sein, wenn ich mich der schönen Ausgabe widme, Dich mit Deinen Gegnern zu versöhnen, und überdies ist das Bild gar kein Heili genbild im gewöhnlichen Sinne. Es ist der Kamps des Lichtes mit der Finsterniß. Ich habe mir unter dem Erzengel natürlich die Aufklärung, die Wissenschaft gedacht, und unter dem Satan bett Aberglauben. Dos ist ganz Dein Fall, Papa, das ist eigentlich nur die Verherrlichung Deiner Lehre. Ich könnte das Bild in der Universität, in Deinem Audi torium aufhängen denn es /ist so recht ans der Seele gemalt. Ich hoffe. Du bist mit dankbar dafür und „Junge, hör' auf. Du bringst mich noch iit's Grab stöhnte der Profes sor, dem ganz schwül wurde bei dieser wunderbaren Beweisführung. „Bewahre! Wir werden noch höchst vergnügt mit einander leben. Aber jetzt entschuldige mich, ich muß wieder in den Saal." Und damit kehrte der junge Mann ganz unbekümmert wieder in die Ge sellschaft zurück und schickte sich an, Michael aufzusuchen. In einem kleinen Kabinet, das un» mittelbar an den Saal grenzte, aber augenblicklich völlig leer war, saß Fräulein von Eberstein ganz einsam und verlassen. Als der Vorhang ge fallen war und die Gesellschaft wieder durch einander wogte, wurde die Gräfin Steinrück von allen Seiten in Anspruch genommen. Jeder hatte ihr ein Compliment oder eine Schmeichelei über ihre schöne^Tochter v®ri't«1 -üfc'vJi* sagen, und dabei wurde (»euinde von ihrer Beschützerin getrennt. Zag haft und völlig fremd in diesem Kreise, hatte sie sich in das Neben zimmer geflüchtet und wartete nun hier geduldig, bis man sich ihrer er innerte. Das junge Mädchen befand sich erst seit acht Togen in der Stadt. Der Freiherr hatte endlich dem Wunsche der Gräfin und ihrer wiederholten Vorstellung nachgegeben, daß man Gerlinde doch einmal in die Welt ein führen, ihr doch wenigstens die Mög lichkeit geben müsse, eine standes mäßige Partie zu machen. Die letz tere Rücksicht trug endlich den Sieg davon über die Hartnäckigkeit des Vaters, dem sein leidender Zustand doch öfter den Gedanken an den Tod nahe legte. Er wußte sehr gut, daß in diesem Falle Berkheim die einzige Zuflucht seines verlassenen Kindes war, und so gütig und liebevoll die Gräfin es auch ausgesprochen hatte, daß sie nach der Vermählung ihrer Tochter Gerlinde als einen Ersatz da für betrachten würde, so sträubte sich doch der Stolz des alten Eberstein gegen diese, wenn auch in zartester Form angebotene Gnade. Aus diesem Grunde wäre ihm eine standesmäßige Partie für seine Toch ter sehr erwünscht gewesen. Der Begriff „standesgemäß" lag für ihn natürlich einzig in einer möglichst langen und möglichst glänzenden Ahnentafel des künftigen Schwieger sohnes, und die streng aristokratischen Grundsätze der Steinrück'schen Fami lie beruhigten ihn in dieser Hinsicht vollkommen. Er ließ Gerlinde daher noch einmal den ganzen Stammbaum und die gejammte Hauschronik aus sagen, ermahnte sie, nie zu vergessen, daß sie aus dem zehnten Jahrhundert stamme, und ließ sie mit der Kam merfrau, welche die Gräfin gesandt hatte, nach der Hauptstadt abreisen, wo sie noch einige Wochen mit der gräflichen Familie verweilen und dann dieselbe nach Berkheim begleiten sollte. Das kleine Burgfräulein hatte na türlich keine Ahnung von diesen Zu kunstsplänen und war nur halb widerstrebend dem Rufe gefolgt. Das glänzende Wogen und Treiben der Gesellschaft, in welches sie schon damals bei dem kurzen Besuche in Steinrück einen Blick gethan hatte, und dos ihr hier nun vollends auf ging, beängstigte sie mehr, als es sie erfreute. So saß sie denn auch jetzt scheu und ängstlich, wie ein verscheuch tes Vögelchen, auf dem Eckdivan und war froh, einige Minuten allein zu fein. Da wurde die Portiere, die den Eingang halb verhüllte, rasch zurück geschoben, ein junger Mqntt, der Jemand zu suchen schien, warf einen flüchtigen Blick in das Kabine t, blieb aber plötzlich wie angewurzelt stehen. „Fräulein von Eberstein!" Gerüiide schrak zusammen beim Klange dieser Stimme jetzt erkannte auch sie den Eintretenden. „Herr von Wehlau Wehlenberg Hans war bereits an ihrer Seite. Er hatte keine Ahnung von ihrem Hiersein, von ihrer Anwesenheit in der Stadt überhaupt seine Regie Pflichten hielten ihn auf der Bühne fest, und als er dm Saal betrat, hatte Gerlinde ihn bereits verlassen. Das Wiedersehen war eine Ueber« raschung für beide Theile, aber keine unangenehme das verriethen die leuchtenden Augen des jungen Man nes und das rosig erglühende Gesicht des kleinen Burgfräuleins. (Fortsetzung folgt.) Im u s e u V ö k e k u n e Professor zu einer Dame: „Sehen Sie, meine Gnädige hier sind sehr schöne Gräberfunde aus Egypten: Spindeln, Armspangen, Töpfe Dame: „Ah, ich weiß, ich weiß, die bekannten Fleischtopfe Egyptens." O n e Z w e i e Dichterling: „Da seh ich doch recht deutlich, daß ich ein Genie bin, da giebt gerade einer unserer berühmte sten Schriftsteller ein Drama heraus unter demselben Titel, unter welchem ich eines schreiben wollte." E i n w e e a ng. Sie: „Du nimmst ja heut' Abschied von mir, als gingst D' zum Tod!" Er: „Kann scho' fei. Alte heut' giebt's Freibier!" u e a Schauspieler: „Wie bekomme ich zu meinem Benefiz wohl am testen tin volles Haus?" Freund: „Sehr einfach: lad' doch Deine Gläubiger ein!" 6 n tz Ii ch« »Senfen Sie sich, als ich gestern das neue Schauspiel gesehen, hatte jich in der Nacht darauf einen schreck lichen Traum!" „So! WaS hat Ihne» denn ge träumt?" „Mir träumte, ich müßte das Stück noch einmal sehe»!" W e i e W e Herr (dem bei Bafel eine Wurst in den Rhein gefallen): »Ha, wird der Seehund sich freue», der die auf schnappt!" E i n e v o e Vorsitzender: „Angeklagter, Sie verheirathet?" Angeklagter: „J' hätt' liÄl sind schon y'möcht, aber vor lauter Einsperrn Sin i' net dazu 'komma!" K a s e n o e Wachtmeister: „Rekrut MiUer, 1»ef Ien Sie sich nicht so nahe zum Kopf Ihres Pferdes, sonst srißi es Ihnen das Stroh bei den Ohren heraus! vta V- it .-Mit Im Httddel d«. Sittddel. Don dem Hamburger Huddtl t* Nuddel-Theater, das in den sechzig?, Jahren blühte, erzählt ein alter Ham burger allerlei Lustiges: ,2tl§ tmt auf dem Spielbudenplatz in St. Pauli angekommen waren, fiel uns sogleich der im Schweizerkostüm herausstaffirte ausrufende „Direktor" in die Augen, der auf den Stufen vor der Hausthür stehend das um ihn versammelte Pu blikum folgendermaßen herbeilockte: „Immer 'rein, immer 'rein, meine allerwerth'sten Herrschaften! Heute geben wir „Wilhelm Tell", der Apfel schießer vom Vogtland, großes Trauer-' Schauspiel in fünf Akten von dem be-' rühmten Dichter Heinrich von Schiller! Kommen Sie 'rein, meine Herr schaften, Sie sollen sich wundern! Was Sie bis jetzt im Theater gesehen haben, ist Schund gegen die heutige Komödie: Wilhelm Tell, der Apfelschießer vom' Vogtland. Gleich geht's Uè, meine allerwerth'sten Herrschaften! Erster Platz zwei Schillinge, zweiter Platz' bloß einen lumpigen Schilling!" Und als zufällig der Ausreißer unter dem Haufen des vor ihm stehenden Publi kums eines guten Bekannten ansichtig wurde, fügte er noch zum Schlüsse, die sen freundschaftlich anbrüllend, hinzu: „Komm 'ritt, Du Oas, een Schilling tS jo keen Pund Silber!"^ Wir traten in's Innere des fchtoarzgeräuchedeit' Zuschauerraums, den zwei qualmende Oellampen dürftig so weit beleuchteten, um die hölzernen Bänke erkennen zti lassen, die für die „Vornehmen", die den erstenPlatz bezahlt hatten, bestimmt waren. Resignirt hörten wir zuerst ei nem schwindsüchtigen Spinett zu, daS von einem langhaarigen Musikbunt in ker bearbeitet wurde dann ging des Vorhang auf. Drei wüthend herum# agtren.be Gestalten in verblichenen, viel fach gepufften Schweizerkostümen är gerten sich ganz gewaltig in haarsttäu Bender Prosa, daß einem gewisses Milchthal vom Vogt die Augen ausge stachen waren, und verabredeten sich, im Rütli wieder sich versammeln zu wollen und dem schändlichen Landvogt das Handwerk zu legen. Nach etwa fünf Minuten war der erste Akt aus, die Matrofen, die auf dem zweiten Platz zumeist vertreten waren, johlte» wie besessen, die drei Schweizer muß ten nochmals vor dem Vorhange er scheinen und wurden von einigen Ma trosen, die sich bis zur Bühne herange drängt hatten, mit Schnaps rezalirt. Dann zogen sich die Künstler zueück und nach 10 Minuten begann der zweite Akt. Die leere Bühne, die im Hintergründe durch einen völlig abge schundenen, ganz unkenntlichen Hinter grund abgeschlossen wurde, bildete daS Rütli. Drei Statisten in Bauern rocken, ein Vierter mit einer alten Hu sarenjacke herausgeputzt, standen dicht an der ehemaligen Walddekoration und unterhielten sich Bisweileft so laut, daß die alsbald auftretenden drei Gestalten des ersten Aktes ganz energisch Ruhe gebieten mußten. Ohne Zusammen hang ärgerte mart sich wieder über den niederträchtigen Landvogt, bis Stauf» fachet in einer feiner Stegreifreden der artig stecken blieb, daß man auö de? unter den Statisten weitergeführten Konversation die Worte des in der Hu sarenjacke Steckenden ganz dextlich zti hören bekam: „Ne, bi Allers is der Köhm (Kümmel) veel Beter!" Da5 schien den Stauffacher denn doch ztt verdrießen. Ganz erbost wandte er sich gegen den Statisten und rief ihm dro hend zu: „Wenn Du tut nich bat Muul hallst, daitft krigst'n Bax, das Du ut de Döör fügst!" „Smiet em rut! smiet em rut!" Brüllte ein Ma» trose vom zweiten Platze «lynungen. Die berühmte französische Tragöditi Rachel schrieb ohne krank zu sein, ei nes Tages einem Verehrer, der sie um ein Blättchen für feine Authographen» Sammlung Bat, das Folgende: „Ja acht Tagen werden die Würmer uni die Biographen an mir zehren." Als der Empfänger feine Verwunderung über diese sonderbare Laune aus drückte, antwortete sie: „Wenn ich so etwas schreiben soll, versenke ich mich immer so lange in mich selbst, bis plötzlich etwas vor mir auftaucht, ilberk das ich mich falber wundere. Es war noch immer, -eine Wahrheit, lieber Freund, und so wird es wohl auch diesmal eine sein." Genau acht Tage später war die Rachel todt. In dem Kriege von 1813 sagte der Marschall Bezieres eines Morgens zu. seinem Ad jutanten Bande: „SonderBar. Ich bin mit dem Gedanken erwacht, daß mich heute eine Kanonenkugel in Stück« reißen wirix* Baude theilte das ein« Weile später dem Kaiser mit, der sich über das sonderbare Aussehen des! Marschalls wunderte,, und Napoleon war es, der das seltsame Ereigniß dann wiederholt erzählte. Die Ahnung Bezieres ging nämlich an demselben Tage genau in Erfüllung- eine Ku gel riß ihn in Stücke. 2)er General Lasale schrieb am Morgen vor der Schlacht bei Wagram an den Kaiser, es ^abe ihm geträumt, daß er an die sem Tage fallen werde, und er bitte, seine Frau und seine Kinder nicht zu vergessen. Auch in diesem Falle W* füllte sich die Ahnung. I u a y W a u Mkttn Sie die Car nicht an, da 6te mich doch mit der Hand winken sa hen?" Condukteur: „Ich dachte. Sie würfen mir nur ein Kußhändchen zu." E i n S w e e n ö e a me: Nun, Herr Doctor, können (Sie errathen, wie alt ich bin. Herr: Nein tfor Sie sehen weit aus. ß. $ i i' 4% TU I 1-1 ,5? .'itf-ßé