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MerwRrdige Rctwnz. *|e, sehn Sie mal, lieber Httr Dok r! meinte kürzlich mein âr braver Meibschuster Pechhose, da reden di« iLeute nun immer von dem ewigen Dal les und wie der die Menschen schließlich ivollständig herunterbringen und in Verzweiflung stürzen kann und baS Mag jawohl denn auch theilweise wahr Lein. Mir selbst hat aber der Dalles ^thatsächlich mal das Leben gerettet und larum bin ich ihm ewig dankbar und 'lasse nichts mehr auf ihn kommen, so sehr ich auch, wie Sie wissen, pcrma* «ent darunter zu leiden habe. Ich hatte nämlich es sind nun tttoa drei Jahre her mal gar kein Weld mehr, absolut fem Geld. 93er« satzgegenstände besaß ich auch nicht die !keringsten und Arbeit hatte ich gar •feine da sagte ich mir sehr einfach: '«Was willst Du noch hier auf der Welt, .Pechhose? Mach', daß Du in ein bes seres Jenseits hinüberkommst! Gele (ten ist so wie so nicht viel an Dir, Frau «nd Kind hast Du nicht, Schuster gibt «s außerdem mehr wie genug, also Gesagt, gethan! Ich gehe also, da tS hier in unserer Gegend kein genü= «end tiefes Wasser gibt und ich keine Mittel hatte, um mir einen Strick, ge schweige denn einen Revolver zu kaufen, Linaus vor die Stadt, dort wo der Ei senbahndamm entlang geht, und denke so bei mir: Wirst Dich einfach auf die Schienen legen, da wird Dir die Sache billig und dauerhaft besorgt! Schön! Gleich hinter dem ersten "Bahnwärterhäuschen, aber doch weit iflenug, daß ich von dort aus nicht gese hen werden kann, klettere ich also auf Iben Bahndamm hinauf, und da ich iwußte. daß der Schnellzug (denn einen solchen hatte ich mir für meinen Zweck Ausgesucht, da ich den Bummelzügen 'Nicht recht traue) erst in ungefähr einer halbenStunde kommen würde, so fange ich sachte an, Toilette zu machen, indem ich mir fein säuberlich meine Stiesel, ?bie noch ziemlich neu waren, ausziehe und mir auch den Gummikragen ab knüpfe, denn dieser hätte ja beim Ueber fahren über den Hals nur hinderlich fein können. Kaum bin ich aber mit dieser Be schäftigung fertig, da kommt plötzlich um die Biegung des Bahndammes ein Kerl mit einer rothen Laterne angeflitzt es war natürlicherweise pechschwarze Nacht), stürzt, als er mich erblickt, wü thend auf mich zu und schreit mich an, was ich hier auf den Schienen zu thun Hätte. „Ach, lieber Herr Bahnwächter." sage ich (denn ein solcher war es) „neh men Sie^s doch nur nicht weiter übel, ich wollte mich hier not ein kleines Bis qchen umbringen!" „„Was?"" brüllt der grobe Mensch Mich sofort an, «„hier auf meiner ^Strecke und noch dazu mitten in der 'Stacht? Wissen Sie denn nicht, daß das absolut nicht gestattet ist?"" „Ach ja," sage ich, „fräs weiß ich ja iootil aber am hellen Tage war mir die Sache doch gar zu genirlich und es .fleht mir doch so sehr schlecht. Lassen Sie mich doch nur ruhig gewähren!" Aber mit dem gestrengen Beamten schien partout nichts anzufangen zu sein. „„Unsinn!"" schrie er mich an, „„da Wnnte ja Jeder kommen! So'ne Ge schichten wollen wir hier nur garnicht erst anfangen!"* Und dann, nachdem er sich einen Augenblick besonnen hatte, meinte er in einem etwas herzlicheren Tone: „„Geht es Ihnen denn wirklich so schlecht?"" „Ganz über alle menschlichen Be (trifft!* erwiderte ich in der stillen Hoffnung, daß er vielleicht doch noch ein Einsehen mrt mir haben würde. „Jörn! und Geld haben Sie absolut nicht mehr? Nicht wenigstens noch 2 3 Mark?"" „Nein, nicht einen einzigen halben Nickel!" Da wurde er auf einmal wieder pu derroth vor Entrüstung und schnauzte mich folgendermaßen an: „„So? Und wer soll denrt die Ge schichte hier nachher wieder rein ma chen?! Glauben Sie etwa, Unsereins hätte weiter nichts zu thun, als andern Leuten nachzukramen?! Und noch da zu ohne irgend ein Trinkgeld zu krie gen?! Sofort scheeren Sie sich nach Hause, Sie Schnorrer! Bersteh'n S» mich?"" Sehn Sie wohl, lieber Herr Doktor, und so wurde denn nichts aus der Sache. Wie aber das Schicksal manch mal spielt. Als ich nämlich nach Hause tarn, da fand ich schon ein Paar 5tie sei zum Porschuhen vor und hatte also sogleich wieder Arbeit. „Nun, das war ja Hübsch, lieber Meister!" entgegnete ich erfreut „nicht »vahr, und da besamen Sie sofort neuen Lebensmuth?" „Ja, allerdings Herr Doktor! Leider toaren das aber Ihre eigenen Stiefel, tne Sie mir bis heute noch nicht bezahlt haben! Vielleicht begleichen Sie jetzt, nachdem ich Ihnen meine Geschichte er zählt habe, die kleine Rechnung?!" vi*r I Buchlad n. Dienst «manchen: „leinen Liebesbriefsteller möcht' ich." Commis: „Zu zwei Mark?" Dienstmädchen: „Nein, Williger lange wird's mft dem doch «icht dauern!" vnterofficier zu Tümpelmeyer, der „Rumpf vorwärts-rückwärts beugen" wenig Biegsamkeit zeigte „Kreuzschock men Element, Du plumpes rn, gegen Dich ist ja die Sieges kè der râ^ummischlauch!" W n s e E s e V a ich mir was wünschen ein Commercienrath Mgabund: „Und ich lagabynb: „Uni Stündchen im Atelißr. Hvmoreèle von Max SRit. »'rauS, 'raus! ES ist W höchste Zeit! Heute wird die große Luft ge strichen!" Mit diesen Worten sprang der junge Maler Krapplack aus dem Bette. Während er sich hastig und ziemlich sorglos ankleidete, genoß er das Früh stück, welches die Wirtlj'n bereits hin gestellt hatte. Kaum eine Viertelstunde und er war auf der Straße und steu erte der Akademie zu. Der Ueberzie her, den er nur lose über die Schultern gehängt hatte, flog nur so hinter ihm her. Die große Luft, welche heute seine Segel so besonders schwellen machte, ist nicht nur räumlich die Hauptsache dieses für die internationale Münche ner Ausstellung bestimmten Bildes, sie soll auch dessen Hauptwirkung ab geben. Noch nie hatte er sich an eine Leinwand von solchem Umfang ge wagt. Einen Blick der Befriedigung warf er, als er nun vor seinem Werke stand, auf die Untermalung. Dann schleu derte er Hut und Stock auf einen Stuhl und stürzte sich, wie einer, der Großes im Sinne hat, aus sein Ar beitszeug. Ilm gar nicht aufgehalten zu fein, hatte er sich gestern schon alles sorgfältig vorbereitet. Eine Palette, würdig der Faust eines Kyklopen, und Pinsel, groß genug, um allenfalls ein Haus damit zu tünchen. Kaum konnte er es abwarten, bis die Palette mit all' den schönen Farben besetzt war, die so saftig aus den Tuben her vorquollen und die man ja nur an die richtige Stelle zu bringen braucht, um das schönste Bild zu schaffen. „Nun kann's losgehen," rief er sich zu. „Aller Anfang ist.lustig! Heiliger Asphalt! Steh' mir bei, daß ich die Lust so herauskriege, wie sie mir vor schwebt: ein heiterer Himmel mit leich ten Wolken. Nur heute keine Stö rung!" Und flugs war er an der Thür und schloß sich ein. Wer eine Ahnung davon hat, was es heißt, so eine große Lust zu malen/ wird es begreiflich finden, daß Krapp lack in einiger Aufregung war. Da gilt es schaffen und „wurzeln"! Denn in einem Ruck muß sie 'runter gestri chen werden Naß in Naß*— wenn's was Rechtes werden soll. Da kartn je der dumme Zufall, jede kleine Unter brechung der ganzen Sache verderblich werden. Wie oft war ihm dergleichen schon begegnet! Kaum hatte er die Palette ergriffen, da fiel ihm ein, er sollte ja heute Be scheid darüber erhalten, ob ein kleine res, im Kunstverein der Stadt Berlin ausgestelltes Bild zur Verloosung an gekauft fei. Bescheid und Geld Geld! Ach, er hatte es ja so nöthig! Morgen, bedachte er, ist der Erste und so mancherlei zu bezahlen! Und noch eins fiel ihm ein: könnte nicht der Commercienrath Müller heute kom men? Und Klara? Augenblicklich wieder aufgemacht! Ach, wollten sich doch die Hoffnun gen verwirklichen, die er aus sein Bild in der Berliner Ausstellung ge setzt hat. Dann träte er stolz vor den Commercienrath und bäte um die Hand seiner Tochter. Aber leider, lei der! So weit war er noch lange nicht. Also, frisch an's Werk! Und mit einer wahren Wuth griff et wieder zu Pin sel und Palette. Große Massen Farbe brachte er auf die Leinwand. Hin und wieder benutzte er statt des Pinsels die Spachtel, wie ein Maurer, der mit der Kelle den Kalkverputz an die Wand wirft und glatt streicht. Bei dieser Manipulation fiel ihm ein größte Klecks Farbe zu Boden. „Hahaha," lachte er, „Lessing, gro ßer Mann! Wie recht hattest du: „Auf dem langen Wege aus dem Auge, durch den Arm, in den Pinsel, wieviel geht da verloren!" Aber der moderne Künstler ist ökonomisch!" Und indem er die Farbe vom Boden mit der Spachtel wieder ausnahm, strich er sie gegen seine Bildfläche. Die Zufälligkeiten, die aus den Formen des Fleckes entstanden, benutzte er geschickt und machte eine Wolke daraus. So arbeitete er eine Weile rüstig und fröhlich fort und vertiefte sich berge statt in sein Schaffen, daß er ein wie derholtes Klopsen der Thür gar nicht bernahm. Auch das Eintreten eines alten Wei bes vermochte ihn nicht hinter seinem Bilde hervorzulocken. „Brauchen Sie kein Modell?" fragte sie. „Nein!" „Der Akademiediener Herr Schlau bitz schickt mich." „Sehen Sie nicht, daß ich Land schaften male?" „Ach, malen Sie mich doch hinein, ich habe nichts zu thun/ „Ich sage Ihnen ja, Landschafter brauchen kein Modell!" .Aber „Aber mm machen Sie, daß Sie hinauskommen?" unterbrach er sie er zürnt und brachte sie, trotz ihresWider strebens und Raisonmrens, vor die Thür. „Na, der Tag fängt gut an. Ein altes Weib am frühen Morgm schlechte Vorbedeutung!" Und als sollte sich dieser Abel gTcra ben bewahrheiten, klopfte es nach we nigen Minuten wieder, und, ohne erst das „Herein" abzuwarten, trat der Akademiediener Schlauditz in das Ate lier. „Guten Kotten, Herr Krapplack! Ich habe hier ein paar Quittungen." „So? Habt heute keinen Augenblick Zeit!" „Da ist zuerst mal me für Atelier miethe." „Sehr angenehm!" kam hinter dem Bilde hervor. i »Dann hier eine für Heizung," fuhr der Diener unbekümmert fort. »Genug, genug!" »Und hier: Beitrag für den ftfiltfb lerverem und für die Genossenschaft." „Mein werther Herr Schlauditz, verschonen Sie mich nur heute. Sie können doch nicht verlangen, baß ich meinen eisernenGeldschrank immer mit mir herumschleppe! Kommen Sie die ser Tage wieder." „Schön, Herr Krapplack!" Aber an statt sich zu trollen, trat er mit der Miene eines Kenners dicht hinter den Maler. „Eine historische Landschaft, sehr schön! Das wird Effekt machen auf der Ausstellung. Wenn ich Maler wäre, möchte ich nicht daneben hängen, das schlägt alles! Und wie flink c5 bei Ihnen geht! Dazu gehört aber auch eine leichte Hand. Ich könnte das nicht und wenn mir gleich einer hun dert Mark auf den Tisch legte." Krapplack, den dies Gewäsch hinter sich unerträglich dünkte, trat jetzt plötz lich zurück, wie um fein Werk zu über schauen in Wahrheit aber, um den Schwätzer empfindlich auf die Füße zu treten. Dtese oft geübte Kriegslist .gegen lästige Kunstfreunde hals auch diesmal. Herr Schlauditz entfernte sich humpelnd, mehr noch in seinen Hühneraugen als in seinem Kunstin teresse verletzt. „Schon wieder eine Viertelstunde verloren! Wie bald," seufzte er mit tragikomischem Pathos, „wie bald ist nichts gethan! Das soll nun einen hei teren Himmel geben, wenn tVs Baro meter der Rechnungen auf Sturm und Gewitter steht heiliger Asphalt! da klopft es ja schon wieder! Hoffentlich der Bote vom Kunstverein. Der käme wie gerufen." Doch seine frohe Hoffnung verwan delte sich schnell in Enttäuschung, alz er seinen Ateliernachbar eintreten sah. Der, Genremaler von Flunkerstein, ein echtes Kind der Neichshauptstadt, galt allgemein für ein „talentvolles Huhn". Diesen Ruf wußte er sich sehr geschickt dadurch zu erhalten, daß er niemals etwas fertig machte und nie mals etwas ausstellte. So bekam man nie etwas Schlechtes von ihm zu sehen. In seinem Atelier konnte man einige geniale Entwürfe bewundern, die er vor Jahren gemalt hatte. Jetzt arbeitete er nur, wenn „sein Genius ihm winkte", und dies geschah nicht allzu oft. Er war stets auf dem Sprunge der Neuigfeitsfrämer der Akademie. Wenn er selbst keinen Schaffensdrang fühlte, so verdroß es ihn, andere flott bei der Arbeit zu sehen, und es gelang ihm leider fast immer, auch ihnen die Lust zu räubert. „Morjen, lieber Krapplack!" grüßte er gemüthlich in der weichen Mundart feiner Vaterstadt, „na, wie jeht's dir denn?" „Guten Morgen!" erwiderte dieser so freundlich, als er fertig bringen konnte, den Gruß. „Sieht man dich auch mal wieder hier?" „Und denke dir mein Pech! Habe mir heute Modell bestellt für meine Waldnymphe will feste malen, und da muß ja ausgerechnet jrade heute Scheuerfeft bei mir sein. Mein Atelier schwimmt man so. Kannst Wasserstudien da machen. Na, denke ich, da willst du mal Atelierbesuche machen. So bringst du deine Zeit 'rum bis Mittag. Find'st du das nicht sehr praktisch?" Die Interpunktion dieser Rede bil beten Rauchwolken, die er aus einer türkischen Tabakspfeife stieß, das ganze Atelier war im Nu davon er füllt. „Sag' mal, Flunkerstein, du willst mir wohl Naturtoolken für meine Luft vormachen? Aber ich kann nur ganz leichte gebrauchen. Bitte, nimm lie ber eine von meinen Cigarren, mit de nen bringst du das schon besser zu Stande." „Warum nicht? Wenn ich dir damit einen Jefallen thun kann von Her zen jerne!" Und, die erbeutete Cigarre im Munde, warf er sich ohne Umstände auf das Sofa. Krapplack hätte ihn am liebsten auf eine Studienreise in das Pfefferland geschickt, aber als wohlerzogener jun ger Mann durfte er ihm feinen Un muth nicht merken lassen und bat nur höflich um die Erlaubniß, weiter ar beiten zu dürfen. „Um Himmelswillen, laß dich nur nicht stören! Leiste dir ja jerne Jefell schaft denVormittag über aber man muß nie einen Collejen aufhalten thue das nie!" „Na, wenn du erlaubst -Hf „Was ich sagen wollte hast du nicht ein Streichholz?" „Gewiß, gewiß!" Krapplack kochte innerlich vor Wuth. Doch half es nichts, er mußte hinter das Bild laufen, wo die Schweden schachtel auf einem Tische lag. Dort machte er, den Blicken seines Quälgei stes entzogen, seinem Herzen in schreck lichen Grimassen Lust, um im nächsten Augenblick wieder mit Europens über tünchte? Höflichkeit seinem Gape Feuer zu reichen. „Was ich söfwt wollte^-, könnte heute nischt machen fühle es—mein Jenws winkt mir nich. Bin auch zu früh ausgestanden mein Alter wollte mich schon um acht aus denPo sen holen. Na, hny Ab' jch afcr ge dient!" v „Wiefor „Ich sagte zu tfm, Vater, sags ich, das wahre Wesen der Kunst ist Ruhe!" „Aha!" drehte sich Krapplack leicht gegen den auf dem Sofa behaglich sich Streckenden, „und nun pflegst du das wahre Wesen der Kunst hier weiter?" „Jetoiß! Das viele Pinseln und Sichplackeu ist es nicht, was öenKünst« ler' macht, sondern die Empfindung durch die Phantasie. Wenn ich so da liege, so schweben mir die großartigsten Compositionen, die schönsten Bilder vor. Dann fühle ich es, daß ich ein jroßer Maler bin, euch ohne meine Jedanken auf Leinwand in Oel umzu setzen. In demselben Sinne äußert sich Lessing in Emilia Galotti. Da läßt er den Maler Conti behaupten, daß Rafael auch ohne Arme der jrößte Maler jewesen wäre. Oder meinen Sie nicht, mein Prinz?" wandte er sich, einen beliebten Mimen des Schau spielhauses nachahmend, seinem Kolle gen zu. „Hahahttf. Schade, daß du nicht ohne Arme' geboren wurdest. Nim sollst du es erst beweisen, daß du ein großer Maler bist, und das ist etwas umständlich." Krapplack war in Verzweiflung. Da fiel ihm etwas ein, wodurch er den Schwätzer unschädlich machen, viel leicht gar loswerden könnte. Er er griff einen Haufen Studien und legte sie ihm auf's Sofa. „Du hast, glaube ich, meine letzten Reisestudien noch nicht gesehen?" Der andere gönnte ihnen nur einen Streifblick und ließ sie, eine nach der anderen, auf den Boden gleiten. „Baumstudien Architektur Tirol. Recht fleißig. Was ich sagen wollte in der blauen Jrotte wird heute um elf das neue Lagerbier anjestochen!" „Bedaure! Du siehst ja, ich kann un möglich fort!" ,"Schade!" sagte der Verführer doch so leicht ließ er sich nicht abschre (sen, sofort erhob er sich, um seinen Zweck weiter zu verfolgen. „Was ich sagen wollte wie hast du denn die sen Ton da gemischt?" Dabei zeigte er auf eine kleine Stelle des Vorder grundes in Krapplacks Bilde. Dieser, erfreut über einen so seltenen Beweis von Theilnahme und Anerken nung seines Collegen, gab sich alle Mühe, auf der Palette das Farbenge misch wieder herauszukriegen. "So et was gelingt einem nicht so leicht wie der, aber ich denke, so stimmt der Ton." „Na, mir jefällt er jar nich!" „Nimm mir nicht übel, warum sagst du denn das nicht vorher? Dann hätte ich mich doch nicht so abzuquälen brau chen," rief Krapplack verstimmt. Das saß! Nun noch einen Angriff auf die Arbeitswut!? seines Collegen, und er war geliefert. Eben zog sich Flunkerstein auf sein Sopha zurück, um eine neue Finte auszuhecken, da .ließ sich schon wieder ein Klopsen hö ren. Er übernahm es „Herein!" zu ru fen. Ein junges Mädchen in etwas auf fallender Klewung trat in die Thür. „Guten Morgen, Herr Krapplackl Ha ben Sie den Herrn von Flunkerstein nicht gesehen?" Der Gesuchte war zwar auf seinem Sopha durch das große Bild, das eine förmliche Wand in tor Mitte des Rau mes bildete, den Blicken des Mädchens entzogen, dennoch drückte er sich noch mehr in die Ecke. „Ich wollte, Sie ließen mich unge schoren," rief Krapplack erbost über die neue Störung. „Er hat mich herbestellt um acht Uhr zum Sitzen. Jetzt warte ich nun schon eine ganze Stunde auf dem zu gigen Gang. Erlauben Sie mir, daß ich mich bei Ihnen ein wenig auswär me", ba? das Fräulein und wollte zum Sopha hinüber. „Nichts da! Setzen Sie sich meinet gen auf den Stuhl." „Es ist aber auch rein gar nichts mehr mit ihm los," sagte das Modell pikirt. „Neulich auf dem Maskenball, da hätten Sie ihn nur sehen sollen, er war zu drollig! Als Hans-Narr oder Clown zum Todtlachen! Er hätte gleich können in den Cirkus gehen. Ich meine, da thäte er überhaupt hinpassen, und das versteht et besser als die ganze Bildermalerei, womit er doch nie etwas zu Wege bringt." Das war dem eitlen Künstler denn doch zu viel. Ein Satz von seinem La ger, und er stand vor ihr. „Dummes Frauenzimmer! Was versteht denn der Bauer vom Jurkensalat!" „Jesses! Der Herr von Flunken stein!" In diesem Augenblick ließen sich vön der Thür Stimmen vernehmen. „Heiliger Asphalt! Das ist der Kommerzienrath undKlara! Was wer den sie sagen, wenn sie ein Mädel bei mir finden." „Mach' man auf, es kldpft schon! Ich werde sie derweile schon irjendwo der stecken." Nichtig trat der Kommerzienrath Müller mit seiner Tochter Klara ein. Krapplack suchte seiner Verlegenheit möglichst Herr zu werden und seine Gäste mit der Begrüßung diesseits des Bildes auszuhalten. Dadurch ge wann sein College Zeit, das Modell drüben unsichtbar zu machen. Das Mädchen mußte sich aus das Sopha se tzen und wurde mit einem großen Stück Stoff, wie solche vielfach in Malerateliers herumhängen, völlig zu gedeckt. Nachdem Flunkerstein ihr noch leise anempfohlen hatte, ganz un beweglich zu bleiben, möge kommen, was da wolle, trat er auf die andere Seite und hatte die Ehre, den Herr fchasten als ein Freund des Herrn Krapplack vorgestellt zu werden. „Flunkerstein? Kommt mir be kannt vor," bemerkte der Kommerzien rath gnädig, wandte sich aber dann zu dem Landschafter, um als Kunstfreund zu glänzen, denn er beabsichtigte den Ankauf eines Bildes. Der Genremaler machte sich alsbald in seiner übermüthigen Weise an die junge Dame. „Janz iewiß." sagte er mit einer drolligen Verbeugung, „darf ich in Ihnen eine Mitschuldige bejrü ßen?" Klara sah ihn erstaunt an* „Ich meine natürlich, auch rin?" Male „Ein wenig. Ach, Herr Krapp lack gibt sich alle Mühe mit mir, aber ich bringe ja doch nichts frrtig!" „Js (Ach jar nich nöthig! Mit dem Fertigmachen verderben Sie sich man blvß die Bilder." Flunkerstein entwickelte nun des wei teren feine Ansichten über Malere:. Er war ganz in feinem Fahrwasser, sehr zum Verdruß seines Collegn, den der Kommerzienrath drüben bei den Bil dern festhielt. „Mein\ werther Herr Krapplack," sagte dieser, „die letzte Kritik Ihrer Bilder war nicht ungünstig. Ich wäre nicht abgeneigt, eins davon zu erwer ben, falls nämlich das Maß paßt. Se hen Sie, ich bin ein wohlhabender, aber ich bin auch ein praktischer Mann. Ich habe da noch einen alten Goldrahmen zu Hause, den ich verwenden möchte. Da ist das Maß. Haben Sie etwas von der Größe?" Der Landschafter mußte nun alles, was er hatte, ausmessen. Gar zu gern wäre er jenseits bei der Geliebten ge Wesen. Und wo mochte das Modell geblieben sein? Er war in der pein lichsten Sorge, jeder Augenblick konnte eine Estdeckung herbeiführen. Flun kerstein hingegen war ganz unbeküm mert und beantwortete Klaras techni sche Fragen seiner Laune gemäß, so recht orakelhaft. „Und die Schatten, Herr von Flun {erstem, malt man sie eigentlich kalt oder warm?" „Ja, Fräulein, das ist so 'ne Sache. Hier zu Lande werden sie ja meistens kalt jemalt. In Paris malt man sie warm, das macht sich auch janz jut." Uebrigens hatte er ein wachsames Auge auf die dunkle Sophaecke. Wie er jetzt dort bei dem verschleierten Bilde vorüberstreifte, ertönte plötzlich ein kräf tiges Niesen. Das Unglück wollte nämlich, daß die Stoffe des Ateliers der Motten wegen frisch mit Insekten pulver eingestreut worden waren. „Was war denn da?" fuhr das Fräulein auf. „Das? das Niesen? Meine We nigkeit," log Flunkerstein. „Habe mir in meinem nassen Atelier einen jräßli chen Schnupfen jeholt." Jetzt konnte Krapplack einen Augen blick abkommen. Im Nu war er drü ben. „Aber, Fräulein Klara, wollen Sie denn nicht Platz nehmen? Bitte, auf dem Sopha!" Klara that es arglos. Sie hatte, ebensowenig wie ihr Liebhaber, acht darauf, daß der Platz nicht frei war. „Mein Gott! Was ist das?" fuhr sie auf wie eine Sprungfeder. Sie hatte sich gerade auf das Modell gesetzt. Krapplack war vor Schrecken starr, ob gleich das Modell regungslos geblieben war. „Das?" fragte er tonlos. „Das?" trat schnell sein NächM dazwischen, „das? Ja, das ist," fuhr er mit einem glücklichen Einfall fort, -„das» ist men bloß 'ne Glieder puppe." „Ja, ja! Eine Gliederpuppe," bestä tigte der andere aufathmend. „Eine Gliederpuppe?" fragte Klara erstaunt. „Brauchen denn Landschafter auch Gliederpuppen?" wollte jetzt der Kom merzienrath wissen. „Gewiß! Das heißt sie gehört ei gentlich Herrn von Flunkerstein." „Sie scheint mir wirklich recht na türlich. Sieh nur, Papa, wie nett die Füße sind. Könnte man sie nicht ein mal ansehen?" Und schon wollte sie das Tuch abnehmen. Aber zur rechter Zeit verhütete dieS Flunkerstein. „Nicht doch, mein Fxäulein! Sie setzen uns ja in die jrößte Verlegenheit. Nämlich die Puppe ist man sehr man gelhaft jefleidet. Wollen Sie sich nicht lieber mit Krapplacks Studien amüsi ren? Vielleicht blättern Sie mal diese Mappe durch." „Mensch, was machst du? Das sind ja meine Aktzeichnungen. Verzeihen Sie, Fräulein Klara", stotterte Krapp lack errathend und nahm ihr das Buch wieder ab. Klara mochte wohl merken, daß ein Maleratelier kein allzu sicherer Boden .für eine junge Dame sei, sie setzte sich also, da Stühle weiter nicht vorhan den, auf das verhängnisvolle Sopha. dickt neben die vermeintliche Glieder puppe. Der Kommerzienrath kam jetzt auf den unterbrochenen Bilderhandel zu rück. „Sagen Sie, mein lieber Krapp lack. können Sie die Wiese auf dieser Landschaft nicht 3 1*2 Centimeter län ger machen? Dann paßt das Bild ge rade in meinen Rahmen, und das ist die Hauptsache. Na, wir werden uns ja schon einigen. Aber, noch eins," setzte er, den jungen Maler gönnerisch aus «die Schulter klopfend, hinzu und zog ihn auf die andere Seite des Raumes. „Was Ihre Bemühungen um meine Tochter anlangt, die mir nicht verbor gen geblieben sind, so will ich Ihnen etwas sagen. Ich bin ein wohlhaben der, aber ich bin ein praktischer Mann: es soll mir recht sein, wenn die Kunst in mein Haus ihren Einzug hält. Wa rum? Weil es zeitgemäß ist und weil ich die flotten Künstler im Grunde gern habe. Aber nicht sofort, denn die Kunst muß auch einen Namen haben. Haben Sie einen Namen? Nein, Sie haben noch keinen!" „Herr Kommerzienrath, ich bin ja auch noch jung." „Schon!" Also können Sie auch noch warten." „Ich habe manches Günstige über meine letzten Sachen gehört und hoffe zuversichtlich aus Erfolg. Aber Klaras Hand würde mich erst zu den höchsten Anstrengungen „Sagen Sie doch, Herr Krapplack," unterbrach ihn hier der eintretende Die ner, „ist derni da# ModtL nicht bei Ihnen?" Ein Modell?" fragten Mara und cht Vater. „Hier ist keinS'* totes, ihn Flunker stein ab. „Merkwürdig! Ich habe sie_ doch hereingehen sehen vor einer Viertel- stunde." s »Muß ein Irrthum sÄN«" wollte ihn Flunkerstein abfertigen. Krapp lack war unfähig, ein Wort vorzubrin» gen. „Es ist nämlich ein Herr unten, der will sie durchaus sprechen. Er hat sie zu 9 1-2 Uhr bestellt." „Ein Herr, der sie sprechen und tn* gagiren will?" Jetzt war mit der Geduld der aus dem Sopha Ruhenden zu Ende. Mit einem Ruck hate sie das. Tuch von sich geworfen. „Das ist der Maler Velten!" rief sie und sprang zur Thür hinaus. Es war geschehen, das Entsetz liche, er ioax entlarvt, der arme Krapplack. Ganz geknickt sah er zu Boden. Klara, vor Schrecken bleich, wak hintenüber gesunien, als die Glieder-» puppe neben ihr mit einemmal Leben bekam. Der Kommerzienrath, im (defühl ge kränkter Würde, brach die verlegene Pause. „Herr Krapplack! Ich muß mich sehr wundern. Ich habe mich in Ihnen schwer getäuscht, und Sie haben mich und meine Tochter schwer ge täuscht. Daß unter solchen Umständen von dem Ankauf eines Bildes oder gat von einer Artnährung an meine Tochter, nicht die Rede fein kann, werden Sie begreifen. „Klara", wendete er sich an seine fochtet, ihr würdevoll den Arm bietend, „laß uns gehen." „Aber, verehrter Herr Kommerztzn rith," brachte jetzt Krapplack vor, „so' hören Sie mich doch an. Sie befinden sich in einem Irrthum. Ein Miß verständniß! Herr Flunkerstein wird es Ihnen lösen. Du bist mir das durch aus schuldig," wandte er sich dringend an diesen. „Iewiß! Janz jewiß! Meine Herr schaften! Herr Kommerzienrath! Mein Fräulein! Nehmen Sie mal vor allen Dingen erst wieder Platz. Herr Krapplack, den ich meinen Freund zu nennen die Ehre habe, ein Mann, vor. dessen jenialen Leistungen noch spätere Jahrhunderte staunend stille stehen werden, ist an diesem kleinen Vorfall jcinzlich unschuldig. Mein Jott, wenn jede Malersfrau jleich in Ohnmacht fallen wollte, wenn sie mal ein Mo dell im Atelier findet, dann möchte ich nicht heirathen. Das bringt das Jeschäft so mit sich, und da können Sie sich jar nich früh jenug dran jewöh* nen." „Aber Flunkerstein, du machst ja die Sache noch schlimmer, jetzt laß mich mal .reden." Und damit schob er ihn beiseite. Diesem war es recht, denn er fand es an der Zeit, sich zu drücken. Wie er aber eben heimlich jenseits der Bild wand verschwinden wollte, öffnete sich die Thür, und herein trat das Mo dell. „Ho, Herr Flunkerstein! Sind Sie jetzt allein? Sind die albernen Leute fort? Der Kommerzienrath, der Wich tigthuer? Und seine Tochter, die Gans mit ihrem emge&ildetenRaphael? Ach, wie froh bin ich, daß Sie noch da sind! Mit dem Velten ist es nichts» Ich habe mich mit ihm über das Ho norar nicht geeinigt. Jetzt komme ich zu Ihnen. Sie haben mich herbe stellt." Und ohne sich an seine Verle genheit zu kehren, zog sie ihn mit hin-, aus. Die Gesellschaft hinter 'dem Bilde hatte sprachlos diesen Austritt mit an gehört. „Fräulein Klara", hub jetzt Kropp* lack an, „gewiß hat Ihnen Ihr Herz gleich gesagt, daß ich unschuldig bin. Nun wird dieser Vorgang Sie. vollends davon überzeugt haben. Herr Kom merzienrath, auch Ihnen wird es klar geworden fein, daß ich nur aus Unbe sonnenheit das Verstecken des Mo dells zuließ, dessen Besuch meinem Nachbar galt, wie Sie eben gehört ha ben." „Ein anständiger junger Mann ist nicht so unbesonnen!" „Herr Kommerzienrath,Sie sind doch auch einmal jung gewesen!" „Woher wissen Sie das? Na jedenfalls nicht so unbesonnen wie Sie." Da trat Herr Schlaublitz ein. v- „Herr Krapplack, da kommt ein Brief an Sie mit einem großen Siegel!" „Vom Berliner Kunstverein!" Der Maler entfaltete hastig den Brief. „Hierdurch die Mittheilung, daß die unterzeichnete .Kommission Ihr Bild in der Ausstellung: „Nach dem Ge witter!" zu dem geforderten Preise von zehntausend Mark gekauft hat." „Hurra!" rief Krapplack und sank unaufhaltsam in Klaras Arme. »Wie? Was?" rief der Kommerzien rath, riß den Brief an sich und starrte ihn mit Ehrfurcht an. „Nach dem Ge witter zehntausend Mark Herr Krapplack, diese Nachricht! Sie sind ein Ehrenmann! Auch hier hat sich das Gewitter verzogen, auch ich kaufe ein Bild. Und, da Sie nun doch schon ei nen Namen haben, so sollen Sie auch meine Klara haben!" èi», Ii' fun N a i v i e S i e e s e e n also den Diebstahl zu, es ist somit das zweite Mal, daß Sie Mein und Dein verwechseln, können Sie was zu Ihrer Entschuldigung anführen?" Ange klagter: »„Ich hab' halt gas« so 'ne mangelhafte Schulbildung gehabt, Herr Richter!" W a s i s a S ö s e W e n n Einer seine sämmtlichen Gläubiger zum Photographen bestellt und läßt sich aus ihre Kosten «in Gruppenbild von denselben mache»! U I U 4 Hänschen (zu einem soeben ange kommenen Onkel): „Onkel, Du |aj| wohl einen Globus gegessen? Dame (zur neuen Köchin): „Ich muß Ihnen gleich zu Anfang sagen, daß ich drei Sachen nicht vertrage: Rauchfleisch, panirte Schnitzel und —r Widerspruch!" u e i n e i n „Wissen Sie denn aber auch, das* meine Tochter Ihre Neigung ertoie* bett?" „O, Herr kommerzienrath, feiert Sie fest versichert, sie wird mich gewiß: lieben lernen." „Ach so! Und ich soll daS Lehrgeld bezahlen!" Ms.de rv. tu# w Is* Summarisch* „Wann werde ich denn endlich heifc. rathen, Papa?" „Nach dem nächsten Concurs, meist Kind der ist für Dich bestimmt]"^- u V Dame (im Theater): »Ach, fctttzit^ tage gibt es keine „Siegfried's^ mehr!" 4:" Herr: „Schade, meine Gnädige^ denn Drachen gibt's genug!" -5-*' Bererbungstheorti* Unteroff icier: „Heiliges Donnerwetter, wie stehen Sie wieder da, Meters Wenn Sie Ihre selige Großmutter-, s» stehen gesehen hätte, dann würde sie Ihren Großvater gewiß nicht genom men haben daraus können Sie sich verlassen!" A.: „Hören Sie doch nur, wie schlecht der Tenorist Batti heute wieder singt» der hat doch gar keine Stimme mehr* SB.: ,.Bewahre, der hat nicht mos eine Stimme desGewissens mehr, sonst würde er uns mit seinem Gekrächzs verschonen," \?r "tTf- e 1 T, V 1 \n\n K a s e n e n o e A e S i o s i k e i