Newspaper Page Text
«{-, ^UW Orthopädie in der 5 tmili?. Mve gute Körperhaltung i^ di? nothwendige Vorbedingung für die freie Entfaltung aller edlen Organe. Die fchlechteHaltung ist meist üble An gewohnheit, Nachlässigkeit, führt aber unfehlbar zu dauernder Entstellung. Eltern können nicht genug auf dieHal tung ihrer Kinder Acht geben, nicht oft genug ihnen die Mahnung zurufen: „Halte dich gerade!" Ein französischer Hygieniker, Fernand Lagrange,schreibt darüber einen beherzigenswerten Ar tikel, in dem er ausführt: „Im frühe sten Alter sind die Spiele in freier Luft von größtem Nutzen, denn sie beruhen alle auf der Bewegung des Laufens, und das ist die geeignetste Körper Übung, um die Athmung zu heben und das Blut mit der größtmöglichen Menge Sauerstoffs zu versehen. So dann aber sind die Laufübungen auch direkt in orthopädischem Sinne nütz Iich, sie stärken die Wirbelsäule, die Haltung des Körpers ist beim Laufen die denkbar günstigste. Die Lieblings Haltung des Kindes ist immer so, daß sie eine Verkrümmung der Wirbelsäule zur Folge haben muß, wenn dem nicht bei Zeiten entgegengetreten wird denn die Rückenmuskeln sind beim Kinde äußerst schwach, unthätig, energielos und geben die Wirbelsäule allen Ein drücken preis, die dauernd auf sie wir ken. Darum ist es vor Allem wichtig, daß das Kind seine Haltung so oft wie möglich ändert, dabei aber immer wie der zu geraden, gestreckten Stellungen angehalten wird. Man far.n gar nicht genug darin thun ja man mag es getrost bis zur Nörgelei treiben—, jede Sekunde dem Kinde zurufen: „Sitz, steh, geh gerade!" Diese unausgesetzten Mahnungen sind der allerwesentlichste Theil der häuslichen Rückengymnastik. Die Muskeln der fortwährend Ge mahnten fangen endlich art, mit größe rer Energie zu arbeiten, sie gewinnen an Kraft, beginnen ihre Funktionen als Stütze der Wirbelsäule zu erfüllen. Wenn das Kind willfährig war und die Eltern hinlänglich aufmerksam ge wesen sind, wird gerade diese Gymna stik nach der Formel „Sitz oder steh oder geh gerade!" die allerbeste Ortho pädie gewesen sein. Wir sehen's ja am Militär, was dieKörperdressur durch's bloße Wort bedeutet. „Stillgestanden!" erschallt das Kommando, und die eben noch schlaffen Gliedmaßen und die Wirbelsäule ganz im besonderen straf sen sich zur höchsten Spannkraft, zu stahlharter Festigkeit. Für junge Leute Don schlechter Körperhaltung ist der militärische Drill von wunderbarer Wirkung. Meist schon nach einem Mo nat des Militärdienstes hat die Wir chelsäule eine Festigkeit erhalten, als wäre ein plötzliches Wachsthum in sie gekommen, während sie sich doch bloß gereckt und gestreckt und an Haltung gewöhnt hat. Außerordentlich empfeh lenswert ist für Kinder, die zu schlechter Haltung geneigt sind, der orthopädische „schwedische Gürtel" von Tydmann, der zugleich jungen Mäd chen allerlei equilibristische Uebungen gestattet, wie das Tragen leichter Ge genstände auf dem Kopf u. s. w. Ferner sind als orthopädische Haus mittel alle die Jongleurspiele zu em pfehlen, die stehend ausgeführt wer den, wie Ballspiel, Tragen eines auf recht stehenden Stabes auf der Finger spitze oder dem Kinn. Sie alle zwingen zu einer sehr geraden, gestreckten Hal tung der Wirbelsäule. „Oesterreichische Aerzte, die gleich den Schweden sehr tüchtige Orthopä diker sind, haben beobachtet, daß, je ausgesprochener die Rückgratverkrüm mung eines Menschen ist, um so weni ger der Kranke ein Bewußtsein davon hat, wieviel er sich strecken muß, um eine gerade Figur zu machen. Meistens wird er noch eben so krumm erscheinen wie vorher, nachdem er schon geglaubt hat, die äußerst mögliche Streckung ausgeführt zu haben. Wenn man ei nem Kinde mit vernachlässigter Kör perb^ltung sagt: „Sitz, steh, geh ge ladt!" dann wird man-die Erfahrung machen, daß es aus eigener Anstren gung sich gar nicht mehr gerade strecken sann, man wird mit den Händen nach helfen müssen. Will man das Kind überzeugen, so muß man es vor einen Spiegel stellen. Ueberhaupt ist der Spiegel vielleicht das werthvollste Hilfsmittel bei der Angewöhnung einer geraden Körperhaltung, und die Müt ter werden gut thun, einen weisen Ge brauch von ihm für orthopädische Zwecke zu machen." Schwäbischer Humor. In einer schwäbischen Zeitung war unter den Lokalneuigkeiten zu lesen, daß sich ein achtzigjähriger Greis in einem Wirthschaftsgarten vor der Stadt vergiftet habe, wozu ein Witz bold bemerkte: „Ha, dees würd in's Pantschet's Ga'ta gewea sei' bau ka' einer scho' hi wer'a, wenn er von beam sei'm Bier sauft er braucht grad' koine achtz'g Johr' z' feiV Immer Pessimist. Buch halter (zum Principal): Ich denke, wir acceptiren den jungen Mann, er ist zwar noch etwas klein, aber verspricht noch Wachsthum. Principal: Wie haißt, er verspricht wird efs »r' tAi V 7»v. .i** &*x ,7*.# -o I V. .*•** *,s\W' aber auch halten? Kindermund. Die kleine Else: „Ach, Herr Doktor, Sie haben sich mit Schwester Käthe verlobt! O, fo'n Verloben muß doch schön sein." Doktor: „Warum, Du kleiner Nase weis?" Elfe: „Käthe thut's näm* iich schon zum dritten Mal." Er und sie vor Gericht. Richter: Ihr Alter? Junge Frau (auf ihren alten Mann deutend).: Hier steht er aber im Vertrauen, ss hört V«x sich nicht gerne rufen! ÄteS' .-/'•. *rL'r '"**4$j V ff, A I Jtoro= und Süddeutsch. Novellette von Otto Girndt. „Sin schreckliche? Mann!" Düben sch sie verwundert an. „Karl Bruck? Erlaube, ich kenne Kunsthändler kauft Dir Deine Bilder schon auf der Staffelei ab, er macht dabei immer noch sein gutes Geschäft!" setzte sie rasch hinzu. „Der Mann will doch auch leben!" meinte der Maler. „Aber wenn Deine Franziska über weiter nichts zu kla gen hat, als daß Bruck in den Bräu geht?" „Ja, wäre es das allein!" eiferte Anna von Neuem. „Er ist ein solches Gewohnheitsthier,daß ihm sogar Fran ziSka's neue Wohnungseinrichtung, die sie aus ihren Mitteln angeschafft, Un behagen verursacht. Seine alten, wurm stichigen Möbel mit den mottenzerfref fenen Ueberzügen sollten ihr heilig sein! Welcher Frau von Geschmack ist das zuzumuthen?" „Und da hat es Streit fragte Düben. Sie wiegte den 3 11 ,* Mit dem Ausruf stürmte die lebhafte Frau Anna in dcks Atelier ihres Gatten. Hans Düben hatte sich seit Jahren in Mün chen als Maler niedergelassen er war ein geborener Mecklenburger, Anna rühmte sich, ein Berliner Kind zu sein. Düben unterbrach seine Thätigkeit an der Staffelei und wandte den Kopf nach der Dame, auf dem nicht mehr die volle Jugend, doch ein unverwelk Kicher Liebreiz blühte, der Abglanz eines gesunden, frischen Herzens. Anna riß den Hut herunter, warf ihn auf den nächsten Stuhl und strich sich, Athem schöpfend, das Haar aus der Stirn, während der Maler ruhig fragte: „Gilt das mir?" „Ach wo, Dir!" wies sie mit halb schmollender Miene seine Annahme zu rück, näherte sich schnell und küßte ihn, ohne die Vorsicht vor den feuchten Far ben auf feiner Palette zu vergessen. „Du bist ein lieber Kerl, aber Dein College Bruck ist ein Ungeheuer!" ihn nur als tüchtigen Künstler und guten Kameraden." „Ein Ungeheuer gegen seine Frau!" erklärte Anna. „Meine arme Franzis ka! Das hat sie nun davon, daß sie ihre Jugendliebe sechzehn Jahre lang im Herzen getragen und, als sie ihn in Berchtesgaden wiedergesehen, seine späte Werbung angenommen. Er ist inzwi sehen verheirathet gewesen „Die Geschichte," schnitt Hans ihr den Faden ab, „kenne ich doch? Als Bruck das erste Mal um Deine Freun bin freite, wies ihr Vater den armen Teufel ab nun sind die gereiften Leute eben doch noch zusammen ge kommen. Was thut er ihr denn zu Leide?" „Zu Liebe thut er nichts!" betonte Anna. „Abends geht er in seinen Bräu, und sie sitzt allein zu Hause." „Das ließest Du Dir nicht gefallen", sagte Düben. Sie warf den Kopf in den Nacken. „Gewiß nicht, Hans! Diese süddeutsche Art der Männer, ihre Frauen zu ver nachlässigen, ist unausstehlich!" Er lächelte. „Ich dächte, in unserer Heimath sähe man die Männer auch allein in den Bierhäusern. Ich habe Dich nur verwöhnt." Ein strafender Blick traf ihn, so daß er einlenkte: „Nein, nein, Scherz bei Seite, Du hast es von Anfang unserer Ehe an verstanden, mir das Haus anziehen der zu machen als jedes öffentliche Lo fal." „In der Hinsicht," versetzte sie, „thut Franziska ebenso alles Mögliche, doch Bruck erkennt es nicht an. Es kann leicht kommen, daß sie sich von der Seite eines so stumpfen Mannes in den Nor den zurücksehnt." „Möchtest Du in den Norden zu rück?" fragte Düben. „Das will ich damit nicht gesagt I haben," antwortete Anna. „Es lebt sich h' er in mancher Beziehung angeneh mer, namentlich für Künstler. Der gegeben?" Kopf hin und her. „Streit! Wo denkst Du hin bei Fran ziskas Lammesnatur? Sie gibt leider in Allem nach, das ist ihr Unglück. Statt ihm rund heraus zu sagen: „So will ich's, so muß es gemacht werden, so ist's recht, vom Hauswesen verstehst Du nichts," statt dessen duckt sie unter und schämt sich nur im Stillen über die Art, wie es bei ihnen zugeht. Ich hab' es selbst gesehen. Neulich Nachmit tag komme ich zu ihr, sie sitzen gerade beim Kaffee. Meinst Du, sie hätte mir eine Tasse anbieten dürfen? Gott be wahre! Er wäre ja verkürzt worden. Und noch schlimmer! Franziska erzählt mir, wenn ein Bekannter ihren Mann aussucht und Bruck läßt sich Bier holen, so fragt er den Gast: „Wollen Sie auch ein Krügel?" „Ja," sagt der, greift in die Tasche und zahlt der Magd zwölf Pfennige." Düben lachte hell aus: „Schatz, weißt Du denn nicht, daß es hier allge mein so Brauch ist?" „Aver Franziska," rief Anna unwil tig, „ist aus ihrem Lübeck her gewöhnt, daß man den Besuch bewirthet, und wird sich nie in diese Verhältnisse fin den. Bei uns im Norden steht auf den Tischdecken eingestickt: „Für die Gäste immer das Beste!" Hans zuckte die Achsel: „Ländlich, sittlich!" „9tein, ländlich schändlich, muß man hier sagen," verbesserte die gereizte Frau heftig. „Liebe Seele," Besänftigte et, „Bruck ist eine so gutmüthige Haut, daß er sicher auf Alles eingeht, was Franziska wünscht, wenn sie's ihm richtig vor stellt." „Da kennst Du iffu schlecht, Hans! Dickköpfig, eigensinnig ist er, wie alle Süddeutschen, am Alten klebend, jede? Neuerung entschieden abgeneigt und in erster Linie immer nur auf seine Ruh« .UNS P'-MWliMit hedacht^ bafcj^m je 'Vy '-V .' '^-y^«r vi,-® '•H'Sl nichts in die Quere kommt, was ihn stört und herausreißt." „Im Allgemeinen," erwiderte Dü ben, „ist das allerdings der süddeutsche Charakter: aber wenn die Leutchen ei nen kräftigen Anstoß von außen bekom men, der sie aus ihrer süßen Behaglich fett aufrüttelt, sind sie ebenso rührig, wie das Volk bei uns, ja sie werden fuchswild und gingen dem Teufel fel bet zu Leibe, wenn es einen gäbe das hat sich an ben Baiern, Schwaben und Pfalzern im französischen Kriege gezeigt." „So?" gab Anna zurück. „Sie be dürfen nur eines kräftigen Anstoßes? Dann besorge Du das einmal bei Dei nem Bruck!" Er war keineswegs so willfährig, wie sie erwartet. „Du bist die echte Berli nerin! Ueberall die Nase und Finger hineinstecken, Euch in fremde Angele genheiten mischen Sie ließ ihn nicht enden. „Weil wir hilfsbereit sind, weil uns fremdes. Un glück rührt!" „Und aussprechen laßt Ihr auch Kei nen," bemerkte Düben, „immer fallt Ihr ins Wort." Sie rümpfte ihr Stumpfnäschen, das zu dem Gesicht paßte, wie kein anderes gepaßt hätte, und erwiderte gekränkt: „Wenn ich so unangenehme Eigenschaf ten habe, wundert's mich nur, wie Du Dich überhaupt in mich verlieben konn test." Er kniff ihr in'S Ohr: „Kindskopf! Eitel seid Ihr aber auch, Ihr kritisirt Alles und Jeden mit unerbittlicher Schärfe, Euch aber soll Niemand kriti siren. Was willst Du denn nun ei gütlich von Bruck, und welchen Anstoß soll ich ihm geben? Daß er künftig für feine Gäste das Bier bezahlt?" Annas Empfindlichkeit war schon wieder verflogen ihre Stimmungen wechselten im Handumdrehen, und flei ne Reibereien gehörten bei ihr zum ehelichen Vergnügen. Sie nahm dem Maler Pinsel und Palette weg, hängte sich an seinen Arm und begann: „Etwas ganz Anderes, Hänschen! Franziska ist durch ihren Philister so eingeschüchtert, daß sie sich fürchtet, nein, Du wirst es kaum für möglich halten!" „Daß eine Frau sich vor ihrem Mann fürchtet? Nach meinen Erfah rungen nein!" warf er scherzend hin. „Denke Dir, ich finde sie und fügte spöttisch hinzu: „Sollen wir etwa das Kind zu uns nehmen?" Sie schlug ihm auf die Finger. „Ach, Unsinn! Ich nahm mir sofort vor, der armen Seele beizustehen, natürlich durste Franziska nichts davon merken. Du mußt zu Bruck und ihm klar-' ma chen, wie ein Mann sich in solchem Fall zu benehmen hat." Düben machte eine ablehnenbe Hand bewegung. „Das wird ihm schon klar werden." „Nein," widersprach sie. „von selbst wird dem nichts klar! Geh', Hans, thue es mir zu Liebe!" Und sie zupfte ihm schmeichelnd am Bart. „Muß es gleich fein?" fragte er,schon nachgiebiger gestimmt. Sie nickte nur bittend, sie kannte ihre Macht über ihn. „Quälgeist!" brummte er, entledigte sich jedoch mit einem Ruck seiner Loden joppe. Unterwegs überlegte er, wie r*r :.v tr in Thränen, zuerst will sie nicht mit der Sprache heraus, ich lasse aber nicht nach „Sieht Dir ähnlich!" schaltete Dü ben ein. „Bis ich höre, daß sie sich ängstigt, ihrem Mann zu gestehen, was jeden Andern glücklich machen würde." Dü ben errieth aus der Andeutung, um was es sich handelte. Anna sprach hastig weiter: „Franziska fürchtet, die Unru he, die ein Kind verursacht, wird für Bruck ein entsetzlicher Gedanke sein. Da muß von unserer Seite etwas geschehen, Hans!" „Von unserer?" fragte er gedehnt das Ding am besten anzufangen fei denn mit der Thür ins Haus fallen mochte er nicht. Er traf den Collegen ebenso thätig, wie er selbst zuvor gewesen, warf aber keinen Blick auf Brucks Arbeit, sondern forderte ihn zu einem Spazier gang in den Englischen Garten auf. Bruck lehnte ab, er habe keine Zeit. „Und ich stehle mir die Zeit," er klärte Düben, „ich muß Dir etwas sa gen." „So red* hier!* verlangte Jener ziemlich mißmüthig und fuhr fort zu malen. „Wir müssen im Freien fem," ent gegnete der Mecklenburger, „die Ange legenheit ist ernst und betrifft Dich, Deine Frau darf uns nicht überra schen!" Bruck stutzte, würbe neugierig, da aber Düben nachdrücklich wieder holte, hier fei nicht der geeignete Ort für eine vertrauliche Mittheilung, ent schloß er sich, zu folgert. Der große Park war zu dieser Stunde wenig be sucht, die Beiden fanden bald eine ge fame Alfce, und Hans ging ans Werk, mit der Frage einleitend: „Du bist ein Bequemlich!citsmensch, alter Sohn, thut Dir Deine Wiederverheirathung nicht leid?" Bruck sah ihn befremdet an. „Ich Hab's ja jetzt bequemer als vordem. Franziska läßt :s nirgends fehlen." „Ich denke, sie thut Dir zu viel!" fragte der Andere wiederum. „Mit ih rer neuen Zimmereinrichtung zum Bei spiel sollst Du doch nicht zufrieden ge wesen sein?" „Weißt, bei mit braucht's zu Allem Zeit, bis ich mich d'ran gewöhne, jetzt gefällt mir's schon ganz gut." „Hast Du ihr das gesagt?" forschte Düben. „Nein, gesagt hab' ich nichts!" „Das wärest Du ihr aber ebenso gut schuldig, mein Freund," belehrte ihn der Begleiter, „wie sie mitzuneh men, wenn Du ausgehst. Ich lasse Ä' i.M 'VW-N meine Frau nur im Nothfall allein zu Hause." Bruck blieb stehen. „Fa. warum red't Franziska nicht, wenn sie mit will? Hätt' ich denn 'was dagegen?" Düben lächelte. „Sie soll reden, wenn Du den Mund nicht ausihusi? Die Wünsche und Bedürfnisse seiner Frau muß man errathen." jffiie kann ich?" vertheidigte sich Bruck. Dazu Bruck schüttelte den Kopf. „Kinder? Ich glaub's nimmer/' „Die Möglichkeit ist doch vorhanden," meinte Dllben. „In dem Fall wür dest Du außer Dir sein. Einen klei nen Störenfried, der Dir Tag und Nacht die Ohren vollschriee, ertrügest Du nicht." Bruck warf sich verletzt in die Brust. „Hör' einmal, was denkst? Das Ge schrei von meinem eigenen Kind nicht ertragen? Wär' ich Jedes feiner herzlichen Worte drang belebend in Franziska's Seele. Ver gessen waren ihre heimlichen Sorgen vor der Zukunft. Am Nachmittag ging sie, verjüngt dareinschauend, mit ihrem Karl zu Dübens. Dort brannte auf dem gedeckten Tisch unter der Wiener Maschine der Spiritus, den Hans im Begriff war, zu löschen. Anna sah auf den ersten Blick, wie die Dinge standen, und empfing das Paar in ihrer lebhaf ten Weife: „Kinder, Ihr kommt i?- ".WWQX* ^vfF t^n^ '*, ^f \c*-f .'7 j-* .'"* bin ich |tt schwerfäl lig." „Deine Franziska aber," sprach Hans rasch, „ist zu zartfühlend, von Dir zu begehren, was Du ihr nicht an bietest. Sie fürchtet, es könnte Dir un angenehm fein. Und doch müßtest Du Dich in allen Stücken anders gewöhnen, wenn Ihr zum Exempel noch Kinder bekämt." I ^'.^' dann einen Schuß Pulver werth?" Der College legte ihm die Hand auf feie Schulter. „Hab' ich Dich doch rich tiger taxirt, als unsere Frauen! Meine hat es aus Deiner herausgeholt, ihr bangt davor, Dir zu gestehen, daß sie Dich beschenken wird." 2öic ein elektrischer Schlag durchfuhr es den Hörer. „Was sagst? Red'st wahr?" rief er. „Mir sollt' noch der Stolz werden, Vater zu heißen?" Düben nickte. „Es steht Dir be vor!" Da beschleunigte Bruck, der sonst nur sehr gemächlich zu gehen pflegte, feinen Schritt dermaßen, daß der Freund Mühe hatte, an feiner Seite zu bleiben, und bat: „Halt, halt, Du läufst ja furchtbar!" Bruck winkte mit beiden Händen. „Bleib' dahinten, geh' heim, ich dank' Dir, lieber Bruder!" Und seiner Wohl beleibtheit zum Trotz schoß er vorauf und davon. Athemlos erreichte er Franziskas Zimmer. Sie saß mit ei ner Handarbeit am Fenster, auf ihrem stillen Gesicht lag ein Zug der Trauer. „Fränzel!" rief er, und da sie zusam menzuckte, beschwichtigte er rasch: „Er schrick nicht, um Gottes willen!" Ihre Hände ergreifend, nahm er den Ton sanften Vorwurfs an: „Mein liebes Fränzel, und du hast mir's nicht zu erst vertraut? Steht Dir die Freun din näher? Wenn Du mir ein Glück bescherst, woran ich bei unserem beiderseitigen Alter nimmer noch ge dacht „Du freust Dich, Karl?" unterbrach sie mit zitternder Stimme, aber aus leuchtenden Blickes. „Ob's mich freut!" versicherte er, den Arm um ihren Nacken legend. Ohne zu fragen, wußte sie, wer ihm ihr Ge heimniß entdeckt. Bruck zog einen Stuhl heran, er litt nicht, daß sie sich erhob, als bedürfte sie schon jetzt der größten Schonung. Er setzte sich dicht neben sie und streichelte ihre Wangen: „Jetzt behältst aber auch nichts mehr auf dem Herzen, oder läßt Dich gegen Andere aus, wenn Du Wünsche hast! Sieh, ich erfülle Dir Alles, was Du willst nur errathen kann ich's nicht, wie der Düben meint, daß ich müßt'. Aber daß ich Dich rechtschaffen liebe, daran darfst nicht zweifeln, sonst thust Dir und wir weh! Ich hab' meine süddeut schen Eigenthümlichkeiten, aber auch mein süddeutsch Gemüth, und wenn Du Dich nicht glücklich bei mir fühltest, wär ich ein unglücklicher Mensch!" Anna stieß ihren gerade recht zum Kaffee!" Bruck wurde etwas verlegen: „Aber wenn Ihre Buben aus dem Gymna stum kommen?" Anna lachte. „Nur heran, meine Herrschaften! Wenn die Jungen her einstürzen, wird frischer gemacht!" Ein rascher Kuß auf Franziska's Lippen, dann langte sie nach Brucks Hand und fuhr ernster fort: „Verzeihen Sie, Bruck, ich habe heut was Ehrliches auf Sie geschimpft, bitte Ihnen aber Alles ab. Hans hat mir gehörig den Text gelesen, und ich sehe ein, wir Nord deutschen dürfen keine besonderen Vor züge für uns in Anspruch nehmen. Wir sind vielleicht im Ganzen ein bischen resoluter und schnellet bei der Hand als Ihr „Vor Allem," fiel Düben leicht spot tend ein, „schneller mit der Zunge!" „Was man „einen großen Mund haben" nennt", gab Anna offenherzig zu, „aber der Kern Eures Wesens läßt nichts zu wünschen übrig!" „Schon wieder von oben herunter," tadelte Düben halb ernst, halb scherzend feine Frau. „Huldvoll und gnädig las sen wir Euch allenthalben neben uns gelten. Und bei der vornehmen Anma ßung, die Euch von uns verletzen muß, sollt Ihr uns von Herzen gut sein. Ehe wir die souveräne Manier nicht able gen, werdet Ihr immer eine gewisse Scheu vor uns haben." „Das mußt nicht glauben," versetzte Bruck mit schalkhaftem Augenzwinkern, „wir wissen recht gut, wo Euch der Schuh drückt schaut Euch nur unsere „Münchener Fliegende Blätter" an, die geben Euch manch einen gesunden Hieb! Doch darum keine Feindschaft! Ihr habt uns das geeinigt: Vaterlano ver- Aber keine arme Mutter braucht da rum den Kopf hängen zu lassen. Es wäre auch traurig, wenn die v^:'.'- schasst, und treu wollen wir zusammen halten, denn es wär' eine Mann „Der Bub!" „Siehst Dn," s'?i Schand', wenn's wieder zerfiel!" „Thu mit den einzigen Gefallen," rief Düben, „und bleib mir mit Politik weg!" Sofort wandte Bruck sich zu seiner Gefährtin: „Mein Fränzel, mein liebes Fränzel, ich weiß gar nicht, was ich anstellen soll vor Seligkeit!" Seine Stimme stockte, Thränen traten ihm in die Augen. Plötzlich lachte er wieder und schlug sich auf die Kniee: „Ich hab' schon meinen Plan, 's Atelier ist der wärmste Raum, der Bub kriegt's als Kindszimmer!" leise an: sagte Düben, „eines so kindlichen Ausdrucks der Freüfct sind wir kaum fähig. Wir schämen uns fast, unser innerstes Gefühl zu verra then. In der rückhaltlosen Kundgebung warmen Empfindens sind die Süddeut schen uns voraus." „Das leid' ich nicht," widersprach die Berlinerin, „sie sollen nichts voraus ha ben! Du bist der Beste!" Damit fiel sie ihrem Mann um den Hals und preßte ihn ungestüm an sich. Die Kindermilch im Zause. En e Trostwort für unbemittelte Mütter. Es ist eine bekannte Thatsache, daß eine große Zahl ausgezeichneter ärzt licher Errungenschaften wenig Nutzen zu stiften vermag, weil ihre Anwen dung für weite Volkskreise zu kostspie lig ist. So verhält es sii^auch mit den Fortschritten, welche die Wissenschaft in der Lehre von der künstlichen Ernäh rung der Säuglinge gemacht hat. Jahrzehnte ernsten und redlichen Mü hens liegen hinter uns, und wir können doch keinen Erfolg verzeichnen, wenn loit die Allgemeinheit in's Auge fassen denn im dritten und vierten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts starben in Eu ropa von 1000 Lebendgeborenen 188 im ersten «Lebensjahre und im achten und neuntenJahrzehni betrug die Zahl dieser kleinen Todten 194 auf 1000 Lebendgebovene. Die Ursachen dieser großen Kinder sterblichkeit sind sehr mannigfach aber das steht fest, daß etwa zwei Drittel dieser Säuglinge durch Ernährungs krankheiten bahingerafft werden. Na mentlich im Sommer während der hei ßen Jahreszeit, in den Monaten Juni, Juli, August und September, fordert der Brechdurchfall unter ben. künstlich ernährten Kinöern zahllose Opfer. Einen wichtigen Antheil an ber Ent stehung bieser Krankheit hat zweifellos bas Darreichen verdorbener Milch. Nun ist es in letzter Zeit gelungen, bie ses so überaus leicht zersetzliche Nah rungsmittel durch zweckmäßiges Abko chen haltbar zu machen ober zu „steri tisiren", und wir besitzen ausgezeichnete Apparate, mit deren Hilfe die junge Mutter gute Milch zu Haufe haltbar zu machen und aufzi'/wahren ver mag. Aber biefe Apparate kosten Gelb unb wie billig sie Diesem ober Jenem erscheinen mögen, für sehr viele sind sie unerschwinglich. Daraus erhellt, daß durch diese Apparate in den bemittelten Kreisen Segen gestiftet wirb, daß sie aber auf die Kindersterblichkeit weiter Kreise, aus die Volkssterblichkeit über haupt keinen Einfluß 'haben können. Er rungenschaften ber hygieinischen Wis senschaft nur den Reichen zugute kom men sollten! Sie sind glücklicher Weife derart, daß sie Jeberrt Nutzen bringen können, der sich ein wenig Mühe gibt, die Grundsätze zu lernen und sit im Leben praktisch zu bethätigen. So kann tmm die Säuglingsmilch auch ohne einen kostspieligen Sterilisirunzs apparat zweckmäßig aufbewahren man braucht dazu weiter nichts als ei nen reinen irdenen Topf mit eimm De ckel, der in jedem Hausstande zu haben ist. Was die Milch verdirbt, das sind Pilzkeime, die in sie von außen gelan gen. Jede rohe Milch, die 'wir aus ei ner, selbst ber besten Milchwirthschaft beziehen, enthält schon biefe Keime, unb indem sie sich in der Milch vermehren, zersetzen sie dieselbe, bilben in ihr Stoffe, die ein Erwachsener wohl ver tragen kann, bic aber bem zarten Säugling ungemein fchäblich sind. Diese Pilzkeime werden durch die Siedehitze abgeiödiet, und wenn dies geschehen ist, dann hält sich die Milch längere Zeit. Das ist den-Hausfrauen wohl bekannt, aber es muß dabei noch auf einige besondere Eigenschaften der unsichtbaren Keime geachtet werden, wenn die Milch in einem für die Säuglinge tadellosen Zustande erhal ten werden soll. Einige der in der Milch vorkommenden Bakterien werden erst nach sehr langem Kochen abgetöd tei und darum soll man die für Säug linge bestimmte Milch etwa eine halbe Stunde lanig kochen. Ferner kann die abgekochte Milch durch neue Keime, die von außen in dieselbe gelangen, von Neuem verunreinigt werden. Batterien, Pilzkeime etc. schweben in der Luft, sie fetzen sich aus derselben mit dem Staube ab, und wenn sie in die Milch hinabfallen, so verderben sie diese. Das ist wahr, aber über die Zihl der gewöhnlich in der Luft schwe benden Keime herrschen sehr übertrie bene Ansichten. Durch vielfache Ver suche wurde bewiesen, daß bit Zahl der Keime, die sich während einer kurzen Zeit, also während einiger Secunden oder einer halben Minute, auf einer kleinen Fläche wie der Oeffnung eines Milchtopfts absetzen, sehr geringfügig ist. Anders aber liegt die Sache, wenn wir die Milch mit Gegenständen in Berührung bringen, die zwar gereinigt fc&sé 9 'Ti, würben, aber dann lange Zeit stehen blieben an ben Wandungen solcher Töpfe haben sich inzwischen viele Bäk terien niederlassen können, und wenn sie in Massen in die Milch gelangen, so können sie dieselbe schnall verderben. Dies geschieht immer, wenn wir die Milch aus dem Topfe, in welchem sie abgekocht wurde, in einen anderen, den man nicht gerade in demselben Augen blick ausgekocht hat, gießen. Auf Grund dieser Thatsachen lassen sich folgende Regeln für die Behand lung der für Säuglinge bestimmten Milch im Haufe aufstellen. Die Mutter suche möglichst gute und möglichst frische Milch zu beschaffen. Sofort nach Empfang wird die Milch in einem mit einem passenden Deckel versehenen Topfs eine halbe Stunde lang abgekocht, wobei der Anfang der halben Stunde vom Eintritt des Sie dens an zu rechnen ist. In diesem Topfe wird nun die Milch als Vor? rath, zugedeckt mit demselben Deckel, an einem kühlen Orte aufbewahrt. Will man dem Kinde Nahrung geben, so gießt man die nöthige Menge in ei nen kleineren Topf ab, hält dabei den Decke'l so, daß er mit einem festen Kör per, wie z. B. Tischplatte, Kleidung etc., nicht in Berührung kommt, und setzt ihn, nachdem das Abgießen besorgt worden ist, wieder auf den Topf. Der Milchvorrath ist nur für die Dauer von wenigen Secunden mit der Luft in Berührung gekommen und es sind in ihn nur einige wenige Keime hmeinge fallen. Die in den kleinen Topf abgegossene Milch mischt man in entsprechendem Verhältniß mit heißem, vorher abge kochtem Wasser, kocht sie noch einmal auf, bis sie auswallt, und füllt sie in die Saugflafche, die natürlich peinlich fauler gehalten werden muß, zu deren Reinigung man gleichfalls heißes, vor her abgekochtes Wasser benutzt hat. Die entsprechend abgefühlte Milch wird dem Kinde verabreicht. Ebenso verfährt man bei der Eni nähme der zweiten, dritten etc. Portion aus 'dem Milchoorrath. Kann man frische Milch nur einmal in 24 Stunden erhalten, so empfiehlt es sich, den Vorrath nach 12 Stunden noch einmal abzukochen bei warmer Witterung ist dies sogar dringend nothwendig. Das ist ein Verfahren, das schon früher in ähnlicher Weife geübt wurde nur ist es 'heute besser begründet und die Bedeutung der einzelnen Handgriffe sind klar. Ein ausgezeichneter Wir ersehen daraus, daß unser Ver fahren nahezu die Zuverlässigkeit eines Sterilisirapparates erreicht. Die alte Jungser. Sie sitzt allein im stillen Zimmer, Und rings um sie ist halb r^sf.'ls'-'t-' «i'jZP TM v Kenner der Säuglingspflege empfiehlt diese Art der Milchbehandlung im Hause warm. Seine Assistenten haben verschieden artig aufbewahrte Milch auf deren Ge halt an Keimen geprüft, und sie fanden in je einem Kubikcentimeter Milch 24 Stunden nach dem Abkochen: -in einer Sterilisirflafche 21 Keime in der Milch aus zugedecktem Topfe, die nach den oben angegebenen Regeln behandelt wurde, 38 bis 500 Keime in abgekochter Milch, die nicht im Kochtopf geblieben war, 4 Millionen bis 400 Millionen Keime. Einsamkeit Ach, es verklärt kein Hoffnungsschim mer Ihr tief vetbotg'neS Herzeleid. Sie träumte einst von fel'gem Lieben, Von einer frohen Kinderschaar Ihr armes Herz ist krank geblieben, Weil es einmal verwundet war. Nun möchte gern sie Liebe zeigen Und auch verbergen sie zugleich Ihr wird so schwer, davon zu schwei gen, Jedoch sie fürchtet Spott von Euch. Die Ihr, trotz menschlicher Gebrechen, Von treuem Herzen seid geliebt, O spottet nicht der kleinen Schwächen, Die ungestilltes Sehnen gibt! Und du, verschmähtes Mädchen, mache Die Brust von Groll und Grämen frei, Und räche dich mit edler Rache Und steh' dm Menschen hilfreuh bei! Dame n-T urnen. „Sie müssen doch einen Unterschied machen zwischen Knaben und Mädchen!" sagt der Schulinspektor zum Türnich rer. „Wie können Sie die jungen Damen über'n Bock springen lassen?" Turnlehret (gereizt): „Nicht über'n Bock? Nun, soll ich sie vielleicht über eine Ziege springen lassen?" Reciprocität. „Warum haben Sie nicht geheirathet?" „Ja, sehen Sie, lieber Freund, das kam so. Als ich jung war, gelobte ich ihr einen Antrag,und mir,nicht eher zu heirathen, eis bis ich das Ideal eines Weibes gefunden. Vor Kurzem fand ich mein Ideal, machte was K i n i denken Sie, geschah?" „Nun?" Sie erklärte mir, sie suche nach dem Ideal tmi. Mannes. elbstetke ttittniß. Hausfrau (zu einem Bettler): Was Sie betteln und sind dabei so betrun sen, daß Sie nicht stehen können? Kommen Sie wieder, wenn Sie nüch tern sind! Bettler: Oh, Madame, ich seh' schon, daß ich dann überhaupt hier nie auf Etwas zu rechnen hab'. Hans (dem die Geschichte vom ewigen Juden erzählt wird): Papa, wenn der Mann immer 5 *TA' ,'f 4' v^* uns jeauau. CUP 91» bos 0 Cclrrmctflteirlm In einer Zeit, wo alle Schulen und» Lehranstalten ihre Pforten längst ge schlossen haben und hinter dichten' Dunstwolken verborgen einen langen. festen Sommerschlaf thun, mag es eben so unpassend als grausam erscheinen, auch nur eine einzige der vielen vor trefflichen „Schoolmam's" aus ihrer wohlverdienten mittsommerlichen Ruhe selbst nur momentan aufzuschrecken^ Nein, ohne den weisen, vielgeplagten und schwergeprüften Lehretinnen irgend einer öffentlichen oder privaten Schule nahetreten, ohne ihre Lehrbefähigung durch den Vergleich mit ihren taufenden von Kolleginnen unter- oder übetfchä tzen zu wollen, müssen wir zur Vermei dung von überflüssigen Eifersüchte leien gleich von vornherein bemerken, daß die Lehrmeisterin,von der wit spre chen, weder eine fixe Stellung ein nimmt, noch eine anstrebt, noch, was vielleicht am bedauerlichsten ist, an den meisten Schulen einen Platz erhalten dürfte. Unsere Lehrmeisterin ist nämlich, ge nau betrachtet, eine sehr einfache, sehr anspruchslose, wenig aufdringliche Per fon, sie benutzt weder Bücher noch Hefte, weder Tinte noch Feder, und doch ist ihreLehrmethode eine äußerst eindrucks volle und leicht faßliche. Sie zwängt ihre Schüler und Schülerinnen weder in Schulbänke, noch plagt sie sie mit großen schwarzen Schiefertafeln, auch brauchen die kleinen und selbst die gro ßen Kinder weder Hausaufgaben zu machen, noch zur Strafe nachzusitzen, kurz, es ist eine ganz reizende Mehrerin und boch wirb sie nur von sehr wenigen Eltern angestellt, unb noch weniger Kinber zu ihr in die Lehre gegeben. Manche werben vielleicht vermuthen, baß bies geschieht, weil unsere Lehrerin fein umfassendes Wissen besitzt und keine genügende Bildung erzielen könn te und doch ist sie im Stande sowohl Zoologie als Botanik, Musik und Zeich nen, Malerei und Physik, Astronomie, Mineralogie und sogar Religion, die höhere Lebens-Philosophie und noch manche Wissenschaft mehr vortrefflich zu lehren. Sie zeigt uns die ganze Thierwelt in Lebensgroße wie sie lebt und sich er nährt, wie die schlanken Fische tief un ten bei den deunklen Felson des von Walbriefen umgebenen Sees ihr Waf scrdasein führen, unb die kleine zierliche Bachforelle mit ihren röthlichen Pünkt chen dahinschnellt zwischen dem glän zenden Gestein des rauschenden Bäch leins. Wie die Krähe haust auf nack ten Felsen, und das Bienlein sich schau feit und vollsaugt in duftenden Dolden von süßeck Klee. Wie das Mutter pferd in liebevollem Instinkt fein gra ziöses Fohlenkind hütet, wie die Kälb lein mit fast intelligenten Gesichtern ne ben ihren refpektiven etwas verdumm ten guten Kuhmamas sich der frischen würzigen Weide erfreuen, wie die Küchlein und Entlein und jungen Truthühner, pickend und gackernd und watschelnd, getreulich ihrer Erzeugerin folgen. Und bann wie die mächtigen, gro ßen, weißen, rothen unb norwegischen Tannen, bie schlanken Cedern in den bläulichen Horizont förmlich hineintu gen, wie die Kräuter, Flechten und Moose, und rothbäckigen Beeren be scheiden am Boden dahmkrtechen, und die Wasserlilien an ihren schlanken, gei sterhaft sich windenden Rohrenstielen wie Zauberblumen aus dem Wasserspie gel emporblühen. Wie der Erdboden zum Lohn für Mühe und Fleiß ergie big alles trägt, was zur Erhaltung von Menschen und Thieren nöthig ist. Wie bas Getreide in goldgelben Aehrensel dem leuchtet, Buchweizen und Kartof feln mit weißen zarten Blumen, süße Erbsen mit rosig poetischen Blüthen sich schmücken und Korn-, Bohnen- und Liebesäpsel-Pflanzungen in frischem saftigen Grün ganze Landstrecken be decken. Ferner läßt sie uns die Musik der tausend lieblichen Vogelstimmen verneh men, das Schlagen der Buchfinken, das Zwitschern des Rothkelchens, den eigen thiimlich monotonen Schlag des „Will 0 Whisp" und das ganze große ge mischte Orchester der Waldstimmen an unser lauschendes Ohr klingen, beglei tet von dem geheimnißvollen Rauschen der Blätter und dem Murmeln der Ge birgsquellen. Sie zeigt bei und ewig umherwandern muß, wes- kann, tauft tt sich da nicht ein Veloci- p-d? i uns Farben und Formen in solcher Mannigfaltigkeit, daß wir es kaum fassen können. Wenn die Sonne Abends in's Meer versinkt, taucht sie vorher noch mit ihrem Wunderpinsel über das Firmament dahin, und in zarten, goldig, rosig, bläulich vetwo benen Farbentönen wandern die Wol kengebilde am westlichen Himmel hin ab. Sie zeigt uns. wie die Dünste der Wasserfläche entsteigen, wie der elektri sche Funke von Wolke zu Wolke springt, auch das vielgestaltige Gestein und sei nen Gehalt an nützlichen Metallen und Salzen, die glänzende Sternenpracht und die leuchtende Mondsichel und das friedliche Vollmondlicht und die strah lende Sonnenpracht, wie sie sich wie derspiegelt in den thaufrischen Grä sern, Blüthen und Blättern und in dem glänzenden gleißenden Wasserspie gel. Sie lehrt uns dankend jene höhere Macht preisen,welche uns eine so vollen det schöne Welt geschaffen, und zeigt, uns, wie thöricht wir sind, wenn wir int' Kleinkram des Lebens verbittern, ver kümmern und versumpfen, anstatt uns ern der strahlenden Pracht des Weltalls' zu erfreuen, erfrischen und erquickend Und die Lehrmeistern, welche all' dies ihren getreuen Schülern erreichen ist die Natur. Darum gehet hm und lauschet A I I I V I 4 IM.. andächtig ihren wunder»' baten Lehren. \n\n i w 4 i o a S 1- i