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,Vv' & jf I'l t- y~V *J 1 ,Äi' ',. V -y''f-t'' jvH M. Fortsetzung.) „Großvater, das geht zu weit!" iDie Stimme Naouls erstickte fast vor 'Grimm. „Willst Du mich. Deinen Arbeit, den letzten Sprossen Deines .Hauses, einem Menschen nachsetzen, der noch an der Schande seines Vaters zu tragen hat?" „Und der trotzdem emporsteigen Wird zu einer Höhe, die Du nie er deichst. Der schreitet zum Ziele, und wenn sich eine Welt voll Hindernisse ,vor ihm austhürmt, während Du, III it all dem Glänze Deines Namens ynd Deiner Abkunft, mit all Deiner reichen Begabung, nur einer von den Tausenden sein wirst, die sich in der Menge verlieren. Beide seid Ihr Von meinem Stamme, aber nur eine? Bat mein Blut geerbt. Du bist das Ebenbild Deiner Mutter vom Vater fyaft Tu nur die Charakterschwäche. Michael ist mein Sproß, und wenn er zehnmal Rodenberg heißt ich 1 erkenne ihn als einen Steinrück gern an!" Da war sie endlich, die Anerken nung, die der Stolz des alten Grafen so lange seinem Enkel verweigert hatte, die er ihm Auge in Auge nie zugestanden. Jetzt brach sie fast toi» der seinen Willen hervor. Naoul war bei den letzten Worten Gteiuriicks leichenblaß geworden er Wagte keinen Widerspruch, aber wenn irgendetwas seinen Haß gegen Mi chael noch steigern konnte, so war es diese Erklärung. Steinrück ging ei nige Male im Zimmer aus und nie bet, als wolle er sich zur Ruhe zwin gen, und trat endlich vor den jungen Grafen hin. „Deine Verlobung ist gelöst! Nach dem, was Tu mir selbst zugestanden hast, kann ich es Hertha nicht wehren, zurückzutreten. Deine Mutter wird Dir klar machen, was Du auch äußer !ich dadurch verlierst. Wir sind in -diesem Falle einer Meinung, und sie 'scheint eine Atmung der Gefahr ge habt zu haben, die Dir von jener Seite drohte denn sie erklärte mir noch kürzlich mit aller Bestimmtheit, daß Du auf ihr Drängen den Verkehr mit den Clermonts aufgegeben hät test. Du hast also auch sie getäuscht, wie Du mich täuschtest, und das um eines Weibes willen „Das ich liebe!" rief Raoul auf iflammend. „Bis zum Wahnsinn 'liebe! Beleidige Heloise nicht, Groß Vater! Ich ertrüge es nicht, wenn ich auch weiß, daß Du sie und Henri hassest, weil sie dem Lande meiner Mutter angehören." Steinrück zuckte die Achseln. „Ich dächte. Dein Oheim Mon tigny gehörte diesem Lande auch an. und Du weißt, daß er meine volle Achtung und Sympathie besitzt. An diesen Geschwistern aber haftet etwas Abenteuerliches, trotz ihrer Abkunft, die ja hinreichend beglaubigt zu sein scheint. Sie verkehren ohne Zweck und Ziel in der hiesigen Gesellschaft und werden vermuthlich eines Tages eben so spurlos verschwinden, wie sie ausgetaucht sind. Dann wird auch Dein unsinniger Roman zu Ende sein, aber er wird Dich eine glänzende Zukunft gekostet haben." „Wer sagt, daß es zu Ende sein wird? Wenn Hertha es wagen darf. Deinem Willen Hohn zu sprechen und alle Traditionen unserer Familie mit Füßen zu treten, so werde ich wohl auch das Recht haben, eine Frau mein zu nennen, deren Name unserem Hause mehr zur Ehre gereicht, als der eines Rodenberg." „Du denkst Frau von Nerac zu tzeirathen!" sagte der General mit Vernichtender Kälte. Willst Du viel leicht auf Deinen Posten im Ministe tili in ein Hauswesen gründen? Meine Stellung zu der Sache brauche ich Dir wohl nicht erst zu erklären. Einmal habe ich eZ zugelassen, daß dies fremde Element sich mit dem unserigen einte zum zweiten Male geschieht es nicht wieder eS hat Unheil genug gestiftet. „Großvater—Du sprichst von mei ner Mutter!" brauste Raoul auf. „Ja. von Deiner Mutter, der ich ti danke, daß Du mir und Deinem Vaterlande entfremdet bist, daß Du Dich mit Gleichgiltigkeit, ja mit Wi derwillen abwendest' von dem, waS Dir das Heiligste aus Erden sein sollte. Was habe ich nicht versucht. Dich diesem Baunkreise zu entreißen! Ob mit Güte oder mit Gewalt, es ist Alles umsonst gewesen! Der ärmste Bauer hängt mit größerer Liebe an seiner Scholle, als Du an Deiner Heimath, und an der Seite einer Helois- von Nerac wäre Dein Schick sal vollends besiegelt. Wenn Dich die Furcht vor mir nicht mehr in Schranken hält, nachdem ich dereinst die Augen geschlossen, so könnte es geschehen, daß der letzte Steinrück seinem Vaterlande verächtlich den Rücken kehrt und dort drüben ein Franzmann wird an Leib und Seele!" Es lag bei allem Zorne doch ein bitterer, qualvoller Schmerz in den Worten, daß die trotzige Erwiderung erstarb, die der junge Graf auf den Lippen hatte. Er sollte der Antwort überhoben werden, denn soeben öff nete sich die Thür, und feine Mutter trat ein. Sie ahnte noch nichts von dem Voi -gl fa Heue». Der General war nach jbtt Entfernung Michael'S nur aus tinige Minuten bei ihr gewesen, um ihr die Trauernachricht zu bringen. Sein Gerechtigkeitsgefühl verbot ihtn, eine Anklage gegen Raoul auszu sprechen, ehe et ihn selbst gehört hatte. V „Da bist Du ja, Raoul.- [aflteju. K*?* .»SM!-? u jjjßj i V X, y, .?»' -f /'. "*V ', .Ich hörte, daß der Grouoakr Tich rufen ließ, um Dir die Depesche aus Steinrück mitzutheilen, und komme, um zu erfahren, ob wir zusammen reisen können oder ob Du mir erst morgen folgen wirst. Ich denke heute Abend den Kurierzug zu benutzen, um möglichst bald bei Hertha zu sein." Der General wandte Ach anschei nend ruhig zu seiner Schwiegertoch ler: „Naoul wird überhaupt nicht nach Steinrück gehen," entgegnete er. „Es sind Verhältnisse eingetreten, die ihn zwingen, hier zu bleiben." Die Gräfin erschrak, aber sie war weit entfernt, den wahren Zusam menhang zu ahnen ihre Befürchtun gen nahmen eine ganz andere Rich tung. Versagt man ihm etwa den Urlaub b-n solcher Gelegenheit?" fragte sie hastig. „Und au et) Du, Papa, kannst nicht fort, wie Tu sagtest? Es ist also wahr, was inic Leon schon ge stern andeutete? Der Krieg ist luv vermeidlich geworden?" „Darüber kann ich Dir keine Ge wißheit geben." erklärte Steinrück nur die letzte Frage beantwortend. „Daß die Dinge ernst und kriegerisch aussehen, weiß ja alle Welt, und auch Raoul muß «ich wie Jeder bereit halten, zu den Fahnen einberufen ,u werden." „Einberufen?" erwiderte die Grä fin erstaunt. „Er ist ja nie Soldat gewesen. Seine Zartheit und Kränk lichkeit haben ihn stets von der miü tiiriichen Laufbahn ausgeschlossen, uud auch das übliche Dienstjahr mußte ihm erlassen werden, weil sein Brustleiden noch nicht überwunden war." „So hieß es wenigstens! Die Aerzte haben damals eine sehr weitgehende Schonung geübt, mit der ich keines Wegs einverstanden war, denn ich hielt Raoul schon damals für gesund daß er es jetzt ist, wirst auch Du nicht mehr leugnen. Wer seinen Stolz darein setzt, der wildeste, tollkühnste Reiter zu sein wer alle Strapatzen der Hochlandsjagd erträgt, wenn es gilt, den Gemsen nachzusteigen, und keine Ermüdung kennt in einem Treiben, von dem er mehr weiß, als mir lieb ist, der wird auch wohl die Waffen im Kriege führen können." „Und Du könntest die Grausamkeit so weit treiben, von ihm das zu for dern „Was?" fragte der General eisig. »Ah so. Du fürchtest, daß er vorläu fig noch als Gemeiner eintreten muß? Das ist allerdings nicht zu ändern aber er wird es nicht lange bleiben, und übrigens werde id) dafür sorgen, daß er in meiner unmittelbaren Nähe bleibt. Da gilt er in der ganzen Umgegend für meinen Enkel und hat nur seine Soldatenpslicht zu erfüllen wie jeder Andere." „Aber gegen die Meinen!" rief Hortenfe leidenschaftlich. „Wenn es wirklich dazu kü»m jdas überlebte ich nicht!" „Man überlebt Vieles, Hortenfe, was noch schwerer zu ertragen ist. Ich begreife, daß es Dir Thränen kosten wird, und muthe Dir nicht zu, hier in der Hauptstadt zu bleiben, wenn wirklich der Sturm gegen Frankreich losbricht. Du kannst eben nicht unser Empfinden theilen. Raoul aber ist der Sohn eines Deutschen und wird als solcher seine Schuldig keit thun. Er war damals dienst unfähig ich zweifle nicht, daß er jetzt vollkommen kriegstüchtig befun den wird." Die Worte klangen sehr ruhig und sehr eisern. Aber Hortense lernte es nun einmal nicht, ihren Schwieger vater zu verstehen. Sie stürmte im mer wieder von Neuem an gegen die sen Felsen, obgleich sie wußte, daß er nicht zu bewegen war. „Es liegt aber in Deiner Macht, ihn davon zn befreien," sagte sie noch heftiger. Es kostet Dich nur ein ein ziges Wort an die betreffenden Aerzte,' daß Du das Leiden Deines Enkels nicht für überwunden hältst. Wenn der General Steinrück das erklärt, so wird es sicher Niemand wagen „Ihn der Lüge zu zeihen? Gewiß nicht, aber man wagt es doch, ihm eine Lüge zuzumuthen, wie ich sehe. Ich will der Erregung, in der Du Dich befindest, Rechnung tragen, Hortenfe, sonst —", er vollendete nicht, aber sein Blick ergänzte die Worte. Raoul hatte bisher seitwärts ge standen, ohne sich an dem Gespräche zu betheiligen, und doch sah man, welchen leidenschaftlichen Antheil er daran nahm jetzt aber trat er vor. „Großvater, Du weißt, daß ich kein Feigling bin," sagte er gepreßt. „Du hast mich oft tollkühn genannt und mich gezügelt, wo ich vorwärts wollte aber Du wirst und mußt es begrei fen, daß ich in diesen Kampf nicht gehen kann. Die Hand erheben ge gen das Volk und Land meiner Mut ier mein ganzes Innere empört sich dagegen." „Ich kann es Dir nicht ersparen," sagte Steinrück unbewegt. „In sol chem Falle heißt es Selbstüderwin dung üben und unentwegt seine Pflicht thun. Wozu all' die Worte! Es ist eine unbedingte Nothwendig keit, der Ihr Euch Beide zu beugen habt genug davon!" „Ith will und kann mich aber hier nicht beugen!" rief der junge Graf in steigender Erregung. „Ich habe niemals den Waffendienst geleistet, und auch jetzt wird man mich nicht rufen, wenn Du nicht darauf bestehst. Aber Du willst mich hineinzwingen in diesen Kamps gegen mein zweites Vaterland. Ich sehe eS jetzt nur zu deutlich Er brach ab, denn der General richtete sich so hoch und drohend em por, daß er mitten in d?r «JUH vex- -V V' frv? *, A'.:.' v'. „Ich dachte, Tu hattest nur e\n Vaterland! Kommt Dir das nicht einmal jetzt zum Bewußtsein? Nu# denn ja. Du sollst hinein in den Kamps, sollst ihn ausfechten von An fang bis zu Ende, damit Du Dich wieder auf Dich selbst besinnst. Im Sturme des Krieges, in der Erhe bung Deines ganzen Volkes lernst Du vielleicht begreifen, wo jetzt allein Dein Platz ist vielleicht bringt Dir das die verlorene Liebe zur Heimath zurück. Es ist noch immer meine ein zige, meine letzte Hoffnung!—-Sobald die Entscheidung, da ist, wirst Du Dich melden, freiwillig melden." Es war wieder einer jener energi schen Befehle, denen sich Raoul sonst stets beugte diesmal aber erhob er sich dagegen mit wildausflammendem Trotz. „Großvater, treibe mich nicht zum Aeiißersten! Du hast es mir stets vorgeworfen, daß ich das Blnt mei ner Mutter in den Ädern habe, und ich fürchte, daß Tu Recht hast. Was ich jemals an Glück, an Freiheit ge nossen in meiner schönen sonnigen Jugendzeit, das liegt drüben in Frankreich, und nur dort erscheint mir das Leben wirklich lebenswerth. Hier in dem kalten nüchternen Deutsch land bin ich nie heimisch geworden hier wird nur jeder Tropfen der Freude karg zugemessen hier wird mir immer und ewig das Gespenst der Pflicht entgegengehalten. Stelle mich nicht so eisern und unerbittlich vor die Wahl! Sie könnte anders ausfallen, als Du glaubst! Ich liebe Dein Deutschland nun einmal nicht, habe es ni? geliebt und, komme was da will—ich kämpfe nicht gegen mein Frankreich!" „Mein Raoul ich wußte es ja!" rief Hortenfe triumphirend, indem sie ihm die Arme entgegenstreckte. Stemrück stand regungslos da und sah auf die Beiden. Das hatte er doch nicht erwartet! Die Furcht vor ihm hatte Raoul bisher immer noch in Schranken gehalten. Er wagte es nie, feinen innersten Empfindungen Worte zu leihen. Jetzt brach diese Schranke, und was sie entfesselte, das erschütterte selbst die eiserne Natur des alten Grafen. S-'ine Stimme hatte einen fremden Klang, als er endlich wieder sprach: „Raoul—komm zu mir!" Der jnnge Graf rührte sich nicht. Er blieb au der Seite seiner Mutter, die den Arm um ihn gelegt hatte, als wolle sie ihn zurückhalten. So standen sie da, Beide trotzig und feindselig. Aber der General war nicht der Mann, der in feinem Hause einen solchen Widerstand duldete. „Hast Du meinen Befehl nicht ge hört? fragte er. „So muß ich ihn wiederholen. Du sollst zu mir torn men!" Sein Blick und Ton übten wieder die alte Gewalt auf Raoul aus, der fast mechanisch, als weiche er einer unwiderstehlichen Macht, sich von sei ner Mutter losmachte und dem Be fehle Folge leistete. „Du willst nicht kämpfen?" sagte Steinrück, indem er die Hand des jungen Mannes mit so eisernem Druck umschloß, daß jener einen Schmerzensschrei kaum unterdrücken konnte, „das wird sich zeigen! Ich werde in Deinem Namen die Mel dung erstatten, und bist Du erst ein berufen, so wird man Dich lehren, was Disciplin heißt. Du weißt doch wohl, was dem Soldaten geschieht, der den Gehorsam verweigert, oder dem Deserteur!" „Großvater!" schrie Raoul auf, der zusammengezuckt war bei dem schmachvollen Worte. „Ich stelle Dich vor die Wahl trotz Deiner Drohung! Und damit Du Deinen Sohn nicht zu sehr bewun der st wegen seines Muthes, Hortense, so magst Du erfahren, was Dir doch kein Geheimniß bleiben kann: Naouls Verlobung mit Hertha ist gelöst, durch Deine Schuld. Er hat bei Frau von Nerac Wort und Pflicht verges sen, die er seiner Braut schuldete." „Raoul!" rief die Gräfin entsetzt. Es klang anders als ihr Ruf vorhin. Der General ließ langsam die Hand seines Enkels los und trat zurück. „Darüber magst Du mit ihm rech ten. Das Zweite. Schlimmere werde ich zu verhüten wissen. Ich will doch sehen, ob der letzte Steinrück es wagt, seinem Namen solche Schande anzu thun und seinem Vaterlande die Treue zu brechen, wie er sie seiner Braut gebrochen hat!" Damit wandte er den Beiden de» Rücken und verließ das Gemach. Das Zerwürsniß in der Steinrück' schen Familie lastete schwer genug aus allen Mitgliedern derselben. Hortenfe war allerdings abgereist, denn der General bestand daraus, daß wenigstens ein Mitglied seines Hauses die Verwandte z.u Grabe ge leite. Er selbst konnte in der That nicht fort, und für Raoul's Nicht er» scheinen sonnte man die politischen Ereignisse wenigstens zum Vorwand nehmen die Abwesenheit Horteufe's aber hätte das Zerwürfnis} sofort der Welt offenbar gemacht, und diese fügte sich um so bereitwilliger dem Verlangen ihres Schwiegervaters, als sie ihre letzte Hoffnung noch aus ein persönliches Eingreifen setzte. In der stürmischen Scene, die vor der Abreife zwischen ihr und Naoul stattgefunden hotte, war der Name Michaels nicht genannt Worten sie wußte nichts von seinen Beziehungen zu Hertha und zu ihrer Familie über» Haupt. Heloise von Nerac galt ih» als der alleinige Grund des Bruches, und deßhalb hoffte sie «och immer, daß es ihr gelingen werde, die belei digte Braut zu versöhnen und ihrem Sohn trotz alledem das zu sichern, was er in grenzenlosem Leichtsinne mit Hertha's Hand ausgegeben halte. Der General und sein Enkel hatten $$ seit gestern.nur auf einige Minu- 'iSj^S® V Jv«' V* '-^y1 ten gesellen aber ulum biete t)?uni ten waren peinlich genug. Augen* blicklich befand sich der junge Graf im Hause feines Freundes Clermont, wohin er in vollem Trotze gegangen war, um der Mutter und dein Groß vater zu beweisen, daß er kein Knabe mehr sei, der sich in solchen Dingen befehlen oder verbieten lasse. Er war allein mit Heloise und hatte ihr soeben mitgetheilt, was gestern ge schehen war, aber in einer solchen leidenschaftlichen Art, daß man deut lich sah, wie tief es ihn erregte. „Der Würfel ist gefalle«!" schloß er endlich. Meine Verlobung mit Hertha ist gelöst. Ich bin frei, wie Dn es bist, und zu verbergen gibt es nichts mehr. Jetzt sage es mir end lich in klaren, deutlichen Worten, Heloise, daß Du die Meine werden, daß Du meinen Namen tragen willst. Noch hast Du das nie gethan." Die junge Frau hatte schweigend zugehört, aber zwischen ihren Brauen lag eine Falte. Es schien fast, als ob' ihr dieser Ausgang nicht erwünscht sei. „Nicht so stürmisch, Raoul!" wehrte sie ab. „Du hast es mir eben selbst bekannt, daß Dein Großvater diese Verbindung niemals zugibt, und Du hängst gänzlich von ihm ab." „Für den Augenblick! Für die Zukunft bin ich der Majoratserbe, und das kann mir kein Testament rauben. Es ist Familiengesetz in unserem Hause. Du weißt es ja!" Heloise wußte das allerdings sehr genau, aber sie wußte auch, wie ge ring, ihren Ansprüchen nach, die Ein Iiinfte dieses Majorats waren. Die Sache war ja schon vor Monaten Gegenstand einer eingehenden Erör terung zwischen ihr uud dem Bruder gewesen, und das Zukunftsbild, das Henri ihr damals so schonungslos ausmalte, das Leben auf einem ein samen Gute in der Provinz, hatte wenig Verlockendes für eine Frau, die nur athmen konnte in dem glän zenden Treiben der Gesellschaft und für die Glanz und Luxus Lebens bebiirfniffe waren. „Sa laß uns auf die Zukunft hof fen!" sagte sie rasch ablehnend. „Die Gegenwart ist uns feindlich genug. Nicht allein der Streit in Deiner Familie, auch die politischen Ereig nisse drohen uns zu trennen." „Trennen?" fuhr Raoul auf. „Weßhalb?" „Nun, es versteht sich doch von selbst, daß wir nicht hier bleiben, wenn der Krieg wirklich ausbrechen sollte, den auch mein Bruder für un vermeidlich hält. Sobald unsere Gesandtschaft die Stadt verläßt, ist auch unseres Bleibens nicht länger. Henri hat mir bereit» mitgetheilt, daß ich mich auf eilte schnelle und unerwartete Abreise gefaßt halten muß." „So laß Henri gehen, aber Du bleibst! Dich lasse ich nicht fort! Ich weiß, daß ich ein Opfer von Dir ver lange, aber bedenke, was ich Dir ge opfert habe! Dich jetzt zu verlieren, ertrage ich nicht! Du mußt hier bleiben!" „Wozu?" fragte die junge Frau herb. „Vielleicht, um mit anzusehen, wie der General seinen Willen durch setzt, wie Dn in voller Uniform ab nuirfchirst gegen Frankreich?" Raoul ballte die Hand. „Heloise, treibe nicht auch Du mich zur Verzweiflung! Wenn Du wüß test, was ich Alles habe ertragen müs sen, was ich noch erlragen muß! Mein Großvater er hat seit gestern keine zehn Worte mit mir gesprochen. Aber er hat einen Blick, einen Ton, die mein Blut zum Sieden bringen. Es liegt die vollste Verachtung darin. Meine Mutter, von der ich nie etwas Anderes empsangen habe als Liebe und Zärtlichkeit, überschüttet mich mit Vorwürfen. Henri will fort. Jetzt sprichst Du auch von Trennung, und ich soll allein bleiben, während, es von allen Seiten aus mich einstürmt das ertrage ich nicht." Er warf sich in der That wie ein Verzweifelter in einen Gessel. Heloise blickte mit eitttni Gemisch von Mit leid und Unwillen aus den jungen Mann, der mit all seiner Ritterlich keit und Tollkühnheit, mit seiner Verachtung jeder äußeren Gefahr, doch wie ein Rohr im Winde schwankte, sobald es sich um den moralischen Muth handelte. „Müssen wir uns denn trennen?" fragte sie leise. „Das steht ja bei Dir. Raoul!" Et blickte befremdet» fragend auf. „Bei mir?" „Gewiß. Ich kamv nicht bleiben, so wenig wie Henri. Wir wissen es ja aber, daß Du im Herzen unser bist, daß nur der Zwang Dich aus der deutschen Seite festhält. Nun wohl,, entreiße Dich diesem Zwange folge uns nach Frankreich!" „Bist Du von Sinnen?" rief Raoul aufspringend. „Jetzt am Vorabende des Krieges? Das wäre j.a Ver rath!" „Es wäre mir ein tapferer, muthi ger Entschluß, ein kühnes Bekenntniß der Wahrheit. Wenn Du hier bleibst, belügst Du Dich selbst und alle Ande ren. Was gibst Du denn, aus? Ein Land, in dem Du fremd geblieben bist unb ewig fremd seta wirst. Ver hältnisse, die Dir unerträglich ge worden sind, einen Großvater, mit betn Du Dich im offenen Kampfe de findest. Die Einzig.), nach der Du fragst. Deine Mutter, mag Dir jetzt grolle« über das Scheitern ihrer Pläne bei diesem Schritt grollt sie Dir sicher nicht." «Ich heiße (Steinrück!* sagte Raoul finster. „Das hast Du wohl verges sen, Heloise?" „Ja, so heißest Du, aber Du bist ein Montigny vom Scheitel bis zur Sohle. Du hast Dich dessen oft vor uns gerühmt, wozu es denn verleugn -bc allein Tir T^'in 7eufen und Fuhlen vorschreiben? Hat das Blut der Mutter nicht das gleiche Recht? Zu ihrem Lande, zu ihrem Volke zieht es Dich mit ganzer Seele, und man will Dir als ein Verbrechen anrechnen, was doch nur die heiligste Macht der Natur ist man will Dich zwingen, gegen uns zu kämpfen. Das ist Ver rath, und dazu wirst Du Dich nicht brauchen lassen!" Raoul hatte sich abgewandt, als wolle er die Worte nicht hören, und doch sog er sie begierig ein. Das waren ja feine eigenen Gedanken, die ihn Tag für Tag umschlichen, die er von sich wies und die doch immer wieder kamen. Das Einzige, was ihn hätte davor schützen können, ein Pflichtbewußtsein, besaß der junge Gras nun einmal nicht. Die Pflicht war ihm stets als ein Gespenst, als ein eiserner Zwang erschienen. So stand sie auch jetzt vor ihm. aber sie schreckte ihn wenigstens noch. „Hör' auf, Heloise!" sagte er ge preßt. „Ich kann, ich darf das nicht böreti, und," er richtete sich plötzlich mit einer energischen Kraft empor, „ich will es auch nicht hören laß mich fort!" Er wandte sich in der That zum Gehen, aber jetzt trat die junge Frau zu ihm und legte ihre Hand auf sei tteil Arut. Ihre Stimme klang bit tend, überredend und wieder traf ihn der weiche verschleierte Blick, den er nur zu gut kannte. „Komm mit uns, Raoul! Du ver zehrst Dich ja in diesem unseligen Kampfe mit Dir selbst. Du gehst zu Grunde daran, und ich glaubst Du, daß ich die Trennung von Dir leicht ertrage? Daß ich weniger leide als Deine Mutter, wenn ich Dich in den Rethen unserer Feinde weiß? Folge uns nach Frankreich!" „Heloise laß mich!" Der junge Graf machte einen verzweiflungsvol len, aber ohnmächtigen Versuch, zu entrinnen es war vergebens. Im mer bestrickender klangen die Worte, denen er nickt entfliehen konnte im mer enger und dämonischer umwand ihn die schillernde Schlange. „Er wird Dich zu zwingen wissen, der eiserne und unerbittliche Greis! Er hat Dich ja stets gezwungen. Ent reiße Dich feiner Gewalt, ehe er feine Drohung wahr macht! Noch ist der Krieg nicht erklärt, noch darfst Du frei handeln. Verschaffe Dir einen Urlaub im Ministerium, gleichviel, auf welche Art und unter welchem Umstände. Wenn Du fern bist, wenn Dich die Ordre nicht erreichen kann—" Nimmermehr!" rief Raoul» Er fühlte, daß er im Begriff war, zu er liegen. Aber da bäumte sich noch der letzte Rest von Ehrgefühl in ihm em por. Das Bild feines Großvaters tauchte vor ihm auf, des „eisernen, unerbittlichen Greises" mit der töd lichen Verachtung im Blick das trug den öieg davon, selbst iioer den dro henden Verlust der Geliebten, und entriß ihn noch einmal der Gefahr. „Nimmezniehr!" wiederholte er, sich loßreißend. „Ich könnte nicht leben mit dem Bewußtsein, auch nicht an Deiner Seite leb' wohl, He loise!"' Er eilte nach der Thür und traf dort mit Henri Elermont zusammen, der soeben von einem Ausgange nach Hanse zurückkehrte und ihn aufhalten wollte. „Wohin denn so stürmisch, Raoul? Hast Du denn keine Minute für mich übrig?" „Nein!" stieß der junge Graf her vor.. „Ich muß fort augenblicklich leb' wohl!" Er stürmte hinaus. Elermowt sah ihm verwundert nach und waâte sich dann zu feiner Schwester. „.Was hat Raoul? Was bedeutet dies Fortstürmen?" „Es ist feine Antwort ans meine Zumuthuitfl, uns nach Frankreich zu folgen," entgegnete die junge Frau in tiefgereiztem Tone. „Dtt hixft es! Er sagt mir Lebewohl." Henri zuckte nur die Achseln. „Für heute! Morgen wird er wie verkommen. Ich dächte, Dn kenntest doch jetzt Deine Macht über ihn hin reichend. Er hat eine Hertha Stein rück aufgegeben um Deinetwillen und mit ihr ein fürstliches Vermögen Dich! gibt er niemals auf:-" Dirs drohende Wettet war losge brochen die Kriegserklärung war er folgt, und jetzt überstürzten, sich die Ereignisse in so wilder Hast, daß jede persönliche Angelegenheit und jedes persönliche Interesse von. ihnen über fliithet wurde. In der Wohnung. be& Marqui» von Montigny stand Alle4 gepackt und reisefertig. Er war zurückge blieben, um in Vertretung des Ge» sandten das Letzte zn ordnen, wollte nun aber auch in einigen Stunden abreifen. Vorher schielt er jedoch, noch Jemand zu erwarten, denn er trat von Zpit zu Zeit an das Fenster und spühta ungedulÄig hMaus. End» lich meldeie der Diener den jungen Grafen Steinrück. und. dieser trat sc* gleich ein. Raoul sahunMwöhQÜch bleich aâ und in. seinem ganzen We seit lag etwas seltsam Verstörtes, das fintiern Oheim-jedoch ndcht ausfiel in jetziger Zeit war ja Alles in fieberhafter Erregung. ($e reichte ihm flüchtig die Hand. „Hast Du mein Billet erhalten? Ich stehe im Begriff abzureisen, aber ich mußte Dich unter allen Umständen bar her noch einmal sprechen." „Ich hätte Dir jedenfalls Lebewohl gesagt," entgegnete Raoul. „Die Mama wird freilich trostlos darüber sein, daß Du nicht einmal Abschied von ihr hast nehmen können." 1 Soll btt R»«e fcfft VjUelS „Ich mich sofort nach Paris zu riitV erklärte Montigny achfeizu .. iteat, „P-uuMâ, Hat V i:-'V£v oereils non 31•:i:tr:ies auv gdajrtf* den, aber eben dieser Brief zwingt mich, mit Dir zu sprechen." Der junge Graf richtete sich mit vollem Trotze auf, denn er wußte, was folgen würde. Horteufe hatte dem Bruder, den sie bet ihrer schnel len Abreise nicht mehr gesehen hatte, brieflich ihr Herz ausgeschüttet, und es galt nun, einen Sturm auch von dieser Seite zu bestehen. In der That hielt sich der Marquis nicht mit einer Einleitung aut, sondern ging sofort zu der Hauptsache über. „Deine Verlobung mit Hertha ist gelöst, wie ich höre! Auch mir ist eS unbegreiflich, wie Du sie aufgeben konntest, und ich fürchte. Du wirst es nur zu bald einsehen, was Du damit ausgegeben hast. Und das ist schließ lich Deine Sache. Meine Schwester schreibt mir aber, daß Du beabsich tigst, die Dame, um deretwillen der Bruch stattfand, Frau von Nerac, zu Deiner Gemahlin zu machen, und ist außer sich darüber. Ich habe ihr freilich zugleich mit meinen Abschieds zeilen die Beruhigung gesandt, daß es nicht so weit kommen wird." „Weßhalb nicht!" fuhr Raoul auf. „Bin ich ein Kind, das sich noch gän geln und bewundern läßt? Ich bin mündig, auch vor dem Gesetz das scheint Ihr Alle zu vergessen, und wenn sich Alles dagegen setzt, Heloise wird mein ich lasse sie mir nicht rauben!" Es sprach nicht bloß Trotz- aus diesen Worten eine wilde Leidenschat lag in ihnen,, und das fieberhafte Erregte und Verstörte des jungen Mannes trat dabei so deutlich hervor, daß auch Montigny es jetzt bemerkte. Er milderte unwillkürlich den Ton, und die Hand seines Neffen ergrei fend, zog er ihn neben sich nieder. „Vor allen Dingen, Raoul, ver sprich mir, ruhiger zu werden. Wenn Du eine bloße Andeutung schon mit solcher Heftigkeit aufnimmst, wie willst Du dann die volle Wahr heit ertragen? Hätte ich geahnt, wie tief Du verstrickt bist, ich hatte langst gesprochen. Mit der Kriegserklärung fällt allerdings ein Theil jener Rück sichten, die mir Schweigen auferleg ten dennoch fordere ich Dein Ehren wort, daß das, was ich Dir jetzt mit theile, kein Dritter erfährt, auch Deine Mutter nicht." Die ernsten ruhigen Worte, durch die ein Ton von Mitleid hindurch klang, verfehlten ihre Wirkung nicht aber Raoul gab keine Antwort, und der Marquis fuhr fort: „Ich habe Clermont schon vor Mo naten gedroht, Dir die Augen zu öff nen, wenn er Tich nicht aus den Händen ließe, und er war vorsichtig genug, Dich zu bestimmen, Eure Be ziehungen fortan geheim zu halten. Ich und Hortenfe,. wir ließen uns Beide täuschen aber ich kann und werde es nicht zulassen, daß der ein zige Sohn meiner Schwester sslchen Schlingert zum Opfer fällt. Du weißt nicht, wer und was dieser Cler mont ist „Onkel Leon," unterbrach, ihn Raoul heftig, aber mit qualvoll ge preßter «Stimme, „sprich nicht weiter, ich bitte Dich. Ich will nichts mehr hören, nichts wissen verschone mich!" Montigny sah. ihn befremdet und bestürzt an. „Du willst nichts wissen? Du weißt also doch etwas, wie es scheint? Und hast dennoch „Nein, nein, ich ahne nut, und das auch erst seit gestern. Ein Zuf.all frage mich nicht!"' (Fortsetzung folgt.) Z u e e e n Cousine:: Sie dürfen mir glauben, Cousin, daß ich-alls Männer hasse, verabscheue!" Eousin: „Ganz mein Fall auch ich fühle mich am raohlftenin Domen ge sells chaft!" Zarter W ink. „Darf ich jetzt um Urlaub in die. Heimach, bitten* Herr Feldwebel, ober erst einige. Wochen später?" „Ist Ihr Vater nicht Schlächter?" „Zu.BefeM."' »Na mir soll's Wutschi feini" Wann, o ttxa.n.n?. Mutter: „Pst, mein Kind.. Kinder müssen schweigen, wenn ältere Leuten, sprechen." Kind: „Ja, wann sollen denn aber die Kinder sprechen, Mama.? Alte Leute reden ja immerzu?" Im Gerichtshöfe. Rich ter: „Verheirathet?" Angeklagter: „Ich nicht, aber meine. Frau!" Rich ter:. „Machen Sie hier. ltin£ schlechten Witz«!" Angeklagter:. „.Gott be wahre mich mir sind von einander ge schieden und meint «f.raii hat sich wie der verheirathet!" KurKr.t. bat Heusteber. ^abtpfarrejK. „Werden Sie auch isi diesem Sommer wieder das Heufieber bekommen?." Landpfaerer: „Glaube nicht, meint*. Gemeinde, ijjt zu geizig ge worden." Stelte.ne. OettgtnheiL A.: „Haben Sie schon gehört, da& Mr3. Jmies dcwcmgela.u.f.en ist?" —Ö,.\ „Ist es möglich?"—A.: „Sie maÄje sich bit: Gelegenheit z.u Nutze, als ihr Mann, ein Aad nahm, um mit einem andern Manie durchzugehen, und der öercabte spricht die Ueberzeugung auâ, daß die Ehrvergessene schon f«t sechs Monaten «uf diese Gelegenheit aewartet habe." DetSchillerlennet. Sie: »Geßler? Wer war Geßlec?" Er: „Er war ein Tyrann, meine Liebe, und zugleich ein Versicherungsagent." Sie: „Ach. rede doch keinen Unsinn!" Er: „Das ist durchaus kein Un sinn. Sagt Wilhelm Tell nicht im dritten Akt zu Geyler: Weil Du mich meines Lebens Haft versichert, so will ich t«W°hw.,tStunM.é »v fi v% V 5 mm kleine Versehen. «iSafciit Kiihnle. die T-cht-i mmelter «lern, hatte sich -u? Lust und Liebe zur Sache, sott:e aus Hu--. manilätsgründen zur Wundärztiir.. ausgebildet und ein Zeugniß als tolche erhalten. Sie sehnte sich nun danach, recht bald eine Gelegenheit zu finden, um bei einem Unfall ihre Kunst zeigen %u können. Die Gelegenheit fund sich. Auf der Straße stürzte ein Mann und brach ein Betn. Fräulein Kiihnle was sofort zur Stelle sie erbat sich vow einem Vorübergehenden etnenSpazier- stock, zerbrach denselben in drei Stücke,, bediente sich dieser als „(Schienen",zer,' riß ihren Unterrock, um das nöthige Leinenzeug zu haben und legte bannt einen ganz kunstgerechten Verband an. das Vein an. Nachdem sie damit sex** tig geworden, fuhr sie mit dem Patien-» ten nach dem Hospital. Der Hospitalarzt frug: »Wer har dies Bein schön rmd sauber oerbun den?" „Ich," antwortete das Fraulein er röthend. „Das muß' ich sagen/ fuhr derArzt fort, „nach allen Regeln der Wu.id-. arzneifunft, es fehlt auch nicht das Tüpfelchen ausi dem i Nur ein klei nes Versehen haben Sie gemacht, menschenfreundliches Friraleis. Sie haben nämlich den Verband an das gesunde Bein des Mannet angelegt. Zuflucht. Ist mir gar so weh um'S Hey, Daß ich möchte weinen, Kränkt mich gar so fehr Ver 2BcR Ewiges Verneinen Wandle still ich vor das Hcazi^ Wo die „Blumen" sprießen,. Wo aus Fässern, altersgrau^ Süße Brünnlein fließen. Tiefausathmend tret' ich ein^ Grüße alle Gäste, Sitz' im Ofenwinkel damv Wie in einem Neste. Ach, da saß ich manchmal schau Aus dem Stuhl, dem alten, Sah' des Wanderlebens rrcßG/' Wechselnde Gestalten. Wie sie kommen, tote sie geh'n Wie sie länger säumen, Um gleich mir ihr Lebensweg" Stille zu verträumen. r Und durch alle Bilder flicht: Mir des Wirthes holdes Blondlockiges Töchterlein Fäden zarten Goldes. Die Ursprache. Der Streit darum, welche Sprache zuerst auf der Erde gesprochen worden ist, hat Jahrhunderte lang die Gemü ther der Gelehrten in unnöthige Auf regung gesetzt. Lange 'hielt matt He bräisch, die Sprache der. Bibel, für die Ursprache. Es fanden sich patriotische Eiferer, die diese Ehre für dm Sprache ihres Landes in Anspruch nahmen. Der vergleichenden Sprachwissenschaft ist es gelungen, Sprachfamilien nach zuweisen, von einer Ursprache sieht man heutzutage völlig ab. Jedoch ist die Frage nach derselben uralt. Kö nig Psammetich von Egypten, der von 664 bis 610 vor Christi Geburt re» gierte, dachte sie auf eine'originelle Art iinb Weise zu lösen. (£r übergab ei nem Hirten zwei Säuglinge mit dem strengen Befehle, nie vor ihnen das geringste Wort hören zu:lassen und ihre Ernährung nur Ziegen anzuvertrauen. Nach zwei Jahren sprachen sie ihr er stes Wort, es lautete „bekos", und Psammetich erfuhr auf seine Erkundi gung, daß so die Phrygier das Brot nannten. Nun galt es für den könig lichen Sprachforscher für ausgemacht, wer das Urvolk, was die Ursprache sei. Zur Literalurdcs KusseS. Lambroso erklärt dié Gewohnheit des Küssens für einen Atavismus, ein Ueberbleibsel aus der Urzeit menschli eher Entwickelung, dessen wahre Be deutung uns längst verloren gegangen ist die nämlich, daß vermittelst des Aufeinanderpressens von Mund auf Mund die Mutter der Urzeit ihrem dürstenden und noch hilflosen Kinde den erquickenden Trank einflößte, den sie aus dem quellfrtfchra Bache ausge schlürft hatte. Wann-sich zum ersten Mal Liebende geküßt, ganz itrteingedenk des atavistischen Ursprunges ihrerZäri lichkeitâzeugungen, darüber sagt bet italienische Physidloge nichts. Mit Lombvvsos Definition, der Kuß sei ein Atavismus, werden sich gewiß nicht Viet5 befreunden. Wir Deutschen- ha ben ja diesem angeblichen Ueberbleibsel cyuë'der Urzeit vine ganz moderne Er klärung gegeben Denn wir sagen de famrtlich scherzhaft: „Ein Kuß ist ein Preßerzeugniß», bei dem der Mrchdruck âubtist^ U n rit Kollege». Alter Freund (Landarzt, zu Besuch bei sei mm Kollegen in der Äadt): Ich Saune nutr,. daß Deine langjährige Praxis Dir so viele freie. Zeit übrig läßt. Dm führst ja ein äußerst behag liches Leben. Doktov (Stadtarzt): Bin auch recht zufrieden, meine Pa tienten sterben hintereinander» und da so viele Erbonkel und Erbtanten dabei sind, fehlt es mir auch seitens der Hin terbliebenen weder an entsprechender Honeâung noch an schmeichelnderAn-» erkmmng! Boshafte Frage. ffr8u* lern: Ich rubere, bin im Damenchor eines Gesangvereins, kann reiten, schwimmen und jetzt lerne ich auch noch das Nabfah«tii! Herr: Wie und da haben Fräulein noch immer keinen Bräutigam? Hm, was mag da nut, 1 schuld fein? v. u ws'-'ct J.' ',w ^1 i\| I ilf :jt .5 •«^1 vjj" 'L" ,Vf -'f r. i if v%,1 Vi 'jfii 'S *x 'É\ s 4 \n\n Roman von L. Werner.