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«7 v... V Hroß. Das terlomie pMtes. Wman boii Anton v. Perfall. (5. Fortsetzung.) 'kM der! sagte der Graf, lachM auf «Jitty zeigend, fernen. Sinn für die Wunst? Na, das ist mir ja das Aller- Weueste! Wenn ein wildes Pferd oder lchine neue Flinte mit ihrer Kunst etwas •Ju thun hat, dann gebe ich es zu. Kitty war mit Gluth übergössen. Noch nie in ihrem Leben fühlte sie sich •so beschämt. Du gehst denn doch zu weit in dei Sem Scherz, Papa, erwiderte sie. Stenn ich auch in dieser Beziehung %iel versäumt habe, was ja am Ende licht meine, sondern die Schuld meiner Erzieher wäre, so hat es mir doch nie Mn warmer Empfindung gefehlt für chlles Gute und Schöne. Herr Ma Dowsky muß mich geradezu für unge bildet halten, beiner Schilderung 4iach Beruhigen Sie sich, Comtesse, das ist nicht mehr möglich, entgegnete ga lent btr Maler. Kitty warf ihm einen dankerfüllten Mick zu. V Für ungebildet? Weil du nichts von tier Kunst verstehst? Das wäre nicht Abel! Nicht wahr, Herr Makowsky, Has glauben Sie ja selbst nicht. Aber sehen Sie, so ist meine Tochter! Jede Woche für etwas anderes begeistert! «Einmal ist es die Jagd, dann sind es Pferde, auch die Kohlengrube war Msn an der Reihe. Morgen kommt Her Circus daran und dann wahr Icheinlid) Ihr Atelier! Graf Seeseld lachte in seiner ge lohnten lärmenden Weise. y Kitty standen die hellen Thränen in "bert Augen. Das finde ich ganz begreiflich, Herr XSkaf, so geht es allen Phantasiemen sehen, und ich würbe es mir zur groß ten Ehre schätzen, wenn mein Atelier Ihrem Fräulein Tochter auf dieser Hvechselvollen Reise vielleicht einen kur jgm Ruhepunkt bieten darf, entgegnete Makowsky, im Begriffe, sich zu em ^fehlen. Nach all' den müßigen Spielereim? Dazu dürfte Ihnen Ihr Atelier doch HU gut sein! sagte Kitty bitter. Im Gegentheil, Comtesse, ich bitte Wie sogar, nach all' den. durchaus nicht müßigen Spielereien. Es wirkt dann Besser. Ja, Sie müssen kommen! Sie find mir noch den Namen schuldig un ttr 'dem Bilde! Sie reichte ihm die Hand. Er hielt sie länger als nöthig in der seinen. Ich komme! sagte sie bestimmt. Makowsky empfahl sich. Kitty kehrte mit dem Grafen, in den Saal zurück. Du machst aber sonderbare Be fenntfchasten, bemerkte dieser. Man igeht doch nicht auf das Generalstabs Wicnic, um sich eine Stunde lang mit filtern Herrn Makowsky zu unterhal ten! Wie so ein Mensch nur dahin kommt! Das begrsise ich allerdings auch nicht, sagte Kitty in einem spöttischen Sonic. Hast du 'den Maler endlich ange bracht? sprach Georg sie an. Das Volk kenne ich! Alles Reclame! Mor gen wird in allen Zeitungen stehen, Haß der „berühmte" Makowsky mit der Gräfin Seefeld einen Walzer ge tanzt. Da irrst du dich wohl! Sein Ehr geiz ist in dieser Beziehung nicht sehr Aber ferne Einbildung, willst du sagen! Na, so lassen wir den Leuten ihr unschuldiges Vergnügen. Kitty konnte dem Cotillon nicht ausweichen. Sie wurde überschüttet j? mit Bouquets und schönen Worten. Vergebens sah sie sich nach Makowsky Itm, er war nicht mehr im Saale und sie empfand ein freudiges Gefühl dar ||ber. Kaum war der Tanz zu Ende, so drängte sie nach Haufe, sie fei ermüdet, .habe Kopfweh. Graf Seefeld war aus zwei Grün den sehr unzufrieden mit dem Abend. vGeorg für zögerte ganz unbegreiflicher Weise mit seiner Werbung. Das heu tige Benehmen Kittys, ihr Interesse an bëm Maler, so bedeutungslos es auch mt und für sich war, ließ ihn fürchten, baß feine Erziehung doch nicht ganz fehlerfrei und ohne Bedenken war. Weltdame besaß Kitty unbedingt ine Anlagen. Georg gab sich schon der Hoffnung Sin, seine Cousine habe über dem Ma ßowsky und sein Geschwätz das Cir Mlsproject vergessen dann wollte er Hem Maler ja noch dankbar sein. 5 Er begleitete die Seefelds bis zur Hquipage in der Einfahrt. Kitty war in der besten Laune. Sie Hatte auch ihr Kopfweh längst wieder vergessen. Gerade jetzt wollte'sie das Eircusleben kennen lernen. So geht allen Phantasiemenschen! sagt Ma 'ßowsky. Sie wird das jetzt alles in minderem Lichte sehen, in künstlerischem Sichte, dem dieser Mann erst ihre Au Hen geöffnet. Also morgen zu Cinelli! Ich er zvarte dich, Georg! rief sie dem Ver blüfften noch aus dem abfahrenden Magen zu. Z In Kittys glühendem Haupte jagten Hch die Gedanken: Es gibt also noch sine andere Welt, eine dritte, die auch Kranz nicht kennt, in die man sich u*' Un rennte im TtofhfaUc. Die Welk fort Kunst, der Phantasie des liebersinnlichen, wie er sagte, und der Won ihm nur leise gelüstete Vorhang, Her diese jedem profanen Auge ver Mloß, liefe sie ein phantastisches.Bild schauen ft- buchtenden Farben, gegen Welches alles um sie her welk erschien, *taii jn nrmi r,is «t Viertes Capltet. Kitty war den andern Tag noch mit ihrer Toilette beschäftigt, als ihr schon Georg von Prechting gemeldet wurde. 'Der Name riß die ganze bunte Kette bort Gedanken, mit der sie eben ein so reizendes Spiel trieb, jäh entzwei. Was wollte sie denn im Circus? Das Blut stieg ihr in das Gesicht, in dem ihr die Erinnerung kam, was sie dort wollte. Eine Kunstreiterin be obachten als Nebenbuhlerin! Wie ihr das heute lächerlich, erbärm lick vorkam! Und gestern hatte sie ein lebhaftes Interesse daran! Also lag etwas zwischen gestern und heute! Eine Nacht! Aber eine Nacht, wie sie noch keine erlebt. Wenn man das al les malen könnte, was sie gesehen! Daran dachte sie auch noch nie: einen Traum malen! Armer, junger Mann, was sind dagegen deine Ent würfe? Und das alles einem schil dem können, der es dann auf die Leinwand bringt! Einem? Das geht doch nicht! Einem Manne! Dem müßte man ja ganz nahe stehen, sein zweites Ich sein sein Genius. Allen gro sen Männern steht einer zur Seite. Sie hat ihn auch schon aus Bildern als Allegorie gesehen, immer eine weibliche Gestalt! Georg drängte. Es sei höchste Zeit, wenn man noch in die Probe kommen wollte. O, dieser langweilige Circus! Wenn sie jetzt in das Atelier Makowskys eilen und ihm die Bilder der Nacht offenbaren könnte! Da sollte er ihr lauschen, wie sie gestern ihm, und was er gestern wohl nur aus' schmeichelnder Höflichkeit gesagt, das würde er heute begeistert rufen: Sie sind eine große Künstlerin, Comtesse! Und warum sollte sie nicht hingehen in Begleitung ihres Vaters? Das wäre ja doch viel schicklicher, als mit Georg in den Cir cus. Ihr Entschluß war rasch gefaßt. Sie traf Georg bei dem Vater. Ein erregtes Gespräch wurde bei ihrem Eintritt plötzlich abgebrochen. Sie war der Gegenstand— kein Zweifel! Die starke Erregung, die sichtlich im Vater noch nachzitterte, die Befangen heit Georgs, dessen Scherze sehr er zwungen schienen, ließen sie nicht zwei feln. Ein Gedanke kam ihr, der ihr Innerstes empörte: Papa hat dich eben diesem Manne aufgedrängt und er Ich gehe nicht in den Circus, sagte sie energisch. Georg zuckte die Achseln. Es lag kein besonderes Bedauern darin. Warum auf einmal nicht? fragte der Gras mit einer ihm sonst unge wohnten Strenge. Ich hab' es mir überlegt, es paßt sich nicht für mich! Hat dir das Herr Makowsky beige bracht? fragte der Graf. Kitty fühlte, daß sie erröthete. Die Ahnung des Vaters, die sie in seinen Augen las, trieb ihr das Blut und er mahnte sie zugleich zur Vorsicht. Dieser arme Mensch! Was soll der noch alles verbrochen haben, sagte sie in leichtem Tone, daß er mich eingela den hat, sein Atelier zu besuchen? Nun, ich finde, das paßt sich weit weniger für dich, meinte der Gras. Ein Atelier besuchen? Mit dir? Ja, warum denn? Das verstehe ich nicht! Gras Seefeld war ärgerlich über die Blöße, die er sich gegeben. Aber heute doch nicht gleich, erwi berte er polternd. Was soll sich denn der eitle Mensch einbilden! Ja, aber wer spricht denn davon? erwiderte Kitty in echt weiblicher Ver schlagenheit, sofort einsehend, daß jetzt nicht die rechte Zeit sei, ihr Vorhaben auszuführen. Wenn dir so viel daran liegt, gehe ich auch in den Circus. Mir daran liegen? Mir daran lie gen? Du weißt ja selbst nicht, was du willst! Jeden Tag was anderes! Dein plötzliches Abspringen von der Idee ist doch ausfallend! Wenn Kitty einmal nicht will! Ich will gewiß nicht lästig fallen, be merkte Georg. Kitty geht und damit fertig! Sie muß sich einmal dieses wetterwendische Wesen abgewöhnen. Sie ist kein Kind mehr. Gut, dann gehen wir. Wie ihr aus geregt seid! Du hast wohl Miß Arabella auf meinen Besuch schon vor bereitet? wandte sie sich an Georg. Und die Dame hat allergnädigst zugesagt? Da darf ich freilich nicht zögern. Der Graf hielt in feinem Rundgang inne und warf einen scharfen Blick auf Georg: Das wird wohl nicht nöthig gewesen sein. KittyS Einbildung, weiter nichts, bemerkte Georg verlegene Die beiden gingen. Was habt ihr denn foétfrtg gespro chen, als ich eintrat? fragte Kitty, als sie auf der Straße waren. Ach, Geschäftliches! antwortete Ge org ausweichend. Halte mich doch nicht für so albern. Ich will dir sagen, wovon ihr gespro chen habt. Von unserer Heirath! Kitty! George blieb einen Augen blick stehen, als ob er umkehren wollte. Wie kannst du so etwas sprechen, auf offener Straße? Serade auf offener (Strafe. Vo ersparen mir uns cm unausbleibliches Tete-a-tete, das für uns beide üWeilich und Peinlich zugleich ware. Damit willst du sagen Daß du keine Angst zu hüben brauchst. Ich heirathe dich nicht, Ge org! Georg verblüffte diese geradezu ver bluffende Offenheit, trotz seiner rei-, chen Erfahrung. So einfach hatte er sich die Lösung dieser Frage, die ihn seit Wochen beschäftigte, doch nicht ge dacht. Auch die materiellen Vortheile, welche er mit Kitty verlor, waren ihm jetzt in ihrer ganzen Bedeutung gegen wärtiq. Weil du einen anderen' liebst, nicht wahr? sagte er. $V, 'äâ Jetzt' war das Verbliifftsetn an Kitty. Wer sagt das? 1 Ich! Franz liebst du! Kitty empfand einen heftigen Schmerz bei Nennung dieses Namens, andererseits athmete sie erleichtert aus. Sie fürchtete einen anderen zu hören und erschrak zugleich selbst über diese ihre Furcht, zu welcher nicht der ge ringste Anlaß war. Wie sollte Georg daraus kommen, daß sie Das ist nicht wahr! erwiderte sie. Ich liebe Franz als meinen besten Freund und Verwandten, weiter nichts Und eure Verirrung in Schwarz acker den letzten Tag? Georg, ich muß dich bitten Nun, ich habe mich vielleicht falsch ausgedrückt. Euer Zurückbleiben, soNe das wirklich ganz unabsichtlich Ah so das meinst du? Was beim sonst? fragte Georg spöttisch. Lassen wir das Gespräch! Du hast recht, ich hätte es nicht beginnen sollen, aber mein Widerwille gegen diese ge Heime Familienabmachung trieb mich dazu. Von deren Wichtigkeit du eben keine Ahnung hast. Unter Umständen muß man der Familie aber ein Opfer brin gen. Und du wärest stark genug zu diesem Opfer, wie du es nennst? Ich hoffe es, Kitty. Ich aber nicht, ich nicht! Zu diesem Opfer nicht! Aber zu einem anderen. Zu welchem? Zu einem Opfer wahrer Liebe alles, alles, wenn es fein müßte! Georg stutzte. Was hättest du denn zu opfern, wenn du Franz Immer mit Franz! entgegnete Kitty ärgerlich. Du bist ja aus einmal sehr brüderlich gesinnt. Georg fühlte, daß er zu weit gegan gen war. Nun, ich meine nur aber von wem sprichst du «denn, wenn nicht von Franz? Kitty hüllte sich tiefer in ifaen Pelz und schwieg. Dieses Gespräch inmit ten des Stroßenpublikums, wobei man jede Erregung sorgfältig verbergen, selbst die Miyie beherrschen mußte, er schöpfte sie geradezu, außerdem war sie nahe daran, den reinsten Unsinn zu schwatzen, den sie dann später gewiß bereuen würde. Sie waren vor dem Circus ange langt. Herr Cinelli, der Besitzer, ein alte rer Herr in tadelloser Reittoilette, be grüßte Georg wie einen alten Bekann ten und warf Blicke auf feine Begleite rin, vor welchen diese entrüstet die Augen zu Boden schlug. Erst als Georg ihm seine Cousine vorstellte, verwandelte sich der Unverschämte in den gewandtesten Cavalier. Er schien kein rechtes Vertrauen zu haben auf den vormittäglichen Besuch des Circus, noch dazu in Gesellschaft Georg von Prechtings. Von drinnen ertönten abgebrochene Musiktacte, das Klatschen der Peit schen, Commandorufe, Herr Cinelli zog den schweren Vorhang zur Seite und forderte Kitty mit einer galanten Verbeugung zum Eintritt auf. Die Musik stimmte eben eine Polka an. In der Arena ritt eine Dame auf einem überaus edel geformten Rappen die hohe Schule. Arabella kein Zweifel! Sie war so mit ihrem Pferde beschäftigt, daß sie die Eintretenden nicht beobachtete. Die an und für sich unästhetischen Bewegungen des Körpers, welche die Gangart des Pferdes aufnöthigte, wurden mit einer so vollendetenGrazie ausgeführt, daß Kitty kein Auge mehr davon wandte. Das edle Thier zitterte nervös bei der leisesten Berührung mit der Gerte, der fammetglänzende Hals war mit flockig schneeweißem Schaum bespritzt. Der „Mohamed" macht sich, Baron, was? bemerkte Cinelli. Wenn man ihn so reitet! erwiderte Georg. Er stand mit dem Director vor Kitty. Die Reiterin blickte auf und winkte Georg mit der Hand zu. Wo stecken Sie denn so lange? Beim Cousinchen, natürlich. Sie bemerkte offenbar Kitty nicht, welche diese Wörde wie ein Pfeil tra sen. Er hatte also mit dieser Person schon über sie gesprochen! Ueber die aufgedrungene Braut! Wohl feine schlechten Witze darüber gemacht! Sie war jetzt doppelt froh, daß sie ihm auf dem Herwege unumwunden die Wahr heit gesagt! Georg verwünschte in seinem In nern die Unvorsichtigkeit Arabellas. Ich habe ihr schon oft von deinem Reittalent erzählt, versuchte er aufzu klären.. Kitty gab ihm keine Antwort. Arabella führte die schwierigsten Fi guren aus: Passade, Courbette, Pi rouette und Durchsprung. Selbst Kitty vergaß über ihre Be wunderung den Unmuth. Was war dagegen ihr Reiten, auf das sie sich so viel zugute gethan? Also nicht einmal auf diesem Gebiete leistete sie etwas! Ob das Makowsky auch eine Fertig keit nennen würbe? Arabella hielt dicht vor.ihn««. Georg, um einer weiteren Gefahr auszuweichen, trat rasch auf die Seite und stellte Kitty vor: Meine Cousine, Gräfin Seefeld. Arabella verneigte sich im Sattel. Da habe ich mich ja schön blamirt! Verzeihen Sie, Gräfin. Aber der Herr Varon hat mir so viel von Ihnen erzählt. Wir sind ja sozusagen Col leginnen. Sie reichte Kitty auf eine cordiale Weife die Hand, welche Kitty äugen Midlich verletzte, aber ihr ganzes We fen war so bestrickend, liebenswürdig .ilk die Bewunderung Kittys so groß, da sie nicht zögerte, dieselbe zu ergreifen. Diese Dame war doch wirklich etwas, eine gefeierte Künstlerin, und sie war nichts, ein unbedeutendes Geschöpf. Dieses erdrückende Gefühl hatte sie noch nie, wie jetzt. Arabella fragte sie, ob sie nicht den Mohamed reiten wolle. Er ginge wie ein Lamm. Kitty war glücklich^ -daß sie kern Reitkleid angezogen, so hatte sie eine Ausrede. Sie hätte sich zu Tode ge schämt, vor dieser Meisterin sich zu zeigen. Doch Arabella ruhte nicht. Sie hatte drei Reitkleider zur Verfügung in ihrer Garderobe. Auch Georg drängte. Sie feien ja doch hergekommen, um zu reiten. Arabella werde ihr gewiß reichlich Rath ertheilen. Da kehrte ihr Selbstgefühl zurück. Sie war wirklich eine gute Reiterin und sie konnte nicht dagegen an kämpfen sie fühlte sich lebhaft hin gezogen zu Arabella. Als diese sich aus dem Sattel schwang und ihr den Arm bot, um sie in ihre Garderobe zu fuhren, konnte sie nicht mehr wider stehen. Im Stalle ging es lebhaft zu. Die Pferde wurden gefüttert, Zaumzeug geputzt, ein Clown unterrichtete, mit verschränkten Beinen wie ein Türke aus einer Kiste sitzend, zwei schwarze Pudel, während zwei andere eine ko mische Duoscene übten und sich mit Ohrfeigen tract irten. Papageien krächzten, an der Raufe kletterten As sen umher und warfen mit gestohlenen Nüssen nach ihnen. An einen Schim mel mit ausgetretenem breitem Rücken gesehnt, stand ein junges Mädchen im Tricot, einen Regenmantel um die Schulter geworfen, in eifrigem Ge spräch mit einem Off icier. Im Stande daneben fang ein junger Bursche ein französisches Lied zur Arbeit. Kitty war entzückt von diesem bun ten Bilde. Arabella hatte Mühe, sie in die Garderobe zu bringen, aber in einer Stunde war Balletprobe und die Manege ni»t mehr frei. Ein kleiner Bretterverschlag, von einer offenen Gasslamme beleuchtet und geheizt, nahm sie auf. Reitstiefel aller Art, Sporen, Reitstöcke lagert in wirrer Unordnung umher, kaum einem dürftigen Spiegel, einigen Schmink töpfen und anderen Toilettengegen ständen Platz gewährend. An der Bretterwand klebten rahmenlose Pho tographien von Pferden und Artisten. Ein großer Strauß von weißem Flie der auf der Toilette erfüllte den gan zen Raum mit feinem Duft Kitty er kannte sofort die Karte Georg von Prechtings auf der Krause angeheftet. Arabella bediente ihren Gast mit der größten Aufmerksamkeit. Neben an, nur durch eine Bretterwand ge trennt, war die Garderobe des Ballet corps, welches aus den Reiterinnen formirt war. Ein betäubender Stirn menlärm drang herüber. In einer Stunde war (Kostümprobe. Kitty hatte unzählige Fragen an Arabella. Wie kann man einer so großen Künstlerin einen solchen Raum an weisen? Ja, das ist so, Gräfin. Die Rampe der Manege ist die Grenze unserer Herrlichkeit., Aber, nicht wahr, Sie würden um alles in der Welt Ihrem Berufe nicht entsagen? Warum nicht? Wenn ich mich für die ganze Zukunft gesichert wüßte. O, das kann nicht Ihr Ernst sein. Sie haben gut reden. Wenn man so glücklich ist, so reich! Aber wir? Wenn uns heute etwas zustoßt, wer sorgt für uns? Ich bitte Sie, Miß Arabella, fpre chen Sie mir nicht von dem Glücke der Reichen! Das kenne ich nun wieder bes ser. Das Langweiligste, was Sie sich denken können. Sie hielten es keine drei Tage bei mir aus! Bei Ihnen gewiß! Ich glaube, wir paßten ganz gut zusammen. Wirklich? So kommen Sie doch nach Vals, so lange Sie wollen! Ich muß arbeiten, Comtesse. Arbeiten? Wie das häßlich klingt! Sie arbeiten doch nicht! Ach, wie be neide ich Sie um Ihre Arbeit! Diese Neisen! Ueberall gefeiert! Das ganze herrliche Künstler leben! Und das woll ten Sie ausgeben um eine nüchterne Versorgung? Entschuldigen Sie, Gräfin, aberSie denken recht kindlich darüber. Das „Cousinchen", nicht wahr? Ich weiß selbst nicht, wie ich dazu kam, Ihnen das so rasch zu vergessen. Das ist sonst gar nicht meine Art! Was wird er Ihnen alles erzählt haben von dem Cousinchen? Daß er sie heirathen muß? Daß ihm das seh? unangenehm ist? Aber, Gräfin! O, sagen Sie es nur ungenirt! Ich habe ihn eben selbst über diesen Punkt völlig Beruhigt. Sie wissen ja doch alles. Er verehrt Sie, ich glaube fast mehr! Kitty empfand einen ihr erst später verständlichen Drang, Arabella in ein engeres Verhältniß zu Georg zu drän gen. Sie vergaß darüber völlig ihre Stellung, das Unweibliche ihres Unter nehmens, doch von je her gewohnt, augenblicklichen Stimmungen: zu sol gen, schüttete sie jetzt ihr' Herz vor Ara bella aus, die, viel mehr Tact besitzend, diesen Erguß eher zurückdrängte, als ihn förderte. Das mausgraue Reitkleid faß aus gezeichnet. Der Lärm nebenan schwoll in's Unendliche. Einige Worte dran gen herüber, die Arabella bestimmten, die Garderobe mit derGräsin möglichst rasch zu verlassen. Georg war nicht wenig erstaunt über das vertraute VerhaltenKittyS zu Ära« bellq^ E_r war im Zweifel, a. i darüber freuen oder ärgern sollte. Er beobachtete aufmerksam die beiden Rei terinnen. Arabella hatte ein zweites Pferd bestiegen. Wie Kitty doch verlor neben ihr! Diese gehärteten Formen, so edel wie die Mohameds, und das strohgelbe, dichte Haar! Das ihn verzehrende, überlegene Lächeln um die scharf geschnittenen Lippen! Der ganze Anblick versetzte ihn in einen sinnlichen Rausch. Kitty war eine schone, vornehme Erscheinung, aber eben dieses Belauschende fehlte ihr. Er empfand nichts bei ihrem Anblick. Der keusche Reiz unberührter Jugend, der über Kitty trotz ihrer freien Erzie hung immer noch gebreitet war, wirkte längst nicht mehr auf ihn. Arabella hatte denselben unwillkürlich, ohne im Geringsten ausschweifend zu fein, an den Planken des Circus abgescheuert. Tausend bewundernde, lüsterne Augen hatten ihn längst ausgesogen und das rein Ammale kam zum Vorschein und das wirkte so mächtig auf Georg, der dieselbe Häutung nur noch intensiver längst durchgemacht. Kitty vollführte tadellos die schwie rigsten Evolutionen. Arabella war be geistert und spornte sie zur äußersten Entfaltung ihrer Reitkunst an. Das ganze Personal, die Balletmäd chert mit ihren bei Tage so fadenscheini gen Costümen, die beiden Clowns mit den schwarzen Pudeln, alles hatte sich unterdessen gesammelt und applaudirte laut den Leistungen Kittys, worüber diese entzückter war, als über alle Schmeicheleien ihrer Cavaliere, die sie je zu hören bekommen. Erst Abends vor dem gefüllten Ck' cus feine Kunst zeigen zu dürfen un ter donnerndem Applaus, das müßte herrlich, göttlich fein! Als sie wieder in der Garderobe war, um das Kleid zu wechseln, glühte sie vor Eifer. Das war ja schon die Welt der Phantasie, von der Makowsky geschwärmt der Kunst, und Arabella, die einen so her vorragenden Platz in ihr einnahm, konnte sie verlassen einer Versorgung halber. Nein, das machte sie ihr nicht weis, nur um Eines, um dasselbe, von dem sie vorhin so unvor sichtig mit Georg sprach um einer großen Liebe willen war das möglich. Diese Ueberzeugung erhöhte nur ihr Interesse die Protectorm zu sein die ser romantischen Liebe, deren Gegen stand sie sehr wohl kannte, erschien ihr jetzt ein neuer Lebens reiz. Sie lieben meinen Vetter? platzte Kitty ganz unvermittelt heraus. Arabella fand diese Zumuthung ge radezu spaßhaft. Sie schätze ihn als einen liebenswürdigen Cavalier, als ihren eifrigsten Bewunderer, aber von Liebe könne doch keine Rede sein, da mit sei es unbedingt gar nicht so schlimm in ihrem Stande, als die Leute gewöhnlich glaubten. Sie seien ate viel zu abgehärtet, zu derb dazu. Aber er liebt Sie das weiß ich bestimmt! erklärte Kitty, verdrossen über die Kälte der Reiterin. Es ent ging ihr nicht, daß das stark gepuderte Antlitz Arabellas erröthete. Das wäre sehr schlimm, meinte sie, wohin soll das führen? Nun, warum? Alles schon dagewe sen! Theater und Circus spielen eine große Rolle im hohen Adel. Arabella verlor völlig ihre Kaltblü tigfeit. Wie können Sie nur so sprechen, Comtesse? Ich und Baron Prechting! Ich möchte mich auch gar nicht ein drängen in eine solche Familie. Da bin ich mir viel zu gut dafür! fügte sie plötzlich in herbem Tone hinzu. Ach was! Eindrängen! Wenn man liebt! Glauben Sie, ich würde mich be sinnen, mich abhalten lassen durch irgend etwas Wirklich? Würden Sie sich die Kraft zutrauen, einem Manne, den Sie lie ben, überallhin zu folgen? In's Elend, wenn es sein müßte? fragte Arabella. Kitty beunruhigte diese Frage, das Gewissen erwachte. Sie dachte wenige Wochen zurück um so energischer klang ihre Antwort Gewiß! Wenn ich eine starke' Liebe empfände, mein einziges Glück darin sähe Ja, Comtesse, Ihnen traue Ich da? wirklich zu! erwiderte Arabella in herzlichem Tone. Aber die Männer denken anders über diese Dinge! Meinen Sie? Nun, wir werden ja sehen! Ich weiß selbst nicht warum ich kenne Sie doch erst seit einer Stunde aber Sie gefallen mir! Ich könnte irgend etwas thun für Sie! Mir ist, als ob ich Ihnen Dank schul big wäre! Mir Dank? Ja doch! Doch! Wir wollen Freundinnen sein für alle Fälle! Sie reichte Arabella die Hand. Sie bedurfte jetzt dringend einer Freundin, irgend einer Zuneigung, und Arabella war ihr sympathischer, als alle ihre Bekannten, weitere Rücksichten kannte sie nicht. Als die beiden zu Georg ka men, bemerkte er sofort in ihrem gan zen Wesen eine Vertraulichkeit, die ihn Schlimmes befürchten ließ. Kitty hatte wahrscheinlich wieder irgend eine Thorheit begangen. Sie mußte Ara bella versprechen, in die Abendvorstel lung zu kommen. Ich danke Ihnen herzlich für die Ehre, die Sie mir erwiesen mit dem Besuche Ihrer liebnswürdigen Cousine, sagte sie zu Georg. Wir sind Freun binnen geworden. Das geht ja verdammt rasch bei den Damen, meinte Georg, dem es gar nicht scherzhaft zu Muthe war. Unter Umständen schon, bemerkte Kitty, mit einem Lächeln gegen Ara bella. das Georgs Befürchtung fast zur Gewißheit machte. Dem tollen Mädel war alles zuzutrauen. avei war aues zu zur rauen. ^tmtn?' D°s begann unb Mt- die bei so neuen Eindrücken, die sie eben empfangen haben mußte. Er selbst fürchtete sich, den Namen Arabella nur auszusprechen, obwohl er sich mehr als je damit beschäftigte. Da begann sie plötzlich, ohne ihn anzusehen: Rathe einmal, über was ich mit Arabella gesprochen habe in der» Gar derobe? Ueber Pferde natürlich, Reiten, Cirulsleben! erwiderte Georg. Ein sehr unpassender Scherz für dich, Kitty! Ist aber kein Scherz, voller Ernst! Du wirst mir doch nicht weis machen wollen, daß sie dir gleichgültig ist? Darüber bin ich dir keine Rechen schaft schuldig, erwiderte Georg jetzt scharf. Deiner, aus Familienrücksichten stimmten Braut auch nicht? Ich verlasse dich, wenn du noch ein Wort davon sprichst! Wenn ich dir aber sage, daß ich mich für Arabella, für eure Liebe sehr in teressire, daß ich gar nichts so Unbe greifliches darin sehe verläßt du mich dann auch? Sie gingen, jetzt durch eine völlig einsame Allee. Vorsicht war nicht mehr so nöthig. Georg, der in seinem Zorn wirklich einige Schritt« vorausgeeilt, blieb stehen. Aber ich bitte dich um alles, Kitty! Wie kannst du nur ernstlich an so et was denken? Du wirst doch nicht glau ben Daß du Arabella zu deiner Frau machen kannst? Warum nicht? Wärst du der erste unseres Standes? Wenn du sie wirklich liebst! O, jetzt verstehe ich dich erst! Du willst mich bei Seite räumen, damit Franz freie Bahn hat bei Papa! Wie abscheulich! Ich dachte nicht an Franz! Wirklich nicht? Georg sah seine Cousine scharf in das Auge. Nicht an Franz? An wen denn? Kitty hielt seinen Blick nicht aus. Als ob man an irgend Jemand als ob man nicht ganz uneigen nützig Sie verwirrte sich immer mehr. Nein ganz uneigennützig handelt kein Weib wie du. Also Kitty wäre es denn möglich Was denn nur? Du machst mich ja selbst ganz verwirrt. Was denn. Sprich! Georg drehte seinen Schnurbart, nickte mit dem Kopse und antwortete nicht. Seltsame Gedanken gingen ihm durch den Kopf. Oft hatte es den Anschein, als ob er etwas sagen wollte, aber kein Wort kam über feine Lippen. Und Kitty eilte jetzt, daß er kaum Schritt halten konnte. Also heute Abend im CircuS,! Sei nicht gar so unbesonnen. Mit diesen Worten verließ er sie vor dem väterlichen Hause. Gras Seeseld war sehr erfreut über die heitere Stimmung, in welcher seine Tochter zurückgekehrt. Die künstleri sehen Anwandlungen von gestern wa ren ganz und gar verflogen. Gern ging er auf dieBitte Kittys ein, Abends mit ihr den Circus zu besuchen. Georg von Krechting war auf fei* nem Posten. Als Arabella auf Mohamed in die Manege geritten kam, winkte sie Kitty mit der Gerte zu. (Fortsetzung folgt.) j^umo rtvrraus» a s i e e i A.: „Mensch, Du siehst ja schreck lich aus, was seblt Dir denn?" B.: „O, ich komm' mir vor, wie eilte Menagerie gestern Abend Schaf kopf gespielt Schwein gehabt Bock getrunken ^-pitz erwijcht Affen nach Hause gebracht, heute Kater brrr!" E i n V o s a z u e Panslow: „Bei Gott, Deine Frau ist ganz reizend, Bronson." Bronson: „Das freut mich, daß sie Dir gefällt." Panslow: „Wenn Du Dich je schei den lassen willst, laß es mich sofort wissen. Ich würde Mrs. Bronson so §srtheirathen." Ein Pessimist. 91.: „Warum weinen Sie?" B.: „Ach, meine Frau ist mir durchgegangen!" A.: „Junger Mann versündigen Hw.K-ch nichtt" Ein großes Iaht» Manege. Georg entfernte sich nnt s^uen, für die jeder Mann gerne ster Kitty. Ihr Schweigen beängstigte chn. 6en dtt ata Niemand leben Das war so-nst nicht chreAxt, bes»nd«rS dächte." T. Tom de Witt: „1875 muß ein gro ßes Jahr sür Mädchen gewesen sein." Kitty: „Wieso denn?" Tom de Witt: „£), ich wundere mich nur. daß in diesem Jahre so viel Mäd chen mehr geboren sind» als in irgend einem anderen." Kitty: »Woher wissen Sie denn das?" Tom de Witt: „Jedes Mädchen,wel ches ich in diesem Sommer kennen ge lernt habe, war gerade neunzehn Jahre alt." Z Meise a e Schmei chelei. Mt: „Sie sind ja bet fchfotttt Miß H. dort begegnet. Nun, wie gefällt sie et i Ach nein! Ueber dich! Nur über. dich! Ueber deine Liebe! Georg war fassungslos. Dieses Geständnis übertraf feine schlimmsten Erwartungen. Er mußte vor einem Ladenfenster stehen bleiben, um wenig stens den Vorübergehenden seine Erregung zu verbergen. Einen Au genbiick besann er sich, dann sagte er in mehr zurechtweisendem Tone: ^!e gehört zu jener Sorte v jr w '.' M.WW s Nach langem, festen 5ommerfcht$F haben sich die Thore der fein säuberlich geputzten und getünchten Schulgebäudd., unserer Jugend wieder gastlich erschloss sen. In den großen Hauptsälen alles öffentlichen Schulen herrscht dann et» gar buntes Treiben, denn die freit Schule, neben dem allgemeinen Wahl jecht eine der freieften Institutionen unseres großen, freien Landes, nimmt Alles willig auf, was da kommt, unt. zu lernen, ohne. Unterschied de#.,. Standes, der Nationalität oder Re ligion. Wie am Wahltag die Wanner aue in geordneten Reihen den Wahlraunt betreten, um die Sorge und die Arbeit für ihre Wohlfahrt, für ihr Wirth fchaftliches Wachsen und ihr gutei, Gedeihen den eben dafür zu bestellen* den und vom Gemeinwesen bezahlten Beamten zu übertragen, so treten jetzh in Reih' und Glied die Mütter, ge' folgt von den zukünftigen Staatsbür-k gern und Bürgerinnen, in den Schul- räum, um die Sorge und die schwere Arbeit für deren Wohlfahrt, für thrf körperliches Wachsen und geistiges Ge deihen den vom Gemeinwesen hierfür bestellten und bezahlten Fachleuten zu., übertragen. In beiden Fällen, irrn: Anvertrauen der ganzen bedeutendem wichtigen Arbeit an die Staats- sowie an die Schulbehörde, handeln die ntet* sten Menschen ohne jedwedes selbststän- diges Denken, ohne eigenes Urtheil.. Sie geben diese Stimme für diesen oder jenen (Kandidaten ab, weil dir Partei ihn auszustellen für gut defun den, sie übergeben ihre Kinder dieser oder jener „Échoolmam" zum Unter richt. weil der Staat sie anzustellen für gut erachtet. Ob die Ziele und Zwecke der Partei und des Staates auf den eingeschlagenen Wegen erreicht werden,, das ist eine Frage, die weder die Man-' ner noch die Mütter sehr ernst nehmen. Ist einmal der Wahlzettel abgegeben, die Kinder der Schule übergeben, dann ist man die Politik und die Kinder für geraume Zeit glücklich los, und man geht darüber zur Tagesordnung, zu den dringenden täglichen Geschäften über. Die Männer betreten das Wahl lokal nicht wieder bis zum nächsten Wahltermin, und die Mütter den Schulraum nicht eher als bis zum nächsten Schulanfang und vielleicht dann nicht einmal, wenn die Kleinen groß genug geworden, um die Sache allein erledigen zu können. Die Män ner lesen bann in den Zeitungen dar über, wie ihre erwählten Beamten sich aufführen, und die Mütter sehen hin und wieder einen „Report", ein gutes „Ticket" als Zeichen des anständigen oder schlechten Betragens ihrer Spröß linge, aber weder die Männer noch die Frauen wissen genau, was wirklich in der Partei und in der Schule vorgeht, wie beide beschaffen sind. Den Herren der Schöpfung würden wir uns nicht unterfangen, Rathschlä ge in Bezug auf Politik zu ertheilen, hingegen möchten wir die Mütter drin» fienö auffordern, sich genaue Kenntnisse über das zu verschaffen,was die ösfent Iiche Schule ihren Kindern geben fairo junb was nicht. Bor Allem sollte sich jede Mutter darüber zu informiren suchen, wie das .Schulzimmer beschaffen ist, in welchem ihr Kind täglich fünf bis sechs Stun den verbringen wird. In manchen Schulen werden die Kinder in einem diel zu kleinen Raum geradezu zusam mengepfercht. Wie kann nun der vielleicht zarte A-B-C-Schlltze, wel chem schon das ungewohnte Stillsitzen allein eine körperliche Qual ist, dabei gedeihen? Und das, was er in der Schule an Kenntnissen zunimmt, steht sicher nicht im Verhältniß zu dem, was er an Gesundheit einbüßt. Wenn man absolut -nicht im Stande ist, die sem Uebelstand abzuhelfen, und auch nicht das Geld für Bezahlung eines Privatinstitutes erschwingen kann, dann soll die Mutter sich lieber die Un bequemlichkeit auferlegen, das Kind noch ein halbes Jahr von der Schule fem zu halten, ehe sie es krank und blaß werden läßt. Ferner soll die Mutter darauf achten,welcher Sitz spä ter ihrem Kinde in der Schüfe ange wiesen wird, damit nicht etwa ein kurz sichtiges Wesen einen Platz in der rück wärtigsten Reihe erhält und bann nur mit Anstrengung wahrnehmen kann, was an der Tafel vorgeht. Neben diesen und noch manch' an deren Momenten, welche in sanitärer Beziehung zu beobachten sind, wird jede aufmerksame Mutter bei genauer Prüfung des gewiß ganz vortrefflichen „Public-School-System" doch auch entdeckten, daß die öffentliche Schule nicht Alles ßu geben vermag. Sie kann jedes einzelne Kind weder ge nugsam zum Denken anregen, noch darauf sehen, daß Alles, was gelernt, auch verstanden wird, sie kann weder auf das Gemüth einzuwirken, noch auf das Herz des Kindes einen Einfluß ausüben. Die Volksschule lehrt ihre Schüler eine vortreffliche Disciplin, bildet sie zu guten Rechnern, zu prak tischen Menschen heran, gibt ihnen eine schöne, energische Handschrift und all gemeine Kenntnisse über die Geschichte und die Beschaffenheit ihres eigenen Landes, lehrt sie die englische Sprache sprechen und fehlerlos schreiben, aber wenn trotz alledem weder Denker noch Gefühlsmenschen herangebildet, wenn manche körperlichen Schaden nehmen und geistig verrohen, dann ist dafür nicht die Schule, sondern das Haus» nicht die Prinzipalin und Lehrerin, sondern dieMutter verantwortlich. Sie muß ausgleichen, was die Schule zu thun übrig läßt, und darf weder ihr wachsames Auge schließen, noch die Hände in den Schoß legen, sondern unausgesetzt an dem Wohle ihrer Kin* der arbeiten, ob die ©chtilt nutt schlicht âr bsgmst. •1 :1? 1 ~xf :4 4 4-1 •'M ,4 'S:: 'Ii \n\n Miner ans Krauen.