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i $11 UMumd üleifd). @8 ist hinlänglich Besannt, daß sich nach dem Genusse scheinbar unverdor bener Fleischwaaren plötzlich Vergif wngserscheinungen einstellen, die nicht selten mit dem' Tode enden. Sehr häufig war man nun mit Rücksicht auf augenscheinliche, tadellose Beschaffen heit des Fleisches geneigt, eine Beimi schung von irgend einem organischen oder anorganischen Gifte durch Zufall ober in böswilliger Absicht anzuneh men. Aber die nach dieser Richtung hin angestellten Untersuchungen verlie fen zumeist resultatlos, da der giftig wirkende Stoff aus den Zersetzungs producten des Fleisches gebildet wird und in so geringer Menge vorhanden ist. daß er sich häufig dem Nachweis entzieht oder durch weitere Zersetzung verschwindet. Daß ab und zu auch Fleischvergiftungen infolge zugesetzter Gifte vorkommen, ist wohl selbstver ständlich, aber in den weitaus meisten Fällen handelt es sich um das soge nannte Wurstgift, mit welchem wir uns hier beschäftigen wollen. Bis vor we nigen Jahren war man über die Ent stehung desselben völlig im Unklaren und erst in neuerer und neuester Zeit ist es gelungen, näheren Aufschluß über die Bildung des Wurstgiftes zu erhalten. Am häufigsten tritt das Wurstgift in der sogenannten „frischen" Wurst (zum Unterschiede von der Dauerwurst) auf, die nur ungenügend geräuchert und gesalzen wird und so mit das eintreten der Fäulniß begün stigt. Jeder Fäulnißproceß entsteht nun dadurch, oaß Bakterien, jene klein sten Lebewesen, welche ja als Krank heitserreger eine bedeutende Rolle spie len, in die Fleischmasse eindringen, sie als willkommenen Nährboden benutzen und sich massenhaft vermehren. Durch ihren Lebensproceß rufen sie tiefgrei fende Zersetzungen der Fleischbestand theile herpor und bilden schließlich aus ihnen andere chemische Körper. Dieser Vorgang, den wir allgemein als „Fäulniß" bezeichnen, ist bekanntlich »häufig mit der Entwickelung übelrie chender Gase verbunden, wir erinnern nur an den Geruch fauler Eier, die Bakterien spalten hier den in dem Eier Eiweiß vorhandenen Schwefel ab und verwandeln ihn in Schwefelwasserstoff, der nun durch seinen intensiven, charaf teristischen Geruch den Fäulnißvorgaug im Ei anzeigt. Bei dem Fäulnißvor gang in der Wurst beruht die Thätig keit der Bakterien hinsichtlich der Gift bildung darauf, daß sie zunächst aus der Fleischmasse cine complicate orga nisch« Verbindung, das Lecithin, ab spalten, dieses dann weiter in das un* giftige Cholin verwandeln und schließ lich unter Wasserabspaltung aus dem Cholin das ihm nahe verwandte, aber äußerst giftige Neurin produciren. Bei der rastlos fortschreitend»:!! Fäulniß ist aber auch diesem giftigen Körper, der das sogenannte Wurstgift darstellt, eine nur kurze Dauer bescheert, schon nach dreißig bis sechzig Stunden seines Bestehens, je nach der Höhe der Tempe ratur, die den Fortgang der Fäulniß beschleunigt, wird er von den unermüd lich arbeitenden Bakterien in andere, wenig oder gar nicht giftige Körper umgewandelt. Also nur in dieser kur zen Zeitspanne kann es zu einer Wurst respective Neurinvergis'tung kommen. Nach den gemachten Brobachtungen bil det sich das Neutin stets in den ersten Stadien der Fäulniß, was für die Konsumenten des betreffenden Fleisches oft verhängnisvoll wird, da infolge dessen das Fleisch äußerlich keinerlei Veränderungen zu zeigen braucht. Wenn nun Vergiftungen durch Fleisch waaren beobachtet sind, bei denen die Verwesungsmerkmale ohne Weiteres sichtbar waren, so widerspricht dies dem eben Gesagten durchaus nicht, denn die Fäulniß eines Körpers be ginnt fast stets von außen her und dringt allmählich in die tieferen Schich ten ein, es kann also in den äußeren Schichten des Fleisches die Fäulniß schon ziemlich weit vorgeschritten sein, während sie im Innern erst das Sta dium der Neurinbildung erreicht hat. Die Unbeständigkeit des Neurins ist die Ursache, daß in den Objekten, durch welche Vergiftungen vorgekommen wa ren, bei der Untersuchung weder durch Thierversucbe noch durch chemische Analyse giftige Körper nackzuweisen sind weil inzwischen die bakterielle Zersetzung eine Spaltung des Neurins bewirkt hat. Bisher schrieb man nur wenigen fäulnißerregenden Bakterien die Ei genschaft zu, aus dem in Zersetzung be griffenen Fleische Neurin zu bilden, es hat sich jedoch unlängst herausgestellt, daß viele, wahrscheinlich wohl alle Fäulnißk-eime die Fähigkeit besitzen, dieses Gifr aus thierischen Stössen zu produciren. Die Wurst- und Fleischvergiftungen kommen das ganze Jahr hindurch fast gleichmäßig stark in der Zahl vor, es scheint jedoch, als ob die Herbstmonate eine geringe Vermehrung derselben her vorrufen. Die weitaus größte Zahl von Wurstvergiftungen geschieht durch den Genuß von frischen Leberwürsten, die besonders leicht der Zersetzung an heim fallen derartige Vergiftungen kommen am häufigsten in Württemberg vor, jedoch auch in Norddeutscdland ge hören sie nicht zu den Seltenheiten. So erkrankten nach dem Genusse solcher Wurst in Unterwreschen nicht weniger als dreiunddreißig Familien ein ähn licher Fall, bei dem vierundvierzig Per sonen erkrankten, ereignete sich in Röhrsdorf (preußischer Kreis Löwen berg), Beide Ma'e kamen Todesfälle vor. Die Krankheitserscheinungen machen sich meist schon wenige Stunden nach feem Genuß der verdorbene» Fleisch* 't H&S Waaren bemerkbar. Gewöhnlich tritt zunächst Erbrechen ein, dem sich unmit telbar datauf Mattigkeit, Kopfschmerz und Schwindel zugesellen. Nach meh reren Stunden stellen sich je nach der Schwere der Erkrankung wässerige oder blutige Stühle ein und eine da rauffolgende Bauchfellentzündung kann dann leicht den Tod herbeiführen. Bei einer eingetretenen derartigen Vergif tung wird man zunächst immer darauf bedacht fein müssen, den Mageninhalt künstlich zu entleeren, um so der wei teren Wirkung des Giftes erfolgreich entgegenzutreten bei einer geeigneten ärztlichen Nachbehandlung pflegen meistens die Krankheitserscheinungen, sehr bald zurückzugehen. SScim Ankauf von Fleischwaaren empfiehlt eü sich hauptsächlich, den minderwertigen, billigen Wurstsorten gegenüber recht vorsichtig zu sein und irgendwie verdächtig erscheinende Waa ren zurückzuweisen oder zu vernichten. Die Vorliebe für zweierlei Tuch, die den Mädchen deutscher Nation eigen resp, angeboren ist, hat nunmehr ihre „höchste Fruktifizirung" erhalten. In Ermangelung besserer Modelle hat die berliner Confection den schneidigen Schnitt der Uniform auf ihre Mäntel und Jaquets übertragen, so daß auch die Damen von jetzt an vorschriftsmä ßig „eingekleidet" werden können. Die Idee, die Damen-Mode nach dem Vor bild der Montur zu formen, ist nicht neu. Schon in der Posse „Modernes Babylon" erregte Fräulein Seemann vom Adolph Ernst-Theater in Berlin in einem grauen Ofsiciersmantel mit blanken Knöpfen patriotische Begeiste rung. Derartige grauliche Mäntel für Damen sind später in vielenSchau fen stern aufgetaucht irgend welche „Anziehungskraft" scheinen sie jedoch nicht ausgeübt zu haben, auf der Straße sah man sie nie. Jetzt hat ein Eonfectionär in der Kaiferstadt an der Spree die Idee wieder aufgenommen und Jaquets nach militärifchemSchnitt und in den Farben der preußischen Re gimenter, sowie Truppengattungen, als da sind Husaren,, Dragoner, Ulanen, Jäger, Grenadiere u. f. w., als „Haute Nouüeaute" ausgestellt. Natürlich ist Alles verkleinert und verfeinert und der Zuschneider hat in erster Linie dafür gesorgt, daß auch die uniformirten Da men nach wie vor „auf Taille" schwö ren können. Nach den Ausbrüchen des Entzückens zu schließen, mit welchen das weibliche Schaufensterpublikum diese Neu'llniformirung begrüßte, wer den die Berliner die „Sieben Mädchen in Uniform" in Zukunft nicht nur auf der Bühne, sondern auch auf der Straße sehen. Natürlich muß auch die Wahl des Waffenrockes der Figur ent sprechen. Sonst würde es das Auge eines alten Soldaten beleidigen, wenn er z. B. eine kleine, dicke Brünette, die nicht einmal das Maß hat, in derMon tur des 1. Garde Regiments sähe! In jedem Confectionsgeschäft müßte also eine Art von Gestellungs Com mission fungiren, welche die Kundinnen zu demjenigen Truppentheil aushebt, welchem ihre Figur geeignet ist. Nur mit denDamen, die in. einem festen Militärverhältniß stehen wie Kö chinnen, Bonnen, Nähterinnen etc* könnte eine Ausnahme gemacht werden. Sie dürften die Uniform des Regi ments tragen, dem ihr Kriegsschatz an gehört. Die „Bräute" von Ünterosfi« deren der Luftschiffer Abtheilung dürften aber trotz der Uniform die jetzt so beliebten Ballon Aermel beibehal ten! Man kann über den Geschmack, der sich in dieser Mode offenbart, verschie dener Meinung sein einen unbestreit baren Vorzug aber hat sie doch, das muß Jeder anerkennen. Wir hoffen nämlich, daß mit den Uniformen auch die militärischen Abzeichen für Damen eingeführt werben. Das wäre eine Wohlthat fijr die Männerwelt, die nicht genug zu schätzen wäre! Jedem Solda ten steht man Grad und Charakter an bestimmten Abzeichen an, warum sollte es bei unseren Amazonen nicht auch so sein? Eine verlobte Braut z. B. müßte an dem Kragen ihres Waffenjaquets einen Knopf tragen als Zeichen, daß sie eine „Gefreite" ist. Jedem jungen Manne würde dieses besondere Kennzeichen zur Warnung dienen, ebenso würde er sich vor den Damen hüten, welche die Capi tulantenschnur tragen, dieweil sie be reits capitulirt haben. Die Damen, welche viele Treffer zu verzeichnen ha ben, erhalten Schützenschnüre. Die wohlthätigen Frauen aber, welche Strohwittwer in ihrer Einsamkeit trösten, müssen Jaquets mit heraufge rollten Achselklappen tragen, damit Je der merkt: es sind Reservefrauen! Bei heiratsfähigen Mädchen hätte die Achselklappe noch eine besondere Be deutung. Die Regimentszahl darauf müßte die Ziffer der Mitgift bedeuten, so daß z. B. „30" in Worten Dreißig tausend Mark angibt ein ganz an nehmbares Traktament! Neben dem praktischen Nutzen würde diese militä rische Mode auch noch bessernd auf die Galanterie des stärkeren Geschlechts wirken: selbst der blastrteste Jüngling wird fortan kein Mädchen mehr «ber die Achsel ansehen! K e i n k A S i e a e n sich also in die Unfallversicherung ein gekauft? Wenn Sie nun verunglücken, bekommen Sie viel Geld? B.: Ach, Unsinn, so was passirt mir nicht, dazu habe ich viel zu viel Pech! e e s s i n a e z u einem Reisenden, den er nicht los wer den kann): „Ich habe jetzt keine Zeit und auch von allem Möglichen den Kopf voll." Reisender (schnell): ..Da könnten Sie vielleicht meine ganz vorzüglichen Kamme gebrauchen I "4" 1 r.-V Möjl i- .%*£ -Vi»' VV 1 Theilnahme „Nein, meine Liebe, ich danke. Ihr habt Euch immer viel zu erzählen von den Vergnügungen, die ihr vorgestern und gestern genossen habt und Euch morgen oder übermorgen zu bereiten gedenkt ich passe mit meinem Herzen voll Kummer nicht 4^- Eure Gesell schaft." Diese Antwort, welche ich kürzlich «us eine mündlich ergangene Einla dung zur Theilnahme an einem Mit tagessen in Familie ertheilen hörte, klang gelassen und ohne Bitterkeit, es mangelte ihr aber auch jeder Anschein jenes freundlichen Bedauerns, von welchem nach unseren herkömmlichen Begriffen von Wohlanstand eine solche Ablehnung begleitet sein muß. Das Gemüth der Betreffenden mußte das war unschwer zu erkennen, so wund sein, daß sie jede Bemäntelung ver schmähte, und das rückhaltlose Aus sprechen der ungeschminkten Wahrheit ihr wie eine Befreiung erscheinen mochte. Ich konnte der Armen nachfühlen, was sie schon gelitten haben mochte in jenem Kreise sorglos glücklicher Men schen, die, heiter das Leben genießend, erfüllt waren von dem, was ihnen die sonnig dahingleitenden Tage gebracht hatten und bringen würden, und sich wenig träumen ließen, wie jedes ihrer Worte sich gleich einem scharfen Pfeil in die Brust der Zuhörenden einbohrte. Ich konnte es ihr nachfühlen dennoch mußte ich mich fragen: hatte sie ein Recht zu jenem Groll, *u jener Ankla ge, die aus ihrer ruhigen,thatsächlichen Antwort herausiönte? Und ich muß die Frage verneinen. Ist unser Kummer so tief, daß wir auch in Gesellschaft Anderer seiner nicht Herr zu werden vermögen, oder sind wir so geartet, daß wir nie oder nur sehr schwer von unserem eigenen Ich absehen können, dann thun wir ge wiß besser, uns in die Einsamkeit zu flüchten, dort unserem Weh ungestört nachzuhängen und es zu überwinden oder daran zu verbluten. Wir sollten indeß, bevor wir das thun, uns der Aussprüche zweier großen Verstorbenen erinnern. „Wer sich der Einsamkeit ergiebt, ist bald allein," läßt Goethe feine Mignon klagen, und in kurzer, kerniger Weise erklärt Barthold Auer bach: „Der Kummer ist ein Verdum mer." Ein Verdummer und ein Ver dunMer, der Welt und Menschen durch eine schwarz gefärbte Brille ansehen lehrt, es der lieben Sonne verübelt, daß sie warm und goldig scheint, den Blumen, daß sie blühen, den Vögeln, daß sie singen, und den Mitmenschen, daß sie nicht allesammt Trübsal bla sen, sondern noch fröhliche Gesichter machen und an den guten Dingen die ser Erde Geschmack und Gefallen fin den können. Ist über uns ein solcher Kummer hereingebrochen und welchem Men schenleben bliebe er für immer fern? da ist es wohl am geratheften, sich in sein entlegenstes Kämmerchen zu rückzuziehen, sein trauriges Angesicht vor jedem Blicke zu verbergen. Jedoch,^ „wer sich der Einsamkeit er giebt, ist bald allein!" Das zerrissene Herz sehnt sich nach einem Trost man läßt die Freunde, Äe ihn spenden wollen, zu sich ein, und man hat ein Recht, von Denen, durch die man auf gesucht wird, zu erwarten, ja zu ver langen, daß sie sich der eigenen Stim mung anpassen. Entsetzlich, von so genannten Theilnehmenden banales Alltagsgeschwätz anhören zu müssen thöricht, zu glauben, man könne Je mand, in dessen Herz wcchrhafteTrauer ihren Sitz ausgeschlagen hat, der von schwerer Angst gefoltert, von Sorge verzehrt wird, durch leichtes Geplauder zerstreuen man vergrößert nur die Oual^ Die echte Theilnahme bedarf gar keiner Worte. Ein stummer Hän dedruck, ein warmer Blick kann wohl thuender wirken als eine wohlgefetzte Rede, als Trostworte, die leicht gar zu wohlfeil sind und oft genug nur allzu durchsichtig die innere Kälte verhül len. Es ist eine harte, aber leider nicht unwahre Behauptung, daß wir im All meinen recht philosophisch beimUnglück unserer Freunde und deshalb schnell mit Trostgründen bei der Hand sind, die wir, wertn wir selbst von einem Leid betroffen, nicht gelten lassen wol len. Sogar einer gewissen freudigen Regung sind wir nicht ganz unzu gänglich daß wir in diesem Falle die Tröstenden und nicht die Dulden den sind. Menschliches! allzu Mensch liches! Ich will es nicht verdammen. Wer sich nur dessen bewußt ist, von dem ist auch vorauszusetzen, daß er strebend sich bemüht, den richtigen Ausdruck für feine Theilnahme zu fin den. Eine der Formen, in welche sie sich kleidet, ist den Leidtragenden zu be stimmen, sich aus feiner Versunkenheit aufzuraffen, der Einsamkeit zu ent sagen und wieder unter Menschen zu gehen. Gut gemeint und auch ein vor treffliches Mittel aber man soll es nicht vorzeitig und nicht unvorsichtig in Anwendung bringen, auch gehört, von Denjenigen, die zuerst zu feiner Zu allen diesen herrlichen Dingen schwingt sich ein größerer und selbst ein kleinerer Kreis von Menschen aber nur in selteneren Fällen und bei beson deren Gelegenheiten auf. Fortgesetzt ist dergleichen weder zu erwarten, noch zu verlangen, und deshalb sollte der Kummervolle mit dem Augenblicke, wo er sich, freiwillig oder durch einen An laß gezwungen, dazu entschließt, an einem Orte zu erscheinen, wo man sich in irgend einer Form gesellig zusam menfindet, jedem Anspruch darauf ent fägen, daß man feiner Stimmung noch 4 a A 5 t, 'f- e Ausführung die Hand bieten, biel^ Takt, viel Rücksicht, viel Aufopferung und "Selbstverleugnung dazu. 111' xv A& .i rtl vvv t» Rechnung trage. Im Gegeniy?7i» er übernimmt mit seiner Anwesenheit eine gewissen Verpflichtung zur Theil nahme an den Dingen, welche diese Leute bewegen, nicht nur, äußerlich, sondern sogar auch innerlich. „Wer mit einem so betrübten ober gelangweilten Gesichte dasitzen will wie Frau A. ober Fräulein B., der sollte lieber gar nicht kommen, es fällt ver düsternd wie ein Schatten auf die Ge sellschaft," habe ich schon öfter tadelnd aussprechen hören, und ich habe nach Recht und Billigkeit gegen diese Be merkung gar nichts einzuwenb.u ver mocht. Wie wäre es indeß auf dieser besten aller Welten bestellt, wenn alles nur nach dem starren Rechte ginge? Ja selbst mit der Billigkeit, die*immerhin eine sehr Iobenswerthe und leider nicht allzeit gegenwärtige Eigenschaft ist, kämen wir noch nicht allzu weit. Rücksicht, Wohlwollen, Güte, diese Edelsteine menschlicher Eigenschaften •können und werden auch in diesem Falle mildernd, erwärmend und erlö send eintreten. Es giebt eine Theilnahme, die thut sich nicht genug damit, den Kummer vollen auszusuchen ihm gütig zuzure den und mit linder Hand aus derNacht zum Lichte zurückzuführen, sondern sie weiß wahrhaft mitzuempfinden. Sie erräth, was dem verwundeten Gemü the wohlthun und was es verletzen kann, und weiß demgemäß zu reden und zu schweigen. Hat der Beküm merte das Glück, in dem Kreise, in welchen er tritt, nur einem so gearteten Wesen zu begegnen, so kann er aufath men, es ist, als werde ihm ein Schild vorgehalten, an welchem viele Pfeile abprallen. Ist aber gar die Haus frau von einem solchen Geiste der Milde und Theilnahme beseelt, dann darf er sich geborgen fühlen. Für i eine solche Frau sind die Gäste, die sie bei sich empfängt, Instrumente, denen sie harmonische Töne entlockt, mögen sie sonst einzeln gar nicht so wohllau tend fein. Einer solchen Frau würde auf ihre Einladung schwerlich die Antwort er theilt worden fein, welche ich an die Spitze dieser kleinen Betrachtung ge stellt habe. Ich schließe mit der Wie derholung der Bemerkung, daß es mir nicht zulässig erscheinen will, eine Ein ladung, die, mag man die Sache be trachten, wie man will, doch immer eine Freundlichkeit ist, so schroff ab zulehnen die Gedanken freilich sind zollfrei. Wohl dem, der so geartet ist, daß sie ihm nicht aussteigen, gepriesen der, welcher nie eine Veranlassung da zu bietet. Loblied an die Nadel. O Nadel der Frauen So lieblich zu schauen, Wie eilst du, wie fliegst du. Wie fleißig bekriegst du. Wie tapfer besiegst du Der Armuth Beschwer! Wie führen behende Die fleißigen Hände Den fleißigen Speer! Wie die Schneide des Degens So blank und so blau Blitzt das Werkzeug des SegettJ£ Die Nadel der Frau. Der Degen zerstöret. Die Nadel erschafft, Der Vorgang gebühret Der schaffenden Kraft. Wie folgt ihr der Faden In fröhlichem Sprung! Sie bessert den Schaden, Für alt und jung Mit emsiger Treue Erschafft sie das Neue. O Frau'n, euren Händen Laßt niemals entwenden Das schöne Symbol, Es steht euch zu wohl! Türkische Frauen beim Arzt. Das Erscheinen unverfälschter Tür kinnen im ärztlichen Ordinationszim mer ist bisher noch immer eine Selten heit. Gewöhnlich läßt der Türke den Arzt in die Wohnung der Patientin kommen. Um aber auch die Anwesen heit von Türkinnen beim Arzt möglich zu machen, hat die türkische Regierung jüngst, wie ein Konstantinopler Korre spondent mittheilt, folgenden Erlaß veröffentlicht: Jeder Arzt oder Zahn arzt muß mindestens zwei besondere Wartezimmer und zwei besondere Or dinationszimmer haben je eines der selben ist für Männer, je eines aber für Frauen bestimmt. Die Polizei ist be auftragt, darüber zu wachen, daß dies überall so sei die Polizei hat das Recht, zu jeder Stunde Eintritt in die Zimmer zu verlangen. Um ferner die strenge Aufsicht, welcher die türkischen Frauen unterworfen sind, durch die Er laubniß desErscheinens bei einem Arzte nicht zu lockern, muß jede zu einem Arzt sich begebende türkische Frau von einer zweiten Frau begleitet sein, welche während des ganzen Ausenthaltes im ärztlichen Wartezimmer oder Ordina tionszimmer nicht von der Seite der Schutzbefohlenen weichen darf, gen. Anna: „Ich war beut' in gro ßer Verlegenheit, als ich in die Stra ßenbahn trat und Herrn Schulze dort vorfand! Du weiß* doch, ick war im letzten Sommer mit ihm verlobt, aber wir haben seitdem kein Wort wieder miteinander gesprochen." Marie: .Wie hast Du Dich denn aus der Af faire gezogen?" Anna: „Na, so gut wie ich konnte,ich ließ ihn für mich daS Fahrgeld bezahlen!" a u u e i n a a warum werben denn große Schauspie lermimen Sterne genannt?" Vater: .Weil sie Nachts am meisten strahlen." A n Indianische Todfeindschaft. Der Grundcharakter des Indianers ist sich gleich geblieben, seitdem er in der Geschichte der Kultur aufgetaucht ist. Stets war er ein Jäger und ein Krieger nie hat er sich aus diesem nie drigen Zustande zu einem höheren des Ackerbaues und der Seßhaftigkeit em porgearbeitet. Als Amerika entdeckt wurde, besaßen die Indianer keine Cerealien, außer Mais, keine Haus thiere, als das Lama, gänzlich unge eignet, Pferd und Zugstier zu ersetzen. Als Jägervolk beanspruchte jeder Stamm für sich ein ausschließliches Recht auf ungeheure Jagdgründe. Ei fersüchtig wachte er über seinem aus schließlichen Recht, und blutige Reibe reien mit den benachbarten Stämmen waren die unausbleibliche Folge. Dies ist derGrund,weshalb wir von freund schaftlichen Beziehungen zwischen Jn dianerstämmen fast gar nichts hören. Schon die ungeheure Mannigfaltigkeit und totale Verschiedenheit der Jndia nerfprachen beutet darauf hin, daß die strenge Abgeschlossenheit nach außen hin von Alters her die Regel bildete. Jene unaufhörlichen Streitigkeiten um die Jagdgründe wuchsen sich im Laufe der Jahrhunderte zu wahren Todfeindschaften zwischen den benach barten Stämmen aus, und während sich so die Rothhäute einander gegen seitig aufrieben und zerfleischten, konnten sie den verhaßten Bleichgesich tern kaum einen größeren Gefallen er weisen. Sie beschleunigten auf diese Weife ihr unabwendbares Geschick. In den Zeiten, als die Indianer sich noch als Herren des ganzen nördlichen Continents von Amerika betrachten kennten, bildeten diese unaufhörlichen Kriege ein nothwendiges Gegengewicht der sonst allzu starken Volksvermeh rung. Denn mit Rücksicht auf die spärlichen Nahrungsmittel war die, Vermehrung der Indianer immer noch zu schnell, und selbst die reichsten Stämme wurden oft genug durch schreckliche Hungersnöthe deeimirt. Am erbittertsten tobte diese Feind» schaft unter den mächtigen (Stammen der Sioux und Chippewahs. So ein gewurzelt und in Fleisch und Blut des Stammes übergegangen war die ser Haß, daß es geradezu gang und gäbe war, die jungen Krieger zur Prü fung ihrer Tapferkeit auf eine Expedi tion gegen den verhaßten Erbfeind auszusenden. Endzweck einer solchen bildete niemals Raub oder Diebstahl, obwohl dies unter gewöhnlichen Um ständen auch höchst verdienstvoll war. Der junge Krieger sollte nur Skalpe erbeuten, und durste sich deshalb nicht mit Kleinigkeiten, wie Pferde- oder Rinderdiebstahl, abgeben. Schnell und unerwartet, wie das Verhängniß, mußte der Ueberfall kommen. So feier ten die Gesänge den Helden als den blitzgeschwinden Rächer, der plötzlich erscheint, sein schreckliches Werk vollen det, ehe der Feind zur Besinnung kommt, um bann, die blutigen Tro phäen am Gürtel, ebenso plötzlich wie der am Lagerfeuer der Seinigen.auf zutauchen. „Wohl schmückt ihn die Adlerfeder, der Lohn der Tapferkeit und des höchsten Verdienstes!" So klang der Refrain, den Alles, ju belndem Chorus wiederholte. e i u i e e Nichts' konnte den jungen fWtgttn der Sioux erwünschter kommen, als die Ausrüstung einer Kriegsunterneh mung gegen den verhaßten Feind.' Weist war der unmittelbare Anlaß, daß irgend ein angesehener Medizin-», mann einen Traum hatte,der ihm siche ten Sieg und Trophäen verhieß. Durch seine begeisterten Reden wußte er die. jungen Männer zu entflammen. Wenn' der Abend herankam, wurde nach einem feierlichen Pauwau, in dem die Weisen des Raths die Eingebung des Sehers guthießen, ein festlicher Skalp tanz veranstaltet. Wie auf Verabre- dung erschien Plötzlich eine Schaar jun ger Männer im Kriegsschmuck, über, und über mit grell, bunten Farben meist Eisenocker und blauer Thon —. bemalt. Ein malerisches Bild! Man denke sich diese sehnigen Gestalten von den Flammen des lodernden Lagerfeu ers beleuchtet, während sie zu dem ein tönig summenden Gesänge der kauern den Squaws, der nur ab und zu durch' ein Händeklatschen unterbrochen wird, sich in den seltsamsten Sprüngen dre hen und wenden. Als Tanzmeister funqirt der Medizinmann, der am Schluß des Kriegsianzes, nachdem die Begeisterung ihren Höhepunkt erreicht hat, allerhand Amulette die meist die praktische Gestalt einer Tabaks pfeife tragen unter seine Verehrer vertheilt. Unter dem Schutz der nächtlichen Dunkelheit brach die kleine Schaar der auserlesenen jungen Krieger, welche ihre Probe bestehen sollten, auf, ge wöhnlich unter Führung eines älteren und erfahrenen „Braven". Und nun geht's an's Werk. Nach angestrengtem Marsch glaubt man gegen Morgen grauen in der Nähe des Feindes ge kommen zu fein. Mit bedachtsamer Ueberlegung, die Ungestüm der sich zu dieser Ehre um ihn drängenden Jünglinge bildet, wählt der Alte gerade die beiden jüng sten zu dem verantwortlichen Amte des Spähers aus. Kaum ernannt, so machen sich die Erwählten mit eiligen Sprüngen, die einer Tigerkatze Ehre machen würden, auf den Weg. Gilt es doch, keinen Augenblick Zeit zu verlie ren und das Lager des Feindes auszu kundschaften und den harrenden Ihri gen ihre Wahrnehmungen zu verkün den. Und in fliegender Eile müssen sie sich ihrer Aufgabe entledigen. Wenn möglich, suchen sie eine Anhöhe zu er reichen, von der aus sie das endlose Waldland überschauen können. Hier erblicken wir sie, mit dem Adlerauge des Wilden nach allen Seiten spähend, ob ihnen nicht ein Zeichen der Anwe senheit des Feindes verräth. Am untrüglichsten und einfachsten ist na türlich der aussteigende Rauch eines Lagerfeuers. Aber der vorsichtige Feind hütet sich meist, feine Stellung auf so plumpe Weise zu verrathen. Aber dann bleibt noch der Flug der Vögel Krähen und Geier halten sich meist in der Nähe eines Lagers, nach Beute spähend, und der Adler,der hoch im Aether seine Kreise zieht, wird häufig zum Verräther. Nachdem sich die Kundschafter vergewissert, daß ihre Wahrnehmungen begründet sind, keh ren sie fliegenden Fußes zu den Ihren zurück, in kurzen Worten Bericht er stattend. /'Vi 'if®. a s 1 6 a a w U e Jetzt folgt der letzte, aber zugleich der waghalsigste und gesährlichsteTheil des Unternehmens. Auch hier spielt das Freiwilligenelement eine große Rolle. Gewöhnlich überträgt man auch jetzt mit Vorliebe den jungenKrie gern, welche sich bewähren sollen, die sen letzten Theil der Ausgabe. Einst meldeten sich zwei Vettern, von denen jeder, brennend vor Ehrgeiz und Ei fersucht, den Preis der Heldenfchaft zu erringen suchte. Allein machten sie sich auf den Kriegspfad. Doch mußten sie zu ihrer Enttäuschung finden, daß die Feinde bereits aufgebrochen waren und sich auf Kanoes über denFluß auf und davon gemacht hatten. Doch machten sie sich schnell entschlossen auf die Verfolgung. Sie einzuholen war eine Kleinigkeit, da der Marsch der Feinde durch Kind, Frau und Lastvieh naturgemäß sehr behindert wurde. Als sie den Fluß erreichten, sahen sie, wie der letzte Trupp sich eben anschickte,das Boot zu besteigen. Ohne Besinnen stürzten sich die beiden Sioux in's Wasser, und unter Wasser schwim mend erreichten sie unbemerkt das Ufer vor den Ehippewas. Dann unter dem Schutze des Uferdickichts heranschlei chend, stürzten sie sich mit geschwunge nem Tomahawk auf den Feind. Ehe sich dieser von feiner Ueberraschung er holen konnte, waren bereits drei seiner besten Krieger von den Büchsenkugeln der tollkühnen Sioux geiödtet und mit Blitzesschnelle skalpirt. Mit Tri umphgeheul stürzten sich Beide wieder in den Fluß, und wenn ihnen auch die wüthenden Chippewahs manche Kugel nachsandten, so erreichten sie doch un gefährdet das jenseitige Uftr, um den Kriegern von ihrem gelungenen Hand streich zu berichten und die blutige Trophäe .vorzuzeigen. „Little-Red Eloud" und sein Vetter „Deer-in-the Bush" so hießen die beiden Wag hälse aber waren fortan die Hel den des Stammes, und achtungsvoll lauschten ihnen selbst die ergrauten Krieger, wenn sie am nächtlichen La gerfeuer ihre Thaten im selbstversaß» ten Heldengedicht priesen. E i n O e Jetzt kommt das freilich nicht mehr vor. Chippewahs sowohl als Sioux haben die Tomahawks begraben. Die ehemals so stolzen Nationen sind bis auf wenige degenetirte Reste vom Erd boden verschwunden. e s o Mein Frauchen kam heim vom Strand der See, Von üblicher Sommerreife, Da schien mir ihr Teint, sonst weiß wie Schnee, Verwandelt in «ig'ner Weife. Sie schwur, dies sei die reine Natur, Da wäre nichts auszustellen, Sie danke den Purpurschimmer nur Der Sonne, den Wäldern, den Wellen. Ich aber bin schlauer, als sie glaubt, Ich preßte, gleichwie im Scherz?,. Ihr kleines, rosiges Lockenhaupt^ Mit kräftigem Druck an's Herzt,,', Erst als sie auf meiner Weste sqH Das Noth ihrer Bäcfchen brennen, Stand sie in tiefer Beschämung dft Und z «Uchte Unter bitt Geistesheroen. Kren Na* men in allen civilisirten Ländern miI höchster Achtung genannt rverderv nimmt Prof. Hermann von Helmholjj, dessen thatenreichem Leben soeben durch den Allbezwinger Tod ein Ziel gesetzt worden ist, einen hervorragenden Rang ein. Durch fein Hinscheiden erleid» die Wissenschaft einen sehr schwer 3* .' ersetzenden Verlust. Sein langes Lew ben er war vor 73 Jahren in Pots» dam als der Sohn eines Gymnasial» professors geboren widmete er dex streng wissenschaftlichen Forschung» nachdem er tn Berlin Medicin studied Grenadier: „Aber Jette, was habe ich gesehen, Du hast Dich von einem llnterofficier küssen lassen!" Jette: „Aber Karl, et war ja va» Deinem Regiment!" Jmm-er e s e e Professor: „Anna, Sie haben, mir heute Ehocolade statt Kaffee gebracht Anna: ..Aber der Herr Professor ttt"c5erii die Semmel ia ia'ä TiâM faß!" 11. 6 o s e o z und feine Examina mit Auszeichnung bestanden hatte. Als Professor der Anatomie an der Kunstakademie itt Berlin, als Docent an den Universitä ten Königsberg und Berlin hat er Aus gezeichnetes geleistet aber seinen Welt ruf erwarb er sich durch epochemachende Entdeckungen auf dem Gebiete der Phy sik. Sein Werk „Ueber die Erhaltung der Kraft" bildete sozusagen den' Grundstein feiner Berühmtheit. Vol! ihm ist der Augenspiegel erfunden wor den. Seine bedeutendsten Werke stich das „Handbuch der physiologische» Optik" und „Die Lehre von den Ton empfindungen", zwei Arbeiten, die auf ihren Gebieten bahnbrechend gewirkt haben. Helmholtz handhabte alle Mit tel der modernen Naturforschung, plan mäßiges, sinnreiches Experimentiren in Verbindung mit mathematischenUn terfuchungen als Meister unübertrof fen stand er auch da in der Darstellung feiner Forschungen, sowohl im gespro chenen, wie geschriebenen Wort. Neue Schreibmaschine. Schreiben mit Maschine während der Fahrt das ist das Neueste, toaB ein findiger Reporter fertig gebracht, womit er die Welt zunächst in London überrascht hat. Der Reporter erschien plötzlich bei einer der vielen militäri schen Schaustellungen in London und erregte mit feiner Schreibmaschine, die vor ihm auf dem Velociped angebracht war, begreifliches „Aufsehen". So werden die Eindrücke jedenfalls sehr „unmittelbar" festgehalten, und der Radfahrer-Reporter hat den Vortheil daß er „keine Zeit verliert". in der Jugend macht, um so unfcquâ» met wird in der Regel das Alter! N a i u e i n S A tanzen sehr schnell, mein Herr, urÄ kaum ist eine Stunde vorbei, werbe» Sie schon um meine Hand, das ist doch gar zu schnell!" Tänzer: „Aber natüS Ach bitt \n\n Con Dr. F. 9Ztcmaittfc Die Töchter des Regiments. A a s e A a i e e z o Pros. Herm. von Zeimyoih. i e n e U s a n e e u e e a n e s s i