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5 9"* W i 5 V *•*-$ .- ^%vvv-t ,f 5 Jfcfe Folgen einer Prophezsihung« Der Junker Schwerin, der letzte fei* ., «es Namens und Geschlechts in der Hansastadt Lübeck, war ein ebenso, leichtgläubiger wie leichtsinniger Herr und darum mußte dieser einstmals vornehme und wohlhabende Sproß ad- Lgen Geschlechtes ein wenig beneidens werthes Ende nehmen. Was diesem Herrn, der von jeher ein Schlemmer Gewesen, den letzten Anlaß bot, sich zeqlicher Fürsorge für die Zukunft leichtfertiger Weise zu begeben, war die Weissagung eines in seinem wüsten Gesellschaftskreise verkehrenden Astro logen, der sich den Anschein gelehrte sten Wissens und die Geheimnisse der Zukunft zu geben wußte und im Jahre 1512 den nahe bevorstehenden Unter Mang der Welt prophezeite. Junker Schwerin, den natürlich nichts mehr verdrossen haben würde, als daß zur Seit der in Aussicht gestellten Kata strophe auch nur ein Schilling unver Hraßt geblieben wäre, machte einen Ueberschlag seiner Habe und theilte fur gewissenhaft so ein, daß bei verdop Detter Schwelgerei im Kreise der frei Rebig bewirtheten Freunde am bezeich treten Tage des Untergangs auch das Ende feiner Mittel da sein mußte. Letzteres trat nun zwar auch genaue Ifens ein, nicht jedoch der jüngste Tag. Die Welt blieb vielmehr bestehen und zeigte sich erklärlicher Weise dem leicht «laubigen Junker nicht im rosigsten Lichte. Noth, Hunger und Kummer 4raten an die Stelle des ehemaligen Wohllebens, und der flotte Junker ]ah sich genöthigt, bettelnd von Thür zu Thür zu gehen und von seinen einsti ien FreundenMmosen zu erflehen „für ^inen. der sich verrechnet hat", wie er mit wehmüthigem Humor meinte. Glücklicherweise fanden sich denn auch tinige gutmüthige Leute, die ihn vor ètm Verhungern retteten. Sie schössen zusammen und stifteten dem früheren Aechgenossen ein silbernes Schälchen mit dem Versprechen, daß, wenn er da mit bei ihnen um Essen und Trinken betteln- würde, solches ihm nicht ver sagt werden solle. Zur größeren Si cherheit mußte Junker Schwerin eid lich geloben, daß er das Kleinod nicht versetzen noch verkaufen wolle. War somit für den Magen des Verarmten gesorgt, so mochte sich doch Niemand Herbeilassen, ihm Nachtquartier zu ge währen. Um ein solches zu erlangen, begab sich der Obdachlose daher all «bendlich auf den Klingberg, scharrte dort das von den Frachtwagen abge worfene Stroh zusammen und ver brachte die Nächte auf diesem elenden Lager unter freiem Himmel. Nicht selten freilich kam es vor, daß sich vor ihm bereits andere Schlafgäste einge funden hatten, nämlich die vor den Thoren auf die Mast getriebenen Schweine. Die stieß er dann mit den Füßen fort und rief in feiner unver wüstlichen Laune: „Auf, auf, ihr Säue, packt euch! hier muß ein Lüb scher Junker liegen!" Und auf der Streu ward denn auch eines Morgens, das silberne Schälchen im Busen, der Lübsche Junker todt aufgefunden, an den fortan nur noch das einst von ihm besessene umfangreiche Gehölz der j5$omn" erinnerte. «plitt-r. Als Klugheitsregel gilt's zu allen Zei ten, Mit einem Vorgesetzten nie zu strei ten -Steint hat er Recht, so schadet dir da* sehr, Doch wen« er Unrecht hat, dann noch viel mehr! Man sagt gewöhnlich erst dann „man hat Menschen kennen gelernt." wenn man dieselben, von der schlechten Seite kennen gelernt hat. Mußt nicht zv viel auf dich Baii'tt, Möchtest unterliegen! Allzugroßes Selbstvertrau'n Ist ein Selbstbetrügen. Just den correkten Ehrenmann Seh' ich mir gern von hinten an, Und habe da oft, klug versteckt, manchen Fuchsschwanz schon ad* deckt. Der Streber macht es mit feitet Ueberzeugung wie der Luftschiffer mit dem Ballast: um höher zu steigen,wirst tt sie ab. Em wenigsten kann ich die Menschen vertrage», Die nie etwas wagen ^vhne zu fragen: „2Éa3 werden die Leute dazu sagen?* Set Mißtrauisch. Zwei Tage der Hochzeit erhält die 18jährige Valley W in Berlin von ihrer Jugendfreundin Emmy Besuch. „Und wohin werdet Ihr Eure Hochzeitsreise machen?" fragt diese die glückstrahlende Braut. „SD, wir werden nur in der allernächsten Umgegend von Berlin bleiben." „Nicht möglich?!" erwi derte Emmy, „ich dachte, Ihr geht min« bestens nach Italien." „Aber ich bitte Dich", kommt es von der Freun dm Lippen, „mit einem Manne, den ich so wenig kenne!" Ungalant. Herr (nachdem der Diener einer Dame die Sauce über das Kleid geschüttet): „Tölpelhaftes i Benehmen! Ich jage Dich sofort zum Hewse hinaus!" Dame (beschwichti Iptfc): „Lassen Sie doch, Herr Oberst, Sie se^n ja, wie leid es ihm ist." Herr: „Das glaube ich wohl, aber diese samofe Sauce!" Düsteres Bild. Frau: „Ach. daS »Sterben..." Mann: ja, Fraule, wenn einen 's Fähr. k auS dem Unterweltle m's Nä nimmt, bei tt frt' Spaßig 0 y«? f.^ Sn Mißverflänümh. Son A. Hauschner. «Heute oder nie," sagte fich Paul Kramer, als er, auf dem Weg zuFrau Bertha Cornelius, die Leipzigerstraße entlang schritt. Und er überlegte, wie er die Worte wählen würde, um dann mit einem ge schickten Uebergang zu sagen Verdammt! Wie er nur daran dachte, kam dieses verwünschte Herz klopfen dieses Herzklopfen, das ihn schon mehrere Male gehindert hatte... Warum eigentlich? Flößte sie ihm etwa Angst ein? Lächerlich! Oder Respekt? Vielleicht durch ih ten Reichthum? Noch lächerlicher. Paul Kramer verachtete alles Geld, das nicht ihm gehörte. Also warum? .... Diese altmodi schen Vorurtheile.—War er etwa nicht in seinem Recht? War sie es nicht, die ihm verpflichtet war für.... Vor dreiviertel Jahren ungefähr war er an einem kalten Wintertag frierend und fluchend in feinem Atelier herumgelaufen. An der Erde stand eine Holzkiste soeben hatte sie der Fuhrmann ge bracht darin lag feine „Lächelnde Jungfrau". Zurück von der Wiener Aufstellung zum .... Mal zurück. Es war zum Verrücktwerden. Und er hatte sie doch so süßlich gemacht, die Puppe, damit sie ihnen gefalle, diesen Kunstbarbaren diesen Hornochsen diesen Er stieß wüthend mit dem Fuß ge gen die Kiste, unbekümmert um die Gefahren, die bet zarten Jungfrau da rinnen drohten. Und fünf Mark hatte er noch für das Ding zahlen müssen feine letz ten fünf Mark in diesem Monat, und tt hatte noch nicht zu Mittag gegessen morgen sollte er die Mietzi ausfüh ren ins Theater zum Diner.... „Du trinkst wohl Karlsbader, daß Du so auf und ab rennst?" Sein Freund Franz Horn stand in der Thür und sah ihm lachend zu. „Hast Du etwas Karlsbader eine Mastkur wäre angebrachter." „Mensch, kannst Du mir dreißig Mark pumpen? Nach dem Ersten prompt zurück." „Ich und dreißig Mark am 29. No vember? Bin ich ein Rothschild? Habe ich Goldminen in Arkansas? Bin ich?...." „Schon gut. Es war auch zu ver rückt, zu glauben, Du könntest „Werde nicht grob. Es ist Deine eigene Schuld. Ich habe Dir taufend Mal gesagt, ein Künstler muß reiche Bekanntschaften haben." „Ich pfeife aus Deine reichen Be lanntf chasten." „Es pfeift sich aber leichter mit vol lern Magen. Jetzt zum Beispiel könn test Du, anstatt ihm eine Käsestulle anzubieten, ein vortreffliches Diner bei Frau Bertha Cornelius...." „Wer ist denn das schon wieder?" „Eine reiche Dame von ihrem Manne getrennt Noch sehr an nehmbar, sage ich Dir. Beschützerin schöner Künste, Besitzerin einer Villa in der Thiergartenstraße und einer perfekten Köchin." „Wünsch' guten Appetit.* „Den hab' ich ohnehin. Aber ohne Scherz, anstatt herum zu rennen wie der Löw im Käsig, solltest Du Dich anziehen und mitkommen." .Eine Idee!" „fëinrTefjr gute Idee." „Ich gehe nicht zu Protzen.* „Daran thust Du sehr Unrecht. Denn so eine Freundschaft hat oft goldenen Boden." „DaZ kennt man. Wer daran glaubt." „Du hast eS noch nicht versucht, und Du brauchst ja nicht wiederzukom men." „Verrückt zu fremden Leuten, uneingeladen." „Das laß' meine Sorge fein." „Und ich hab' nicht einmal einen Frack." i „Wie heißt es so schön in den slie genden Blättern? Was liegt an der Hose, wenn nur ein warmes Herz da runter schlägt. Frau Cornelius ist kein Formenmensch. Sie wird Dich freundlichst aufnehmen, Dich nähren, tränken und vortrefflich unterhalten." Es traf Alles zu. „Gestatten Sie. gnädige Frau, daß ich Ihnen meinen Freund vorstelle. Paul Kramer, einer unserer bedeutend sten Bildhauer. Eben aus München gekommen. Ich hatte nur die Wahl, ihn mitzubringen, oder selbst abzusa gen." „Da hätte ich zwiefach verloren. Sie wissen doch: die Freunde meiner Freunde ich bin Ihnen dankbar." Speisen und Getränke waren wirk lich ausgezeichnet. Und das Beste er konnte sie ungestört genießen. Zehnmal entschuldigte sich Frau Cor nelius, daß sie nicht im Stande gewe sen, ihm eine Nachbarin zu geben. „Gerade heute haben so viel Damen abgesagt." Er saß an einer Ecke, an einer Seite nachbarlos, an der anderen einen alten Herrn entfernter Verwandter ver muthlich. Ein Philister, aber ein ge müthlicher Kerl, der einen Tropfen vertragen, und mit dem man deutsch sprechen konnte. Die übrige Gesellschaft mißfiel ihm gründlich. Die Männer, einige Künstler auS genommen, Börsenjobber, und die Frauen Für ihn gab es überhaupt nur drei Kategorien von Weibern. Erstens die Geliebten. Jung, sehr jung und so entzückend ungebildet und sinnlich jvtt.»»» O. A» die Mietzi ,, ZXyin sit Ehefrau. v SO ff *?*vTf^vr y, -Natürlich auch sehr jung. Aber vor Allem Moos, viel Moos und tine ver nünftige, solide Erziehung, damit das Essen gut gekocht fei, die Strümpfe or dentlich gestopft und die Hemdenknöpfe fest angenäht. Keinen so modernen Schnickschnack wie Klavierspiel, Romanlesen und in Gesellschastlaufen. Wenn man schon das Opfer feiner Freiheit bringt aber damit hat es noch gute Wege. Zuletzt die Mutter Na, die zählt schon gar nicht mit. Wenn meine Frau erst Kinder hat, gehört sie in die Kinderstube, mit allen Flausen hat es ein Ende.... Solche Frauen wie hier, alt und über dreißig geputzt, ausgeschnit ten und gefallsüchtig lauter ver heiratete Frauen. Er fand das un sittlich geradezu unsittlich. Für ihn hatte die voll erblühte Blu me keinen Reiz, die Reise widerstand ihm.... Zum Glück gab es trotz des fehlen den Herrn Cornelius ein gemüthliches Rauchzimmer .... und auch sonst herrschten gute Traditionen in dem Haus.... Frau Cornelius hatte, für eine al leinstehende Dame, merkwürdig gute Cigarren und Schnäpse Es entspann sich daraus sogar eine Art Freundschaft.... aus den Cigar ren und Schnäpsen nämlich Wenn er bis zum sinkenden Tag ge arbeitet und in feiner Kneipe schlecht gegessen hatte, ging er nicht ungern ab und zu nach dem Haus in der Thier gartenstraße. Frau Cornelius war täglich von 3 bis 5 Uhr für ihre Freunde zu Haus. Es saß sich nicht Übel in einem wei chen Fauteuil, nahe dem flackernden Kaminfeuer.... Langweilig war und blieb es zwar. Er wußte mit denLeuten dort nichts zu reden. Diese sogenannten anständigen Da men .... Zweideutigkeiten vertrugen sie und Handgreiflichkeiten, mit denen er Mietzi nicht kommen dürfte.... Aber sowie ein Kerl deutsch sprach und die Dinge beim rechten Namen nannte, rümpften sie die Nasen oder waren beleidigt.... „Aber Herr Kramet, ich Bitte Sie." befand er sich am besten, wenn er nicht sprach, nicht einmal zuhöne, Ringe in die Luft rauchte und an gar nichts dachte. ..Woran haben Sie soeben gedacht?" flötete dann plötzlich Frau Cornelius, „Ihre Augen hatten so einen inspirir ten Ausdruck." Diese verwünschten Augen....Wie oft hatten sie ihn schon geärgert mit ihrem lyrischen Ausdruck der nur durch die glänzende Netzhaut entstand und durch den zufälligen Umstand feiner heraufgezogenen unteren Augen lider. Auch Mietzi hatte ihn schon darum verspottet: „Weißt', Augen kannst ma chen, als wie ein Heiliger, wann er die Jungfrau Maria darblickt wenn ich nicht wüßt', was für ein Erzspitz bub Du bist, ein nichtsnutziger Zuweilen blieb er auch zu Tisch die Küche war noch immer vortrefflich dann traf es sich gut, daß et danach feine Flamme abholen konnte, die bis 8 Uhr im Geschäft arbeitete. Auch im Atelier hatte ihn Frau Cornelius besucht, mit einer Freun din. Sie wirbelten mit ihren langen Schleppen den Staub auf, äugten mit ihren langstieligen Augengläsern,wuß ten nicht, waren die Kopien nach Mi chelangelo und Donatello echte Kra mers oder war es richtiger, die rohen Thonentwürfe zu bewundern, von de nen Paul, auf Verlangen, die nassen Tücher entfernte. Er mußte an sich halten, daß er nicht auf den Tisch schlug und fluchte: „Laßt doch das Geschnatter Re den braucht Ihr nicht, Ihr Gänse nur kaufen! Dazu sind doch solche Geldsäcke auf der Welt, daß sie einem armen Künstler die Mittel geben, mat was Ordentliches zu schaffen." Sie kauften schließlich auch. Frau Cornelius die „lächelnde Jungfrau" für zweitausend Mark die Zunge hatte er sich nachher abbei ßen mögen, daß er nicht dreitausend gefordert und ihre Freundin einen Gipsengel auf das Grab ihres Kin des. Das langte auch ein Weilchen. Aber es verlockte ihn, den Fabrikan ten, für den er „Handwerksarbeit chu stete", herauszuschmeißen es verlockte ihn, an seine große Arbeit zu gehen. An die Arbeit seines Lebens. DaS erste Paar nach dem Sünden all Mann und Weib zum ersten Mal als Gegner einander gegenüber.... tödtlichen Haß in Blick und Beweoun gen DasSymbol der ewigen Feindschaft zwischen den Geschlechtern Es ver lockt: ihn in die Natur hinaus in die kraftspendende junge, grüne Na tur. Das zehrte.... Und nun hatte er die Mietzi kennen gelernt so ein süßes, liebes Ding ... wenn er nur an sie dachte Und sie aß so gern Wiener Schnitzel, trank so gern Pilsener Bier und brauchte so dringend eine» Wintermantel. Als et die Treppe des CornelwZ chen Hauses hinausstieg, fiel ihm ein, rbie oft er in der letzten Zeit hier ge wesen. In dieser Woche schon zum dritten Male. Nur seiner Feigheit wegen, weift* immer wieder unverrichteter Sache... aber heute heute Der S.alon war leer. Merkwürdig .. er blieb jetzt immer der einzige Besucher „Die gnädige Frau bittet, einen Moment zu entschuldigen, sie kommt im Augenblick... Die Lampen waren roth verschlei ert. im Kamin flackerte helles Feuer, nach der kalten, nassen Straße eine wohlthuende Abwechselung. Er mochte sonst die Wohnung nicht. All der stillose Krimskrams w«c ihm verhaßt. Außer der „lächelnden Jungfrau" kein Kunstwerk.... und doch Platz ge nug, um feine sämmtlichen Schöpfun gen aufzustellen. Heute aber, in dem Halbdunkel, in dem alle Umrisse in einander ver schwommen, empfand er nur die Be haglichkeit, den wohlthuenden Reich tl)um des dicken Teppichs, deS beque men Schaukelstuhls „Wer es doch auch so gut haben könnte, ach das Geld.... das Geld!" Es rauschte hinter ihm Frau Cornelius im rothen Plüschschlas rock ..Verzeihen Sie, daß ich Sie warten ließ, eine heftige Migräne." Ihre Stirnlöckchen waren frisch ge brannt, und auf den Wangen lag ein Hauch von rosa Puder.... „Wenn ich störe...." „Durchaus nicht.... Einen Ande ren hätte ich nicht empfangen, aber Sie Sie haben so etwas Beruhigendes." Pause.... ..Wovon träumten Sie, als ich Sie überraschte? Sie sahen so nachdenk lich aus." „Ich dachte, wie gut Sie es haben, gnädige Frau, in dieser warmen, ge miithlichen Wohnung." Frau Bertha seufzte. „Das allein macht noch nicht glück lich." Hergeben möchtest Du's aber doch nicht, dachte Paul, und stifte laut: „Ich würde mich hier ganz glücklich fühlen." „Wirklich?" Sie seufzte wieder.... Pause Paul dachte an sein Anliegen und ihm fiel kein Uebergang ein. In feinen Stuhl zurückgesehnt, zer marterte er fein Gehirn, während er die schönsten Ringe (eine Cigarre hatte sie ihm gleich angeboten) in die Lust blies. „Sie sind so still, liebn Freund überhaupt in der letzten Zeit. Was beschäftigt Sie? Wollen Sie sich mir nicht anvertrauen?" Sie war etwas näher gerückt, von dem Arm, den sie auf die Lehne seines Stuhles gelegt, siel "der leichte Spitzen ärmel zurück.... „Es ist Ihnen gewiß aufgefallen, gnädige Frau, wie oft ich Sie in letzter Zeit belästigt habe." „Belästigt ein so lieber, alter Freund, Sie wissen, wie gern ich mit Ihnen plaudere." „Na, mein Plaudern ist just nicht berühmt." „Ich schmeichle mir, daß wir uns auch verstehen, wenn wir schweigen." So ging es nicht mit ihrem dummen Süßholzraspeln. Er schluckte und drückte ganz heiß wurde ihm.... diese verdammte Schüchternheit ...Er blickte verlegen zu Boden, als könnte er dort dieWorte finden.. Frau Bertha hatte die Füße ge kreuzt und weit von sich gestreckt, bis zum Knöchel waren sie sichtbar, jetzt, bei einer unwillkürlichen Bewegung noch ein gutes Stückchen weiter Sie steckten in schwarzen Seidenstrüm pfen und zierlichen Lackschuhen. „Hübsches Bein," dachte Paul zet streut, „hält sich doch am längsten jung bei den Weibern." Und unwillkürlich, vielleicht zum ersten Mal, hab sich sein Auge an ihr empor. An der schlanken Gestalt, an der der weiche Stoff wie nachlässig herabglitt, am Hals, den halb entblößten Atmen, reich mit duftigen Spitzen verziert. „Muß in ihrer Jugend nicht Übel gewesen sein, wenn auch nicht mein Ge schmack, zu gelb und zu hager" (er liebte das weiße, blonde Fleisch). Sie lehnte sich noch weiter zurück, daß ihr Fuß den seinen leicht berührte, legte die Arme, von denen die Aermel im mer weiter zurückglitten, hinter den schön frisirten Kopf. „Warum sehen Sie mich,so an,Herr Kramer?" „Ich wieso gnädige Frau?" „Ihre Augen hatten eben einen so sonderbaren Ausdruck." Sie beugte sich zu ihm herüber und legte ihre Hand auf die feine. „Wissen Sie, daß Sie ganz, merk würdige Augen haben?" „Das hat man mir schon oft gesagt. Aber es liegt nur an ihrer Bauart. Mein unteres Augenlid „Machen Sie sich nicht schlechter, ckls Sie sind. Ich glaube Ihnen doch nicht. Die Augen find der Spiegel der Seele. Ich bin überzeugt, Sic haben eine edle Seele, ein gutes Herz." „Aber ganz und gar nicht, gnädige Frau." Herrgott, so kam er nicht weites und doch mußte et „Bei Ihnen, gnädige Frau, ist das etwas Anderes, Sie haben so schöne" ja was hatte sie denn für Augen? Er hatte sie noch nie darauf angese hen. Im Augenblick, sie saß ihm ganz, ganz nahe, blitzten sie ihn ganz dunkel an „Sie haben so schöne, schwatze gen." „Finden Sie?" „Daß ich sicher bin....* Er wurde roth.... wicher dieses Herzklopfen dabei eine Stille, daß man die Uhr im Nebenzimmer ticken hörte „Warum sprechen Sie nicht weiter? Sie haben etwas auf dem Herzen, ich sehe es.... So haben Sie doch Vr trauen." Ihr Fauteuil hatte sich vorgeschoben er berührte fast den seinen. Ihr Kopf senkte sich seitlich auf das Pol ster. ihre Lippen öffneten sich Über den hâa Hähms.... 'M ?"".' V- w"? ..t-w« j^-fv=- V V 1 MHMMlMMaiMattflKMH«nMMMWjiMaWMiii „Ich hatte allerdings.... aber weiß nicht, ob ich...." „Alles, was Sie wollen, lieber Freund." i Er Höste nicht mehr er Pch'vot sich hin.... Dann plötzlich ganz, brutal, aus tödtlicker Verlegenheit.... „Ich brau» che Geld, gnädige Frau. Ein paat hundert Mark. Ich habe mir einen Marmorblock in Italien bestellt, soll wenigstens die Hälfte anzahlen dann Ein Geräusch unterbrach ihn. Bei der heftigen Bewegung, mit der sie ihren Stuhl zurückschob, war ihr Spitzenvolant hängen geblieben, vnd mit einem Krach durchgerissen. Dann stand sie auf und verließ das Zim met. Paul sah ihr Knz vetduzt nach. „Nanu...." Aber noch war er zu keinem festen Entschluß gekommen über die wür digste Art, sich in dieser Lage zu be* nehmen da kam sie schon wieder zu*1 rück. In der Hand ein längliches Stück Papier, aus dem ihre Unter schrift noch tintenfeucht glänzte. Ein Check so viel wußte auch der geschäftsunkundige Kramer. Sie reichte ihm denselben offen hin. „Bitte." „Seien Sie versichert, gnädige Frau „Sie sind nicht Böse, wenn ich.... Mein Kops schmerzt wirklich sehr, und ich muß Abends in die Oper." Er war gar nicht böse. Im Gegen theil feelenèfroh. Sein Anliegen erle digt und keine höfliche Unterhaltung mehr nöthig, die immerhin etwas peinlich. Denn ein bischen ungemüthlich war sie doch geworden wenn sie auch (tute Miene zum bösen Spiel machte... DaA hatte er recht gut bemerkt. Obgleich eigentlich für sie nur ein Bettel seine scharfen Augen hatten rasch die Ziffer gelesen Dreihun dert Mark bei der Reichsbank zu erhe ben. Ja, diese Geldprotzen, toemt es an ihr Portemonnaie geht. Als er im Vorzimmer den Uelierzie her anzog, war ihm, als hörte et drin nen einen Knall. Beinahe, tote wenn Mietzi in der Wuth auf den Tisch schlägt, daß die Gläser klirren „Unsinn! sie wird mit der Schleppe ein paar Vasen umgefegt haben. Zeugs genug steht ja überall umher." Und er lies vergnügt die Treppe hin unter, hinaus in die neblige Schnee luft und pfiff ein Lied vor sich hin mit allen Gedanken bei feiner Mietzi. Geselligkeit. Die wahre Geselligkeit wirkt nicht nur erfrischend und ergötzend auf's Gemüth, sondern ist allgemein bildend sowohl für den Verstand, wie Haupt fächlich für das Herz. Sie erziehtMen fchenfreundlichkeit und dient somit praktisch dem religiösen Gefühl. Sie ist ein Vorrecht der zugänglichen Ju gend. Deutsche Geselligkeit hatte von jeher einen Ruf und die älteren Leute erin nern sich noch mit wiederkehrender\ Freude an die fröhliche Jugendzeit. Allein „fröhliche Jugend" ohne geselli gen Verkehr ist nicht denkbar. „Zu un serer Zeit war es anders," hört man manche Großmutter ausrufen. Nun fragt es sich, ob sie Recht hat. Ist der gesellige Verkehr zurückgegan gen? Der größte Feind freier gegensei tiger Annäherung ist natürlich die Ueberhebung, die sich schon äußerlich in der Kleidung kund thut. Unverkenn bar kennzeichnet unsere Zeit und spezi ell die deutsche Verkehrsweise ein Zug zur schematischen Absonderung. In ge fellfchüftltcher Beziehung ist aber nichts nöthiger, als ein Berühren der Kreise, die geschäftlich getrennt sind und für gewöhnlich nicht oft Gelegenheit des Verkehrs haben. Treffen bei uns mehrere Familien zusammen, sofort vollzieht sich eine Scheidung in eineMänner- und in eine Frauengruppe, umgekehrt in früherer Zeit. Bei den Hochgestellten und in nie deren Kreisen hält man es heute noch für schicklich, daß bei einem Bekannt werden frühere Unbekannte sich in möglichstem Gemisch einander nähern. Bei einem öffentlichen Gastmahl si tzen bei uns meistens die Ehepaare ne ben einander. Wir wissen Beispiele, daß bei einer Festlichkeit ein Lehrer nur einige Mal mit feinerFrau tanzte. Zu mehr verstieg et sich nicht. Bei Sonntagsausflügen bemerkt man auch bei der Jugend fein säuberlich geschie den voran die bunte Damenkompagnie und in respefvoller Entfernung folgt die dunkle der Herren, oder ja recht schematifch eingetheilt findet man in dem einen Omnibus alle Weiblein und in dem andern alle Männlein. Diese Gebräuche bei uns verstoßen' direkt gegen die gute Sitte anderer Volker. Darum trippelte auch ein ein geladener Chinese bei einem allgemei nen Spaziergange stets mit der Da menabtheilung, weshalb man alles Ernstes in die Versuchung kommen konnte, ihn wegen seiner farbigen Klei dung und feines Zopfes für zum weib lichen Geschlecht gehörig angesehen konnte. Der Schematismus hat am richtigen Orte gewiß feinen Werth, sobald er aber anfängt, den gesellschaftlichen Verkehr zu beherrschen, macht er den selben „hölzern" und beraubt ihn sei nes Zweckes und die Großmutter kann Recht haben mit ihrem: „Früher war ei «nderS!" Boshaft. Mein Kaffirs? ist mir mit der Kasse durchgebrannt! Eo? Zu Fuß doch wohl? Denn für'S Fahrgeld wird die wohl kaum ge langt haben! "*3 i i "(f ''A,,.. 4 •t k« sc *I\*r?r, iây«d)ti'ilUu I w Sieh' da, ein liebliches Elfenkind, Da stehle ein Küßchen ich mir schwind So flüstert lüstern Grauwichtelmann Und trippelt leise und listig heran. „Haha, hehe, hihi, hohu, a Die Augen hat sie noch immer z» „Uta, na? WaS will denn der Wichkel mann?!" Zwei andere Elfen im Ttippelttav Seh'n ihn bei? schlummernden Schwe ster nah'n Die fassen schleunigst Graumännchen ab. „Hoho, haha, hihi, hehe!" Und schweben flink mit dem Wicht zur Höh' Grauwichtelmann, so wird erhascht, Wer von verbot'nen Früchten nascht. Hohu, hahi, hehe. «Aetsch, ätsch," «um zappelt der kleine Dieb Und zetert ant "Etchetiast Weh und Ach, Kriegt Elfenküsse, mehr als ihm lieb, Und wenn inzwischen der Aststumpf nicht brach. Hihi, hehe, hohu, haha, Dann hängt das Männchen noch heute da. Graumännchen alle, merkt Euch die Lehr', Küßt junge Elfen nimmermehr« Hehi, hohu, haha. Oèvanch«. @ff«! „Sag', Miranda, bxhst D» immer selbst?" Junge Frau: „Immer nicht, Elsa,' nur wenn mich mein Mann einmal ge ärgert hat." I —Ein anderer Fall. Pfar rer: „Schau', Sepp, wie kannst Du Dich nur so betrinken! Selbst das liebe Vieh weiß, wenn es saust, wann es aufhören soll!" Sepp: „Ja, Herr Pfarrer, wenn ich Wasser trink', nacha weiß ich auch, wann ich aushör'n, soll!" Zur Orthographie. Han-,1 ttele: „Du, Mutter, schreibt man Va ter mit einem oder mit zwei t?" Mut ter: „Sei net so faul, Hamiele derweil Du ftagfcht, machst Du drei ^f,: ge- Grauwichtelmann, nimm Dich in Acht. Du wirst ertappt, eh' Du s gedacht. Haha, hehi, hohu. ÉMiiag' Jelly von Ctab-Aepfeln wird auf folgende Weise gemacht: Man schneidet die Aepfel in der Mitte auseinander, nimmt Blüthe und Stiel und etwaige ungesunde Stellen aus, gibt sie zum Kochen, so daß dreiviertel der Aepset mit Wasser bedeckt sind. Dann müssen die Crabèpfel' viele Stunden ko chen, bis sie durch ein über ein Sieb gelegtes Cheesecloth laufen man drücke nicht durch, sonst wird das Jelly trübe. Den Rest hängt man übet Nacht zum Durchtropsen auf. Des Morgens wird der Saft gemessen, auf jedes Quart je ein Quart Zucker gerechnet (oder auf je 4 Pint Saft 3 Pint Zu cker). Der Saft wird zum Kochen ge bracht, der Zucker indessen im Backofen heiß gemacht, dann zu der kochenden Flüssigkeit gegeben und noch vorsichtig so lange kochen lassen,bis es sich spinnt, dann heiß in die Gläser gefüllt. Wenn der letzte Saft zu dicklich und trübe wird, gieße man wieder durch eiit Cheesecloth und dann in die Gläser. Das Jelly muß eine schone hellrothe, durchsichtige Farbe.haben. Auch die Trauben lassen steh am be sten als Marmelade conferviren, und zwar wie folgt: Man siedet süßen Wemmost so viel beliebt, läßt den süns ten Theil davon einkochen, dann nimmt man geschälte und zu Schnitzen ge fchnittenc Quitten, süße Aepfel, Bit- nen, abgezupfte Trauben, gestoßenen Zimmt, Nelken und klein gewiegte Ci tronenschalen, Alles nach ®uidün*enr und focht es in dem Maß, bis es in dep Dicke wie eine Apfelmarmelade ist dann thut man es in Zuckergläser.Por zellan- oder Steintöpfe und verwahrt es wohl. Es ist im Winter gut zu Tor ten zu gebrauchen, oder man gibt eS auch auf Brotschnitten. Ferner Zwetschgen und Pflaumen als Jelly verarbeiten nach folgendem Rezept: Zu sechs Pfund Zwetschgeiz-' nimmt man ein Psund Zucker, setzt sie auf ein schwaches Feuer, kocht sie weich, treibt sie durch ein Sieb und kocht sie nun unter beständigem Rühren ganz dick, mischt gestoßenen Zimmt und et was Nelken darunter und füllt sie in steinerne Töpfe. Und zum Schlüsse noch ein Rezept für Senfbirnen. Es gehört hierzu vorzugsweise die Königsbirne. Zn\. ein Viertel Bushel ein halbes Pfund gemahlener Senfsamen mit Essig an-» gerührt, zwei dicke Stangen Meerreti tig, gut gereinigt und in dünne Schei ben geschnitten, 24 Lorbeerblätter, eimfc Unze Nelkenpftsfer und eine Unze Nel ken. v Confervirtuig ooii Gbst. 1 Der Fleiß der guten Hausfrauen ich Erhalten der reichen Gaben des Herb stes für den langen Winter scheint un ermüdlich, die Damen möchten für ihre lieben Eheherren und Gäste die Früchte in gar mannigfachen Arten conjeröU, ten, und so will ich denn den zahlrei chen Anfragen zu genügen suchen, in» dem ich noch einige andere bewährt Rezepte zum Einlegen verschiedene* Obstsorten folgen lasse: Neben den Pfirsichen in Zucket geht: der Ehrgeiz der guten Hausmütter noch weiter,und sie denken daran, toemt ,• es nicht schon zu spät geworden „Brandy Peaches" einzumachen. Ma« legt die Früchte in heißes Wasser, unk läßt sie gerade so lange darin, bis mall die Schalen abziehen kann dann lasse man einen dünnen Zuckersyrup kochen, lege die Früchte hinein, so daß diese von der Flüssigkeit vollständig bedeckt werden, und kocht die Früchte so lan ge, bis sie weich genug sind, um mit ifmern' Reisstroh durchstochen werde« zu können. Dann nimmt man die Früchte heraus und füllt sie gleich ist, die Gläser, läßt den Sytup recht dick?.. lich kochen, und fügt, nachdem et ebey^ vom Feuer genommen, eine gleiche/ Quantität von Brandy hinzu. Dies wird nun heiß über die Pfirsiche in die Gläser gegossen, bis die Früchte ganz mit Flüssigkeit überdeckt sind, dann werden die Konservenbüchsen geschlos sen. Auch Birnen möchte man nicht nut süß, sondern noch pikant in Essig und Zucket einlegen. Die Maaße sind fol gende, mart rechnet auf je 2 Pfund Früchte 1 Pfund Zucker, auf je 4 Pfund Früchte 1-2 Pint Essig, auf je 2 12 Psund Früchte 1 Die Birnen werden mit de? Schals in einem messingenen Kessel mit Wassels bedeckt, gekocht, bis sie sich durchsteche^ *. lassen, und zum Erkalten darin hinge- stellt, was bei Birnen nicht schädlich ist* Dann legt man dieselben in einen Steintopf, worin niemals etwas Fet-» tiges gewesen ist, bestreut sie lagenweifer 4r mit dem bemerkten Gewürz, gießt die 33rühe, mit dem Senf angerührt, dar-»' über, womit die Birnen bedeckt sein müssen, bindet den Topf zu und stellt ihn in den Keller. 'l Out tartrt. Sie: Ich war?, i-» verrückt, als ich Dich heirathete. Er: Bist Du jetzt noch verrückt? Sie Nein, jetzt nicht mehr. Er: Nar' dann fei doch froh, daß ich Dich gebeilt habe! 4 Pint Masse?. Ganzen Zimmt nach Belieben, und im jede Birne an Stelle der ausgenom menen Blüthe eine Gewürznelke einge fügt. Man bringt die Flüssigkeit (Essig, Wasser und Zucker) zum Kochen, thut dann die abgeriebenen, mit einer silber nen Gabel durchstochenen Birnen hin ein, und zwar nur so viel als Plafc finden, ohne sich auf der Oberfläche der Flüssigkeit zu berühren. Man schiebt den Tops vom raschen Feuer fort, dajj es nur fachte brodelt, nimmt die Früch te, wenn sie überglast und beim Fühlen mit fret silbernen Gabel genügend weich erscheinen, mit dem Schaumlöffel her aus, füllt sie gleich in die Gläser, läßt die Flüssigkeit zum Syrup einkochen^ füllt die Gläser voll und schließt die selben gleich. i I*** IMFNvt