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Eine Kiinstlerfayrt. p* 'Hvmorâ von Hlbert Boderich.« Mit fiti« ginalzeichnungen von C. Seümcrv Das Herne Sepa ratz immer im N: Paurant... zu R., gewöhnlich die A „Künstlerarche" genannt, war an jenem für die Geschichte unseres Planeten so A wichtigen Abende nicht so zahlreich be sucht wie gewöhnlich. Einige der her vorragenssten Künstler und Viertrinker fehlten die Anwesenden aber thaten, «r, was sie so ziemlich jeden Abend in dem kleinen Separatzimmer zu thun pfleg ten: die einen plauderten und tran éj ken, und die anbeten tranken und plau k* betten. „Sagt 'mal/' wandte sich nun einer bet Anwesenden, der bei den Intimen !f-„ das „feuchte Rhinoceros" hieß weil er I* so furchtbar viel trinken und so furcht !bar dumm fragen konnte, „sagt 'mal," |fv wandte sich also das feuchte Rhinoceros I lan zwei Herren, die neben einander ihm gegenüber faßen, „warum habt ihr bei ik denn eigentlich so fürchterlich lange nichts Gemein—schaftliches herausge bracht?" Das also angeredete Menschenpaar bestand aus einem kurzen, dicken und einem langen magern Herrn, die wir deshalb aus Opportunität^ und Be quemlichkeitsrücksichten Herr Lange und Herr Feist nennen wollen. $'r. Herr Lange war ein bekannter Ma fiiyle.r, Herr Feist ein bekannter Humorist, I? und es war verschiedentlich vorgekom men, daß Herr Lange die Humoresken S des Herrn Feist mit sehr komischen und ergötzlichen Zeichnungen versehen, und daß andererseits Herr Feist zu den ge malen Karikaturen des Herrn Lange einen drastischen und lachhaften Text Derfaßt hatte. Als Herr Feist sah, daß die Mehr zahl der Anwesenden diese Frage unter stützte, antwortete er mit einem ziem .,-iitf) verächtlichen Blick auf seinen Nach bar: „Warum wir so lange nichts zufam men 'herausgebracht haben? Nun, sehr einfach, weil mein Freund Lange Zu Ende zu sein scheint mit seiner 'Kunst. Der letzte große Brand beim Künstlerfest hat ihm das Oberstübchen tuinirt, und wie es scheint, war er nicht versichert." „Oho," replizirte der Malet, „wenn Du nur was halbwegs Gescherdtes ge schrieben hättest, ich hätte es schon illu strirt. Freilich, so gut wie Deine letzte Bemerkung Deinen lahm gewordenen Witz, illustrirt, so gut hätte ich es nicht gekonnt." „Aber," warf jetzt ein anderer ein, „thr habt ja erst vor drei Monaten ein: gemeinschaftliche Reise durch die fach« "'•iftsche Schweiz gemacht habt ihr denn ton da gar keine humoristische Ausbeute mitgebracht?" „Q ja," entgegnete Herr Lange, der ^-Malet, „der große Humorist, unser fyreunb Feist, hat in den acht Tagen sieben sächsische Kalauer gesammelt, und die übersetzt er nun in's Hoch deutsche." „Ja wohl," rief der. Humorist, „und unser Freund Lange, der berühmte ..Malcr, hat in den acht Tagen eine Windmühle und eine Schafsnafe skiz zirt, er kann aber die beiden Skizzen jetzt nicht mehr auseinander kennen." Man lachte. •J „Ja," meint: ein wegen seines Kunst cnthufiasmus gern geduldeter Kauf imannsfphn, „da sind die Herren wohl als ganz gewöhnliche Menschen ge reist?" „Als was feilen wir denn seifen?" „O, Künstler müssen reisen wie vet kleidete Prinzen," meinte der Enthu siast. „Oder wie verkleidete Stromer!" rief Sange, der Maler. Da sprang plötzlich der Humorist in jbie Höhe, schlug mit der Faust auf den Tisch und rief wie elektrisirt: „Lange, Kerl, das war 'n Wort! Die verkleideten Stromer! Wir beide „seifen wie verkleidete Stromer." „Abgemacht, mein Junge, es ist 'mal vas anderes es lebe das Stromer Hum!" 'iCTr-^th KwÂäM'ii k1' a 'Â'/'1 Unter Lachen, Scherzen und allerlei spaßhaften Unterbrechungen einigte man sich endlich dahin, daß die beiden freunde am folgenden Tage, einem Sonntage, Mittags 11 Uhr 55 Minu ten, mit der Eisenbahn nach der etwa fünfzehn Meilen entfernten Stadt Wcllburg fahren und am MontagMit sags ebenfalls mit der Eisenbahn zu rückkehren sollten. Man trennte sich Wie heute früher als gewöhnlich, denn die beiden Reifenden toolUen den Rest des angebrochenen Abends und die nächsten frühen Mor genstunden dazu verwenden, ihre etwas komplizirte Reisetoilette zusammenstel len. ste das fertig gebracht haben. davon möge der verehrte Leser sich durch tmige Blicke auf die beigegebenen schö wn Bilder überzeugen, die Herr Lange nochmals von feinet Künfthrsahrt tnt* orfen hat. Uebrigens hatte bet dicke Humorist Gelegenheit, stch noch vor der Ab- *#r 1J 2-. reise von der Echtheit seines Stromer tostüms zu überzeugen, denn als seine Haushälterin, die würdige, abet hätz liche Fral? Witte, in's Zimmer kam und anstatt ihren jovialen, gemüthlichen Hausherrn einen abscheulichen -strolch mit ungeheurem Knotenstock vorfand, dg fuhr ihr der Schreck in die Glieder und von da aus gleich weiter in's Kaf feegeschirr, daß es zerschmettert am Boden lag. Frau Wilke schrie laut aus. „Frau Wilke," sagte Herr Feist, nachdem er sich zu erkennen gegeben, „warum 'schreien Sie so laut auf? Wenn hier überhaupt laut aufgeschrieen werden soll, so habe ich das zu thun, denn mein Service mit Kaffee und al lem liegt da auf dem Fußboden." Frau Wilke bückte sich, um dieScher 6en aufzusammeln, und sagte: „Zer brochenes Geschirr bringt Glück, Herr." „Ja, dem Porzellanhändler," entgeg ueir 'oer Humorist» Kurze Zeit darauf wanderten Herr Feist und der Maler Arm in Arm zum Bahnhof. Sie fanden dort bereits die Insassen der Künstler-Arche von ge stern Abend, und einer der Freunde löste für unsere beiden Helden zwei Fahrkarten zweiter Klasse. Der Zugführer hatte bereits einSig nal gegeben, als unsere Freunde sich anschickten, in ein Coupe zweiter Klaffe zu steigen. „Halt, hier 'rin!" schrie sie nun ein Schaffner an und zeigte auf einen Wagen vierter Klasse. „Aber wir haben Fahrkarten zweiter Klasse!" „Machen Sie keene Geschichten! Leute wie Sie! Da 'rin, aber schnell!" Der Zug fetzte sich bereits langsam in Bewegung, die Coupethüren waren schon sämmtlich geschlossen, und die beiden kletterten in die halbgeöffnete Schiebethür des Wagens vierter Klasse zu Bauersleuten und echtem Lumpen pack. „Scheußlich!" brummte Herr Lange „drei Stunden stehen sollen ich danke! Aber sieh 'mal den Bauern, der da auf dem Korb sitzt. Prächtiger Kopf! Den kauf ich mir!" Damit zog er fein Skizzenbuch aus der zerrif fenen Rocktasche und begann zu zeich nen. Zunächst starrten die Bauern mit stupider Teilnahmslosigkeit auf den Zeichner, als dieser aber immer wieder von dem Bauern in fein Buch und von seinem Buche auf den Bauern blickte, da zischelten und tuschelten sie unter einander, und» endlich schritt der dickste und stärkste der Bauern auf die Gruppe der drei Stromer zu. Zuerst trat er mit feinem hufeifenbefchlagenen Stiesel wuchtig Herrn Feist auf den Fuß, daß dieser Herr Feist natürlich, nicht der Fuß laut auf schrie. Dann beugte er sich ohne weitere Umstände über das Skizzenbuch des Malers und rief feinem Genossen hinüber: „Hin rich, he malt di of!" „So?!" sagte Hinrich, erhob sich und schritt ebenfalls, gefolgt von den übri gen Dorfbewohnern, auf den Maler zu. „Jo, warraftig, bat bün ick. Dörthe, füh 'mal!"' „Hinrich," sagte Dörthe, „dies leibt ich nich. Wenn's 'n orrentiich Foto graph wär', denn wollt' ich nich sagen, aber so 'n Stromer soll Dir nich ma len, nee!" Damit wollte sie dem Herrn Lange das Skizzenbuch aus der Hand reißen. Nun aber glaubte ein richtiger Vagabund, der mit im Wagen war, den Augenblick gekommen, den Geist der Kollegialität walten zu lassen. Er er faßte den Knotenstock in der Hand des Humoristen, stellte sich vor den Maler hin und schrie auf die Bauern ein: „Det is mein Freund! Der kann hier ma len, was er will. Rührt ihn nicht an oder Die Bauern verständigten sich mit einigen schnellen Blicken. Sie waren fünf Mann und eine Frau gegen drei Mann. Im nächsten Augenblicke fühl ten sich unsere Helden von verschiedenen Eisenfäusten gepackt, „Smiet jem rail* tief eine krächzen de Stimme. Eine. Todesangst befiel die beiden. Da ein schriller Pfiff, der Zug hielt. „Station Rehwald drei Minu ten!" rief der Schaffnet. Die ver schiedenen Eifenfäuste ließen nach. „Rut, Rut!" riefen aber mit noch immer drohenden Geberden die beleidig ten Söhne der Natur. Es hätte dieser Zurufe nicht bedurft. Hastig kletterten die beiden Künstler aus dem Wagen. „Ich kann meinen Fuß vor Schmer zen kaum rühren," wimmerte der Hu morist. „Ich glaube, der rohe Kerl hat mir den Arm ausgerenkt," jammerte der Maler. „Da geh' ich nicht wieder hinein,* sag» bestimmt Hert Feist. „Einsteigen, einsteigen!* tief r^*" bet „Komm hierher!" rief der Maler feinem Kollegen zu, auf eine noch ge öffnete Coupethüre zweiter Klasse zu stürzend. Sie schwangen sich hastig hinein. Herr Feist hakte hinter seinem Knotenstock und fiel rücklings auf den Sitz. „Hilfe, Hilft!" schrie éine schreckens heisere Stimme hinter ihm, deren In haber sich den Weg zur Thüre zu bah nen suchte. „Hilfe, Hilfe, Mörder!" Herr Lange riß ihn krampfhaft von der Thüre zurück. „Um Gottes willen, mir thun Ihnen ja gar nichts, feien Sie doch ruhig schreien Sie doch nicht so!" Die Angst in diesen Tönen klang überzeugend. Det fremde Reifende drehte sich wieder zurück. Ein Blick in das Gesicht des einen der Überfalle nen Banditen« etn Schrei der Ueber rafchuitg, ein laswe Ruf des Stau nens: „Lange ist es denn möglich?" „Schlick! Ottomar Schlicke!" ju belte der Maler. „Und da ist auch unser Dicker, bei allen Göttern von Babylon!" rief Ottomar Schlicke, jetzt auch den sich mühsam vom Boden erhebenden Humo triften erkennend. „Aber, bei Hekubas Augen, ihr verflixten 'Schwerenöther, wie kommt ihr in diese urjammervolle Kledaschen?" Und nun erzählten die beiden ihrem alten Freunde und ehemaligen Genos sen der Künstler-Arche, dem Charakter komiker Ottomar Schlicke, augenblick lich ant Stadttheater in Wellburg en gagirt, die Ursache und den Zweck ihrer außergewöhnlichen Erscheinung. Otto mar Schlicke lachte herzlich in der ihm eigenen charakterkomischen Weise. Das Mißbehagen unserer beidenHel den über ihre bisherigen Erlebnisse wies) bc!d der fröhlichsten Laune, als sie sich mit dem Schauspieler w lustiger Unter Haltung befanden. „Kinder," unterbrach plötzlich Otto mar Schlicke eine längere Rede desMa lers, „Kinder, mir fällt da gerade ein kapitaler Witz ein. Ihr sollt Stoff finden zum Schief- und Todtlachen. Paßt 'mal auf. Ganz .zufälligerweise geben wir heute Abend in unserem Musentempel die nicht mehr ganz un bekannte Posse „Robert und Bertram, die lustigen Vagabunden,,. Ich spiele den Robert und der Griesemeyer den Bertram. Ich bin ungefähr von Dei ner Statur, Lange, und der Griese •meyer hat so annähernd Deine vier schrötige Gestalt, Feist. Jetzt merke ich mir genau Eure entzückenden Stro mertoiletten, Griefemeyer und ich zie hen uns genau so an, ihr beiden kommt heute Abend in unser Theater, und dann sind zwei luftige Vagabunden auf der Bühne und zwei genau eben solche im Publikum. Das muß einen Hauptulk abgeben.* Unsere Freunde stimmten mit Ent husiasmus dieser Ansicht bei und ver sprachen, pünktlich im Stadttheater von Wellburg zu erscheinen. So kam man nach Wellburg, „Jetzt wollen wir erst 'mal ordent lich Mittag essen," sagte Herr Lange, und Herr Feist hatte nichts dagegen. Sie schritten Arm in Arm und mit Geräusch durch den Saal zum unwil ligen Erstaunen einiger gerade anwe senden Honoratioren von Wellburg, hingen ihre schäbigen Reifeutensilien an den hocheleganten Wandschrank und riefen laut und herrisch nach einem Kellner. Als dieser zögernd herankam, bestellten sie zwei Diners zu je drei Mark, Rothwein und Champagner. Der Kellner zögerte noch augenschein licher. „Na, ja," sagte Herr Feist, „ich ver stehe dies riesige Fragezeichen in dem Kellnergesicht. Hier, Sie ehemaliger Jüngling, nehmen Sie dies als Vor schuß für Ihre Leistungen." Damit gab er dem Kellnet ein Zwanzigmarkstück. Zehn Minuten später saßen die bei den Vagabunden bei einem opulenten Mittags mahl. iiAjß= 'if"^ ß~,Q 7 .4 â. Plötzlich stand ein SchutzMM« vor ihnen. Er sah auf die beiden Strolche und blickte finster er sah auf das Essen und Trinken unb bückte bedeu tend heller. „Wer sind Sie?" frug ber Mann des Gesetzes, indem et ein Notizbuch aus der Rocktasche zog. „Wir sind Vergnügungsreisende," sagte Herr Lange. „Ja, wir reisen zum Vergnügen an derer Leute", fügte Herr Feist hinzu. „Ihre Namen?" „Mein Name ist Lange," sagte jetzt der lange Maler mit einer eleganten Verbeugung. „Mein Name ist Feist," fuhr ber dicke Humorist fort, „und mit wem ha ben wir die Ehre?" „Sie wollen wohl Witze machen?" fragte bet Schutzmann und blickte noch finsterer. „Ganz richtig, das ist unser Ge schäft. Unb nun werde ich 'mal gleich mit Ihnen einen Witz machen, und wenn Sie bann nicht sagen: „Das ist ein guter Witz", dann verstehen Sie absolut nichts von Witzen. Sehen Sie 'mal, ich gieße hier dies Wasserglas voll Champagner und stelle es hier auf die ,,bd TMH» Jetzt /»-i ...â' stellen Sie sich hier hinten an den Schrank, dann kann Sie keiner von den neugierigen Gaffern da drüben se hen, und dann trinken Sie das Wasser glas voll Champagner aus. Wie ge fällt Ihnen der Witz?" Der Schutzmann blickte sehr hell, dann wieder nach den neugierigen Gas fern hin sehr finster, schritt mit wuch tigen Amtsfchritten um den Tisch her um, sah, daß er nicht gesehen werden konnte, und trank mit geradezu sonnig hellen Blicken den Champagner aus. „Der Witz ist gut! Aber, meine Herrn hm, hm, muß Sie doch anstandshalber auss Polizeibureau bringen nur anstandshalber." Der Maler schenkte das Glas von neuem voll. Der Mann des Ge setzes leerte es von neuem. ,Smd spassige Herren, die Herren, nmß Sie aber doch auss Polizeiburettü orin gen!" Wieder ward das Glas gefüllt, unb als der Schutzmann es wieder geleert hatte, da legte er vertraulich die Hand auf die Schulter des Humoristen unb sagte freundlich: „Dans' Ihnen. Und weil Sie so nette Menschen sind, werd' ich Ihnen euch toas sagen, wo Sie Nutzen draus ziehen können." „Nun?" fragte begierig ber Maler. „Also: Der Wirth hier hat gar nicht so viel Champagner, daß Sie mich be trunken machen können." Eine halbe Stunde später standen unsere Helden im Polizeibureau vor dem gestrengen: Herrn Polizeicommis sär Nunne. Kaum waren bie beiden Stromer bei ihm eingetreten, als er mit einem kurzen Pfeifen auf den Amtsiifch los stürzte, aus dessen Schublade ein Pa pier herausriß und den verblüfften Künstlern ins Antlitz donnerte: „Ihr seid Platzke und Pellemann! Hab' ich euch, ihr Hallunken!" Unsere Freunde stellten entschieden in Abrede, Platzke und Pellemann zu sein. Herr Nunne entfaltete den Steck brief in seiner Hand. „Werd'n wer jleich sehn. Hier, Signalement: Platzke, lange hagereNatur—schtimmt! Dickes, wolliges Haar schtimmt poch!" „Was?!" tief der Maler, art fei nen stark gelichteten Schädel fas send, „ist das bickes, wolliges Haar?!" „Js jefälscht, keimen wer schon! Be sondere Kennzeichen: Nervöses Augen- Nun fuhr ber Geist des Ulks den Humoristen. Herr Feist begann nervös mit den Augen zu zucken. Der pfiffige Nunne sah es und rief hocherfreut: „Sehn Se woll, sehn Se woll, es schtimmt er zuckt mit de Oogen. Dunerwetter, nee, det is ja aber der annere! Wer'n wer jleich sehn. Hier, Pellemann: kurze, ge drungene Figur fchimmt ganz fa mos! Dunkle Augen schtimmt! Auffallend gelben Teint schtimmt!" „Was?!" rief Feist, „ich habe auffal lend gelben Teint?!" „Jawoll, schweigen Sie! Sie haben eenen janz niederträchtigen jelben Teint! Besondere Kennzeichen: Narbe an der rechten Seite des Na ckens aha, woll'n wer schon krie gen!" Dabei riß Herr Nunne bem Dicken den Rockkragen herunter und stierte begierig auf den Nacken des Humori steil. „Die Narbe habe Ich!* sagte nun ber lange Maler. Nunne wandte sich hastig ihm zu. „Warraftig, da is se!" „Aber die ist ja links!" warf Herr Feist ein. „Das kommt doch druf an, wo mer steht— schweigen Sie! Da is be Narbe, ja aber Dunnerwetter, bet is ja wieder ber annere!" Die Gedanken des Polizeicommipts verwirrten sich au genscheinlich. Det is ja ein unjlcublichet Wirr warr," murmelte er vor sich hin, „wer mit de Narbe zucken soll, der hat die Oogen im Aacken, und wer Plötz lich schrie er laut auf die beiden Män ner ein: „Wissen Sie wat Sie sind? Jlückspilze sind Sie, Sie verdeubelte Stromer! Wenn Sie Kerl da dem annern seine Narbe hätten, und wenn Sie da dem Strolch sein Oogengezucke hätten, denn wär'n Sie bie Einbrecher Platzke unb Pellemann, wo 'n Preis von 200 Mark drus jesetzt is! Det sage ick Ihnen aber, wenn tsie sich hier mausig machen in ber Stadt und rum strolchen und betteln, denn lasse ick Jh nen einspunnen unb krummschließen. Nu machen Sie, bot Sie rauskom men!" Punkt halb sieben saßen unsere bei den Freunde in der ersten Reihe Parket des Stadttheaters. Herr Ottomar Schlicke hatte sie eingeschmuggelt. So bald ihre wahrhaft täuschend ähnlichen Doppelgänger auf der Bühne erschie nen, sprangen sie auf unb jubelten ih nen zu. Ein Theil deâ Publikums umüsirte sich höchlich darüber, ein an derer Theil ärgerte sich über die Stö rung und verlangte Ruhe. Ein beller Sittii/'itSntw-h* uöö bit Kuh? für %9, P. y langenden stürmten mit Stöcken und Schirmen aus unsere Freunde ein. Diese entfernten sich schleunigst. Ge taüt als sie durch die Seitenthüre vet schwanden, erschien ein requirirter Po lizist, erkannte aus dem Tumult die auf der Söhne stehenden VagabuMktt als dieselben, die er heute Nachmittag vergeblich mit verfolgt hatte, und schwang sich zu ihnen hinauf. „Sie sind arretirt!" schrie et die entsetzten Schauspieler an. Nun« erreichte der Lärm den Höhepunkt, und es verging längere Zeit, bis Herr Ottomar Schlicke den Sachverhalt erklären und sich und seine Mitschauspieler vor der Einkerkerung bewahren konnte. Todmüde schlichen unsere Helden Abends durch die Stadt, ein Nacht quartier zu finden. Bis zwölf Uhr Nachts suchten sie vergeblich. Keiner bollte die Vagabunden aufnehmen. Endlich entdeckten sie sich dem Portier eines Hotels unter Beifügung eines Trinkgeld von zehn Merk. Et führte die armen, zerschlagenen Wanderer still und ungesehen auf ein Zimmer im drit ten Stock. mm „Nee," sagte am andern Morgen der Stiefelputzer, als er die zwei Paar Stromerstiefel vor der Stubenthür der beiden Künstler liegen sah, „nee, die putze ick nich, ich bin Stiefelputzer, aber Schtiebelputzer bin ick noch lange nich!" Still und friedlich blieben unsere Freunde am nächsten Morgen im Hotel bis zur Abgangszeit ihres Zuges. Sie hatten genug geduldet und waren ge nügend abgehetzt. „Nun werde ich gkich wieder den ersten Witz machen," fegte ber Humorist, tief aufathmenb, alè der Zug sich in Bewegung fetzte, der sie nach Haufe bringen sollte. Wie sie angekommen und von ben Genossen der Künstlerarche in Em pfang genommen —, das ist auf dem Bilde aus Langes Skizzenbuch besser zu sehen als zu lesen, und noch besser zu sehen ist, wie die Freunde unsere Helden in einen eleganten Zweispän ner Packten unb sie nach Aiufe fahren ließen von Kutscher imb Bedienten in Livree. SUM A* Als zu Hause ber Maker sich feiireB Stromeranzuges entledigte und ihm sein leeres Portemonnaie in die Hände fiel, sagte er vor sich hin: „'nSpa^ bar's, aber 'n theurer Spaß!" Fatale Verwechslung. Der Herr Professor ist im Begriffe, mit feiner Gemahlin vom Hause zu ei nem Ballfeste zu gehen, i!s diese noch auf ber Stiege auf bie Toilette des Gatten einen prüfenden Blick wirft und ausruft: „Aber Max! Die große, tneiße Rose, bie ich eigens für Dich auf meinem Toilettentisch niedergelegt Habs, hast Du in's Knopsloch zu stecken ver gessen! Rasch, hole Dir sie!" Im Vallsaal sind beide alsbald bort einer Menge von Freunden und Bekannten umringt, welche sämmtlich den! Herrn Professor rn.it lachenden Mienen mu stern. Auch die Frau Professorin thut es und erblaßt, „Um Gotteswillen, Mann, was hast Du gethan," lispelte sie ihm entsetzt in's Ohr, „Du hast Dich und mich unsterblich blamiert statt der weißen Rose hast Du ja meine Puderquaste angesteckt!" Liebtreu machen eine Eisenbahnfahrt. Er liest die Zeitung, während seine (Saitin sich furchtbar langweilt. Frau Liebtreu: Karl, gib mir doch auf ei nen Augenblick die Zeitung. Herr Liebtreu: Warte noch ein bischen, wir kommen gleich an einen Tunnel! e K a z e n a e Hops (feinen Freund Sesuchen^f: Mensch, Du liegst noch im Bette? Muß Dich die gestrige Kneiperei aber ange griffen haben! Klops: Ja, es ist wirklich ein Jammer, daß solcher Jam mer so jämmerlich jammervoll ist, I S e z i e Frau: Ach. Herr Existenzarzt, ich wollt Ihnen schon lang mal infultiren ich habe immer so Confessioner nach dem Kopse. Arzt: Na, li.?be Frau, darüber ma» chen Sie sich keine Skropheln! Gehen Sie in die Hypothek und laufen HJ* iw/s .# i L. jk/ -Lt.*- x= SK ri Vi tri. i"v vv -V /V *Jy I v. 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Ihr -Jfiet} Doit V rt i *.a I rf 0 e v n ge Deuten ist über bie ctuiltfirb Sett v.-rbtitcL Die hat ato Mttczliek» betAssocttrtrn unk durch '/ireerntnen licridiv.-n'tattet eime imerrrvchtf ,x6Jle von Det! A ril idH'it und rn fdjs :i tcicjn'u fiif'tx® 9lad)üd)tcn aus allen I: ri!cn det MrLnigten itautrn, wie deS ani«it\iniWjfii und enrupftifttjea. iS-tfU-tndef, 5fit tâilich?? Inhalt lep.-^ieütht es ut umfajj'enbc Encyclovâdie äBetowißiitfjt', ein Si)tca(U bild da .jttu Die ,,9etD=9oTtft ist politijch und relt-iit6S tiotlfomm.-en ni|* «n liberal. tritt encwtW wr Tageblatt Mat«blaßt «Htto «om»tag»bl«t» Hüt fi PettMeaeöltt«..,,. (für OSoche»blatt.. âffbatt bewilligt. Man adresstre: j4-," v l/ feiv* lr v iU'l .'VOIi»»"*'t !/-, Inhalt der 3616-scitigen Lieferung«»:, Vorgkschichtr. Süiitunft. VtnvnilimgS- STÄNDARD SAFES. 47s lK* le è V 4' 4 -V i hl-1-»»»— sr r» toi 11 ä! 1 !«I 'n V E i N A und $tfderet»®c6ifube. Earlenba»- und Bergbau-Gebâud«. 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