Newspaper Page Text
I 9, I «V V Cm Wiedersehn. E? Erzählung von M. voa?e'»W. Heller Lichterschzin strahlte aus ben Fenstern der hübschen Villa des Direc tors der Hamburger Pulverfabrik Bruno Schmidt und fiel weit hinaus 1 in die dunkle Sommernacht. Die kleine Gesellschaft, die sich bei dem Fa« brikdirector zusammengefunden zurAb fchiebsfeier seines Bruders Erich, eines jungen Marineofficèers, der am nach ften Tage seine große Reise um die Welt antreten sollte, stand noch theils plaudernd, theils mit dem Anlegen der Garderobe beschäftigt, im Vestibül des Hauses. Vor der Thür wartete mit einer Laterne der Schiffer^ der die Herr schatten über die Elbe Mückrudern sollte. Endlich kam's zum Aufbruch. Der junge Marinelieutenant trat als erster heraus und bedeutete den Schiffer vor anzuleuchten dann bot er seinen Arm einem jungen Mädchen, das ihm ge folgt war und schlug den Weg, der zur Elbe heruntersührte, ein. Er be schleunigte seine Schritte etwas, so daß zwischen ihnen und den Nachfolgenden ein kleiner Zwischenraum blieb. Ein leiser Wind hatte sich erhoben, er jagte die Wolken am Himmel hin und her, den Mond oft verdeckend doch siegreich brach er bald wieder hervor, die Waldlandschaft umher in einen zauberhaften Silberschimmer tauchend. Das Paar schwieg noch immer, doch beiden klopfte fast hörbar das Herz. ZNarga Richter wußte genau,daß etwas Entscheidendes kommen würde, kommen mußte, und fürchtete es fast. Ihm $ raubte die I i S- Erregung der Stunde Ausdruck i und eindringlich zu fls) a TT* -r rt S »tri f" rti „Niemandem!' nig zurück. Fünf fast K den Athem. „Fräulem Marga". sagte er Plötz-. I" lich. s Sie hob das reizende Gesicht, das, '.r Jfcom weiften Gazeschliier umrahmt, durch den Mondenglan^ einen fast mär chenhaften erhielt, zu ihm em por. „Fräulein Marga," fuhr er leiden schaftlich fort, „Sie wissen ganz genau, wie mir das Herz voll ist, wissen es, I Nie ich Sie lieb?! Sagen Sie mir ein Wort soll ich darf ich zu Ihren Eltern sprechen?" Und in athem- loser Unruhe beugte er sich zu ihr her I ab. i Jetzt hielt sie den Kopf tief gesenkt. „Sie gehen ja fort", murmelte sie fast tonlos. „Ja, ich gehe fort, Marga, aber üpix sind beide noch so jung wir sönnen warten und wenn ich wieder komme in zwei Iahren Marga, se hen Sie mich an Sie hob das todtenblaß gewordene 'i Antlitz mit einem Ausdruck ruhiger Entschlossenheit in ton schimmernden Aixenaugen empor. „Ja," sagte si: dann schnell und fur*. Er preßte ihre Hand in dem Jubel seines Herzens überhörte er, wie seltsam rauh ihre Stimme geklungen. Die anderen kamen näher nur Sekunden des Alleinseins blieben ihnen noch. „Sie sagen es Niemandem, bitte, jcht noch nicht," flüsterte sie ihm schnell gab er leise und in- Die Ihrigen waren herangekommen, man trennte sich vom Director und fei* iter lustigen, kleinen Frau Lilli, die 'f Marga mit überschwenglicher Zärtlich keit in ihre Arme schloß und küßte %. dann löste der Schiffer die Kette des Kahnes, sie stiegen ein, er stieß vom Ufer ab Mar^a wußt: kaum, wie sie auf ihren Platz am Steuer gelangt war. So schnell und plötzlich war alles gekommen der Schein der Laterne war noch einmal auf sein offenes Männer *f «lntlitz gefallen, noch einmal hatten if feine blauen Augen sie aufleuchtend ge ls grüßt. if „Auf Wiedersehen!" rief er ihnen nach mit einer Stimme, aus der so viel hoffnungsvolle Freudigkeit klang Marga wußte, nur ihr allein galt der Gruß. Die andern gasten lachend den Ruf zurück sie nur schwieg und lenkte das Boot hinein in den Nebel der Nacht, der bald alles der schlang. Als Marga eine Stunde später in ihrem Zimmer mit sich allein war, öff liefe sie ein geheimes Fach ihresSchreib tischet und entnahm ihm ein Bild, das sie lange betrachtete aber es trug nicht die Züge des Mannes, dem sie soeben ihr Wort gegeben, und aus ih rem Auge fielen ein paar heiße Tro pfen darauf. Dann richtete sie sich n5ch aus, warf es von sich, wischte mit einer Gebärde des Unmuths die letzten Thränenspuren fort, und mit demsel ben entschlossenen Ausdruck wie vor her sprach sie laut vor sich hin: „Ich iBill!" Monate später. I» Hellem Sonnenlicht liegt der Hasen von Auck $ land. Leise klatschen die Wellen an den Bug der Schiffe, und während sie kleinere Fahrzeuge lustig tanzen ma chen, vermögen sie dem großen deut schen Kanonenboot, das gestern hier eingelaufen, nichts anzuhaben. Wie cir.e schwere, bewegungslose ins tätkowirte Gesicht schauend, in de: Hoffnung auf ein lustiges Aben teuer. Nur ein Officier ist an ab Marga." Masse liegt der Koloß da. Es ist still an Bord die Mann Schaft hat zum größten Theil Urlaub Und auch die Ofnciere mit wenigen usnahmen sind in den Hafenort ge ändert, frrch, einmal wieder festes nd unter den Füßen zu fühlen. Wer der Heimath Liebes hinterließ, rmt in froher Hast dem Postamt zu, dem er Grüße von Weib und Kind, Mutter over Geliebten zu finden die Jüngeren schlendern in der efannten Stadt umher, hier und fft da braune» Insulaner!» neugierig Deck. Erich Schmidt blieb freiwillig zurück es ist ihm lieb, mit feinen Gedanken allein fein zu können. Abenteuer locken ihn nicht, und so gar eilig hat er's auch nicht mit feinen Briefen ein Kamerad wird ihm bringen, was für ihn ange langt ist. Von ihr, an die er denkt bei Tag und Nacht, ist ja doch kein Brief dabei sie hatte es so bestimmt damals damals.... und die ganze Zeit steigt mit diesem Wort wieder vor ihm auf. Er hatte ihr am nächsten Morgen doch noch ein paar Zeilen gesandt heimlich durch den Schifferknaben ihr noch einmal von feiner Liebe, seiner Hoffnung gesprochen und um noch ein Wort von ihr gebettelt. Die Antwort war auch gekommen, ruhiger zwar als er gehofft, aber es war doch ein festes „Ja", das sie ihm gab, mit der Bitte freilich, die zwei Jahre der Trennung gleichsam als eine Prüfung für sie beide zu betrachten. „Wir wollen uns nicht schreiben", so schloß sie, „sondern je hen, ob unser Gefühl stark genug ist, auch ohne äußere Nahrung die Zeit zu überdauern." Und er hatte es recht und gut gefunden, weil sie es so ge wollt, so schwer es ihm auch wurde und so oft er sich auch bei dem bren nenden Wunsche ertappte, dem Papier all' seine Sehnsucht anzuvertrauen doch er bezwang sich, er wollte nicht schwächer sein als sie. Und dennoch klopfte ihm stets das Herz, weitn er die Briefe feiner Schwägerin öffnete es konnte doch von ihr die Rede darin sein, Lilli konnte sie gesehen, gesprochen haben, obwahl er sich sagen mußte, daß sie jetzt, im Winter, nicht mehr mit •den Ihrigen in dem Landhause an der Elbe, sondern in der Residenz wohnte. Da schlägt ihn mitten in all' sei nem Träumen plötzlich eine Hand et was derb auf die Schulter erschrocken fährt er in die Höhe. „Na, Mensch", sagt sein Freund, der Officier vom Deck, „sei doch nicht so verbiestert, woran denkst du denn da" und er schiebt ihm ein Packet Briese in die Hand, „da hast du deine Liebesbriefe viel Vergnügen!" Und sich auf den Hacken herumdrehend, läßt er den Freund diskret allein, „un nöthig", wie Erich lächelnd meint. Er sieht die Briefe durch, von dem Bruder der eine, der da vom Schul freund da! Was ist das? Täuschen ihn feine Augen nicht? Ist das nicht ihre Hand? Er reißt das Convert aus leichenfahl starrt er auf das Blatt ist er wahnsinnig? „Marga Richter Hans Henning von Retzow" .... steht das wirklich da? Und dann flüchtig hingeworfene Worte von ihrer Hand Worte es tanzt ihm alles vor den Augen: „Verzeihung, Verleihung ich weiß, ich thue Ihnen weh, aber ich konnte, ich kann nicht an ders Ich liebte ihn schon lange, lange, eh' ich Sie sah, aber ich glaubte mich verschmäht, verrathen, seine eigene Schwester ließ mich's glauben! Da verzweifelte ich und meinte es nicht zu tragen. Als Sie nun kamen ich hatte Sie gern ich wollte vergessen, wollte wieder leben, für Sie, mit lien ach! Ich wußte nicht, daß Liebe sich nicht todten läßt! Und als er nun doch vor mir stand und mich be gehrte da konnte ich nicht anders! Zürnen Sie mir nicht ich zürne mir ja selbst, aber mein Herz ist wil lenlos vor ihm! Verzeihen Sie alles Älück, allen Frieden fleht auf Sie her- Der Deckofficier sieht mit Verwun derung, wie Erich den Brief, in dem er eben gelesen, plötzlich zu einem Knäuel zusammenballt und ihn, gellend ausla chend, in weitem Bogen über Bord des Schiffes schleudert. „Nanu, was ist denn los?" fragt er herantretend, „schlechte Nachricht er halten?" „Gute, mein Junge, gute!" ruft Erich, convulsivifch lustig. „Alles lebt herrlich und in Freuden im lieben Va terland warum wir hier nicht auch? Komm mit an's Land, mein Sohn, wir wollen uns mal einen vergnügten Tag machen heut, ich hab's satt, immer nur an die bretterne Schiffswand mein träumend Haupt zu legen. Se!t will ich trinken, lachen Der andere saßt ihn besorgt am Arm. „Ruhig, ruhig, mein Junge, sieh, ich will ja nicht fragen, aber so gefällst du mir nicht!" „Laß mich", fährt dieser ihn an, und wenn du nicht willst, so gehe ich allein." Damit stürzt er sort. Der junge Officier pfeift leise vor sich hin. Die Wellen schäumen die glitzern de Sonne vergoldet ihren weißenGischt, und sie spülen weit hinaus in den Ocean ein Blatt Papier, auf dem wie der einmal das alte Lied steht von ver rathener Liebe, gebrochener Treue! Aahre waren vergangen. Ihre Wege hatten sich nicht wieder gekreuzt. Nur flüchtig hatten sie voneinander gehört. Er vermied es, die Seinen nach ihr zu fragen, und diese schwiegen aus Scho nung für ihn. Durch dritte aber, die nichts von ihren Beziehungen ahnten, erfuhr er, daß bald nach ihrer Ver mählung ihr Mann vom Pferde ge stürzt war, in einer Heilanstalt unter gebracht werden mußte, wo er ver starb, nachdem sie sechs Wochen vorher einem Knaben das Leben gegeben. Er fühlte kaum etwas bei dieser Nachricht und wunderte sich selbst, mit welcher Ruhe und Gleichgiltigkeit er von ihr reden hören konnte. Sie sei sehr schön geworden, erzählte man wei te?, als geistreiche, graziöse Frau in den literarisch-ästhetischen Kreisen der Hauptstadt chie gefeierte Persönlich- keit. Auch daS ließ ihn satt. Sem Beruf, dem er sich mit ganzer Seel hingegtben, füllte ihn jetzt völlig aus Marga hatte die Verbindung mit den Seinen nie ganz erlöschen lassen Briese gingen zwischen Lilli und ihr wenn auch nicht häufig, so doch zwei bis dreimal jährlich hin und her. Lilli, trotz der großen Enttäuschung, daß ihr Lieblingsplan, die Vereinigung des Schwagers mit der Freundin, so jäh gescheitert, konnte sich dem Zauber von Margas Persönlichkeit nicht ganz ent ziehen. Nachdem der erste Groll über wunden, brach in ihr die alte Nei gung für die Jugendfreundin wieder hervor, und das schwere Geschick, das Marga in ihrer kurzen, unglücklichen Ehe getroffen, söhnte sie vollends Aber sie blieb doch stiller und nach •denflicher als gewöhnlich, und tie Schaar ihrer Verehrer, die ihr wie sonst ihre Huldigungen darbrachten, was sie früher stets lächelnd gedul det, beklagte sich bitter an dem Tage ob ihrer Zerstreutheit und Wortkarg heit. Marga war Vormund ihres Kna ben der Gegenvormund, ein Verwand ter und Jurist, wohnte in der Kreis stadt, die unweit der Pulverfabrik des Directors Schmidt lag. Alljährlich pflegte sie zur Berathung mit dem Vormunde nach der Kreisstadt zu fahren, hatte es aber stets bisher vermieden, Lilli aufzusuchen, obwohl sie jedesmal dringend dazu aufgefor dert war. Nun aber ließ sich Lilli nicht wieder zurückweisen sie schrieb, Marga müsse am nächsten Tage schon kommen, sonst werde sie ernstlich böse! So entschloß sich denn Marga, dem Drängen der Freundin nachzugeben und auf einen halben Tag hinüberzu fahren. Warum sollte sie auch nicht? Ein Begegnen war wohl ausgeschlos sen Erich lebte mit seiner Frau in Kiel, und wenn auch nicht was that es? Er war ja gebunden, glück lich in feiner Ehe und dachte gewiß nicht mehr an die Vergangenheit! So fuhr sie die halbe Stunde von der Bahn durch den Wald der Be hausung Lillis zu. Jubelnd begrüßt mit einem „Gott, wie schön bist du ge worden," ließ sie lächelnd den Wort schwall der redseligen, kleinen Frau über sich ergehen. Sie bewunderte das Wachsthum der Kinder, besah die zum Theil neue Einrichtung und blieb Plötz lich vor einer Photographie stehen, die mit einem schwarzen Flor umrahmt war. „Wer ist das?" fragte sie. Die kleine Frau wurde etwas roth. „Das... das war Erichs Frau.... du weißt doch oder habe ich's dir gar nicht geschrieben, die Aermste ist vor einem Jahre bei bet, Geburt ihres kleinen Mädchens gestorben. Es war zu traurig!" „Du hast mir nichts davon geschrie ben", sagte Marga tonlos und blickte auf das still?, hübsche Gesicht, das durch ein Paar dunkle, sanfte Augen unend lich verschönt wurde. „Ja," fuhr Lilli immer etwas un ruhig fort, „und denke nur, wie merk würdig gestern früh kommt eine Depesche von Erick, er muß sort, hat ein Commando nach China, und da will er uns heute sein Kind bringen Und sie blickte nach der Thür. „Du bist mir doch nicht böse, Marga, daß ich's dich nicht wissen ließ aber ich dachte, einmal müßtet ihr euch ja wohl doch wiedersehen und Gott, ich glaube, da find sie!* Und fit eilte hinaus. Marga stand unbeweglich. èie fühlte, wie ihr Herz plötzlich anfing zu klopfen. Doch es galt, sich zu fassen schnell ging sie von dem Bilde fort und trat an's Fenster. Die Thür öffnete sich Marga wandte sich um. Erich trat herein, älter geworden, der Zug fester Männlichkeit war noch verschärfter in den noch vol len, blonden Locken schimmerten ein zelne silberne Fäden. „Ein Mensch, der gelitten hct", dachte Marga. Mit ruhiger Höflichkeit trat er auf sie zu. „Lilli sagte mir schon, daß ich Sie hier begrüßen könne, gnädige Frau welch freundlicher Zufall!" „Ich danke Ihnen, Herr Capitän," erwiderte Marga und fuhr dann fort: „Darf ich Ihnen sagen, wie traurig es mich gemacht,zu hören, daß solch schwe res Leid Sie getroffen?" Und sie streckte ihm die Hand entgegen. Er drückte sie freundlich. „Dank!" sagte er einfach. Der Director erschien Begrüßung des Bruders, Besprechen seiner Reise Pläne und der Behandlung des Kindes, das man schlafend in Lillis Zimmer getragen hatte, folgten. Dann ging ma« |tt Tisch».'.-' wtä I• 1 mit ihr aus. Durch Lilli erfuhr denn Marga auch, daß Erich sich vier Jahre nach seiner Rückkehr mit einem jungen Mädchen verheirathet habe, einem lieben, beschei denen Geschöpf, in dessen Besitz er glücklich und zufrieden sei. Etwas wie ein leiser llnmuth lag zwischen den Zeilen oder schien es Marga nur so? Ein unmerkliches Zucken ihres Herzens machte sie stutzig. Sie hatte sich gewöhnt, ihre Empfindungen streng zu seciren war's möglich? War sie eifersüchtig, sie? Und mit welchem Recht? That er nicht wohl daran, Trost zu suchen für die bittere Täu schung, die ihm von ihr geworden? Und sie, was wollte sie denn war sie nicht fertig mit alledem? Sie hatte ja doch in den entsetzlichen Monaten ihrer trüben Ehe kennen gelernt, wie wenig die Wirklichkeit von allem bietet, was ein thörichtes Menfchenherz sich vorgaukelt von Liebe und Glück! Sie hatte ihr Kind für sie mußte alles andere vorbei fein Thorheit, auch nur darüber nachzusinnen! *'""jf' fjvfy..'. I !/. i 1 hj v. .."jsièLu. V,. Der Director bot Marga den Arm an dem kleinen, für vier Personen gedeckten Tisch faß Erich ihr gegen« über. Gr beobachtet? sie schweigend, während sie mit einer Lebhaftigkeit, die ihre innere Beklommenheit verdecken sollte, die Unterhaltung führte. Ja, sie war schön geworden, das Gerücht Hatte nicht übertrieben. Das fast griechisch-regelmäßige Gesicht war jetzt schmaler und Hatte einen matten Elfenbeinton, die Augen erschienen noch größer und schillerten tote früher in stets wechselndem Grün-Grau. Die prachtvollen Wellen ihres gold braunen Haares legten sich wie gebän digte Ranken um den zierlichen Kops und bedeckten fast die kleinen Ohren,um sich im Nacken zu einem Knoten zu vereinen. „Klythia!" so ging's ihm durch den Sinn. Und so einfach die Haartracht war, so einfach auch das schwarze Kleid, das sie trug, doch allem war der Stem pel tadelloser Eleganz aufgeprägt. „Eine schöne Frau!" wiederholte er für sich. Der alte Zauber drohte wieder über ihn zu kommen, alte Erinnerun gen tauchten auf und ließen fein Herz erheben, heut und damals lag nicht eine Ewigkeit dazwischen? Sie merkte, daß er sie beobachtete, ihre Wangen färbten sich höher, der Wein regte sie an, ihr Ehrgeiz, ihre Eitelkeit wurden angefacht plötzlich fühlte sie's selbst mit freudigem Er schrecken: sie wollte ihm gefallen! Den Kaffee nahm man draußen auf der Veranda, alles wie früher. Da ertönte die Stimme des Kindes, das von der Wärterin gebracht, nach dem Vater rief. Marga ging ihr Ein peinliches Gefühl überkam Er entgegen, nahm das Kleine auf den Arm und küßte das Geschöpfchen, unter dessen blondem Lo ckengewirr die dunklen Augen der Mut ter hervorleuchtete^ mit inniger Zärt lichkeit. „Was für ein süßes, kleines Men schenkind!" sagte sie leise. Da blickten Erichs Augen sie plötzlich warm ausleuchtend an, so daß sie die ihren niederschlug. Hastig gab sie bet Frau das Kind zurück. „Wie spät mag es sein?" fragte sie fast verlegen, ich muß den Fünfuhrzug erreichen, sonst komme ich vor Nacht nicht nach der Stadt. „Der Wagen soll sofort erscheinen," sagte der Director, „aber ich bin un tröstlich, gnädige Frau, Sie nicht zur Station begleiten zu können. Es sind wieder ein paar Unregelmäßigkeiten in der Fabrik vorgekommen, so daß ich nicht gut abkommen kenn. Schade, daß Sie uns Ihren lieben Besuch nicht länger gönnen wollen," und er küßte ihr abschiednehmend die Hand, „Lilli, du bringst natürlich Frau von Retzow zur Bahn." Damit schlug er, den Hut lüftend, den Weg zur Fabrik ein. Lilli kämpfte augenscheinlich mit ei ner gewissen Verlegenheit, dann sagte sie bittend: „Gelt, Marga, es ist dir recht, wenn mein Schwager dich beglei tet? Sieh, das Kind muß zur Nacht besorgt werden, und die Wärterin weiß noch nicht recht Bescheid im Haus. Nicht wahr, Erich,du thust mir den Ge fallen?" „Wenn die gnädige Frau nichts da gegen hat, selbstverständlich," sagte er sich verbeugend, jetzt wieder ganz for melle Höflichkeit. „O bitte!" sagte Marga. sie es sah ihr wie ein abgekartetes Spiel zwischen den Eheleuten aus, und doch wollte sie nicht ablehnen. Erich hätte es ja als Furcht auslegen kön nen! Der Wagen fuhr vor. Lilli nahm herzlichen Abschied und flüsterte ihr noch beinah' wie schuldbewußt zu: „Du bist mir doch nicht böse?" „Nein, nein," sagte Marga zerstreut. So schieden sie. Der offene Wagen fuhr schnell durch den Tannenwald kein Laut rührte sich. Beiden war in der Stille beklom men zu Muthe. Marga sah verstohlen nach der Uhr über eine halbe Stunde mit ihm allein., zum ersten Male nach sechs Jahren, würde diese Stunde eine Be rührung des Vergangenen ergeben, eine Anknüpfung für die Zukunft? War das möglich nach alledem? Wollte sie es denn überhaupt? Kopf und Herz waren ihr verwirrt, sie ver mochte nicht zu denken, und immer peinlicher wurde das Schweigen. Er saß neben ihr und blickte mit gefurchter Stirn und zusammengepreß ierrt Munde vor sich nieder er kämpfte mit gleichen» Empfindungen, das war klar. Ursprünglich fing et an von seiner Frau zu sprechen in Tonen liebevoller Wärme, herzlicher Anerkennung, gleich sam als wolle er sich wappnen durch dies Gespräch vor dem Ansturm des alten Gefühls, das über ihn kam. Marga verstand ihn wohl, und doch schmerzte sie fast jedes herzliche Wort, das er der Todten gab. Schon leuchteten von fern die ern des Bahnhofaebäudes durch die Bäume nur wenige Minuten noch da sah auch er erschreckt auf. „Schon?" entfuhr «s ihm, fast ohne daß er's gewollt. Es schien die höchste Zeit, derSchaff ner stürzte heran, riß eine Coupethür des schon zur Abfahrt bereit stehenden Zuges auf, Marga zögerte noch einen Moment, sekundenlang tauchten ihre Augen fragend in die seinen. „Schnell, schnell, meine Dame," mahnte der Schaffner u»b schob sie fast hinein. Zu spät also! Sie neigte leise grüßend ihr ^mpt noch einmal zum Fenster hinaus, er legte salutirend die Hand an die Mütze ein gellender Pfiff, dann setzte sich der Zug langsam in Betoegut •ii starrte ihm nach, wie Wieder 1 einmal hatten zwei Men- schon den rechten Augenblick verpaßt „das eine Wort blieb ungebrochen" Hâi» vorbei für immer! Es war Mal kleener Barde, Mit en' Herzen kald und Hardt Manche nannt' er „meine Aber nehmen wollt' et Keene: Watde, warbt, kleener Und er nahm das ttebde Deibchen Auf dem Standesamt zum Weibchen?^ D'raus ward kälder ihre Minne Und de Budder, ach, so dinne: Warde, warde, kleener Barde! „Warum," rief er, „liebe Jedbe, Schmiert'st De frieher denn so sedde?" Schbrach der kleene Schwerenedher: „'s fedde Bemmchen war Traufe. Schwiegernmttzr: „Sit müssen sich meiner annehmen, Herr Ge vatter! Gestern sagte mein Schwieger sohn: 99 Teufel und eine Schwieger mutter seien 100!" Gevatter (sich besinnend): „Da kann i" nix mache'. Frau G'vatterin! 99 und 1 ischt 100 mehr bring' i' au' ntt ^wegT I e e i n o i e z u einem Lieutenant, der rauchend die Räume des Museums betritt): Ich bitte das Plakat zu beachten, dem Pub likum ist es verboten, hier zu tauchen. Lieutenant: Ach! Mau- er nicht: Na, hör'. Du greifst gehö rig in die Cigqrrenkiste Deines Herta, wenn der ober einmal die Cigarren nachzählt? Bedienter 29.: Mt kannst Du das denken, so Zweierlei. „Ah. Herr As, fessor, sieht man Me auch wieder ein mal? Wie gcht's? Immer noch bei gu ter Laune, wie ehedem?* „Danke, ja!" „Und die gnädige Frau?" „O, die ist auch tmmir aut bei Lau 'nenr 'f jf- -/'H? MSÄMM er nun schneller und fckineller dahinbrauste und endlich im Waldesdunkel verschwand sie sank in die Kissen des Wagens mti hielt ihre Augen fest geschlossen, sie fühlten es beide: es war vorbei für im mer! 1 w V ,, 'fx T» Der kleene Barde« V i-'JiuA*. sächsische Romanze)..! Kleene",: Bardel In dem „Krug zum blanken Schwerds" Sang er einstmals im Konzerbe, Wo das hibsche, blonde Jeddchen Bemmchen schmierte am Bifseddchen Warde, warde, kleener Barde! Feiriz rief er: „Herzenslämmchen, Schrnier'n Se nur doch noch BeMm chen!" Und se schmierte fingerdicke, Warf 'n zu verliebte Blicke: w Warde, warde, kleener Barde! Kaum dsS Bemmchen in dem Magen, Dhad er ihr von Liebe sagen Doch das Mädchen schbrach gerieben: „'s Broddegoll erscht underschriâül" Waede, warde, kleeuer Bardel ,»r Keeder!" Warde, warde, kleener Barde! Eine venelianische Aspasia. Keine geringe Rolle in den künstle tischen und literarischen Kreisen der Renaissance scheint die venezianische Courtisane Veronika Franko gespielt zu haben.. Auch war sie keine unbe deutende Dichterin, und machte von ih rem Talente Gebrauch, um höchst be redte und erschütternde Warnungen an alle Jene zu hinterlassen, die ihren Lebenswandel nachahmen möchten. Der Ruf ihrer Schönheit, Anmuth und Gelehrsamkeit ging durch ganz Europa, und wer Italien bereiste, scheute einen großen Umweg nicht, nur um einen Blick von der anbetungs würdigen „Nymphe der Adria" aufzu fangen. Veronika war im Jahre 1546 geboren, starb verhältnißmäßig jung, und vermachte ihr Vermögen religiösen Stiftungen. Doch schon beoor sie die Irrwege ihres Lebens bereute, gab sie sich klar und deutlich von den sie um ringenden Gefahren Rechenschaft, suchte Andere davor zu schützen und scheute bor feinem Geldopfer zu die sem Zweck zurück. So schrieb sie einer Freundin, um deren Tochter sie be sorgt war: „Erlaube mir, Dich auf die drohende Gefahr aufmerksam zu ma chen. Du weißt, wie oft ich Dir 'rceth, auf Deine Tochter zu achten. Als Du mich mit ihr besuchtest, trug sie gelbes (Die Sitte, sich das Haar zu färben, eigentlich nur zu bleichen, war in jener Zeit eine Art Symbol des Courtffa nenthums, obwohl die Sitte auch von vielen vornehmen Damen, ganz beson ders in Venedig, angenommen wurde.) Haar, und es stand ihr gut. Mir aber machte der Anblick Kummer. Glaube mir, es gibt keine trostlosere und elen dere Enstenz, als die der Courtisane. Keine Reichthümer, keine Vergnügun gen, keine Vortheile können ihr Ersatz für das bieten, was sie ofcfert." Vero nika gab schließlich mit vierzig Jahren ihren Lebenswandel auf und trua sich sogar eine Zeit lang mit dem Gedan ken, einen religiösen Orden in's Leben zu rufen. Sie starb 1591, und noch hcutigestags nehmen ihre Gedichte, be sonders die zum Ruhme Venedigs, ei nen hervorragenden Platz tn der ita lienischen Literatur ein.'™: jW'i* $ »'l i i f', i: (PI eSOxt jV V: .+ä Seht A.: ich etwa aus wie Publifunf^! U n e e i e n e n e dienter durch ihre ticienen iieridjKtsiatt .t Nachricht 1 gemein ist e i e E n a samkeit. Stammgast (zu einem andern Gast): Was muß ich sehen, Freund, Du siehst aber schlecht aus.— Ja, ich habe drei Tage fein Bier ge trunken, und das bekommt mit immer schlecht! HuäffutiH. offeriren wir das prachtvolle Kunstwerk1 Anseve Weltausstellung das größte illustrirte deutsche Werk über die Columbische Weltausstellung. Format 11X16 Zoll. 1000 Illustrationen von den feinsten Kupferplatten und auf bestem "Satin Enamel" Papier gedruckt. Durch einen Gotttraft mit der Ausstellungsbehörde stehen den Verlegern sümmt liche Original-Phorographien (über 15,000) zur Auswahl von Illustrationen zur Ber fügung. Der Text des Werkes ist von einem früheren Beamten der Weltausstellung mit Zuhilfenahme aller offiziellen Quellen geschrieben. SALESROOMS: Dis „9t unb liberal f) tte 1 jiii'iVX. i i-r wfc+jlt if Inhalt der 3616-seltign» Lieferungen: Vorgeschichte. Baukunst. .„„i VerwaliunqK» und Fischerei-KcliNild». Gartenbau» und Berizbau-Nebünde Transportation«» und Arautn.VediWH«. £•& ElektrizitätS. und LandwlrchlchastS^StdâUbl^ Jndnstriè-Palast. Maschinenhalle und Kunsthall«. v. Einweihung der Ausstellilnq. 10. Bundesgebäude mit Sieben bauten (SoIottndMflt' Perisi»lc it.). 8U0 bleibendes Andenken be« stete wachsendem Werthe ist daS Werk für jeden Deutschen unschätzbar. .• .• Aede Woche erscheint ein neues Heft. Nachbestellungen können zu jeder Zeit gemacht werd». Obige Lieferungen können von dieser Office bezogen werden und zwar zu dem Preise von 11. Arena für Aied-AuSstellunff, BahndSfe ?c. 13. Forstwesen Milcherei»Sedttude, Äntropologie» Gebäude. 18—Iß. Gebende der einzelnen Staaten. 16. Das bcutlcbe HauS »nd Krupp'S ©cbfl#be. 17—19. Gebäude auswärtiger Staaten. 20. Hasciidaulen, Wasserwcge, Vltmg-Schiff, öWkv bac,'-Dampfer ic. 21. Daß beutiche Dors nttb Alt-Wi«». 22- 27. Die Midway Piaisance. S8. Organisation und Ciassifiz»runq der Auilsiellu«a» Objekte. 29—38. Innen-Anstchten von Gebäuden und Bescheid bung von Ausstellungsobjekte». Herring=Hall-Marvin Co. standartTsäfes. iP4 n -ifi S v I lit ly v. :.1' rjtrn vaiwp*-.AT £fT'rfOlT"»/IC .. ALSO Ci: Ne mansnip. 5 Styles Kew-Uorker Staats-IeUuvK, e n e 1 8 3 die größte ntt» reichhaltige veutMe Zeitung der Wett. aus aüai Z.Vil::i c»r P^« am«i?antff?)en uiw.oii.'ijWeii 'nbjd» täqtidbrt SCHALT rtjaiütentirt eine umwfotbe SncyclouâSte *et jtielteretgntfie, ÜII uuä|tint)lgeâ EPTRYJ», tUd dcr jtu. $if»"„yteto=9oi!tr Staat?-=^tttumr ist politisch tu* n'Uqi St? rtftt cntTritf blj- «edbtf dR oUt? imö Té)TI t(i in tier yolttiViicn, toirthldiuftlaiien icib juilaieti »"»VcUli i.i'bunn ein. DkS (Iii Âei&ii) btr „Wto-v'lnrfer totnat1»--Rettung" 6oItti|tei an beWctibem uiio tiutetliultnibcm äeieftmarteaiirrfttmit erst« a n e i n Ere Unser trt« yivt sich fflt bte Cttdidatea Staat«. Gantta uu6 daettoluflcn, lüSaS Vole tola* (im öwauâ zahlbar): (f#r 12 Monâ Wâ hfir 4â TT* (lilt 3 Ml.»« S.A. (föv U-Wwnitt 10.00. s jjtit 1 ^lenate 5.00. ({fix 3 iÄ' ...... Wochenblatt 'Se 5y 00IHoniiiii#« unabha eq v fflt «tuji »«{uiibcii 8*ei*r -. •étiuni wegen fttnri Äat*# «Stelle WBto den gemitteofl^ I für 12 Monate I 60. tfttt ti Uionate 0.78« I [fir 'i Monat« 1 .MX ifflr UfZonati...... 0.7&, n a s a s ewbenummmi werden auf Wunsch Mrfanbt. Ntzeat» werd?» aa allen «nd OtataMB' ABIOtt beroUUflt. Man aMtffiit: Hew*Yorker Staut#-Zeitung1» Letter Bvx 1307, im« OLty, N* —ß y & K JÄeusttt 2.50. J?. -Vs.! V, i'TiSti \n\n V o e e n i n u King of all %ycle& L%ht Weight and cainefully warranted Pptall Salesroom, 280 Wabash Ave. 15 Cents per Lieferung, cöcr 7 LieserniWn für 11:66. New York City Portland, Me. Boston Philadelpfcia Cleveland Chicago? Louisville St. Louis Kansas City OmahaMinneapolis St. Paul NewOrleane* San Fxancisco Los Angeles San Diego Portland Oreg. Nashville, Tenn.| Rigidity. Every Ma and Scientific Work Highest Hoars at the World's Coliimhian Exposition. TiadinAt"* au« allen Ilytlia 0« ..<p></p>ÄrreiiNj^i ... EDWARD C. MALL, WILLIAM H. HALL, TRIM. R. T. PULLEN, Calw -inzia« von der WeltauLstellung», "Behörde autorislrte »tutfdie tunftw#tf "über die «olumbische Weltausftell«WG« HEREirtlC-HÄLL-HflÄWISy CO'S SAFES ÄRE THE BEST. Repairing and Putting on Combination Locks, A Lai$ Line of SECOND HAND SAFES in First Class Orte SAFES SOLD ON THE INSTALLMENT PLAN. Cincinnati, New York, Philadelphia. FACTORIES Principal Offices Cincinnati, Ohio* Richmond, Va. Milwaukee, Wis. Evansvill».. Ind. Atlanta. GJW •••.•...«•I 11, .«•.••.I, I—.W -JIÜ'B stamp Jor our 24*page: Catalogue-A. werk of Art. Monarch Cycle Company, Absolutely the Best. Superior rtateriat Lake and Hatoted Sts., CHICASO, ILL. rine uns sinStf von uitt iS1 s et? t'Ii 11 nb vui ib it trlcrirurihifdje*